bensweltlichen Erfahrung verlieren, die ihm allein Gewhrleistungskraft
verleiht. Husserls Gedanken zum Gottesproblem sind in den gleichen dreiiger Jahren entstanden wie seine Zeitkritik in der Krisis-Abhandlung. Das Kernstck dieser Zeitkritik bildet die These von der modernen Vergessenheit der Lebenswelt. Die lebensweltlichen Evidenzen werden durch Idealisierungsprodukte berlagert, weil die bloe Gedachtheit dieser Produkte in Vergessenheit gert. Durch die allenthalben herrschende Idealisierung webt die moderne Menschheit nach Husserls bekannt gewordener Formulierung in der Krisis (Hua VI, S. 51) ein Ideenkleid, das die bodenstndige, weil evidenzgesttigte Lebenswelt berlagert und verdeckt und sie so in Vergessenheit geraten lsst. Aber Husserl selbst steht noch im Bann dieser Vergessenheit, solange er in Erwgung zieht, das Telos der Religionsgeschichte sei ein aus Idealisierung resultierender Vernunftglaube, worin Gott die Rolle des idealen Pols spielt. So bedarf Husserls Kritik der Lebensweltvergessenheit einer Metakritik, nmlich einer Selbstanwendung auf seine eigene Religionsphnomenologie. Husserl war, wie wir wissen, evangelischer Christ. Ob er fr seinen persnlichen Glauben in seinem aus der Teleologie des Bewusstseins abgeleiteten Gottesbegriff eine Besttigung fand, wage ich nicht zu entscheiden. Als werdender Gott hat der Husserlsche Gott jedenfalls eine Geschichte, die vielleicht mit der Geschichte des einen biblischen Offenbarungsgottes in Verbindung gebracht werden kann. Und die Einbindung des metakritisch entidealisierten Husserlschen Gottes in einen religisen Glauben mit seinen lebensweltlichen Evidenzen knnte Raum lassen fr ein phnomenologisches Interesse an der kultischen Verehrung dieses Gottes in biblisch orientierten Glaubensgemeinschaften wie Judentum und Christentum oder der darauf antwortende Islam.