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OHNES & SCHWAHN ⋅ Pappenheimstr.

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Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH


Herrn Boris Schwartz
Leiter Umwelt und Nachhaltigkeit
Olympiapark München
Agnes-Pockels-Bogen 1
80992 München

München, den 29. Oktober 2010

Olympia-Nationalpark Ammergebirge für die „grünsten Winterspiele aller Zeiten“

Sehr geehrter Herr Schwartz,


herzlichen Dank für Ihr freundliches und überaus ausführliches Antwortschreiben auf unseren
offenen Brief vom 06.10.2010.
Ihren ganz und gar nicht leichthin vorgetragenen Ausführungen zollen wir unseren
Respekt, auch wenn wir in Kernbereichen anderer Auffassung sind.
Bitte erklären doch Sie uns, warum man beim Studium der Presseberichterstattung immer das
Gefühl hat, dass es sich bei Olympia 2018 mehr um ein großes Bau- und Immobilienprojekt
handelt, als um das größte Wintersportfest der Erde und die „grünsten Winterspiele aller
Zeiten“?
Nur kurz zum Sport. Die Vorfreude und Euphorie, wie wir sie vor den Spielen von 1972
zum Teil noch selbst erlebt haben, fehlt einfach. Stattdessen entnimmt man den Medien, dass
sich viele Sportvereine nicht richtig eingebunden fühlen (SZ vom 7./8. August 2010) -
obwohl man gerade beim Breitensport ein Heimspiel hätte und eine tolle Gelegenheit
Bürgernähe aufzubauen. Zudem fehlt es den „künftigen“ Eiskunstläufern und Shorttrackern
scheinbar an Trainingsmöglichkeiten, usw.
Selbst Sportbotschafter der 2018er Bewerbung und zudem so überaus angesehene
Olympiasieger wie Erhard Keller, Manfred Schnelldorfer und Klaus Wolfermann vermissen
eine die gesamte Gesellschaft ergreifende Euphorie wie bei den „Wir-Spielen“ von München
1972 (SZ vom 7./8. August 2010). Es fehle der durch die deutsche Gesellschaft und den
Sport gehende Ruck. Statt sich zu fragen, ob wir 2018 überhaupt Athleten haben und wie wir
Talente fördern und wie die Vereine und Verbände motiviert werden könnten, gezielt auf das
Ziel 2018 hinzuarbeiten, ginge es immer nur um Stadien und Grundstücke, nicht um den
Sport. Wie viele andere auch, bemängeln die Olympiasieger die Kommunikation und den
Umgang mit den Garmischer Bauern…
Dieses „Wir-Gefühl“, diese Bürgernähe fehlt uns auch beim Umweltkonzept der
Bewerbung. Das in Ihrem Brief angesprochene und kürzlich zum Ärger der Umweltverbände
„beerdigte“ Biosphärenreservat ist ein gutes Beispiel. Für das Biosphärenreservat in der
schützenswerten Garmischer „Kulturlandschaft“ werden über den Kopf der

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Grundstückseigner hinweg unweigerlich Privatgrundstücke benötigt. Völlig anders bei einem
Nationalpark Ammergebirge. Aus dem bereits seit 1926 bestehenden „Naturschutzgebiet
Ammergebirge“ könnte man, wie in unserem Brief hinreichend ausgeführt, die bereits in
Staatsbesitz befindlichen Flächen des Bayerischen Staatswaldes auswählen. Die „Natur- bzw.
Wildnislandschaft“ dieses Naturschutzgebietes darf sowieso nicht gerodet werden. Im
Gegensatz zu den schützenswerten und pflegebedürftigen Kulturflächen eines
Biosphärenreservates würde niemandem etwas weggenommen. Pläne hierzu existieren bereits
seit Jahren (vgl. www.initiative-nationalpark-ammergebirge.de/). Mit wenig mehr als allein
die Bewerbung kostet, ließe sich ein zusätzlicher Wirtschaftsfaktor für die Region schaffen.
Zum Vergleich: Der Nationalpark Bayerischer Wald erwirtschaftet allein über seine
Besucher einen Jahresumsatz von 27,8 Millionen Euro (die SZ titelte am 8.7.2008:
„Wirtschaftsfaktor Urwald – Studie weist Nationalparks als Jobmaschinen aus“). Die
angesichts des Klimawandels immer wieder beklagte einseitige Ausrichtung der Region auf
den Wintersport würde dadurch gemildert. Der Nationalpark würde sich somit perfekt
ergänzen mit dem künftigen Garmischer Zentrum für Nachhaltigkeit (Clusterbildung!) -
einem weiteren Leitprojekt der Bewerbung 2018.
Zudem haben wir Zweifel, ob das erhebliche Mobilisierungspotential eines Nationalparks
von der Bewerbungsgesellschaft hinreichend erkannt wurde. Zehntausende Bürger ließen sich
mit freiwilligen Kleinstspenden in dieses Leitprojekt zu Olympia 2018 einbinden und als
zehntausendfache Olympiabotschafter mobilisieren, wie auch die zahlreichen Mitglieder von
Umweltverbänden oder die Sponsoren von Großunternehmen.
Vielleicht würde ein olympischer Nationalpark Ammergebirge auch eher in das
„Förderraster“ des Bundesumweltministeriums passen, das sich laut SZ vom 14./15. August
2010 noch nicht auf Förderzusagen festlegen will. Zumindest zeichnet für den auf unserer
soeben neu erstellten facebook-Seite (OlympiaNationalpark 2018) eingestellten Beitrag der
Publikation „Vögel in Deutschland 2009“ neben dem „Dachverband Deutscher Avifaunisten“
(DDA) und der „Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten“ auch das dem
Bundesum-weltministerium unterstellte „Bundesamt für den Naturschutz“ (BfN)
verantwortlich.
Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, hat in einem
SZ-Interview vom 4. August 2010 die Bedeutung der Schaffung eines „olympischen Erbes“
angesprochen. In dem SZ-Beitrag rühmt er, dass das Olympische Dorf und das Mediendorf in
München hinterher vermarktet werden: „Rund 1300 Plusenergiewohnungen in bester Lage
auf dem engen Münchner Wohnungsmarkt – das wird Gewinn abwerfen.“ Was schafft eher
ein bleibendes olympisches Erbe? 1300 Plusenergiewohnungen, die sich nach den Spielen mit
Gewinn auf dem Münchner Wohnungsmarkt verscherbeln lassen oder der weltweit erste
Olympia-Nationalpark anlässlich der grünen Winterspiele 2018? Wir sind überzeugt, dass
sich mit dem neuen Leitprojekt Olympia-Nationalpark Ammergebirge für die entscheidende
Runde im Juli 2011 nochmals ein echtes Pfund für die Bewerbung auflegen ließe.

Wir verbleiben mit besten Grüßen und wünschen viel Erfolg!

Matthias Schwahn Wolfgang Ohnes


Landschaftsarchitekt Landschaftsarchitekt

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Bayerische Staatskanzlei / Bayerischer Landtag
Horst Seehofer, Ministerpräsident des Freistaats Bayern
Martin Zeil, Staatsminister
Siegfried Schneider, Staatsminister
Dr. Markus Söder, Staatsminister
Helmut Brunner, Staatsminister
Fraktionen des Bayerischen Landtags
CSU Bündnis 90 / Die Grünen
SPD FDP
Freie Wähler
Münchner Stadtrat
Christian Ude, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München
Christine Strobl, Zweite Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München
Hep Monatzeder, Dritter Bürgermeister der Landeshauptstadt München
Fraktionen des Münchner Stadtrats
SPD Die Linke Rosa Liste
CSU ÖDP
Bündnis 90 / Die Grünen Freie Wähler
FDP Bayernpartei
Marktgemeinderat Garmisch-Partenkirchen
Thomas Schmid, 1. Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen
Daniela Bittner, 2. Bürgermeisterin des Marktes Garmisch-Partenkirchen
Hannes Krätz, 3. Bürgermeister des Marktes Garmisch-Partenkirchen
Fraktionen des Marktgemeinderats Garmisch-Partenkirchen
CSB FDP
CSU FWG
SPD BP
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Dr. Norbert Röttgen, Bundesumweltminister
Verteiler Umweltverbände:
Bund Naturschutz in Bayern e.V Mountain Wilderness Deutschland e.V.
Deutscher Alpenverein (DAV) NaturFreunde Deutschlands e.V.
Deutscher Naturschutzring (DNR) Ornithologische Gesellschaft in Bayern e.V.
Deutsche Wildtier Stiftung Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V.
Greenpeace e.V. Verein für Arten-, Umwelt- und Naturschutz e.V.
Heinz Sielmann Stiftung Verein zum Schutz der Bergwelt e.V.
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. WWF Deutschland
Verteiler Nationale Förderer:
Adidas AG Flughafen München GmbH
Allianz SE Deutsche Lufthansa AG
BayWa AG Sparkassen Finanzgruppe
BMW Group
Presse

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