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Schloss Belvedere
Stift Melk
Der Barock ist eine Strömung der europäischen Architektur und Kunst, die von etwa 1575 bis
1770 währte. Dem Barock voraus ging die kulturgeschichtliche Epoche der Renaissance, ihm
folgte der Klassizismus. In der Kunstgeschichte wird zwischen Frühbarock (ca. 1600–1650),
Hochbarock (ca. 1650–1720) und Spätbarock oder Rokoko (ca. 1720–1770) unterschieden.
Als Kunstform des Absolutismus und der Gegenreformation ist der Barock durch üppige
Prachtentfaltung gekennzeichnet. Von Italien ausgehend, verbreitete er sich zunächst in den
katholischen Ländern Europas, bevor er sich in abgewandelter Form auch in protestantischen
Gegenden durchsetzte.
Der Begriff „Barock“ entstammt der Portugiesischen Sprache, in der unregelmäßig geformte
Perlen als „barocco“, d. h. „schiefrund“ oder „merkwürdig“ bezeichnet wurden. Dieser
Begriff wurde im französischen Raum zuerst abwertend für Kunstformen gebraucht, die nicht
dem herrschenden Geschmack entsprachen. Erst seit 1855 wurde er von Jacob Burckhardt im
Cicerone mit positiver Bedeutung benutzt und Ende der 1880er Jahre als wissenschaftliche
Zeitbestimmung in den Sprachgebrauch eingeführt.[1]
Inhaltsverzeichnis
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• 1 Überblick
• 2 Baukunst
o 2.1 Die stilistische Entwicklung
o 2.2 Bauwerke und deren Architekten (Auswahl)
• 3 Gartenbau
• 4 Bildende Kunst
o 4.1 Skulptur und Plastik
o 4.2 Malerei
• 5 Dichtung
o 5.1 Vertreter (Auswahl)
o 5.2 Werke (Auswahl)
• 6 Musik
o 6.1 Komponisten (Auswahl)
• 7 Theater
• 8 Technische Entwicklungen
• 9 Mode
• 10 Feste
• 11 Siehe auch
• 12 Literatur
• 13 Weblinks
• 14 Einzelnachweise
Überblick
Ein charakteristisches Stilkennzeichen des Barocks ist die Tendenz, Grenzen zwischen
einzelnen Kunstgattungen zu verwischen. Der Barockstil löst die auf Einheit und Ruhe
hinzielende, klar gliedernde Kunst der Renaissance ab, indem er zwar deren Formelemente
übernimmt, sie aber durch Häufigkeit und Übersteigerung solcher Formen und ein Streben
nach Reichtum und Bewegtheit im Ausdruck zu übertreffen sucht. Es ist die Zeit der
Gegenreformation und der Machtsteigerung und zunehmenden Unabhängigkeit der Fürsten,
des Absolutismus. Zwar verdankt der Barockstil diesen Erscheinungen nicht sein Dasein, aber
sie wurden doch für seine Weiterentwicklung wesentlich, da den Barockkünstlern durch sie
die beiden vornehmsten Aufgaben gestellt wurden: die Errichtung und Ausgestaltung von
Kirchen und Palästen. Für die römisch-katholische Kirche galt es, die Gläubigen festzuhalten
oder zurückzugewinnen, ihre Augen durch die Entfaltung von Prunk und Pracht zu fesseln.
Deshalb liegt der Hauptanteil der kirchlichen Barockkunst in den katholischen Gebieten. Aber
auch die regierenden Fürsten benutzten die Barockkunst, um ihren Reichtum und ihre Macht
zu zeigen und sich gegenseitig an Prachtentfaltung zu übertreffen. Versailles, das
Prunkschloss Ludwig XIV., wurde das Vorbild für eine Vielzahl von Schlossbauten, deren
Bedeutung dann oft durch die geometrisch gestalteten Garten- und Stadtanlagen (z.B.
Mannheim, Karlsruhe) unterstrichen wurde. Während Spätgotik und Renaissance einander als
Gegensatz gegenüberstehen, wächst das Charakteristische des Barocks aus der Renaissance
allmählich und unmittelbar heraus. Die beiden Epochen sind sich nicht fremd, sondern
verwandt. Da das Barockzeitalter nahezu zweihundert Jahre umfasst und in diesem Zeitraum
die Musik in ihren Formen und Aufgaben, ihren ideellen Zielen und soziologischen
Verpflichtungen, ihrer Subjektivität und Abstraktion bereits nahezu alle Bedingungen zu
erfüllen übernommen hat, die ihr noch zufallen, so ist es kaum möglich, eine Charakteristik zu
finden, die auf alle Werke zutrifft. Die kunstgeschichtliche Spätphase des Barocks, das
Rokoko (in Deutschland ca. 1730-1770), wird häufig als eigener Stil bezeichnet, was jedoch
problematisch ist, da es sich lediglich um eine Dekorationsmode handelt, welche die
sonstigen Elemente der Architektur nicht direkt betrifft.
Baukunst
Ihren stärksten Ausdruck fand die Barockkunst in der Architektur. Alle strengen Ordnungen
der Renaissance werden aufgelöst; schwingende, konkave und konvexe Formen, Kuppeln,
Säulengruppen, Giebel und Fensterbekrönungen mit reichem ornamentalem Schmuck rufen in
dem Betrachter den Eindruck von Kraft und Bewegung hervor und bewirken eine Steigerung
aller Wirkungen. Dabei ordnen sich die Einzelformen dem Gesamtkunstwerk unter,
Lichteffekte werden genutzt, und auch Malerei, Skulptur und Plastik sind in den
architektonischen Rahmen einbezogen.
Baukunst (Auswahl)
Karlskirche in Wien
Salzburger Dom
Nikolaikirche in Stockholm
Fuldaer Dom
Die Kunst des Barocks entwickelte sich von Italien ausgehend über ganz Europa und wurde
bis in die Kolonien der Neuen Welt hineingetragen. Ein Studium in Italien war für fast jeden
großen Baumeister dieser Epoche die Regel. Die Architekten des Barock reisten oft quer
durch Europa und brachten dadurch ihre Ideen und Anregungen mit. So führten seine
Aufträge Filippo Juvarra von Mailand nach Madrid und Andreas Schlüter reiste nach Italien
und arbeitete anschließend in Preußen und in Russland.
Anders als die Renaissance, die in Nordeuropa mit zum Teil völlig anderen Stilmitteln als in
Italien interpretiert wurde (vgl. zum Beispiel Nordische Renaissance), wurde nun ein dem
Vorbild relativ ähnlicher Stil entwickelt, aber künstlerisch immer wieder neu abgewandelt.
Dabei wurden in unterschiedlichen Regionen Europas ganz eigene stilistische Richtungen des
Barock zum Ausdruck gebracht. Diese können annähernd, aber nicht umfassend, in einen
katholisch geprägten südeuropäischen Barock und einen protestantisch geprägten
nordeuropäischen Barock separiert werden.
Frankreich nahm als erstes Land die neuen Strömungen auf, doch wurde der schwungvolle
„römische“ Stil hier strenger umgesetzt. Auch England übernahm die neue Kunstrichtung, der
Übergang vom Palladianismus zum Barock und dem anschließenden Klassizismus geschah
hier allerdings fließend und weitgehend ohne die verspielten Bauformen, die in den
habsburgischen Ländern typisch wurden. Die in Frankreich und England vorherrschende
ernste Ausprägung des Stils wird daher als klassizistischer Barock bezeichnet. Als Beispiele
können die Ostfassade des Louvres, der Invalidendom in Paris oder die Londoner St. Pauls-
Kathedrale genannt werden.
In Teilen Spaniens und seiner Kolonien folgte auf den nüchternen Renaissancestil des
Desornamentado ein überladener, wuchernder Barock, den man als Churriguerismus
bezeichnet und der vor allem im Sakralbau Verwendung fand. Als bekanntestes Beispiel
findet sich hier die Fassade der Kathedrale von Santiago de Compostela. Bauten dieses Stils
wurden auch in Lateinamerika errichtet.
Im protestantischen Nordeuropa wurde dagegen ein eher nüchterner Weg eingeschlagen, der
sich beispielhaft am Stockholmer Schloss darstellt. Das die Kunst des Barock vor allem auch
ein Ausdrucksmittel zur Selbstverherrlichung der absolutistischen Fürsten war, wird durch die
Dresdner Variante dieses Stils deutlich.
Seit der Zeit der Renaissance war der fürstliche Garten sowohl ein Ort der Vergnügungen als
auch der Repräsentation. Hier zeigte sich der Sinn des Bauherrn für planmäßige Gestaltung,
hier konnte der Bauherr Pracht und Luxus im Kleinen verwirklichen. Gartenkunst stand im
Spannungsfeld von Geometrie und Planung einerseits, von höfischer Lustbarkeit und
höfischer Mode andererseits.
André Le Nôtre (1613-1700) gilt als Begründer des französischen Gartenstils. Auch die
Allgegenwart der antiken Mythologie gehörte zur Atmosphäre des Parks. So dienten ihre
Gestalten mit dem Zusammenspiel der enormen Gartenfläche dazu, die Macht des Herrschers
zu unterstreichen. In der Nachfolge der Gartenanlage Versailles entstanden zahlreiche
entsprechende Anlagen in Europa, z.B. Schlosspark Nymphenburg, Schloss Vaux-le-
Vicomte, Schloss Schönbrunn und die Herrenhäuser Gärten in Hannover. André Le Nôtre, der
Visionär, nutzte die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse von Optik und Perspektive für die
Gartengestaltung. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehörte Dominique Girard.
Bildende Kunst
Skulptur und Plastik
Skulptur und Plastik gehören im Barock wesentlich zur Ausstattung eines Bauwerks oder
einer Parkanlage – als Fortsetzung der Architektur mit anderen Mitteln oder, soweit es frei
stehende Figuren sind, indem sie durch Gebärdensprache und Bewegungstendenzen in den
Raum einbezogen sind. Der Bewegungsreichtum und das vorausberechnete Spiel von Licht
und Schatten geben den Bildwerken ihre verblüffende Lebendigkeit und Ausdrucksstärke. In
Italien war es wiederum Bernini, der die Barockbildnerei zu höchsten Entfaltung brachte.
Wesentliche Beiträge in Deutschland leisteten Schlüter, Balthasar Permoser (1651-1732),
Ignaz Günther (1725-1775) und Egid Quirin Asam (1692-1750), in Österreich Georg Raphael
Donner (1693-1741).
Skulpturen (Auswahl)
Gian Lorenzo
Balthasar Permoser – Furienmeister – Die Furie, Putte im Kloster
Bernini,
Mohr mit Smaragdstufe, um 1610 im Obermarchtal
Verzückung der
um 1724 im Grünen Kunsthistorischen
heiligen Teresia, um
Gewölbe in Dresden Museum in Wien
1652
Malerei
Gemälde (Auswahl)
Rembrandt van Rijn – Die Nachtwache, Peter Paul Rubens – Der Sturz des Phaeton,
Ölgemälde um 1642, Rijksmuseum in Ölgemälde um 1640, Museo del Prado in Madrid
Amsterdam
Da schon Baukunst und Bildnerei des Barocks durch malerische Tendenzen mitbestimmt
wurden, ist es klar, dass die Malerei selbst einen wichtigen Platz in der Kunst des Barocks
einnimmt. In Wand- und Deckengemälden wurde auch sie in das Gesamtkunstwerk
einbezogen. Durch perspektivische Verkürzungen erreichte man dabei außerordentliche
Tiefenwirkungen und weitete auf diese Weise die Räume illusionistisch aus. Ein
bewegungsreicher Figurenstil, kontraststarke Farben und die Betonung von Licht und
Schatten ließen eine Malerei entstehen, die bei allem Naturalismus ihre Verwandtschaft mit
prunkvollen Theaterdekorationen nicht verleugnen kann. Hauptthemen waren die Darstellung
des Göttlichen und des Profanen (Weltlichen), Historienbilder und die Sagen der Antike, alle
vorgetragen mit echter Naivität und Lebendigkeit. Auch in der Malerei des Barocks gingen
die Anregungen von Italien aus. Die Gebrüder Agostino (1557-1602) und Annibale Carracci
(1560-1609), Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571-1610), Guido Reni (1575-1642) und
der auch in Deutschland wirkende Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770) waren dort die
Hauptmeister. In Spanien wirkten El Greco (1541-1614), Bartolomé Esteban Murillo (1618-
1682) und Diego Rodríguez de Silva y Velázquez (1599-1660), in Frankreich Nicolas Poussin
(1594-1665) und Claude Lorrain (1600-1682), in Deutschland Adam Elsheimer (1578-1610),
Cosmas Damian Asam (1686-1739), Johannes Zick (1702-1762) und dessen Sohn Januarius
(1730-1797) und in Tirol Stephan Kessler (1622–1700). Eine bedeutsame Sonderstellung
innerhalb der Barockmalerei nimmt die niederländische Malerei ein, deren wichtigste
Vertreter im flämischen Raum Peter Paul Rubens (1577-1640), in Holland Rembrandt (1606-
1669) und Vermeer (1632-1675).
Dichtung
Hauptartikel: Barock (Literatur)
Die kunstgeschichtliche Stilbezeichnung Barock wurde auf die Literatur des 17. Jahrhunderts
übertragen, also den Zeitraum zwischen Renaissance und Aufklärung. Es war in Deutschland
die Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit ihren Spannungen zwischen Lebensgier und
Todesbangen, die Zeit des beginnenden Absolutismus mit ihrem Widerstreit zwischen
bürgerlichem Standesbewußtsein und höfischer Kultur. Die Gespaltenheit des Lebensgefühls
fand ihren Niederschlag in der deutschen Barock-Literatur: Die Gegensätzlichkeit zwischen
Stil und Stoff führte oft zu schwülstiger und gespreizter Darstellungsweise und erweckt den
Eindruck des Unharmonischen. Aus der Bedrohung seines seelischen und leiblichen Daseins
suchte der Dichter nach eigenen Wegen, doch zeigt sich überall eine starke Abhängigkeit von
den Strömungen der zeitgenössischen Literatur anderer Länder. Höchste Vollendung erreichte
die Barockliteratur in den Werken der Spanier Miguel de Cervantes (1547-1616), Lope de
Vega (1562–1635) und Pedro Calderón de la Barca (1600–1681), während in Frankreich
bereits die strengen klassischen Formen eines Pierre Corneille (1606-1684), Jean Racine
(1639-1699) und Molière (1622-1673) herrschten. Die einflussreichsten Beiträge zur
europäischen Barockliteratur lieferte der spanische Gongorismus, der italienische Marinismus
und auch der englische Euphuismus, alles Schwulststile, die ihre Namen dem spanischen
Dichter Luis de Góngora (1561-1627), dem Italiener Giambattista Marino (1569-1625) und
dem Roman „Euphues“ des Engländers John Lyly (1554-1606) verdanken. In Weiterbildung
der spanischen Amadisromane (Titelheld von Ritter- und Abenteuerromanen) fanden in
Deutschland die vielbändigen höfischen Romane des Herzogs Anton Ulrich von
Braunschweig-Wolfenbüttel (1633-1714) und von Daniel Caspar von Lohenstein (1635-1683)
weite Verbreitung. In zeitlose Höhe aber ragt einzig Hans Jakob Christoffel von
Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“.
In der Lyrik zeigen sich die gegensätzlichen Grundzüge des zwischen mystischer Religiosität
und Lebenslust schwankenden Lebensgefühls am stärksten. Gelehrsamkeit steht neben
innigem Erlebniston, zierliche Galantarie neben üppiger Phantastik bei dem tonangebenden
und häufig nachgeahmten Martin Opitz (1597-1639), bei Andreas Gryphius (1616-1664),
Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679), Paul Fleming (1609–
1640), Simon Dach (1605-1659), Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) und Georg
Philipp Harsdörffer (1607-1658). Hierhin gehören auch die Reimsprüche von Friedrich von
Logau (Pseudonym: Salomon von Golaw; 1604-1655).
Vertreter (Auswahl)
Bücher (Auswahl)
Die so genannte Hölle der Lebendigen, das Frantz Christoph Khevenhillers [...] Annales
ist die welt-beruffene Bastille zu Paris Ferdinandei Oder Wahrhaffte Beschreibung
(1719). Links: Frontispiz, rechts: Titelblatt Kayser Ferdinandi [...] In Zwölff Theilen mit
vielen Kupffern, Leipzig 1721
• Friedrich Spee von Langenfeld (1591-
• Johann Valentin Andreae (1586- 1635)
1654) • Friedrich Freiherr von Logau (1604-
• Jakob Bidermann (1578-1639) 1655)
• Sigmund von Birken (1626-1681) • Daniel Casper von Lohenstein (1635-
• Jakob Böhme (1575-1624) 1683)
• Anton Ulrich von Braunschweig • Johann Michael Moscherosch (1601-
(1633-1714) 1669)
• Paul Fleming (1609-1640) • Martin Opitz (1597-1639)
• Paul Gerhardt (1607-1676) • Johann Rist (1607-1667)
• Catharina Regina von Greiffenberg • Justus Georg Schottelius (1612-1676)
(1633-1694) • Angelus Silesius (Johann Scheffler)
• Johann Jakob Christoffel von (1624-1677)
Grimmelshausen (1622-1676) • Georg Rudolf Weckherlin (1584-
• Andreas Gryphius (1616-1664) 1653)
• Georg Philipp Harsdörffer (1607- • Christian Weise (1642-1708)
1658) • Diederich von dem Werder (1584-
1657)
• Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679) • Philipp von Zesen (1619-1689)
Werke (Auswahl)
Musik
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Hauptartikel: Barockmusik
Zeitlich einzuordnen ist Barockmusik etwa gleich mit der allgemeinen Kunstepoche des
Barock vom 17. Jahrhundert bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Für die musikalische Epoche
werden häufig die Schaffenszeit Monteverdis am Anfang des 17. Jahrhunderts sowie der Tod
Johann Sebastian Bachs 1750 als Beginn- und Endzeitpunkt angesehen. Die Musik des
Barock folgte auf die Renaissance und wurde von der Wiener Klassik abgelöst. Der
Frühbarock stand stark unter italienischen Einflüssen, während der Hochbarock vor allem von
französischer Musik dominiert wurde. In diesen Phasen waren größere regionale Unterschiede
erkennbar. So dominierte in Frankreich die Tanzbegeisterung am Hof Ludwig XIV. die
Musik, während Deutschland vor allem durch Orgelmusik geprägt war. Die verschiedenen
Stile der Länder näherten sich dann im Spätbarock immer weiter aneinander an.
Die Musik des Barock trägt die gleichen Züge, die alle Lebensbereiche des Zeitalters
kennzeichnen. Mit den modernen Tonarten Dur und Moll, aus den zahlreichen
Kirchentonarten erwachsen, schuf sie sich die Möglichkeit, Gegensätze und Spannungen
auszudrücken. Nicht mehr das in sich beruhigte Beieinander, sondern das Gegeneinander
leidenschaftlicher Bewegtheit und aus diesem sich erhebend der Gewinn der höheren Einheit
wurde zum Ziel der musikalischen Entwicklung. Dies erklärt die Hinwendung zum
monodischen Stil, instrumental begleiteter Einzelgesang im Gegensatz zur chorischen
Polyphonie. Zugleich entstand eine ganz neue Art des Hörens. Nur die obere (Diskant) und
die untere Stimme (Bass) wurden notiert, während die ganze Fülle der Mittelstimmen der
Improvisation, das heißt dem Umspielen der Melodie, überlassen blieb. Diese Art des
Musizierens wird als Generalbassspiel bezeichnet, weshalb man die Musik des Barocks
vielfach auch die des Generalbass-Zeitalters nennt. Die verwendeten Bassinstrumente waren
Cembalo, Laute oder Theorbe, aber auch Fagott und Cello. Weitere wichtige
Musikinstrumente im Barock sind die Orgel und barocke Versionen der noch heute bekannten
Streich- und Holzblasinstrumente. Diese klangen leiser und weicher als die heutigen Formen
und entsprachen damit dem vorherrschenden Ideal möglichst ähnlich der menschlichen
Stimme zu klingen. Sie umfasst die Zeitspanne von etwa 1600 bis 1750 und schuf sich ihre
typischen Formen: die Oper, die Kantate, das Oratorium, die Fuge, die Suite, die Sonate. Zum
Wesen der Barockmusik gehört, dass sie Einzelteile zu einem größeren Ganzen vereinigt. So
werden Tänze zu Suiten (französisch suite, „Folge“) zusammengefasst, Lieder und Chöre zu
Kantaten (italienisch cantata, „Singstück“). Am großartigsten verwirklichte sich das
Zusammenspiel der Künste in der Oper mit ihrer Einheit aus Wort, Musik, Handlung und
Bühnenbild. Trotz der politischen Ohnmacht Deutschlands, trotz der Schrecknisse des 30-
jähigen Krieges wurde das 17. Jahrhunderts die Wiege einer der reichsten Musikentfaltungen
des Nordens. Mit Hans Leo Haßler (1564-1612), Michael Praetorius, (1571–1621), Johann
Hermann Schein (1586-1630), Samuel Scheidt (1587-1654) und Heinrich Schütz (1585-1672)
zieht die Größe des protestantischen Barocks herauf. Von ihnen und dem Niederländer Jan
Pieterszoon Sweelinck (1562-1621), dem Italiener Girolamo Frescobaldi (1583–1643), dem
Nürnberger Johann Pachelbel (1653–1706) empfing die Orgelkunst gewaltige Antriebe. Als
größter dieser Meister darf der Lehrer Johann Sebastian Bachs, der Lübecker Organist
Dietrich Buxtehude (1637-1707), gelten. Ebenso uneingeschränkte Gültigkeit für die
Gegenwart haben die Instrumentalschöpfungen des Italieners Arcangelo Corelli (1653-1713),
der stark auf Händel und Bach wirkte. Englands erster Meister des 17. Jahrhunderts war
Henry Purcell (1659-1695).
Was auf dem Gebiet der Oper Claudio Monteverdi (1567-1643) in Italien leistete, das
bedeutet für Deutschland Heinrich Schütz, dessen „Dafne“ (1627) leider verloren ging. Von
Monteverdi führt dann die Entwicklung über die Neapolitaner Alessandro Stradella (1639-
1682) und Alessandro Scarlatti (1660-1725), über die Franzosen Jean-Baptiste Lully (1632-
1687), François Couperin, Le Grand (1668-1733), Jean-Philippe Rameau (1683-1764) und
den Italiener Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) zu Christoph Willibald Gluck (1714–
1787) und seiner Opernreform.
Ihren krönenden Abschluss findet die Barockmusik mit Johann Sebastian Bach (1685-1750)
und Georg Friedrich Händel (1685-1759). In ihren Persönlichkeiten laufen alle musikalischen
Bestrebungen der Zeit zusammen und gewinnen höchst persönlichen Ausdruck. Im Umkreis
von Bach und Händel stehen Meister wie Antonio Vivaldi (1678-1741) und Johann Adolph
Hasse (1699-1783) in Italien, Georg Philipp Telemann (1681–1767) in Hamburg. Einige der
Bach-Söhne und viele andere gehören schon nicht mehr unmittelbar dem Barock an, sondern
bilden den Übergang des sogenannten galanten und empfindsamen Stils zur Klassik Haydns
und Mozarts.
Komponisten (Auswahl)
Komponisten (Auswahl)
Christoph Spetner – Porträt von Heinrich Schütz, Bernardo Strozzi – Porträt von Claudio
um 1660 Monteverdi
Das Theater entwickelt sich im Barocken Zeitalter und wird eine Multimediaerfahrung, mit
dem gegenwärtigen architektonischen Raum anfangend. Während dieses Zeitalters wurden
viele Theatermittel, die wir bis heute im gegenwärtigem Broadway oder kommerziellen
Spielen sehen, erfunden und entwickelt. Die Bühne verwandelt sich von einem romantischen
Garten in das Interieur eines Palasts innerhalb von Sekunden. Der sichtbare Bühnenraum wird
durch einen Rahmen eingeschränkt, der den Zuschauern erlaubt, nur eine spezifische
Handlung zu sehen und ganz in die Illusion einzutauchen. Diese Illusionswirkung
unterstützend verbirgt der Rahmen auch größtenteils die Maschinerie und Technologie. Diese
Technologie beeinflusst den Inhalt der erzählten oder aufgeführten Stücke. Zum Beispiel für
die in vielen Stücken praktizierte Konfliktlösung durch den Deus ex Machina. Götter waren
im Stande – wörtlich – vom Himmel herunterzukommen und den Helden aus seiner
gefährlichen, sogar absurden Situation zu retten. Die Vorstellung von der Welt als
Theaterbühne Theatrum mundi entstand im Barock.
Technische Entwicklungen
Während des Barocks erlebten die Naturwissenschaften einen starken Aufschwung, während
sich der technologische Wandel nur langsam vollzieht. Zu Beginn der Epoche werden die in
der Renaissance gewonnenen technischen Kenntnisse präzisiert und verbessert. Nach der
Ausschöpfung dieser Möglichkeit setzt unter Zuhilfenahme neuer wissenschaftlicher
Erkenntnisse auch in der technischen Entwicklung eine Innovationswelle ein. Im
Zusammenhang mit der politischen Situation bilden Festungsbau, Waffentechnik und
Schiffbau einen Schwerpunkt des technologischen Wandels.
In der Zeit des Barocks wurden in vielen Gebieten der Naturwissenschaften Forschungen
betrieben, wie z.B. in der Medizin, der Chemie und der Physik. Die Chemie löste zur
damaligen Zeit die Alchemie, die lange davor existierte hatte, ab. Ein neues Weltbild wurde
geschaffen: Heliozentrisches Weltbild (Sonne ist Mittelpunkt; Sterne bewegen sich nicht),
Keplerschen Gesetze (Bahnen der Planeten) und Newtons Gravitationsgesetz (Erklärung der
Weltbilder).
Mode
Hauptartikel: Kleidermode zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Kleidermode zur Zeit
Ludwig XIV.
Anthonis van Dyck – Porträt der Marie-Louise de Tassis, Öl auf Leinwand, um 1630
Die Entwicklung historischer Epochen lässt sich sehr gut an der Bekleidungs- und
Frisurenmode ablesen – so auch die verschiedenen Zeitströmungen des Barocks. In anderen
Bereichen der Kulturgeschichte vollzogen sich Änderungen meist allmählich. In der Mode
dagegen schlugen Wechsel immer wieder spontan und plötzlich durch, meist angeregt durch
berühmte Persönlichkeiten. Die Mode des Barocks wurde hauptsächlich von den großen
europäischen Höfen beeinflusst.
Der spanischen Mode der Renaissance folgte um 1620-50 eine vor allem von den
Niederlanden und Flandern aus beeinflusste Mode. Sie erscheint als eine Gegenbewegung zur
extremen Steifheit und Künstlichkeit der spanischen Mode: Halskrausen werden durch
ausladende Spitzenkragen abgelöst, die engen Hosen mit Schamkapsel durch weite
Kniehosen, die den Busen verleugnendenden, hochgeschlossenen Oberteile durch Decolletés,
und der Rock, der zuvor faltenlos über den Verdugado drapiert worden war, durfte nun frei
fallen. Typisch für die niederländische Mode sind breitkrempige Hüte und die Dominanz von
Schwarz und anderen dunklen, gedeckten Farben.
In den 1660er Jahren wird eine weitere deutliche Änderung spürbar. Die Hosen der Männer
wurden immer weiter, fast hosenrockartig, während das Wams kürzer wurde und viel vom
Hemd sehen ließ (Rheingrafen-Mode). Zunächst trug man darüber einen weiten, rund
geschnittenen Überwurfmantel; später setzte sich der Kasack durch, der jackenartige
Herrenrock . Dazu trugen die Männer lange, offene Haare. Die Kleider der Frauen werden
schlichter: Zum bodenlangen Rock ohne Überrock wird ein eng anliegendes, versteiftes
Mieder mit breitem, fast schulterfreiem Ausschnitt und Dreiviertelärmeln getragen. Das
Decolleté wird häufig von einer breiten Berthe aus Nadelspitze umrahmt. Die typische Frisur
hierzu ist der Hurluberlu mit zu beiden Seiten des Gesichts gehäuften Locken.
In den 1680er Jahren setzte sich bei den Männern jene Anzugform durch, die auch das
gesamte 18. Jahrhundert bestimmen wird. Das Justaucorps (frz: eng am Körper) bestand aus
Weste und engerer Kniehose, auf dem Kopf wird die Allongeperücke und der Dreispitz
getragen, dessen Hutkrempe an drei Seiten hochgeschlagen ist.
Bei Frauen kommt eine neue Kleiderform in Mode, die ebenfalls fast bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts nachwirkt. Das Manteau, ein mantelartig vorn offenes Überkleid, wird zu einem
farblich passenden Rock und Stecker getragen. Der Rock des Überkleides hat meist eine
Schleppe und ist nach hinten gerafft. Die schmale Silhouette wird durch die zugehörige Frisur
mit hoher Haube, die Fontange, noch betont.
Feste
In der Zeit des Barock wurden große Feste veranstaltet, die der Darstellung fürstlicher Pracht
dienten. Das Zeithainer Lustlager Augusts des Starken im Jahr 1730 galt als das gigantischste
Barockfest seiner Zeit, das „Spektakel des Jahrhunderts“, welches wegen seiner Pracht und
Üppigkeit bis heute Inbegriff barocker Lebensart ist. Es war zugleich eine organisatorische
Meisterleistung, die europaweit für Aufsehen sorgte. Beispielsweise errichtete der Erbauer
des Dresdner Zwingers, Matthäus Daniel Pöppelmann, den Backofen für den sieben Meter
langen Riesenstollen. Der Architekt Joachim Daniel von Jauch, dem unter anderem die
Organisation der zahllosen Feste und Illuminationen des polnischen Hofes oblag, organisierte
das fünfstündige Feuerwerk auf der Elbe, bei dem 18.000 Baumstämme verbraucht wurden.