Sie sind auf Seite 1von 2

Vertrauen bis zum Tod

Ja, das Leben ist kein Spaziergang, durch das man mal kurz und schwerelos durchhüpft. Im
Gegenteil, es ist oft ein Kampf, es ist oft anstrengend, wir begegnen Hürden, Hügel, Berge, Täler,
Fallen, Löcher. Und trotzdem müssen wir weitergehen und können nicht einfach stehen bleiben.
Wahrscheinlich würde sich jeder von uns ein beschwerdefreies Leben wünschen, wenn wir die Wahl
hätten. Ein sorgloses Leben ohne Probleme, mit allem Komfort den man sich nur wünschen kann.
Die Frage ist: Wäre das gut für uns?

Darüber mache ich mir seit einiger Zeit Gedanken und zwar deshalb, weil ich selbst seit vielen
Jahren unter einer bestimmten Situation leide, die sich einfach nicht ins Nirvana befördern lässt.
Was habe ich gebetet, mit Gott diskutiert, mich bei ihm beklagt, geweint und bockig gesagt: "Dann
bleib ich halt stehen und mach gar nichts mehr".

Es hat alles nichts genützt. Ich denke, viele Menschen wundern sich, warum Gott unsere Gebete
und Bitten an Ihn oft scheinbar überhört. Schnell wird dies mit folgenden Sätzen dann abgetan: "Er
hat noch nie was für mich getan" oder "dann gibt es Ihn auch nicht" oder "wahrscheinlich ist er
gegen mich". Das Gefühl, dass Er uns im Stich lässt hatten wir alle wohl schon mal.

Doch mittlerweile wird mir klar, dass all dies einen tieferen Sinn ergibt. Genau wie unser
physischer Körper Muskeln hat, die trainiert werden müssen, um zu wachsen, hat auch unser Geist
genau das: Geistige Muskeln. Und die können nur durch hartes Training stark werden. Im
schwerelosen Weltall verlieren wir innerhalb kürzester Zeit unsere Muskelkraft durch das fehlen der
Schwerkraft. Unsere Probleme sind also unsere Schwerkraft über die wir hinauswachsen können.
Wir müssen sie nur zu unseren Gunsten nutzen, um innerlich stärker zu werden.

Auf einem Spaziergang sprach diese Stimme, die ich in den letzten Jahren so lieben gelernt habe,
ganz klar zu meiner Situation: "Stell dir einen Vater an einer roten Ampel vor, mit seinem kleinen
Kind an der Hand. Ein Auto naht heran und genau in diesem Augenblick steht auf der anderen
Straßenseite Felix, der beste Freund des Kindes. Das Kind will natürlich sofort zu ihm (wie Kinder
halt so sind) und versucht sich von der Hand loszureißen. Was macht der Papa? Natürlich hält er das
Kind reflexartig fest und ist bestimmt nicht zimperlich dabei oder versucht auf das Kind einzureden.
Selbst wenn er sehr fest zupacken muss, macht er das. Und was denkt das kleine Kind? Natürlich
denkt es, der Vater ist ein Spielverderber, der nicht möchte, dass es Spaß und Freude hat. Später,
wenn der Vater die Situation in Ruhe erklärt, versteht es vielleicht mehr".

Das ergab einen Sinn. Natürlich ist Gott viel weitsichtiger als wir und sieht alle Gefahren und
Situationen. Wenn er uns also einmal fest anpackt, in einer für uns evtl. aussichtslosen Situation, ist
Er gerade dabei das Beste für uns zu tun. Nur können wir es in unserer Kurzsichtigkeit noch nicht
sehen.

Was lehrt mich das? Das Gott für mich immer das Beste hat, auch mitten in meinen frustrierenden,
langwierigen, aussichtslosen, schlimmen Situationen und Zeiten. Das bedeutet, dass wahres
Vertrauen, um das es eigentlich geht, sich bei Gott auch für die sogenannten schlechten Dinge
bedankt, weil dieses Vertrauen weiß, dass die schlechten Dinge aus irgendeinem vielleicht noch
unbekannten Grund wichtig und schlussendlich gut für uns sind.

Blumen oder Pflanzen müssen oft an eine Art von Stab gebunden werden, um nach oben, in die
richtige Richtung zu wachsen. Viele Dinge werden in Schraubstöcke eingespannt, damit sie
bearbeitet werden können. Könnten diese Dinge reden, würden sie bestimmt auch sagen, dass es
mehr als unangenehm ist.

Und so ist unser Leben. Wir werden nicht gerade zimperlich angefasst, nur damit am Ende etwas
besseres aus uns werden kann und wir in die richtige Richtung wachsen. Alles im Leben ist eine
Frage der inneren Einstellung. Wir können sagen: "Oh Mist, ein Berg", oder: "Super, ein Fels, eine
Treppe um mich höher zu befördern".

Es ist immer einfach gut drauf zu sein, wenn alles glatt läuft und genauso wie wir es gerne möchten.
Wahre innere Stärke und Größe zeigen Menschen, die inmitten ihrem Chaos noch lächeln und
positiv bleiben können. Und dieses Vertrauen geht bis in den Tod. Denn gerade dann brauchen wir
es. Also fangen wir am besten schon mal an zu üben und diesen Muskel mit unseren blöden,
schlimmen, frustrierenden Situationen und Umständen zu trainieren.

Übrigens sagte diese Stimme dann noch zu mir: "Du weißt auch, das Ampeln nicht für immer rot
bleiben. Sie können ganz plötzlich auf grün wechseln. Bleib also ganz ruhig neben mir stehen, an
meiner Hand, und in der richtigen Zeit gehen wir dann gemeinsam über die Straße".

Ein Wutausbruch macht die Ampel auch nicht schneller grün, im Gegenteil, damit erreicht man nur,
dass der Vater noch mehr zupacken muss.

Das könnte Ihnen auch gefallen