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Herkunft deutscher Redeweisen auf, deren Sinn sich dem Leser nicht sofort
erschließt oder die nicht mehr in der ursprünglichen Form angewandt werden.
Einige Redewendungen haben mehrere Deutungsversuche, von denen nicht alle
wiedergegeben werden können. Auf eindeutige oder banale Redewendungen wie
„von Kindesbeinen an“ oder „in der Versenkung verschwinden“ wird hier nicht
eingegangen, ebenso wenig auf Fäkal- und Gossenjargon sowie Injurien.
Der Wortlaut dieser Beiträge wird alphabetisch, wo vorhanden nach dem ersten
Substantiv sortiert, darunter die Bedeutung und die regionale Verbreitung
möglichst knapp erläutert.
A [Bearbeiten]
Etwas abklappern — Alles absuchen. Bei der Treibjagd wurde das Wild mit
Holzklappern aus dem Unterholz gejagt.
Sicher wie in Abrahams Schoß — Sich fühlen wie im Paradies. Nach dem
Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus in der Bibel (Lk 16,19–31
EU).
Mit Ach und Krach — Gerade eben noch. Verkürzung von „mit Ächzen und
Krächzen“.
Den Affen für jemanden spielen — Du kannst nicht alles mit mir machen. Auf
Jahrmärkten traten früher häufig Gaukler mit Tieren wie Affen auf, die alle
möglichen Kunststücke vorführen mussten, für die sie teilweise schikanös
dressiert worden waren
Dem Affen Zucker geben — im Rausch ausgelassen lustig sein (Bei Theodor
Fontane kommt die Wendung mehrfach vor, Da habe ich demissioniert und dem
Affen meiner Eitelkeit das Zuckerbrot gegeben.)
Den Affen loslassen — lustig sein, sich einen vergnügten Tag machen
Einen Affen sitzen haben — betrunken sein (angebliche Trunksucht des Affen
oder Affen = Tornister der Soldaten)
Ich denke, mich laust (kratzt) der Affe. — Ausdruck hochgradiger unangenehmer
Überraschung (Die Redewendung ging im 19. Jahrhundert von Berlin aus, wo die
Wendungen „Ik denke, der Affe laust mir“ gängig war.)
Drei Affen — „nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sagen“
Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche — darauf kannst Du Gift nehmen!
Mit Amen (frei übersetzt aus dem hebräischen: so soll es sein) enden liturgische
Gebete, also mit Sicherheit kommt dieses Wort in jedem Gottesdienst einige Male
vor
Etwas für einen Apfel und ein Ei (ver)kaufen: — Etwas spottbillig erwerben. Äpfel
und Eier kosten relativ wenig.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm (Varianten: Der Apfel fällt nicht weit vom
Pferd. Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum): — Wie der Vater so der Sohn.
Sich etwas aus dem Ärmel schütteln — Etwas erfinden, sich etwas schnell
ausdenken, um sich aus einer schwierigen Situation zu befreien. Kommt aus dem
Kartenspiel, da man schummeln kann, indem man gute Karten in seinem Ärmel
versteckt, um sie, wenn man dann ein schlechtes Blatt hat, unbemerkt „aus dem
Ärmel zu schütteln“. — Eine noch ältere Deutung besagt, dass zu Zeiten, als die
Gewänder weite Ärmel hatten, darin nicht nur die Hände gewärmt, sondern auch
kleinere Gegenstände darin verstaut werden konnten. Letztere konnte man
wieder aus dem Ärmel schütteln …
Man sollte ihn mit Argusaugen bewachen — Man sollte ihn dauernd gut
beobachten. Argos, in der griechischen Mythologie von Hera beauftragt, Io zu
überwachen, damit es nicht zu einem Schäferstündchen mit ihrem Gatten Zeus
kommt, hatte 100 Augen, von denen immer welche wach blieben, während die
anderen schliefen, wurde deshalb durch Hermes getötet.
Sich den Arsch aufreißen — Vulgär für „sich sehr anstrengen, sich sehr große
Mühe geben“
Am Arsch der Welt. Derb für: Abseits der Zivilisation, abgelegen. Umschrieben
auch: Wenn die Welt einen Einlauf bräuchte, dort würde er gemacht.
Asche auf dein Haupt! — Schäme Dich! meist eher ironisch verwendet. Oft auch
in der Version, sich Asche aufs Haupt streuen. Abgeleitet von der Bibel (1 Makk
3,47 EU).
Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf — Sie wunderte sich stark, staunte sehr
über etwas. Von der Tatsache, dass man die Augen aufreißt, wenn man erstaunt
ist, da man es nicht glauben kann.
Das Auge des Gesetzes — Die Wendung das Auge des Gesetzes wacht findet sich
in Schillers Lied von der Glocke.
Ein Auge auf jemanden werfen — Gefallen an jemandem oder etwas finden. Diese
Wendung stammt aus der Geschichte von Susanna im Bade, einem apokryphen
Text der Bibel im Buch Daniel. Dort heißt es: „Und als die beiden Ältesten sie
täglich darin umhergehen sahen, entbrannten sie in Begierde nach ihr und
wurden darüber zu Narren und warfen die Augen so sehr auf sie, dass sie nicht
mehr zum Himmel aufsehen konnten und nicht mehr an gerechte Urteile
dachten.“ (Dan 1,8 f. EU)
Ausnahmen bestätigen die Regel — Dies weist darauf hin, dass die beobachtete
Ausnahme keiner Gesetzmässigkeit unterliegt, bei der es definitionsgemäß keine
Ausnahmen geben kann (Es ist immer so…). Eine Regel bedeutet, dass sich in
den überwiegenden Fällen der Beobachtung der Regelfall feststellen lässt (Es ist
in der Regel so…). Wenn Ausnahmen von einer Regel beobachtet werden,
bestätigt dies nur, dass es nicht immer so ist, also keine Gesetzmässigkeit
vorliegt.
B [Bearbeiten]
Sich wie ein Backfisch benehmen — Albern oder noch unreif sein. Backfische sind
Fische, die wieder ins Wasser geworfen wurden, weil sie als Fang noch zu klein
waren. Diese Bezeichnung wurde auf unreife Mädchen übertragen. („Mit 14
Jahren und sieben Wochen ist der Backfisch ausgekrochen.“ — sprichwörtlich um
1900)
Nur Bahnhof verstehen — Nichts verstehen oder verstehen wollen. Aus der
Soldatensprache, wo die Soldaten nach Jahren des Krieges nur noch das Wort
„Bahnhof“ = Heimfahrt hören wollten.
Ich bin doch nicht die Bank von England — Ich kann nicht alle Wünsche erfüllen.
Die Bank of England war lange Zeit der Inbegriff unermesslicher Reserven, als
Großbritannien noch Weltmacht war.
Jemandem einen Bären aufbinden — Ihn anlügen oder ihm etwas vormachen.
Vom altdeutschen Wort bar, was so viel wie Last oder Abgabe bedeutete.
Wissen, wo der Barthel den Most holt (auch Bartel oder Bartl) — Bescheid wissen.
— #Aus der Gaunersprache, wo Barzel=Eisen oder Stemmeisen bedeutet und
Most (Moos) =Geld. Also wissen, wo man mit dem Stemmeisen Geld holen kann.
— #Ironische Anspielung auf den biblischen Barthel (= den Jünger Bartholomäus)
als Zeugen des Weinwunders der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–12 EU): Es gibt keine
„neutralen“ Zeugen der Verwandlung, die Jünger allein wissen, wo der Wein
wirklich herstammt. — Schweizerdeutsch sagt man: Jemandem zeigen, wo der
„Bartli“ den Most holt (einem „Missetäter“ Mores lehren). Letztere Bedeutung ist
auch im Schwäbischen bekannt.
Kämpfen wie ein Berserker — Sich ungestüm und eher unvernünftig verhalten.
Aus den nordischen Sagen abgeleitet, wo die „Bärenhäuter“ ohne Schild und
Vernunft drauf los schlugen.
Da fress ich einen Besen (oft ergänzt: samt der Putzfrau) — es ist absurd, äußerst
unwahrscheinlich, dass es so ist oder eintreten wird
Der Bien (der) muss! — Eine Sache muss unter allen Umständen erledigt werden.
Die Herkunft dieser erstmals 1849 belegten Redewendung ist strittig.
Hinter die Binde kippen — Alkohol trinken (auch: auf die Lampe gießen, die
Gurgel ölen, einen schmettern, einen zur Brust nehmen)
In die Binsen gehen (auch durch die Binsen gehen) — Verloren gehen. Aus der
Jägersprache, wenn Wildgeflügel sich ins rettende Schilf flüchtete, wohin der
Jagdhund nicht folgen konnte.
Das ist eine Binsenweisheit (auch Binsenwahrheit) — Das versteht sogar der
Dümmste. Die römischen Komödiendichter Terenz und Plautus sprachen von
„Knoten in den Binsen suchen“, also nach Schwierigkeiten, die gar nicht
vorhanden sind.
Der Blanke Hans — Ein Synonym für die Nordsee, vor allem für ihre Gefahren
durch Sturmfluten.
Er nahm kein Blatt vor den Mund — Er wurde sehr deutlich in seinen Worten, las
jemandem die Leviten. Aus der Theatersprache, wo vor Zeiten ein Blatt das
Gesicht des Schauspielers verbarg, so dass dieser für seine Worte nicht zur
Rechenschaft gezogen werden konnte.
Er geht ran wie Blücher an der Katzbach — Offensiv, mutig, ungestüm. Nach dem
Beispiel von Gebhard Leberecht von Blücher, preußischer Generalfeldmarschall,
der durch seine Bereitschaft zur Offensive die Schlacht an der Katzbach zu
seinem Gunsten entschied.
Blümchenkaffee
Blümchenkaffee ist sehr dünn geratener Kaffee, bei dem man noch das am Grund
der Kaffeetasse aufgemalte Blümchen gut erkennen kann. Variante ist der
„Schwerterkaffee“, bei dem man sogar das Signum der Meißener Porzellanfabrik
auf der Unterseite der Tasse erkennen kann. Scherzhaft wird es genutzt als
„Doppelschwerterkaffee“, bei dem die Schwerter der Unterseite der Untertasse
durchscheinen.
Etwas durch die Blume sagen — Etwas nur andeutungsweise, indirekt oder
kryptisch kund tun. Im Barock war es unschicklich sich offen der Dame seines
Herzens zu nähern. Für diesen Zweck gab es eigene Sofas mit zwei Sitzflächen
Rücken an Rücken. Wollte man sich nun ungestört unterhalten, besprach man
dies tuschelnd hinter dem Fächer. So konnte keine Anstandsdame etwas
aussetzen. Auf der Rückenlehne standen oft Blumengestecke, daher sprachen die
Tuschler durch die Blume.
Blut und Wasser schwitzen — Ich hatte große Angst, ob alles gut ausgeht. In
Anspielung auf die Todesangst Jesu bei seiner Kreuzigung.
Einen Bock schießen — Einen Fehler begehen, eine Dummheit machen. Aus der
Schützensprache, wo ein Fehlschuss als „Bock“ bezeichnet wird.
Den Bock zum Gärtner machen — Den Ungeeignetsten für eine Position
auswählen. Ziegenböcke sind nicht gerade zimperlich, die schönsten Pflanzen zu
fressen.
Jemanden ins Bockshorn jagen — Jemanden in die Enge treiben, einschüchtern,
verunsichern oder auf eine falsche Fährte locken. — :Zur Ungewissheit der
Herkunft siehe: Bockshorn (Redensart)
Das sind böhmische Dörfer für mich — Das ist mir ganz und gar unbekannt oder
das verstehe ich nicht. Als Böhmen noch zur Donaumonarchie gehörte,
verstanden viele Landeskinder das dort gesprochene Tschechisch bzw. deren
(tschechischen) Ortsnamen nicht
Ein Brett vor dem Kopf haben — Etwas offensichtliches nicht verstehen; auch:
begriffsstutzig sein. Kommt aus dem Mittelalter, wo die Menschen den als dumm
geltenden Ochsen Bretter vor die Köpfe gehängt haben, damit sie nicht
erschrecken oder abgelenkt werden.
Darauf gebe ich dir Brief und Siegel — Du kannst sicher sein, dass es stimmt.
Brief leitet sich ab vom lat. Wort „breve“ = kurz. Als amtliches Dokument taugte
ein Brief vor Gericht nicht, wenn er nicht auch ein Siegel trug.
Den Brief wird er sich nicht hinter den Spiegel stecken — Jemandem einen
unangenehmen Brief schreiben. Angenehme Briefe wurden früher gerne
halbverdeckt hinter dem schräg gestellten Spiegel aufbewahrt, damit auch
andere einen Blick darauf werfen konnten.
Er redet wie ein Buch — Er redet ununterbrochen. Es ist, als ob er aus einem
Buche vorliest.
Wie es im Buche steht — Mustergültig, vorbildlich. Mit „Buch“ ist die Bibel
gemeint, in der viele Weisheiten versammelt sind.
Rutsch mir doch den Buckel runter! — Hör auf mich zu nerven! / Lass mich in
Ruhe! Das Götz von Berlichingen Zitat in eher dezenter Form zitiert
Alles in Butter — alles in Ordnung. Wohl herrührend von der im Gegensatz zur
Butter als pejorativ bewerteten Margarine. Wertvolle Güter, wie zum Beispiel
Porzellan, wurden früher in Kisten mit flüssiger Butter eingegossen. Nach dem
Erstarren der Butter waren diese beim Transport vor dem Zerbrechen geschützt.
Er lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen — Er ist selbstbewusst, lässt sich
nicht beirren oder übervorteilen oder unterbuttern
Da muss noch mehr Butter bei die Fische — da gehört noch mehr (auch an
Information) dazu (beigetragen), oder auch: bitte keine halben Sachen!
Jemandem etwas aufs Butterbrot schmieren — Ihm (in der Öffentlichkeit) seine
Meinung sagen. Wohl gleichbedeutend die regionale rheinische Version: jemand
sagen, was die Butter giltet
C [Bearbeiten]
Die Chemie zwischen den Beiden stimmt nicht — die Zwei sind nicht gut
aufeinander zu sprechen. In der Chemie vertragen sich bekanntlich manche
Stoffe recht schwer miteinander
Er hat nicht alle auf dem Christbaum — er ist nicht richtig im Kopf
Die Chuzpe haben — die Frechheit haben (Das jiddische Wort Chuzpe bedeutet
neben anderem auch Frechheit.)
D [Bearbeiten]
Das kannst Du halten wie der auf dem Dach (auch: „…wie ein Dachdecker“) —
mach, was Du willst, es ist mir egal.
Unter Dach und Fach bringen — Das Wesentliche fertigstellen. Dach und Fach
waren ursprünglich die wesentlichen Teile eines (Fachwerk)-Hauses.
Etwas aus Daffke tun — etwas aus Trotz oder Mutwillen tun. Bei dieser Berliner
Redensart wurde das deutsche Wort „Trotz“ durch das jiddische „davko“ = sicher
ersetzt.
Etwas erweist sich als ein Dauerbrenner — etwas erweist sich als ein Dauererfolg.
Der Begriff leitet sich von Öfen mit lang brennendem Heizmaterial wie Briketts
her
Ei der Daus! — Ausdruck der Verblüffung, des Zorns oder der Verwunderung.
Der/das Daus ist im deutschen Kartenspiel das Ass, also die höchste Spielkarte.
Vermutlich hat der Ausdruck aber dennoch nichts damit zu tun, sondern vielleicht
eher mit dem niederdeutschen “Dus” für Tausend. Daus könnte auch vom
mittellateinischen Wort „dusius“ = Dämon abstammen und einem Ausruf wie Oh,
mein Gott nahe kommen.
Unter einer Decke stecken — Im Geheimen mit jemandem zusammenarbeiten.
Aus dem germanischen Eherecht, wonach die Ehe als geschlossen galt, wenn sich
die Neuvermählten in Gegenwart von Zeugen unter eine gemeinsame Decke
begaben
Mit jemandem durch dick und dünn gehen — In guten und schlechten Zeiten zu
ihm halten. Die Redewendung verträgt sich aber nicht mit:
Auf Draht sein — Aufmerksam, wachsam sein. Rasch einen Vorteil erkennen. Aus
der Telefon-/Telegrafensprache abgeleitet
Er hat Dreck am Stecken — Er hat Schuld (auf sich geladen), hat keine makellose
Vergangenheit
Er ist mit dem D-Zug durch die Kinderstube gerast — Er verfügt über geringe
Moral oder Rücksicht, hat eine schlechte Erziehung genossen.
Der Drop ist noch nicht gelutscht — Es ist noch nichts entschieden, es kann noch
alles passieren.
E [Bearbeiten]
Jemanden in die Ecke stellen — ihn beschämen, bestrafen. Didaktisches Mittel bis
in die Mitte des 20. Jahrhunderts, Schüler für Unbotmäßigkeit oder
Zuspätkommen vor der gesamten Klasse zu blamieren, indem er mit dem Rücken
zur Klasse einige Zeit in der Ecke stehen musste
Etwas aus dem Effeff beherrschen — etwas perfekt können. Zwei Erklärungen
bieten sich an: f stand in der italienischen Kaufmannssprache als Abkürzung für
fino, ff für finissimo, also „sehr fein“. Andere vermuten ff als falsche Schreibweise
des griechischen Buchstabens „Π“ (Pi), der bei der Zitierung von altrömischen
Rechtsgrundsätzen verwendet wurde.
Ein gehörnter Ehemann — gehörnt bedeutet „betrogen“, sprich, seine Frau geht
fremd.
Die graue Eminenz spielen — Person, die im Hintergrund die Fäden zieht.
Übernommen vom Französischen „l’Eminence grise“. Der Titel wurde erstmals
einem geistlichen Berater von Kardinal Richelieu Ruf schädigend zugesprochen.
Heute schwingt auch ein gewisser Respekt mit
Wir haben das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht — wir sind noch nicht
am Ziel angekommen (oft mit der impliziten Warnung, dass es dazu noch vieler
Anstrengungen bedarf). Abgeleitet vom Flaggen-Zeremoniell
Er ist ein Entenklemmer — er ist sehr geizig. Er ist bereit, Enten das Hinterteil zu
pressen, damit das Ei schneller gelegt wird
Er ist voll wie eine Eule — er ist stockbetrunken. Eule ist hier die Verballhornung
von „Aule“ = Steinkrug
Eulen nach Athen tragen — Etwas Unsinniges, Überflüssiges tun. Die Münzen des
antiken Athen trugen auf der Rückseite das Abbild einer Eule und wurden daher
auch „Eulen“ genannt. Da die Stadt Athen als sehr reich galt, erschien es
unsinnig und überflüssig, noch Geld dahin zu bringen. Im Süddeutschen gibt es
die sinnverwandte Redewendung „Das Wasser in den Bach tragen.“
F [Bearbeiten]
Den Faden verlieren — (in der Rede) nicht mehr weiter wissen. Diese Redensart
hat ihren Ursprung vermutlich in der griechischen Mythologie. Mit Hilfe des
Fadens, den ihm Ariadne mitgab, fand Theseus wieder aus dem Labyrinth des
Daidalos, in dem er gerade den Minotaurus zur Strecke gebracht hatte. Hätte
Theseus den Faden verloren, hätte er nicht weiter gewusst. Wahrscheinlicher ist
jedoch die Herkunft aus der Webersprache, wo ein verlorener Faden u. a.
Zeitverlust bedeutete, bis der Faden wieder aufgenommen werden konnte
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte — das Ganze hängt
miteinander zusammen, ist miteinander verwoben. Aus den
Wahlverwandtschaften (2.Teil, 2. Kap.) von Goethe, der selbst erläutert, dass in
der britischen Marine in alle Taue ein roter Faden eingesponnen sei, der nicht
herauslösbar ist, ohne das Ganze zu zerstören. Der Faden kennzeichnet so die
Taue als Eigentum der Krone
Es hängt an einem seidenen Faden — die Situation ist bedrohlich oder nicht
einschätzbar. Es gibt mehrere Versionen, so die der griechischen
Schicksalsgöttinnen oder der germanischen Nornen, die jederzeit den
Lebensfaden abschneiden können. Weniger wahrscheinlich ist die Herleitung vom
Damoklesschwert, das ja der Sage nach an einem Rosshaar befestigt war
Er hat eine Fahrkarte geschossen — er hat das Ziel verfehlt. Aus der
Schützensprache, wo Einschüsse außerhalb des vorgesehenen Bereiches (die
Scheibe, aber keinen Zielring getroffen) so bezeichnet werden, in Anlehnung an
den Fahrschein, der bei der Kontrolle vom Schaffner gelocht/geknipst wurde. Eine
andere Erklärung ist die Treffer-Anzeige auf dem Schießstand, die einer Militär-
Fahrkarte ähnelte.
Sein Fähnlein nach dem Winde drehen. — sich opportunistisch verhalten. Aus der
Windmüllersprache, wo das Windrad immer in den Wind gestellt wurde, um die
größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Farbe bekennen — ehrlich seine Meinung sagen. In vielen Kartenspielen muss die
Farbe der ausliegenden Karte nachgespielt werden („Farbzwang“).
Das passt wie die Faust aufs Auge. — In der ursprünglichen Bedeutung wurden
damit zwei Dinge bezeichnet, die absolut nicht zusammenpassen (eine Faust
hinterlässt ein blaues, geschwollenes Auge). Im weiteren Sprachgebrauch
verwendete man den Ausdruck zunehmend ironisch, sodass sich mit der Zeit
sogar eine Umkehr der Bedeutung entwickelte. Heute versteht man darunter
hauptsächlich besonders gut zueinander passende Dinge, seltener gilt auch noch
die ursprüngliche Bedeutung.[1]
Einen Fehler ausmerzen — etwas gut machen, ausbügeln. Im Monat März wurden
Schafe aussortiert, die zur weiteren Zucht nicht taugten
Adam und Eva mit Feigenblatt
(Albrecht Dürer 1507)
Das ist doch nur ein Feigenblatt — das ist eine Verschleierung der Tatsachen.
Nach der Bibel (1 Mos 3,7 EU) bestand die erste notdürftige Bekleidung von
Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies aus einem Feigenblatt
Jemandem das Fell über die Ohren ziehen — einen Anderen betrügen oder
übervorteilen. Ein vom Tier auf den Menschen übertragenes Bild: Ich nehme bei
dem Handel jemanden, eigentlich einem Pelztier, seinen (teuren) Pelz und er/es
kommt dabei um. Rund belassen „über die Ohren“, von hinten beginnend zum
Kopf, werden wertvolle Felle abgezogen, um sie beim Abziehen nicht zu
beschädigen.
Ihm schwimmen die Felle weg — er wird der Sache nicht mehr Herr. Vom
Kürschner entlehnt, der seine zugerichteten (gegerbten) Felle in fließenden
Gewässern ausspülte.
Weg vom Fenster sein — Nichts mehr zu sagen haben, etwas verpassen oder tot
sein. Vermutlich aus dem Bergbau: Kumpel, die unter Tage arbeiteten, genossen
am Feierabend die letzten Sonnenstrahlen am Fenster. War einer nicht mehr am
Fenster zu sehen, war er krank oder tot.[2] Andere Quellen sehen den Ursprung
der Redewendung in den Fenstern begründet, in denen sich die Mächtigen dem
Volk zeigten. „Weg vom Fenster“ zu sein bedeutet demnach, nicht mehr im
Rampenlicht zu stehen.[3]
Sein Fett weg bekommen — seine Rüge oder Strafe erhalten. Im Volksmund
bekam man „eine geschmiert“, also eine Ohrfeige. Ursprünglich aber bekam
jeder Helfer bei einer Schlachtung als Belohnung (s)ein Stück Fett ab.
Ins Fettnäpfchen treten — es mit jemandem durch eine Ungeschicklichkeit
verderben bzw. jemanden kränken oder verstimmen. Im Erzgebirge stand
zwischen Tür und Ofen ein Fettnapf, mit dem nasse Stiefel wieder eingefettet
wurden. Wehe, man warf sie aus Versehen um oder trat hinein…
Die Feuertaufe erhalten — das erste Mal ins Gefecht ziehen. Aufgrund der
fehlenden Erfahrung war das oft auch das letzte Gefecht
Da ist der Film gerissen — von diesem Zeitpunkt an kann ich mich an nichts mehr
erinnern. (Geschieht meist unter Alkohol- oder anderem Drogeneinfluss.) Wenn
im Kino der Film riss, spielte sich für einige Zeit nichts mehr ab.
Ich bin wohl im falschen Film? — in eine völlig unerwartete Situation geraten sein,
unter Anspielung auf das Kinoprogramm
Weder Fisch noch Fleisch — Nichts Halbes, nichts Ganzes, ein lauer Mensch.
Entstanden in der Reformationszeit, als man Wankelmütige bloßstellen wollte, die
nicht so recht wussten, ob sie katholisch bleiben oder evangelisch werden
wollten.
Der Fisch stinkt (immer) vom Kopfe her — die Verantwortlichkeit infolge von
Problemen liegt (immer) bei den Entscheidungsträgern.
Er ist eine Flasche — jemand ist unfähig. Übernahme aus dem Italienischen Wort
fiasco=Flasche. Sängern und Schauspielern wurde nach misslungenen
Aufführungen zum Spott eine Flasche um den Hals gehängt
Ich mache besser die Fliege — ich möchte jetzt gehen. Fliegen wechseln häufig
ihren Platz, um nicht erschlagen zu werden
Die Flitterwochen verbringen — die (auch übertragen) ersten Wochen nach einer
Hochzeit beisammen sein. „vlittern“ bedeutete im Mittelhochdeutschen kichern,
flüstern, liebkosen.
Die Flinte ins Korn werfen — aufgeben, resignieren. Wenn sich Soldaten ihres
Gewehrs entledigen, haben sie keine Lust mehr zu kämpfen
Er hört die Flöhe husten — er hat (meist nicht nachvollziehbare) böse
Vorahnungen, aber auch: er kommt sich sehr klug vor.
Jemandem einen Floh ins Ohr setzen — ihn mit einer Nachricht in lang
andauernde Unruhe versetzen,
Mit dem muss man mal Fraktur reden — man muss ihm unmissverständlich die
für ihn unangenehme Meinung sagen. Fraktur ist eine kantige und für manchen
schwer lesbare Schriftart
Lass doch mal fünf gerade sein! — nimm es bitte nicht so genau!
Das kann man mit Fug und Recht behaupten — das kann man mit vollem Recht
sagen. Eine bereits im Mittelalter bekannte Zwillingsformel, die das Wort „Recht“
noch verstärken soll
Er ist wahrscheinlich mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden — er ist schlecht
gelaunt oder nicht konzentriert
In jemandes Fußstapfen treten — jemandem (im Amt oder Beruf) nachfolgen, und
dabei seine Konzepte übernehmen/kopieren.
Fünf vor zwölf — Höchste Zeit; es verbleibt wenig Zeit, eine Sache in Ordnung zu
bringen.
G [Bearbeiten]
Ihm läuft die Galle über — er gerät in Zorn, ist wütend. Bei Erregung erhöht die
Leber ihre Galleproduktion.
Er geht mir auf den Geist — Er nervt mich bzw. ich ärgere mich über ihn/ reagiere
allergisch auf ihn
Er steht Gewehr bei Fuß — Er hält im Augenblick still, kann aber jederzeit wieder
aktiv werden. Aus der Kommandosprache beim Militär
Man muss ihn mit Glaceehandschuhen anfassen — ihn sehr behutsam und
taktvoll behandeln, aber auch: mit spitzen Fingern anfassen. Während in ersterer
Bedeutung das gebotene Taktgefühl im Umgang mit Überempfindlichen gemeint
ist, will man sich bei der letzteren nicht die eigenen Finger schmutzig machen.
Zu tief ins Glas blicken — zu viel trinken. Mit Glas ist das Trinkgefäß gemeint.
Etwas an die große Glocke hängen — laut kund machen, dass alle es hören
können
Das hat ihm den Gnadenstoß gegeben — Er hat komplett die Fassung verloren.
Hinrichtungen waren einstmals bewusst brutal schmerzvoll (Kreuzigung, Rädern).
Durch einen gezielten Stoß ins Herz konnte dem Leiden ein vorzeitiges Ende
gesetzt werden. Auch wurden häufig nach Schlachten die im Wundfieber
liegenden feindlichen und eigenen Soldaten gezielt getötet, um ihr Leiden
abzukürzen.
Etwas auf die Goldwaage legen — sehr empfindlich reagieren. Die Goldwaage
war eines der genauesten Messgeräte, das schon bei kleinsten Mengen anschlug.
Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen — sich wenig um etwas kümmern
oder einer Sache unbekümmert ihren Lauf lassen, wo Eingreifen erforderlich
wäre.
Die Grätsche machen — kaputt gehen, wie eben die Stuhlfüße nach außen driften
und dann keinen Halt mehr bieten.
Die beiden sind sich nicht grün — Höfliche Umschreibung für den Umstand, dass
sich zwei Personen gegenseitig nicht gewogen sind.
Das geht unter die Gürtellinie/das ist unter der Gürtellinie — das ist unfair oder
unsittlich. Mit „sub cingulo“ wurden im Kirchenlatein die Geschlechtsteile
gemeint, deren Benennung eher tabu war. Beim Boxsport gelten Schläge
unterhalb des Bauchnabels als grob unsportlich
H [Bearbeiten]
Das Haar in der Suppe suchen / finden — etwas Missfälliges suchen oder
bemerken; nur das Schlechte oder Negative sehen; etwas auszusetzen haben;
eine pessimistische Grundeinstellung haben
Sie hat Haare auf den Zähnen — sie ist dominant, herrschsüchtig, einem Streit
nicht abgeneigt. Sowohl negativ als auch eher anerkennend gebraucht.
Kurze Haare sind bald gekämmt — eine einfache Sache ist schnell abgemacht.
Dich sticht wohl der Hafer! — Du bist übermütig/keck! Je nach Tonfall dezente bis
drohende Zurechtweisung, sich zurückzunehmen. Pferde sollen bei reichlichem
Genuss von Hafer ihr Temperament ändern und übermütig werden
Der rote Hahn als Sinnbild des Feuers (vor dem Feuerwehrhaus der Feuerwehr
Aumühle)
Sie hatten den roten Hahn auf dem Dach — ihr Haus hat gebrannt. Die lodernden
Flammen erinnern an den roten Kamm eines Hahns. Diese Redewendung findet
sich auch im Lied über Florian Geyer, Wir sind des Geyers schwarzer Haufen:
„Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn!“ bedeutet dort „Brennt das Kloster
nieder!“
Er kriegt den Hals nicht voll — er ist unersättlich, will stets noch mehr
Ich wünsche Ihnen Hals- und Beinbruch — ich wünsche Ihnen viel Glück! Aus dem
Jiddischen „hatslokhe un brokhe“, was „Glück und Segen“ bedeutet
Etwas Hals über Kopf tun — etwas ohne Nachzudenken, hastig, überstürzt tun
Sich die Hände in Unschuld waschen. — sich für unschuldig erklären. Aus der
Bibel (Mt 27,24 EU), wo Pilatus gegen seine innere Überzeugung Jesus kreuzigen
ließ, und in einem Psalm Davids (Ps 26,6 EU).
Für jemanden die Hand ins Feuer legen — voll vertrauen (Gaius Mucius Scaevola
soll der Sage nach Rom gerettet haben, indem er seine Hand über einem offenen
Feuer verbrennen ließ und durch den damit bewiesenen Mut den Gegner stark
beeindruckte.)
Das hat weder Hand noch Fuß — das ist untauglich, unausgegoren. Die Version
„Das hat Hand und Fuß“ drückt dagegen aus, dass Substanz (hinter einem
Vorschlag) steckt
Im Handumdrehen — Aufgabe in kürzester Zeit erledigen (Gaukler und Zauberer
verblüffen immer wieder durch flinke, kaum wahrnehmbare Handbewegungen.)
Ins Handwerk pfuschen — ohne Befugnis und Fertigkeit eine Tätigkeit ausüben
(Ein „Pfuscher“ war im Mittelalter jemand, der im Verborgenen Arbeiten
verrichtete, die einem von der Zunft anerkannten Handwerker vorbehalten
waren.)
Mit Hängen und Würgen etwas schaffen, (das Examen, die Prüfung) — etwas sehr
mühsam zustande bringen. (Vermutlich von der Hinrichtung per Erhängen, die
früher ohne Fallstrick vollzogen und daher selten zum sofortigen Tod des Opfers
führte.)
Jemand ist ein Hansdampf in allen Gassen — er ist auf den verschiedensten
Gebieten sehr rührig (eher negativ angehauchte Bedeutung)
Da liegt der Hase im Pfeffer — das genau ist das Problem (Hasenpfeffer ist ein
Gericht. Einem gekochten Hasen ist nicht mehr zu helfen.)
Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts! — Geht zurück auf den Juristen Victor
von Hase, der, einmal selbst angeklagt, seine eigene Vernehmung mit dem Satz
einleitete „Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfrage, ich weiß von
nichts.“ In der deutschen Synchronfassung der Zeichentrickserie Bugs Bunny
zitiert die Titelfigur hingegen häufig eine verballhornte Version dieser Redensart:
„Mein Name ist Hase – ich weiß Bescheid!“
Unter die Haube kommen — heiraten (Kennzeichen der verheirateten Frauen war
früher eine Haube.)
Haus und Hof verspielen — seinen gesamten Besitz bei einem Glücksspiel
verlieren. Bei einem Glücksspiel setzt man nur als allerletzte Möglichkeit, wenn
man bereits kein Bargeld oder andere Wertsachen mehr hat, sein Haus als
Einsatz. Wenn man dann verliert, hat man seinen gesamten Besitz verloren.
Auf der faulen Haut liegen — ausspannen, sich entspannen, faulenzen, die Arbeit
ruhen lassen.
Der Hecht im Karpfenteich sein — eine belebende oder auch störende Rolle in
einer wenig aktiven Gemeinschaft spielen. Der Hecht sorgt als Raubfisch dafür,
dass die Karpfen nicht zu fett werden.
Es zieht wie Hechtsuppe — es weht ein kalter Wind durch den Raum. Ursprung
ungeklärt. Einige Experten vermuten eine Verballhornung des Jiddischen „hech
supha“ = starker Sturm
Das Heft in der Hand haben bzw. behalten bzw. aus der Hand geben — über
Macht verfügen bzw. verlieren. (Mit Heft ist hier der Schwertgriff gemeint.)
Keinen Heller wert sein. — von sehr niedrigem Wert sein. Der „Heller“, eine
ursprünglich in Schwäbisch Hall geschlagene Kupfermünze, war nur den Bruchteil
eines Batzens oder Guldens wert
Mir ist das Hemd näher als der Rock — Bei aller Anerkennung Deiner Argumente
ist mir in diesem Falle mein persönlicher Vorteil wichtiger
Das letzte Hemd hat keine Taschen — Du büßt mit Deinem Tod alle materiellen
Güter ein, kannst nichts ins Grab mitnehmen
Er macht sich ins Hemd — er hat Angst/ drückt sich aus Angst vor einer
Entscheidung. Angst führt bei Kindern gelegentlich zum Versagen der
Schließmuskeln
Es sieht hier aus wie bei Hempel unterm Sofa / Wohnwagen — hier herrscht
absolute Unordnung/Unsauberkeit. Herkunft unsicher. Eine Version besagt: Ein
Schausteller namens Hempel soll es um 1900 nicht besonders genau mit der
Reinlichkeit gehalten haben und daher des Platzes verwiesen worden sein.
Ihm ist das Herz in die Hose gerutscht — er hat arge Angst bekommen (und von
seinem Vorhaben abgelassen).
Aus seinem Herzen keine Mördergrube machen — offene Worte finden, mit seiner
Meinung nicht hinter dem Berg halten. Aus der Bibel (Mt 21,13 EU).
Du kannst mir den Hobel blasen! — weniger vulgäre Ausdrucksweise für das
Götz-Zitat
Er macht ihr den Hof — er umwirbt sie. Übernommen aus dem französischen
„faire la cour“ aus Zeiten der Minnesänger
Sie hat viel Holz vor der Hütte — sie hat eine stark ausgebildete Brust.
Süddeutsch, vor allem in Gegenden, wo Trachtenkleidung üblich ist/war. Spielt an
auf die in der Alpenregion bekannten Brennholzlager, die vor dem Hause zum
Trocknen aufgeschichtet sind.
Er kam vom Hölzchen aufs Stöckchen. — er verlor sich immer mehr in den
Nebensächlichkeiten des ursprünglichen Themas.
Auf dem Holzweg sein — Falsch liegen, im Irrtum sein. Holzwege enden im Wald
und führen nicht weiter.
Bei ihm ist Hopfen und Malz verloren — aus ihm wird nichts (mehr). Aus der
Brauersprache, wo diese beiden Zutaten als die wichtigsten bei der
Bierproduktion galten. War das Brauergebnis bescheiden, dann war eben Hopfen
und Malz verloren.
Das geht aus wie das Hornberger Schießen — ein groß angekündigtes
Unternehmen geht klanglos zu Ende. Nach einer Episode, wonach die Bürger von
Hornberg hohen Besuch erwarteten, aber bei dessen Eintreffen schon alles Pulver
verschossen hatten.
Sie hat die Hosen an — Sie hat in der Ehe oder der Familie das Sagen, ihr Mann
hat dort nichts zu sagen
Das geht (meistens) in die Hose — das geht (in aller Regel) schief und führt nicht
zum beabsichtigten Ziel.
Sie zieht die Hose mit der Beißzange an — Sie ist dominant, geht einem Streit
nicht aus dem Wege, ist eine Mannfrau. Teils anerkennend, im Tenor aber
ziemlich negativ und als Warnung belegt
Nur nicht hudeln! (schwäbisch: No net hudle!) — nicht übereilt handeln (dafür
lieber gründlich)! Eine im süddeutschen Sprachraum beliebte Redewendung. Mit
„Hudel“ bezeichnete man im Oberdeutschen einen (feuchten) Wischlappen, mit
dem der angeheizte Backofen von Asche gesäubert wurde, ehe man die Brotlaibe
einschob. Das musste recht schnell gehen, um keine Hitze zu verlieren
Mit ihm habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen. — mit ihm habe ich noch einen
Streit auszutragen bzw. ihm werde ich noch die Meinung sagen. „Rupfen“
bedeutete im Mittelalter so viel wie „tadeln“
Wir werden jetzt die Hühner satteln — wir brechen auf. Scherzhafte
Verballhornung von „Pferde satteln“.
Das ist die Ursache oder das ist das Wichtige an der Sache. „Hunde“ bedeutete
im Mittelhochdeutschen Beute oder Schatz. Die Assoziation mit dem Haushund
ist fehl am Platz.
Das ist ein dicker Hund — eine Unverschämtheit, ein böser Regelverstoß, ein
starkes Stück
Mit allen Hunden gehetzt — gleichbedeutend: mit allen Wassern gewaschen, also
gewieft oder schlau. Wild, das über entsprechende Erfahrung verfügt, entkommt
mit der erworbenen List vielen weiteren Gefahren.
Damit lockt man keinen Hund vom Ofen oder hinter dem Ofen hervor — das
taugt nichts, damit lässt sich nichts gewinnen. Selbsterklärend.
Von ihm nimmt kein Hund ein Stück Brot — er wird von allen gemieden und
verachtet. Selbsterklärend.
Sie sind wie Hund und Katze — sie vertragen sich nicht, sie streiten sich dauernd.
Katzen und Hunde missdeuten meist die (Körper)sprache des jeweils Anderen
Vor die Hunde gehen — verkommen, verludern. Kranke oder schwache Tiere
werden schnell zur Beute von Jagdhunden
Er will gerne mit den großen Hunden pinkeln (meist ergänzt: aber kriegt das Bein
nicht hoch) — mit Höheren mitmischen wollen, ohne die notwendigen
Voraussetzungen zu haben. Rüden heben zum Pinkeln demonstrativ ein Bein.
Das geht über die Hutschnur — das geht zu weit. Nach einer Urkunde von 1356
aus Eger sollte dort der Strahl aus einem Wasserhahn nicht dicker als eine
Hutschnur sein, um einer Vergeudung von Wasser vorzubeugen.
I [Bearbeiten]
Da fehlt noch das Tüpfelchen auf dem I — es ist noch nicht rund bzw. vollständig.
Das i ohne Tüpfelchen ist kein i. Nach der Bibel (Mt 5,18 EU).
Jemand gehört zum Stamm der Ibo. — jemand gehört zu denen, die stets ‚Ich und
die anderen‘ sagen (Diese Redewendung leitet sich von der englischen Wendung
„I before others“ = „ich vor den anderen“ her und bezeichnet ausgeprägte
Egoisten.)
Jemand ist mein zweites Ich — jemand ist ein enger Freund von mir (Diese
Wendung leitet sich in ihrer lateinischen Form Alter Ego vom antiken Philosophen
und Mathematiker Pythagoras von Samos her.)
Jemanden in flagranti erwischen — auf frischer Tat ertappen. Verkürzt aus dem
lateinischen „in flagranti crimine“, wörtlich „in flammendem Verbrechen“
Jemand blamiert die Innung — jemand blamiert durch schlechte Arbeit oder
schlechtes Verhalten seine Kollegen (Die Innung ist der Zusammenschluss eines
bestimmten Handwerks.)
Etwas intus haben — etwas im Magen oder im Gehirn haben, kapiert oder
memoriert haben. Das lateinische Wort intus bedeutet ‚drinnen‘. Aus der
Studentensprache übernommen. Einen intus haben, häufig: einen zu viel intus
haben meint dagegen ‚angetrunken sein‘.
J [Bearbeiten]
Das ist Jacke wie Hose — das ist egal, macht keinen Unterschied, spielt keine
Rolle. Vermutlich nach dem Stoff, der sowohl für die Jacke als auch für die Hose
verwendet wurde.
Das ist doch Jägerlatein (auch: Anglerlatein) — das ist erfunden oder
aufgebauscht. Mancher Jäger brüstete sich mit Dingen, die unwahr oder stark
übertrieben waren.
Das ist der wahre Jakob — das ist der richtige Mann oder das richtige Mittel. Der
Streit, wo nun der Apostel Jakobus wirklich begraben ist, spaltete lange die
Christenheit.
Über den Jordan gehen — sterben. biblisch: Das Volk Israel nimmt Einzug nach
dem Wüstenweg in das verheißene Land über den Fluss Jordan (Jos 3,14 ff. EU),
christlich als Eintritt in das Himmelreich gedeutet.
Das kommt nur alle Jubeljahre vor — ziemlich seltenes Ereignis. Vom hebräischen
Wort jobel = Widderhorn. In Israel wurde nur etwa alle 50 Jahre das Land unter
den Siedlern neu verteilt. Zudem wurde laut Bibel im Jubeljahr allen Schuldnern
ihre Schulden erlassen. Diese „Jubeljahre“ wurden durch das Blasen dieses
Instruments angekündigt
Ich kam dazu wie die Jungfrau zum Kind — ich kam ohne eigenes
Zutun/ahnungslos an diese Sache. Wo Aufklärung noch ein Tabu ist, erkennt
manche Jungfrau den Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und
Schwangerschaft zu spät
K [Bearbeiten]
Das ist kalter Kaffee — Überflüssiger Disput, bei dem kein Ergebnis
herauskommt. Abgestandener Kaffee hat kein Aroma mehr.
Jemanden durch den Kakao ziehen — Sich (meist in dessen Abwesenheit) über
jemanden lustig machen. (Bei Kakao handelt es sich vermutlich um eine
euphemistische Umschreibung von Kacke. Beispiel: Erich Kästner, Was auch
geschieht![5])
Eher geht ein Kamel durch das Nadelöhr — Unmögliches Unterfangen. Nach
einem Gleichnis in der Bibel (u.a. Mk 10,25 EU), wonach eher ein Kamel durch ein
Nadelöhr geht als ein Reicher ins Reich Gottes kommt. Zu den verschiedenen
Herkunftserklärungen vgl. den Hauptartikel Eher geht ein Kamel durch das
Nadelöhr.
Wo kämen wir da hin, wenn … — Ablehnung ungewohnter bzw. neuer Ideen und
Methoden. — Bezug darauf nimmt u.a. Kurt Martis Gedicht Wo kämen wir hin
Alles über einen Kamm scheren — Nach einem einheitlichen Verfahren vorgehen,
ohne auf Unterschiede Rücksicht zu nehmen. Es wird vermutet, dass es aus dem
germanischen Recht abgeleitet ist, wo das Scheren des Kopfhaares eine
Entehrung bedeutete. Im Bayerischen wird heute noch abschätzig von
„Gscherten“ gesprochen.
Jemanden an die Kandare nehmen — Jemanden zu Gehorsam zwingen (wollen).
Die Kandare ist Teil des Zaumzeuges bei Pferden. Mit ihrer Hilfe kann ein Tier auf
schmerzhafte Weise zur Disziplin gebracht werden.
Unter aller Kanone — Miserables Ergebnis. Hat nichts mit der im Militär
gebräuchlichen Kanone zu tun. Die Notenskala (heute von 1 bis 6) lautete in
Lateinschulen „Canon“. Total verhauene Arbeiten wurden schlicht mit „sub omni
canone“ (=unterhalb des Maßstabs) gewertet, von den Schülern bewusst
verballhornt.
Etwas auf die hohe Kante legen — Etwas sparen, zurücklegen für schlechtere
Zeiten. Hohe Kante bezeichnet einen Platz im Baldachin eines Bettes, an dem
früher wohlhabende Menschen ihr Erspartes versteckten. Häufig befand sich in
einem Balken des Baldachins ein besonderes Geheimfach zu diesem Zweck.
Er ist ein unsicherer Kantonist — Auf ihn ist kein Verlass, ihm ist nicht zu trauen.
Preußen war bezüglich der Aushebung von Soldaten in Kantone aufgeteilt. Wer
sich dem Waffendienst entziehen wollte, tat dies am besten durch Emigration.
Er steht (oder ist) neben der Kapp — Er ist geistesabwesend, etwas verwirrt oder
hilflos. Umgangssprachlich aus Hessen.
Ich nehme das auf meine Kappe — Ich übernehme dafür die Verantwortung,
stehe dafür gerade.
Er ist ein (echtes) Käpsele — er hat eine schnelle Auffassungsgabe, ist sehr
intelligent, gewitzt (gelegentlich auch im Sinne von durchtrieben). Eine
hauptsächlich in Schwaben gebräuchliche Redewendung, die vermutlich auf die
Zündkapsel u.ä. anspielt, die blitzschnell reagiert.
Das Karnickel hat angefangen — Der Sündenbock sein. Nach einer in Verse
gebrachten Berliner Anekdote, wonach ein Schusterjunge sich erbot, gegen
Entgelt vor Gericht eine der Partei genehme Zeugenaussage zu machen.
Jemandem in die Karten sehen — Die geheimen Absichten des Anderen mit
unlauteren Mitteln zu ergründen versuchen. Vom Kartenspiel, wo das Wissen
über die Karten des Gegners große Vorteile mit sich bringt, aber nur durch
Scharfsinn oder illegal zu erlangen ist.
Mit offenen Karten spielen — Nichts verheimlichen. Beim Nullouvert werden von
einem Spieler die Karten offen auf den Tisch gelegt, was die Taktik der beiden
Gegner sehr erleichtern kann.
Die Karten werden (jetzt) neu gemischt — Es beginnt ein neues Spiel, es besteht
jetzt wieder Chancengleichheit, mit der Aussicht, vorherige Verluste
wettzumachen.
Er spielt mit gezinkten Karten — Er betrügt, treibt ein falsches Spiel. Unter Zinken
versteht man das unauffällige Kennzeichnen von Karten, deren Rückseite ja
ansonsten absolut einheitlich gestaltet ist. Anhand von kleinsten Kerben erkennt
der Betrüger dann, welche Karte sich dahinter verbirgt.
Er setzt Alles auf eine Karte — Er spielt volles Risiko, alles zu verlieren oder zu
gewinnen („hopp oder topp“).
Ab nach Kassel! — Verschwinde oder scher dich! Der Kurfürst von Hessen
verkaufte Landeskinder an die britische Krone, die als Söldner im amerikanischen
Freiheitskrieg eingesetzt wurden. Sammelstation war Kassel. Nach einer anderen
Version oder vielleicht auch bewusst herbeigeführten zusätzlichen Deutung
bezieht sich der Spruch auf den französischen Kaiser Napoléon III., der nach der
Gefangennahme bei Sédan 1870 einige Zeit in Kassel arrestiert war.
Die Kastanien aus dem Feuer holen — Einem anderen die unangenehmen Dinge
abnehmen. Nach einer Fabel von Jean de La Fontaine, in der ein Affe einen Kater
bat, für ihn die gerösteten Esskastanien aus dem Feuer zu holen.
Der Katze die Schelle umhängen — als einziger eine gefährliche Aufgabe
übernehmen, da sich niemand dazu bereit findet der Katze eine Schelle
umzuhängen. Ursprung ist eine alte Fabel, nach der die Mäuse auf den Rat einer
Ratte innerhalb einer Versammlung beschlossen, der Katze eine Schelle
umzuhängen, damit sie rechtzeitig vor ihr gewarnt würden. Nur fand sich
bezeichnenderweise keine einzige Maus für diese gefährliche Aufgabe.[7]
Die Katze aus dem Sack lassen — offenbaren, welche (häufig auch bösen)
Absichten man hatte, ehe man das Geheimnis lüftete (Wer die Katze aus dem
Sack lässt, kann niemandem mehr einreden, dass ein Hase im Sack ist.)[8]
Da beißt sich die Katze in den Schwanz - Die Sache dreht sich im Kreis, beginnt
von vorne. Junge Katzen beißen sich gerne in den Schwanz und drehen sich dann
im Kreise
Die Katze im Sack kaufen — unüberlegt oder ungeprüft ein Risiko eingehen.
Diese Redensart geht auf eine Fabel zurück, in der dem Teufel in der
Neujahrsnacht eine Katze im Sack als dreibeiniger Hase verkauft wurde.[9]
Eine Katze hat sieben/neun Leben. — die Katze ist langlebig und zäh.[10]
Die Katze lässt das Mausen nicht — eine bestimmte Eigenart liegt ihm im Blut, er
kann davon nicht lassen.
Alles für die Katz! / für die Katz sein. — Vergeblich sein. (nach einer Fabel von
Burkard Waldis)[11]
Katzenjammer haben — sich elend fühlen, meist nach einer übel durchzechten
Nacht mit anschließendem „Kater“. Das häufig darauf folgende „Katerfrühstück“
soll die Kopfschmerzen verschwinden lassen.[12]
Mit jemand Katz und Maus spielen — ihm seine Ohnmacht durch Schaffung
immer neuer Situationen vor Augen führen.[13]
Auf den Keks gehen — Lästig sein („Keks“ war ein Slang-Ausdruck für LSD.)
In dieselbe Kerbe hauen — Jemanden bei einem Vorhaben unterstützen. Als die
Motorsäge noch unbekannt war, erzielten Holzfäller die optimale Wirkung, wenn
Axthieb für Axthieb in der gleichen Kerbe landete.
Etwas auf dem Kerbholz haben — Etwas verbrochen oder ausgefressen haben. Zu
Zeiten des Analphabetentums wurden Schulden häufig durch Kerben in einem
Holzstab dokumentiert (wie heute noch im Restaurant die Getränke auf dem
Bierdeckel). Meist wird die Ausdrucksweise für Straftäter verwendet.
Das Kind mit dem Bade ausschütten. — etwas übereilt tun, ohne die möglichen
negativen Konsequenzen oder Vorteile genügend zu bedenken
Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen — jetzt ist das Befürchtete passiert
bzw. es ist für eine Verhinderung zu spät
Er wurde als Kind zu heiß gebadet. — er ist nicht normal, er hat einen
Dachschaden
Wir werden das Kind schon schaukeln — Wir werden das schwierige Problem
lösen
Mit Kind und Kegel — mit großer Begleitung. „Kegel“ wurden die unehelichen
Kinder genannt
Er ist ein großer Kindskopf — er hat, obwohl erwachsen, noch die mentalen
Eigenheiten oder Vorlieben eines Jugendlichen an sich
Für jemand die Kindsmagd spielen. — jemand alle Klein- oder Drecksarbeiten
abnehmen müssen. Die Kindsmagd hatte die Kinder zu beaufsichtigen und u.a. all
das aufzuräumen, was beim Spielen liegen geblieben war.
Mit der Kirche ums Dorf gehen — Umständlich sein, einen unnötigen Umweg
machen. „Die Kirche“ bezeichnete früher die Kirchengemeinde oder Prozession,
die einen unnötigen oder auch nur langen Weg beschreitet. Die Länge des
Prozessionsweges hing zumeist von der Bedeutung des Anlasses ab, blieb so mal
innerhalb des Dorfes, führte aber auch schon mal auf die Felder hinaus.
Komm mir auf die Kirchweih! — Dezente Umschreibung des berühmten Götz-
Zitates. Um einen ungewollten Besuch zu diesem Festtag zu vermeiden, wurde
im sparsamen Oberschwaben gerne ergänzt „aber brings Essen selber mit“.
Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen — Warnung, mit jemandem ohne Not
vertraulichen Umgang zu pflegen. Uralte Volksweisheit: „Wer mit Herren Kirschen
esse, dem würfen sie danach die Stiele in die Augen“.
Halt die Klappe! — Sei still! Bezieht sich auf die Klappsitze im Chorgestühl einer
Kirche, welche bei Unachtsamkeit laut herunter fallen konnten und so die
Andacht der Mönche störten.
Der muss wohl mit dem Klammerbeutel gepudert sein! — Er muss verrückt sein,
wenn er so etwas tut. Wer statt mit dem Puderquast mit dem Klammerbeutel
verschönert wird, muss einen Dachschaden davon tragen. Bundesweit bekannt
wurde diese Redensart durch Björn Engholm, Ministerpräsident von Schleswig-
Holstein.
Jemanden über die Klinge springen lassen — Jemanden zu Fall bringen, ihn
stürzen oder beseitigen. Mit Klinge war das Henkerschwert gemeint, das den Kopf
vom Rumpf trennte.
Knall und Fall — Plötzlich, ohne Vorankündigung. Wohl aus der Jägersprache
stammend, wo das Wild im gleichen Moment wie der Schuss fällt.
Eine Sache übers Knie brechen — Etwas vorschnell und zu wenig überlegt
durchführen. Das Knie wird spontan zu Hilfe genommen, das Ergebnis ist aber
wenig professionell.
Es geht um Kopf und Kragen (1) bzw. Er redet sich um Kopf und Kragen (2) — Es
geht um Leben und Tod. Es geht ums Ganze (1) bzw. er verliert mit seiner
Aussage alle Chancen auf ein mildes Urteil (2). Kragen bedeutet hier so viel wie
Hals.
Man darf nicht den Kopf in den Sand stecken — Man kann die Sache nicht einfach
negieren und hoffen, dass sie dann an uns vorbei geht. Angeblich stecken
Strauße bei Gefahr ihren Kopf in den Sand.
Den Korb höher hängen — Etwas schwieriger machen, den Zugang erschweren.
[16]
Einen Korb bekommen — Abgewiesen werden, eine Bitte nicht erfüllt bekommen.
Troubadoure erhofften sich, von ihrer Angebeteten erhört zu werden. Wenn aber
von der Burg ein Korb ohne Boden herab gelassen wurde, schlug die Hoffnung in
Enttäuschung um.
Etwas oder jemanden aufs Korn nehmen — Bildlich auf jemanden oder etwas
zielen. Beim Gewehr bildet das Korn zusammen mit der Kimme die
Zielvorrichtung.
Es sieht hier aus wie Kraut und Rüben — Es herrscht ein wildes
Durcheinander/eine heillose Unordnung. Aus der Küchensprache, wo Kraut und
Rüben in einem Topf zusammen gemengt werden.
Wie Krethi und Plethi. — Wild zusammengewürfelte Mannschaft. Nach der Bibel
(2 Sam 8,18 EU), quasi eine „Fremdenlegion“ von König David.
Das ist überflüssig wie ein Kropf — Darauf kann man leichten Herzens verzichten.
Der Kropf ist eine Erkrankung der Schilddrüse, auf dessen Existenz man keinerlei
Wert legt.
Ich bin doch kein Krösus — Ich bin nicht so reich, um das bezahlen zu können.
Nach einem griechischen König Krösus, der zeitweise sagenhaft reich gewesen
sein soll.
Der Kuckuck soll dich holen! (auch: „Zum Kuckuck (nochmal)!“, „Zum Kuckuck
damit!“) — Scher dich zum Teufel! Böser Fluch. Kuckuck war nämlich einst ein
Synonym für Teufel.
Eine ruhige Kugel schieben — Sich nicht durch große Aktivitäten oder Fleiß
bemerkbar machen.
Den Kürzeren ziehen — Verlieren, unterliegen. Schon bei den Griechen übliche
Form des Losentscheids, wonach das Ziehen des kürzeren Halmes bedeutete,
dass man leer ausging.
L [Bearbeiten]
Ich muss für ihn eine Lanze brechen — ich muss ihn verteidigen/ihm beistehen.
Aus der Rittersprache, wo sich bei Zweikämpfen der Sekundant im Falle einer
bedrohlichen Situation schon mal einmischte und dabei den Bruch seiner Lanze,
wenn nicht mehr, riskierte
Da bin ich mit meinem Latein am Ende. — hier weiß ich nicht mehr weiter bzw.
das kenne ich zu wenig.
Er ist einer, der gerne lau badet. — er hat keinen Mumm, er scheut Konflikte.
Herbert Wehner hat diese gegen Willy Brandt gemünzte Redewendung populär
gemacht, als er ihm damit vorwarf, keinen eigenen Standpunkt zu haben.
Jemandem den Laufpass geben — jemanden entlassen oder mit ihm brechen.
Soldaten erhielten im 18. Jahrhundert bei ihrer Entlassung einen Laufpass, d. h.
ein Papier, das ihnen bei Bewerbungen um Arbeit helfen sollte.
Ihm ist eine Laus über die Leber gelaufen — Er ist verärgert.
Frei von der Leber weg; auch: Frisch von der Leber — freimütig, ohne Scheu
sprechen. Leber und Galle galten lange Zeit als Sitz des Zorns und Ärgers
(Frisch) vom Leder ziehen — sich rücksichtslos äußern, kein Blatt vor den Mund
nehmen. Das Leder bedeutet hier die früher lederne Schwertscheide
Er sieht aus wie das Leiden Jesu — er sieht sterbenskrank aus. Er erinnert an den
gekreuzigten Jesus in Gemälden (auch großer) Meister
Er spielt immer die alte Leier — er kommt immer wieder auf dasselbe Thema zu
sprechen. Die Leier, ein Musikinstrument vor allem im Mittelalter, zeichnete sich
nicht durch große Flexibilität und Darbietungsmöglichkeiten aus
Man muss ihm Leine lassen — er braucht mehr Freiheit, weniger Aufsicht, in
seinem Tun. Hunde können an die kurze Leine genommen werden, aber eben
auch an die lange Leine, wenn dadurch keine Gefahr entsteht
Alles über einen Leisten schlagen — keinen Unterschied machen, alles nach dem
gleichen Schema bearbeiten. Aus der Schuhmachersprache.
Ich mach dir doch nicht den Leo — ich lasse mich dafür nicht auch noch
einspannen. Bezieht sich auf die Kultfigur „Leo“ im Bayerischen
(Werbe-)Fernsehen, die für alles herangezogen wurde.
Jemandem die Leviten lesen — ihn heftig tadeln. Aus der Kirchensprache, wo die
Geistlichen der Diözese Metz einst durch ihren Bischof angewiesen wurden, sich
zur Besserung ihres Benehmens täglich Teile aus dem Levitikus und andere
Lektionen anzuhören.
Sein Licht unter den Scheffel stellen. — sich unter Wert verkaufen. Aus der Bibel
(Bergpredigt, Mt 5,13–16 EU).
Er pfeift auf dem letzten Loch — er ist am Ende. Das letzte Loch auf der Flöte ist
deren höchster Ton, weiter geht es nicht mehr.
Den Löffel abgeben — sterben. Als Besteck noch wertvolles Erbstück war,
übernahm der Jüngste den Löffel vom Verstorbenen.
Im Lot sein. — richtig bzw. in Ordnung sein. Aus der Maurersprache, wo das
Bleilot anzeigt, ob die Mauer wirklich senkrecht steht
Jemanden an die (frische) Luft setzen — ihn entlassen oder des Hauses verweisen
Die Lunte riechen. — Verdacht schöpfen. Die Lunte, also die Zündschnur, konnte
man häufig weit hin riechen und sich rechtzeitig vor dem Schuss in Sicherheit
bringen.
M [Bearbeiten]
Jemanden in die Mangel nehmen — ihn mit Nachdruck befragen oder verhören.
Eine Mangel ist eine Maschine, die aus zwei parallelen Walzen im geringen
Abstand besteht. Mit Hilfe einer Mangel kann ein Werkstoff gestreckt werden.
Mit Mann und Maus untergehen. — mit allem in den Fluten versinken. Die Maus
ist die Verballhornung des niederländischen „Meisje“ = Mädchen bzw. Weib.
Den Mantel des Schweigens über etwas legen — nichts verraten, etwas
verheimlichen. Sinnbildlich etwas unsichtbar machen
Da hat er eine Marotte — da ist er eigenartig, komisch. Marotte, frz., war ein vom
Wort Maria abgeleitetes Heiligenbild oder eine Handpuppe, später ein
Narrenszepter mit Puppenkopf, das u. a. der Hofnarr trug
Er steht bei mir auf der Matte — Er will etwas von mir. Matte hat hier die
Bedeutung von Teppich.
Er steht wieder auf der Matte — er ist wieder gesund, tut (nach längerer
Abwesenheit) wieder seinen Dienst. Aus der Ringersprache.
Mit ihm ist Matthäi am Letzten — Er ist (auch übertragen gesehen) dem Tode
nahe. Spielt die Bibel (Mt 28,20 EU) an: „…bis an der Welt Ende“.
Sie ist ein Mauerblümchen (ugs.) — als Mauerblümchen wird ein Mädchen
bezeichnet, welches von Männern kaum beachtet wird und kaum zum Tanz bei
einer Disco aufgefordert; analog zu einer Blume, welche unauffällig an einer
Mauer wächst.
Da beißt die Maus keinen Faden ab — das ist nicht mehr zu ändern. Nach einer
Tierfabel, in der eine dankbare Maus den in der Falle gefangenen Löwen rettet,
indem sie das Netz zernagt. Eine andere Version führt zur Hl. Gertrud von
Nivelles, die im Mittelalter zum Schutz vor Mäuse- und Rattenplagen angerufen
wurde. Danach durfte ab ihrem Namenstag (17. März) nicht mehr gesponnen
werden, weil sonst die Mäuse den Faden abbeißen würden
Da läuft er bei mir in das gewetzte Messer — auf die Gelegenheit warte ich, um
mit ihm abzurechnen
Da geht mir das Messer in der Hose auf — meine Empörung ist nicht mehr zu
überbieten
Er ist alt wie Methusalem — er ist sehr alt. Methusalem wurde nach der Bibel
(Gen 5,21–27 EU) 969 Jahre alt und ist damit der älteste in der Heiligen Schrift
erwähnte Mensch überhaupt. Die Altersangabe dürfte mit unserer Zählweise sehr
wenig gemein haben.
Die Milch der frommen Denkart — die aus frommer Erziehung resultierende, eher
schlichte Denkweise. Friedrich Schiller hat dieser Redewendung in seinem Werk
Wilhelm Tell (vierter Aufzug, dritte Szene) ein Denkmal gesetzt.
Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen — stammt nicht von mir, ich habe
damit nichts zu tun.
Der letzte der Mohikaner — der letzte Euro, der mir verblieb, der letzte noch
lebende Schulfreund. Nach dem gleichnamigen Roman von James Fenimore
Cooper.
Hinter dem Mond leben — wirklichkeitsfremd sein. Bis 1959 hatte kein Mensch
die Rückseite des Mondes zu sehen bekommen, ehe die Sowjets mit ihrem Lunik
3 für Aufklärung sorgte. Eigentlich müsste also heute die Redensart das
Gegenteil der ursprünglichen Auslegung bedeuten.
Den werd ich Mores lehren — Mores lehren steht für die Bemerkung Anstand,
Benehmen beibringen. Ihre Herkunft hat sie aus dem Lateinischen, das Wort mos
(plur.: mores) bedeutet „Sitte, Anstand“ bzw. „Moral“. Entstanden ist der
Ausdruck etwa in der Zeit des Humanismus (ca. 15. Jhd.) als Teil der damaligen
Studenten- und Gelehrtensprache.
Es mit den Motten kriegen — „zu viel bekommen“, weil etwas nervt oder vom Ziel
abbringt. Motten umgangssprachlich auch für Tuberkulose
Er macht gerne aus einer Mücke einen Elefanten — eine unbedeutende Sache
ungemein aufbauschen/ maßlos übertreiben
Etwas für bare Münze nehmen — etwas ernst nehmen, obwohl nur im Scherz
gesprochen.
Sich den Mund verbrennen - das Falsche sagen, unbequeme bzw. peinliche Dinge
offen aussprechen
N [Bearbeiten]
…, dann gute Nacht! — das wäre schlimm
Er ist eine (alte) Nachteule — Er ist besonders nachts aktiv und kommt dann spät
heim. Eulen sind Nachtvögel und lassen sich bei Tag kaum blicken.
Den Nagel auf den Kopf treffen — Genau das Richtige sagen oder erraten. Aus
der Schützensprache, wo mit Nagel der Mittelpunkt der zu treffenden Scheibe
gemeint war.
Etwas an den Nagel hängen (wie den Beruf) — mit etwas aufhören. Schneider
hängten den noch nicht fertiggestellten Anzug bis zur Weiterarbeit an den Nagel.
Sich etwas unter den Nagel reißen. — sich etwas (auch widerrechtlich) aneignen.
Raubtiere pflegen ihre Beute unter ihre Krallen zu nehmen, daher auch „sich
etwas krallen“.
Etwas brennt mir unter (seltener: auf) den Nägeln — Umschreibung einer inneren
Situation der Ungeduld, wenn man eine drängende Angelegenheit hinter sich
bringen oder eine Frage loswerden will. Herkunft unsicher, siehe Unter den
Nägeln brennen
Er hat mal wieder aus dem Nähkästchen geplaudert — er hat etwas geäußert,
was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Bei Effi Briest werden nach vielen
Ehejahren im Nähkästchen verfängliche Briefe entdeckt, die besser unentdeckt
geblieben wären
Jemandem eine lange Nase drehen — ihn austricksen oder seine Weisungen
ignorieren. Beliebte Geste bei Kindern, den Spielkameraden ihre Missachtung
oder Spott kund zu tun
Sich an die eigene Nase fassen — in Österreich und Schweiz auch: sich selber an
der Nase nehmen. Einen Fehler bei sich selbst statt bei anderen suchen. Geht
möglicherweise zurück auf einen Rechtsbrauch, sich beim öffentlichen Widerruf
einer Beleidigung an die Nase zu fassen.
O [Bearbeiten]
Seinen Obolus entrichten — einen kleinen Beitrag zahlen (Die Redewendung geht
auf die altgriechische Münze Obolos zurück, die man den Toten als Fährlohn für
den Fährmann Charon in den Mund legte.)
Wie ein Ochs vor dem Scheunentor stehen (alternativ: wie ein Ochs vor der
Apotheke bzw. vorm Berg stehen) — dumm oder unwissend, wie es weiter gehen
soll.
Sie ist nicht ohne — sie ist pfiffig / intelligent (positiv), sie ist zickig bzw.
unberechenbar (negativ).
Sich etwas hinter die Ohren schreiben. — sich etwas gut merken. Zu wichtigen
Ereignissen zogen unsere Vorfahren ihre Kinder als Zeugen bei und gaben ihnen
einen Klaps hinter die Ohren, damit sie sich an den Vorgang besser erinnern und
das Wissen an spätere Generationen weitergeben könnten.
Es faustdick hinter den Ohren haben — durchtrieben oder raffiniert sein. Nach
Volksmeinung hatte die Verschlagenheit ihren Sitz hinter den Ohren.
noch grün hinter den Ohren sein — noch jung, unerfahren sein.[17] Verwandte
Redewendungen unter Verwendung der Farbe Grün finden sich in diversen
Sprachen, etwa dem Englischen in greenhorn.
Öl ins Feuer gießen — anstacheln, ein Übel noch vermehren. Selbst erklärend.
Dastehen wie Ölgötzen — stumm oder dumm herum stehen. Als Ölgötzen
bezeichnete man die in heidnischer Zeit aufgestellten Götterpfähle, später die
hölzernen Tierformen, an denen die Öllampen zur Beleuchtung des Anwesens
aufgehängt waren. Martin Luther scheint die Bezeichnung als Schimpfwort
populär gemacht zu haben.
Seit Olims Zeiten — scherzhafte Redensart, die sich nicht etwa auf eine
tatsächliche Person solchen Namens bezieht, sondern im 17. Jahrhundert aus der
Personifizierung des lateinischen Worts olim (einst) gebildet wurde
auf dem Olymp sitzen — sich über alle Anderen erhaben fühlen, überheblich sein.
Der Olymp war nach der griechischen Sage Sitz der Götter.
Frech wie Oskar — Dreist, wagemutig, furchtlos oder unverschämt sein. Je nach
Modulation als Ausdruck von Ablehnung bis zu hoher Anerkennung geläufig.
Vergleichbar die Redewendung „Stolz wie Oskar“. Entstehungszeit und Urheber
ist umstritten, jedoch sicher lange vor Oskar Lafontaine im Schwange
P [Bearbeiten]
Das sind zwei Paar Stiefel — das verhält sich ganz anders, das sind zwei
unterschiedliche Dinge.
Zu Paaren treiben — in die Flucht schlagen, in die Enge treiben. Paar ist
abgeleitet von „Barn“ =Futterkrippe, zu dem man ausgerissene Herden zurück
trieb
Das bringt mich auf die Palme — da werde ich wütend, da gehe ich in die Luft.
Eine Steigerung der Redensart, die Wände hochzugehen
Er steht unter dem Pantoffel — er steht unter dem Regiment seiner Frau, er hat
nichts oder nicht wirklich etwas zu sagen. Er ist, anders ausgedrückt, ein
Pantoffelheld. Hausschuhe galten lange als Sinnbild für ein weibliches
Kleidungsstück. Holzpantinen oder das Nudelholz konnten so manchen Ehemann
schmerzlich zur Raison bringen
Er ist stur wie ein Panzer — er ist uneinsichtig, lässt sich auch durch gute
Argumente nicht von seiner Überzeugung abbringen. Der Panzer (ein
Bekleidungsstück der Ritter) schützte diesen vor mancherlei Gefahren, stärkte
ihn aber auch in der Überzeugung, nicht nachgeben zu müssen/dürfen
Ich kenne meine Pappenheimer — ich weiß diese Leute (und ihre Schwächen)
einzuschätzen. Zitiert im Drama Wallensteins Tod von Friedrich Schiller. Die
Pappenheimer waren eine schwere Kavallerieeinheit unter dem Kommando des
Grafen von Pappenheim, die dem Kaiser treu ergeben waren und angeblich
immer zur rechten Zeit am rechten Ort waren.
Das ist kein Pappenstiel bzw. etwas für einen Pappenstiel kaufen — das ist keine
Kleinigkeit bzw. das ist spottbillig. Der Löwenzahn heißt im Niederdeutschen auch
Papenblume, lateinisch „pappus“, der ob seines häufigen Vorkommens gering
geachtet wird. Auch: Das ist kein Kinderspiel.
Jemandem in die Parade fahren — seine Pläne durchkreuzen oder abblocken. Aus
der Fechtsprache abgeleitet
Er ist und bleibt ein Paragraphenreiter — er verschanzt sich hinter den
Buchstaben des Gesetzes, ist nicht bereit zu einer liberalen, zeitgemäßen
Auslegung
Wir sind ja hier nicht unter Pastorentöchtern — wir können reden, wie uns der
Schnabel gewachsen ist. In Gegenwart von Pfarrertöchtern war manche
Redewendung/manch derber Witz nicht angebracht
Perlen vor die Säue werfen — sinnlos vergeuden. Die Wendung stammt aus der
Bibel (Mt 7,6 EU): „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen
sollt ihr nicht vor die Säue werfen.“ Lateinischer Ausdruck: Margaritas ante
porcos.
Das hat ihm die Petersilie verhagelt - es hat seine Pläne durchkreuzt, wohl eine
ironische Abwandlung der Redewendung „es hat ihm die Suppe versalzen“.
Du kannst da hin gehen, wo der Pfeffer wächst — Geh weg und komm nicht
wieder! (seit dem Spätmittelalter in Gebrauch, s.u. Thomas Murner)
Das Pferd von hinten aufzäumen — in der verkehrten Reihenfolge arbeiten (und
damit scheitern). Pferde werden zuerst am Kopf angeschirrt.
Ihm sind die Pferde durchgegangen — er hat irrational gehandelt, die Nerven
verloren. Scheu gewordene Pferde lassen sich nur noch schwer beruhigen.
Pferde (vor der Apotheke) kotzen sehen — etwas sehen oder erleben, was man
für ausgeschlossen und unmöglich hält. Tatsächlich können Pferde nicht kotzen.
Die Sache hat einen Pferdefuß — Man ahnt, dass der Teufel hinter der Sache
steckt, der nach früherem Glauben einen Pferdefuß hatte. U.a. die Hexe zu
Mephisto in Goethes Faust: „O Herr, verzeiht den rohen Gruß! Seh ich doch
keinen Pferdefuß“
Rinasce piu gloriosa („Er entsteht neu in größerem Glanz“)
Er erhebt sich wie Phönix aus der Asche — Ein schon als verloren
Abgeschriebener erscheint in neuem Glanze. Nach der griechischen Mythologie
war der Vogel Phönix im Stande, zu verbrennen und aus seiner Asche wieder neu
zu erstehen
Sie schießen wie Pilze aus dem Boden — sie vermehren sich schlagartig, nehmen
überhand. Vor allem negativ empfundene Dinge werden so charakterisiert,
Hotelanlagen in schützenswerten Regionen.
Die Platte machen — auf der Straße leben, obdachlos sein. Nicht zu verwechseln
mit „sich von der Platte machen“, sprich: sich verduften
Pleite machen — bankrott gehen. Pleite kommt vom hebräischen Wort „Peletah“
=Flucht. Der Geier im Pleitegeier kommt vom jiddischen Wort für Geher, also ist
ein Pleitegeier eine Person, die in die Flucht geht.
Von Pontius zu Pilatus laufen — (meist erfolglos) von einer Stelle/Behörde zur
anderen laufen. Aus der Bibel, wo Jesus mehrfach von König Herodes zum
römischen Statthalter Pontius Pilatus und von dort wieder zurück geschickt
wurde, ehe sein Todesurteil bestätigt wurde.
Bis in die Puppen — übertrieben lang oder weit. Entstanden in Berlin, wo der
weite Weg vom Zentrum zum Tiergarten mit Statuen gesäumt war, die im
Berliner Mutterwitz als Puppen bezeichnet wurden.
Die (oder alle) Puppen tanzen lassen - eine meist lautstarke Auseinandersetzung
provozieren. Vermutlich herrührend vom Puppentheater, wo viele Puppen
gleichzeitig in Aktion für entsprechenden Wirbel sorgen.
Auf den Putz hauen - lautstark schimpfen oder sich beschweren, aber auch
prahlen/angeben oder viel Geld ausgeben.
dagegen: Putz machen - Streit suchen oder anfangen. Joschka Fischer war 1968
in Frankfurt Mitglied einer „Putztruppe“, die sich mit Polizisten fast legendäre
Straßenschlachten lieferte.
Q [Bearbeiten]
Die Quadratur des Kreises suchen — eine Aufgabe lösen wollen, die eigentlich
unlösbar ist.
Die Qual der Wahl haben — Eine schwere Entscheidung treffen müssen
Ein Quartalssäufer sein — nur selten, aber dann sehr viel Alkohol trinken.
An der Quelle sitzen — problemlosen Zugang zu Dingen haben, die andere auch
gerne hätten
Etwas aus sicherer Quelle wissen — Kenntnis von einem guten Gewährsmann
haben
Die Quittung erhalten — die Folgen für ein bestimmtes Verhalten tragen müssen
R [Bearbeiten]
Er kann die Radieschen von unten betrachten — er ist gestorben. Je nach Region
sind statt Radieschen auch Kartoffeln und andere Pflanzen im Gebrauch
Mit etwas zu Rande kommen — mit etwas fertig werden bzw. umgehen können.
Ursprünglich das Ufer erreichen.
Die Rechnung ohne den Wirt machen. — Sich täuschen, nicht die Folgen
bedenken. Die Rechnung des Wirts fällt häufig höher aus als erwartet.
Recht und schlecht — so gut es eben geht oder mit großer Mühe (Das Wort
„schlecht“ bedeutete ursprünglich „schlicht“.)
Vom Regen in die Traufe kommen — eine noch schlimmere Situation gewärtigen.
In der Traufe sammelt sich der Regen vom ganzen Dach
Wie ein Rohrspatz schimpfen — sehr laut und wütend schimpfen. Vom
Zwitscherlaut des Rohrspatzes, der sehr laut und gellend ist.
Durch die Röhre schauen — das Nachsehen haben, den Kürzeren ziehen. Mit
Röhre ist das Fernrohr gemeint, mit dem man auf den Mond schaut. Auch
gebräuchlich:
Von der Rolle sein — unkonzentriert, verwirrt oder erschöpft sein, schlechtere
Leistungen als gewöhnlich erbringen. Der Begriff stammt aus dem Radsport, wo
ein erschöpfter Steher den Kontakt zur Abstandsrolle der voraus fahrenden
Steher-Maschine verliert.[18]
Ruck Zuck — schnell (Etymologisch kommt der Ausdruck von rucken im Sinne
von etwas verrücken und zucken im Sinne von heftig ziehen.)
Er steht mit dem Rücken zur Wand — Er ist in Bedrängnis, kann sich nur noch
mühsam verteidigen. Bei (Säbel-)Gefechten ist das Zurückweichen zum richtigen
Zeitpunkt wichtig zum Überleben. Eine Wand im Rücken bedeutet den Verlust auf
Rückzugsmöglichkeit
S [Bearbeiten]
In Sack und Asche gehen — Bußfertig erscheinen bzw. trauern. Abgeleitet von
der Bibel (Est 4,1 EU), wo ein israelitischer Trauerbrauch geschildert wird.
In China ist ein Sack Reis umgefallen - Ausdruck des eigenen Desinteresses
Da haben wir den Salat. - Jetzt ist das Unheil/Missgeschick passiert. Salat hier
wohl als Sinnbild von Durcheinander.
Man hat ihm Sand in die Augen gestreut. Man hat ihn getäuscht oder irregeführt.
Schon in der Antike benutzte Redewendung, vermutlich aus der Fechtersprache,
wonach der Gegner durch das Werfen von Sand ins Gesicht quasi wehrlos wurde
Etwas in den Sand setzen - mit/an einer Aufgabe/einem Projekt scheitern. Aus der
Turniersprache, wo der Gegner, aus dem Sattel gehoben, unsanft auf dem Boden
des Turnierplatzes landete[19]
Etwas auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben — dauernd vertrösten mit dem
Ziel, es nie stattfinden zu lassen. Früher wurden Termine häufig auf den
Namenstag eines Heiligen fest gelegt, Martini, Silvester, Josefstag. Dazu zählte
aber nicht „Sankt Nimmerlein“, weil es den nicht gibt.
Die Sau raus lassen — ein lang gehütetes Geheimnis preisgeben, aber auch
durch Derbheit oder Unanständigkeit auffallen.
Eine andere Sau durchs Dorf treiben — von einer Sache ablenken, indem man ein
neues Thema hochstilisiert.
So wurde aus einem Saulus ein Paulus — er hat seine Einstellung um 180° (zum
Positiven) geändert. Nach der Bibel (1 Kor 15,9 EU) war Saulus ein vehementer
Christenverfolger, ehe er nach dem Damaskuserlebnis ein eifriger Jünger Jesu
wurde und den Namen Paulus annahm. Gelegentlich wird auch aus einem Paulus
ein Saulus.
Er ist das Schwarze Schaf in der Familie — er fällt in seiner Familie mit negativen
Sonderheiten/Eskapaden aus der Rolle und ist daher dort schlecht gelitten.
Ein Schatten seiner selbst — nur noch ein blasses Abbild seiner früheren
Persönlichkeit (Der römische Dichter Lukan nannte in seinem Epos über den
Bürgerkrieg mit Cäsar den unterlegenen Pompejus „magni nominis umbra“, den
„Schatten seines großen Namens“.)
Das stellt alles Bisherige in den Schatten — das ist ein neuer Rekord (auch
negativ). Dinge, die im Schatten stehen, gelten gegenüber denen in der Sonne
als zweitrangig.
Jemanden auf die Schippe nehmen — ihn verspotten oder mit ihm einen Scherz
treiben.
Auf dem Schlauch stehen — etwas im Augenblick nicht verstehen. Tritt jemand
auf den Garten- oder seinerzeit auf den Feuerwehrschlauch, wird der Wasserfluss
vorerst gestoppt.
Man ist mit ihm Schlitten gefahren. - Man hat ihn rücksichtslos behandelt bzw.
zurechtgewiesen. Herkunft dieser Redewendung ist nicht gesichert.
Angenommen wird von Küpper, dass der Beifahrer auf einem Schlitten dem
Willen des Piloten unterworfen ist.
Schmiere stehen — bei einer verwerflichen Tat den Übeltäter durch rechtzeitige
Warnung unterstützen. Aus dem hebräischen Wort „schemirah“ = Bewachung.
Die Schnauze voll haben — vulgärer Ausdruck für „keine Lust mehr auf etwas
haben“ oder „von etwas genervt sein“.
Sich freuen wie ein Schneekönig — sich sehr (auch übermäßig) freuen. Der
Zaunkönig wird gelegentlich auch Schneekönig genannt, weil er auch im tiefsten
Winter ein Lied anstimmt.
Er ist aus dem Schneider — Schlimmeres vermieden haben. Beim Skat benötigt
man 31 Augen, um aus dem Schneider zu sein, hat damit aber noch längst nicht
gewonnen.
Herein wenn’s kein Schneider ist. — Ursprünglich „Herein wenn’s kein Schnitter
ist“, der Schnitter (Mäher) war hier, im übertragenen Sinn, der Tod.
Er hat eine Schraube locker — er spinnt, ist verrückt. Von der Tatsache, dass eine
Maschine, bei der eine Schraube locker ist oder fehlt, nicht richtig funktioniert.
Das ist noch von echtem/altem Schrot und Korn — das ist authentisch,
unverfälscht. Der Ausdruck hat nichts mit Getreide zu tun, sondern Schrot
bedeutet das Raugewicht, Korn den Edelmetallgehalt einer Münze.
Für die Schublade — ein Werk schaffen, das nicht veröffentlicht werden kann.
Den Schuh muss ich mir anziehen (Gegensatz: den Schuh sollen sich ruhig mal
Andere anziehen) — dafür übernehme ich die Verantwortung/ halte den Kopf hin.
Da wird ein Schuh daraus — das ist stimmig, das passt, das ist die Lösung des
Problems.
Das sind zwei Paar Schuhe — das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.
Sich den Schuh anziehen — etwas auf sich beziehen,meist für einen Menschen,
der sich zu unrecht schuldig fühlt d. h., der ein Schuldanerkenntnis (scheinbar
freiwillig) abgibt für etwas, das er nicht getan hat.
Einen Schuss ins Blaue abgeben — Auf reine Vermutung hin einen Verdacht
äußern, ohne den Beweis dafür antreten zu können. Beliebte und meist bewusst
angewandte Methode, um über das ausgelöste Echo einer Sache auf die Spur zu
kommen, aber auch, um Gegner ins Zwielicht zu rücken.
Schuster bleib bei deinem Leisten / deinen Leisten — bleibe bei den Geschäften
die Du kennst, verzettle Dich nicht, konzentriere Dich auf Deine
Kernkompetenzen. Von einem Schuhmacher, Meister seines Faches, wird nicht
erwartet, dass er sich in fachfremden Dingen kompetent äußert. Der Leisten ist
ein Formstück aus Holz, Kunststoff oder Metall, welches zum Bau eines Schuhs
benötigt wird
Auf Schusters Rappen — zu Fuß. Eine Anspielung auf die schwarzen Schuhe =
Rappen, die der Schuhmacher herstellt.
Der Schwanengesang — das letzte Werk eines dem Tode nahen Dichters. Bereits
die Griechen glaubten, dass sterbende Schwäne melodische Töne von sich gäben
Der Schwanz wedelt mit dem Hund — Verdrehung, bzw. Vertauschung von
bewährten oder erwarteten Gegebenheiten.
Er hat ins Schwarze getroffen — er lag absolut richtig mit seiner Vermutung. Aus
der Schützensprache, wo das Zentrum der Zielscheibe ein schwarzer Kreis ist,
den es zu treffen gilt
Jemandem (nicht einmal) das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen — nichts
gönnen bzw. alles neidisch sein. Selbsterklärend.
Das kann kein Schwein lesen — unleserlich (Angeblich nach der Gelehrtenfamilie
Swyn, der man schwer zu lesende Dokumente vorlegte. Wenn selbst die das
nicht lesen konnte, hieß es: Dat kann keen Swyn lesen!)
Ich glaub', mein Schwein pfeift. — Ausdruck der Empörung und Überraschung
(Schweine können nicht pfeifen. Sollte ein Schwein aber tatsächlich pfeifen, dann
ist etwas Unmögliches geschehen.)
Jemand ist ein armes Schwein. — Mitleid mit einem bedauernswerten Menschen
Schwein haben — Glück ohne eigenes Zutun oder wider Erwarten (Die Herkunft
der Redewendung ist ungewiss. Vermutlich aber aus dem Kartenspiel, wo das Ass
vielerorts auch Sau genannt wird. Bei Wettbewerben gab es als Trostpreis oft ein
Schwein. Damit wurde man zwar lächerlich gemacht, hatte aber er auch etwas
Wertvolles bekommen. Die Redensart bedeutet deshalb so viel wie Glück im
Unglück zu haben.)
Schwitzen wie ein Schwein — stark schwitzen (Falscher Vergleich, denn Schweine
schwitzen kaum, riechen aber unangenehm.)
Da muss ich noch meinen Senf dazu geben — da muss ich (meist ungefragt)
meinen (nicht unbedingt willkommenen) Kommentar dazu geben
Jemandem auf den Senkel gehen — jemanden nerven, ihm lästig fallen. Herkunft
unklar. Senkel bedeutet hier möglicherweise den (Hosen-)Gürtel, d.h. die ganze
darin steckende Person fühlt sich genervt
Jemand in den Senkel stellen — ihn schelten bzw. zurechtweisen. Senkel ist
abgeleitet von „senken“ und bedeutet hier so viel wie Senklot, mit dem Maurer
und Zimmerleute die exakte Tiefenausrichtung prüfen
Bei mir ist jetzt Sense — ich steige aus, mache Schluss. Die Sense bedeutet den
Tod vieler Pflanzen. Auch eine Allegorie auf den „Sensenmann“, die bildliche
Darstellung des Todes
Das ist eine Sisyphusarbeit — trotz großer Anstrengungen nicht zu einem Ende
kommen. Nach der griechischen Sage musste König Sisyphos zur Strafe für seine
Schuld einen schweren Stein den Berg hinaufrollen, der stets kurz vor Erreichen
des Gipfels wieder zu Tal stürzte.
Ich bin von den Socken. — ich bin überrascht. Es ist, als wären einem plötzlich die
Schuhe ausgezogen worden
Das kommt mir spanisch vor. — Das ist seltsam. Manche unter Kaiser Karl V. aus
Spanien nach Deutschland eingeführte Sitten sorgten hier für Aufsehen und
Verwirrung.
Dann sind ja alle Spatzen gefangen — dann sind alle Fragen geklärt bzw. alle
Voraussetzungen geschaffen
Drehen wir mal den Spieß um! — Vertauschen wir doch einmal die Rollen! Wer
seinem Gegner den Tod bringenden Spieß entreißen konnte, schlüpfte
unversehens aus der Rolle des Angegriffenen in die des Angreifers über
Es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen — Wichtiges von Unwichtigem trennen
oder unterscheiden. Mit Gebläse wurde die wesentlich leichtere Spreu weiter weg
geblasen als das von ihm zuvor umgebene Korn
Er ist einer vom Stamme Nimm — Er will immer nur zusätzlich haben, dagegen
ungern etwas geben. Vermutlich eine Anspielung auf die zwölf Stämme Israels.
Er hat bei ihm einen Stein im Brett — er genießt eine Bevorzugung/Sympathie bei
jemand (etwa dem Vorgesetzten). Bei dem Spiel Wurfzabel kommt es darauf an,
seine Steine gut zu platzieren. Wem dies gelang, hatte also Aussicht auf Gewinn
und Erfolg.
Sie wurde vom Storch ins Bein gebissen — Sie ist schwanger. Als sexuelle
Aufklärung noch tabu war, wurde Kindern weisgemacht, dass Babys vom Storch
gebracht würden
Jemanden zur Strecke bringen — jemanden besiegen, vernichten, töten. Aus der
Jägersprache, wo erlegtes Wild in Reih und Glied ausgestreckt abgelegt wird.
Dieser Platz wird die Strecke genannt.
Es geht mir gegen den Strich — Ich bin damit grundsätzlich nicht einverstanden.
Katzen reagieren gereizt, wenn sie gegen die Richtung der Haare gestreichelt
werden
Sie geht auf den Strich — sie geht (als Dirne) auf Männerfang. Aus der
Jägersprache, wonach die männliche Waldschnepfe während der Balzzeit in
Baumhöhe den Wald durchstreift (Schnepfenstrich)
Er wurde nach Strich und Faden betrogen — Er wurde konsequent / lang
anhaltend getäuscht. Aus dem Handwerk der Weber, wo gute Ware aus Strich
und Faden gewirkt ist
Er spielte den Strohmann für jemanden — Die Interessen eines Dritten, der sich
nicht zu erkennen gibt, vorgeblich in Eigenregie oder aber als Treuhänder
wahrnehmen. Strohmann ist auch gleichbedeutend mit Vogelscheuche.
Er ist derzeit Strohwitwer — er ist (meist kurzfristig) von seiner Frau getrennt.
„Strohbraut“ wurde früher eine Frau genannt, die schon vor der Hochzeit
Geschlechtsverkehr hatte und deshalb bei der Trauung statt des Myrtenkranzes
nur einen Strohkranz tragen durfte.
Sich auf die Strümpfe machen. — eilig verschwinden. Man hat bildlich keine Zeit
mehr, sich in Ruhe Schuhe anzuziehen.
Große Stücke auf jemanden halten — jemanden hoch einschätzen, ihm voll
vertrauen. Große Stücke waren die wertvolleren Münzen, die man brauchte, um
eine begehrte Ware zu erwerben.
Die Suppe auslöffeln, die ein anderer eingebrockt hat. — für die Taten eines
Dritten (mit)bestraft werden.
Jemandem in die Suppe spucken bzw. die Suppe versalzen — seine Pläne
durchkreuzen, sein Vorhaben vereiteln.
Süßholz raspeln — auf plumpe Art schmeicheln. Süßholz ist eine Staude, deren
Wurzel Zuckersaft enthält, der u. a. für die Herstellung von Lakritze verwendet
wird.
T [Bearbeiten]
Etwas aufs Tapet bringen — etwas ansprechen, in die Diskussion einbringen. Aus
dem Französischen entnommen, wo mit „tapis“ die Tischdecke auf dem
Konferenztisch gemeint war
Sich in die Tasche lügen — er irrt sich (gegen besseres Wissen), er müsste es
besser wissen
Er hat nicht alle Tassen im Schrank — er ist geistig nicht normal / er ist nicht
ernst zu nehmen. Tasse ist eine Verballhornung des jiddischen Wortes „toschia“
(=Verstand)
Das ist eine Tatarennachricht — das ist eine Lüge, Ente, Falschmeldung. Nach
einer Erzählung aus Russland, wonach die Festung Sewastopol ein Jahr vor ihrem
endgültigen Fall bereits als erobert gemeldet wurde
Den Teufel durch Beelzebub austreiben. — Ein Übel durch noch ein größeres
ersetzen. Aus der Bibel (Mt 12,27 EU).
Mal den Teufel nicht an die Wand! — erschrecke uns nicht mit deinen schlimmen
Vorahnungen. Man ging davon aus, dass der Teufel kommt, wenn man seinen
Namen ausspricht oder ein Bild von ihm malt.
Bis auf Teufel komm raus — mit aller Gewalt, bis aufs Äußerste. So lange an
einem Projekt fest halten, bis sogar der Teufel auf den Plan tritt
Du bist ein ungläubiger Thomas — Du glaubst wohl nicht? Laut der Bibel (Joh
20,24–29 EU) glaubte der Apostel Thomas nicht an die Auferstehung Jesu, bis er
von diesem aufgefordert wurde, seine Hand in seine Seite zu legen. Jesu'
Kommentar: Selig, die nicht sehen und doch glauben
Jemanden über den Tisch ziehen — ihn (eher trickreich) besiegen, ausspielen.
Vom bayerischen Volkssport Fingerhakeln abgeleitet, wo nicht allein die Kraft,
sondern vor allem die Technik den Ausschlag geben kann. (Bild)
Nicht auf den Trichter kommen — die Lösung des Problems nicht finden / eine
Sache nicht begreifen. Die Redensart geht wohl auf den „Nürnberger Trichter“
zurück, der fehlender Intelligenz nachhelfen sollte.
Einen Türken bauen / etwas türken — etwas vormachen, hinters Licht führen. Bei
der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 1895 fand in Kiel eine Parade von
Kriegsschiffen vieler Nationen statt. Jedes wurde mit seiner Nationalhymne
begrüßt. Leider hatte der Kapellmeister keine Partitur für die osmanische Hymne
und intonierte statt dessen „Guter Mond du gehst so stille“. Möglicherweise
bezieht sich die Redewendung auch auf den „Türken“, den von Wolfgang von
Kempelen gebauten Automaten in Gestalt eines schachspielenden Türken mit
Turban, der angeblich wirklich spielen konnte (stattdessen war ein Schachspieler
im Automaten versteckt)
Das kommt mir nicht in die Tüte — das dulde oder akzeptiere ich nicht.
Vermutlich Händlersprache, wo der Kunde bestimmte Waren ablehnt.
U [Bearbeiten]
Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall — Was dem einen seine
Eule, ist dem anderen seine Nachtigall — über Geschmack lässt sich (nicht)
streiten.
Die Uhr ist abgelaufen — jemand wird bald sterben oder ist gerade gestorben
(Die Wendung bezieht sich auf eine Sanduhr und stammt aus Goethes
Briefroman Die Leiden des jungen Werthers: „Meine Uhr ist noch nicht
ausgelaufen, ich fühle es.“)
Unrasiert und fern der Heimat — ohne den gewohnten Komfort weit weg von der
Heimat (Anspielung auf August Graf von Platens Ballade Das Grab im Busento, in
der beschrieben wird, wie der Gotenkönig Alarich I., „Allzu früh und fern der
Heimat“ bestattet werden musste.)
V [Bearbeiten]
Sich in etwas verbissen haben — sich (meist irriger Weise) auf etwas festgelegt
haben. Aus der Waidmannssprache
Verflucht und zugenäht! — Steigerung von verflucht nochmal (Zitat aus einem
Studentenlied: „Als mir mein Liebchen die Folgen unserer Liebe gesteht, da hab’
ich meinen Hosenschlag verflucht und zugenäht.“) Üblich sind auch die weniger
harten Versionen wie „Verflixt/verdammt und zugenäht“
Jemanden oder etwas nicht verknusen können (norddeutsch) — eine Person nicht
ausstehen können beziehungsweise einen Vorfall oder eine Aussage nicht
akzeptieren können. (Verknusen hatte ursprünglich die Bedeutung „kauen,
verdauen“, die nur noch im Niederdeutschen erhalten ist.)
Da verließen sie ihn — er weiß nicht mehr weiter. Nach der Bibel (Mt 26,56 EU),
wo es heißt: „da verließen ihn alle seine Jünger“
W [Bearbeiten]
Das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera — egal wie man sich entscheidet,
geht es schlecht aus.
Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen — sich verheddern oder sich verzetteln,
sich vom Wesentlichen durch viele Nebensächlichkeiten ablenken lassen.
Auf der Walz sein — auf Wanderschaft sein. Handwerksburschen gingen (und
gehen wieder) nach Beendigung ihrer Lehre auf mehrjährige Wanderschaft, wo
sie sich weitere Fertigkeiten in ihrem Beruf aneignen konnten, ehe sie Meister
werden konnten.
Zieh dich warm an! — mach dich auf etwas Unangenehmes gefasst! (Drohworte,
aber auch scherzhaft verwendet)
Stille Wasser gründen tief. — Wie man sich bei jemand täuschen kann! Vormals
in Schlesien soll es „Stilles Wasser, tiefer Loch“ geheißen haben.
Das Wasser steht ihm bis zum Hals (seit dem 17. Jahrhundert).[20] — Er ist in
einer sehr misslichen Situation.
Blut ist dicker als Wasser.[21] — Verwandtschaft ist stärker als das trennende
Meer.
Das Wasser läuft ihm im Munde zusammen.[20] — Er hat großen Appetit; er freut
sich sehr.
Wasser unter dem Kiel haben (in gutem Fahrwasser sein) — Vorwärts kommen
Sie hat nahe am Wasser gebaut. — Sie ist sehr gefühlsbetont und neigt schnell
zum Weinen (auch „Heulsuse“ genannt).
Das ist Wasser auf seine Mühle. — Das kommt ihm sehr gelegen. Häufig
unfreiwillige Hilfe an Dritte. Aus der Müllersprache, wo Mühlräder auf Wasser
angewiesen waren.
Ich muss Dir Wasser in den Wein gießen. — Ich muss Deine Begeisterung
dämpfen (die Freude verderben), die Wirklichkeit ist eher ernüchternd.
Der Krug geht solange zu Wasser bis er bricht. — Irgendwann ist alles zu Ende;
irgendwann kommt alles heraus.
Da fließt noch viel Wasser den Rhein runter. — Das wird noch sehr lange dauern.
Wasser fließ halt immer bergunter. — So ist der Lauf der Dinge.
Auch dort wird nur mit Wasser gekocht. — Erwarte nicht, dass die Anderen es
besser können.
Er lebt von Brot und Wasser. — Er hat nur das Allernötigste zum Leben.
Er kann ihm das Wasser nicht reichen (seit dem 16. Jahrhundert).[20]— Er ist ihm
weit unterlegen, kann nicht mit ihm verglichen werden. Im Mittelalter, als noch
mit den Fingern gegessen wurde, reichten Diener nach dem Essen tief verneigt
den Gästen Wasser zum Händewaschen. War dies schon erniedrigend, wie tief
stand erst einer im Ansehen, der nicht einmal mehr diese Aufgabe übernehmen
durfte.
Er kann kein Wasser halten.[20] — Er ist nicht gediegen; er ist unreell.
Er kann kein Wässerchen trüben. — Er tut so, als ob er stets das Beste im Sinn
hat, dabei hat er es meist faustdick hinter den Ohren.
Er predigt Wasser und trinkt Wein. — Er sagt wie man sich zu einer bestimmten
Sache zu verhalten hat, hält sich aber selber nicht dran.
Diese beiden sind wie Feuer und Wasser.[20] — Diese beiden verstehen sich
überhaupt nicht.
Das ist Wasser in den Bach getragen. — Das ist überflüssig, unsinnig, vgl. „Eulen
nach Athen tragen“
Er hat sein Waterloo erlebt — Er hat eine vernichtende Niederlage erlitten. 1815
erlitt der französische Kaiser Napoléon Bonaparte bei dem belgischen Ort
Waterloo eine entscheidende Niederlage, nach der er endgültig abdanken musste
und auf die Insel St. Helena in Verbannung geschickt wurde
Du gehst (oder fällst) mir auf den Wecker — du nervst mich. Wecker pflegen in
der Morgenstunde echt zu nerven.
Er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen — er dünkt sich gescheit, ist aber im
Grunde ein Dummkopf. Weisheit lässt sich eben nicht per Nahrung zuführen
Mit dem ist es nicht weit her — der oder das taugt nicht viel. Bodenständiges war
anscheinend auch früher nicht sehr geschätzt
Das ist weit hergeholt — das ist unpassend, abwegig, unlogisch, unbegründet.
Das war für ihn ein gemähtes Wiesle — das kam ihm sehr zupass, darauf hat er
bloß gewartet. Wiesle, schwäb. Diminutiv von Wiese. War sie gemäht, war der
Großteil der Arbeit schon getan.
Er hat Wind von der Sache bekommen — er hat gewisse Kenntnis von einer
Sache erlangt, die ihm bewusst verschwiegen wurde
Man hat ihm den Wind aus den Segeln genommen — man hat ihm wichtige
Argumente zerpflückt, seine Position geschwächt. Aus der Schifffahrt, wo
gewiefte Segler ihre Gegner damit benachteiligen, dass diese weniger Wind auf
ihre Segel bekommen
Er brütet ein Windei aus — Die Sache ist unausgegoren, es steckt nichts dahinter.
Als Windei wird ein zum Brüten untaugliches Ei bezeichnet.
Jede Woche eine neue Sau durchs Dorf treiben — das Ablenkungs- und
Täuschungsmanöver, die mangelnde Substanz einer Idee oder Maßnahme durch
Aktionismus zu überspielen und eine Folge von neuen, ebenfalls wenig oder gar
nicht überlegten oder unausgereiften Ideen/Maßnahmen (='Sauen') in schneller,
überrumpelnder Folge genauso wortreich und 'glänzend zu verkaufen'.
Er ist ein Wolf im Schafspelz — er hegt böse Absichten, zeigt sich aber nach
außen als gutherzig.[23]
Mit den Wölfen heulen. — des Vorteils wegen oder um Nachteile zu vermeiden
etwas eher Verwerfliches tun. Schon bei den Römern bekannte Redewendung
In der Wolle gefärbt sein. — durch und durch treu/echt/redlich sein. Wird die
Wolle vor ihrer Verarbeitung gefärbt, hält sich die Farbe wesentlich länger, als
wenn erst das fertige Gewebe eingefärbt wird
Mit jemandem in die Wolle geraten — sich mit jemandem anlegen/streiten. Mit
Wolle sind hier die Haare auf dem Kopf gemeint, an denen sich die Kontrahenten
ziehen
Das letzte Wort haben — immer zuletzt was sagen in einer Diskussion am Ende
noch etwas hinzufügen, obwohl es irrelevant ist
Über die Wupper gehen — sterben bzw. bankrott gehen. Zwischen dem
Gefängnis in Wuppertal und dem Hinrichtungsplatz lag die Brücke über den Fluss
Wupper.
Die Würfel sind gefallen — die Entscheidung ist gefallen und unumkehrbar. Julius
Cäsar soll mit den Worten „Alea iacta est“ den Fluss Rubikon überschritten und
damit einen Bürgerkrieg provoziert haben, den die römische Armee dann für sich
entschied.
Ihm muss man die Würmer (einzeln) aus der Nase ziehen. — durch geschicktes
Fragen seine Geheimnisse entlocken. Gaukler versprachen, die sich angeblich im
Gehirn von Kranken befindlichen Würmer durch die Nase herauszuholen (gegen
Bezahlung natürlich).
Mit der Wurst nach der Speckseite werfen — Sich mit einer kleinen Gefälligkeit
einen großen Vorteil schaffen wollen. Die Speckseite wurde wesentlich höher
bewertet als die Wurst. Konnte man mit einer Wurst den meist unerreichbar weit
oben hängenden Schinken herunterholen, hatte man für wenig Einsatz viel
erreicht.
In die Wüste schicken — entlassen oder eines Amtes entheben. Geht zurück auf
die Bibel (Lev 16,1 ff. EU), wonach einem Sündenbock durch Handauflegen die
Sünden des Volkes Israel übertragen wurden und dieser dann in die Wüste
vertrieben wurde
X–Z [Bearbeiten]
Jemandem ein X für ein U vormachen — jemanden betrügen wollen. Die römische
Zahl V (die im Lateinischen auch für U stand) konnte leicht durch Verlängerung
zu X manipuliert werden.
Jemandem auf den Zahn fühlen — Schnell und gründlich dessen Wissen und
Können überprüfen. Ein Rosshändler erkannte durch einen Griff ins Maul schnell
das wahre Alter des ihm angebotenen Pferdes.
Einen Zahn zulegen — Manche Quellen führen die Redensart auf die
Funktionsweise mechanischer Getriebe in der Frühzeit des Automobils zurück.
Andere Autoren sehen den Ursprung in den Haushalten des Mittelalters
begründet, wo große Kochkessel über offenen Feuerstellen in eine Zahnstange
eingehängt waren. Um die Temperatur im Topf zu erhöhen, wurde dieser einen
Zahn tiefer gehängt – es wurde „ein Zahn zugelegt“.
Den Zahn haben wir ihm gezogen — von dieser (komischen) Idee haben wir ihn
abgebracht oder ihn von seinen Sorgen befreit. Früher wurden Zähne gezogen,
wenn sie zu stark schmerzten
Den großen Zampano spielen - vermeintlich oder in der Tat die Fäden ziehen,
nach denen die Puppen zu tanzen haben. Nach einer Hauptfigur im italienischen
Film La Strada, gespielt durch den Schauspieler Anthony Quinn
Der Zankapfel besteht darin, dass … — Der Streit dreht sich um… Nach der
griechischen Mythologie wurde der Trojanische Krieg durch einen Streit zwischen
den Göttinnen Hera, Aphrodite und Athene ausgelöst, wer von ihnen die Schönste
ist. Paris sollte der Siegerin einen Apfel reichen
Dann ist Zapfenstreich! — Jetzt ist Nachtruhe/Ende der Veranstaltung! Aus der
Militärsprache, wo zu einer bestimmten Uhrzeit der Ausschank an die Soldaten
eingestellt werden musste
Unter dem Zaun durch weiden — außerehelichen Verkehr pflegen (Allgäu).
Weidetiere finden das Gras auf Nachbars Wiese besonders lecker.
Zeter und Mordio schreien — Bewusst viel Lärm um eine (meist kleine) Sache
machen. In germanischen Gerichtssitzungen wurde die Anklage mit dem Wort
„Zêter“ (= zieht her!) laut angekündigt, gefolgt von dem Klagegrund, wobei
„mordio“ für Mord und Totschlag stand
Sich (mächtig) ins Zeug legen — sich mächtig anstrengen, um ein Ziel zu
erreichen. Unter Zeug ist hier das Geschirr der Zugtiere zu verstehen
Jemand am Zeug flicken — Ihn kritisieren, ihm schaden. Eigentlich eine als
schadhaft empfundene Stelle reparieren
Wie Zieten aus dem Busch — urplötzlich, überraschend. General Hans Joachim
von Zieten wurde berühmt für seine Taktik, den Gegner mit seiner Reiterei
unvermittelt aus dem Hinterhalt anzugreifen und so die Schlacht für sich zu
entscheiden.
Einem zeigen, wo der Zimmermann ein Loch gelassen hat. — ihn vor die Türe
setzen. Eigentlich hat der Maurer dort ein Loch gelassen und der Zimmermann
später eine Türe eingesetzt
Da habe ich mit Zitronen gehandelt — da habe ich Verlust gemacht, einen
Misserfolg einstecken müssen
Das ist doch ein alter Zopf — das ist nicht mehr zeitgemäß/längst überholt.
Mehrere Erklärungen werden dafür gegeben, darunter die, dass die preußische
Armee lange an einer Haartracht festhielt, obwohl diese für den Dienstbetrieb
eher hinderlich war