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Auf meines Kindes Tod - VI.

Gedicht von Joseph Freiherr von Eichendorff

8.
Von fern die Uhren schlagen,
Es ist schon tiefe Nacht,
Die Lampe brennt so dster,
Dein Bettlein ist gemacht.
Die Winde nur noch gehen
Wehklagend um das Haus,
Wir sitzen einsam drinne
Und lauschen oft hinaus.
Es ist, als mtest leise
Du klopfen an die Tr,
Du httst dich nur verirret,
Und kmst nun md zurck.
Wir armen, armen Toren!
Wir irren ja im Graus
Des Dunkels noch verloren
Du fandst dich lngst nach Haus.
9.
Dort ist so tiefer Schatten,
Du schlfst in guter Ruh,
Es deckt mit grnen Matten
Der liebe Gott dich zu.
Die alten Weiden neigen
Sich auf dein Bett herein,
Die Vglein in den Zweigen
Sie singen treu dich ein.
Und wie in goldnen Trumen
Geht linder Frhlingswind
Rings in den stillen Bumen
Schlaf wohl mein ses Kind!
10.
Mein liebes Kind, ade!
Ich konnt ade nicht sagen
Als sie dich fortgetragen,
Vor tiefem, tiefem Weh.
Jetzt auf lichtgrnem Plan
Stehst du im Myrtenkranze,
Und lchelst aus dem Glanze
Mich still voll Mitleid an.
Und Jahre nahn und gehn,
Wie bald bin ich verstoben
O bitt fr mich da droben,
Da wir uns wiedersehn!
Joseph Freiherr von Eichendorff
Aus der Sammlung Totenopfer

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