Die ersten Kadettenanstalten in Russland gründete Zar Peter der Grosse ab 1701. Nur
Söhne von Adligen und hohen Offizieren konnten diese Militärschulen besuchen.
Feldherren wie Admiral Fjodor Uschakow, Generalfeldmarschall Michail Kutusow und
Generalissimus Alexander Suworow wurden darin ausgebildet – und schickten ihre Söhne
wiederum in Militärschulen.
Die Kadetten lernten militärische Disziplin und Disziplinen, sie wurden in Fremdsprachen
unterrichtet und erhielten eine breite Allgemeinbildung. Als Absolventen der Militärschulen
bildeten sie eine angesehene Kaste der russischen Gesellschaft. Sie verkörperten
Tugend, Tapferkeit und Treue zum Vaterland.
Zwei Jahrhunderte später – in den letzten Zaren-Jahren – wurden die Militärschulen für
begabte Söhne aus dem “Volk” geöffnet. Trotzdem schlossen die kommunistischen
Bolschewiki nach der Oktoberrevolution 1917 die Kadettenanstalten, weil diese zu “elitär”
waren.
Im Zweiten Weltkrieg erinnerte sich Stalin an die guten Erfahrungen des zaristischen
Russlands mit Kadettenanstalten. Er gründete die Nachimow-Marineschulen und die
Suworow-Militärschulen. Letztere wurden nach dem legendären Generalissimus Alexander
Suworow benannt, der 1799 mit einer russischen Armee die Schweizer Alpenpässe
überquert hatte.
Aufgrund der guten Erfahrungen wurden nach 1944 neun weitere Suworow-Militärschulen
eröffnet. Die insgesamt 19 Militärschulen mit je 500 Kadetten wurden bis Ende der 1990er
Jahre immer wieder reorganisiert, in andere Städte verlegt, die Schulen oder die Städte
wechselten ihre Namen. Unverändert blieb nur ihre Aufgabe und die harte Selektion der
Suworow-Kadetten.
Bis heute müssen die Aspiranten strenge Prüfungen in der russischen Sprache und
Mathematik sowie Sporttests bestehen. Dazu kommen gründliche medizinische und
psychologische Abklärungen, die späteren Suworow-Kadetten sollen stabile
Persönlichkeiten sein.
Mit der Reform der russischen Streitkräfte – und den dazu gehörenden rigorosen
Sparübungen – werden die vorbereitenden Militärschulen aber schrittweise zurückgestuft.
Ein erstes Zeichen dafür war der 9. Mai 2009, als auf dem Roten Platz in Moskau alle
Militäreinheiten, -Schulen und -Akademien vorbei defilierten – nur die Suworow-Kadetten
und Nachimow-Kadetten fehlten erstmals seit Jahrzehnten.
Auch am 9. Mai 2010 durften die Suworow-Kadetten nicht über den Roten Platz defilieren
und General Postnikow verfügte, dass die Suworow-Militärschulen für den Jahrgang 2010
keine neuen Kadetten mehr aufnehmen dürfen. Frühere Suworow-Kadetten wie Ex-
Aussenminister Igor Iwanow sind deshalb alarmiert und befürchten, dass diese
erfolgreichen Militärschulen abgeschafft werden sollen.
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