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Ein Jahr in Berlin
Saisonale Orte und Veranstaltungen
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Das Schild weist den Weg von der Straße zum
sei das Inka Café¹ in Schöneberg Prater Garten
empfohlen. In Eigenregie wird
das Eis aus südamerikanischen Kastanienallee bieten schattige
Früchten hergestellt und beschert Bäume und das hauseigene,
ungewöhnliche Geschmackser- kühle Prater-Pils Erholung und
lebnisse. Experimentierfreudige Erfrischung. Gemütlich sitzen
wagen sich an Kreationen wie Jo- Studierende, Lifestylekreative und
hannisbrotbaumschote, Lucuma, kinderwagenbewehrte Jungeltern
das nussig und leicht honigartig auf obligatorischen Bierbänken
schmeckt, oder Chicha morada bei Bratwurst und Brezeln.
aus blauem Mais. Erst der zweite Blick verrät den
Nicht nur Eis lockt die Menschen Prater als ältesten Biergarten d er
ins Freie. Sobald es warm wird, Stadt. Seit 1837 wird an der Kas-
zieht auch der Geruch von Grill- tanienallee ausgeschenkt. In ei-
fleisch durch den Tiergarten, ob- nem der Gebäude bespielt zudem
wohl der Bezirk ein Verbot immer das Ensemble der Volksbühne
wieder in Erwägung zieht. Vor am Rosa-Luxemburg-Platz eine
allem türkischstämmige Familien Bühne und setzt die Tradition der
und Studentencliquen bevölkern Wirtin von 1905 fort, die damals
mit Campingausrüstung und mit „Kabale und Liebe“ ihre Gäste
Sitzdecken die Wiese vor dem vertrieb, die lieber Tingeltangel
Schloss Bellevue. Wer keinen Grill und Marschmusik gehört hätten.
parat hat, kann sich alternativ im Die zünftige Gaststätte, die in den
Café am Neuen See², dem idyl- Wintermonaten vorzügliche Gän-
lisch am Wasser gelegenen Bier- semenüs oder legendäre Königs-
garten und beliebten Treffpunkt berger Klopse serviert, ist ganz-
des alten Westberlins, an großen jährig in Betrieb. So lohnt sich
Pizzen oder herzhaftem Leber- ein Aufenthalt im Prater zu jeder
käse laben. Jahreszeit, wenngleich der som-
Mehr urbanes Flair verströmt der merliche Aufenthalt im Biergarten
Prater³ im Prenzlauer Berg. Nach doch ganz besonders erfreut.
einer Shopping-Tour entlang der Statt Bier sollte zuweilen auch
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Kreuzberg kocht: Andreas Staack (Noi
drei Tage lang unter dem Motto Quattro) u. Thomas Kurt (E.T.A. Hoffmann)
„Kreuzberg jazzt“. Doch bleibt
es nicht bei der Musik allein. Seit Spannend ist auch die Zukunft
2004 findet parallel das Event vieler Strandbars, die im Sommer
Kreuzberg kocht!¹ auf dem nahe in steigender Anzahl entlang der
gelegenen Chamissoplatz statt. Spree einladen. Sie verkörpern
Dort steht das Zelt kulinarischer den modernen Biergarten: Cock-
Glückseligkeit, wo Kreuzberger tail statt Bier, Sandstrand statt
Spitzenköche ihre enge Verbun- Garten, Liegestuhl statt Bank.
denheit zu ihrem Kiez beweisen, Manche Örtlichkeiten warten mit
indem sie köstliche Gerichte Kunstpalmen auf, andere beein-
frisch zubereiten und zu Imbiss- drucken durch holzgezimmerte
preisen anbieten. So darf Jeder- Bars und Terrassen. Ihre Haltbar-
mann und Jederfrau entdecken, keit ist begrenzt, beispielsweise
wie spannend originelles Essen durch die umstrittenen Bau-
sein kann. projekte der Media-Spree, der
fragwürdigen Bezirkspolitik zur
Stadtverschönerung. Was gestern
noch Legende bedeutete, ver-
blasst womöglich in der nächsten
Saison zur vagen Erinnerung à la
Bar 25 oder Strandbar Mitte.
Die naturbelassenste Strandbar
ist das Kiki Blofeld², benannt
nach der imaginären Tochter von
< Ob an oder auf der Spree, ob bei Tag oder bei
Nacht: Kiki Blofeld hat viele Gesichter >
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ist zweifellos ein Ort wie Berlin: der der Berliner Thai-Community,
provisorisch und einfallsreich, um gemeinsam Karten zu spielen,
nicht perfekt und geleckt, dafür zu kochen und zu essen. Das
weitläufig und skurril. Spektakel beginnt gegen 14 Uhr
und dauert bis zum Einbruch der
Mit diesen Worten lässt sich auch Dunkelheit. Auf niedrigen Kisten
der so genannte Thai-Treff im werden unzählige Gerichte ange-
Preußenpark¹ beschreiben, ein boten: Frittierte Kochbananen mit
authentisches Kultur- und Koch- Sesam, gegrillter Fisch und
ereignis, das von Frühjahr bis Fleischspieße. Zu diesem eher
Herbst zu erleben ist. Mitten im geduldeten als legalen Treiben
bürgerlichen Wilmersdorf präsen- gesellen sich Anwohner und Spa-
tiert sich Berlin als fernöstlicher ziergänger, angelockt von den
Markt und offenbart eine exo- Düften und dem Wissen um eine
tische Welt voller fremdartiger gute Mahlzeit. Geduldig knien die
Klänge und Gerüche, wie sie an Hungrigen unter einem der vielen
keinem anderen Ort erlebt werden bunten Sonnenschirme und be-
können. An schönen Tagen, vor obachten aufmerksam, wie eine
allem an Wochenenden, versam- Thailänderin einen frischen Papa-
meln sich auf einer großen Liege- ya-Salat stampft und würzt oder
wiese im Park bis zu 400 Mitglie- auf zwei dampfenden Aluminium-
< Thai-Treff im
Preußenpark, mit
Berliner Besuch. An
schönen Sommerta-
gen ab zirka 14 Uhr
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Angebot regionaler Produkte:
Deftige Pferdeknacker, saftige
Bio-Kuchen, Edelmarzipan aus
Sanddorn, Trüffelbrie und Roque-
fort-Birnen-Paste. Auf einer Büh-
ne spielt eine Dixie-Band, Korb-
macher und Kunstschmiede zei-
gen ihr traditionelles Handwerk.
Von März bis Dezember finden in
der Domäne Dahlem regelmäßig
Markttage und Veranstaltungen
Bauernhof mit U-Bahn-Anschluss:
In der Domäne Dahlem statt, so auch die Berliner Brat-
wurstmeisterschaften. Das ganze
stellt sich auch in Marzahn ein Jahr über ist der Hofladen geöff-
Stückchen heile Welt und Harmo- net, der eigene Saisonprodukte
nie ein. und Bio-Kost von Bauernhöfen
Langsam verliert die Sonne an aus der Region vertreibt.
Kraft, kalter Wind bläst das
Herbstlaub von den Bäumen. Die Von Ende Oktober bis tief in den
Nächte werden länger und kühler. Winter berieselt ein Kulinarischer
Berlin im Herbst, das heißt Ernte- Winterzauber die Stadt. Über 60
zeit in der Domäne Dahlem¹. Zu Restaurants offerieren winterliche
dem 18 Hektar großen Landgut Menüs zum Preis von 10, 20, 30
gehören Felder, Gemüsegärten, oder 40 Euro. Das Gastronomie-
Tierstallungen, Gutshäuser und Event wird von der DEHOGA Ber-
ein Dorfanger aus dem 16. Jahr- lin und der Berlin Tourismus Mar-
hundert, der als Marktplatz dient. keting GmbH initiiert. In deren
Auf Deutschlands einzigem Info-Stores liegen Broschüren mit
Bauernhof mit U-Bahn-Anschluss den teilnehmenden Restaurants
findet im Herbst das Kartoffelfest aus, die auch über das Internet
statt. Hier können die Berliner ausfindig gemacht werden kön-
selbst Kartoffeln ernten, das Kilo nen. Am Ende der Veranstaltung
zum Preis von einem Euro. Emsig werden die Sieger in den jeweili-
sammelt das großstädtische Pub- gen Preisklassen ausgezeichnet,
likum die Felder leer. Zudem gibt denn die Menüs werden von den
es auf der Feldmark ein Lagerfeu- Gästen bewertet.
er, in dem die Erdäpfel geröstet Eine harmonische Verbindung von
werden können, was besonders Speisen und Bildung sei mit der
den Kindern großen Spaß macht Veranstaltungsreihe Esskultur² im
und obendrein gut schmeckt. Wer Museumskomplex Dahlem emp-
nicht die Ärmel hochkrempeln fohlen. Besonders im Winter kann
will, findet auf dem rege besuch- man sich gemütlich ins Beduinen-
ten Marktplatz ein hochwertiges zelt kuscheln, Märchen aus 1001
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Alljährliches Lichtermeer auf dem Rixdorfer
nen Auszeichnungen aus, son- Weihnachtsmarkt
dern plant ein ganzjähriges Res-
taurantkonzept Unter den Linden, statt und ist beinahe zu gut be-
bei dem, wie könnte es anders sucht. Karitative Einrichtungen
sein, die Ente im Mittelpunkt und ehrenamtliche Dienste be-
steht. Hoffentlich werden dort die stimmen das Geschehen auf dem
Damen und Herren der benach- Richardplatz in Neukölln, dem
barten Medieneinrichtungen, wie alten Dorfanger von Deutsch-
ARD, ZDF, RTL oder n-tv nicht Rixdorf, seit 1360 urkundlich er-
allzu eifersüchtig, waren es bis- wähnt. In unmittelbarer Nachbar-
lang doch sie selbst, die im Re- schaft liegt der ehemalige Dorf-
gierungsviertel für die Enten zu- kern von Böhmisch-Rixdorf, be-
ständig waren. nannt nach den böhmischen
Flüchtlingen, die hier im 18. Jahr-
Winter, das ist natürlich auch die hundert siedelten. Bauernhäuser
Zeit der Weihnachtsmärkte. Be- und Stallungen säumen die
sonders stimmungsvoll erschei- schmalen, verwinkelten Pflaster-
nen jene in Spandau und am Zeh- steingassen. Die dörfliche Le-
lendorfer Mexikoplatz. Der Rix- bensweise trifft ein paar Meter
dorfer Weihnachtsmarkt¹ findet weiter auf städtisches Treiben. So
am zweiten Adventswochenende entsteht eine einzigartige Atmo-
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Ein beliebtes Silvestergericht ist mer-Restaurant La Provence²,
bekanntlich Raclette. Freude be- das La-Raclette-Inhaber Peer
reitet das Schmelzkäseritual im Kusmagk ganz nach Wunsch auf
lauschigen gleichnamigen Res- die grüne Wiese oder in den
taurant La Raclette¹. Der kleine nachbarschaftlichen Hinterhof
Raum aus freigelegten Backstein- platziert. Originalität und exquisi-
wänden, ein Kamin voller lodern- ter Genuss sind dabei garantiert.
der Holzscheite und der Raclette-
Ofen auf dem Tisch bieten Schutz Als jahreszeitliches Chamäleon
gegen die Kälte. Der geschmolze- tarnt sich das Chocolat³ nahe
ne Käse, begleitet von Fleisch dem Senefelder Platz. In winterli-
und Gemüse, dazu ausgesuchte cher Kälte dampfen feine Suppen
französische Weine, helfen, sich in den Terrinen, während der
auch von innen wohlig warm zu sommerliche Ansturm dem köstli-
fühlen. Kehrt dann die wärmere chen Bio-Eis gilt, wobei insbeson-
Jahreszeit zurück, bestellt man dere die namensgebenden Sorten
sich für eine Gruppe ab 20 Perso- Beachtung finden sollten. Eben
nen am Besten das mobile Som- Alles zu seiner Zeit!
¹ Lausitzer Str. 34, Kreuzberg
Peer Kusmagk bereitet den Tischofen für ² www.la-raclette.de
das Raclette vor ³ Kollwitzstr. 37, Prenzl‘Berg