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Der Preis des Lebens

Es gibt nichts teureres, als ein menschliches Wesen. Deshalb bin ich auf der Flucht. Ständig muss ich
weitereilen, darf nicht auf meinen Körper hören, der mich inzwischen anschreit, der mich
ununterbrochen darauf hinweist, dass er am Ende seiner Kräfte angelangt ist. Und doch kann ich
nicht stehen bleiben. Das heißt: natürlich könnte ich, aber ich darf es nicht riskieren. Ich weiß, dass
sie mich dann einholen würden.
Nie hätte ich damit gerechnet, dass mir das Menschsein einmal zum Verhängnis werden könnte... Ja,
das Leben ist ein teures Gut; zu teuer laut der Preiskampftruppe. Also hetzen sie mich durch die
Stadt, beinahe unsichtbar in ihren roten Tarnanzügen und warten nur darauf, dass ich
zusammenbreche.
Ich erkenne, dass ich unter freiem Himmel verloren bin. Der gewaltbereite Superheld Möbelixman
hat sich der wilden Jagd angeschlossen und kreist wie ein Falke über meinem Kopf.
"Ich bin doch nicht blöd, Mann!", denke ich. Mit letzter Kraft tigere ich zum Löwen, welcher sich im
Einkaufszentrum niedergelassen hat. Meine Lunge scheint in Flammen zu stehen, meine Beine
drohen den Dienst zu verweigern.
In meiner Verzweiflung bitte ich meinen Hausverstand um Hilfe. Doch dieser zieht nur seinen
Rollkragen zurecht und flüstert: "Das Leben gibt's eh nirgends günstiger als beim Billa. Aber du warst
eben nicht Clever genug. Mit Vorteilscard hättest du jetzt keine Probleme..."
Er beißt in eine Tomate und zieht von Dannen, lässt mich mit meiner Angst allein.
Vorbei. Alles vorüber. Meine Füße geben nach und ich sinke zu Boden. Plötzlich sind sie da. Die
Preissoldaten schlagen mit Tiefpreislatten auf mich ein. "Scheiße!", denke ich, "Wo ist Ano Nym,
wenn man ihn braucht?" Dann umfängt mich die Dunkelheit.

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