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Wenn Integration partout nicht gelingen will, so muss man sich auch trennen können
Migranten in Deutschland
Foto: Infografik WELT ONLINE Die meisten in Deutschland lebenden Ausländer sind
Türken. Außerdem leben hier besonders viele Italiener, Polen und Griechen. Viele Deutsche
zieht es in die beiden Nachbarländer Schweiz und Österreich sowie nach Spanien
Foto: Infografik WELT ONLINE Obwohl Deutsche zunehmend nach Österreich ziehen, leben
noch immer deutlich mehr Österreicher in Deutschland als umgekehrt.
Foto: Infografik WELT ONLINE Menschen migrieren aus vielen verschiedenen Gründen.
Nach Deutschland kommen besonders viele Zuwanderer wegen der Reisefreiheit innerhalb
des Europäischen Wirtschaftsraums und der Schweiz
Foto: Infografik WELT ONLINE Niedrig ist die Zahl der Zuwanderer, die dauerhaft nach
Deutschland kommen – sie liegt deutlich unter dem OECD-Durchschnitt.
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Das kann man sich im öffentlichen Dienst ansehen, wo die grundsätzliche Unmöglichkeit der
„Dienst“-Beendigung in weiten Teilen zu resigniertem „Ab-Leben“ führt – trotz bisweilen grotesker
Formen des Leistungsanreizens. Das kann man sich beim Kündigungsschutz ansehen, der Klarheit
und Konsequenz verhindert und hinter dessen immer noch hohen Wällen weniger Menschen
eingestellt werden, als eigentlich möglich (und nötig!) wäre. Das kann man sich bei allen
unlimitierten sozialen Unterstützungssystemen ansehen: Es ist eben nicht notwendig, sich
anzustrengen, wenn man unter Ausnutzung aller Sozialsysteme plus ein wenig Schwarzarbeit ein
Leben finanzieren kann, das für einen Niedrigverdiener kaum erreichbar ist.
Die Hysterie des Rettens: Sie lädt die Unternehmen ein, an falschen Geschäftsmodellen und
schwachen Produkten festzuhalten sowie skandalöse Risiken einzugehen: Warum innovativ sein,
warum mich beschränken, wenn ich im Fall des Scheiterns mit Staatshilfe rechnen kann? Deshalb
gibt es von allem, was subventioniert wird, hinterher mehr: mehr Milch, mehr Kohle, mehr Armut,
mehr Arbeitslosigkeit, mehr notleidende Unternehmen. Und das Publikum beginnt zu glauben, man
könne ewig leben.
Beispiel EU – austreten: ja, rauswerfen: nein
Denselben Zusammenhang kann man sich in der EU anschauen. Die Euro-Länder haben die
Maastricht-Kriterien aufgestellt; die sind vernünftig. Das Problem ist: Es gibt keine Sanktionen. Es
tut niemandem weh, die Maastricht-Regeln zu verletzen. Aber es ist nicht ein Kriterium, eine Regel,
die die Länder vernünftig handeln lässt, sondern die konsequente Strafe. Genau die fehlt auch im
EU-Vertrag von Lissabon. Dort heißt es: „Jeder Mitgliedsstaat kann im Einklang mit seinen
verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.“
Austreten darf man; Rauswerfen ist nicht erlaubt. Das ist der Ausschluss des Ausschlusses. Aber
wer haftet dann für was? Wer nicht damit rechnen muss, aus der Währungsunion hinausgeworfen zu
werden, lebt nach der Mentalität „beggar my neighbour“ – den Nachbarn ausplündern. Warum soll
sich ein Land den Regeln der Knappheit unterwerfen, wenn auch ein Leben auf Pump möglich ist?
Aber nicht handeln heißt zustimmen. Deshalb muss eine politische Führung, die ihren Namen
verdient, drohen können. Sie muss klar und frühzeitig konfrontieren, Konsequenzen aufzeigen, die
rote Linie deutlich markieren, wann der gemeinsame Weg zu Ende ist.
Natürlich ist Führung auch hier wieder im Dilemma. Wenn sie droht, verhält sie sich in den Augen
vieler Menschen falsch. Wenn sie nicht droht, auch. Aber es gibt einen Unterschied. Im ersten Fall
scheint sie falsch, im zweiten ist sie es.