Sie sind auf Seite 1von 5

[Beu10]

Meine Damen und Herren, Ich habe das außerordent- [Koc10]

liche Vergnügen und auch die besondere Ehre gehabt,


eines der spannendsten Bundesländer zu führen. Ich ha-
be diese Zeit mit allen Höhen und Tiefen durchaus auch
genossen. Ich blicke mit Dankbarkeit und Befriedigung [Beu10]

auf die Jahre meiner politischen Arbeit. Es ist bekannt, [Gut11]

dass die Mechanismen im politischen und medialen Ge-


schäft zerstörerisch sein können. Sie müssen mich halt [Koc10]

nehmen, wie ich bin. [Gut11]

Die enorme Wucht der medialen Betrachtung meiner


Person – zu der ich viel beigetragen habe – aber auch
die Qualität der Auseinandersetzung bleiben nicht ohne
Wirkung auf mich selbst und meine Familie. Die Dinge, [Koc10]

die ich mir in den Kopf gesetzt habe, versuche ich auch
durch zu ziehen. [Gut11]

Ich habe, wie jeder andere auch, zu meinen Schwächen


und Fehlern zu stehen. Am vergangenen Samstagabend [Kä10]

habe ich einen schweren Fehler gemacht, den ich zutiefst


bereue. Meine Äußerungen zu den Auslandseinsätzen [Kö10]

der Bundeswehr sind auf heftige Kritik gestoßen. Diese


Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den not-
wendigen Respekt für mein Amt vermissen. Irgendwer [Mü09]

hat gemeint, ich sei ein autoritärer Knochen. Und mir [Gut11]

wär immer wichtig, dies vor der Öffentlichkeit nicht zu


verbergen. Ich habe diese Charakterisierung immer mit [Mü09]

Amüsement betrachtet. [Kä10]

Einer meiner Ratgeber hat mir gestern ein Wort mit


auf den Weg gegeben: Politik darf keinen Spaß ma- [Bru07]

chen.“ Und mein Herz sagt mir ganz klar: Wer sich für [Kä10]

die Politik entscheidet, darf – wenn dem so ist – kein [Gut11]

Mitleid erwarten. Das würde ich auch nicht in Anspruch


nehmen. Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität [Kä10]

im Amt bleiben. [Kö10]

Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt mit sofortiger


Wirkung. Ich habe die Entscheidungen in einem Gefühl [Koc10]

großer Zufriedenheit getroffen. Ich habe Herrn Bürger- [Kö10]

meister Böhrnsen über meine Entscheidung telefonisch


unterrichtet. Selbstverständlich ist die Bundeskanzle- [Beu10]

rin Frau Dr. Merkel, unterrichtet. Natürlich weiß ich [Koc10]

um die unzähligen Spekulationen, die diese Schritte bei


Ihnen auslösen. Sie werden spekulieren, was das Zeug
hält. Manche mögen sich fragen, weshalb ich erst heute [Gut11]

zurücktrete. Zunächst ein möglicherweise für manche


unbefriedigender, aber allzu menschlicher Grund. Wohl
niemand wird leicht, geschweige denn leichtfertig das
Amt aufgeben wollen, an dem das ganze Herzblut hängt.
Der Grundsatz der schwarz-grünen Koalition, die ehe- [Beu10]

maligen Gegensätze von Ökonomie und Ökologie zu


versöhnen, nimmt immer mehr Gestalt an. [Koc10]

Sie können mir glauben, dass mir dieser Tag sehr


schwer fällt. Hinzu kommt der Umstand, dass ich mir [Gut11]

für eine Entscheidung dieser Tragweite die gebotene


Zeit zu nehmen hatte. Meine Familie, aber auch Angela [Koc10]

Merkel kennen diese Entscheidung seit mehr als einem


Jahr. [Beu10]

Was den Zeitpunkt meines Rückzuges angeht, bin


ich in den letzten Tagen zu der Überzeugung gelangt,
dass dies heute der vernünftige Zeitpunkt ist. Lassen Sie
mich erläutern, warum: Die biblische Erkenntnis, alles
hat seine Zeit, gilt auch für Politiker. Selbstverständlich
gilt sie auch für mich. [Gut11]

Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens. Ich


gehe ihn nicht allein. Der Grund liegt im Besonderen
in der Frage, ob ich den höchsten Ansprüchen, die ich
selbst an meine Verantwortung anlege, noch nachkom-
men kann. In einem Gedicht von Peter Rühmkorf, das [Mü09]

er Willy Brandt gewidmet hat, gibt es den Refrain: Sei



erschütterbar, doch widersteh’ !“ Das trifft es. Ich trage [Gut11]

bis zur Stunde Verantwortung in einem fordernden Amt.


Mein ganzer Lebensweg war und ist darauf ausgerich- [Koc10]

tet, in einer Balance zwischen politischer Arbeit und


beruflicher Selbständigkeit meine Unabhängigkeit zu be-
wahren. Politik ist ein faszinierender Teil meines Lebens,
aber Politik ist nicht mein Leben. Ich selbst bin noch
jung genug, einen neuen, voll aktiven Lebensabschnitt
in meiner beruflichen Laufbahn zu starten. [Gut11]

Abschließend ein Satz, der für einen Politiker un-


gewöhnlich sein mag: Ich war immer bereit zu kämpfen,
aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht. Auch [Koc10]

wenn ich plane, Politik aus einer anderen Perspektive


zu betrachten, ich werde ein politisches Wesen bleiben.
Nach so vielen Jahren in der Politik ist dies mehr als
ein Traum, es ist eine Gewissheit. [Meh09]

Erlauben Sie mir abschließend noch einige persön-


liche Anmerkungen: Ich danke allen Menschen, die mich [Kä10]

so wunderbar getragen und gestützt haben, für alle


Grüße und Blumen, die meiner Seele sehr gut getan
haben in diesen Tagen. Meine fast zehn Jahre bei der [Meh09]

Bahn waren eine tolle Zeit. Manchmal ein wenig ver-


rückt. Immer aufregend. Ich bedanke mich bei allen, [Mü09]

die in dieser besonderen Partei dabei waren und sind


und die ihr treu sind. Insbesondere danke ich meinem [Kä10]

engsten Team, das mir in manchem Sturm die Treue


gehalten hat. Gebt das Dankeschön auch an die weiter, [Mü09]

die ihr nach dem Parteitag in den Ortsvereinen und


Unterbezirken trefft. [Meh09]

Keine Frage, ein Führungswechsel ist in solch schwie-


riger Lage nicht ohne zusätzliches Risiko. Aber das –
meine Damen und Herren – müssen andere verantwor-
ten. Ich wechsle dabei nicht von einer Aufgabe nahtlos [Koc10]

in die andere. Ich will mir eine Auszeit zum Durchatmen


und zur Rückkehr ins normale Leben gönnen. Keiner
von ihnen würde mir allerdings glauben, dass ich ohne
Plan gehe. Deswegen habe ich mich aufrichtig bei all [Gut11]

jenen entschuldigt, die ich aufgrund meiner Fehler und


Versäumnisse verletzt habe und wiederhole dies auch
ausdrücklich heute. Ich danke den vielen Menschen in [Kö10]

Deutschland, die mir Vertrauen entgegengebracht und


meine Arbeit unterstützt haben. Ich wünsche meinem [Beu10]

Nachfolger von Herzen, dass es ihm ähnlich gehen darf.


Es war mir eine Ehre, Deutschland zu dienen. Darauf [Kö10]

blicke ich mit Dankbarkeit und auch einem gewissen [Meh09]

Stolz zurück. Ich danke Ihnen, dass sie mir zugehört


haben.
Literatur
[Beu10] Carl-Friedrich Arp Ole Freiherr von Beust.
2010. url: http://bit.ly/aRlicx.
[Bru07] Sebastian Brux. 2007. url: http://bit.ly/
eB8d5x.
[Gut11] Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob
Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von
und zu Guttenberg. 2011. url: http://bit.
ly/gQ9BqD.
[Koc10] Roland Koch. 2010. url: http://bit.ly/
9cuRHG.
[Kä10] Margot Käßmann. 2010. url: http://bit.
ly/bSUL3f.
[Kö10] Horst Köhler. 2010. url: http://bit.ly/
azaxyh.
[Meh09] Hartmut Mehdorn. 2009. url: http://bit.
ly/gRdpTr.
[Mü09] Franz Müntefering. 2009. url: http://bit.
ly/hc5GXQ.

Das könnte Ihnen auch gefallen