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Mit großer Verwunderung haben wir von der Ernennung Frau Zeyer-Müllers zur neuen
Rektorin der Schule Schloss Salem erfahren. Unser Erstaunen richtet sich vor allem auf die
Frage nach der Qualifikation Frau Zeyer-Müllers sowie auf ihre politische Festlegung.
Frau Zeyer-Müller war Oberstudienrätin in einem fränkischen Gymnasium und wurde 2004
überraschend - obwohl ihr die schulrechtlichen Voraussetzungen fehlten, nämlich Studien-
direktorin zu sein – von Monika Hohlmeier zur Leiterin des Humboldt-Gymnasiums in
Schweinfurt berufen. Über internationale Erfahrungen, die unbedingt notwendig für eine
international ausgerichtete Schule wie Salem sind, verfügt Frau Zeyer-Müller nicht. Auch
fehlen ihr die für ein solches Amt unerlässlichen Erfahrungen in der Internatsarbeit. Beides,
interna-tionale sowie internatliche Erfahrungen und profunde Kenntnisse gehören zu den
unabdingbaren Voraussetzungen einer Gesamtleiterin der Schule Schloss Salem.
Die Schule Schloss Salem dagegen war und ist besonders glaubwürdig aufgrund ihres demo-
kratischen Anspruchs, der nicht zuletzt in den Prinzipien ihres Gründers Kurt Hahn sowie
Heinrich Blendingers vertreten ist. Sehr nachdenklich stimmt uns, dass in die Entscheidung
der Berufung einer neuen Gesamtleiterin offenbar weder Lehrer noch die pädagogische
Leitung der Schule einbezogen und auf diese Weise weder die lange Erfahrung und Kenntnis
der Schule noch die Urteilskraft der Mitarbeiter genutzt wurden. Es drängt sich der Verdacht
auf, dass diese Kompetenzen gar nicht gefragt waren, sondern andere Interessen im
Vordergrund standen. Einen Hinweis darauf gibt das Rundschreiben des Aufsichtsrats vom
07. März 2010. Hierin wird explizit auf die „Prägung“ (sic!) von Frau Zeyer-Müller durch das
politische Engagement ihres Vaters hingewiesen. Frau Zeyer-Müller ist Mitglied der CSU.
Damit ist die parteipolitische Orientierung Frau Zeyer-Müllers durch den Aufsichtsrat der
Schule Schloss Salem nicht nur wohlwollend erwähnt, ja sie wird sogar als Gütesigel für
pädagogische Kompetenz missdeutet. Die Orientierung einer Bildungseinrichtung kann
jedoch nicht in der Zugehörigkeit zu einer bestimmten politischen Partei liegen, sondern nur
in einer pädagogischen Idee. Wo zur Selbstständigkeit erzogen werden soll, damit Bildung
stattfinden kann, muss parteipolitische Unabhängigkeit gewährleistet sein.
Eine Ernennung Frau Zeyer-Müllers zur Rektorin, so ist zu fürchten, würde die pädagogische
Qualität und die politische Unabhängigkeit der Schule Schloss Salem nachhaltig in Frage
stellen. Dies deutet sich jetzt bereits an: Während der Aufsichtsrat der Schule Schloss Salem
das „politische Gespür“ Frau Zeyer-Müllers lobt, wirft ihre Ernennung schulintern wie
öffentlich negativste Schatten und Schlagzeilen voraus. Dies wäre absehbar gewesen.
Deshalb stellt sich uns hier eindringlich die Frage nach den Auswahlkriterien und der
Haltbarkeit des Auswahl-verfahrens für die Kandidatin oder den Kandidaten der
Gesamtleitung der Schule. Diesbezüglich bitten wir um die Schaffung größtmöglicher
Transparenz, um die Einbeziehung des Urteils der pädagogischen Fachkräfte der Schule
Schloss Salem sowie um rückhaltlose öffentliche Aufklä-rung über die wirklichen Gründe für
die Ernennung von Frau Zeyer-Müller.
Thomas Braun
Thomas Kramer
Thomas Messerer
Tim Steinecke
Tommaso Borletti
Ulrike Schreiber
Valerie Bueb
Viktor Berghaus
Violetta Betsch
Wernig Doris
Wiltrud Wagner
Winfried Gmehling