Goebbels
Tagebuch von
Mai bis August
1939
[Die Mikrofiches wurden in den Original Agfa-
Kartons aufbewahrt]
Auf Terboven und Florian ist der Führer wütend. Sie krachen unentwegt und immer aufs
Neue.
Mit Himmler die Fragen der Sonnwendfeiern besprochen. Ich bin mit Veranstaltungen der
Gliederungen einverstanden, wenn die Teilnehmerzahl dabei nicht allzuklein wird.
Göring äußert sich sehr lobend über die Veranstaltungen in Hamburg, die wir vorbereitet
haben und die ihn sehr beeindruckten.
Empfang des jugoslawischen Regentenpaars.
Ich besichtige unseren Hausneubau. Es geht richtig vorwärts. Ich hoffe, daß ich Ende Juli
einziehen kann.
Ich kann allerlei erledigen: ich hoffe, von Funk nun doch die erforderlichen Devisen für
unsere Auslandsarbeit zu bekommen.
Scharfer Vorstoß gegen Ribbentrop. Auch Göring ist wütend auf ihn. Ich nehme ihn nun auf
die Schuppe. Bohle beklagt sich auf das bitterste über ihn. Er wird von ihm gänzlich
kaltgestellt.
Mit Baumgarten die Weiterarbeit an unserem Neubau festgelegt.
Lange noch beim Führer gesessen. Er wettert scharf gegen das allzuschnelle Autofahren. Er
will nun mit drakonischen Strafen dagegen vorgehen. Ich sage ihm, es soll mal zuerst die
Partei anpacken. Das will er auch tun.
Spät ins Bett
Glasmeier gerügt. Er ist in letzter Zeit etwas keß und frech geworden.
Die Bauten in Berlin und Lanke gehen tüchtig vorwärts. Ich schaue mir das B..s. Haus an.
Wie ich mich freue, wenn das mal fertig ist.
Lange mit Hanke gearbeitet. Er hat eine Unmenge von aufgelaufenen Dingen, die erledigt
werden müssen.
Im Amt gearbeitet. Es herrscht eine brütende, lastende Hitze, die einem jeden Verstand
nimmt.
Presseaktion bzgl. des Westwalls gestartet. Todt hat sie mit einer großen Rede in Trier
eingeleitet. Nun kann keine Zweifel mehr bestehen über die Festigkeit des Westwalls.
Nachmittags heraus nach Schwanenwerder. Helga bekommt einen schönen Schmuck
geschenkt. Sie sieht noch so blaß aus. Und ist ganz lieb, vertraut und zärtlich. Und die
anderen auch. Welch ein Glück, die Kinder!
Mit Magda lange parlavert und überlegt. Wir sollen auf Schwanenwerder ein neues Haus
kaufen. Wir besichtigen. Es ist sehr schön, aber es muß viel daran umgebaut werden. Aber das
ist ja Magdas Passion.
Rede für die Studenten ausgearbeitet.
In Berlin noch lange gearbeitet. Kleine [kurze?] Spazierfahrt. Und dann müde ins Bett.
Mittags nach Werder zum Betriebsausflug des Ministeriums. ... Wir fahren dann auf 3
Schiffen der .. darüber nach Schwanenwerder. Dort werden Magda und die Kinder mit
Riesenhallo empfangen und mitgenommen.
Ich fahre noch mit nach Schwanenwerder. Lange mit Magda überlegt. Hausan- und -verkauf.
Der Führer will sich nun auch in Schwanenwerder ankaufen. Das wäre sehr nett.
Heute nach Danzig.
Da wird es allerhand geben.
Auslandspresse bringt meine Rede ganz groß. Italienische Presse besonders gut und betont
positiv. Aber auch Pariser und Londoner Presse nicht ablehnend. Der deutsche Charakter
Danzigs wird nirgendwo mehr abgestritten. Die polnische Presse ist kleinlaut und bringt die
Rede nur im Auszug.
Die deutsche Presse reagiert wunderbar. Sie ist heute ein scharfer Kampfinstrument.
Abends im Zoppoter Kurpark Künstlerfest. Eine Riesenmenschenmenge und große
Ovationen. Danach empfange ich noch die Auslandspresse und sage ihr ziemlich schroff die
Meinung. Sie ist beglückt. Na, also!
Noch lange gesessen. Nach einigen Stunden geht es ab nach Berlin.
Frage der Theaterakademie und der Tanzschule behandelt. Da muß ich einiges ändern oder
doch
Ich muß für Endwald[] einen neuen Adjutanten suchen. Er hat sich auf der Reise unmöglich
benommen. Auch fehlt mir für das Ministerburo ein ..., der hinter meinen Aufträgen her ist.
Aber das muß schon ein Mann von Format sein.
Geldsorgen wegen Bogensee. Amann will nichts herausrücken, da die Steuer zuviel von ihm
verlangt. Aber ich werde schon einen Ausweg finden.
Meine Reden in Danzig haben in der ganzen Weltpresse das größte Echo. Paris, London, und
Warschau führen wahre Eiertänze auf, um sich an meinen Argumenten vorbeizudrucken.
Aber das nutzt ja nur auf die Dauer nichts.
Moskau und London noch weit von der Einigung entfernt. Wir werfen unentwegt den
Konfliktstoff Ostasien in die Debatte. Da haben die Engländer ein hartes Nuß zu knacken. Sie
drohen, aber es stecht nichts dahinter. Britische Dekadenz!
In Paris ist eine Broschüre über mich erschienen, Genie der Propaganda," z.T. ganz gemein,
z.T. aber auch sehr ehrenvoll für mich.
Den ganzen Nachmittag ununterbrochen gearbeitet. Meine Rede für die Sonnwendfeier im
Stadion entworfen .
Mit Magda telefoniert. Es geht ihr und den Kindern gut.
heute muß ich für ein paar Stunden zum Obersalzberg fliegen.
Ich gehe mit dem Führer die Listen für den Künstlerempfang durch. Das ist eine
Frunde[]arbeit. Der ganze Tag der d. Kunst macht mir viel Sorgen.
Er ist bereit, mir die wichtigsten Musiker vom Militärdienst zu befreien.
Frage Wien und Österreich. Frauenfeld ist als Wiener Gauleiter nicht tragbar. Die ... sind doch
ziemlich gegen ihn. Ich schlage nun noch einmal Forster vor. Der Führer ist nicht abgeneigt.
Er würde dann Naumann aus Memel nach Danzig schicken. Eine sehr gute Lösung. Seyß-
Inquarts Plan der K...g der österr. Kultur ist vom Führer gänzlich durchschaut und restlos
abgelehnt. Die Gelder vom Reich werden ausschließlich von uns verwaltet. Aber ich lege
doch nochmal ein gutes Wort für Wien ein. Bürckel reicht garnicht aus. Er ist doch ein
pfälzischer Dorfschulmeister. [Dr. Kajetan] Mühlmann ist ein Fiber[].
O P soll von uns stärkstens gegen Wien subventioniert werden. Ich will gleich ein neues
Schauspielhaus in Graz bauen lassen. Der Führer beteiligt sich daran.
Ich trage ihm die Schwierigkeiten im Protektorat vor. Er greift daraufhin sofort ein und stoppt
zuerst einmal den Prozeß in Prag gegen die deutschen Schupos. Leider liegt der Fall hier
schon ungünstig, da die Delinquenten vollkommen besoffen waren. F ist Neurath etwas zu
weit gegangen.
Über Ribbentrop mache ich beim Führer nur noch Witze und er lacht sich Tränen darüber.
Ribbentrop kann ja nur noch komisch genommen werden. Er läßt sich im Lustgarten bei der
Parade von Speer eine eigene Loge bauen. Er leidet an manischem Größenwahn. Ein
ehemalige Sekthändler als verhinderter Bismarck.
Das Projekt der Lautsprecher[säulen?] wird vom Führer abgelehnt. Er will einen stärkeren
Ausbau des Drahtfunks. Und das ist wohl auch richtig.
Es ist spät in der Nacht, als wir Schluß machen.
Ich habe nun alles Wichtige besprochen.
Zum Bechsteinhaus.
Ein paar Stunden Schlaf.
Nach Salzburg. Flug nach Berlin.
Im Flugzeug Arbeit. Reden und Leitartikel entworfen. 12h Tempelhof.
Ich diktiere einen scharfen Artikel gegen die englische Propaganda. Die abgehackten
Kinderhände." Der sitzt.
Konflikt Tokio-London ...ft weiter. England muß K...au und einen demütigenden Rückzug
nach dem anderen einstecken. Wir blasen ins Fr hinein.
Den ganzen Mittag und Nachmittag durchgearbeitet. Abends kurz heraus nach
Schwanenwerder. Ich schenke Magda ein neues Auto für sie und die Kinder. Sie ist
überglücklich. Und die Kinder so ig und so lieb. Wir sitzen sehr lange an ihrem Bett und
erzählen Geschichten. Helga ist schon ein richtiges Fräulein.
Zum Stadion. Sonnwendfeier. 120 000 Menschen. Ein schönes, stimmungsvolles Fest. Ich
rede unter Stürmen des Beifalls. Scharf gegen England und Polen. Das zieht mächtig. Am
Schluß ein Riesenfeuerwerk.
Die Bewegung in Berlin steht wie ein Mann.
Noch lange im Amt gearbeitet. Rede und Aufsatz korrigiert.
Und dann sehr müde ins Bett.
Görlitzer trägt mir Personalien vor. Und klagt mir sein Leid mit seiner Frau, die sein wahres
Unglück ist. Jetzt kriegt[] sie in ihm hysterischen Wahnsinnsanfälle. Er wird sehr schwer
gestraft und steckt augenblicklich in keiner guten Haut. Ich richte ihn etwas auf.
Ott hat eine Menge von Verwaltungsfragen. Vor allem Umbau der Künstleraltershilfe.
England hat in der ganzen Welt Schwierigkeiten. Wir stellen sie nach Gebühr heraus und
schonen London nicht. Wir legen neuerdings die Polemik mehr in die Meldung und weniger
in den Kommentar. In der Londoner und vor allem in der Pariser Presse herrscht tiefer
Pessimismus über die Konflikte in Ostasien und den Stillstand in Moskau. Bravo! Wir
schlagen weiter zu.
Dann zum Bogensee heraus. Ein schöner, stiller, friedlicher Abend. Auf der Terrasse
gesessen. Musik und Lektüre. Rede für Essen ausgearbeitet.
Ich bin so glücklich. Müde und selig ins Bett. Ausgeschlafen. Nach Berlin zurück.
Winkler gebe ich gründlich Bescheid wegen eines exorbitanten Vertrages mit Corell. Der ist
um eine halbe Million die Treppe heraufgefallen. Aber da werde ich ...isch. Ich verlange
sofortige Rückgängigmachung des Vertrages und Winkler gibt klein bei. Ich werde diese d
Clique zerbrechen.
Abschied von Magda und den Kindern. Sie fliegen nach Gastein zur Erholung. Gute Reise!
18 neue Diener stellen sich vor. Gute, brave Jungens!
Mittags und nachmittags Arbeit. Chamberlain wird im Unterhaus gefragt, ob er nicht Protest
gegen meine Reden einlegen wolle. Er gibt eine sehr salbungsvolle aber ausweichende
Antwort. Ich entwerfe gleich einen neuen Aufsatz gegen England, das schreckliche Wort von
der Einkreisung." Da sage ich den Briten nochmal die Meinung. Im übrigen lasse ich die
Presse auf Chamberlains Antwort los.
Abends noch etwas Arbeit.
Kleine Spazierfahrt.
Und dann ins Bett.
. Ich stoppe die Pressekampagne gegen England etwas ab. Schreibe selbst aber einen sehr
rauhen Aufsatz: Das schreckliche Wort von der Einkreisung."
Abends deutsches Opernhaus. Zigeunerbaron." Schwarz van Berk ist mit. Er erzählt mir von
seinem Besuch in England Dort ist alles tief deprimiert und zerschmettert. Unsere
fortdauernde Kampagne hat niederwerfend gewirkt. Wenn England nicht wahnsinnig ist, wird
es nicht handeln.
Spät noch etwas gearbeitet.
Und nun läßt der Trubel ein bißchen nach. Ein paar Tage Frieden.
Gegen Abend nach Berlin zurück. Ich fühle mich draußen allein sehr einsam und ich werde
dann gleich melancholisch. Das beste Mittel dagegen ist Arbeit und Betrieb.
Bei uns gehen die Mobilmachungsbefehle heraus. Frage wieder wie vor einem Jahre: Krieg
oder Frieden?
Mittags Reichskanzlei. Führer hat zu arbeiten. Ich bespreche mit dem A.A. die
außenpolitische Lage: im Augenblick müßte England wohl handeln. Aber es weiß, wie die
Situation im Ernstfall ist. Der Führer hat sich noch nichts Bestimmtes vorgenommen. Er
verschärft nur die Nervenkrise. Die Polen sind augenblicklich nicht so wichtig. Wichtig ist
vor allem England. Es bombardiert die deutsche Öffentlichkeit mit anonymen Flugblättern.
Ich werde genau dasselbe England gegenüber tuen. Im Übrigen gilt es, die englische
Glaubwürdigkeit beim deutschen Volk vollends zu erschüttern. Das ist jetzt die Hauptsache.
Und ich glaube, das ist uns zum großen Teil schon gelungen.
Viel Arbeit im Amt. Die Polen sind rottfrech. In Danzig alles ruhig. ...lärm.
Meine Rede für die Rundfunkausstellung diktiert. Gut geworden.
Abends beim Führer. Er amüsiert sich königlich über einen englischen Propagandabrief, der
in tausenden Exemplaren nach Deutschland geschickt wird.
Ich werde ihn in der deutschen Presse veröffentlichen und eine saftige Antwort darauf geben.
Zudem werden wir nun entsprechende Briefe nach England schicken. Und daneben noch ein
raffiniertes Meisterstück machen. Die sollen uns kennenlernen. Der Führer meint auch: Haß
gegen England schüren. Das deutsche Volk muß in ihm die Seele des Widerstandes gegen uns
erkennen. Dann wird es umso eher müde. Der Führer wünscht sich noch 10 Jahre Zeit. Sein
Ziel ist die Beseitigung des Westfälischen Friedens. Und er wird es erreichen. Die Polen
nimmt er garnicht ernst. Frankreich muß in seinem Hegemoniewahn gebrochen werden. Es
will keine deutsche Einigkeit und keine deutsche Macht.
In Südtirol werden nun die Deutschen evakuiert. Um den letzten Reibungspunkt mit Italien zu
beseitigen. Mussolini weiß, daß er mit uns auf Gedieh und Verderb zusammengehen muß.
Unsere Befestigungen sind phantastisch. Unser Kriegsprotential wächst von Tag zu Tag.
Unsere Defensivwaffen sind vor allem viel besser als die der Gegner. Das ist eine angenehme
Folge von Versailles. Jedenfalls steht alles auf das Beste.
Wir gehen abends zur Entspannung etwas in den Wintergarten. Ein gutes Varietéprogramm.
Danach noch ein Ständchen im K.d.F. Haus.
Kunstprobleme mit dem Führer erörtert. Unsere Malerei ist mächtig im Aufschwung. Da steht
Bestes zu erhoffen. Spät und müde ins Bett.
Entwürfe und Modelle zum Festzug der Kunst in München angeschaut. Sehr gut geworden
mit Ausnahme des Wagens für das Protektorat. Das[] ist dem Künstler noch nichts Richtiges
eingefallen
Mittags beim Führer. Ich zeige ihm Fotos vom Mozartdenkmal von Prof. Klimsch, die ihm
gefallen. Es wird wohl gebaut werden.
Bouhler klagt über den ReichsUschla. Und Bormann über seinen Vorsitzenden, seinen
Schwiegervater Buch. Der ist ein richtiger Nieselperson.
Die Engländer werden schon in die Defensive gedrängt. Der Führer läßt sie in ihrem eigenen
Fett schmoren. In Moskau stockt wieder alles. Warschau quakelt von einem Demarche in
Berlin wegen Danzig. Der Führer meint, wenn die Polen kommen, wird er ihnen zur Antwort
geben, daß er beim ersten Versuch Polens, an Danzig heranzugehen, Ernst machen werde.
Im Amt ununterbrochen weitergearbeitet. Einen scharfen Aufsatz, Antwort an England"
gegen die Geheimbriefe des englischen Propagandadienstes geschrieben. Die wird sitzen. Mit
unanfechtbarem Material.
Sonst korrigiert und Akten studiert.
Der bulgarische Ministerpräsident Kjosseiivanoff ist in Berlin zu Besuch. Abends großer
Empfang beim Führer. Viel Menschen und viel Gerede. Ich kann eine ganze Menge erledigen.
Krach mit dem A.A. Wieder wegen der Presse. Das ist immer dasselbe. Zum Kotzen!
Ich sage Lippert Bescheid. Meißner erzählt mir von Hindenburg und den Tagen der
Machtübernahme.
Es ist schon hell, als ich nach Hause komme.
Tag der Kunst und Alfieri-Besuch besprochen. Wir werden das alles sehr nett machen. Er
unterschreibt mir einige Ernennungen und Titelverleihungen für Künstler.
Dann noch hohe Politik: er glaubt nicht mehr, daß London und Moskau noch zu einem
Abschluß kommen werden. Dann ist für uns die Bahn frei. Stalin kann keinen gewonnenen
und keinen verlorenen Krieg gebrauchen. In beiden Fällen würde er fliegen. Die Polen muß
man durch weitere st migende Vorbereitungen zersetzen. Die verlieren in der entscheidenden
Stunde die Nerven. England wird durch unausgesetzte Propaganda müde geschlagen. Und so
wird die Sache vorläufig einmal weitergetrieben. Der Ausgang kann kaum noch zweifelhaft
sein.
Der Führer äußert sich gut über einige Filme. Vor allem Schweikarts Fasching" [] hat ihm
außerordentlich gefallen.
Er trägt mir nochmal auf, den Ausbau des Drahtfunks nach Kräften zu beschleunigen. Das tue
ich auch schon. In den Industriezentren sind wir jetzt kräftig dabei. Die großen Sender dienen
dann ausschließlich zur Auslandspropaganda.
Sonst noch vielerlei beredet. Um 5h fahre ich ab. Bei großer Hitze über stäubige[]
Landstraßen nach Gastein. Über wunderbare Höhen..fe und Pässe. Schönes Land, das nun mit
ganzem Herzen zu uns gehört.
Gegen 7h Ankunft. Die Kinder, die Kinder! Sie jubeln und tanzen, daß der Papa angekommen
ist. Helga erklärt mir großwendig[] die Landschaft, erzählt altklug von ihrem Erlebnissen.
Hilde ist eine kleine Maus, Helmut ein ulkiger Landesl..g und Holde wirklich eine holde.
Auch Magda freut sich sehr. Wir machen einen netten Spaziergang, parlavern uns aus, sitzen
bis tief in die Nacht auf einer dunklen Terrasse, über uns die weite, gesternte Himmel, die
Luft erfüllt von ewig glattem Geräusch des Wasserfalls. Es ist so schön hier. Frieden, Frieden!
Ich schlafe zehn Stunden. Ein herrliche Sonntag steht im Tal.
Der Osservatore Romano" bringt einen sehr anständigen Artikel zur Danzigfrage.
Kurz Zeitungen und Telegramme gelesen. Das wird mit jedem Tag mehr.
Abends Staatsoper Tannhäuser" neu ein...diert unter Clemens Krauß. Regie Hartmann,
Bühnenbilder Sievert. Eine ganz hervorragende Aufführung. Wir sind alle hingerissen. So
was an Pracht und Glanz der Aufmachung und Sch... der musikalischen Durchführung ist nur
selten dagewesen.
Mit Alfieri eine ganze Reihe von Fragen durchgesprochen. Wir wollen einen Fernschreiber[]
von Berlin nach Rom bauen. Zur besseren Koordinierung unserer Pressepolitik. Der Führer
gibt Alfieri das Flugblatt von King-Hall mit den Angriffen auf Italien. Das sitzt gut. Nun
schlagen auch die auf die Engländer los.
Noch lange im Künstlerklub. Es wird sehr spät.
17. Juli 1939 (Mo.)
Gestern: morgens feierliche Eröffnung der Großen Kunstausstellung durch den Führer. Er hält
dabei eine sehr und schlagende Rede über Kunst und Politik. Er findet immer neue und
verblüffende Formulierungen.
Gang mit ihm und Alfieri durch die Ausstellung. Alfieri ist begeistert. Es handelt sich auch in
der Tat um eine sehr schöne, repräsentative Schau.
Im Hotel Arbeit. Die italienische Presse geht nun ganz groß auf unsere King-Hall-Artikel ein.
Die deutsche Presse zerpflückt unbarmherzig den 2. Brief dieses Subjekts. Wir werden ihn
schon totmachen.
Nachmittags Festzug. Gleich beim Beginn setzt ein Platzregen ein, das kaum zu Ende gehen
will. Das beeinträchtigt sehr die Stimmung. Der Festzug selbst ist sehr schön. Vor allem die
neuen Wagen über Sudetenland und Memel. Der Führer ist traurig über den Regen. Wie alle.
Zu Hause Arbeit. Magda in Gastein angerufen. Alles steht gut. Heute kommt sie nach hier.
Abends mit Alfieri Essen in kleinem kreise. Dann Lustige Witwe." Wieder sehr rasant und
schmussig, aber
Danach noch sehr lange mit dem Führer und Alfieri im Künstlerhaus.
Mit Naumann noch ein paar Sachen besprochen. Hanke meldet sich nur bei Müller. Sonst
auch da nichts von Belang.
Mittags gegen 3h wieder Rückflug nach München. Unterwegs wieder viel Arbeit erledigt.
München. Im Hotel sitzt Magda mit den Kindern versammelt: Ein liebliches Bild! Und alle
sind froh, daß ich wieder da bin. Und ich bin auch ganz glücklich.
Abends kommt Mama und bringt Nachrichten aus Berlin. Alles dummes Gerede und üble
Gequatsche. Ich gebe garnichts darauf. Jetzt harkt man zur Abwechslung mal auf Magda
herum. Auch das wird vergehen.
Mama ist glücklich, daß alles so gekommen ist.
Ich schaue bei der K neue Filme an: Paradies der Junggesellen". Ein lustiger Rühmann-Film,
aber nicht ganz überzeugend. Zuviel Klamauk!
Robert Koch" mit Jannings und Wilma Krauß. Ein fabelhaftes Kunstwerk. Krauß spielt
Jannings fast an die Wand. Aber auch Jannings ist ganz hervorragend. Und dabei ein tolles
Kulturgemälde. Ich bin so glücklich über diese Leistung.
Noch lange mit Magda parlavert,.
Und dann müde ins Bett.