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Systemische Wahrnehmung

Benjamin Aaron Degenhart


Mai-Juni 2008

Zusammenfassung
Mein Wunsch ist es, für eine systemische Wahrnehmung zu inspirieren und als Schritt von der
Reflektion zur Transformation die Idee der Übertragung von Systemdynamik anklingen zu lassen -
dabei geht es um dynamische Muster, die auf allen Ebenen die Welt formen und es soll ein tieferes
Sinken in jede Erfahrung angeregt werden. Es werden Gruppenspiele und Übungen vorgestellt, die
für verschiedene systemische Zusammenhänge sensibilisieren, sowie unverbindliche Kriterien für sys-
temische Wahrnehmung. Ich glaube es ist es an der Zeit, das stark schwingende evolutionäre Feld
in Zeiten des großen Wandels auf diese Art zu betrachten. Erhoben aus dem brodelnden Meer an
Erfahrungen hoffe ich, dass diese Metaebene Inspirationen und Visionen liefern kann, die rückwirken
auf die Art wie wir wahrnehmen und diese befruchtet durch die Integration von einem intuitiver-
en Verständnis von Dynamik und einer Ahnung von transformativen Schritten. Was wirken da für
Strudel und Strömungen im Meer der Erfahrung, wie stark schlagen die Wellen, wenn ich einen Stein
hineinwerfe, was gibt es für Berge, Täler, Flüsse und Höhlen in der Wahrscheinlichkeitslandschaft,
die uns von einem zum nächsten Moment tragen, was wehen da für Winde in der Atmosphäre des
Raums der Möglichkeiten. . .

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gewidmet
Markus in Freundschaft
Wilma in Liebe

Die Meden-Gehirne der jüngeren Generation haben eine entsprachlichte, desymbolisierte ’Syn-
aptogenese’, d.h. synaptische Verbindungen werden schon medienkonform gebahnt und Auf-
merksamkeiten werden demzufolge weniger durch Sprache als vielmehr über mehrere Medien
gleichzeitig beansprucht und gehalten. Das Soziale löst sich im Unterhaltungs-Narzissmus
der letzten Menschen auf, die das Weitergabeband zwischen den Generationen zerreißen. Das
Zwischenmenschliche muß also neu und anders, körpernah und interaktiv erfahrbar werden,
um als Sozialmedium wieder real werden zu können. Vielleicht habt ihr mit euren Spielen
intuitiv auf die Medienverwahrlosung und Aufmerksamkeitsdefizite reagiert und arbeitet am
Gegengift einer methodischen Regenerierung der Aufmerksamkeit.
Hans Degenhart Frei nach Bernard Stiegler, Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch
Technik und Medien.

Theorietreiben auf der Stufe der dritten Ironie muss eine Neigung zum Desengagement von
fixen Meinungspositionen fördern, weil das systemische Denken von sich her eine Kompara-
tistik der Illusionen nahelegt. Es befasst sich mit Überzeugungen wie mit individualisierten
Versionen von Software. Kaum nötig zu sagen, dass eine solche Haltung, ließe sie sich generali-
sieren, einen zivilisierenden Effekt hervorriefe, da sie unweigerlich entfanatisierend wirkt und
Höflichkeit verstärkt. Sie stimuliert eine Verkehrsform unter Schauspielern-Bürgern, die sich
auf der Basis von gut verteilter Selbstdistanz begegneten, weil sie damit begonnen hätten,
sich jeweils als Endverbraucher von vitalen Illusionen und pragmatischen Zurechtlegungen zu
begreifen.
Peter Sloterdijk Aus dem Buch ”Versuche nach Heidegger”
Wenn sich nun Menschen treffen, überlagern sich die Wirklichkeiten zu einer Co-Kreation, zu
einer gemeinsamen Schöpfung. Sämtliche Informationsmuster fügen sich zu einer Wirklichkeit
und bilden einen Pool an Möglichkeiten. Aussschlaggebend ist die gemeinsame Intention. [...]
Sämtliche Stränge von Wirklichkeiten einer Gruppe formen einen Schöpfungsstrahl. Je kohä-
renter, gleichschwingender das Gruppenfeld, desto leichter kann die Kraft durchfließen. [...]
Die Welt möge beginnen, neu zu denken, umfassender, als Felddenken. [...]
Heiteres Interesse und entspannte Einfühlsamkeit in die Welt. [...]
Thomas Hübl Aus der Broschüre ”Transparenz”
Was wir als Form wahrnehmen, ist immer auch eine Form des Körpers, weil die Kette der
Analogien bis in diesen hinabreicht. [...]
Die symbolischen Grundmuster der Gefühle haben von Anfang an, von ihrer Geburt als
Impulse im Stoffwechsel bis zu ihrem Ausdruck in der menschlichen Sprache, den gleichen
Charakter. [...]
Absolute Gesten, Urphänomene des Fühlens, in denen Gehalt und Gestalt voneinander un-
trennbar sind. [...]
Andreas Weber Aus dem Buch ”Alles Fühlt”
Die zufälligen Schwankungen jedes verwirklichten Systems von Gestalten tasten dessen Nach-
barschaft im Raum der Möglichkeiten ab.
Peter Kafka Aus dem Buch ”Gegen den Untergang - Schöpfungsprinzip und globale Beschleuni-
gungskrise”

Gegenstand der Hypothese (Morphogenetische Felder) ist die Wiederholung von Formen und
Organisationsmuster.
Rupert Sheldrake Aus dem Buch ”Das schöpferische Unviersum - Die Theorie des morphogene-
tischen Feldes”

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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 3
1.1 Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Bedeutung und Deutungsfreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

2 Materielle Basis 6
2.1 Gruppenspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.2 Anschauungsmaterial, Programmiertes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.3 Übungsimpulse, Spot on . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3 Ideeller Überbau 18

4 Potential 20

1 Einleitung
Das paper ist in vier Bereiche geteilt. In der Einleitung geht es um die Entstehungsgeschichte dieser
Zusammenstellung als auch um ihren Rahmen und ihre Flexibilität. Im zweiten Teil stelle ich unsere ma-
terielle Basis vor, also Gruppenspiele (die Markus und ich uns überlegt und größtenteils schon angeleitet
haben), Programme, die Erkenntnisse visuell befruchten können und Übungen die mensch allein oder
in Gruppen ausprobieren kann. Im dritten Teil geht es um mögliche Kriterien für systemische Wahr-
nehmung, die als Orientierungskoordinaten in die Erfahrungswelt gezogen werden können. Abschließend
das Potential dieser Sichtweise in meinen Augen. Mit einer wachen Wahrnehmung ist alles ”Abstrakte”
(Punkt 1, 3 und 4) reproduzierbar aus den Beispielen, als auch völlig ohne sie. Entstanden aus einem
lebendigen Kontakt mit der Welt ist alles aus sich heraus reproduzierbar. Von jedem Punkt der Welt
können wir in die Welt schauen. Erhaltung des Feuers und nicht Anbetung der Asche! Der Text ist
als Inspirationsquelle zu verstehen und versucht die Spannung zwischen Spiritualität und Wissenschaft
im Feuer der persönlichen Erfahrung zu umarmen. Du brauchst keine Bücher gelesen haben um es zu
verstehen, du kannst direkt eintauchen. Da das vorgestellte Konstrukt an Ideen und Impulsen aus einem
neugierigen Kontakt mit der Welt gewachsen ist, möchte ich, dass es sich jeder Einordnung in bestehen-
de Erklärungssysteme entzieht. In mir entwickelt sich dieses Gebilde weiter, möge das Unfertige mit dir
resonieren und in dir eigene Wege gehen. Gleichzeitig bewusster und unbewusster im Sinne von intuitiver
werden. Formale Fehler bitte ich mir nachzusehen - auch rate ich es weniger von Satz zu Satz, sondern
mehr als Ganzes wirken zu lassen ...nichtlineares Denken braucht auch nichtlineares Lesen-Können :-)

1.1 Historie
Durch brüderliche Charakterpolarisierung (u.a.) schon früh der materiellen Behaftung losgesagt, galt
mein Feuer der Wahrnehmung und den Gedanken. Den Grundstein dazu legten wohl die Verschmelzung
von väterlicher und mütterlicher Energie in mir - von ihm das Männliche, intellektuell-philosophische,
die Lust am formulieren, das Mathematische - von ihr das Weibliche, die feine Wahrnehmung, die erdige
Wildheit, die Würdigung des Weiblichen und des Lebens. Aus purem Wissensdurst gestaltete ich mei-
ne Hausaufgabenablenkung derart, dass ich durch verschiedene Bücher und mit meinen geringen, aber
mathematisch-graphisch-kern-erfassenden Programmierkenntnissen das Apfelmännchen herbeizauberte,
Fibonacci-Spiralen entstehen ließ und Gravitationssysteme modellierte - und so in die Welt der fraktalen
Mathematik und der Chaostheorie eintauchte. Wobei mir stets die Schnittstellen interessant waren, wo
Erkenntnisse staunend rückprojiziert werden konnten in die Erfahrungswelt.
Durch mehrmalige Schulwechsel hatte/habe ich verschiedene Freundeskreise. Obwohl mir einige zu wich-
tigen Menschen wurden (und sind) und es total geile wilde Zeiten gab, fiel es mir nicht immer leicht ”das
Soziale” in mir zu organisieren, gerade wenn sich die Kreise überschnitten. Natürlich auch mit Einzelnen
aber vor allem in Gruppen entwickelt sich jeder in eine Rolle hinein. Bei der Überschneidung mit meinem
Familienkreis trat mein ”Problem” am deutlichsten zutage - ich kam stets in einen Konflikt welche Rolle
ich einnehmen soll/darf/will. Viel meiner Energie ging dahin, Situationen zu umgehen in denen ich mich
in einem Kreis lächerlich/befremdlich machen könnte wenn sie meine Rolle aus einem Anderen erleben
würden. Dabei lernte ich über das soziale Spiel und identifizierte mich immer weniger über die sozialen

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Mäntel die ich trug, was den Keim zu einer enternsteten Wahrnehmung legte.
Damit waren meine beiden inneren Hauptfeuerstellen angelegt: ”natürliche Informatik” und Gruppenpro-
zesse. Während meines freiwilligen ökologischen Jahres 06/07 im Ökodorf 7 Linden konnte, wollte und
durfte ich dankenswerterweise nun so richtig eintauchen in gemeinschaftliche Gruppenprozesse und hatte
viele Gelegenheiten mich auszuprobieren - das einjährige holon-training mit abschließender Visionssuche
(eine Weiterbildung zum Tiefenökologen) war mir dabei eine wichtige Reifeplattform. Schnell fand ich mit
meinem MitFÖJler Markus (studierter Informatiker) eine Ebene die ich sehr schätze: 7Linden-, Gruppen-
und psychosoziale Strukturen humorvoll reflektieren und Strukturdominanten bzw. -dynamiken heraus-
shapen, rituelles ”Kapitelchen lesen” in anspruchsvollen Büchern und der Austausch über Programmie-
rideen.
Durch verschiedene motivationsverdichtende Ereignisse kam es dann dazu, dass wir zwei ein halbes Jahr
nach Ende unseres FÖJs innerhalb eines Monats zweimal in 7Linden einluden zum ”nicht perfekten,
selbstermächtigten, gruppigen OpenSource-Mittrag im Forschungsfeld Kollektive Intelligenz”. Das erste
Mal unter dem Titel ”Gruppenprozesse und Informatik”, das zweite Mal unter ”Intuitionstraining für Sys-
temverhalten”. Angefangen mit dem Wunsch systemtheoretische Begriffe erklären zu wollen ging unser
Forschungsfeld in Richtung einer Gruppentheorie und bündelt sich jetzt unter dem viel weiteren Begriff
”Systemische Wahrnehmung” und der Idee von transformativer Intervention durch systemdynamische
Übertragung.
Ich studiere zurzeit Bioinformatik an der Fachhochschule in Freising.
Das hier ein erster ”offizieller” output um mir selbst einen Meilenstein zu setzen in meiner internen
Verschmelzung von Gruppenprozessen und Informatik - und hoffentlich damit zu inspirieren und zum
Weiterkneten anzuregen.

1.2 Bedeutung und Deutungsfreiheit

Mir geht es darum dynamische Wirkmuster in Wahrscheinlichkeitslandschaften zu entdecken und


Möglichkeiten zu finden diese erlebbar zu machen. Mit Wahrscheinlichkeitslandschaft meine ich das, was
dafür sorgt, dass der nächste Moment so wird wie er wird. Und das soll nur bedingt auf einem akade-
mischen Niveau ablaufen; was zählt ist die Bereicherung der Intuition - das was im Wesenskern hängen
bleibt und transformative Kraft entfalten kann.
Wahrnehmen und lernen ist so eine tief sitzende Dynamik, jedes Kind würde mich auslachen für den
ganzen Kram hier. Und doch meine ich zu merken, dass sich eine Entwicklung abzeichnet, die den
linear-kausalen Schleier von der Wahrnehmungsfähigkeit löst und die systemisch enternstete und entü-
belte Wahrnehmung freilegt. Mit ”enternstet” meine ich eine Lockerung der zwingenden Identifikation
mit Rollen- und Selbstbildern; ich bin was ich bin, aber ich kann mich von außen betrachten und bin
mir der Kreise bewusst die mein Wurf in den See zieht. ”Entübelt” löst lineare Schuldzuweisungen im
Wissen um wechselseitige Abhängigkeiten auf und spürt das systemisch/biographische Zustandekommen
von ”bösen/schlechten” Meinungen/Menschen.
Wie weit ist das zu treiben? Jede Meinung ist eine verfrühte Verhärtung und wenn wir uns alle einstim-
men passiert eh das Gute/Wahre/Schöne? Nein, ich glaube es braucht Klarheit, Entscheidung, Reibung,
Struktur und Widerstand um nicht im flüssigen Wahrnehmungsbrei zu stagnieren. Dennoch, möge ein
gewaltiger Ruck durch verkrustete mentale Mauern gehen um Platz zu schaffen für das neue Denken.
Dabei ist nichts in Stein gemeißelt und du bist eingeladen und ermutigt dir das zu nehmen was dich
inspiriert und daran weiterzukneten im Forschungsfeld der kollektiven Intelligenz.
Es geht um die Übertragung von Dynamik - und das ist von allen auf alle Ebenen möglich. Neben der
starken Kraft des Gruppenfokus bei Gruppenspielen bietet sich die Informatik an, da gezielt Bewegungen

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simuliert werden können um für bestimmte Phänomene zu sensibilisieren. Auch eignet sich das Bestre-
ben eine Phänomen bis an seinen Grund zu durchdenken um es im Programm nachbauen zu können,
hervorragend um Dynamiken aufzudecken, die vorher nicht bewusst waren.

Raum der Möglichkeiten Ein kleines, nicht


unanstrengendes Gedankenexperiment frei nach
Peter Kafka... Wollen wir den Ort einer Person
darstellen, können wir im dreidimensionalen Koor-
dinatensystem einen Punkt eintragen. Wenn sich
diese Person nun bewegt, bekommen wir eine Spur
im 3D-Raum und haben die Zeit als vierte Di-
mension. Wollen wir noch eine weitere Informa-
tion darstellen, bspw. wie hungrig die Person ist, können wir die Linie dicker und dünner einzeichnen;
über eine Farbe die aus Rot-Grün-Blau zusammengesetzt ist, können wir schon drei weitere Dimensionen
darstellen. Es ist ungewohnt aber eigentlich ganz einfach sich vorzustellen was mehrdimensionale Phasen-
räume sind. Ein Teilchen im Universum ist in seiner Position im Raum definiert durch 3 Ortskoordinaten
und in seinem Zustand definiert durch die drei Raumkomponenten seines Geschwindigkeitsvektors (evtl.
brauchen wir noch mehr - egal). Bei ca 1080 Teilchen im Universum aus denen ja irgendwie alles besteht
basteln wir uns jetzt einen 1080 ∗ 6 - dimensionalen Phasenraum der Wirklichkeit, in dem jedes Teilchen
sechs Dimensionen bekommen hat um seine Position und seinen Zustand darzustellen. In diesem Pha-
senraum nun manifestiert sich der jetztige Moment als ein einziger Punkt! Der nächste Moment ist ein
anderer Punkt. Verbinden wir nun gedanklich (das ist leichter geschrieben als vorgestellt) diese Punkte
bekommen wir die Entwicklungslinie der Wirklichkeit als Bahn im unendlichen dimensionalen Phasen-
raum.
In diesem Phasenraum gibt es nun unendliche viele Unterräume; z.B. alle Dimensionen die für die Zu-
stände ”deiner” Teilchen zuständig sind ergeben irgendwie dich und darunter gibt es Unterräume für
deine Organe, Darmbakterien. In einer Diskussion befinden sich alle beteiligten Teilchen (ganz schön
viele) in einem Unterraum und das Gesprächsthema ist wiederum ein Unterraum davon...
Und nun stelle ich mir eine sehr geschickt ausdifferenzierte Wahrscheinlichkeitsmatrix vor, die in ”dei-
nem” Unterraum des Phasenraumes (der natürlich mit allen anderen in Verbindung steht) wirkt und
dafür sorgt, dass dein Körper so ist wie er ist. Die dafür sorgt, dass du wahrscheinlich jene Erfahrungen
an dich ziehst, diese Meinungen hast, wieder gesund wirst nach einer Krankheit und gerade jetzt diesen
Gedanken denkst. Ein anderer Unterraum mag sich aufgetan haben, als ich dieses paper geschrieben habe
- wiederum ein anderer die nächste Menschengruppe in der du diskutieren wirst. In jedem Unterraum nun
gibt es verschiedene ”Wesenheiten”, die eine Wahrscheinlichkeitslandschaft formen die die Entwicklung
des Systems bestimmen. Die Grundidee dieses papers ist, Grundmuster und Dynamiken zu erkennen
die selbstähnlich in vielen Unterräumen wirken und diese zu reflektieren - ”symbolische Übertragung
der Systemdynamik”. Der nächste Schritt ist dann vom Reflektieren (Rückgriff in Vergangenheit) in die
Intuition (präsenter Impuls) und Transformation (neues Verankern).
Diese Wahrscheinlichkeitslandschaften lassen sich mathematisch beschreiben, indem u.a. stationäre Punk-
te (Nullstellen) in den Differentialgleichungen eines Systems und das Systemverhalten nahe dieser Punkte
untersucht werden. Davon können dann Phasenportraits gezeichnet werden, wo bspw. rotatorische Zen-
tren, Senken und Quellen auftreten können. Aber das Schöne ist, dass wir alle mit unseren body-minds
mitten im Spiel sind und selbst diese dynamischen Muster erfahren, auch ohne bewusst Differentialglei-
chungen lösen zu müssen. Ich stelle mir bspw. in der Wahrscheinlichkeitslandschaft des Phasenraumes
einer Diskussion verschiedene Bahnen/Flüsse vor, die zu Senken/Seen führen (Gesprächsfäden die zu
einem Thema führen) - Berge von denen das System leicht wieder runterrollen kann (Einwürfe die nicht
aufgegriffen werden), Höhlen und Raumfaltungen in denen man schwer den Weg hinausfindet (ein Streit),
dichte Wälder (Tabuthemen) und weite Lichtungen, von denen aus viele Wege möglich sind (kreatives
Schweigen).
Mensch läuft sein ganzes Leben durch solche Landschaften und hat gewiss seine Lieblingsstellen und weiß
wie dorthin zu kommen ist - es gibt welche die in Schluchten festhängen und den Blick nicht mehr gen
Horizont richten, aber es gibt auch eine wachsende Zahl Menschen, die lernen nicht nur ”Opfer” ihrer
Landschaft zu sein, sondern die sie aktiv formen und sich dem Spiel bewusst sind. Und dadurch lernen
etwas mehr zu schweben durch die unendlichen Entwicklungsmöglichkeiten ihres body-mind-systems.

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Wenn dieses Bild für dich Sinn machst kannst du die folgenden Ausführungen über Spielchen, Begriffe
und Kriterien für Systemverhalten verstehen als mögliche Formungsmuster und -dynamiken von Wahr-
scheinlichkeitslandschaften, die dafür sorgen, dass das Gezappel im Raum der Möglichkeiten wahrschein-
lich in bestimmten Bahnen in Unterräumen des unendlich dimensionalen Phasenraum der Wirklichkeit
verlaufen. Wahrscheinlich passiert Wahrscheinliches...

2 Materielle Basis
2.1 Gruppenspiele
Die folgenden Spiele haben Markus und ich (weiter)entwickelt und größtenteils schon angeleitet. Ich
habe die Beschreibung unterteilt in Ausgangssituation, Prozess, Reflektion und Variationen. Wenn du
möchtest, verweile nach jedem dieser Unterpunkte und versuche das Spiel auf deinem inneren screen zu
simulieren.

Systemspiel
Obwohl das Systemspiel nicht von uns erdacht ist, nehme ich es hier auf da es der Kristallisationskeim
war systemische Spiele entwickeln zu wollen. Ich kenne das Spiel aus der tiefenökologischen Arbeit.

Ausgangssituation Ausgangssituation Kreis. Jeder sucht sich


heimlich zwei Personen aus und versucht nach dem Startsignal den
gleichen Abstand zu den beiden zu halten, wobei diese Anweisung
ermöglicht sich frei auf der Mittelsenkrechten zwischen den beiden
zu bewegen.
Prozess Alle sind in Bewegungen und versuchen ihre Anweisung
zu befolgen. Das Gesamtsystem kann sich beschleunigen, verlang-
samen, zur Ruhe kommen und scheint sich als Ganzes organisch
hin und her zu bewegen.
Reflektion Alle miteinander über Position vernetzt, jede Bewe-
gung wirkt sich auf alle aus. Von außen komplexe Dynamik mit
undurchsichtigen Regeln.
Variationen Zwischendurch stoppen lassen und einen Moment
Zeit zu lassen um zu überprüfen wie gut jeder die Anweisung
befolgt. Alles in Öl. Jemand zu Boden gehen lassen - jeder der
eine direkte Beziehung zu ihm hat geht auch zu Boden.

Befindlichkeitsplot
Eine Erweiterung der Stimmungsbilder (stelle dich entsprechend deiner Meinung/Stimmung zu einer
Fragestellung auf einer Skala von 1 bis 10 auf eine Linie).
Ausgangssituation Finde deine Position zwischen zwei gegenüberliegenden Wänden entsprechend
dem wie es dir gerade auf der Kopf-Ebene geht (eine Seite schlecht, Andere gut). Jetzt bleibe auf dieser
Geraden (Parallele zu den Kopf-Wänden) und finde deine Position zwischen den beiden anderen Wänden
für die Herz-Ebene. Schließlich von Hinsetzen (schlecht) bis Zehenspitzen (gut) die Hand-Ebene (Körper,
Gesundheit). Im nächsten Schritt zeigt jeder auf eine Person, wobei darauf geachtet werden möge, dass

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auf niemanden zweimal gezeigt wird. Und nun gehe schrittweise auf deine ausgewählte Person zu und
passe dich dabei ein Stückchen ihrer Körperhöhe an.
Prozess Alle konvergieren zu einem Punkt. Möglich auch Gruppierungen mit unterschiedlichen Kon-
vergenzpunkten.
Reflektion Position und Haltung der Personen im Raum stellen ein ranking dieser drei Ebenen dar.
Gibt es nur einen Konvergenzpunkt, kann dieser im Lichte der Befindlichkeitsachsen als eine Art Be-
findlichkeitsdurchschnitt gesehen werden. Was ist mit mehreren Konvergenzpunkten? Kombinierbar mit
Posenmorph, für vieldimensionale Meinungs- und Befindlichkeitsräume? Höhere Gestaltungsmacht haben
hier diejenigen die langsamer laufen, das System kommt zu ihnen. Wie können statistische Kenngrößen
wie die Standardabweichung spielerisch abgebildet werden?
Variationen Anstatt Position zwischen gut und schlecht zu finden: überlege dir eine Schrittgeschwin-
digkeit entsprechend deiner (Kopf-...)Befindlichkeit und geh auf Los von einer Wand zu anderen - wenn
die/der Erste angekommen ist; freeze für alle.

Geometriespiel
Ausgangssituation Die Gruppe bekommt die Aufgabe einen Kreis
zu bilden - in den Augen eines imaginären schwebenden Beobachters
über ihnen. Die nächste Aufgabe: ein Dreieck, dann ein Viereck, Buch-
staben, Zahlen und schließlich Wörter buchstabieren.
Prozess Schnell bilden sich Zugpferde heraus, die sich für die Ecken
zuständig fühlen oder meinen das Ganze dirigieren zu müssen. Das
System optimiert sich und wird zunehmend effektiver.
Reflektion Leitungsqualitäten der Beteiligten treten im positiven
wie im negativen zu Tage - und das obwohl die Aufgabe eine Form
als Gruppe darzustellen nicht von existenzieller Bedeutung ist, aber
die Wichtigkeit schraubt sich nach oben. Täglich erleben wir das eine
spontane halbwichtige Dringlichkeit durch verschiedene Filter und Weitergaben zu potenten Wichtigkeits-
monstern werden für die dann Menschen zu mehr bereit sind als sie zur Ursprungsidee wären. Gerade
in Gemeinschaft schrauben sich solche Wichtigkeitsspiralen schnell nach oben. Gefährlich wird es im
Großen in der Kombination mit Macht, Vorurteilen und Waffen! Auf einen derartigen Hinweis bringen
die Teilnehmer im Nachhinein ihre eigene ”Zugpferdigkeit” mit der gegebenen Wichtigkeit in Verbindung
- und können ein kleines Stück weit nachfühlen was im Großen bspw. zu Kriegen führt. Wie lernfähig
ist so ein System - werden die Ecken weiterhin Ecken darstellen wollen und wird die Gruppe irgend-
wann ganz schnell ganze Sätze buchstabieren können? Und kann dieser Lernprozess beschleunigt werden
durch Belohnung oder/und Bestrafung? Oder ist Stress von außen immer ungesund für die natürlich
Entwicklung eines Systems? Wie optimiert die Gesellschaft Lernprozesse?
Variationen Den Effekt verstärken mit künstlichem (Zeit)Druck von außen und mit Belohnung / Be-
strafung für Spannungen sorgen. Der Übergang ins Theater wäre dann Gegenstände oder Dynamiken als
Gruppe darzustellen. Möglich wäre auch bspw. aus einer 8 heraus zwei gleichgroße Gruppen abzuschnüren
- und mit denen weiterzuarbeiten.

Posenmorph
Ausgangssituation Alle zufällig im Raum verteilt, je-
de(r) sucht sich heimlich jemand aus und nimmt eine Kör-
perhaltung ein die sein/ihr momentanes Befinden ausdrückt.
Nach dem Startsignal passt jede(r) in Zeitlupe die eigene
Körperhaltung an die der/s Morphpartner(s)In an.
Prozess Alle in Bewegung, nach einiger Zeit haben alle die
gleiche Körperhaltung, zu der alle konvergiert sind. Möglich
aber auch mehrere Endfiguren.

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Reflektion Wechselseitige Vernetzung. Jeder hat einen Beitrag zur Endfigur. Es können sich allerdings
stabile Inseln bilden, bspw. zwei die sich auf sich selbst beziehen - bezieht sich sonst keiner mehr auf
die beiden werden sie zusammen eine gemeinsame Figur entwickeln, bezieht sich allerdings auch nur eine
Schnittstelle zum Rest der Gruppe auf dieses Zweiersystem, wird alle figürliche Information der Gruppe
verloren gehen und alle nehmen die Haltung der Zwei ein.
Variationen Über Körperhaltung könnten verschiedene Meinungen oder Befindlichkeiten codiert wer-
den (z.B. steht Maß der Handausgestrecktheit für Maß der Zustimmung zu einem Thema, Kopfdrehung
für anderes Thema usw... so lässt sich ein Themenkomplex über Körperhaltung codieren - allerdings nur
linear skaliert) und es kann über Bewegung eine Gruppenhaltung gefunden werden, die dann rückinterpre-
tiert werden kann. Die Gestaltungsmacht auf die Endfigur ist abhängig vom individuellen Morphbeginn,
-geschwindigkeit und dem Beziehungsmuster. Damit lassen sich vielleicht Teams bilden, Machtstrukturen
aufdecken, interaktive Stimmungsbilder kreieren, Talente finden usw... In Kombination mit der Idee der
schrittweisen Positionsanpassung aus dem Befindlichkeitsplot, liesen sich vieldimensionale Meinungs- und
Stimmungsräume erschaffen, die in Bewegung kommen und für vielerlei Interpretation genützt werden
können.

Gekritzelmorph
Im Bild das Original und die weitergegebenen Bilder nach dem 2. und nach dem 6. Schritt.

Ausgangssituation Alle sitzen in einer Reihe und schauen in eine Richtung (dort am besten einen
Blickfang platzieren). Dem/r Hintersten in der Reihe gibt der/die AnleiterIn ein Papier mit einem Ge-
kritzel darauf (z.B. eine geschwungene Linie mit Kurven, Spiralen und Zacken und dem Wort ”Text” in
der Mitte). Er/sie darf es ein paar Sekunden anschauen und einmal nachfahren bevor ihm/r das Original
weggenommen wird und er/sie es auf einem neuen Papier möglichst originalgetreu nachzeichnen soll.
Der/die Letzte gibt sein/ihr Gekritzel an den/die Vorletzte(n) weiter usw. Am Ende werden alle Blätter
nebeneinander gelegt und über die Entwicklung diskutiert.
Prozess Form verändert sich beim weitergeben.
Reflektion Vieles kann zu dieser starken Metapher gesagt werden. Das Wort ”Text” ist in seiner Be-
deutung erhalten geblieben obwohl sich zwischendurch Groß- und Kleinschreibung änderten. Der Mensch
als Symbolwahrnehmendes und Symboldeutendes Wesen... Ich glaube, dass ein noch so komplexes An-
fangsgekritzel nach einigen Weitergaben eine Form findet, die über viele weiteren Weitergaben stabil
bleiben wird. Gibt es also Form-Attraktoren die schon dem anfänglichen Gekritzel inne wohnen und die
herausgebildet werden? Werden verschiedene Gruppen diesselben Form-Attraktoren finden? Spannend
wird es wenn wir die Dynamik übertragen auf eine Plenumssituation - auch dort wurschtelt sich die
Gruppe durch das Chaos der Meinungen um irgendwann bspw. einen Beschluss zu formulieren; ist nun
dieser Beschluss von Anfang an da gewesen? Gibt es Wege schneller dorthin zu kommen ohne interper-
sonelle Reibung - gibt es ”soziale Algorithmen” oder eben Meditationstechniken, die beim Input einer
Gruppenausgangssituation (alle Themen, alle Emotionen, alle Beziehungsmuster) als Output die tiefere
Wahrheit ”liefern”? Aber braucht es nicht (manchmal) die Reibung, funktioniert so nicht lernen...?
Variationen Wenn von jedem in der Reihe eine Reihe senkrecht dazu abgingen, die neben dem Vorigen
in der ursprünglichen Reihe jeweils das momentane Gekritzel bekommen und weitermorphen ist ein
zweidimensionaler Gekritzelmorph enstanden. Spannend wäre auch, viele das Original nachmalen zu
lassen und die Ergebnisse nebeneinander zu legen.
Körperpost: das gleiche nur mit Körperhaltung
Erklärungspost: Flüsterpost mit schwierigen Wortdefinition o.ä.

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Glückspilz und Pechvogel
Ausgangssituation Suche dir heimlich einen Glückspilz dem du nahe sein möchtest. Nach dem Start-
signal tu es. In der zweiten Runde wählst du einen Pechvogel, von dem du dich weitmöglichst entfernen
möchtest. In der dritten Runde gilt es nun gleichzeitig dem Glückspilz nahe, als auch weit weg vom
Pechvogel zu sein.
Prozess In erster Runde alle auf einem Haufen, in zweiter Runde kleben alle verteilt an den Raumwän-
den. In der dritten Runde gibt es wildes Durcheinander, langsam, schnell, selten Stillstand. In kleinen
Räumen häufig rotierende Gesamtbewegung.
Reflektion Gibt es eine konvergente Endfigur, wo alle zufrieden sind? Kann diese vielleicht ein Com-
puter schneller ausrechnen als Menschen aus ausprobieren können? Ja er kann, denn er seine Schritte
sind ein paar Milliarden mal schneller getaktet. Aber er kann die erlebte Dynamik nicht übertragen auf
andere Ebenen und sich keine Gedanken darüber machen was es heißt in einer sozialen Landschaft mit
einer komplexen Sympathiematrix unterwegs zu sein...
Variationen Jeder soll die Position im Raum finden, wo sie/er zu allen eine Distanz hat die ihrer/seiner
Sympathie/Nähe für sie/ihn entspricht.

Soziale Attraktoren
Ausgangssituation Zufällige Verteilung im Raum, vielleicht im Anschluss an ein anderes Spiel. Über-
lege dir einen Punkt im Raum wo es dir gefällt, wo du bspw. aus Gründen der Sympathie zu den dort
stehenden Leuten hin willst. Dann schließe die Augen und gehe langsam dort hin. Wenn du angekommen
bist öffne die Augen und sieh dich um. Das Ganze dreimal.
Prozess Nach dem Öffnung der Augen stellen viele fest, dass sie zwar ihren Wunschplatz erreicht
haben aber ihre peer-group weg ist. Im besten Fall steht jemand an deinem Platz, dann weißt du der
wollte zu dir. Einige kommen auf die Idee nur die halbe Strecke zu ihrem Wunschplatz zu laufen, in
der Hoffnung der Partner oder die Wunschgruppe denkt genauso. Oder es wird vermutet wo jemand
hinlaufen möchte und die Blindlaufbahn wird so kalkuliert sie/ihn zu schneiden. Bei Wiederholungen
werden Sympathieteams sichtbar.
Reflektion Gut um Sympathieteams und wechselseitige Erwartungen auf die Bühne zu bringen. Ich
erwarte das du da hin läufst, deswegen geh ich dorthin. Wie oft kommt es zu einem Treffen?
Variationen Anstatt Sympathie Meinungen zu einem Thema im Raum orten (bspw. durch Sitzkissen
manifestieren).

Energiefeld
Ausgangssituation Teilnehmer stehen im Kreis. Überlege dir eine Regel - die besteht aus einem
wahrgenommenen Input der über deine interne Verdrahtung einen Output triggert. Als In- und Output-
Möglichkeiten gibt es Fuß-, Arm-, Kopfbewegung oder Klatschen. Eine mögliche Regel könnte also lauten:
wenn ich im Raum eine Armbewegung wahrnehme klatsche ich. Ein Anderer bewegt vielleicht seinen Kopf
wenn er klatschen hört. Der Anleiter hampelt herum um die Sozialmaschine anzuwerfen... Im nächsten
Schritt überlege dir zusätzlich zur ersten Regel noch eine Zweite und versuche beide parallel zu befolgen.
Prozess Nach einer chaotischen Anfangsphase pendelt die Maschine sich unter viel Gelächter auf einen
Takt ein und bestimmte Schleifen werden immer wieder durchlaufen. Im zweiten Schritt pendelt das
System sich schon nicht mehr in angemessener Zeit ein, da jeder Probleme hat für zwei Inputs offen zu
sein und die Outputs zuzuordnen.
Reflektion Bei der Vorstellung wie viele ”Regeln” auf allen Ebenen dein body-mind hat und auch
ständig ändert (manche sehr schwerfällig) und nach wie vielen Regeln bspw. ein Plenum funktioniert,
kommt es zur, möglicherweise erschütternden, Einsicht wie hochkomplex und hochgradig vernetzt reale
Beziehungsmuster sind. Das wird nie ein Computerprozessor simulieren können, dein body-mind-system
selbst ist dein Prozessor in dieser Dynamik. Dein Interesse, dein Emotionskörper, deine Meinungen, alles
ist verdichtete ”innere Verdrahtung” die irre schnell, subtil und hochkomplex getriggert werden kann.

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Variationen Eine Regel während der Interaktion zehnsekündig wechseln zu lassen, dann eine Zweite
additional. Schließlich die Regeln der Intuition überlassen mit mehreren und subtileren Input/Output-
Möglichkeiten (z.B. Hektik als Input führt zu aggressivem Verhalten als Output) und das Spiel in einen
Tanz übergehen lassen.

Assoziativgeschichten
Eine tolle Methode um bspw. während/nach Diskussionen die Stimmung im Raum durch Geschichten
sprechen zu lassen.
Ausgangssituation Es werden 3 listener festgelegt und die restlichen Teilnehmer überlegen sich ein
Startwort, das kann Substantiv, Verb oder Adjektiv sein. Auf Los laufen alle durcheinander und sagen
ständig ihr Wort vor sich her. Etwa 10-sekündlich wechselst du dein Wort spontan assoziativ zu einem was
du gerade hörst (bspw. du hast ”fröhlich” und hörst ”hüpfen” und dein neues Wort wird ”Blumenwiese”).
Die Listener haben die Aufgabe schweigend herumzulaufen und sich von den Worten die sie hören zu
einer Geschichte inspirieren zu lassen. Das Ganze sollte nicht zulange gehen um die Merkkapazität der
Listener nicht überzustrapazieren. Danach erzählen die Listener nacheinander ihre Geschichten.
Prozess Es entsteht ein fröhliches Treiben und die Teilnehmer merken schon beim herumlaufen wie
etwas Gemeinsames am entstehen ist. Alle lauschen gebannt den Geschichten der listener und es entsteht
eine andächtig / muntere Stimmung.
Reflektion Jeder erlebt beim herumlaufen seine eigene Geschichte und findet diese in den Listener-
Geschichten wieder. Die Geschichten scheinen das vorher Erlebte und im Gruppenraum Schwebende
einzusammeln und verarbeitet wiederzugeben. Dabei werden gemeinsame Erinnerungsbausteine erzeugt
und es entsteht das Gefühl gemeinsam etwas geschaffen zu haben. Ein Echo des Gruppenorganismus?
Variationen Es ist möglich daraus eine ”horoskopische” Arbeit zu machen, indem Listener mit eigener
innerer Fragestellung herumlaufen, die keine Geschichte sammeln sollen, sondern sich für ihre Antwort-
landschaft auf die Frage inspirieren lassen können und optional davon berichten dürfen.
Im Kreis; kreisrum sagt jeder ein Wort was im spontan einfällt, wird sich assoziativ auf Wort/Satz davor
beziehen - es ergeben sich Sätze von sinnlos bis philosophisch.

Hordensinn
Ausgangssituation Die Gruppe wird nacheinander auf-
geteilt nach verschiedenen Kriterien: m/w, u30/ü30, singles/inBeziehung,
nichtEltern/Eltern, Raucher/Nichtraucher, Fleischesser/vegetarisch
(-> in vegan unterunterteilen), zufällig, usw. Teilnehmer dürfen
weitere Kriterien nennen. Nach Aufteilung immer eine Weile ein-
fühlen lassen. Auch mehrstufige Aufteilungen (zwei Gruppen wer-
den zu vier usw.) mit scheinbar zusammenhangslosen Kriterien
anstreben.
Prozess Große Bereitschaft und Spaß am Einordnen. Heftige
Diskussionsbereitschaft wenn jemand das Gefühl hat zwischen
dem Dual zu sein. Gruppenwesen/-geist sofort spürbar, es entsteht
”meine Gruppe” und die ”Anderen”. Der quantitative Unterschied
bei kleinen Gruppen fällt schwerer ins Gewicht als bei Großen (2
oder 3 hat mehr impact als 10 oder 11).
Reflektion Magie der Gruppe. Hordensinn ganz tief im Stammhirn, Mensch als soziales Wesen. Selbst
zufällige Gruppen wie z.B. an einer Ampel Gegenüberstehende, oder im Zug beisammen Sitzende entwi-
ckeln spontan ein Gruppengefühl. Ab wann verschwimmt das, wie lange ist die Gruppe noch Gruppe?
Am Bahnsteig, auf großen Plätzen, alle die eine Fernsehsendung gesehen haben? Woran merkt mensch
ob es sich um zufällige oder gewollte Gruppen handeln? Was sind gemeinsame Werte, Rollenverteilun-
gen, Feindbilder? Wie bekommen zufällige Gruppen einen Willen - Zivilcourage? Was ist die minimale
Gemeinsamkeit um eine Gruppe zu bilden die bspw. gewaltbereit ist - Fussball? Zu was ist eine Grup-
pe bereit um ihr Bild voneinander aufrecht zu erhalten? Wie oft bist du in Gruppen die so nie wieder
zusammenkommen werden?

10
Variationen Den aufgeteilten Gruppen können kurze einfache Aufgaben zugewiesen werden z.B. ge-
meinsame figürliche Darstellung (z.B. Geometriespiel), mathematische Rechnung, Strategiespiele... Es
kann Konkurrenzdruck (Belohnung/Bestrafung) erzeugt werden und der Unterschied von win/loose und
win/win bespielt werden.

Rhythmische Synergie
Ausgangssituation Beim Rhytmik-Spiel sollten die Leute sich einen Rhythmus überlegen und dann
diesen klatschend im Raum herumlaufen. Um das Rhythmus-Halten zu erschweren sollen sie auf einem
Bein rückwärts hüpfen und dergleichen - dann sollten sich Gruppen mit ähnlichem Rhythmus finden und
sich auf Einen einigen - schließlich die Einigung in der Großgruppe.
Prozess Anfänglich Klatschchaos, untalentierte Rhythmushalter verlieren Ihren oder/und passen Ihn
an. Irgendwann Gesamt”einigung” auf einen Takt, aber viele verschiedene Rhythmen, Orientierung an
chaotischen Klangblöcken. Auch am Ende keinen gemeinsamen Rhythmus, da einzelne nicht bereit sind
sich anzupassen.
Reflektion Herausbildung von stabilen Inseln, meistens um Talentierte herum. Wie weniger offensicht-
liche skills auf so eine synergetisierende Ebene bringen?
Variationen Melodie statt Rhythmus.

Weitere. . .
Einfach gehen Um den Satz ”der Blick der Anderen ist der verborgene Tod meiner Möglichkeiten” auf
die Bühne zu holen, ist die Übung ”einfach gehen” spannend. Während alle dich beobachten gehe ganz
einfach völlig natürlich durch den Raum, kannst du das? Warum nicht, was wirkt da? Beim nächsten
Versuch schließe deine Augen, beim nächsten sollen alle Zuschauer ihre Augen schließen.

Frage ans Leben Die Leute stehen im Kreis und innerlich formuliert jeder für sich eine Frage die er/sie
bspw. gerade ans Leben/nächster Schritt o.ä. hat. In die meditativ/rituell aufgeladene Mitte hinein posi-
tioniert der/die LeiterIn dann willkürliche Gegenstände während alle die Augen geschlossen halten. Dann
dürfen die TeilnehmerInnen kurz die Augen öffnen um die Impression aus der Mitte zu sehen und zu
schauen ob es in der Antwortlandschaft auf ihre Frage Sinn macht. Möglich wäre auch Leute einzuladen
einem Impuls in die Mitte zu folgen und während dem Augen-Auf-Intervall eine Geste/Bewegung dar-
stellen zu lassen. Wichtig ist, zündende Interpretationsbeispiele zu liefern um eine interpretationslüsterne
Energie ähnlich der Aufstellungsarbeit, Bleigießen oder des Tarot zu stimulieren. So könnte ein Handstand
in der Mitte als Symbol für die Qualität des auf-den-Kopf-stellens stehen, aber auch für Übung, Leicht-
sinn und Gefahr, gewohnte Fortbewegungsmittel (eingefahrene Muster) transzendieren um dann wegen
biologischer Schwerkraft-Standfestigkeits-Muskelkraft-Determinierung wieder zu ihnen zurückzukehren.
Spannend wäre auch ein freeze in einem Tanz, wonach sich jeder eintunet, was die Menschenlandschaft
um ihn herum mit den individuellen abstrakten verkörperten Energien/Qualitäten ihm in Bezug auf die
eigene Seelenlandschaft zeigen kann. Formkonstanz (Andreas Weber) - jede Dynamik/Qualität/Energie
in der Welt finden wir in uns wieder und umgekehrt.

Flocking Vogelschwarmsimulation. Chaotische Verteilung - orientiere dich am Massenmittelpunkt dei-


ner unmittelbaren Nachbarn (bspw. in einem Radius von 2m) und an deren Richtung und Geschwindig-
keit. Wenn du an ein Hinderniss kommst finde einen Mittelweg zwischen deiner Schwarmaufgabe und
dem Ausweichen. In kleinen Räumen wird sich wahrscheinlich eine große Kreisbewegung einstellen. Bei
genügend Platz wird Schwarmverhalten sichtbar und Hindernisse (boids) werden dynamisch umflogen.
Spannend wird es durch ”Einbau” von beweglichen Hindernissen, oder sogar Fressfeinden. Mit zufälligen
Schwankungen kann mit die Auswirkung auf die Gesamtbewegung experimentiert werden.

Geborgenheitsgeschenk Nutze den eingetunten Gruppenraum dafür um zurück in den Mutterbauch


zu krabbeln, dich wiegen zu lassen während alle summen. Du weißt was dir gut tut, gönn es dir von der
Gruppe. Lass dich von 10 Händen massieren. Mach die Gruppe zu Tarotkarten und zieh dir ”Karten”
zu deiner Frage. Lass deine inneren Anteile vor deinen Augen in Interaktion gehen. Such dir Vertreter
anderer Zeiten und lass sie zu deiner Frage sprechen.

11
Bewusstsein verlieren Von diesem Spiel hat mir Jara erzählt. Nach einer Aufwärmrunde, in der sich
jeweils ein Mittiger in der Dreiergruppe nach vorn oder hinten fallen lässt im Vertrauen darauf von den
beiden aufgefangen zu werden, laufen alle wach und präsent durch den Raum - die Leitung ruft einen
Namen und die Person fällt um und wird von den Umgebenden (hoffentlich) aufgefangen. Sicherlich ein
tolles Spiel um eigenes Vertrauen zu spüren und Vertrauen in der Gruppen zu schaffen - und es wird eine
schwarmartiges Kollektivgefühl trainiert.

Fiktiven Energieball weitergeben Ein tolles Aufwärmespiel, was ich unter der Anleitung von Ge-
seko erlebt habe. Alle stehen im Kreis und der Anleiter baut theatralisch einen fiktiven Energieball
zusammen und gibt ihn weiter, der/die Nächste formt daraus spontan irgendetwas (bspw. drei Jonglier-
bälle, verschluckt ihn...), macht eine kleine Szene und gibt ihn weiter... einmal rum entlässt der Anleiter
den Ball wieder in die freie Energie.

Namensgestenspiel Auch ein tolles Aufwärmspiel für große Gruppen mit wenig Vorstellungsrunden-
zeit. Reihum macht jeder eine Geste zu seinem Namen und alle machen sie gleichzeitig nach.

Gestininterpretationsspiel Wie Körperpost, nur mit Gesten/Szenen. Alle schauen in eine Richtung,
der Hinterste bekommt bspw. das Stichwort ”Klospülung betätigen” zugeflüstert. Der Vorletzte darf
sich umdrehen und sich die Szene des Letzten dazu anschauen - das was er darin sieht, SAGT er dem
Vorvorletzten. Der gibt das Gehörte wiederum als Szene weiter - dann wieder interpretieren und sagen
usw. Auch möglich, dass eine Anfangsszene mehrere parallele Interpretier- und Weitergabelininen triggert
- Endszenen vergleichen und Prozess reflektieren...

2.2 Anschauungsmaterial, Programmiertes


Information Flow Diagramm Als eines von un-
endlich vielen Möglichen sei hier ein Beispiel gezeigt,
auf dem der Gesprächsverlauf um thematische Attrak-
toren kreist. Es gibt schnell wechselnde Themen, die
dann zusammengefasst werden, es gibt einen Rückbe-
zug zum Anfangsthema, es bilden sich parallele Ge-
sprächsverläufe die wieder zusammenfinden und es gibt
Einwürfe die nicht aufgegriffen werden. Wie genau ist
nicht so wichtig - jeder sei eingeladen seine eigene Art
der ”nichtlinearen Protokollierung” zu entwickeln. Als
eine Möglichkeit realen nichtlinearen Gesprächsverläu-
fen gerechter zu werden als Schrift von links nach rechts
und oben nach unten.

Tripelpendel Das Tripel- oder auch Chaospendel ist ein Pendel an einem
Pendel an einem Pendel. Einmal angeschubst lässt sich faszinierend beobach-
ten was für wilde Bewegungen durch die wechselseitig voneinander abhängigen
Krafthebel und Fliehkräfte enstehen. Tanzende Figuren, spontane unerwartete
loops, Unberechenbarkeit. Ein ein- und erleuchtendes Beispiel für nichtlinea-
re Systeme, dessen Entwicklung entgegen dem mechanisch-wissenschaftlichen
Wunschdenken nicht auf die Startbedingungen zurückführbar sind. Die Pendel-
bewegungen sind so sensibel, dass jede Luftbewegung im Raum, jedes Metalla-
tom im Drehlager des Pendels seinen Teil dazu beiträgt, dass es unmöglich ist die gleiche Pendelsequenz
nochmal zu treffen auch wenn noch so exakt probiert wird die Startbedingungen in zwei Versuchen
gleich zu machen. Im Computer simuliert würde mensch ”deterministisches Chaos” realisieren können,
also durch gleiche Anfangszustände reproduzierbare Pendelsequenzen - einem echten Tripelpendel näher
kommen würde man durch einprogrammierung von zufälligen Schwankungen. Auch unter der Fragestel-
lung, woran erkennen wir Leben, ist das Tripelpendel eine interessante Inspirationsquelle. Würden wir
einem einzigen Pendeln sicherlich noch keine lebendig wirkenden Bewegungen zusprechen, so lässt sich
dem, diffus aus dem Augenwinkel bemerkten Tripelpendel sehr wohl lebendige Dynamik unterstellen.

12
Elektrisches Feld Markus hat ein elektrisches Feld programmiert,
wo es möglich ist positive und negative Ladungen zu platzieren, Be-
wegliche und Unbewegliche. Gleichnamige Ladungen stoßen sich ab -
Ungleichnamige ziehen sich an. Es ist möglich während der Bewegung
sowohl die wirkenden Kräfte durch Richtungspfeile anzuzeigen (rechtes
Bild) als auch Bereiche mit gleicher Potentialität als Äquipotentiallini-
en darzustellen (untere Bilderkette: zwei bewegliche positive Ladungen
werden von einer statischen abgestoßen, wobei einer von den drei stati-
schen Negativen eingefangen wird und um sie kreist). Über das Feld in
Aktion zu sinnieren, ohne zu wissen das es ein elektrisches Feld darstel-
len soll, bringt viel kreatives Systemdynamik-Übertragungspotential
ans Licht bzw. fördert dieses. Ölfarben, soziale Kreise, Ideen im Kopf...

People Convergence Inspiriert von unseren Befindlichkeitsplot-Überlegungen hat Markus dieses Pro-
gramm geschrieben. Punkte (Menschen) werden gesetzt und bekommen eine Beziehung zu einem anderen
Punkt zugewisen. Nach Start wird jeder Punkt einen Schritt in Richtung seines Zielpunktes gehen, dann
wiederum einen Schritt in Richtung der neuen Position des Zielpunktes usw. Im ersten Bild sind vier
Agenten mit ihren Beziehungen, ihrem Halbzeitzustand und ihrem zeitlichen Verlauf zu sehen. Logischer-
weise konvergieren alle Agenten zu einem Punkt - in dem Fall zum Durchschnitt ihrer Anfangspositionen.
Im zweiten Bild wurden einige Agenten zufällig gesetzt und ihnen zufällige Beziehungen zugewiesen -
auch hier konvergieren alle zu einem engen Haufen. Im dritten Bild schließlich haben sich zwei Inseln
mit jeweils einem Konvergenzpunkt ergeben; möglich dadurch, dass sich kein Agent aus Gruppe1 auf
einen Agenten aus Gruppe2 bezieht und kein Agent aus Gruppe2 auf einen Agenten aus Gruppe1. In der
oberen Gruppe wurde zudem dem Agenten links oben eine kleinere Schrittlänge zugewiesen - der Effekt
ist offensichtlich: er ”zieht” durch seine Trägheit den Gruppenkonvergenzpunkt zu ihm hin.

Apfelmännchen Eine meiner bisher größten mathematischen Freuden war, nach nächtelangem Pro-
grammieren und Ringen um Verständnis, endlich die Mandelbrotmenge (=Apfelmännchen) auf meinem
Bildschirm zu sehen - als Produkt meines Codes. Das populärste und wohl schönste aller Fraktale zeigt
sich auf der Gauss’schen Zahlenebene - soll heißen auf einem Koordinatensystem mit dem reellen Teil
einer komplexen Zahl auf der horizontalen Achse (von -1,5 bis +1,5) und dem imaginären Teil auf der
vertikalen Achse (von -2 bis +1). Es zeigt eine Menge von Punkten, die einzeln als Konstante für c in
die Formel zn+1 = zn2 + c (wobei z und c komplexe Zahlen sind) gegeben wurden und dann je nach
der Geschwindigkeit ihres betragsmäßigen Wachstums bei fortlaufender Iteration (Ergebnis einer Rech-
nung wird Input der nächsten Rechnung) eingefärbt wurden. Schwarz bedeutet hier, dass der Betrag

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der komplexen Zahl trotz dem quadratischen Term in der Vorschrift auch bei vielen Iterationen nicht
divergiert (gegen unendlich strebt), im Gegensatz zu weiter äußeren Punkten die mehr oder weniger
stark divergentes Verhalten zeigen. Auch ohne es mathematisches zu verstehen ist das Apfelmännchen
ein sehr faszinierendes und ästhetisches ”Wesen”. Wie die Bilderreihe einer Zoomfahrt zeigt, ist es möglich
in jeden Bereich der Mandelbrotmenge (prinzipiell) unendlich weit reinzuzuoomen. Je nach Bereich der
Landschaft in den mensch eintaucht, wird mensch stets von weiteren schönen Mustern überrascht und
diese stehen dabei stets in Selbstähnlichkeit zu ihrem kleineren und größeren Zusammenhang. Auch die
Figur des Apfelmännchens wird einem immer mal wieder begegnen - sowie Spiralen, Galaxien, Schluchten
und allerlei andere geometrische Muster. Ein kraftvolles Bild für holarchischen Aufbau - mensch stelle
sich den Ausschnitt seines Lebens als einen Ort in der Mandelbrotmenge vor, von dem aus es an allen
Stellen in die Tiefe geht, aber auch herausgezoomt werden kann - in beide Richtungen gibt es viel zu
entdecken und auf allen Ebenen finden wir Ähnlichkeiten. Können wir soweit herauszoomen, das wir
das ganze Spiel erkennen können? Mich hat das Apfelmännchen großes Staunen gelehrt - geboren in der
imaginären Zahlenwelt entfaltet sich im Grenzbereich des betragsmäßigen Wachstum durch Quadrierung
von komplexen Zahlen eine derartig schöne bizarre Welt, die mich rückprojiziert auf die lebendige Welt
(aus deren wachsamer Beobachtung ja die Naturwissenschaften entstanden sind) wunderlich verzückt
umherwandern lässt und überall komplexe fraktale Selbstähnlichkeit vermuten lässt. Spannend auch die
Frage, wo existiert die Mandelbrotmenge; gab es sie schon bevor sie entdeckt wurde?

Vogelschwarm Aus dem Wunsch ei-


ne lebendig wirkende Simulation zum
Thema Flocking zu kreieren, hat Mar-
kus einen Vogelschwarmsimulator pro-
grammiert. Es ist möglich mit ver-
schiedenen Parametern wie Sichtradi-
us, Grad des Zusammenhangs (Kohä-
sion), Seperationsgrad, Fluggeschwindi-
keit und Gleichrichtungsgrad zu expe-
rimentieren. Im ersten Bild ist der Ef-
fekt von Gleichrichtung zu sehen (zeit-
licher Verlauf von hellgrau und grau zu
schwarz). Im zweiten Bild wurde der Seperationsgrad einer dicht geballten, nicht gleichgerichteten Grup-
pe schlagartig erhöht - der Effekt ist eine explosionsartige Ausbreitung. Diese Parameter lassen sich auch
als Aufgabenstellung für Menschengruppen übertragen, eine vereinfachte Version haben wir mit dem
Flocking-Spiel probiert. Eine schönes Programm um für Schwarmverhalten zu sensibilisieren und die
einfachen individuellen Regeln nachzuvollziehen, die sich im Kollektiv als situationsangepasste Dynamik
zeigen.

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Klecksmorph und Gekritzelentkomplexie-
rung Zwei Programme die bisher nur in unse-
ren Köpfen kreisen - Klecksmorph soll dazu die-
nen an einer Möglichkeit der beyond-consensus-
Erweiterung des Posenmorphspiels zu forschen, in-
dem es willkürliche Kleckse in Beziehung setzt und
sie dementsprechend aneinander morphen lässt.
Dabei soll es auch möglich sein, dass eine ”Interaktion” von zwei Klecksen wiederum einen Dritten
beeinflusst zusätzlich zur linearen Anpassung um bspw. die Auswirkungen einer Unstimmigkeit im Lei-
tungsteam auf eine Gruppe zu simulieren.
Bei Überlegungen das Gekritzelmorphspiel in Form einer digitalen Gekritzelentkomplexierung nachzu-
programmieren stießen wir auf drei interessante Mechanismen/Algorithmen die offenbar bei der Weiter-
gabe der Zeichnung wirken. Abschleifung: Extrema schleifen sich ab, die Spitze verkommt zum Berg.
Quantitativer Verlust: aus vier Zacken werden drei. Reproduzierung/Verstärkung: verkümmerte Spiralen
tauchen wieder ausgeprägter auf. Doch auch hier kommen wir sehr schnell an das Zugeständniss an
soziale/psychische Prozessoren - der Computerprozessor wird nie mit allen Symbolen in unserem Kopf
umgehen können, die bei unserer Weitergabe der Zeichnung eingreifen um uns Kurven, Spiralen oder
Buchstaben merken zu können. Wie ist das mit kommunikativer Weitergabe von Meinungen, Gerüchten
usw. - finden wir diese drei Veränderungsprozesse in der Entwicklung von Kultur, Tradition u.ä. wie-
der? Selbstverständlich wird so ein Programm andere Ergebnisse liefern als eine Menschengruppe, weil
noch viel mehr komplexe Übertragungs”fehler” mitwirken - zudem ist es gewiss abhängig vom Alter der
Teilnehmenden und dergleichen.

Lorenz-Attraktor Der Lorenz-Attraktor ist


das klassische Beispiel für Attraktoren und den
butterfly-effect. Drei gegenseitig voneinander ab-
hängige Differentialgleichung bestimmen die Be-
wegung eines Punktes im Raum von einem Mo-
ment zum nächsten. Lässt mensch das System lau-
fen, indem bestimmte Anfangskonstanten festlegt
werden und fortlaufend iteriert wird (Ergebnis ei-
ner Rechnung geht als Input erneut in die gleiche
Formel usw.) wird sich eine Trajektorie (zu jeder
Anfangskonstellation gehört eine) mit interessan-
tem Verhalten im 3D-Raum zeigen (dann erzählt
das System seine Geschichte). Wie ein Komet zwi-
schen zwei Planeten wird sie eine Weile um einen unsichtbaren Attraktor kreisen und irgendwann an einen
so genannten Bifurkationspunkt (Gabelungspunkt) kommen, ’zögerlich’ werden und auf eine neue Bahn
um den zweiten Attraktor einschwenken. Im weiteren Verlauf fliegt der ’Komet’ mal um Einen, mal um
den Anderen und mal hin und her zwischen den Attraktoren. Die sich ergebende räumliche Linienfigur
ähnelt einem Schmetterling.
Werden zwei Trajektorien mit minimial unterschiedlichen Anfangsbedingungen (bspw. 10.Nachkommas-
telle einer Konstanten unterscheiden sich) gleichzeitig gestartet, werden die Beiden eine Weile lang exakt
die gleiche Geschichte erzählen bis es irgendwann an einen Punkt kommt wo die Beiden völlig auseinan-
derbrechen und jede ihre eigenen Bahnen zieht - ein schönes Beispiel für den butterfly-effect; minimale
Unterschiede in den Startbedingungen wirken sich nach langer Zeit drastisch auf das Systemverhalten
aus. Wird bspw. ein Wettersystem modelliert und der Wert einer Start-Windstärke minimal (z.B. entspre-
chend dem Windhauch der entsteht wenn ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt) anders eingeben
im Vergleich zu genau der gleichen Simulation, wird die eine Simulation sich vielleicht nach ein paar
simulieren Tagen in einen Wirbelsturm entwickeln, während in der Anderen noch laue Lüftchen wehen.

Gravitationssystem Ausgehend von dem Wunsch mehr Attraktoren als die zwei im Lorenz-Modell
zu visualisieren, habe ich ein Gravitationssystem programmiert, in dem es möglich ist Planeten (statisch)
und Kometen (beweglich) mit unterschiedlichen Massen, Positionen und Anfangsgeschwindigkeiten zu
setzen. Auf Start werden die Kometen sich im Gravitationsfeld in Richtung der größten Anziehung be-

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wegen und verändern durch ihre eigene Masse wiederum das Gravitationsfeld für andere Kometen. Im
ersten Bild umkreist ein Komet zwei Planeten und kollabiert schließlich an einem. Das zweite und dritte
Bild zeigt jeweils die Kometenflugbahnen von vier Kometen die mit geringfügig anderen Startzustän-
den gesetzt wurden, sich aber so hochsensibel gegenseitig beeinflussen, dass es zu völlig unterschiedlichen
Bahnen kommt. Auch hier lässt sich die Systemdynamik wunderbar übertragen, bspw. um Gesprächsthe-
men in einer Diskussionen, Ideen in einem Kopf oder politische Meinungen mit guten Argumenten als
Planeten...

2.3 Übungsimpulse, Spot on


Übungsimpulse
• Du bist vor dem Urknall. Hole dir einen Menschen auf deinen inneren screen, stimme dich auf
seine/ihre Energie ein und stell dir vor was dieser Mensch als Göttin/Gott an Energien/Qualitäten
in diese neue Welt bringen wird. Auch gut als Meditation innherhalb einer Gruppe, wo alle nach-
einander durchgegangen werden (Zeit lassen) und die jeweilige Energien in einer Farbe gebündelt
werden sollen - was bringt nun diese Göttinnen/Götter-Gruppe in die neue Welt - dazu soll dann
jedeR alle Farben in der Vorstellung ineinander fließen lassen und das Farb- und Formenspiel dabei
beobachtet/wirken lassen
• Eine tolle Methode zur ”Entscheidungsfindungshilfe” die ich bei Max Schupbach kennengelernt
habe. Denke an eine Situation wo du Rat brauchst.... dann stell dir vor du gehst zu einem Orakel
und darfst ihr eine Frage dazu stellen, wie würde sie lauten?... jetzt denke an einen Menschen der
dich durch seine/ihre Führungskraft beeindruckt hat und versuche seine/ihre Qualitäten in einer
Handbewegung zu sammeln... mache jetzt diese Geste... und jetzt stell dir vor das dein Orakel von
vorher dir diese Handbewegung als Antwort auf deine Frage gibt !!
• Was macht musikalische Überlagerung mit dem Erleben von Menschen/Szenen... mit dramatischer
Filmmusik in jemandes Arme rennen...
• Einen Erfahrungsraum (z.B. gleich spreche ich diese Person an) vorab meditieren/ausmalen, dann
real betreten und danach wieder zurück in Ausgangsperspektive und vergleichen. Das Gleiche
nochmal und nochmal...
• Versuche zum Kern einer Situation vorzudringen bei der du nicht beteiligt warst, indem du einer
Person tief zuhörst. Wie ändert sich ein Bild wenn du einer zweite Person zur gleichen Situation
zuhörst.
• Frage dich zum Wesenskern einer Person durch, stell die Fragen die dran sind.
• Antworte fortan auf die undifferenzierte Frage ”wie wars?” mit ”was war war wahr”
• Ordne deine Sinne auf einer Skala von public zu intim
• Wörter erfinden und mit Bedeutung aufladen
• Widme den Tag einer Fragestellung
• Selbstgespräche mit unterschiedlichen Stimmen, Gegenstände sprechen lassen
• Geschichten, Rituale, Gebete erfinden
• Antirhythmisch laufen, sprechen

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• Neue Begrüßungen/Bewegungen/Materieverbindungsmöglichkeiten ausprobieren, den Raum neu-
artig füllen/verbinden
• An kraftvolle Situation erinnern - freeze - und alles Beteiligte und dessen Beziehungen mit Sinn
und Bedeutung aufladen

• Willkürliche Tagesablaufsabschnitte als Packet sehen und roten Faden suchen, damit rückwirkend
Sinn geben
• Lege dir eine innere Landschaft an, oder erinnere dich an eine gut bekannte Landschaft/Wegstrecke
und lege dort Notizen in Bild/Szenenform ab, involviere in der Vorstellung viele Sinne und merk-
würdiges um Notiz zu speichern.
• Kannst du während einer Vollbremsung auf dem Fahrrad lächeln um die Situation zu entschärfen,
oder fällt es dir erst hinterher ein?
• Eine ganz wunderbare Geburstagsaktion habe ich auf Geseko’s 50stem erlebt - Xenia und eine
Freundin hatten sich überlegt, alle Anwesenden sollen sich in der Reihenfolge aufstellen wie sie in
Geseko’s Leben getreten sind - er schreitet diese Linie (Spirale aus Platz- und Akkustikgründen)
ab und erzählt kurz zu jedem wo er sie/ihn kennengelernt hat und was er an ihr/ihm schätzt
• Und wenn du nicht weißt was du willst, dann schau einfach was du tust (Theo Schoenacher)

...in/mit Menschenmassen auf öffentlichen Plätzen


• Auf Änderungen in der Massendynamik eintunen, was für Strömungen, Kraftfelder? Organische
Wahrnehmung - wie ein Ameisenstaat. Experimentieren mit dynamischen Widerständen, gegen
den Strom stellen, hinsetzen... von oben vorstellen, Einzelne visuell verfolgen und deren Spur auf-
zeichnen.

• Wo ist dein Platz beim durchlaufen, schlängle dich durch deinen Platzkanal, tanze in die Freiräume
• Gesprächsfetzen und Körpersprache aufschnappen, Fokus auf m/w-Dynamiken. Grüßen, Freund-
lichkeitsimpulse setzen. Mimik/ Körperhaltung/ Energie übertragen/ spiegeln, sich von Gesten be-
schenken lassen und quer durch die Masse weitertragen und verweben. Viele Spiegler losschicken,
Änderung spürbar?
• Lass dich von Gesten beschenken, wie in Zeitlupe fängst du Zucken der Mundwinkel, Nicken des
Kopfes, Augenbrauenbewegungen auf und tauchst kurz und tief in die Energie der Geste ein
• Leute ansprechen nach Attraktion/ thematisch/ spontane Frage/ transpersonal fortlaufende Fra-
gekette - die Masse erstellt meine horoskopische Antwort auf eine Frage. Kinderfragen; können Sie
mir erklären wie diese Werbung gemeint ist? Warum sollte ich ein Bankkonto bei ihnen eröffnen,
wie kann mein Geld für mich arbeiten?
• Schon mal eine(n) Unbekannte(n) einfach aus dem Grund angesprochen, dass du ihn/sie attraktiv
findest? Wenn nicht dann erteile ich dir hiermit den Auftrag, vielleicht fällt es dir dann leichter.
Verboten: vorher einen Spruch überlegen.

• Als Gruppenkern anfangen, aufeinander einstimmen und beim auseinandergehen energetisches


Band halten, wie lang ist Gruppenkreis noch fühlbar? Alle durchlaufenden Menschen energetisch
beschenken/verweben. Oder zwei Laufende spannen ein Kraftband zwischen sich und beschenken
Durchlaufende
• In Shamanen-Energie durch Zug laufen, auf Energien eintunen, Blicke heilsam auffangen. Auf
”biographische Rücksäcke” eintunen und energetisch bejahen
• Rennen, Sex... sich nach beglückendem/befreienden Sport dem public space verschenken und Leute
energetisch am eigenen befreiten atmenden pulsierenden Lebenskörper teilhaben lassen

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• Team von paar Leuten ohne sichtbaren Zusammenhalt in SBahn und nacheinander beim aussteigen
lautstark allgemein verabschieden, Danke für gemeinsame Fahrt und schönen Tag. Beim nächsten
Halt der Nächste... Freundlichkeitsimpuls impfen
• Leute beauftragen/ motivieren/ bezahlen dafür das sie heute Menschen anlächeln, die sie sonst
nicht anlächeln
• Gruppen infiltrieren und auf (Humor-)Ebene einschwingen, wie schnell wirst du integriert/ ausge-
stoßen/ geduldet
• In Kneipe gehen und laut sagen, der nächste der reinkommt (Partner von dir oder Unbekannter)
hat Geburtstag, bitte alle singen

Spot on als Methode um an den ursprünglichen Impuls des natürlichen Interesses anzukoppeln. Den
Fokus, die Präsenz, die mindpower auf etwas richten, den Grund des Grundes ausleuchten. Jeder Ex-
pertenbereich/Religion/Wissenschaftsbereich ist im Kern nachempfindbar und jeweils nur ein vertikales
in die Tiefe gehen ausgehend von einem horizontalen Ausstreckens eines systemischen Verständnisses
der Mitwelt. An eine Stelle im Nebel gehen und Umgebung kennenlernen. Die innere Suchmaschine an-
schmeißen. Systemische Zusammenhänge erspüren.
Dazu nicht unbedingt ausformulieren, da die grammatikalische Notwendigkeit einen korrekten Satz zu
formulieren schon sinnentstellend sein kann. Meaningful conversation, was gibt es dazu zu sagen.
Enternstet auf den Grund des Grundes sinken.

3 Ideeller Überbau
Dieser Teil lässt sich bestimmt anders/ besser/ erweitert
strukturieren, kategorisieren und erfassen. Möge er hier als
temporäres Hilfskonstrukt dienen um den Fokus zu lenken
auf all das was sowieso intuitiv ständig passiert.
Mich interessiert was deinen Wesenskern ausmacht - was
bleibt von dir stehen wenn du in unbekannte Situationen
kommst, wenn voll auf dich geschossen wird. Die äußeren
Ausstülpungen in deinem Leben, wie Beruf, Hobbies usw.
können Ausdruck deines Wesenskerns sein, wenn du sie mit
deinem Feuer verbinden kannst. Dein Wesenskern ist sehr
tief in dir und hat eine viel gemächlichere Zeit als die Oberfläche. Bis etwas zu ihm durchsickert dau-
ert es im Normalfall lange, es kann allerdings in Extremsituationen wie erleuchtende Erkenntnisse oder
traumatisierende Erlebnisse auch sehr schnell gehen. Lass mich mit deinem Wesenskern in Verbindung
kommen, ich will wissen wer du bist und nicht was du machst und wie dein Titel lautet. In wie vielen
Situationen denkst du wirklich nach über Entscheidungen? Ist es nicht viel mehr ein fließen in Intuition
und ein schnelles inneres Einfühlen in inneren Simulationen von Alternativen? Erkenne die authentische
Reaktion deines Organismus indem du den ersten Impuls fühlst. Was passiert beim ersten Blickkontakt
mit einer unbekannten Person, wie kommt mensch sich näher, was ist Liebe auf den ersten Blick?
Diese intuitiven Moment ausdehnen, beleuchten und mit möglichen Koordinaten versehen ist das Ziel
dieses Abschnittes - aus dem Grund den intuitiven Moment intelligenter/ umfassender/ integrierter zu
machen, im Sinne von Bewusstwerdung über Dynamiken - um den Wesenskern um lebensnahe tools zu
bereichern. Vielleicht auch nur eine männliche Aufwallung im Sinne von verstehen und einordnen wollen?
Ich habe die Koordinaten zur inneren Organisation von Systemen nicht in eine Ordnung gebracht, da ich
das Gefühl habe es ist lebensnaher es dir zu überlassen was davon Sinn macht für dich.
Auch wäre es möglich viel mehr dazu zu schreiben, aber ich finde die Titel sprechen für sich und kön-
nen nach etwas nachdenken und durch den Bezug zu den Gruppenspielen mit Leben gefüllt werden.
Auch ist mir die Gradwanderung bewusst zwischen inspirierendem Andockmaterial zum weiterkneten
und kreativitätsabtötender Überladung mit Theorie.

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Kraftpunkte, Kraftfelder, Systemzustände Was gibt es für Attraktoren (Anziehungspunkte) und
Repelloren (Abstoßungspunkte) in einer Gruppendiskussion. Wieviele soziale Kreise hast du, wieviele
Systemzustände kannst du selber einnehmen?

Offensichtliches Systemverhalten Konvergiert das System, strebt es einem Punkt oder vielleicht
einem Feld entgegen? Finden wir eine Lösung für ein Problem oder haben wir oszillierendes Verhalten
wo ständig alles wiederholt wird. Fliegt alles auseinander haben wir divergentes Verhalten.

Komplexitätslevel, unmittelbare holonische Umgebung Muss ich lesen und schreiben können
um mich zu ernähren? Wie ist ein Organ von mir eingebunden - besteht aus Zellen und ist Teil meines
Körpers. Billard ist sowohl pysikalisch als auch von den Regeln her überschaubar einfach (im Gegensatz
vielleicht zur Entstehungsgeschichte... oft erst durchs Chaos wurschteln um auf ”gemütlichestem” Niveau
zu landen.). Einen Stein zu werfen braucht funktionierenden Körper und Erfahrung über ballistisches
Verhalten, Körperkontrolle, Ziel mit Abwurfgeschwindigkeitsabgleich usw. Für Unterhaltungen braucht
es Grammatik, gleiche Sprache, Zuhören-Können...

Ziel, Zweck, Primärkontext Tue ich etwas weil ich gelobt werden möchte oder aus Rache? Passiert
etwas aus einer ’logischen’ Überlegung heraus?

Nachklang Ein gemeinschaftlicher Abend kann vielerlei Emotionen aufwirbeln - welcher Nachklang
klingt am nächsten Tag noch davon in dir? Nach einer/m Woche/Jahr?

Grenzen, Grenzbereiche, worst cases Gibt es überhaupt Grenzen? Oder tauchen sie erst zusammen
mit einem Schwellenwert auf? Wie wahrscheinlich ist es das wir uns wegen einem Streit umbringen, oder
dass die aufgeheizte Diskussion in eine Sexorgie übergeht? Unwahrscheinlich? Dann kannst du die Grenze
enger schnallen.

Freiheitsgrad, Strukturbedürftigkeit Konsumierst du, oder schöpfst du aus dir heraus? Wieviel
Struktur braucht es, damit du dich entfalten kannst? Oder produzierst du Struktur, die anderen helfen
kann? Was passiert mit Menschen die ihre Individualität hauptsächlich durch geschickte Auswahl aus
Konsumprodukten beziehen.

Streß von außen Was ist hier noch im Spiel, Belohnung/Bestrafung? Jemanden etwas beweisen wol-
len? Bedingungen die woran geknüpft sind. Zuschauer in einer Prüfungssituation.

Routine, Sinn Nur du kennst dich in deinem Zimmer aus. Wie sicher bist du in gewissen Bahnen
deiner System-Umweltanpassung. Gewisse Schnittstellen sind erlernt, wie das Verhalten bei Harndrang.
Macht etwas Sinn für dich, was ist dir wichtig?

Geltungsbereich, Autorität Wer hat diese Regeln festgelegt, für wen gelten sie und was braucht
es um sie zu halten? Polizei oder Institution zur Durchsetzung nötig oder entfaltet sich die natürliche
Autorität des Angebrachten. Mäuse die in der Hauswand leben interessieren sich nicht für eine Aufteilung
in Zimmer.

Außenwahrnehmung Ein Streit ist leicht zu erkennen an Lautstärke und Verhalten, aber erkennst
du auch subtile Intrigen? Kannst du dir von innen die äußere Verständlichkeit vorstellen, oder braucht
es dazu immer jemand anderes als dich?

Kohäsion Wie lange ist die Gruppe noch Gruppe. Was ist das Minimalmaß an Gemeinsamkeit?

Historie Wie ist das entstanden, diese Meinung, dieses Muster, dieser Charakter?

ripple power Wie stark sind die Wellen die dein Stein in den See schmeißt, wie stark schlägt des
Schmetterlings Flügel.

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Übertragbarkeit, Resonanz, Scheinresonaz Was daran kannst du auf dich übertragen, was reso-
niert? Fühlst du dich angesprochen obwohl du nicht gemeint bist?

Emergenzpotential, Vision, höchster Traum Was könnte alles entstehen aus diesem setting, was
ist dein höchster Traum der Situation? Haben wir eine gemeinsame Vision?

Stimulierbarkeit, Manipulierbarkeit Wo sind die Punkte an denen du deinen Willen durchsetzen


kannst?

Kommunikationsart und Richtung Wer kommuniziert mit wem, verbal oder nur Körpersprache?

Beziehungsmuster, Machtverteilung Was erkennst du für Muster, wie hoch ist der Vernetzungs-
grad? Welcher Art und von welcher Verteilung ist die Macht?

Kursänderung, Kurskorrektur Wie flexibel bist du, wie stabil kannst du sein. Positives feedback
verstärkt Abweichungen (Neues lernen, Transformieren), Negatives vermindert sie (Gesund werden, Fahr-
rad fahren). Was gibt es für Heilungsmechanismen?

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Wie geht es weiter? Ist das etwas, was im evolutionären Feld ansteht? Vielleicht lassen sich Trainings für
systemische Wahrnehmung anbieten, wo viele systemischen Gruppenspielchen gespielt werden, darüber
diskutiert wird, Input über Systemtheorie, Selbsterfahrungsübungen und eine Großstadtour...
Ich glaube, dass Gruppen ein hervorragendes Instrument sind, um alle möglichen Dynamiken, ob psy-
chisch, sozial, oder auch konsumkapitalistisch und finanzmathematisch zu symbolisieren und im Kern
nachzuspielen/nachzufühlen - wie selbstverständlich bspw. das Aufklaffen der Schere zwischen Arm und
Reich den kapitalistischen Systemstrukturen immanent ist. Oder vielleicht lässt sich Eifersucht so auf
die Bühne bringen, dass wirklich transformative Kraft frei wird. Vielleicht ist es möglich eine Grup-
penprogrammiersprache zu entwickeln, mit der selbst arithmetische/prozeduale Vorschriften schneller
als im Einzelhirn behandelt werden können. Systemisches Wahrnehmungstraining, ob es jetzt inspiriert
durch solche Spielchen oder durch Kriterien für Systemanalyse passiert oder einfach nur durch eine feine
Feldwahrnehmung, kann zu mehr Manifestation von kollektiver Intelligenz in Gruppen führen. Vielleicht
werden schon bald die synergetischen Meinungen oder das optimale Team sehr einfach und intuitiv zu
bilden sein, Knoten sehr einfach zu lösen sein, Schmerzen durch Resonanz mit anderer selbstähnlicher
Systemdynamik geheilt und transzendiert werden können. Wie dankbar bist du nur um eine wegweisende
Handbewegung, wenn sie dir hilft vom Bahnhof zu einer Adresse zu finden - kann es heilsam für eine
innere Enge sein, wenn vor dir jemand zu tanzen anfängt? Was kannst du schenken an dynamischen
Symbolen...
Nach einer Zeit wo vieles an Computerprozessoren abgegeben worden ist, wird es in meiner Wahrneh-
mung wieder dazu kommen ”soziale Prozessoren” wieder mehr zu entwickeln und ihrer Selbstorganisation
zu vertrauen. Den Blick weiten auf die systemischen Interdependenzen um die Improvisationsmuster des
lebendigen chaotischen Tanzes des Lebendigen tiefer und tiefer erfühlen zu lernen. Lernen wir so intuitiv
mit der fraktalen Übertragbarkeit zu spielen, dass es ganz selbstverständlich wird einen emotionalen
Schmerz auf anderen Ebenen symbolisch zu lösen, sodass Heilung resonieren kann? Können wir Pro-
bleme stellvertretend auf anderen Ebenen lösen? Lassen sich Regeln und Methoden ableiten um bspw.
Gespräche flowiger zu gestalten? Wie weit ist es noch bis zur denkenden Gruppe? Wird irgendwann
intuitiv für alle klar sein was für eine Methode/Spiel angebracht ist um mit einer Gruppendynamik
Entscheidungsfindungsprozesse zu grounden, emotional/psychisch-therapeutisch zu intervenieren, oder
um synergetische Effekte aller Art zu ermöglichen. Kann der Lebenswunsch des Individuums in einer
denkenden Gruppe verschmelzen mit dem Wunsch die Biosphäre der Erde zu erhalten und damit zur
stärksten Kraft werden, die Leben entfalten kann - Weiterleben! Auch habe ich das Gefühl, viel wertvolles
Wissen kann nicht zu Menschen durchdringen, weil sie kein inneres Material zur Verfügung haben, mit
dem sie einen Pfad von ihrem jetzigen Standpunkt zu der Ebene des Gehörten formen könnten. Es fehlt
die Erfahrungsbrücke, die hilft, den neuen Raum zu infiltrieren und von innen zu entdecken. Was meint

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jemand, der von Engeln spricht, was ist eine Aura, wie funktioniert der download aus dem kosmischen
Internet? Vieles differenziert sich auf einem Niveaus heraus wo ein Großteil der Menschen noch nicht
ist, bekommt dort einen Namen und es wird unmöglich nachzuvollziehen, da sich eine Kluft auftut, die
erst mit Erfahrung gefüllt werden will (vgl. Spiral Dynamic). Einfache Spiele, verstärkt durch die Kraft
des Gruppenfokus, können sich dafür eignen diesen Raum mit Erfahrungen zu füllen. Auch sehe ich
den enternstenden Effekt des Fühlen-Lernens von der Übertragbarkeit jeder Dynamik als Mittel, um
Argumente-hickhack um eigentlich fühlbar natürlicherweise angebrachte Haltungen wie Mitweltschutz
zu entmächtigen und Meinungsgebilde auf illusorischem Grund zusammenbrechen zu lassen, um die na-
türlichen Autorität des Angebrachten zu stärken. Die angebrachte Art, mit der Erdmutter umzugehen
entfaltet ihre Kraft - Trotzcapriolen wie massenverblödende Mechanismen perlen davon ab, weil sie vom
Licht der erleuchteten Wahrnehmung durchdrungen und aufgelöst werden. Wir lernen der gewaltigen
Maschinerie des Konsumkapitalismus mit einem geklärten und reifen Blick zu begegnen und seine ein-
fachen, humanhistorisch gewachsenen Dynamiken zu verstehen und ihr mit Neuem zu begegnen. Und
ja, es lohnt sich in dieser Zeit ”an sich zu arbeiten”, jeder Blick nach Innen ist ein Blick in die Welt -
jede leuchtende Transformation in dir ist ein Geschenk für die Welt und macht es wahrscheinlicher, dass
Andere auch in den Einzugsbereich dieser Energie kommen. Können wir lernen, die Beweggründe von
Menschen zu verstehen und ihnen mit unserer Liebe zur Transformation helfen, anstatt uns über sie zu
erheben? Auch wenn es in dem Moment heißen kann, sie sehr vor den Kopf zu stoßen? Ignoranzbarrieren
auf Herzensebene unterlaufen, um menschliche Meinungsgebilde an Bifurkationspunkte zu bringen, wo
der Übergang zu einer anderen Sicht wahrscheinlich wird. Stets sind die Momente interessant wo Systeme
am kippen sind, wo sie instabil sind - dort können neue Wege eingeschlagen werden. Können wir einem
aufgeregten Menschen dadurch helfen sich zu entwirren, einfach indem wir mit ihm sind und unsere
präsente geklärte Energie sich auf ihn überträgt? Du kannst jeden Moment zum großen Forscher der
systemischen Ströme des Lebens werden, du kannst es auch anders nennen. Sieh einfach alles, auch deine
eigenen Regungen und Widerstände als systemisch begründet und entwickle eine Leichtigkeit darin. Auch
bist du herzlich eingeladen einen Katalog anzulegen in dem du Beispiele sammelst wo dir einleuchtende
Übertragungen von Systemdynamiken begegnen. Diese vielen vielen Methoden, Raster und Lehrsysteme
um seelische Dynamik zu symbolisieren - Astrologie Horoskope, Numerologie, ins Feuer/Glut gucken,
Rauchzeichen, Münzen Gummibärchen Stöcke oder Runen werfen, Zweige legen, Hand Iris Aura Wolken
Vogelflug Tiereingeweide Kaffeesatz lesen, Theater, Pendeln, Orakel, Medizinrad, Readings, Aufstellun-
gen, Tarot, Tiersymbolik, Forumsspiegel, Vissionssuchespiegel... - würdigen und benützen, aber um ihr
systemisches Zustandekommen ein Bewusstsein entwickeln und es als Übertragbarkeit von Systemdyna-
mik sehen um die mystische Kraft wieder auf die Erde, mitten unter uns zu holen. Das Interpretieren
eines Bildes zieht ähnliche Bahnen wie biographische oder neuronale Muster.
So - inwieweit das nun evolutionäre Bedeutung hat und in die kollektive Intelligenz Forschung passt,
überlasse ich dir zu ”beurteilen”. Es ist das, wo gerade mein Feuer brennt und ich mich weiterentwickeln
möchte. Ich habe das Gefühl etwas sehr Grundlegendes damit zu umschweben, aus dem alles andere
abgeleitet werden kann... aber das ist vielleicht auch die Verblendung des Denkers der allzu gerne alles
aus seinem System heraus erklären möchte... :-)
Ich freue mich über Feedback und Feedforward, sowohl persönlich als auch ”fachlich”:
benjamin@siebenlinden.de

Eine nicht ganz geglückte Übertragung von Systemdynamik - Calvin bei einer Mathe-Prüfung.

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