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150 psychologische Aha-Experimente

Den Forschern zufolge sollte man sich mit genetischen Erklrungen die zuweilen unberlegt vorgebracht werden zurckhalten, da sie das Verhalten beeinflussen. Wenn ich beispielsweise
glaube, mein bergewicht sei genetisch bedingt, ist meine Willensstrke fr eine Dit oder mehr Sport viel geringer.
Diese Studie sagt nichts darber, ob Frauen in Mathematik
besser oder schlechter sind als Mnner. Sie beweist vielmehr, dass
Frauen, wenn sie die Leistungsunterschiede in Mathematik fr
angeboren oder genetisch bedingt halten, weniger gut abschneiden, als wenn sie diese Unterschiede nicht als angeboren, sondern
als erlernt betrachten. Hier sieht man deutlich, dass berzeugungen die Leistung von Frauen bei einfachen Mathematikaufgaben
beeinflussen knnen. Da die Leute genetische Erklrungen meist
fr unumstlich halten, kann dies sich selbst erfllende Prophezeiungen heraufbeschwren.

Fazit
Ja, in den Naturwissenschaften findet man weniger Frauen, und
offenbar beruhen einschlgige geschlechterspezifische Leistungsunterschiede, wenn es sie gibt, zumindest teilweise auf berzeugungen, die zum Hindernis fr die Leistungsfhigkeit werden.
Dem sollten wir entgegenhalten, dass Frauen in bestimmten
wissenschaftlichen Disziplinen genauso hufig vertreten sind wie
Mnner. In Frankreich sind dies vor allem die Biologie (Wissenschaft von den lebenden Systemen), die Pharmazie und die Medizin51, wo Frauen die Hlfte (50 %) der Immatrikulierten ausmachen. In Qubec bilden sie eine bedeutende Mehrheit in der
Biologie (61,9 %), und in der Schweiz beginnen sie doppelt so
oft wie die Mnner eine Doktorarbeit in diesem Fach. Warum?
Vielleicht weil hier wiederum ein Stereotyp am Werk ist: die
51

Siehe Tabelle Aufteilung der Universittsstudenten nach Geschlecht, Studiengang und Fach 20042005 auf der Website des franzsischen Bildungsministeriums (http://www.education.gouv.fr/stateval/rers/rers2005.htm#6).

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