Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Star-Architekten kämpfen
für Kreuzberger Turm
Daniel Libeskind und Peter Eisenman kritisieren Veränderungen am Hejduk-Bau
T VON SABINE GUNDLACH Dass das Gebäude jahrelang ver- schen Museums betrachtet die be- „Mein Vater (Josef-Paul Kleihues,
nachlässigt wurde und durchaus sa- reits erfolgte Demontage einzelner d. Red.) hat als Direktor der IBA in
Aufruhr in der internationalen Ar- nierungsbedürftig ist, wird von den Fassadenelemente und die Verän- den 80er-Jahren viele internatio-
chitektengemeinschaft. Die geplan- Initiatoren einer Petition gegen derung des Farbtons einer der bei- nale Architekten wie Hejduk, Rossi
ten und teilweise schon in Angriff Eingriffe in die Fassade nicht be- den Mietshäuser als „Bruch des Ur- oder Sterling nach Berlin gebracht“,
genommenen Veränderungen an stritten. „Wir fordern aber, dass das heberrechts des Architekten“. erinnert Kleihues, der im Übrigen
dem sogenannten Kreuzberg-Turm ursprüngliche Design erhalten und Man würde ja auch nicht hinneh- selbst viele Jahre in dem Wohnturm
des bedeutenden US-Architekten nicht zerstört wird“, sagt Matthias men, „wenn Mona Lisa plötzlich lebte und die offen gestaltete Woh-
John Hejduk rufen in Berlin sowie Reese. Der Architekt und ehemali- ein Schnurrbart ins Gesicht gemalt nung sehr geschätzt hat.
weltweit bekannte Baumeister auf ge Projektleiter beim Bau des Jüdi- wird“, sagt auch Jan Kleihues. Bei dem Protest ginge es nicht
den Plan. So protestieren neben Ar- nur um den Schutz für einen der we-
chitekten wie Jan Kleihues oder nigen realisierten Bauten ihres Va-
Matthias Sauerbruch auch amerika- John Hejduk und sein innovativer Wohnkomplex ters, sagt Renata Hejduk der Berli-
nische Baukünstler wie Peter Ei- John Hejduk Hejduk (1929-2000) zählte neben Peter ner Morgenpost. „Es geht auch um
senman oder Daniel Libeskind ge- Eisenman und anderen zur Schule der „New York Five“- den Schutz aller Bauten der IBA,
gen den Eingriff in das Werk von Architekten, genannt nach einer legendären Aus- die von den wichtigsten Architek-
John Hejduk. stellung der Baukünstler 1967 im MoMA. ten des 20. Jahrhunderts realisiert
Die Tochter des im Jahr 2000 ver- wurden.“
storbenen Architekten, selbst eine Innovativ Der Kreuzberg-Turm mit seinen Nachbarbau- Die Eigentümerin des Gebäude-
anerkannte Architekturhistorikerin ten wurde für die Internationale Bauausstellung ’87 ensembles hat offenbar aufgrund
in den USA, hat sich jetzt mit einem ausgewählt. Der Grundriss des Turms, die Dachkon- des weltweiten Protestes unterdes-
Schreiben an die Berliner Morgen- struktion der Mietshäuser und die Fassaden sen die Arbeiten vorläufig einge-
post gewandt, in dem sie für den Er- galten als innovativ. sg stellt. Zu einer Stellungnahme war
halt des Erbes ihres Vaters plädiert. jedoch keiner der Geschäftsführer
„Die Veränderungen, die der Eigen- der Berlinhaus Verwaltung GmbH
tümer plant, verändern die kom- persönlich zu erreichen. Stattdes-
plette Idee des Gebäudes und zer- sen erreicht uns ein Fax. In dem be-
stören ein wichtiges Werk der spä- tont die Eigentümerin, sich als ver-
T VON HANS H. NIBBRIG gen 3.45 Uhr mit Steinen die Fens- Auto-Brandstifter in den vergange- In kruden Formulierungen be-
terscheiben der SPD-Zentrale an nen Wochen. Diese Verfahren habe zichtigen die Verfasser die SPD
Nach einer Attacke auf die SPD- der Müllerstraße in Wedding einge- der Innensenator zur Chefsache er- und den Innensenator der „Hetze
Landesgeschäftsstelle haben bis- worfen. Ein durch den Lärm aufge- klärt, sie würden nach seinem gegen alle, die der kapitalistischen
lang unbekannte Mitglieder der au- wachter Anwohner beobachtete Wunsch manipuliert, heißt es in Barbarei entgegentreten“ und ver-
tonomen Szene in Berlin unverhoh- den Übergriff und alarmierte die dem Schreiben. weisen auf „die ständigen Todes-
len mit gewalttätigen Aktionen am Polizei. Die Beamten konnten am fälle bei Polizeieinsatz und im
kommenden 1. Mai gedroht. „Wir Ort des Geschehens nur noch Pflas- Knast“; sie seien direkter Aus-
werden diesem SPD-Senat am 1. tersteine als mutmaßliche Tatwerk- druck von „Körtings Regieanwei-
Mai die Steine ins Gesicht werfen“, zeuge sicherstellen, die Täter waren sungen“.
heißt es in einem Bekennerschrei- inzwischen geflüchtet. In Sicherheitskreisen gibt es of-
ben zu dem Angriff, das gestern bei In dem per E-Mail verschickten fenbar unterschiedliche Ansichten
der Berliner Morgenpost einging. Bekennerschreiben, das lediglich darüber, wie das Schreiben zu be-
Der Polizeiliche Staatsschutz hat mit „Eine autonome Gruppe“ un- werten ist. „Man muss das schon
sowohl wegen dem politisch moti- terzeichnet ist, wird die SPD, insbe- ernst nehmen, auch wenn ange-
vierten Hintergrund der Tat als sondere der sozialdemokratische sichts der völlig absurden Anschul-
auch wegen der offenen Gewaltan- Innensenator Ehrhart Körting, für digungen die Vermutung nicht
drohung die Ermittlungen über- „staatliche Repressionen“ gegen ganz abwegig ist, dass hier Spinner
nommen. Wie ein Polizeisprecher Linke verantwortlich gemacht. Als am Werk sind“, fasste ein hochran-
gestern mitteilte, hatten mehrere Beispiel nennt der Absender meh- Eingeworfene Fensterscheibe am giger Beamter gestern die ver-
Unbekannte in der Nacht zuvor ge- rere Verfahren gegen mutmaßliche Gebäude der SPD-Zentrale FOTO: DDP schiedenen Deutungen zusammen.