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Jorge E. Porras Alvarado
Am Großen Sand 32
55124 Mainz
Telefonnummer: 017624252398
E-mail: jorge.porras@gmx.net
Musikwissenschaft (HF)
Ethnologie (HF)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung..........................................................................................................................3
Schlussbetrachtung......................................................................................................... 13
Literaturverzeichnis........................................................................................................ 15
Internetliteratur........................................................................................................... 17
Anhang............................................................................................................................18
2
Einleitung
Das Ziel dieses Beitrags ist die Betrachtung der Änderungen von Thomas Mapfumos
Musikstil und seines politischen Diskurses innerhalb von fast 50 Jahre musikalischer
Tätigkeit. Thomas Mapfumo ist als Musiker, Komponist und politischer Aktivist ab den
60er Jahren (der Zeit des zweiten Chimurenga1 Kriegs in Simbabwe) bis in die
Gegenwart tätig gewesen.
1 Chimurenga ist ein Wort in Shona. Es bedeutet: höheres Wesen, kriegerischer Geist, Rebellion,
Befreiungskampf.[Turino, Thomas, 2000: Nationalists, cosmopolitans, and popular music in
Zimbabwe. Chicago: Univ. of Chicago Press, S. 205] Der Begriff Chimurenga stammt von dem Shona
Vorfahr Murenga Sororenzou Pfumojena, der, nach der Legende, ein großer Mann mit einem
Elephantenkopf war. Er war für seine Kampffähigkeiten bekannt und komponierte kriegerische
Lieder, um seine Soldaten im Kampf gegen ihre Feinde zu motivieren, vor der Kolonialzeit in
Simbabwe.[Vambe, 2004: 167-193.]
2 Die klassische Guitar Band Besetzung war in Simbabwe wie folgend: Gitarren (sehr früh in den 50ern
mit akustischen Gitarren, danach wurden sie durch elektrische Gitarren ersetzt), Hörner, Bassgitarre,
Keyboard, Traps-set (Schlagzeug). [Turino, 2000: 223-228]
3 Die Mbira ist ein in Südostafrika entstandenes Musikinstrument. Der Typus mbira dza vadzimu wurde
im Shona (Simbabwe) Gebiet entwickelt. [Kubik, Gerhard, 1998: Kalimba, Nsansi, Mbira -
Lamellophone in Afrika.Berlin : Museum für Völkerkunde. S. 10, 47]. Mbira-Musik ist diejenige, die
in religiösen Zeremonien gespielt wird. Durch einen erfahrenen Mbiraspieler hat die Mbira die Macht
die Medien in den Besessenheitszustand zu bringen, die danach das Volk über seine Sorgen beraten.
[Berliner, 1976: 451-482.]
4 Jit oder jiti. Simbabwischer Stil aus südafrikanischen urbanen Stilen abstammend: marabi, tsaba-
tsaba, jive. Jits Tempo/Takt Struktur sind Hauptdifferenzierungsmerkmale: 12/8 Rhythmik,
harmonische repräsentative Sequenz I-IV-I-V (Südafrikanischer Einfluss), jeder Akkord wird in
einem Takt gespielt. „Guitar-Band Jit“ ist die endliche festgesetzte Bandbesetzung dieses Stils.
[Turino, 2000: 227]
3
eines Stils und Diskurses in den Jahren von 1974-1989, und drittens, die weitere
Entwicklung und Verbreitung seiner Musik bis heute.
Das umfangreiche Repertoire T. Mapfumos (mehr als 150 Lieder, in über 35 Alben 5)
erfordert für die Bearbeitung dieses Themas eine Selektion von Musiktiteln, so dass ich
meine Betrachtung nur auf repräsentative Lieder begrenzt habe: „Ngoma Yarira“,
„Tumira Vana Kuhondo“, „Corruption“, „Pfumvu Paruzevha“ und „Disaster“.
Diese Arbeit basiert auf diversen Quellen, hauptsächlich auf Thomas Turinos Buch
„Nationalists, Cosmopolitans and Popular music in Zimbabwe“ (Chicago Press, 2000).
Autoren unterschiedlicher Bereiche haben sich mit dem Thema
Mapfumo/Musik/Simbabwe auseinander gesetzt: Alice Dadirai Kwaramba, Banning
Eyres, Paddy Scannell, Maurice Taonezvi Vambe, Wolgang Bender.
Als Sekundärliteratur habe ich verschiedene Artikel aus ethnologischen und diversen
Magazinen (African Studies Review, African Affairs, Ethnomusicology, Yearbook of the
International Folk Music Council, African Languages and Cultures, Popular Music)
sowohl Literatur aus dem Internet verwendet. Die meisten Artikel, sind Interviews,
Essays oder Reportagen.
Die Musik Thomas Mapfumos war mir neu, jedoch sind mir Musikreformen und
politische Diskurse in populärer Musik aus dem kolumbianischen Kontext persönlich
bekannt.6
5 Quelle:
http://www.anonymousweb.com/thomas_mapfumo.html (Ver. 2006)
http://www.ne.jp/asahi/fbeat/africa/07-disco/07381.html (2005/03/05 Ver.2.8)
http://homepage1.nifty.com/utmp/discographyoriginal.htm (Geändert am 22.05.2007)
6 Nicht nur in Afrika, sondern auch in Lateinamerika, wo es ebenfalls Kolonialisierung gab, spielt die
Musik eine Rolle, soziale Unterdrückung zu formulieren, wie z.B. die Revolutionsmusik von
Mercedes Sosa und Silvio Rodriguez.
4
1. Der Kern in Thomas Mapfumos musikalischer
Entwicklung: „Corruption“
Murenga (ein Mann mit Elefantenkopf, siehe Fußnote 1) prophezeite am Ende des 19.
Jhds., dass er von den Ndebele7 ermordet und später von seinen Söhnen gerächt werden
würde. Es geschah so, wie er gesagt hatte und nach seinem Tod nahmen Shonamedien
Kontakt zu seinem Geist auf. Nach dieser Legende wurden die zwei Befreiungskämpfe
(1896 und 1966) Chimurenga genannt. Unter der Führung von Cecil Rhodes8 eigneten
sich die Engländer das Land der Shona und Ndebele unrechtmäßig an. Er betrog 1888
den Matebele9 König Lobelunga mit dem Rudd Concession10 Vertrag und von diesem
Moment an setzte in Simbabwe ein Prozess ein, der von Korruption, Eroberung,
Diskriminierung der Einheimischen durch die weißen Herren, Manipulation der
politischen Macht der Eroberer und Unterdrückung der Gesellschaft bestimmt war. Die
zweite Instanz des simbabwischen Unabhängigkeitskampfs, die im Jahr 1966 begann,
erreichte erst 1980 nach vierzehn Jahren die Befreiung dieses Volkes von der britischen
Herrschaft. Aber dies bedeutete nicht, dass die Korruption und die
Abhängigkeitsbeziehungen zu den Briten beendet waren. Sie wurde mit neuen Akteuren
weitergeführt (von der simbabwischen Regierung) und von einem instabilen Staat
gefördert (die neue Regierung schloss nach der ersten offiziellen Wahl 1980 eine
Abmachung mit den aus Großbritannien stammenden, immer noch mächtigen Herren,
damit die Wirtschaft des Landes nicht zusammenbrach).
Außer dieser politischen Lage hat Simbabwe eine sehr komplexe Sozialproblematik, die
7 Ndebele (Von den Zulu abstammende) ethnische Gruppe im Südwesten Simbabwes.
8 Cecil John Rhodes war Gründer von dem De Beers Consolidated Mines Unternehmen, das das
Monopol auf Diamantproduktion in Kimberley hatte. Später hat er auch mit der Kontrolle über Gold
Fields of South Africa die British South Africa Company (BSAC) erschaffen. Zufolge der Rudd
Konzession schließt er einen Vertrag 1888 zwischen dem britischen Unternehmen und den Ndebele,
der die territoriale Kontrolle ermöglichte.
9 Gleiche Bedeutung wie Ndebele.
10 Siehe Fußnote 8.
5
ein fruchtbares Feld für den Wachstum der Korruption war. Heute ist das Land von
verschiedenen kulturellen Gruppen bevölkert. Nicht nur die ursprünglichen Hungwes11,
Mbire12 Siedler und Ndebele Eindringlinge bewohnten das Land, sondern auch seit
mehr als einem Jahrhundert die Europäer. Es haben sich Machtprobleme (Land- und
Ressourcenkontrolle) sowie Religions- und Identitätskonflikte ergeben. Das betrifft
besonders die jungen Generationen, die sich von den Traditionen entfernt haben, wie
zum Beispiel, im Zusammenhang mit unserem Thema, das Mbira Spielen und die
Teilnahme an Besessenheitsritualen in Shona13 Tradition. Die neue simbabwische
Sozialklasse (die Elite), die sich nach Erreichen der Unabhängigkeit formierte, schloss
sich in einem engen Kreis zusammen, so dass die Kinder der Staatsbeamten zu anderen
Schulen gingen, als die Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten. Dies schuf eine
soziale Grenze und förderte die kosmopolitischen Einflüsse des Landes, die ständig
nach der Kolonialisierung Kulturbereiche wie Musik nach externen Vorbildern
modellieren.
Korruption ist das Thema von Thomas Mapfumos Musik. Trotz der Behandlung anderer
Themen, wie in landwirtschaftlichen Liedern („Tumira Vana Kuhondo“, „Pfumvu
Paruzevha“), kriegerischen Liedern („Nyama Yekugocha“), dance-drumming Tanzstilen
wie jerusarema („Muramba Doro“) und dandanda („Tondobayana“), und beer-
drinking Liedern, bleibt für ihn das sozialpolitische Thema das wichtigste. Seine Texte
und sein Repertoire sind von den simbabwischen Alltags- und Sozialgeschichten
geprägt. Er hat selbst in verschiedenen Interviews gesagt: “I have never been one of
them [ZANU PF14]. I am a man of the people, of the poor people in particular, the
people who are being beaten up today” [Vambe, Maurice Taonezvi, 2004: S. 178].
6
2. Thomas Mapfumos Entwicklung als Musiker
15 „For example, traditional Shona songs were a medium of instruction through which young boys and
girls were taught the values and expectations of adulthood.“ [Kwaramba, 1997]
16 „Kwabena Nketia has observed that in most African societies prior to colonialism, music performance
was closely tied to communal events.[...]His observations are also applicable to how the Shona people
approached music. Thus: ´Public performances, therefore, take place on social occasions, that is, on
occasions when members of a group or a community come together for the employment of leisure, for
recreational activities, or for the performance of a rite, ceremony, festival, or any other kind of
collective activity, such as building bridges, clearing paths, going on a search party, or putting out
fires-activieties that, in industrialised societies, might be assigned to specialised agencies (Nketia,
1992:121).“ [S. Chitando, 2002: 20]
17 S. Eyre, 2001: 64, 65.
18 S. Thomas Turino Interview von Banning Eyre. [Eyre, Banning, 2005:
<http://www.afropop.org/multi/interview/ID/85/Thomas+Turino-2005>]
7
.2.2. Anfänge als professioneller Musiker
Als der zweite Kampf für die Befreiung Simbabwes 1966 eskalierte, spielte Thomas
Mapfumo mit den Springfields von 1964 bis 1967; er war auf der Suche nach einem Stil
(er hatte schon Chacha, Rock, Soul, Kwela als Rhythmen ausprobiert) mit dem er
sowohl authentisch, als auch anerkannt sein würde. Er versuchte es mit Jazz: „I am now
concentrating on jazz, because say what you like, 50 years from now, jazz will still be
popular when pop is not (Parade 1971a:9)“19. Aber nach einer Weile verlor er das
Interesse am Jazz und erkannte, dass er mit dieser Musikrichtung keine großen
Erfolgschancen haben würde. Kurz danach gründete Mapfumo die Hallelujah Chicken
Run Band. Mit dieser probierte er einen neuen Stil: Afro-rock Musik (wie Osibisa, eine
ghanaische Musik Gruppe). Aber auch dieser Musikstil brachte ihm keinen Erfolg.
8
Was sind diese Elemente, die den neuen Stil charakterisiert haben? Das Lied „Ngoma
Yarira“ basiert zum Beispiel auf shonatypischen harmonischen Sequenzen. Die
Akkordsequenzen zeigen eine Terzbeziehung zwischen den nachfolgenden Akkorden,
zum Beispiel: Gdur, Bmoll, Ddur | Gdur, Bmoll, Emoll | Gdur, Cdur, Emoll| Amoll,
Cdur, Emoll23. Mapfumo experimentierte auch mit einer anderen Art von Gesang, der
Shona Tradition huro (hoch jodelnde Gesangstechnik) und mahon'era (tief jodelnde
Gesangstechnik )24 die er über den Gitarrenklang setzte. Die Idee fiel ihm ein, als er für
unausgebildete Mitarbeiter der Mangula Mine gesungen hat, die kein Englisch
verstanden. Sein damaliger Hallelujah Chicken Run Band Gitarrist Joshua Dube hatte
Kontakt mit traditionellen Mbiraspielern und daher entwickelte er die Mbira-Guitar-
Technik, die durch Abdämpfen der Saiten, häufige Tonwiederholungen und Übernahme
von Mbira-Melodien (meist absteigende Skalen) funktioniert. Thomas Mapfumo
schrieb Texte über seine Leute im Land, über die Jungen im Busch, die bereit waren zu
kämpfen und über die Ungerechtigkeit des weißen Mannes.25 Zu diesem Zeitpunkt, um
das Jahr 1974 herum, hat Mapfumo mit der Hallelujah Chicken Run Band einen neuen
Stil festgesetzt, der mit einheimischen Musikelementen (Gesang, Harmonie,
Instrumenten), mit der Guitar-Band Besetzung und sozialpolitischen Texten arbeitet.
Mapfumo hat, nach T. Turinos Betrachtung26, eine politische und ideologische Position
angenommen, um seine Karriere zu fördern. Mapfumo hat als „Traditionalist“ Elemente
der Shona Kultur (Instrumente, Tanz und Kleidung) in die Musik eingebracht und damit
der simbabwischen Musikentwicklung in ihrem Prozess geholfen, nationale 27 Werte
nicht zu verlieren, beziehungsweise wieder zu gewinnen (im Fall der Mbira, die z.B.
heute als Nationalinstrument angesehen wird) und außerdem für sich selbst eine
Karriere mit Zukunft geschaffen. Aber besonders hat Mapfumo zu dieser Zeit eine
kritische Stellung gegen die UDI Regierung von Ian Smith eingenommen, die er durch
23 Dieser Akkordsequenz entspricht die so genannte „standard“ Shona Akkordsequenz von Andrew
Tracey (C E G, C E A, C F A, D F A). [S. Tracey, Andrew, 1970: The Matepe Mbira music of
Rhodesia. African Music 4(4): 38-40] Gerhard Kubik bezieht diese Sequenzen und schlägt eine
Verbindung zwischen Musikkulturen der Bantu Migranten und die San Jäger im ersten Millenium vor:
„South central African tonal harmonic belt“. [Kubik, Gerhard, 1988: 71.][S. Brenner, Klaus-Peter,
1997: 3, 7]
24 Siehe Klaus-Peter Brenner 1997: S. 8, und Paul Berliner Sep. 1976: S. 455.
25 S. Eyre, 2007: <http://www.afropop.org/explore/artist_info/ID/26/Thomas%20Mapfumo/>
26 S. Turino, Thomas, 2000: 268 ff.
27 Hier ergibt sich auch die Problematik „was heisst 'National'?“, dass Simbabwe noch nicht als Staat
entstanden war und noch als Rhodesien bis 1980 von den britischen Abstammenden kontrolliert war.
National betrachte ich hier als „von dem Volk“, es bedeutet, von den verschiedenen einheimischen
ethnischen Gruppen (Shona, Ndebele und ihre ethnische Untergliederung) vertreten, die nicht eine
klare Konzeption von Staat hatten (in Shona gibt es kein Wort für „Staat“).
9
seine revolutionären, aktivistischen Protesttexte äußerte. Später in den kommenden
Jahren nach der Unabhängigkeit richteten sich seine Texte gegen die korrupte
Regierung seines Landsmannes Mugabe. Diese kritische Stellung hat Mapfumo mit
seiner Musik in die Gattung Chimurenga music28 übertragen, eine Bezeichnung, die er
kommerziell für die kommenden Alben einsetzte.29
28 S. Vambe, 2004.
29 S. Anhang 1 (T. Mapfumo Diskographie).
30 S. Turino, 2000: 284.
31 In Maurice T. Vambe 2004, befasst sich der Autor mit der unpolitischen Bedeutung der Chimurenga
music. Er argumentiert Chimurenga music ist nicht nur von politischen Instanzen betroffen, sondern
auch von sozialen und historischen Faktoren der Shona Kultur, die häufig in widersprüchlicher
Argumentation stehen und verschiedene Versionen von Chimurenga music erlauben. Er kritisiert den
Ansatz der Missionen, die die Shona Musik nach seiner Sicht beschädigt haben. [Vambe, Maurice T.,
2004: 167-193].
10
Um die 80er Jahre hatte Mapfumo schon mehr als zehn Singles mit der Acid Band und
The Black Unlimited aufgenommen. Seine Lieder werden zu dieser Zeit teilweise mit
Schwierigkeiten im Radio übertragen, denn seine Texte müssen bei der Plattenfirma
wegen dem politischem Inhalt und der rhodesischen staatlichen Überwachung bearbeitet
werden.32 Einige von seinen Lieder wurden verbannt, trotzdem hatte Mapfumo sich
schon einen Namen in der Öffentlichkeit gemacht und war eine berühmte Figur. Neben
ihm haben auch andere Künstler wie Oliver Mtukudzi (Chimurenga in Katekwe Stil33),
Dickson Chingaira (alias Comrade Chinx) und Simon Chimbetu die Richtung der
Chimurenga Musik übernommen.
Der Befreiungskampf erreichte sein Ziel: Die ZANU PF unter Robert Mugabe gewinnt
im Februar 1980 mit großer Mehrheit die Wahlen. Rhodesien erhält unter dem Namen
Zimbabwe (Simbabwe) seine Unabhängigkeit.
Genau in diesen Jahren, zwischen 1980 und 1989, findet ein wichtiger Moment in
Mapfumos Diskurs statt. Am Anfang der neuen Regierung lobte Mapfumo das erste
Oberhaupt Simbabwes mit Liedern, die einen positiven Eindruck der ZAPU PF
vermittelten, wie 1980: „Nyaya Huru“ (The big Story)34, „Tirikupemberera Zimbabwe“
(We Are Celebrating the Birth of a Free Zimbabwe), und „Nzwananai“ (Understand
Each Other). Mapfumo hatte auch Lieder gegen den Ndbele Aufstand komponiert:
„Gwindingwi“(Forest) 1981. Aber in den späten 80ern nach den Skandalen der
Regierungselite 1987 („Willowgate Scandal“)35 und der sozialen Ungerechtigkeit (der
Aufschub von Sozialprogrammen, wie die Neuaufteilung des Landes) hat Mapfumo in
seinen Texten den Regierungschefs die Schuld an der Lage seines Volkes gegeben:
32 Ein deutliches Beispiel dieser Kontrollsituation ist, dass 1979 kurz vor der Unabhängigkeit
Simbabwes von der Kolonialmacht, Mapfumo von den rhodesischen Polizeikräften als Reaktion auf
seinen Song „Hokoyo!“(Watch out!) verhaftet wurde. Er „musste“ öffentlich für Bischof Muzorewas
Kundgebung spielen, um seine Freiheit wieder zurückzuerlangen. Das hatte das Ziel, Mapfumos
Image zu beschädigen, in der Hoffnung, er würde dadurch für die Aktivisten zum Verräter. Aber er
hat in der Kundgebung Lieder gegen die Unterdrückung gespielt und bewies dadurch seine
Aufrichtigkeit. [S. Frederikse, Julie, 1982: 108] [S. Eyre, Banning, 2001: 7, 46 ff.]
33 S. Vambe, Maurice Taonezvi, 2004: 185.
34 Der Text lautet: „Mugabe is the big cock here. All the masses are happy. The troubles we saw in the
struggle were finished by Mugabe.“ [Vambe, Maurice Taonezvi, 2000: 78]
35 „Die staatliche Wilowvale Motor Industries, ein Werk zur Montage von Autos (Mercedes, Toyota,
Peugeot) verführten zum größten Korruptionsskandal des Landes: Aufgrund der
Importbeschränkungen für Luxusgüter und dreijährige Wartezeiten für Autos war in Simbabwe ein
guter PKW begehrt. Minister hatten bestimmte Vorzugsbedingungen und verkaufen Autos an ihre
Freunde zu überhöhtem Preis weiter. 'Willowgate' wurde zur Nagelprobe für Moral,
Demokratieverständnis und Geradlinigkeit der Regierung.“ [Judith Kissel, Jorge Porras, 2007:
Thomas Mapfumo - „Corruption“. Handout für das Proseminar „Einführung in die Moderne
Afrikanische Musik“. Dozent: Prof Dr. Bender. Mainz: Institut für Ethnologie und Afrikastudien /
Musikwissenschaftliches Institut]
11
1988 erschien „Varombo Kuvarombo“ (Poor people) in Simbabwe und wurde als
„Corruption“36 1989 international veröffentlicht. Das Lied kritisiert Mugabe und seine
Regierung. Von diesem Zeitpunkt an hat Mapfumo eine neue Etappe in seiner Karriere
angefangen. So erreichte Mapfumo in den 90ern einen Höhepunkt in seinem politischen
Diskurs, aber auch ein hohes Maß an Musikproduktion: zwischen 1990 und 2000
produzierte er 14 Alben! Das zeigt die hohe künstlerische Kreativität Mapfumos und die
Virtuosität mit der er das song writing (Musik und Text) beherrscht, denn Titel wie
„Disaster“37 (noch eine Kritik an der simbabwischen Regierung) 1997, und
„Mamvemve“ (Tatters) 1998 hatten um das Jahr 2000 herum eine große Rezeption in
Simbabwe. Aber die ZBC38 Radio DJs fühlten sich überwacht und unter Druck gesetzt
und trauten sich nicht mehr, diese Songs zu spielen39. Zwischen 1990 und 2000 basierte
sich Mapfumos Diskurs hauptsächlich auf der Kritik an der Unfähigkeit der Regierung,
ihr Versprechen nach der Unabhängigkeit zu erfüllen. Auch andere Sänger kritisierten
die Regierung und brachten Chimurenga music zu einem neuen Trend (eine gemischte
Bedeutung zwischen revolutionärer Musik und kommerzieller afrikanischer
Musikgattung).
Seine bedeutende Aktivität brachte Mapfumo in eine unsichere/gefährliche persönliche
Situation. Im Jahr 2000 nach der Parlamentswahl kam die Polizei zu Mapfumos Haus
mit einem Hausdurchsuchungsbefehl und beschlagnahmte seine drei Autos mit der
Begründung, sie wären gestohlen und in Südafrika von ihm gekauft worden. Er
entschied, seine Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika zu bringen (Eugene,
Oregon), und begab sich selbst ins Exil. Aber seine musikalische Aktivität hat er nicht
gestoppt; er nahm mehr Alben auf, wie „Toi toi!“ 2003 (das letzte ist „Rise up“ 2005
mit einem großen technischen Unterschied gegenüber den simbabwischen Aufnahmen),
und ist weiter in Simbabwe, sowie in Europa und den USA aufgetreten. Seine politische
Linie in der Musik hat er behalten und in Interviews sagt er, dass es seine Funktion als
simbabwischer Musiker ist, die sozialpolitische Situation seines Volkes denunzieren.
12
Schlussbetrachtung
Musik kann in einer Zeit von sozialen Veränderungen und Anpassungen eine
bedeutende Macht haben. Sie kann für den Musiker Mittel für gesellschaftliche
Anerkennung, Reichtum, Akzeptanz und Einfluss gegenüber der Gesellschaft darstellen.
Thomas Mapfumo hat es mit der Idee der Anpassung der Mbira-Musik in seiner
„Guitar-Band“ Besetzung geschafft, sich Zugang zum Weltmusikmarkt zu verschaffen
und seine politische Botschaft international zu verbreiten. Was er geleistet hat hätten
auch andere Musiker aus Simbabwe machen können, aber nach meiner Ansicht fand
sich Mapfumo durch seine Erfahrung in der populären Musik und das Miterleben der
zeitgenössischen simbabwischen Umstände in einer privilegierten Position. Dadurch
konnte er seinen künstlerischen und politischen Diskurs formulieren und entwickeln.
Seine privilegierte Position besteht aus seiner landwirtschaftlichen und urbanen
Lebenserfahrung in Simbabwe, seinem kosmopolitischen Blick, seiner persönlichen
Lage, die es ihm erlaubte die nötigen Mittel (Instrumente, Musikbranchenkontakte) zu
haben und sich eine kontinuierliche musikalische Kompositionsaktivität leisten zu
können.
Die Problematik Simbabwes hängt nicht nur von diesem Land selbst ab (geographische
Bedingungen, unterschiedliche ethnische Gruppierungen, religiöse/geistliche
Wahrnehmungen), sondern von den externen Faktoren (Missionierung,
Kolonialisierung, Ausbeutung von Ressourcen, rassistische Diskriminierung, weitere
externe Politikprogramme), die „natürliche“ Sozialprozesse (Entwicklung) unterbrochen
haben, die vielleicht das Land in eine andere Lage gebracht hätten. Das Simbabwe von
heute ist im Prozess sich in der internationalen Welt anzupassen, um überleben zu
können. Die Fehler bei der Anpassung ist das, was Thomas Mapfumo reklamiert: früher
die Unabhängigkeit von der UDI Regierung und der kapitalistischen Siedlerkultur und
später von der inkompetenten simbabwischen Regierung (Robert Mugabe und der
Traum „African socialism“).
13
Änderungen von Akteuren, aber niemals hat er die Dichotomie zwischen der Masse und
den Machtführern Simbabwes verlassen), innovative, umfangreiche und vielfältige
Musik produziert und seine Identität als Simbabwer und Kämpfer seiner Überzeugung
erhalten hat.
14
Literaturverzeichnis
Bender, Wolfgang; Wetter, Andreas, 2000: Sweet mother: moderne afrikanische Musik.
Wuppertal : Hammer.
Berliner, Paul, 1976: „The Poetic Song Texts Accompanying the Mbira Dzavadzimu“.
Ethnomusicology, Bd. 20, Nr. 3, S. 451-482.
_____, 1978: The Soul of Mbira. Berkeley and Los Angeles: University of California
Press.
Chitando, Ezra, 2002: Singing Culture: A study of Gospel Music in Zimbabwe. Uppsala:
The Nordic Africa Institute.
Eyre, Banning, 2001: Playing with fire: Fear and Self-Censorship in Zimbabwean
Music. Kopenhagen: Freemuse.
Frederikse, Julie 1982. None but Ourselves: Masses vs. Media in the Struggle for
Zimbabwe. Johannesburg: Raven Books.
Kaarsholm, Preben, 1989: „Quiet after the Storm: Continuity and Change in the
Cultural and Political Development of Zimbabwe“. African Languages and Cultures,
Bd. 2, Nr. 2., S. 175-202.
15
Kubik, Gerhard, 1988: „Nsenga/Shona Harmonic Patterns and the San Heritage in
Southern Africa“. Ethnomusicology, Bd. 32, Nr. 2., S. 39-76.
Kwaramba, Alice Dadirai, 1997: The Battle of the Mind: International New Media
Elements of the New Religious Political Right in Zimbabwe. Oslo: University of Oslo,
S. 1-2.
Scannell, Paddy, 2001: „Music, Radio and the Record Business in Zimbabwe Today“.
Popular Music, Bd. 20, Nr. 1. S. 13-27.
Vambe, Maurice Taonezvi, 2000: „Popular Songs and Social Realities in Post-
Independence Zimbabwe“. African Studies Review, Bd. 43, Nr. 2, S. 73-86
16
.Internetliteratur
Anonym Records.
http://www.afropop.org/explore/artist_info/ID/26/Thomas%20Mapfumo
17
Anhang
(?) „Chemtengure“
40 Die Diskographie hier angeboten, basiert hauptsächlich auf fünf Internet Adressen:
http://www.anonymousweb.com/thomas_mapfumo.html (Ver. 2006)
http://www.ne.jp/asahi/fbeat/africa/07-disco/07381.html (2005/03/05 Ver.2.8)
http://homepage1.nifty.com/utmp/discographyoriginal.htm (Geändert am 22.05.2007)
18
Album:
1978 Hokoyo!
1988 „Corruption“
1983 Ndangariro
1984 Mabasa
1985 Mr Music
1987 Zimbabwe/Mozambique
1989 Chamunorwa
1992 Hondo
19
1992 The Singles Collection 1976-1986
2000 Dreams and Secrets, mit Wadada Leo Smith und N'Da Kulture
2001 Thomas Mapfumo Collected: Classic Cuts & Rare Tracks From The Lion
Of Zimbabwe 1978-2002
2001 Manhungetunge
2006 Rise Up
20
Anhang 2. „Corruption“ Text
(Transkription: Judit Krisel, Jorge Porras. Quelle: Thomas Mapfumo and the Blacks Unlimited:
Corruption New York : Mango. Island Records, 1989. Schallplatte: 12'', 33 UpM, Stereo)
(...) You can gotta something 25 Come what may, and ain't gonna stop
If you can give away Then I ask your yields being corrupted
In the streets there is corruption The big fish don't care about it
You can't get away with corruption corruption in the society (X4)
15 You gonna run away from justice will give you something, that is if you give me
I work so hard for better living today, (...) the corruption in the society.
Come what may, and ain't gonna stop Nothing for nothing (x8)
Come what may, and ain't gonna cry corruption in the society (Xn)
21
Anhang 3. „Disaster“ Text
<http://www.museke.com/?q=node/801> und
<http://www.geocities.com/shonalyrics/lyrics/mukanya.html>
Shona: Englisch:
Mumba menyu muno mune disaster There is great trouble in the home
Mumba menyu muno mune disaster There is great trouble in the home
Munyika medu muno mune disaster People, there is tragedy in the nation
Munyika medu muno mune disaster There is great trouble in the home
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23