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Wissenschaftliche Konferenz

GEMEINSAM STARK

Stuttgart, 29-31. Oktober 2010

 Auswirkung des Klimawandels auf


das Einkommen von Viehzüchtern

Dr. Erdenebolor Baast

Mongolian State University of Agriculture


Mongolian Academy of Agricultural Sciences
1
Inhalte
1.Eigenschaften und jüngste Entwicklungen
der Viehwirtschaft
2.Einkommen von Viehzüchtern und
Einflußfaktoren
3.Auswirkung des Klimawandels auf das
Einkommen der Viehzüchter. Beispiele
und Fakten.
4.Schlußfolgerung und Empfehlungen

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1. Eigenschaften und jüngste
Entwicklungen der Viehwirtschaft
System-Eigenschaften der
mongolischen Viehwirtschaft
• Hauptkriterien:
– Subsistenzwirtschaft vs. Marktorientierte Produktion,
– Große vs. Kleine Betriebe,
– Landnutzungsverhältnisse: Nutzungsrecht vs. Eigentumsrecht,
– Beschäftigungsniveau,
– Schaffung von Arbeitsplätzen…

• Dominierende Betriebssysteme:
– In Industrieländern: Mittlere- bis große Familienbetriebe
– In Entwicklungsländern: kleinbäuerliche Familienbetriebe
– In der Mongolei: Haushalte von Viehzüchtern

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Viehwirtschaft im Wandel
• Produktion: Vermehrung von Viehzüchterhaushalten
und Verkleinerung ihrer
Produktionskapazitäten
• Verarbeitungsindustrie: Geringe Wettbewerbsfähigkeit
• Preisregulierung: Marktgesteuerte Nachfrage und Angebote
• Vermarktung: Mangel an geeigneten
Vermarktungsstrukturen für die freie
Markwirtschaft
• Geschäftsumwelt:
– Neue rechtliche Rahmenbedingungen;
– Ungünstige Rahmenbedingungen im Finanzsektor
und für Investitionen;
– Ungünstige Rahmenbedingungen für Außenhandel.

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Viehwirtschaft im Wandel

N Anzahl der Viehzüchterhaushalte

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Struktur der Viehzüchterhaushalte
(Daten von 2009)

24% aller Haushalte in der Mongolei,


und 62% der Haushalte im ländlichen
Raum sind Viehzüchterhaushalte.

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Viehwirtschaft im Wandel

Anzahl der Nutztiere

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2. Einkommen von
Viehzüchtern und
Einflußfaktoren

The 9th International Students Summit, Tokyo University of Agriculture,


9 2009
Hauptvariablen, die das Einkommen der
Viehzüchter beeinflussen
• Produktionsvariablen:
 Weide-Vieh-Viehzüchter-Kapital-Management
– Kapitalkapazität: gering
– Modernisierung der Technologie: gering
– Investition: reduziert
– Kooperation: fehlend
– Marketing: Mangel an geeigneter
Vermaktungsstruktur für
freie Marktwirtschaft.
– Einstellung zur Umwelt: verändert

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Hauptvariablen, die das Einkommen der
Viehzüchter beeinflussen

No. Variable Trend der Veränderung


1 Verfügbarkeit von Weideflächen abnehmend
2 Weideerträge abnehmend
3 Anzahl der Nutztiere zunehmend
4 Produktivität pro Tier abnehmend
5 Produktpreise abnehmend
6 Technologie konstant
7 Klimafaktoren negative Wirkung

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Hauptvariablen, die das Einkommen der
Viehzüchter beeinflussen
• Einkommen: LR = N * Y * P
 N- Anzahl der Tiere (Viehzüchter↑, zud↓)
 Y- Produktivität pro Tier (konstant↓)
 P- Preis pro Tier (konstant↓)

• Das Bestreben nach höherem Einkommen durch Vermehrung


der Tiere führt zu einem Teufelskreis;
– Vermehrung der Tiere↑ - Preis der tierischen Produkte↓ - Einkommen
der Viehzüchter↓ - Noch mehr Tiere↑ - Überweidung↑ - Geringe
Kapazität zum Überwinden von Risiken ↓ - Verschlimmerung der
Existenzgrundlage↓.

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Struktur der Viehzüchterhaushalte und
ihr Einkommen
• Im Jahr 2009: 68% der Viehzüchterhaushalte haben bis zu 200
Nutztiere (28% aller Nutztiere): sie sind subsistenzorientiert und
können ihren Produktionsumfang nicht erweitern.
• 30% der Viehzüchterhaushalte haben 201 bis 1000 Nutztiere (60%
aller Nutztiere) – Hinweis auf nicht-nachhaltige Entwicklung.
• Ein Haushalt mit 5 Mitgliedern braucht mindestens 300 Tiere um ihren
Eigenbedarf zu decken und marktfähige Überschüsse zu erzielen.
Jedoch ist weitere Erhöhung der Anzahl der Nutztiere in der
Mongolei durch die Weidekapazität begrenzt.
• Dürfen bzw. können sich die Viehzüchter es leisten, ihre Einkommen
und Existenzgrundlage durch eine höhere Anzahl von Tieren mit
geringer Produktivität zu verbessern?

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Einkommen der Viehzüchter

• Bis zu 80% des Jahreseinkommens eines


Viehzüchterhaushaltes wird durch Tierhaltung erzielt.
• Einkommen der Viehzüchter schwanken stark zwischen
Jahreszeiten.


Einkommen

Monat I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII

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Struktur der Ausgaben: Konsum oder
Investition?
• 89% für den Konsum des Haushaltes ausgegeben
• 11% zur Deckung laufender Produktionskosten verwendet
• 0% wird gespart oder in den Betrieb zurück investiert

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Entwicklung ländlicher Märkte

• Faktoren, die die Nachfrage an tierischen Produkten und


Rohstoffen begrenzen:
– Schwache Entwicklung der Verarbeitungsindustrie, Geringe Kapazität
der Binnenmärkte;
– Exporte sind durch Ausbruch von Tierkrankheiten verhindert;
– Isolierung der Viehzüchter von den Märkten, Schwache Bindung an
die Märkte, Geografische Distanz zwischen den Viehzüchtern;
– Tauschhandel dominierend;
– Schwache Entwicklung der Marktinfrastruktur;
– Preise der Rohstoffe auf Binnenmärkten werden weitgehend von
chinesischen Konkurrenten bestimmt.

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3. Auswirkungen des Klimawandels auf
das Einkommen von Viehzüchtern:
Beispiele und Fakten

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Ausgewählte Indikatoren des
Klimawandels
• Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von klimatisch riskanten
Jahren (Trend der letzten 60 Jahre):
– Vorkommen eines günstigen Jahres– 13.0%
– Vorkommen eines mäßigen Jahres– 20.4%
– Vorkommen eines ungünstigen Jahres– 66.6%


• Häufigkeit von Dürre:
– Dürre auf 25% des Territoriums - einmal in 3 Jahren;
– Dürre auf 50% des Territoriums - einmal in 4-5 Jahren;

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Auswirkungen des Klimawandels

• Erwärmung: Erhöhung des Jahresdurchschnittes der


Lufttemperatur um 2°C seit 1940.
• Degradierung: Reduzierung der Biomasse auf 70% der
Weideflächen, sowie zweifache
Abnahme der Weideerträge in den
letzten 40 Jahren.
• Katastrophen: Erhöhte Häufigkeit und verstärkte
Auswirkungen von Klimaextremitäten
wie Dürre und Zud.

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Degradierung von Weideflächen

• Weidekapazität (in Schaf-Einheiten):


– In günstigen Jahren – 82.5 Millionen;
– In mäßigen Jahren –68.8 Millionen;
– In ungünstigen Jahren – 55.5 Millionen.

• Es gibt Berichte, die behaupten, dass 70% des gesamten


Weidelandes der Mongolei degradiert sind. Wenn das stimmt,
muss die Anzahl der Nutztiere dringend um 50% reduziert werden.
• Neben der starken Vermehrung der Nutztiere in den letzten Jahren ist
eine unverhältnismäßige Herdenstruktur entstanden: Verhältnis
zwischen Ziegen und Schafen 1 zu 3 in 1990, und 1.1 zu 1 in
2009.

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Debatte über Regulierung von Weiden

• Traditionelle Methoden der Viehzüchter zur Nutzung und Pflege


von Weideflächen werden weitgehend vernachlässigt.
• Konflikt zwischen der Weide als Gemeinschaftsgut (common
good) und Nutztieren als Privatvermögen (private good).
Markt ( stark)

Weide

Tradition ( mittelmäßig) Gesetz ( schwach)

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Auswirkungen des Klimawandels

• Ist pastorale Viehwirtschaft wirklich ein low-cost


Produktionssystem?
– Die durchschnittliche Grasaufnahme einer Schaf-Einheit aus der
Weide entspricht etwa dem Marktwert von 70 Tausend Tugrik. Der
Staat als Besitzer der Weide gibt ca. 76 Tugrik pro Schaf-Einheit
aus. Der Viehzüchter, der der Besitzer der Tiere ist, zahlt 0 Tugrik.

• Wie kann der immer stärker werdende Konflikt zwischen
der Degradierung von Weide und der Vermehrung der
Nutztiere mit geringer Produktivität gelöst werden?

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Auswirkungen des Klimawandels

direkt indirekt

Veränderungen der Weide - und Wasserresourcen


Veränderung der Vegetationsstruktur
Erhöhte Häufigkeit von Dürre und Reduzierung
Zud der Weideerträge
Reduzierung von Oberflächenwasser
Verkürzung der Weideperiode
Reduzierung des Lebendgewichtes der Nutztiere

Tierverluste Abhnahme der Produktivität

Reduzierung des Einkommens von Viehzüchtern


und somit Bedrohung ihre Existenzgrundlage

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Zud: Definition
Als Zud wird die Gesamtheit von natürlichen Umständen genannt, die zum

Verlust der Fähigkeit weidender Nutztiere zur Selbstfütterung, und schließlich zu


Massenverlusten von Nutztieren führen.

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Zud: Vorkommen und Auswirkungen

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Auswirkungen des Zud imWinter und Frühjahr 2009/10
auf die Existenzgrundlage von Viehzüchterhaushalten

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4. Schlussfolgerung und
Empfehlungen

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Schlussfolgerungen
• Gegenwärtig ist die Fähigkeit der Viehzüchter zur Bewältigung von Klima- und
Marktrisiken gering.

• Einer der Hauptfaktoren, die sich auf das Einkommen von Viehzüchtern auswirken, ist
die unzureichende Vermarktung ihrer Produkte.

• Stablisierung der Produktpreise und der Einkommen der Viehzüchter bedürfen


Mechanismen zur Erhöhung der Nachfrage auf dem Binnenmarkt und des Exportes.

• Regulierung der Anzahl von Nutztieren im Verhältnis zur Weidekapazität, jedoch ohne
das Einkommen von Viehzüchtern zu reduzieren, ist notwendig.

• Banken und sonstige Finanzdienstleister, die für die spezifischen Eigenschaften der
pastoralen Viehhaltung geeignet sind, sind unverzichtbar.

• Flächendeckende Viehverisicherung muss eingeführt werden, um die Konsequenzen


des Klimawandels zu vermeiden bzw. zu mildern.

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Empfehlungen
• Künftige Maßnahmen zur Verbesserung der pastoralen Viehhaltung sollen
sich vor allem auf Anpassung an den Klimawandel richten.

• Intensive Tierhaltung soll in geeigneten Regionen stärker gefördert werden.

• Steigerung des Exportes von Fleisch und Fleischprodukten durch


Erschließung neuer Märkte sowie durch Werbung auf internationalen
Märkten für die Vorteile der pastoralen Viehwirtschaft, und für die
einzigartige Qualität ihrer Produkte.

• Entwicklung kooperativer Organisationen auf Initiative von Viehzüchtern, die


durch lokale Abnahme, primäre Verarbeitung und Verpackung tierischer
Produkte und Rohstoffe, sowie durch Vebreitung von Informationen die
Viehwirtschaft unterstützen.

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Empfehlungen
• Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen, die sowohl institutionalisierten
Gruppen von Viehzüchtern langfristige Eigentumsrechte von Weideflächen
versichern, als auch sie zum Schutz, zur Pflege und zur Verantwortung
von diesen Weideflächen verpflichten.

• Einführung differenzierter Zahlungsraten für das Eigentum von Weideflächen,


und teilweise Verwendung dieser Einnahmen für Rehabilitation von
Weideflächen.

• Verbesserung des “risk management” der Viehzüchter, Durchführung eines


Programmes zur Erhöhung der Verfügbarkeit von Kleinkrediten für
Viehzüchter sowie flächendeckende Einführung von Viehversicherung.

• Reduzierung negativer Auswirkungen des Klimawandels durch Errichtung


eines Fonds für Risiken in der Viehwirtschaft für den Zukauf von Tieren
und tierischen Produkten von Viehzüchtern in Gebieten, die von Dürre
bzw. Zud betroffen sind.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 Dr. Erdenebolor Baast,


 Mongolian State University of Agriculture
 Khan-Uul district, 11. khoroo
 Ulan-Bator, Mongolia

 Phone: +976 9901-6533


 Website: http://msua.edu.mn
 E-mail: b.erdenebolor@gmail.com

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