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bewegliche lettern medienwandel in gutenbergs welt

Kevin Kelly: Besser als kostenlos Über diesen Artikel

(“Better Than Free”) Kevin Kelly: Besser als kostenlos


(“Better Than Free”) wurde am
24. August 2009 um 08:59 Uhr
gepostet und unter Digitale
Der Aufsatz “Better Than Free” des Wired-Herausgebers und
Geschäftsmodelle, Medienwandel
Technologietheoretikers Kevin Kelly wurde zuerst im Januar 2008 abgelegt.

veröffentlicht. Mittlerweile ist er zu einem klassischen Text der Diskussion


über neue Geschäftsmodelle in der digitalen Welt geworden und hat, unter
vielen anderen, auch Chris Anderson beeinflusst, der sich in seinem Buch
“Free” (kostenpflichtige Printausgabe, gratis Audiobook-Download) mit dem Neueste Artikel
gleichen Thema auseinandersetzt. Mit freundlicher Genehmigung von Kevin Google Editions: Erste offizielle
Informationen
Kelly erscheint “Better Than Free” hier erstmals in deutscher Übersetzung.
BnF vs. DDB – 150 : 5
Verlage verzögern Ebooks,
verzichten auf Kunden
Kevin Kelly: Besser als kostenlos Letzte Weisheiten über das Internet
Nachgerechnet: Das
Das Internet ist eine Kopiermaschine. Auf seiner grundlegendsten Ebene “Jahrhundertprojekt” Deutsche
Digitale Bibliothek
kopiert es jede Handlung die wir tun, jedes Zeichen und jeden Gedanken,
Lesenswert – 26.11.09
den wir äußern, während wir darin unterwegs sind. Wenn eine Nachricht
Lesenswert – 19.11.09
von einem Winkel des Internets in einen anderen gesendet werden soll, Felicitas Hoppe: Verlage sollten
erfordern die Kommunikationsprotokolle, dass die gesamte Nachricht Autoren Digitalwelt erklären

unterwegs mehrmals kopiert wird. IT-Unternehmen verdienen gutes Geld Lesenswert – 17.11.09
Buch-Marketing per Twitter? – Das
mit dem Verkauf von Geräten, die diese unablässigen Kopiervorgänge
Web1.0 rät ab
ermöglichen und vereinfachen. Jedes Datenbit, das auf einem Computer
Google wird Buchhändler
produziert wird, wird irgendwo hinkopiert. Die digitale Wirtschaft wird von Das Wissen des Papierzeitalters
diesem Kopienstrom angetrieben. Im Unterschied zu den massengefertigten [Update] Jetzt konkret: Farbdisplay
für eReader im Frühjahr
Reproduktionen des Maschinenzeitalters sind diese Kopien nicht nur billig,
Kindle 1984: Amazon einigt sich mit
sondern kostenlos.
Klägern, will brav sein
Content kann man nicht verkaufen:
Unser digitales Kommunikationsnetzwerk ist darauf ausgerichtet, dem Paul Graham über “Post-Medium
Publishing”
Fließen der Kopien so wenig Reibungswiderstand entgegenzusetzen wie
möglich. Tatsächlich fließen die Kopien so ungehindert, dass wir das
Internet als einen Supraverteiler sehen können, in dem eine Kopie, sobald
Ausw ärts
sie einmal ins System eingebracht ist, endlos durch das Netzwerk flie ßt, so
Big Brother im Bücherschrank
wie elektrischer Strom in einem Supraleiter. Die Auswirkungen können wir
Das Wissen des Papierzeitalters
in unserem täglichen Leben sehen: Wird ein kopierbarer Gegenstand mit Echolote in die Tiefen des Netzes
dem Internet in Berührung gebracht, dann wird er kopiert, und diese Kopien Wenn die E-Books ein Regal hätten
lassen sich nicht mehr aus der Welt schaffen. Jedes Kind weiß, dass man
etwas, das einmal ins Internet eingeflossen ist, nicht mehr löschen kann.

Dieser Supraverteiler ist zur Grundlage unserer Wirtschaft und unseres


Wall Street not amused with lack of
Wohlstands geworden. Die unmittelbare Vervielfältigung von Daten, Ideen Kindle sales figures: "Amazon
und Medien stützt alle maßgeblichen Sektoren der amerikanischen treading a fine line with fuzzy
statements" | Reuters
Wirtschaft, vor allem die exportorientierten – also diejenigen, in denen die http://j.mp/4SjdQT
USA einen Wettbewerbsvorteil haben. Unser Wohlstand basiert auf einem "Wir können Maß nehmen an der
Entwicklung der Musikbranche." Sehr
gewaltigen Apparat, der unterschiedslos und unentwegt Kopien erstellt.
lesenswertes Sonntagsgespräch im
Buchmarkt http://j.mp/8Xw7FX

Die letzte Wohlstandsperiode dieser Wirtschaft baute dagegen auf den Google drängt angeblich weiter auf
Hardwaremarkt, Konkurrenz zu
Verkauf wertvoller Kopien, so dass das freie Fließen kostenloser Kopien die Apple: "Google and HTC To Launch
Wirtschaft, vor allem die exportorientierten – also diejenigen, in denen die http://j.mp/4SjdQT
USA einen Wettbewerbsvorteil haben. Unser Wohlstand basiert auf einem "Wir können Maß nehmen an der
Entwicklung der Musikbranche." Sehr
gewaltigen Apparat, der unterschiedslos und unentwegt Kopien erstellt.
lesenswertes Sonntagsgespräch im
Buchmarkt http://j.mp/8Xw7FX

Die letzte Wohlstandsperiode dieser Wirtschaft baute dagegen auf den Google drängt angeblich weiter auf
Hardwaremarkt, Konkurrenz zu
Verkauf wertvoller Kopien, so dass das freie Fließen kostenloser Kopien die Apple: "Google and HTC To Launch
überkommene Ordnung zu untergraben droht. Wenn all unsere Arbeit Apple iSlate Rival"
http://j.mp/8UjsDT
kostenlos vervielfältigt werden kann, wie soll es dann weitergehen? Wie, um
Five Things Book Publishers Still
es auf den Punkt zu bringen, kann man mit dem Verkauf kostenloser Need To Learn | The eBook Test
http://j.mp/7oauOw
Kopien Geld verdienen?
Ray Kurzweil's new ereading
software Blio: "Kurzweil Reinvents
Auf diese Frage habe ich eine Antwort. Am einfachsten lässt sie sich so the Book, Again" | Wired.com
http://j.mp/5xWkzI
formulieren:

Wenn Kopien im Überfluss verfügbar sind, werden sie wertlos. Links


booklab (Rüdiger Wischenbart)
Börsenblatt
Wenn Kopien im Überfluss verfügbar sind, wird das Unkopierbare knapp
BuchMarkt
und wertvoll.
Buchreport
Buzz Machine (Jeff Jarvis)
Wenn Kopien kostenlos verfügbar sind, muss man Unkopierbares
Carta
verkaufen.
Digitale Notizen (Dirk von Gehlen)
e-Book Reader News
Aber was ist unkopierbar? engadget
Freedom to Tinker

Es gibt eine Reihe von unkopierbaren Werten: Vertrauen zum Beispiel. Immateriblog (Matthias Spielkamp)

Vertrauen kann nicht kopiert werden. Man kann es nicht kaufen. Vertrauen Indiskretion Ehrensache (Thomas
Knüwer)
muss man sich verdienen, über einen längeren Zeitraum. Man kann es auch
Lawrence Lessig
nicht downloaden. Oder fälschen. Oder vortäuschen (zumindest nicht auf
Leander Wattig
Dauer). Wenn alle anderen Bedingungen gleich sind, wird man stets lieber
lesen.net
mit jemandem einen Handel eingehen, dem man vertrauen kann. Daher ist Motorblog (Tim Renner)
Vertrauen etwas Immaterielles, das in einer kopienges ättigten Welt mehr Netzpolitik.org
und mehr an Wert gewinnt. Netzwertig
Perlentaucher

Neben Vertrauen gibt es zahlreiche ähnliche Werte, die schwer kopierbar publishblog (Dietmar Gigler)

und daher in unserer Netzökonomie zunehmend wertvoll werden. Mir TechCrunch


TeleRead
scheint, dass man sie am besten untersuchen kann, wenn man nicht aus
The Bookseller
der Perspektive des Produzenten, Herstellers oder Urhebers auf sie blickt,
titel Magazin
sondern aus der des Verbrauchers. Man kann mit einer einfachen
Verbraucherfrage beginnen: Warum sollten wir eigentlich für etwas zahlen,
das wir kostenlos haben können? Wenn man eine Kaufversion eines Archiv
Gegenstands erwirbt, den man auch kostenlos haben könnte, was genau Dezember 2009
November 2009
kauft man da eigentlich?
Oktober 2009
September 2009
Meine Beschäftigung mit der Netzökonomie hat mir acht Kategorien von
August 2009
immateriellen Werten aufgezeigt, die wir kaufen, wenn wir für etwas Geld
Juli 2009
ausgeben, das auch kostenlos verfügbar wäre.
Juni 2009

Diese acht Dinge sind ganz buchstäblich besser als kostenlos. Acht
unkopierbare Werte, die ich als “Generative” bezeichnen will. Ein Suche nach:

“generativer” Wert ist eine Eigenschaft oder ein Attribut, das generiert Suchen

werden muss, also herangezogen, kultiviert, gehegt. Ein Generativ kann


nicht kopiert, geklont, gefaked, vervielfältigt, gefälscht oder nachgemacht
werden. Es wird auf eigene Weise generiert, vor Ort und über längere Zeit.
In der digitalen Welt fügen generative Eigenschaften kostenlosen Kopien
Wert hinzu – dadurch lassen sie sich verkaufen.

Besser als kostenlos: die acht Generative

Unmittelbarkeit : Früher oder später kann man alles als Kopie finden, aber
eine Kopie im Moment ihres Erscheinens – oder noch besser: ihrer
Entstehung – auf den Tisch zu bekommen, darin liegt ein generativer
Vorteil. Viele Leute gehen zur Filmpremiere ins Kino, wo man einen saftigen
Besser als kostenlos: die acht Generative

Unmittelbarkeit : Früher oder später kann man alles als Kopie finden, aber
eine Kopie im Moment ihres Erscheinens – oder noch besser: ihrer
Entstehung – auf den Tisch zu bekommen, darin liegt ein generativer
Vorteil. Viele Leute gehen zur Filmpremiere ins Kino, wo man einen saftigen
Preis dafür zahlt, einen Film zu sehen, den man zu einem späteren
Zeitpunkt kostenlos oder beinahe kostenlos ausleihen oder downloaden
könnte. Gebundene Bücher kosten mehr, weil sie als erste verfügbar sind –
auch wenn sie diesen Vorzug als Bindungsart maskieren. Um der erste zu
sein, muss man oft für dasselbe Produkt einen höheren Preis zahlen. Als
verkäufliche Qualität hat die Unmittelbarkeit verschiedene Ebenen, darunter
den Zugang zu Beta-Versionen. Damit werden Anhänger eines Produkts
selbst in den generativen Prozess eingebunden. Beta-Versionen gelten oft
als weniger wertvoll, weil sie unvollständig sind, aber sie besitzen
gleichzeitig verkäufliche generative Eigenschaften. Unmittelbarkeit ist
immer relativ – deshalb ist sie generativ. Sie muss zum Produkt ebenso
passen wie zur Zielgruppe. Blogs unterliegen einem anderen Zeitgefühl als
Filme oder Autos. Aber letztlich hat jedes Medium seine Unmittelbarkeit.

Personalisierung : Die allgemeine Version eines Konzertmitschnitts mag


kostenlos zu haben sein, aber wenn man eine Kopie haben m öchte, die
darauf abgestimmt ist, im eigenen Wohnzimmer ein perfektes Klangerlebnis
zu bieten – so als wäre das Konzert eben dort aufgeführt worden – wäre
man vielleicht bereit, einen hohen Preis zu zahlen. Das kostenlose Exemplar
eines Buches kann vom Verlag nach Maß redigiert werden, so dass es sich
in die eigene Leseerfahrung einpasst. Damit man einen kostenlosen Film
kauft, kann er geschnitten und den eigenen Sehvorlieben angepasst werden
(etwa ohne Gewaltdarstellung, aber mit Kraftausdrücken). Aspirin ist
kostenlos, aber Aspirin, das für die eigene DNA optimiert ist, ist sehr teuer.
Es ist oft angemerkt worden, dass Personalisierung eine längere
Abstimmung zwischen dem Erzeuger und dem Verbraucher, dem Künstler
und seinem Fan, dem Produzenten und dem Nutzer erfordert.
Personalisierung ist zutiefst generativ, weil sie wiederholungsintensiv und
zeitaufwendig ist. Die Personalisierung, die sich in einer Beziehung
niederschlägt, ist unkopierbar. Im Marketing nennt man dies “Stickiness” –
“Haftkraft”. Denn es bedeutet, dass beide Parteien diesem generativen
Vorteil verhaftet sind (sich darin einbringen) und deshalb ungern die
Beziehung abbrechen, um anderswo neu anzuknüpfen.

Interpretation : Ein alter Witz geht so: Software kostenlos –


Benutzerhandbuch 10.000 Dollar. Aber das ist kein Witz. Ein ganze Reihe
prominenter Unternehmen wie Red Hat, Apache und viele andere verdienen
ihr Geld auf genau diese Weise. Sie bieten gegen Bezahlung Support für die
kostenlose Software. Die Kopie des Softwarecodes, die reinen Bits, sind
kostenlos – und werden für den Nutzer erst durch Support und Anleitung
wertvoll. Ich vermute, dass dieses Modell in Zukunft auch für genetische
Informationen gelten wird. Momentan ist es noch sehr teuer, eine Kopie
seines DNA-Codes zu bekommen, doch das wird sich ändern. Bald schon
werden Pharma-Unternehmen die Verbraucher dafür bezahlen, dass sie ihre
Gene sequenzieren lassen. Die Kopie der eigenen Gensequenz wird man also
kostenlos bekommen können, aber ihre Interpretation: was diese Sequenz
bedeutet, was für Folgen sich daraus ergeben und wie man sich darauf
einstellen kann – sozusagen das Benutzerhandbuch für die eigenen Gene –
wird einen hohen Preis haben.

Authentizit ät: Schon möglich, dass man eine wichtige Software kostenlos
haben kann, doch selbst wenn man kein Benutzerhandbuch braucht, will
man vielleicht sicherstellen, dass die Software fehlerfrei, zuverl ässig und
garantiert echt ist. Für Authentizität ist man bereit zu zahlen. Es gibt eine
unüberschaubare Anzahl von Varianten der Jams der Grateful Dead. Doch
Authentizit ät: Schon möglich, dass man eine wichtige Software kostenlos
haben kann, doch selbst wenn man kein Benutzerhandbuch braucht, will
man vielleicht sicherstellen, dass die Software fehlerfrei, zuverl ässig und
garantiert echt ist. Für Authentizität ist man bereit zu zahlen. Es gibt eine
unüberschaubare Anzahl von Varianten der Jams der Grateful Dead. Doch
wenn man eine authentische Version bei der Band selbst kauft, dann kann
man sicher sein, dass man das bekommt, was man wirklich haben will –
und dass wirklich die Grateful Dead den Jam eingespielt haben. Künstler
hatten von alters her mit diesem Problem zu kämpfen. Grafische
Reproduktionen, etwa Fotografien oder Lithographien, tragen oft einen
Künstlerstempel, eine Art Signatur, die Authentizität behauptet, so dass
einen höherer Preis für die Kopie verlangt werden kann. Digitale
Wasserzeichen und andere Signaturtechnologien werden als
Antikopiermaßnahmen wirkungslos sein (sind Kopien doch supraleitende
Flüssigkeiten), aber sie können dem, der Wert darauf legt, die generative
Eigenschaft Authentizität vermitteln.

Zug änglichkeit : Besitz ist oft nervig: Man muss seine Dinge sauber und
aktuell halten und sich – sofern es sich um digitale Gegenstände handelt –
um Sicherungskopien kümmern. Und in der mobilen Welt, in der wir leben,
muss man ihn überall hin mitschleppen. Viele Leute, und ich selbst gehöre
dazu, wären vollauf glücklich, wenn andere sich um unsere “Besitztümer”
kümmern würden, und wir sie lediglich abonnierten. Wir würden gern Geld
an ein fantastisches Unternehmen, nennen wir es Acme Digital Warehouse,
zahlen, damit es uns jede Melodie dieser Welt bereitstellt, wann und wo wir
wollen – und auch jeden Film und jedes Foto (egal ob von uns selbst oder
von einem anderen aufgenommen) sowie jedes Buch und jeden Blog. Acme
würde von allem Sicherungskopien erstellen, die Urheber entlohnen und uns
liefern, was wir Lieben: auf unsere Telefone, PDAs, Laptops,
Großbildschirme, ganz egal. Dass das meiste auch kostenlos zu haben sein
wird – wenn wir es denn auf uns nehmen wollen, es selbst zu pflegen, zu
erweitern, zu ordnen und Sicherungskopien anzulegen – wird mit der Zeit
immer weniger verlockend sein.

Verk örperung : Im Grunde sind digitale Kopien körperlos. Man kann eine
kostenlose Kopie eines Werkes auf eine Leinwand projizieren. Doch wenn
man es lieber hochauflösend auf Großleinwand sähe? Oder gar in 3D? An
PDF-Dokumenten ist nichts auszusetzen, aber manchmal ist es ein großes
Vergnügen, dieselben Wörter auf strahlendweißem watteweichen Papier
gedruckt und in Leder gebunden zu sehen. Das liegt so angenehm in der
Hand. Und wenn man, während man in sein (kostenloses) Lieblingsgame
vertieft ist, mit fünfunddreißig anderen Gamern in einem Raum sitzen
könnte? Eine intensivere Verkörperung lässt sich auf unzählige Arten
erreichen. Zwar kann das, was heute noch HD-Qualität ist und die Leute ins
Kino lockt, schon morgen seinen Weg ins heimische Wohnzimmer finden,
aber es wird immer neue überwältigende Vorführungstechnologien geben,
die noch nicht bei Endverbrauchern angekommen sind. Laserprojektionen,
Holografie, ja selbst das Holodeck. Und nichts wird so intensiv verk örpert
wie Musik bei einem live Konzert von echten Menschen. Die Musik ist
kostenlos; die körperliche Aufführung kostspielig. Dieses Schema setzt sich
mehr und mehr durch, nicht nur bei Musikern, sondern auch bei
Schriftstellern. Das Buch ist kostenlos – die Lesung oder der Vortrag sind
kostspielig.

Patronage : Ich glaube, dass das Publikum die Urheber bezahlen möchte.
Fans möchten ihren Künstlern, Musikern, Schriftstellern usw. ein Zeichen
ihrer Wertschätzung geben, denn das ermöglicht ihnen, mit diesen in
Beziehung zu treten. Aber zahlen werden sie nur, wenn der Zahlungsvorgang
keinerlei Umstände macht, wenn der Betrag angemessen ist und sie sich
sicher sein können, dass das Geld unmittelbar den Urhebern zugute kommt.
Die Band Radiohead hat kürzlich in einem weithin beachteten Experiment
Fans möchten ihren Künstlern, Musikern, Schriftstellern usw. ein Zeichen
ihrer Wertschätzung geben, denn das ermöglicht ihnen, mit diesen in
Beziehung zu treten. Aber zahlen werden sie nur, wenn der Zahlungsvorgang
keinerlei Umstände macht, wenn der Betrag angemessen ist und sie sich
sicher sein können, dass das Geld unmittelbar den Urhebern zugute kommt.
Die Band Radiohead hat kürzlich in einem weithin beachteten Experiment
die Fans selbst entscheiden lassen, wie viel sie für eine kostenlose Kopie
zahlen wollten – das ist ein Paradebeispiel für die Bedeutung von Patronage.
Die flüchtige, schwer zu fassende Beziehung, die sich zwischen
Anerkennung zollenden Fans und Künstlern entfaltet, hat einen Wert. Im
Falle von Radiohead einen Wert von rund fünf Dollar je Download. Es ließen
sich zahlreiche weitere Beispiele dafür finden, dass das Publikum zahlt, weil
es sich gut anfühlt, zu zahlen.

Auffindbarkeit : Während die zuvor aufgezählten Generative in den


digitalen Kunstwerken selbst liegen, ist Auffindbarkeit etwas, das sich auf
einer übergeordneten Ebene eine Rolle spielt, nämlich bei der Anhäufung
zahlreicher Werke. Ein Preisschild mit einer Null darauf führt nicht dazu,
dass ein Werk Beachtung findet – manchmal sogar zum Gegenteil. Aber
ganz unabhängig vom Preis ist ein unbeachtetes Werk wertlos;
unauffindliche Meisterwerke haben keinen Wert. Wo es Millionen Bücher,
Millionen Songs, Millionen Filme, Millionen Softwareprogramme, Millionen
von allem, das unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen will, gibt – und das
meiste davon kostenlos – ist es wertvoll, auffindbar zu sein.

Die großen Aggregatoren wie Amazon und Netflix verdienen ihr Geld zum
Teil damit, dass sie den Kunden dabei helfen, die Werke zu finden, die sie
schätzen. Sie bringen das Gute am “Long Tail”-Effekt zur Geltung, der
bekanntlich darin besteht, ein Nischenpublikum mit einem Nischenprodukt
in Beziehung zu setzen. Doch leider hat der “Long Tail” nur für die
Riesenaggregatoren und die größeren Aggregatoren auf der Zwischenebene,
wie Verlage, Filmstudios und Plattenlabels ein Gutes. Für die Urheber selbst
bringt der “Long Tail” nicht viel. Doch da Auffindbarkeit sich erst auf der
Systemebene abspielt, sind Urheber auf Aggregatoren angewiesen.
Deswegen werden Verlage, Filmstudios und Plattenlabels (kurz: VFP) nie von
der Bildfläche verschwinden. Für den Vertrieb, dafür, die Kopien auszuteilen,
sind sie nicht notwendig (dafür sorgt die Netzmaschine). Aber die VFP sind
notwendig, um die Aufmerksamkeit der Nutzer den einzelnen Werken
zuzuteilen. Aus einem Ozean von Möglichkeiten wählen die VFP Werke aus,
fördern und verfeinern sie – Werke von Urhebern, von denen sie glauben,
dass sie die Fans ansprechen werden. Auch andere Vermittler, wie Kritiker
und Rezensenten lenken die Aufmerksamkeit. Fans greifen auf diesen
vielschichtigen Auffindbarkeitsapparat zurück, um aus den Myriaden von
Werken das Wertvolle herauszufinden. Es steckt Geld darin, Talente zu
entdecken (mittelbar auch für die Urheber). Viele Jahre lang hat die
Programmzeitschrift “TV Guide” mehr Geld eingespielt als die drei großen
Sendergruppen, deren Programm sie listete, zusammengenommen. Die
Zeitschrift nahm die Fernsehzuschauer an der Hand und zeigte ihnen, was
es diese Woche Gutes in der Glotze gab. Und das war ja für die Zuschauer
kostenlos verfügbar. Es besteht kaum Zweifel, dass in der Kostenloswelt
neben den Mega-Aggregatoren viele VFP ihr Geld – zusätzlich zu den
anderen Generativen – damit verdienen werden, dass sie Auffindbarkeit
verkaufen.

Diese acht Eigenschaften erfordern neue Kenntnisse und Fähigkeiten. In der


Welt der Kostenloskopien wird man seinen Erfolg nicht auf
Distributionsfähigkeiten aufbauen können, denn für Vertrieb und
Verbreitung wird die Große Kopiermaschine sorgen. Auch juristische
Fähigkeiten im Umgang mit geistigem Eigentum und Copyright werden
nicht mehr von Nutzen sein. Genauso wenig wie Kenntnisse im Horten und
Verknappen. Stattdessen erfordern diese acht neuen Generative ein
Verständnis dafür, wie Überfluss zu einer Mentalität des Teilens führt, wie
Distributionsfähigkeiten aufbauen können, denn für Vertrieb und
Verbreitung wird die Große Kopiermaschine sorgen. Auch juristische
Fähigkeiten im Umgang mit geistigem Eigentum und Copyright werden
nicht mehr von Nutzen sein. Genauso wenig wie Kenntnisse im Horten und
Verknappen. Stattdessen erfordern diese acht neuen Generative ein
Verständnis dafür, wie Überfluss zu einer Mentalität des Teilens führt, wie
Großzügigkeit zum Geschäftsmodell wird, wie wichtig es geworden ist,
Dinge zu kultivieren und zu fördern, die nicht mit einem Mausklick
vervielfältigt werden können.

Kurzum, das Geld generieren in dieser Netzökonomie nicht Kopien.


Aufmerksamkeit generiert Geld, und Aufmerksamkeit folgt ihren eigenen
Regeln.

Achtsamen Lesern wird aufgefallen sein, dass eines bisher nicht erwähnt
wurde: Ich habe nicht von Werbung gesprochen. Werbung gilt weithin als
die Lösung, ja beinahe als die einzige Lösung, für die Paradoxie des
Kostenlosen. Die meisten Vorschläge, die ich bislang zur Überwindung des
Kostenlosen gehört habe, gehen auf die eine oder andere Art von Werbung
aus. Ich bin der Meinung, dass Werbung lediglich eine bestimmte
Ausformung von Aufmerksamkeit ist, und langfristig wird sie nur ein Teil
der neuen Arten sein, Geld zu verdienen, indem man Kostenloses verkauft.
Aber das ist ein anderes Thema.

Unter der schaumigen Oberfläche der Werbung werden diese acht Generative
den allgegenwärtigen kostenlosen Kopien einen Wert geben und es lohnend
werden lassen, für sie zu werben. Diese Generative sind auf alle digitalen
Kopien anwendbar, aber auch auf all die Kopien, deren Grenzkosten gegen
null tendieren. (Mehr dazu in meinem Aufsatz “Technology Wants to Be
Free“). Auch Industrien, die materielle Güter produzieren, sehen sich
zunehmend in einer Situation wo die Kosten für die Vervielfältigung sich an
null annähern, so dass auch diese sich wie digitale Kopien verhalten
werden. Dies ist seit Kurzem bei Landkarten der Fall. Bald wird es auch in
der Genetik so sein. Kleingeräte und Apparate, zum Beispiel Handys,
befinden sich auf dem Weg dahin. Die pharmazeutische Industrie ist bereits
an diesem Punkt, will es aber geheim halten. Eine Pille herzustellen, kostet
nichts. Bei Arzneimitteln zahlen wir für Authentizität und Unmittelbarkeit.
Und eines Tages werden wir für Personalisierung zahlen.

Die Generative zu unterhalten ist sehr viel aufwendiger, als in einer Fabrik
Kopien zu fertigen. Es gibt noch viel zu lernen, viel herauszufinden.

Veröffentlicht am 31. Januar 2008.


Deutsche Übersetzung von Thomas Rohde am 24. August 2009.

Im letzten Satz der englischen Version seines Aufsatzes fordert Kevin Kelly
seine Leser auf, mit ihm über seine Thesen in Diskussion zu treten. Unter
den zahlreichen Leserkommentaren, die sich auf Kevin Kellys Blog
angesammelt haben, finden sich viele streitbare und interessante
Positionen. Unter anderem Vorschläge für weitere Generative wie
Gemeinschaft und Nutzerfreundlichkeit. Um zu dieser Diskussion
beizutragen, schlage ich vor, eventuelle Kommentare zu Kellys Thesen dort
einzubringen (auch wenn Kommentare natürlich auch hier willkommen sind).

Diese Artikel k önnten Sie interessieren:

1. Chris Andersons Thesen zum “Free”

2. Lesenswert: Cory Doctorow über kostenlose E-Books als Marketing Tool

3. Content kann man nicht verkaufen: Paul Graham über “Post-Medium


Publishing”
1. Chris Andersons Thesen zum “Free”

2. Lesenswert: Cory Doctorow über kostenlose E-Books als Marketing Tool

3. Content kann man nicht verkaufen: Paul Graham über “Post-Medium


Publishing”

Abgelegt unter: Digitale Geschäftsmodelle, Medienwandel | Tags: Free,


Kevin Kelly 5 Kommentare »

5 Kommentare zu “Kevin Kelly: Besser als


kostenlos (“Better Than Free”)”
1. PvC
24. August 2009 um 12:05

Sehr spannend! Ich habe versucht, das mal fürs Medium Buch
weiterzudenken… http://bit.ly/fJfPx

2. Kevin Kelly: Besser als kostenlos  | weiterbildungsblog


2. September 2009 um 22:49

[...] Als im Januar 2008 Kevin Kelly’s Aufsatz “Better than free”
erschienen ist, habe ich gleich ein “Must Read” neben den Link
gesetzt. Andere waren offenbar ähnlich begeistert, und die
Diskussion, welche Geschäftsmodelle mit Inhalten (content, copies)
im Zeitalter des Internets funktionieren, hält ja bis heute an (siehe
z.B. Chris Anderson’s “Free”). Jetzt hat sich Thomas Rohde die
Mühe gemacht, Kelly’s Aufsatz zu übersetzen und online zu stellen:
“Wenn Kopien im Überfluss verfügbar sind, werden sie wertlos.
Wenn Kopien im Überfluss verfügbar sind, wird das Unkopierbare
knapp und wertvoll. Wenn Kopien kostenlos verfügbar sind, muss
man Unkopierbares verkaufen. Aber was ist unkopierbar?” Thomas
Rohde, bewegliche lettern, 24. August 2009 [...]

3. KULTURTECHNO » Tageslink
7. September 2009 um 09:08

[...] http://bewegliche-lettern.de/2009/08/kevin-kelly-besser-als-
kostenlos-better-than-free/#more-389 Written by Kreidler in:
Siege der Aufklärung | [...]

4. goringo.de » Blog Archive » Besser als kostenlos


9. September 2009 um 21:41

[...] “Das Internet ist eine Kopiermaschine.” [via] [...]

5. Digitale Notizen » Blog Archive » Das Nicht-Kopierbare schaffen


13. September 2009 um 15:30

[...] Rohde hat für die bewegliche-lettern.de Kevin Kellys Better


Than Free übersetzt. Sehr [...]

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