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Maja Tomljanovic
In den Reihen der Elfen

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Der z e r E l fe n“
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„ Im S
Lustlos starrte ich aus meinem Fenster. Es war Nachmittag und
die Felsen vom See, die ich von meinem Fenster aus sehr gut
sehen konnte, schimmerten an der Oberfläche, als sie die Son-
ne reflektierten. Ein schöner Anblick. Doch wenn die Sonne
im Westen stand und unter ging, sah es noch herrlicher aus.
Dann sahen sie nämlich im rötlichen Sonnenlicht aus, als ob
sie brannten. Dieses Bild liebte ich viel mehr. Doch im Mo-
ment hatte ich kein Auge für diese Schönheit. Meine Gedanken
waren viel zu weit weg, um mich auf die Realität zu konzent-
rieren. Doch was genau war denn nun die Realität? Die Tatsa-
che, dass ich nun eine Dunkelelfe mit übernatürlichen Kräften
war? Dass ich meinen Feind liebte? Für die Realität hörte sich
das zu phantastisch an. Doch genau das war nun einmal die
Wahrheit. Es war inzwischen genau fünf Monate her, seit ich
ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Seit meinem achtzehnten
Geburtstag. Ich zählte die Tage. Allerdings musste ich meine
Gefühle verbergen. Ich durfte meine Gedanken durch meine
Miene nicht verraten, geschweige denn sie aussprechen, wenn
es um ihn ging. Seit diesen fünf Monaten hatte ich es sogar ver-
mieden, seinen Namen auch nur zu denken. Ich hatte Angst,
dass meine Eltern es irgendwie bemerken konnten. Doch jetzt,
wo ich alleine war, kamen die Erinnerungen in mir hoch. Ich
schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an die Fensterschei-
be. Der Junge, an den ich dachte, hieß Cedric Masen und war
nun der Feind meiner Eltern und auch meiner. Die Entwick-
lungen kamen mir im Rückblick viel zu schnell vor. Die un-
beschwerte Zeit, die ich mit ihm genießen durfte, war zu kurz
gewesen.
Es war nämlich so: Bis vor Kurzem hatte ich geglaubt ein ganz
normales Mädchen zu sein mit etwas schrägen Eltern. Meine
Eltern hatten sich zuvor nie um mich gekümmert. Sie waren
angeblich immer im Ausland, um sich um Angelegenheiten
ihrer Textilfirma zu kümmern. Ich hatte dennoch alles, was
ein Mädchen sich nur wünschen konnte: Gute Freunde, auf
die man sich verlassen konnte, und viel Freiheit. Doch dann
kam Cedric und meine Welt hatte sich grundlegend verändert.
Nach einiger Zeit hatte ich mich in ihn verliebt und wie durch
ein Wunder hatte auch er meine Gefühle erwidert - was ich im-
mer noch nicht nachvollziehen konnte. Doch Cedric war kein
normaler Mensch. Uns beide verband etwas Übernatürliches:
Er war der Sohn des zurzeit regierenden Elfenkönigs und ich
war die Tochter seiner Feindin. An meinem achtzehnten Ge-
burtstag musste ich diese Wahrheit akzeptieren. Ich war nun
Moms Superwaffe im Kampf um den Elfenthron, der Mom ei-
gentlich rechtmäßig zustand. Sie war nämlich die Tochter des
letzten Elfenkönigs gewesen, der jedoch durch Cedrics Vater,
Zion, getötet wurde. Dafür wollte Mom jetzt Rache. Das alles
war sehr verwirrend und manchmal hatte ich den Überblick
verloren. Ich musste unwillkürlich grinsen. Ein wenig erin-
nerte mich das alles an Romeo und Julia. Die perfekte Ironie.
Ich hasste nämlich dieses Stück. Für mich waren die Figuren
in diesem Stück zu oberflächlich. Dass ich mich nun in einer
ähnlichen Situation befand, war sehr amüsant. Ich seufzte. Die
ganze Sache war mir zu viel. Am liebsten wäre ich einfach ab-
gehauen und hätte das alles hinter mich gelassen. Das Einzige,
was mir jetzt noch Kraft gab, war, dass ich Cedric noch liebte.
Eine geringe Chance gab es noch, die ich jedoch für beinahe
unmöglich hielt.

Wenn Cedric sich entscheiden würde, zu unserer Seite zu kom-


men, dann könnten wir zusammen sein. Doch wie gesagt, das
war beinahe unmöglich. Obwohl ich genau wusste, dass Cedric
mich auch liebte, würde er seinen Vater in so einer Situation
nicht im Stich lassen, genauso, wie ich meine Mutter nicht ent-
täuschen würde. Es war schon wirklich ein großer Unterschied
im Verhältnis zu meiner Mutter und mir. Am Anfang hatte ich
überhaupt nichts mit ihr zu tun gehabt. Sie hatte mich Links
liegen gelassen, doch nun kannte ich ihre Beweggründe. Von
der Liebe enttäuscht, hatte sie ihre Gefühle eingesperrt und
ihr Herz war eingefroren. Buchstäblich. Doch nun hatten wir
ein etwas entspannteres Verhältnis. Mein Kopf fuhr hoch. Man
hatte mich gerufen.
>>Marianne! Komm runter!<<
Das war Moms Stimme. Ich seufzte wieder. Heute war ich zu
lustlos, um überhaupt etwas zu tun. Ich wollte nur noch meinen
Erinnerungen nach hängen. Doch ich durfte mich Mom nicht
widersetzen, sonst konnte sie sehr schlechte Laune bekommen
und ich wollte nicht, dass jemand von den unschuldigen Wa-
chen ein Arm weniger bekam, weil sein eingefrorener Arm zu
Tausenden von Eissplittern wurde. Also musste ich mich wohl
oder übel fügen. Mit hängenden Schultern machte ich mich auf
den Weg nach unten. Unser Haus hatte sich in der Zeit nicht
sonderlich verändert. Äußerlich zumindest.

Doch mir fehlte Madeleine schrecklich. Mom und Dad hatten


sämtliche „menschliche“ Angestellten entlassen und nun wa-
ren es alles Elfen, die als Angestellte dienten. Madeleine war
für mich immer der Mutterersatz gewesen und auch eine gute
Freundin. Sie jetzt nicht mehr hier zu haben, war sehr schlimm
für mich. Doch die anderen fehlten mir auch alle. Nun war es
hier so leer. Keine Emotionen wurden hier ausgelebt. Es war
vollkommen still.
Mom erwartete mich am Fuß der Treppe. Wie üblich trug sie
wieder schwarz. Das Kleid kleidete sie perfekt und unterstrich
ihre Blässe. Sie sah wunderschön aus, wie eh und je. Allerdings
wusste ich, dass sie nicht immer so ausgesehen hatte. Sie war
nicht immer eine Dunkelelfe gewesen. Wie erwähnt war sie
die Tochter des ermordeten Elfenkönigs gewesen und brutal
ausgenutzt worden von dem Mann, den ich nun auch kannte:
Cedrics Vater. Nun war anstatt der damaligen Wärme nur noch
Kälte in ihr. Früher hatte sie auch das Feuer kontrollieren kön-
nen, doch diese Gabe hatte sie dann verloren. Nun sah sie in
mir die große Chance sich für alles, was ihr widerfahren war,
zu rächen. Was ich dazu zu sagen hatte, interessierte nicht.
>>Hier bin ich. Wolltest du etwas Bestimmtes?<<,
fragte ich gelangweilt. Gleichgültig wies sie mir einen Platz auf
dem Sofa zu. Demnach wollte sie reden.
>>Setz dich! Es ist nichts wichtiges.<<
Alles war für sie nicht wichtig, wenn es nichts mit dem Krieg
gegen die Lichtelfen zu tun hatte.
>>Ich habe gehört, dass du heute deinen Unterricht geschwänzt
hast.<<
Ich verzog das Gesicht. Das, was sie unter >>Unterricht<<
verstand, war für mich vergleichbar mit Folter. Meine Eltern
ließen mich nicht mehr in die Schule. Dafür wurde ich von
Dr. Nicholas unterrichtet. Er war der Mann, den meine Mom
schon vorher für mich anheuern wollte. Damals wusste ich je-
doch nicht genau Bescheid. Dr. Nicholas war ein Druide.

Er sollte mir helfen, meine Kräfte besser zu kontrollieren und


eventuell auch verstärken. Genau dazu waren Druiden näm-
lich da: Die noch schutzbedürftigen Elfen auszubilden. Ich
verabscheute diesen kleinen Mann. Er war mir unsympathisch
und das langweiligste Wesen, das mir je untergekommen war.
Da war selbst mein alter menschlicher Geschichtslehrer, Mr.
Adams, aufgeweckter. Ich versuchte Mom, es zu erklären. In-
zwischen ließ sie mich sogar aus-sprechen. Was für ein Fort-
schritt.
>>Mom, ich kann mich bei Dr. Nicholas nicht konzentrieren.
Es kommt mir vor als würde er meine Kräfte eher einschläfern
als sie wecken.<<
Mom sah mich gefühllos an. Ihre rechte Augenbraue hob sich
jedoch ein wenig.
>>Dr. Nicholas ist ein sehr erfahrener Druide. Der älteste und
am besten ausgebildenste. Es ist pures Glück, dass ich ihn nicht
manipulieren musste, um uns zu dienen. Das hätte sein Wissen
erheblich reduziert. Außerdem findest du nicht alle Tage einen
Druide, der bei Merlin persönlich gelernt hat.<<
Ich verdrehte genervt die Augen. Die Leier kannte ich schon
auswendig. Dass es Merlin gegeben hatte, war für mich zuerst
noch eine witzige Erfahrung gewesen, doch wenn ich mir sei-
nen Schüler ansah, musste Merlin sicher ein spießiger alter
Mann gewesen sein, der seine Zeit nicht besser nutzen konn-
te, um Zaubersprüche zu erfinden und sich planmäßig einen
Eintrag in den Geschichtsbüchern zu sichern. Mir tat Arthus
sehr leid, obwohl er schon seit Urzeiten unter der Erde lag. Ich
wollte Merlin nicht kennenlernen. Sein Schüler war schlimm
genug. Ohnehin hatte es mich sehr überrascht, dass ich erfah-
ren hatte, dass viele berühmte Persönlichkeiten der Geschichte
und der Märchen wirkliche Elfen waren. Elfen konnten näm-
lich täuschend echte Menschen ver-körpern. Von den Riesen
im Märchen mit der Bohnenranke bis hin zu den Göttern der
alten Kelten war die Liste der populären Elfen sehr lang. Ab-
surd, aber wahr: Die prunk-vollen Bälle im 18. Jahrhundert in
der Menschenwelt hatten den Elfen so gut gefallen, dass der
halbe Hofstaat der Kaiserin Maria Theresia aus Elfen bestan-
den hatte. Dazu hatte auch der berühmte Wiener Hofarzt Van
Swieten gehört. Schade, dass Cedric mir das nicht schon vorher
gesagt hatte. Wir hätten sicher viel miteinander lachen können.

Bei dem Gedanken an Cedric wurde ich wieder launisch. Mom


redete immer noch weiter und lobte Dr. Nicholas in den höchs-
ten Tönen. Ich hatte schon lange aufgehört zuzuhören. Meine
Aufmerksamkeit war auf mein eigenes Problem zurückgekom-
men. Ich hatte mir geschworen, einen Weg zu finden, wie ich
Cedric wiedersehen konnte. Bisher hatte ich allerdings immer
noch keine Lösung gefunden, geschweige denn einen Plan.
>>Ich denke, du weißt unsere alte Geschichte einfach nicht zu
würdigen. Du bist zu lange in dieser modernen Welt aufge-
wachsen.<<
Das war Moms Meinung. Doch was konnte ich denn dafür? Sie
hatte sich all die Jahrhunderte um eine Armee gekümmert und
ihre Tochter achtzehn Jahre lang vernachlässigt. Ich war doch
erst ein Neuzugang in dem ganzen Hokuspokus.
>>Tja, in unserer Schule nehmen wir halt nur die menschliche
Version von Geschichte durch, Mom. Das müsstest du doch
wissen.<<

Inzwischen ging Mom zum Glück nicht mehr in die Luft, wenn
ich sie mit so frechen Bemerkungen neckte. Und Mom konnte
ganz schön unangenehm werden, wenn sie wütend war. Sehr
unangenehm. Ihr nun folgendes Angebot machte mich für eine
ganze Weile sprachlos.
>>Ich weiß. Und ich denke, dass es dir nichts bringt, wenn du
einen so >einschläfernden Unterricht< ertragen musst, wie du
es so schön sagst. Deine Kräfte kannst du nun recht gut kont-
rollieren.<<
Eine kleine Pause. Ich wartete gespannt darauf, dass sie weiter
sprach.
>>Deshalb habe ich mir überlegt, ob ich dich nicht wieder zu
deiner alten Menschenschule hinschicke.<<
Wie gesagt, blieb ich jetzt erst einmal sprachlos. Mom hielt es
auch nicht für nötig, die Stille zu durchbrechen. Sie taxierte
mich nur weiter mit ihren klaren blauen Augen. Ich wand mich
ein wenig unter ihrem Blick. Als auch ihr das Schweigen zu
lange dauerte, fing sie wieder mit dem Sprechen an.
>>Denke aber bloß nicht, dass das nur zum Vergnügen ge-
schieht. Ich verfolge damit nämlich noch einen weiteren
Schachzug gegen die andere Seite. Du sollst nämlich unter dei-
nen Mitschülern potenzielle Kämpfer ausfindig machen. Diese
sollen dann unserer Armee beitreten.<<
Nun wich das Erstaunen dem Entsetzen. Die Leute aus mei-
nem Jahrgang oder der anderen Stufen sollten zu Dunkelelfen
werden? Das konnte nicht sein! Das war absolut unmöglich!!
Das Ritual für Menschen war absolut grausam. Um sie zu so-
genannten Herzlosen zu machen, mussten wir ihnen das Herz
aus der Brust schneiden und sie dann dazu auffordern es selbst
zu essen. Es war wider-wärtig.
Gott sei Dank, musste ich bei diesem Ritual noch nie zu-sehen.
Doch schon allein die Vorstellung, dass einer, den ich vermut-
lich persönlich kannte, zu einem Herzlosen werden könnte,
war undenkbar.
>>Mom, das kannst du nicht ernst meinen. Das würde ich
nicht fertigbringen.<<
Moms Augen erstarrten zu Eis. Ihr Ton wurde härter.
>>Warum denn nicht? Stehst du denn nicht hinter unserer Sa-
che?<<
Ich schüttelte frustriert den Kopf.
>>Doch, natürlich. Doch du kannst den Leuten das doch nicht
antun. Nicht die, die ich kenne.<<
>>Eben gerade diese. Du könntest sie viel leichter bereit dazu
machen. Na komm schon. Du hast doch bestimmt auch einige
Feinde an deiner Schule, die du ganz gerne rumkommandieren
möchtest. Das wäre nun die ideale Gelegenheit.<<
Ich dachte automatisch an Lilly Bexter. Meine älteste Erzfein-
din und der einzige Mensch, den ich von ganzem Herzen ver-
abscheute. Mit Betonung auf Mensch. Lichtelfen standen auf
meiner Hassskala noch weiter oben. Doch dazu gehörte auch
meine Ex-Beste-Freundin Catherine, Cathy, dazu. Sie war da-
mals eine meine besten Freundinnen gewesen und hatte die
Seiten gewechselt, als ich mit Cedric zusammenkam. Eifer-
sucht war der Grund gewesen. Nun gehörte sie auch zu feindli-
chen Lager dazu. Der Gedanke, den beiden es so richtig zeigen
zu können, war sehr, sehr verführerisch.
Mit einem Grinsen sah ich Mom an und sagte:
>>Na gut, du hast gewonnen. Ich mach‘s<<

Auch auf Moms Gesicht breitete sich ein kaltes Lächeln aus.
>>Sehr schön. Ich wusste doch, dass dir die Idee gefallen wür-
de.<<
Doch ihre Stimme wechselte wieder ins Mahnende.
>>Doch ich muss dich warnen. Deine alten Freundinnen
kannst du nicht mehr treffen. Entweder die werden zu Herzlo-
sen oder du hälst dich von ihnen fern. Hast du mich verstan-
den?<<
Ich nickte Mom ernst an. Ich verstand. Rose und Mandy, die bis
zum Schluss zu mir gehalten hatten, würde ich wirklich nicht
mehr ansprechen können wie früher. Zu viel hatte sich seit-
dem verändert und ich konnte ihnen nicht alles erzählen. Ich
bedauerte es zutiefst, doch meine erstarrten Gefühle linderten
den Schmerz ein wenig. Doch Mom war noch nicht fertig.
>>Ach übrigens.<<
Ich war schon halb die Treppe hochgestiegen, da drehte ich
mich noch einmal zu Mom um. Blanker Hass stand nun in ih-
ren Augen.
>>Wenn ich erfahren sollte, dass dieser Elfenbastard sich mit
dir trifft oder dass du deine Gefühle nicht für ihn unterdrückst,
dann nehme ich dich sofort von der Schule und du wirst das
Sonnenlicht nicht mehr sehen.<<
Obwohl ich daran schon gewöhnt war, fröstelte ich bei ihrem
kalten Unterton. An ihren Worten hatte ich keinen Zweifel,
doch zu meinem Willen und Gefühlen. Ich konnte mir selbst
nicht versprechen, dass ich Cedric ignorieren könnte, falls ich
ihn sehen würde. Ich konnte es lediglich versuchen.
Mit einem Gefühl, dass man mit Nervosität vergleichen konn-
te, legte ich mich an diesem Abend ins Bett.
Lesen sie jetzt wie es weiter geht

Maja Tomljanovic
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