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Fast wöchentlich verhängt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Verbandsstrafen gegen Vereine wegen unsportlichen Verhaltens von Zuschauern. „Nach § 9a der Rechts- und Verfahrensordnung sind Vereine nicht nur für das Verhalten ihrer Spieler und Offiziellen, sondern auch für das ihrer Anhänger und Zuschauer verantwortlich“ erläutert Rechtsanwalt Dr. Marius Breucker aus der Stuttgarter Kanzlei Wüterich Breucker.
Originaltitel
Vereine Haften Für Ihre Zuschauer – Und Zuschauer Haften Den Vereinen
Fast wöchentlich verhängt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Verbandsstrafen gegen Vereine wegen unsportlichen Verhaltens von Zuschauern. „Nach § 9a der Rechts- und Verfahrensordnung sind Vereine nicht nur für das Verhalten ihrer Spieler und Offiziellen, sondern auch für das ihrer Anhänger und Zuschauer verantwortlich“ erläutert Rechtsanwalt Dr. Marius Breucker aus der Stuttgarter Kanzlei Wüterich Breucker.
Fast wöchentlich verhängt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Verbandsstrafen gegen Vereine wegen unsportlichen Verhaltens von Zuschauern. „Nach § 9a der Rechts- und Verfahrensordnung sind Vereine nicht nur für das Verhalten ihrer Spieler und Offiziellen, sondern auch für das ihrer Anhänger und Zuschauer verantwortlich“ erläutert Rechtsanwalt Dr. Marius Breucker aus der Stuttgarter Kanzlei Wüterich Breucker.
Zuschauer haften den Vereinen Fast wchentlich verhngt der Deutsche Fuball-Bund (DFB) Verbandsstrafen gegen Vereine wegen unsportlichen Verhaltens von Zuschauern. Nach 9a der Rechts- und Verfahrensordnung sind Vereine nicht nur fr das Verhalten ihrer Spieler und Offiziellen, sondern auch fr das ihrer Anhnger und Zuschauer verantwortlich erlutert Rechtsanwalt Dr. Marius Breucker aus der Stuttgarter Kanzlei Wterich Breucker. Und die Haftung geht noch weiter: Heim- und Gastverein haften im Stadionbereich fr Zwischenflle jeglicher Art.
Haftung ohne eigenes Verschulden Ob die umfassende Haftung der Vereine einer berprfung durch staatliche Gerichte standhalten wrde, ist umstritten. Der Sportrechtsexperte Dr. Jan Orth bte in einem Beitrag fr die Sportrechtszeitschrift Sport und Recht Kritik: Eine verschuldensunabhngige Haftung fr das Verhalten Dritter verstoe gegen zivilrechtliche Grundstze. Denn blicherweise setzen Schadensersatzansprche von besonderen Gefhrdungstatbestnden abgesehen ein Verschulden voraus. Auch andere Sportjuristen, etwa der Dsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Frank Bahners, hegen Zweifel, ob eine solche Haftung der Vereine verfassungsrechtlich haltbar ist. In einem Beitrag fr die Zeitschrift Causa Sport kommt er im Jahr 2009 zu den Ergebnis, dass eine Haftung ohne Verschulden gegen verfassungsrechtliche Grundstze verstoe. 2
Rechtsprechung des DFB-Sportgerichts Bis auf weiteres mssen die Vereine mit 9a Rechts- und Verfahrensordnung leben und mit empfindlichen Vertragsstrafen rechnen. So schloss das DFB-Sportgericht den Verein Dynamo Dresden fr die Saison 2013/2014 von allen DFB-Pokalspielen aus. In seinem Urteil setzte sich das Sportgericht mit der Frage auseinander, ob der Verein bestraft werden knne, obwohl die Vereinsverantwortlichen kein Verschulden treffe. Das Sportgericht bejahte dies. Es gelte der Grundsatz der strict liability, also eine verschuldensunabhngige Verantwortlichkeit der Vereine fr das Verhalten ihrer Anhnger. Damit will, so das DFB- Sportgericht, der Verbandsgesetzgeber und ihm folgend die Sportrechtsprechung den Verbandszweck von Gewaltfreiheit und Fairplay im Fuballsport sichern. Bereits im Jahr zuvor hatte das DFB-Sportgericht gegen Dynamo Dresden einen Ausschluss aus dem DFB- Pokal verhngt. Erst in der Berufungsinstanz war die Sperre in eine Geldstrafe von 100.000,- EUR und ein Spiel unter Ausschluss der ffentlichkeit in der zweiten Bundesliga umgewandelt worden. Das DFB-Bundesgericht habe damals, so das DFB-Sportgericht, ausdrcklich die Warnung ausgesprochen, dass bei erneuten Vorkommnissen ein Ausschluss aus dem DFB-Pokal nicht auszuschlieen sei. Dynamo Dresden habe daher, so die Argumentation der Sportrichter, mit einer Verbannung aus dem Pokalwettbewerb rechnen mssen. Diese Entscheidung kritisierte Rechtsanwalt Dr. Jan Rker in einem Beitrag fr die Zeitschrift Sport und Recht als zu hart. Nach Rker ist die bislang vom DFB praktizierte Bercksichtigung des Verschuldensgrades nicht ausreichend. Der DFB folgt einem zweistufigen Haftungsmodell: Die Vereine sollen dem Grunde nach ohne eigenes Verschulden haften. Beim Strafma kann dann bercksichtigt werden, welche Sicherheitsmanahmen der jeweilige Verein getroffen hatte. Weist ein Verein nach, dass er smtlichen rechtlichen Anforderungen nachkam und im besten Falle noch zustzliche Manahmen ergriffen hat, kann dies die Hhe der verhngten Strafe erheblich reduzieren. Genau dies fordert auch Jan Rker: Die Vereine mssten fr ihre Bemhungen um verstrkte Sicherheitsmanahmen belohnt werden. Neben dem strafenden, abschreckenden Aspekt der Haftung sollte, so Sportrechtsanwalt Marius Breucker, auch ein incentivierender und motivierender Impuls gesetzt werden: Wer in die Sicherheit investiert, wer vielleicht berobligationsmige Sicherheitsvorkehrungen trifft, sollte im Ergebnis besser gestellt werden, schlgt Breucker vor. Dass sich die Investition in die Sicherheit lohnt, ist genau das Signal, das der DFB an die Vereine senden will. 3
Sicherheitskonzept fr Sportveranstaltungen Und die Vereine tun etwas: Sie erarbeiten gemeinsam mit Polizei, Feuerwehr und den stdtischen Behrden vor Ort schon jetzt umfassende Sicherheitskonzepte. Vor Beginn jeder Saison werden Risikospiele definiert und die Ablufe koordiniert. Die Veranstalter mssen alle rechtlichen Vorgaben, etwa aus den stdtischen Stadionordnungen oder der Versammlungsstttenverordnung einhalten. Darber hinaus mssen sie aber auch ihr Vertragsmanagement auf Sicherheitsaspekte abstellen: So nehmen die Vereine die wesentlichen Verhaltenspflichten oft ebenfalls Stadionordnung genannt in die Vertrge mit den Zuschauern auf. Vertragstechnisch handelt es sich um Allgemeine Geschftsbedingungen, erlutert Rechtsanwalt Marius Breucker. Geregelt werden etwa das Verbot von Waffen, Wurfgegenstnden oder rechtswidrigen Transparenten oder die Kontrollbefugnis des Ordnungsdienstes. Die Vereine mssen darauf achten, alle Regeln schon beim Ticketverkauf in den Vertrag einzubeziehen, andernfalls sind sie wirkungslos, warnt Breucker. Regressanspruch des Vereins Mit der Verhngung einer Vertragsstrafe gegen den Verein ist der Fall aber noch nicht zu Ende: Die Vereine knnen die verantwortlichen Zuschauer ihrerseits auf Regress in Anspruch nehmen. Im Ergebnis muss dann der jeweilige Strer dem Verein die Vertragsstrafe bezahlen, die der Verein zuvor an den DFB entrichtet hat. So jedenfalls das Oberlandesgericht Rostock in seinem Urteil vom 28. April 2006. Der DFB hatte gegen Hansa Rostock Vertragsstrafen verhngt, weil im Bundesligaspiel am 25. Oktober 2003 drei 4
Zuschauer auf den Platz gelaufen waren. Die Flitzer wurden verurteilt, die Vertragsstrafe in vollem Umfang gegenber Hansa Rostock zu erstatten. Der Verurteilung stand nicht entgegen, dass der DFB die Vertragsstrafen unmittelbar nicht wegen des Zuschauerverhaltens als solchem, sondern wegen der unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen verhngte. Denn, so das Oberlandesgericht Rostock in seiner Begrndung, ohne einen entsprechenden Vorfall wre es nicht zu einer Vertragsstrafe gekommen. Auch der Umstand, dass die Zuschauer nicht unmittelbar einen Vermgensschaden auslsten, sondern dieser erst durch die vom DFB verhngte Vertragsstrafe eintrat, stand einer Haftung nicht entgegen: Dem Gericht gengte es, dass die Zuschauer den Schaden mittelbar verursachten, da ihnen bekannt war, dass ihr Verhalten eine Vertragsstrafe des DFB auslsen werde, erklrt Anwalt Marius Breucker. Kein Mitverschulden des Vereins Die Zahlungspflicht der Strer wurde auch nicht dadurch gemindert, dass Hansa Rostock aufgrund vorangegangener Vorflle mehr bezahlen musste als ein unbelasteter Verein. Denn der Schdiger muss immer den konkret entstandenen Schaden ersetzen, auch wenn eine ungnstige Disposition des Geschdigten zu einem hheren Schaden fhrt. Auch auf ein Mitverschulden des Vereins wegen etwaiger fehlender Sicherheitsvorkehrungen konnten sich die Flitzer nicht berufen. Das Gericht konnte kein Verschulden des Vereins erkennen. Und selbst wenn der Verein fahrlssig gehandelt htte, wrde dies hinter dem vorstzlichen Handeln der `Flitzer` zurcktreten, erklrt Anwalt Marius Breucker. Er erwirkte im Jahr 2009 ein Urteil des Landgerichts Stuttgart gegen den Becherwerfer, der durch den Wurf eines Hartplastikbechers auf den Linienrichter den Abbruch des DFB-Pokalspiels der Stuttgarter Kickers gegen Hertha BSC Berlin am 25. Oktober 2006 verursacht hatte. Das Landgericht verurteilte den Becherwerfer, den Stuttgarter Kickers die vom DFB verhngte Vertragsstrafe samt Verfahrenskosten zu erstatten. Zudem musste er die entgangenen Einnahmen wegen eines Spiels unter Ausschluss der ffentlichkeit ersetzen. Auch im Stuttgarter Verfahren folgte das Gericht wie zuvor in Rostock der Argumentation, dass der Strer dem Verein alle Schden aus der Verletzung des Zuschauervertrages ersetzen muss. Dieser Durchgriff der Vereine auf den individuellen Strer ist vom DFB durchaus gewollt: Wenn letztlich der individuell Verantwortliche herangezogen wird, kann da abschreckend wirken. Nach geltender Rechtslage stehen damit sowohl die Vereine gegenber dem DFB als auch die Strer gegenber den Vereinen in der Verantwortung: Vereine haften fr ihre Zuschauer und die Zuschauer haften den Vereinen, resmiert Anwalt Marius Breucker.
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