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TM: Was haben Sie in Deutschland für persönliche Re- dienkampagne über Nacht die amerikanischen Wähler-
aktionen auf Ihr Buch erhalten? massen vom Pazifismus in die Unterstützung des Kriegs-
AB: Bisher nur positive. Es gibt natürlich Besprechun- eintrittes der USA trieb. Der frühere CIA-Chef Casey
gen, die mich als «Verschwörungstheoretiker» abstem- hat dies vor kurzem nochmals bestätigt. Aber da liegt
peln möchten. Im übrigen wird das Buch in überregio- auch das große Problem für den Nicht-Insider: Mir ha-
nalen Zeitungen mehr oder weniger totgeschwiegen. ben drei Jahre Arbeit im Schalk-Golodkowski-Ausschuss,
TM: Totgeschwiegen? zahlreiche Amerikabesuche, das sorgfältige Lesen der
AB: Die beste Methode unangenehme Themen unter Akten, viele Gespräche im amerikanischen Senat und
den Tisch fallen zu lassen. Ich wurde beispielsweise Kongress, das Auswerten der ganzen Anhörungsverfah-
zweimal in den letzten Jahren von Redakteuren des ren im Bereich des Drogen- und Waffenhandels, des
Spiegel gebeten, einen Beitrag zu schreiben, einmal über internationalen Terrorgeschehens usw. – all das hat mir
die aufgebauschte Sowjet-Bedrohung, das andere Mal letzlich einen Systemüberblick verschafft, den man sich
über die Arbeit der Geheimdienste. Beide Artikel gingen als aktiver Journalist oder Politiker kaum je wird erwer-
sehr kritisch mit dem amerikanischen Politiksystem ben können. Er kann Bücher wie das meine oder die von
um. Beide sind jeweils im letzten Moment fallengelas- Yallop oder die der israelischen Mossadagenten Ostrovs-
sen worden. Man hat bestellt und bezahlt, aber nicht ky oder Ben Menashe lesen. Wenn er aber so unreflek-
gedruckt. Allerdings wurde in einer Fußnote des Leitar- tiert pro-amerikanisch ist, wie das seit 1945 die weit ver-
tikels über die Geheimdienstarbeit darauf hingewiesen, breitete Haltung ist, dann steht er eben hilflos vor den
dass mein Buch eine eingehend dokumentierte, bissige sehr negativen und auch uns berührenden Elementen
Kritik an den Machenschaften der CIA und anderer amerikanischer verdeckter Außenpolitik.
Westdienste sei.
TM: Das erinnert mich an das Interview, das anfangs Zbigniew Brzezinskis geopolitische Vorstellungen
Mai in der Basler Zeitung hätte erscheinen sollen, wie Sie und das europäische Vasallentum
in einem Brief ankündigten. Was hat sich denn in die- TM: Sind Sie im Laufe Ihrer Recherchen irgendwann mit
sem Falle abgespielt? Brzezinski zusammengetroffen?
AB: Der Korrespondent der Basler Zeitung referierte AB: Ich kenne ihn lediglich von einem Besuch im Wei-
schon in der Art seiner Fragestellung viele meiner The- ßen Haus. Dem ging eine Auseinandersetzung voraus,
sen in einer sehr einseitigen und tendenziösen Weise. die ich als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes-
Etwa in dem Stil: «Sie trauen den amerikanischen ministerium der Verteidigung in bezug auf Alexander
Diensten zu, aus politischen Gründen dreitausend der Haig hatte, dem damaligen Oberbefehlshaber der ame-
eigenen Bürger ermordet zu haben?» Ich sagte ihm: Die rikanischen Truppen in Europa und zugleich NATO-
Formulierung führt zur Verfälschung meiner Aussage. Oberbefehlshaber. Haig war wie der Henker dahinter
Er bestand aber darauf, dass ich lediglich meine Ant- her, jedes Manöver und selbst die kleinsten Verbands-
worten auf seine Fragen verändern dürfe, nicht aber wie Stabsrahmenübungen sämtlicher europäischen
auch seine Fragestellungen. Auf diese Bedingung wollte Verbündeten als Übungen der NATO unter seinem
ich wiederum nicht eingehen. Oberbefehl zu deklarieren. Das hatte zur Folge, dass an
TM: Hinter einer solchen schiefen Fragestellung steht einem Tag eines Wochenendes – zur Erntezeit, kurz vor
natürlich auch die bedauerliche Uninformiertheit der einer Regenperiode – von Norwegen bis zur Türkei rund
meisten heutigen Journalisten bezüglich des Charakters eine Million NATO-Soldaten auf den Straßen und im
der US-Politik. Man braucht ja nur die nicht regierungs- Gelände aufgefahren waren. Ein Rundfunkjournalist
gesteuerten Analysen des angeblichen Überraschungs- suchte mich auf und fragte: «Herr von Bülow, ent-
überfalls der Japaner auf den US-Pazifikstützpunkt Pearl spricht dies militärischer Notwendigkeit oder der Eitel-
Harbour zu kennen, um zu wissen: Nicht «die Amerika- keit von Herrn Haig.» Ich antwortete: «Beides» und füg-
ner», aber sehr wohl die Regierung Roosevelt ist zu der- te hinzu: «Wenn uns das östlicherseits geboten worden
gleichen bereits im Dezember 1941 faktisch eben wirk- wäre, dann wären auf westlicher Seite alle Alarmlam-
lich imstande gewesen! Die US-Regierung wusste von pen auf Rot gegangen.» Ich riet daher zu einem etwas
dem bevorstehenden Angriff auf Pearl Harbour, unter- weniger martialischen Auftreten. Diese Bemerkung,
ließ die Weitergabe des Wissens an die Truppe und ließ diese paar Sätze in einem Rundfunkinterview sind um
so Tausende von GIs ungewarnt in den Tod gehen. den ganzen Globus gegangen, selbst in Hawaii wurde
AB: Ja, ein klassischer Akt der psychologischen Kriegfüh- ich zitiert. Ich hatte wohl einen strategischen Nerv der
rung, der in Verbindung mit einer hysterisierenden Me- Administration und ihres Sicherheitsberaters getroffen.
Eines Tages hatte ich dann einen Besuch im Weißen nender, automatisierter Abhörtechnik. Da ist jeder tö-
Haus zu machen, wobei keineswegs Brzezinski, sondern richt, der sich ihnen etwa mit Kampftruppen entgegen-
u.a. Allan Greenspan auf meinem «Speisezettel» stand. stellen will. Im Grunde genommen bleibt nur die Tech-
Während ich durch die Lobby schritt, kam mir Brze- nik des Partisanenkampfes und des Terrors übrig, und
zinski wie Ziethen aus dem Busch entgegen, wusste die muss ja auch finanziert werden.
wohl sofort, wer ich war und was ich gesagt hatte. Ich TM: Brzezinski formulierte in seinem Buch Macht und
wurde ihm vorgestellt, und er sagte: «Are you the guy Moral einmal seine Idealvorstellung des künftigen Euro-
talking about manoeuvres in Europe?» Ich sagte bloß, pa wie folgt: «Möglicherweise wäre die Botschaft, die
ich hätte keine Probleme mit dieser Äußerung. Zu mehr Europa der Welt vermitteln könnte – was natürlich vom
als einem gegenseitigen Angrinsen ist es dann nicht ge- Fortgang des europäischen Einigungsprozesses und der
kommen. weiteren Entwicklung abhängt – ein Extrakt der guten
TM: Nun, da hat er sich wenigstens ihr Gesicht merken Seiten des amerikanischen way of life ohne seine
können! schlechten.»
AB: Immerhin hat mir das später den Anstoß gegeben, AB: Der Spruch ist Bauchpinselei für den europäischen
mir einmal seine Ideen anzusehen, die mir bis dahin Leser. Viel entscheidender ist das Gebot Brzezinskis an
kaum bekannt waren. Wer seine Bücher liest, kann se- die amerikanische Politik, sich die Europäer als Vasallen
hen, wes Geistes Kind er ist. Ein Geopolitiker, der die Ge- zu halten und jede kritische Zusammenballung von
setzmäßigkeiten der Großmachthändelei in die Gegen- Gegenmacht auf dem eurasischen Kontinent zwischen
wart herübergerettet hat. Die Ideen, mit denen die den japanischen und den britischen Inseln, zwischen
Deutschen unter Wilhelm II. und Hitler so grausam auf Wladiwostok und Calais bereits im Ansatz zu unterbin-
die Schnauze gefallen sind, die werden in der angelsäch- den. Das ist die eigentliche Botschaft, die ja auch ganz
sischen Welt, zumindest in der geheimen Außenpolitik offensichtlich befolgt wird. Da stellt sich die Frage: Muß
nach wie vor hochgehalten. Dort ist man sich sicher, nicht Europa einen Gegenentwurf verantwortlicher
nach diesen Rezepten zwei Weltkriege gewonnen zu ha- Weltpolitik in die Diskussion um die Zukunft der Welt-
ben. Im übrigen ist ein Mann wie Brzezinski möglicher- friedensordnung einbringen. Und der dürfte dann na-
weise durch die traumatischen Erinnerungen eines von türlich nicht in einer militärischen oder wirtschaft-
Deutschen und Russen gepeinigten Polen geprägt; die – lichen Konkurrenz zu den USA bestehen, das wäre
das kann man ja durchaus verstehen – projiziert er jetzt völliger Wahnsinn.
auf die einzige verbliebene Supermacht, auf die er kon-
kurrierend mit Henry Kissinger intensiv Einfluss genom- «Kriege beginnen mit Lügen»
men hat und noch nimmt. Das hat, glaube ich, schon TM: Setzte das nicht voraus, dass die amerikanische
Helmut Schmidt einmal als eine höllische Mischung be- Politik in ihrem Grundcharakter – sich weltweit als
zeichnet. Im Grunde schreibt er die Gedanken Machia- Machtpolitik durchzusetzen, auch vermittels bewusster
vellis ins 21. Jahrhundert fort. So spricht er dem Welt- Täuschung der in- und ausländischen Öffentlichkeit –
polizisten Amerika das moralische von seiten der Europäer klar durch-
Recht zu, die Bodenschätze der Welt schaut würde? Ohne sich Illusionen
in den Griff zu nehmen und sich für zu machen oder auf schön klingen-
die Zukunft zu sichern. Und genau de Phrasen hereinzufallen? Und vor
das ist es ja, was die US-Regierung, allem, ohne einen emotionalen,
mühsam verschleiert durch den an- pauschalen Anti-Amerikanismus zu
geblichen Kampf gegen den welt- entwickeln.
weiten Terror, gegenwärtig betreibt. AB: Das ist sicherlich entscheidend.
Brzezinski liefert dazu die außerhalb Wir selbst haben viele amerikani-
von Recht und Ethik angesiedelte sche Freunde, jüdische Freunde,
machtpolitische Richtlinie. Und die israelische Freunde. Ich brauche
USA verfügen eben über das Potenti- mir da keinen Anti-Amerikanismus
al zuzugreifen, wo sie wollen. Sie ha- oder Anti-Zionismus nachsagen zu
ben ihre 370 Milliarden Militäraus- lassen. Aber unsere amerikanischen
gaben pro Jahr, sie haben über 30 Freunde signalisieren uns leider,
Milliarden für ihre 26 Geheimdien- dass sie sich im Augenblick nicht
ste mit Satelliten und weltumspan- mehr mit ihrer Meinung hervor-
Zbigniew Brzezinski
wagen. Sie verstünden zum ersten AB: Nichts ist aufgeklärt! Die Presse
Mal, wie es 1933 in Deutschland greift die der amtlich verkündeten
nach dem Reichstagsbrand gewe- Verschwörungstheorie entgegenste-
sen sein müsse. Ich habe diese Äu- henden Fakten schlicht nicht auf
ßerung kurz nach dem 11. 9. für und ermöglicht so der Regierung
überzogen gehalten. Doch wenn sich an einer auch kriminalistisch
der rundum in den USA bekannte überzeugenden Aufklärung vorbei-
Fernsehkommentator Dan Rather zumogeln. Die vielen ungeklärten
nun in England sagt, er habe es Fragen im Zusammenhang mit dem
nach dem 11. 9. unterlassen, seiner 11. September sollen nach Auffas-
Regierung kritische Fragen zu stel- sung der amerikanischen Regierung
len, weil er dies als unpatriotisch offensichtlich ungeklärt bleiben.
empfunden und sich davor ge- Die kritischen Fragen und oft auch
fürchtet habe, wie die Dissidenten sachverständigen Erörterungen fin-
in Südafrika zu Zeiten der Apartheid plötzlich mit den im Internet statt, jedoch nicht den Weg in die
brennenden Autoreifen um den Hals maltraitiert zu Zeitungen und die Arbeit der Regierung. So gibt es
werden, dann muss wohl eine von der Regierung ge- keinerlei Druck, den kriminalistisch zu ermittelnden
schürte hexenjagdartige Stimmung in weiten Teilen Sachverhalt zweifelsfrei festzustellen und erst dann die
der amerikanischen Öffentlichkeit der Grund gewesen Schlussfolgerungen zu ziehen. Stattdessen wird jeder
sein. Kritiker der amtlichen Lügen zunächst als antiameri-
TM: Müsste nicht auch ein ganz anderes Informations- kanisch, unpatriotisch, antisemitisch oder auch pro-
wesen entwickelt werden, welche dasjenige bietet, was arabisch hingestellt und dann aufgefordert, doch zu
in der main stream Presse herausgefiltert bleibt? sagen wen er denn sonst für die grausamen Ereignisse
AB: Ich glaube, dass die Leserschaften aggressiver gegen des 11. 9. verantwortlich machen wolle. Macht man nur
die main stream Presse vorgehen müssen. In den deut- nach Maßgabe des Cui Bono [Wem nützt es? Anm. d.
schen Leserbriefen drückt sich oft eine Wut aus über das Red.] Andeutungen über die in Frage kommenden Sach-
Unterdrücken von Fakten, die für die Meinungsbildung verhaltskomplexe, schwingen die Bezieher der Hof-
von entscheidender Bedeutung sind. Ich halte dieses nachrichten das Kriegsbeil der Verschwörungstheorie.
Unterlassen der westlichen Presse für unvereinbar mit Natürlich ist die Frage berechtigt: Was würde das
der demokratischen Grundordnung. Demokratie setzt denn bedeuten, wenn die Version von den Muslimen
voraus, dass die Fakten, die das Leben des einzelnen wie unter Osama Bin Laden sich als breit angelegte Fehl-
das der Gemeinschaft bestimmen, täglich umgewälzt, spur, die zur Desinformation aller Beteiligten raffiniert
dargestellt, erläutert werden. Wenn da ganze Blöcke gelegte Schnitzeljagd herausstellen sollte? Doch dies zu
herausgenommen oder sehr einseitig selektiert werden, ermitteln und abzuwägen kann nicht die Aufgabe des
ist das eben Manipulation. So muß man den richtigen Kritikers sein. Ein einzelner kann nur sagen: Ein großer
Satz «Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit» Teil der behaupteten Fakten ist nicht so abgelaufen, wie
zuspitzen: «Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge». Das dargestellt. Folglich müssen auch die Schlussfolgerun-
haben die Leute, die Kriege führen wollen, sehr wohl gen andere sein.
begriffen. Denn Völker führen von sich aus keine Krie- TM: Könnten Sie ein paar Beispiele für solche Unstim-
ge. Will man sie dazu bringen, dann müssen sie ge- migkeiten geben?
täuscht und in Empörung gebracht werden. Deshalb AB: Die US-Regierung hatte von vielen Geheimdien-
beginnen Kriege mit Inszenierungen und Lügen. Wie sten Hinweise auf bevorstehende Anschläge bekom-
auch der jetzige. men. Doch dreist wurde gelogen, man habe bis zum
11. 9. keine brauchbaren Hinweise erhalten. Inzwi-
Der 11. September – Unhaltbarkeit der offiziellen schen wissen wir, dass das globale Abhörsystem un-
US-Verschwörungstheorie endlich viele Fetzen des ungenierten Terroristen-
TM: Damit haben Sie das Stichwort gegeben: Der 11. geschwätzes aufgenommen hatte, dass der Präsident
September. – Am Schluss Ihres Interviews vom 13. Janu- über anstehende Anschläge informiert wurde, dass
ar im Berliner Tagesspiegel sagen Sie: «So kann es nicht Feldagenten auf die Verdächtigen in den Flugschulen
gewesen sein. Sucht nach der Wahrheit.» Ist seither et- Floridas aufmerksam gemacht und auf Untersuchungs-
was Neues aufgeklärt worden? anweisungen gedrungen hatten. Man war ja stolz, die
Telefonate Bin Ladens mit seiner Mutter abgehört zu kanische Staatsanleihen gekauft, weil bei jeder großen
haben. Daher konnte das FBI dann auch binnen 48 Krise der Run in den Dollar und die Staatsanleihen vor-
Stunden die Liste mit den neunzehn verdächtigen aussehbar ist. Insider müssen also gewusst haben, dass
Muslimen erstellen, mit Bild, Lebenslauf, Aufenthalts- die Attentate bevorstehen. Das FBI ist offenbar nicht in
ort. Seit die Kommunisten nicht mehr da sind, werden der Lage herauszufinden, wer diese Leute gewesen sind.
alle größeren Terroraktionen in der Regel sofort Mus- Interessanterweise waren aber die meisten Brokerbüros,
limen zugerechnet. In Oklahoma erwies sich der Ver- über die die Transaktionsaufträge gelaufen sind, vor zwei
dacht als unzutreffend, und 1993 beim ersten An- Jahren noch von Leuten, die jetzt zum CIA übergewech-
schlag auf das World Trade Center war der Leiter der selt sind, geleitet worden. Wie das im einzelnen auch ge-
eigentümlichen Muslimmannschaft ein Mann in den wesen sein mag: Alles, was in einem solchen Falle an
Diensten des FBI. Wundersamerweise erfüllt sich so die Stoff hochkommt, müsste von den amerikanischen Be-
Annahme Samuel Huntingtons, die künftige Ausein- hörden aufgenommen, geprüft und vernünftig beant-
andersetzung des Westens werde künftig der islami- wortet werden. Dies ist bis heute nicht der Fall.
schen Welt gelten müssen. Die erwähnte Liste des FBI TM: Und die voice recorders?
ist insofern problematisch, als sich binnen zehn Tagen AB: Drei von vier Stimmaufzeichner und Black Boxes ent-
durch Recherchen westlicher Journalisten herausstell- halten keinerlei Aufzeichnungen, obwohl sie für das gesi-
te, dass von diesen neunzehn angeblichen Attentätern cherte Überleben derartiger Abstürze konstruiert sind.
mindestens sieben noch leben! Die Presse schweigt Meines Wissens sind einzig die Geräte der über Pennsyl-
darüber. Die amerikanische Regierung hat den Sach- vania abgestürzten Maschine bespielt, werden jedoch der
verhalt bis heute nicht aufgeklärt! Öffentlichkeit nicht vorgestellt, da dies den Hinterbliebe-
nen nicht zugemutet werden könne. Die andern drei
Weitere Fakten, die die US-Version zusammen- sind blank, sowohl die voice recorders als auch die Flug-
krachen lassen aufzeichnungsgeräte. Nun gibt es eine – zu überprüfende,
Ferner ist es sehr merkwürdig, dass keiner dieser Na- zu bestätigende oder zu widerlegende – Theorie eines
men, auch sonst kein arabischer Name, auf den bei pensionierten britischen Flugzeugingenieurs.
CNN veröffentlichten Passagierlisten der vier Linien- TM: Weiß man, wie er heißt?
flugzeuge erscheint. Drei mal fünf und einmal vier At- AB: Nein, er will anonym bleiben. Seine These wird von
tentäter müssten folglich auf ihren Namen lautende dem amerikanischen Journalisten Joe Vialls transportiert.
Flugtickets gekauft und durch ein Check-In-Verfahren Ich schließe nicht aus, dass es sich in Wirklichkeit um ei-
in die Flugzeuge gelangt sein. Doch dies ist auf norma- nen amerikanischen Flugzeugingenieur handelt, der sich
lem Weg nicht geschehen, sie müssen per Geisterhand hinter einem britischen Schild zusätzlich verbirgt, um
an Kontrollen vorbei auf ihre Sitze gelangt sein oder unbehelligt zu bleiben. Laut diesem Ingenieur hat man
aber – sie sind laut Passagierliste gar nicht in den Ma- in den 50er Jahren in der britischen Luftwaffe ein Remo-
schinen gewesen. te-Control-System entwickelt, mit dessen Hilfe man En-
Dann sollen diese vier Flugzeuge von den Hijackern de der 50er Jahre in der Lage war, vier Kampfflugzeuge
mit Hilfe kleiner Plastik-Brotzeit-Messerchen entführt des Typs Phantom pilotenlos starten, einen Verbandsflug
worden sein. Dass sich vier Piloten, teilweise ehemalige fliegen und wieder landen zu lassen. Diese Militärtechnik
Kampfpiloten mitsamt der gesamten Besatzung von sei von den Amerikanern in den 70er Jahren in die Zivil-
derart bewaffneten Passagieren haben überwinden las- technik überführt worden, mit dem Ziel, entführte Flug-
sen, erscheint mir seltsam. Dass dann auch noch alle zeuge dem Piloten aus der Hand zu nehmen und sicher
vier Piloten und Co-Piloten vor Schreck die Eingabe des zur Landung zu bringen. 600 Großraummaschinen von
festgelegten Hijack-Codes vergaßen, erscheint mir so Boeing seien mit dieser Technik ausgerüstet worden. Eine
undenkbar wie das Nichteinschreiten der Bodenkon- europäische Fluggesellschaft, so der Flugzeugingenieur,
trolle und der startbereiten Abfangjäger des Luftvertei- habe die entsprechende Technik nach Erkennen der
digungssystems. elektronischen Hintertüre wieder ausgebaut und den
Dann haben wir eine Woche vor dem Attentat diese Bordcomputer ersetzt. Diese Technik, so nun die Schluss-
merkwürdige Spekuliererei mit all den Gesellschaften, folgerung, müsse am 11. 9. durch die eigentlichen Atten-
die von den Attentaten betroffen sind: Das sind die Flug- täter missbraucht worden sein, um so die vier Maschinen
gesellschaften, die Rückversicherungsgesellschaften. Es als Waffe in ihre Ziele steuern zu können. Die Theorie
wurde auf deren Wertminderung spekuliert. In der Grö- wäre an sich in der Lage, den Tathergang – der Jurist wür-
ßenordnung von 15 Milliarden. Es wurden auch ameri- de sagen: schlüssig – zu erklären. Nun wäre es Aufgabe
des FBI wie des Generalbundesanwaltes dieses Alterna- cherlich zu machen und denen einen Gefallen tut, die
tivszenario zu prüfen und dazu öffentlich Stellung zu an der weiteren Kaschierung der Tatsachen interessiert
nehmen. Das wäre im Übrigen einer von vielen Steinen, sind.
die ein «investigativer» Journalist bei einem solchen TM: Beispielsweise die auf dem Internet verbreitete
Skandal – denken Sie an die hetzende Meute um den oral Theorie von Thierry Meyssan, der behauptet, es sei gar
sex von Clinton mit seiner Praktikantin – sofort in den kein Flugzeug ins Pentagon gestürzt. Möglicherweise
Teich der regierenden Administration resp. der amerika- wird sowas auch gezielt ins Internet gestreut, um die
nischen Strafverfolger werfen müsste, um danach mit Kritiker der offiziellen Tatversion – also gewissermaßen
Nachdruck die Veröffentlichung des Prüfergebnisses ein- der «staatlich sanktionierten Verschwörungstheorie» –
zufordern. Obwohl das Internet voll hängt von sachver- zu desavouieren.
ständigen Erörterungen des Themas, – die Medien, die AB: Natürlich ist sowas möglich. Es ist ja schließlich die
großen Nachrichtenagenturen wie AP, Reuters, DPA, AFP Aufgabe von Geheimdiensten, Desinformation zu be-
scheuen die schmutzigen Finger. treiben.
TM: Herr von Bülow, es ist gelegentlich auch gesagt wor- TM: Was sagen Sie zum Verhalten des Präsidenten Bush
den, es hätte in den beiden WTC-Türmen außer den nach Bekanntwerden der Anschläge?
durch die Flugzeuge verursachten Explosionen noch AB: Nun, er hat den Schulkindern in Florida trotz der
weitere, davon unabhängige Explosionen gegeben. Anschläge noch weiter Geschichten vorgelesen, obwohl
AB: Es gibt in der Tat ernstzunehmende Ingenieure, die er eigentlich die Staatsgeschäfte hätte sofort in die Hand
sagen: Das In-Sich-Zusammenstürzen der Wolkenkrat- nehmen müssen. Ob Bush freilich das Hirn und die trei-
zer hat von den Flugzeugen allein nicht verursacht wer- bende Kraft der amerikanischen Regierung ist, scheint
den können. Das erste Flugzeug raste frontal in den ei- mir zweifelhaft.
nen, das zweite 20 Minuten später nur tangential in TM: Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass Bush zwei Wo-
den anderen Zwillingsturm hinein. Der größte Teil des chen nach den Anschlägen dem CIA-Hauptquartier in
Treibstoffs der tangential berührenden Maschine ver- Langley einen Besuch abstattete und den dort versam-
brannte außerhalb des getroffenen Turms. Bei beiden melten Angestellten versicherte, die Regierung sei mit
Türmen bleibt trotz vieler Erklärungen unerfindlich, ihrer Arbeit vollauf zufrieden?
wieso der tangential und später getroffene Turm als er- AB: Diese Leute standen natürlich mit dem FBI in der
ster in sich zusammenfällt. Bei beiden ist eigentümlich, Angriffslinie. Die Frage vieler Amerikaner ist doch nahe-
dass sie wie bei einer kunstvollen Sprengung, einer con- liegend nach der Qualität einer Geheimdienstland-
trolled demolition, Stockwerk für Stockwerk von oben schaft, der 30 Milliarden pro Jahr in den Rachen gewor-
nach unten ohne Abweichung vom Lot zusammenbre- fen werden, und zwar Dollar, und heraus kommt nicht
chen in einer Geschwindigkeit, die dem des freien Falls mal der Hinweis, dass ein solcher Anschlag bevorsteht!
entspricht. Nach jüngsten Internetmeldungen habe Da bestand offensichtlich die Notwendigkeit, den
man in den letzten Jahren im Zuge der etagenweisen Schulterschluss mit den Untergebenen zu suchen. In-
Renovierung für den Fall, dass man diese Gebäude ei- zwischen hat sich die Behauptung, nichts, aber auch gar
nes Tages wieder zerstören wollen sollte, dort bereits nichts vorher gewusst zu haben, ja wie bereits erwähnt
entsprechende Vorrichtungen für eine «controlled de- als schlichte Lüge herausgestellt. Nun heißt es, es hätten
molition» angebracht. Das sind Argumentationsketten, Hinweise zwar vorgelegen, diese seien jedoch durch
die kommen täglich hoch, und sie müssten im Grunde Weisung von oben nicht weiter verfolgt worden. Die
kontinuierlich in Pressekonferenzen unter Hinzuzie- wirklich Verantwortlichen für die Attentate lachen sich
hung von Sachverständigen zur Diskussion gestellt und ins Fäustchen. Deren Taktik scheint aufzugehen. Die in
erörtert werden, was auch die Angehörigen der Opfer einer Aufdringlichkeit sondergleichen gelegte Schnitzel-
eigentlich erwarten könnten. Das geschieht aber nicht. jagdfährte auf angeblich muslimische Attentäter trägt
Angesichts der offenen Widersprüche, dessen, was un- Früchte, weil sich jetzt Öffentlichkeit und Politiker auf
erklärt bleibt oder ungereimt ist, ist das ganze Gebäude der Desinformationsspur balgen, wer wann etwas von
der amerikanischen Erklärung samt daraus gezogener den vielen penetranten Vorbereitungshinweisen auf
Schlussfolgerungen in Gefahr, in sich zusammenzukra- den 11. 9. nicht erkannt, falsch ausgewertet und damit
chen und dann auch die amerikanische Regierung un- Schaden vom Volk nicht abgewehrt habe. Das lenkt wie
ter sich zu begraben. Das heißt ja nicht, dass man sich schon die wenigstens in der Öffentlichkeit völlig unauf-
ungeprüft auf Erklärungsmuster und Fakten verbeißt, geklärte Anthrax-Kampagne von den wirklichen Hinter-
die derart abenteuerlich sind, dass man riskiert, sich lä- gründen ab. Der Präsident wird nun eine 27ste Super-
Antiterror-Geheimdiensteinheit schaffen. Die 26 haben sung einbezogen wurden. Seither hat die US-Regierung
schon wie die Kesselflicker miteinander im Streit gele- im Wesentlichen gemacht, was sie in Washington be-
gen. Die 27. wird das Tohuwabohu noch schöner ma- schlossen hatte und sich darauf beschränkt, von den
chen, übrigens auch die Manipulierbarkeit des Systems Bündnispartnern Vasallentreue einzufordern.
von außen. Da bleibt mit Sicherheit jeder gesunde Men- TM: Es scheint, dass von amerikanischer Seite insbeson-
schenverstand im Dickicht der Hierarchieketten auf der dere Herr Schily anlässlich eines Besuches beim ameri-
Strecke. kanischen Justizminister kräftig eingeschüchtert wor-
den ist.
Die Erklärung absoluter deutscher Vasallentreue AB: Die Amerikaner sind regelrecht auf die Personalket-
TM: Was halten Sie von der offiziellen deutschen Re- te muslimischer Studenten in Deutschland gesprungen,
aktion auf die Anschläge? Die Verlautbarungen un- die ihnen die deutsche Kriminalpolizei in Hamburg und
eingeschränkter Solidarität wirkten auf mich geradezu das Bundeskriminalamt auf Grund welcher Erkennt-
schwachsinnig. nisse auch immer geliefert haben. Ich habe gehört, dass
AB: Ich glaube nicht, dass man sie heute noch so formu- auch bei der Aufklärung in Deutschland wenig Koope-
lieren würde. Im übrigen möchte man ja als Staatsbürger ration angesagt war, dass die Vertreter des FBI zuweilen
den Staatsorganen Vertrauen schenken. Man ist auch rotzfrech aufgetreten seien. Ich halte insgesamt die
Bündnispartner, der nicht darauf vorbereitet ist, dass Muslimspur für die gelegte Fehlspur, einen Akt der
über verdeckte Operationen welcher Operateure auch psychologischen Kriegführung, bei dem es in Bezug auf
immer eine grandiose Irreführung der öffentlichen Mei- Deutschland zusätzlich darauf ankam, geradezu design-
nung wie der politischen Landschaft erzeugt werden mäßig eine gewisse politische und moralische Verant-
könnte. Man sieht auf dem Fernsehschirm wieder und wortungslosigkeit der Holocaust-Nation offenbaren zu
wieder, wie Amerika aus heiterem Himmel in seinem Fi- können. Brzezinski hält das ja in seinem Buch Die einzi-
nanz- und Militärzentrum angegriffen wurde. (Allerdings ge Weltmacht für einen Umstand, der die Deutschen auf
war der zeitliche Ablauf der Attentate wohl so geplant, lange Zeit hindern werde, sich zum Herausforderer der
dass eher die Fensterputzer und Raumpfleger als die ei- Vereinigten Staaten in Eurasien aufzuschwingen. Als ob
gentlichen Hirne dieser Zentren getroffen werden konn- das irgend jemand in Deutschland wollte! Im Übrigen
ten.) Amerika forderte sofort die Feststellung des Bünd- finden wir seit der Besatzungszeit schon immer eine ge-
nisfalles durch die NATO. Es war wohl das letzte Mal, wisse Übersteuerung durch den großen Bruder. In der
dass die Bündnispartner in die kollektive Beschlussfas- Schweiz ist das allenfalls geringfügig besser.
gative» Journalisten erhalten die Chance, sich durch gen finanzieren. Die müssen natürlich langfristig den-
mehr oder weniger handfeste Andeutungen in den ken und überlegen: Wie schaukeln wir das Kind? Solche
Medien in den Vordergrund zu spielen. Das reicht, um Leute denken und handeln global, übrigens schon lan-
dem Pferd die Sporen der Angst zu geben. Da aber selten ge vor 1900.
die volle Karte ausgepielt wird, bleiben gewisse Affären
für die betroffenen Nationen unaufgeklärt, die Beweise Insidergeschäfte der Carlyle-Gruppe
reichen für Anklage oder Verurteilung nicht aus. Doch TM: Was sagen Sie zu der politischen Rolle von Skull &
in Übersee lagern die Tonbänder von Gesprächen und Bones, zu denen drei Bushs gehör(t)en, oder ähnlichen
Banktransaktionen. So scheint es mir im Falle Elf Clubs? In solchen Clubs wird ja auch global gedacht.
Acquitaine und der Raffinerie in Leuna zu sein, mit dem AB: Es gibt natürlich Gremien, wo einflussreiche Leu-
das deutsch-französische Paar Chirac-Kohl maltraitiert te sich treffen. Ich habe an Bilderbergertreffen teilge-
werden konnte. nommen, immer mal wieder beim Council on Foreign
TM: Das erinnert mich an die Taktik Edgar Hoovers, der Relations in New York gesprochen. Da kommen ein-
John F. Kennedy am Tag seiner Wahl zum Präsidenten flussreiche Leute zusammen. Und da finden Sie dann
zu sich rief, eine Schublade mit Tonbändern öffnete und unter Umständen einen von den fünfen oder sieben
erklärte: Mr. President, was hier drin ist, würde genü- darunter, die strategisch im globalen Maßstab denken
gen, Sie bereits heute des Amtes zu entheben. Darauf und auch so handeln. Andererseits tummeln sich
schob er die Schublade wieder zu... daneben aber auch ganz harmlose Zeitgenossen. Die
AB (lacht): ... und Hoover blieb, rund vierzig Jahre Suche nach dem Bösen in der Welt gilt oft einer Schat-
Chef des FBI! Daher glaube ich nicht, dass irgendein tenregierung, die für alles und jedes verantwortlich ge-
Land der Erde sich solchen Dingen entziehen kann, es macht werden kann. Ich halte nicht so viel davon. Die
sei denn durch eine unangreifbar saubere politische wenigen wirklichen Strippenzieher oder deren Berater
Mannschaft. treffen sich beim Frühstück, im Club, auf dem Golf-
TM: Die sieht allerdings auch in der Schweiz nicht ge- platz, bei einem Vortrag und entwickeln Pläne, Struk-
rade sehr erfreulich aus. Der vielleicht interessanteste turen, Hebel der Einflussnahme. Hat man drei bis fünf
Politiker war der Botschafter Borer, wie auch immer von denen beieinander, kommen schnell fünfzehn
man über seine öffentlichen Spektakel-Auftritte den- oder dreißig Milliarden Dollar zusammen, mit denen
ken mag. Er bewies beispielsweise bei den Holocaust- man für oder gegen irgendwas spekuliert, gegen oder
Verhandlungen mit den USA eine gewisse Eigenstän- für das Pfund, den Euro oder gegen den Schweizer
digkeit des Urteils und ließ sich nicht einfach über den Franken. Man sehe sich doch nur die Riesenschwung-
Tisch ziehen. räder an, die die Hedgefunds-Leute mobilisieren kön-
AB: Dabei kümmerte sich ja der berühmte Senator Ama- nen, oft auf abenteuerlich niedriger Eigenkapital-
to aus New York nicht darum, wer denn den Hitler 1923 quote. Wir leiden letztlich alle unter diesen Insider-
ff. finanziert hat. geschäften ohne Verankerung in der realen Wirt-
TM: Wie zum Beispiel Anthony Sutton in seinem Werk schaft. Das Schönste ist nun die Carlyle-Gruppe um
Wall Street and the Rise of Hitler eingehend recherchiert den älteren Bush. Ein im Waffen-, Öl- und Gasgeschäft
hat, dessen Bücher Ihnen wohl bekannt sein dürften. arbeitende Investmentgruppe schart um sich ehema-
AB: O ja, ich hab die drei Bände; zum Teil sehr brauch- lige US-Präsidenten, CIA-Chefs, Vorsitzende der Secu-
bar. – Schauen wir uns nur mal an, wie ein amerikani- rity Exchange Commission, Stabschefs aus den ame-
scher Präsident gemacht wird: Präsidentschaftskandidat rikanischen Streitkräften, Chefs von Zentralbanken
wird auf beiden Seiten schon seit langem derjenige, der usw., eine Mischung von Leuten, die über das beste
die größte Wahlkampfkasse sich hat füllen lassen. Und denkbare Insiderwissen aus Politik, Geheimdiensten
hinter der Füllung stehen durchweg strategische Lobby- und Bankenwelt verfügen und die vor allem informel-
Hirne. Es muss gar nicht der kleine Bush sein; der len Zugriff auf die Hauptakteure des Systems haben,
braucht gar nicht viel zu denken. Entscheidend ist ein die ebenfalls hoffen können, in den Kreis der Privile-
kleiner Kreis von Leuten, die knallharte Interessen ver- gierten aufzusteigen, wenn sie ihre in der Regel kurzen
treten und etwas langfristiger denken können als dies Verweilzeiten auf ihren eminent wichtigen Posten
bei vielen Politikern mit ihrer Abhängigkeit vom hinter sich gebracht haben. Mit diesem vernetzten In-
Wiederwähler der Fall ist. Solche Leute finden Sie bei- siderwissen kann man besser als jeder andere das Gras
spielsweise in den großen Ölgesellschaften oder bei wachsen hören, kann hervorragend auf den interna-
Bankern wie den Morgans, die ausländische Regierun- tionalen Märkten operieren. Kein Wunder, dass diese
Carlyle-Gruppe 37% auf das investierte Kapital aus- den Bauern garantiert werden. In den Banken, die die
schütten kann. Die Bin Laden-Familie hatte dort Geld Geldwäsche und die Auszahlungen an die Beteiligten
angelegt, war mit den Bushs befreundet. Allerdings managten, saßen in mehreren Fällen ehemalige hohe
wurde sie kurz nach dem 11. 9. schleunigst ausbe- und höchste CIA-Beamte an den entscheidenden Posi-
zahlt, um den negativen Schlagzeilen aus dem Weg zu tionen. Klar, dass Fall für Fall der Drug Enforcement
gehen. Agency die Strafverfolgung verwehrt wurde. Das gan-
ze ist, geheimdienstlich gesehen, ein geniales, weil
CIA und Drogenhandel verdecktes System, korrupt bis zum geht nicht mehr,
TM: Herr von Bülow, Sie haben in Ihrem Interview im aber wirksam und für die betroffenen Völker wie die
Berliner Tagesspiegel darauf hingewiesen, dass sich die Drogenabhängigen teuflisch.
Schwerpunkte der Bodenschätze, des Drogentraffics
und der internationalen Unruheherde landkartenmäßig Die Tradition der Kolonialtechnik – klug, aber
in weitgehender Deckung befinden. Ein wichtiger unmoralisch
Orientierungsschlüssel. TM: Hat eine solche Politik geschichtliche Tradition?
AB: Ich bin eigentlich per Zufall darauf gekommen. AB: Letztlich geht sie auf die englische Kolonialpolitik
Es gab in Paris das Institut Géopolitique de la Drogue zurück. Sie ist im Kern die Technik eines kleineren Staa-
– eine auffällige französische Namensgebung. In sei- tes, der sich ein Weltreich unterworfen hält. Wie kön-
nen Veröffentlichungen hat das Institut auf Korres- nen dreißig bis vierzig Millionen Engländer ein Viertel
pondentenbasis die Wege des Drogenhandels und sei- des Erdballs unter Kontrolle halten? Mit riesigen Terri-
ner geopolitischen Instrumentierung nicht zuletzt torien, extrem langen Verbindungswegen, mit Völker-
durch die USA darzustellen versucht. Das Institut ist, schaften, die in die Hunderte von Millionen gehen. Da
wie alle ähnlichen Unternehmungen, vor ein oder müssen Sie überlegen, wie Sie das ökonomisch hinbe-
zwei Jahren einer Existenzkrise zum Opfer gefallen, kommen, ohne alle männlichen Briten zu Soldaten und
vermutlich gezielt reingelegt worden. In den monat- Polizisten ausbilden und vor allem auf Staatskosten löh-
lichen Berichten konnte man beobachten, wie die nen zu müssen. Da gibt es nur das alte römische Prinzip
Drogenwege durchweg geradezu systematisch über die des «Teile und Herrsche». Sie müssen nach der Maxime
Konfliktzonen der Welt laufen, mal über Albanien, ‹Freund als Feind meines Feindes› vorgehen, also auf mi-
den Kaukasus, Afghanistan usw. In dem hervorragen- litante Minderheiten setzen, Sie müssen Spannungen
den Buch The Politics of Heroin – CIA Complicity in the schaffen und am Laufen halten, Sie müssen die frie-
Global Drug Trade des amerikanischen Historikers densbereiten Kompromissler auf allen Seiten zum
Alfred McCoy, kann man die Kontinuität der Drogen- Schweigen bringen, folglich beiderseits den Hitzköpfen
finanzierung geheimdienstlicher Operationen nachle- unter die Arme greifen. Verdeckte Finanzierungen und
sen. McCoy begann mit seinen Recherchen in Viet- Waffenlieferungen sind unabdingbar. So können auch
nam. Er stellt zum Beispiel dar, wie die Amerikaner mit geringem Aufwand die Dinge unter Kontrolle ge-
rund 30 000 Hmong-Bergbauern halten werden, kann das Zünglein
rekrutierten, die gegen den Viet- an der Waage, schwäbisch gespro-
cong zum Einsatz kamen. Die CIA chen das Waagscheißerle, gespielt
flog mit ihren Hubschraubern Waf- werden. Jeder Staat, der an den Auf-
fen in die unzugänglichen Berge, bau und den Erhalt eines Kolonial-
und nahm auf dem Rückweg die reiches ging, hat so gehandelt, ob
dort angebaute Drogenrohmasse Franzosen, Briten, Holländer. Die
mit. Die wurde dann nach Thai- Amerikaner haben diese Technik
land transportiert, wo die thailän- von ihren Vettern schon früh über-
dische Armee die weitere Raffinie- nommen, auch im Konflikt mit der
rung betrieb. Von dort wurde der Sowjet-Union genutzt. Es ist eine
Stoff dann über Hongkong nach auch historisch kontinuierliche Li-
Europa und in die USA verschifft. nie. Sie hat eine solche Logik, dass
Da die Bauern mit Drogengeld be- da gar nichts dagegen zu argumen-
zahlt wurden, musste natürlich tieren ist. Sie ist kurzfristig klug –
auch die Wäsche des Drogengeldes langfristig schädlich, unmoralisch
und der Rücklauf eines Teiles zu und völkerrechtswidrig.
Samuel Huntington
Die Aufgabe der Presse trag leisten, damit Politiker nicht mehr so ohne Wei-
TM: Wie erklären Sie als Jurist die Tatsache, dass es of- teres bei den Meinungsträgern des Landes durchkom-
fenbar keine großen Wirkungen hat, wenn ein ehemali- men mit ihren staatsmännisch scheinenden Styropor-
ger amerikanischer Justizminister (Ramsey Clark) einen parolen.
amerikanischen Präsidenten wegen seines in diesem
Sinne «klugen» Golfkriegs als Kriegsverbrecher verkla- Russland und die neuen Dinosaurier
gen wollte? TM: Was sagen Sie zur Situation in Russland?
AB: Dagegen wird ins Feld geführt, dass es unter Be- AB: Ein Land wie Russland hätte nach 70 Jahren Kom-
rufung auf die Staatsraison Handlungen von Staats- munismus – nach einer gründlichen Zerstörung seiner
organen geben muss, die der gerichtlichen Prüfung geistigen und ökonomischen Struktur – dringend die
entzogen bleiben, die sogenannten arcana imperii Hilfe Europas nötig. Doch wir beginnen uns in diesem
(= Staatsgeheimnisse. Anm. d. Red.). Würde man die Co- sinnlosen Terrorkampf zu verzetteln und laufen Gefahr,
vert Operations (= verdeckte Operationen. Anm. d. Red.) dass unsere Massen sich auf den gepredigten jahrzehn-
der CIA dem Straf- und Schadensersatzrecht jedweden telangen Kampf gegen Schurkenstaaten und Axen des
zivilen Staates unterwerfen, könnte sie dicht machen. Bösen einschwören lassen. Dabei standen die heutigen
Bis auf wenige Ausnahmen wäre dies ein Segen für die Terroristen noch vor einem Jahrzehnt im Dienste der
Menschheit, da die arcana imperii zum Missbrauch CIA, des saudischen und pakistanischen Geheimdien-
zwangsläufig einladen. Das große Problem scheint mir stes. Die Entwicklung scheint mir mehr als grotesk zu
zu sein, dass die Presse sich solchen Auseinandersetzun- sein. Doch diese angeblichen Terrororganisatoren wie
gen verweigert, und zwar die amerikanische wie die eu- Bin Laden treiben nun Anschlag für Anschlag die Mas-
ropäische. Es wäre ja an sich denkbar, dass die europäi- sen und deren politische Führer zielgenau in den
sche Presse die Thematik aufgriffe und sie etwa über die Pferch, in dem sie die Zielmarkierer amerikanischer Ge-
englische Presse wieder nach Amerika hinüberwerfen heimdienstpolitik wie Brzezinski und Huntington ha-
würde. In Amerika gibt es ja unzählige Menschen, die ben wollen.
über die Lage ihres Landes todunglücklich sind und die TM: Wie sehen Sie die Rolle Putins? Meine russischen
mit dieser Art von demokratisch nicht legitimierte Poli- Freunde sagen: Putin ist nicht ohne Mithilfe westlicher
tik lieber heute als morgen Schluss machen würden. Die Geheimdienste an die Macht gekommen.
nicht mehr zur Wahl gehen, weil sie sich sagen: Es AB: Das kann durchaus sein. Er hängt natürlich von
bleibt ohne Wirkung, wen ich wähle. Es ließe sich also westlichen Krediten ab. Außerdem hat es innerhalb der
mit einer solchen offenen Informationspolitik ganz russischen Machteliten eine Veränderung gegeben:
schön Feuer unter den Kessel machen – wenn die Presse erst eine begeisterte Hinwendung zur westlichen Welt.
offen informieren würde. Aber sie macht's eben nicht, Das waren die «Americanisti», die das Sagen hatten.
weil sie letztlich selbst ein Teil des Machtapparates ist. Dann fühlte man sich aber durch die Reagan-Adminis-
TM: Sehen Sie die Möglichkeit einer wirksamen Alterna- tration zurückgestoßen; aus dieser Enttäuschung sind
tivpresse, die auch vom Internet Gebrauch macht? So dann «Germanisti» hochgekommen; Leute wie Falin,
arbeiten ja u.a. Intellektuelle wie Chomsky oder Finkel- Portugalow usw. In dieser Gemischlage hat dann Putin
stein. an die Macht kommen können. Nun sieht er, dass Eu-
AB: Natürlich. Doch steht dem andererseits entgegen, ropa nicht die Strippen zieht, sondern Amerika. Natür-
dass inzwischen nüchtern und zynisch Politik gemacht lich ist Amerika militärisch, wirtschaftlich, finanziell,
wird nach der Maxime, die für Deutschland Helmut auch über Instrumente wie den IWF und den Welt-
Kohl einmal wie folgt benannt hat: «Ich regiere das währungsfonds, so stark, dass man vergessen kann,
Land mit dem Fernsehen und der Bildzeitung.» Inso- dass da irgendwo eine Sonderbeziehung etwa zwi-
fern kommt es eben auf die Stimmen der tatsächlich schen Deutschland und Russland überhaupt entstehen
oder vermeintlich hinter die Kulissen schauenden In- könnte.
tellektuellen gar nicht an. Die machen vielleicht 5 bis TM: Der deutsche Botschafter in Moskau soll auf ameri-
10% der Masse aus. Wenn Sie knallhart machiavellis- kanische Politiker mittlerweile, gelinde gesagt, nicht
tisch kalkulieren, müssen Sie nur auf die Massenme- mehr gut zu sprechen sein.
dien und die Schlagzeilentransporteure setzen, die täg- AB: Die gehen eben nach dem Ende des Ost-Westkon-
lich einen neuen Nagel in die Hirne hämmern. Und flikts oft rüpelhaft mit in die Quere kommenden alten
doch ist die einzige Alternative natürlich, dass man Freunden um, die schwächer sind und dumme Fragen
Leute «bösgläubig» macht. Dazu möchte ich einen Bei- stellen. Das amerikanisch-westdeutsche Tandem der
Und so benehmen sich die Politiker. Und solange sie herausfordern würde. Die US-Regierung sucht im Grun-
sich so benehmen, sollte man das auch so benennen: de genommen aufgebauschte Feinde, damit sie ihren
Satelliten- und Vasallentum. Ich kann die österreichi- Apparat aufrechterhalten kann (siehe auch Kasten auf
che oder die schweizerische Haltung der NATO-Unab- Seite 13). Die Europäer müssten hingegen sagen kön-
hängigkeit zwar verstehen. Doch was langfristig meines nen: Wir haben jetzt nur noch kleinere Konflikte um
Erachtens in Europa vor allem geschehen müsste ist, uns herum, die wir allerdings mit mehr Durchblick
dass Großbritannien dazu veranlasst wird, endlich sei- steuern und beilegen müssten, als das Jugoslawien-
ne Chamäleonrolle aufzugeben. Oder um ein besseres abenteuer gezeigt hat. Wir sollten uns von den Ameri-
Bild zu gebrauchen: Die Briten sind nun nicht mehr die kanern nicht im Namen des Terrorkampfes in alle Welt-
ersten, sondern sitzen als Vettern neben dem Steuer- regionen hineinziehen lassen. Wenn sich eine solche
mann. Das hat natürlich auch Vorteile für den Londo- Entwicklung anbahnen würde, also kein vasallenmäßi-
ner Finanzplatz. Aber Europa kann langfristig nichts ger Umgang Europas mit Amerika, sondern ein gleich-
werden, wenn sich die Fähigkeit Englands nicht mit wertiger, als ebenbürtiger Gegenpart der USA, dann
dem gesamten Europa verbindet, aber nicht in Rich- allerdings sähe ich auch die Schweiz gerne mit am eu-
tung eines militärischen Komplexes, der Amerika nur ropäischen Steuer.