32. Recklinghäuser Autorennacht: 23. November 2019
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32. Recklinghäuser Autorennacht - Books on Demand
Die 32. Recklinghäuser
Autorennacht
Liebe Leserin, lieber Leser,
Die Preisträger des Jurypreises waren in den vergangenen Jahren: Gabriele Schnettler (2001), Klaus Dittmar (2002), Wilfried Besser (2003), Mirko Kussin (2004), Hubert Lohrmann (2005), Klaus Dittmar (2006, erneut), Andrea Rohmert (2007), Ulrich Dittmar (2008), Mirko Kussin (2009, erneut), Natascha Eschweiler (2010), Sylvia Seelert (2011), Volker Köhn (2012), Norbert Kühne (2013), Wilfried Besser (2014, erneut), Holger Pannenbäcker (2015), Andrea Rohmert (2016), Philip Behrendt (2017).
Wir möchten folgenden Personen ganz herzlich danken:
den Jurymitgliedern der 32. Recklinghäuser Autorennacht: Gudrun Güth, Monika Wischnowski und Natascha Eschweiler sowie Stephan Schröder.
der Sparkasse Vest Recklinghausen für ihre finanzielle Un terstützung,
allen Mitwirkenden der Neuen Literarischen Gesellschaft Recklinghausen und der Altstadtschmiede Recklinghausen für ihren organisatorischen Einsatz
und nicht zuletzt den Autorinnen und Autoren, die ihre Texte eingereicht haben und somit die Autorennacht über haupt erst möglich machen!
Herzliche Grüße,
Stephan Schröder (Vorsitzender der NLGR)
Inhalt:
Zdena Balanova
Ulle Bowski
Chantal Duman
Uwe Kerrinnes
Claudia Kociucki
Kerstin Liemann
Annie Schalkowski
Melina Schalkowski
Sylvia Seelert
Margarethe Welslau
Die Autorinnen und Autoren
Zdena Balanova
Der Absprung
Prolog
»… Sie fördert ein hohes Leistungspotenzial bei allen Mitarbeitern und trägt damit zu besten Arbeitsergebnissen auch in turbulenten und hektischen Zeiten bei. …«
(Auszug aus dem Arbeitszeugnis)
Der Zug rast durch eine endlose Landschaft. Mit 299 km/h.
Vor einer immerwährend gleich starren Kulisse – durch die hohe Geschwindigkeit.
Nur noch 12 Jahre bis zum nächsten Halt.
Dann springen wir ab.
Ich – und die bleierne Müdigkeit.
Ein harter Aufprall.
Wir überschlagen uns und rollen blitzschnell weiter.
Dann langsamer.
Stillstand.
Weiches Gras unter meinem Bauch.
Wir sind angekommen.
Im Leben?
Mit gebrochenen Gliedmaßen und Erschütterungen im Kopf, mit einem Magen,
der die Nahrung verweigert und einem nicht mehr sprechen wollenden Mund.
Mit in Puzzleteile zersplitterten Gedanken.
Worte ohne Sinn.
Die Sonne brennt auf leere Bilder hinter den Augenlidern.
Ich möchte sie öffnen. Keiner zieht an den Fäden. Sie bleiben geschlossen.
In meinem Kopf ein Pulsieren, Pochen und Hämmern.
Mit 299 km/h.
Schnell, schneller!
Angst! Ich habe arg an Geschwindigkeit verloren …
Dann höre ich – Stille.
Neben dem Dauerpfeifen von Schnellzügen in meinem Ohr.
Ein dünner Lichtstrahl durchdringt die Wimpern.
Ein Zipfelchen Stoff in der Nuss für Aschenbrödel erscheint.
Langsam daran ziehen.
Nein! Mit Geschwindigkeit!
Wir sehen.
Ich – und die Leblosigkeit.
Einen grünen Grashalm. Reglos. Bewegt sich nicht.
Ein gelbes Blümchen. Steht einfach da. Duftet.
Einen schwarzen Käfer. Glänzt in der Sonne. Kriecht mit 0,000000299 km/h.
Dann fall‘ ich in den blauen Himmel.
Ich vermisse meine Mitreisenden – nur noch 12 Jahre lang vom nächsten Halt entfernt.
Wir sind uns so nahe gekommen in den engen Abteilen.
Im eisigen Kosmos des Großraumwagens.
Eine kühle Vertrautheit.
Bei 299 km/h.
Gras unter meinem Rücken.
Man sagte mir, ich solle warten, der Zug komme noch einmal vorbei.
Wenn ich wieder schnell genug laufen könne, könne ich aufspringen.
Wir warten.
Ich – und die würgende Angst.
Und kriechen auf allen vieren durchs hohe Gras.
Wir lauschen.
Kein Hämmern und Donnern. Kein Pfeifen und Quietschen.
Kein Zug ist gekommen.
Die Sonne wärmt.
Stille.
Licht.
Duft.
Farbe.
Ein Vogel schneidet im Zeitlupentempo Stunden vom Himmel ab.
Wir schlafen ein.
Ich – und die Geborgenheit.
Angekommen.
Im Leben.
Epilog
Die Peitsche ist verschwunden.
Zwangs-Metamorphose beendet.
Die Ameise kann wieder zur Schnecke werden.
Frage an die Biologen:
Wie lange wird sie dafür brauchen?
Ulle Bowski
Ansichtssache
Eine alte Redensart lautet: »Das kannst Du halten wie ein Dachdecker.«
Entweder so oder so, oder so oder so. Oder einfach so, kannst es aber auch so oder so sehen, oder eben so, oder so, wie man es eben gerade sehen möchte.
Wir sehen dann, während wir ein kühles Bier trinken, wie das Glas stetig voller wird.
Wir vertrauen in die Zukunft, obwohl wir froh sind, dass wir gerade noch rechtzeitig die Vergangenheit hinter uns gelassen haben.
Wir schließen eine Lebensversicherung ab!
Wir laufen einen Halb-Marathon, weil wir für die ganze Strecke keine Zeit haben.
Wir fasten und schnüren uns den Magen klein, um uns dann mit zwei