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INTERNATIONALES

GITARRENFESTIVAL
BAD AIBLING
4. – 25. November

2 010
www.saitenspruenge.com
Herz statt Event.
(Anzuwenden bei Konzert-, wie Kinosaal
Nebenwirkungen: u.a. Wohlbefinden, glückliche Momente, Begeisterungsstürme, Herzklopfen)

www.aibvision.de www.mikes-kino.de www.kino-utopia.de www.park-kino.de

soulkino .de
kinomarketing & filmgeschichten
Verehrte Konzertbesucher,
seit einer guten Dekade sind die Bad Aiblinger Saitensprünge eine der ersten Adressen,
wenn es um die Gitarre und ihre so vielfältigen musikalischen Möglichkeiten geht. Auch in
diesem elften Saitensprünge-November ist es uns gelungen, Künstler, die auf so unterschiedliche
Art großartig sind wie Al Di Meola, Marc Ribot, Biréli Lagrène,
Eliot Fisk im Festivalprogramm zu haben. Das ist eine große Ehre,
und eine große Freude.

Tief bewegt hat mich das Schicksal von Robert Wolf, einem der
besten Gitarristen, die ich jemals in Bad Aibling hören durfte. Er
wird uns heuer speziell für das Abschlusskonzert am 25. November
als Komponist seine Musik vorstellen. Ich freue mich heute schon
auf ein Wiedersehen und ein Wiederhören mit ihm.

Guitarrissimo!, unsere bereits Kultstatus genießende „Lange Nacht


der Gitarren“ wird mit dem Chakra 2, Javier Garcia Moreno, Julia
Malischnig und anderen für erhöhte Temperaturen im ansonsten
kühlen oberbayerischen Herbst sorgen.

Besonders hinweisen möchte ich auch auf die Gitarrenausstellungen


namhafter und hervorragender regionaler wie überregionaler Instrumentenbauer, die Sie im
Foyer vor den Konzertsälen finden, und die vor und nach den Konzerten sowie in den Pausen
zum Ausprobieren, Bestaunen und sich inspirieren lassen einladen.

Seien Sie dabei und freuen Sie sich mit uns auf spannende und unterhaltsame Konzertabende
im Aiblinger November. Fiebern Sie mit!

Ihr

Johannes Erkes

IMPRESSUM

Redaktion Gestaltung Druck


Thomas Kraus tab indivisuell Rieder Druckservice GmbH
Wörter Bilder Töne, Leitenberg Stuttgart Prien

Fotos (Fotograf/in, Seite)


Künstler/PR, R. Trautwein (3), F. Cabras (8 ff.), J. Manser (10 ff.), C. Casanova, Z. Koritnik,
P. Gannushkin (12 ff.), G. De Camillis, S. Muradova (16), K. Yoshioka (20), F. Vernhet (26 ff),
M. Meyer (30 ff.)

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Grußwort der Stadt Bad Aibling
Verehrte Musikfreunde und treue Besucher des Gitarrenfestivals Saitensprünge,

die Bad Aiblinger Saitensprünge beginnen heuer mit der 11. Spielsaison das zweite Jahrzehnt
ihres Erfolges. Ein Festival mit einem markanten Profil, das nicht kopiert werden kann. Ein schlüssi-
ges Konzept ist die Grundlage für einen guten Start und das Bad Aiblinger Kurhaus als attraktiver
Spielort verleiht dem Musikfestival das richtige Ambiente. Alle Voraussetzungen für den Erfolg
waren und sind vorhanden.

Aber der Erfolg braucht Väter, bei den Saitensprüngen hatten wir gleich
zwei. Herr Johannes Erkes als künstlerischer Leiter und Herr Klaus Jörg
Schönmetzler als Kulturreferent des Landkreises Rosenheim schufen die
Bad Aiblinger Saitensprünge. Das Gitarrenfestival vereint alle Vorzüge
eines klar umrissenen Themas mit einer großen künstlerischen Bandbreite.
Das Kurhaus von Bad Aibling ist mit seiner exzellenten Akustik bestens
geeignet für diese Art der Musikdarbietung.

Hochwertige Kultur ist im Vergleich zum seichten Massenangebot fast


immer finanziell defizitär. Bei den Bad Aiblinger Saitensprüngen
schaffen wir das schier Unmögliche, nämlich, dass das wirtschaftliche
Ergebnis von Jahr zu Jahr besser wurde. Die kontinuierlich steigenden
Besucherzahlen beweisen, dass mit hoher Qualität auch in der Kunst
und in der Kultur ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis erzielt werden
kann. Dafür möchte ich mich bei dem Team der AIB-KUR herzlich
bedanken. Das professionelle Engagement unseres Kurdirektors Herrn Thomas Jahn trägt maß­
geblich zum wirtschaftlichen Erfolg bei.

Mit Herrn Johannes Erkes konnte ein künstlerischer Leiter gewonnen werden, der jedes Jahr seine
ganze Erfahrung als Intendant und aktiver Musiker einbringt und somit für das Weltklasse-Niveau
garantiert. Ihm gebührt ein großes Dankeschön für seine Verdienste um die Saitensprünge in
unserer Kurstadt.

Der Landkreis Rosenheim begleitet von Anfang an diese Musikreihe mit viel Engagement. Herr
Klaus Jörg Schönmetzler als Kulturreferent des Landkreises konzipierte die Saitensprünge und steht
damit für die Qualität der Kulturpolitik des Landkreises.

Als Bürgermeister der Kur- und Kulturstadt Bad Aibling freue ich mich auf die 11. Spielzeit unseres
Internationalen Gitarrenfestivals und wünsche den Verantwortlichen weiterhin allen Erfolg.

Den Besuchern des Internationalen Gitarrenfestivals Bad Aibling wünsche ich wunderbare Abende
im Kurhaus von Bad Aibling und verbleibe

mit den besten Grüßen

Felix Schwaller
Erster Bürgermeister

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Herzlich willkommen, liebe Gäste,
zu den Saitensprüngen 2010!

Es ist kaum zu glauben aber schon wieder ist ein Jahr vorbei und wir
dürfen Sie zur 11. Auflage der Saitensprünge in Bad Aibling begrüßen.

Wie schon seit vielen Jahren beginnen die Planungen für das nächste
Jahr schon, während das aktuelle Festival noch läuft. So war es auch in
den letzten Monaten und doch war und ist seit dem letzten Festival
etwas anders.

Im vergangenen Jahr haben Sie, liebes Publikum uns einen absoluten


Besucherrekord beschert – was für ein Erfolg – über 3.500 Gäste
durften wir bei den zehn Konzerten begrüßen. Das erste Festival nach
einem solchen Erfolg ist noch aufregender, als die Veranstaltungen in
den Jahren zuvor. Noch kritischer werden die Künstler hinterfragt, noch
detaillierter das Programm zusammengestellt und noch intensiver über Abläufe diskutiert.

Und jetzt ist das Programm fertig, alle Künstler sind ausgewählt und jetzt sind Sie an der Reihe zu
beurteilen, ob wir richtig ausgewählt haben und Ihnen das Arrangement zusagt.

Zusammen mit allen Beteiligten, Johannes Erkes, künstlerische Leistung, Thomas Kraus, Öffentlich-
keitsarbeit sind wir überzeugt, dass wir mit Ihnen gemeinsam wundervolle Momente erleben
werden.

Bedanken möchten wir uns bei allen, die dieses Festival möglich machen, der künstlerischen
Leitung von Johannes Erkes, dem Engagement von Thomas Kraus im Bereich Medienarbeit, bei
allen unseren Mitarbeitern, die wieder Tag und Nacht arbeiten, damit alles perfekt funktioniert
und der Stadt und dem Stadtrat für die Bereitstellung der finanziellen Mittel, aber auch dem
Landkreis Rosenheim und allen weiteren Sponsoren und Partnern, die sich am Erfolg dieses
Festivals beteiligen.

Lassen Sie sich von den Klängen der Gitarren ver- und bezaubern und genießen Sie außer­
gewöhnliche Konzerte bei den Saitensprüngen 2010 – Bühne frei!

Mit herzlichen Grüßen

Thomas Jahn
Kurdirektor

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donnerstag, 4.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

dIE Gebr.
Die GEBR. PoWERonoFF
Poweronoff
Eröffnungskonzert: Ruhig Blut, Amadeus!
Die Gebr. Poweronoff sind das „skandalöse Spaßprojekt der ernsten Musik“, die „Hard Rock Kapelle
unter den Kammerorchestern“, sie tragen Schwarz bis es etwas Dunkleres gibt. Mit drei E-Gitarren,
einem E-Bass und Percussion interpretieren sie klassische Musik von Mozart, Brahms, Verdi oder
Rossini modern, zeitgemäß und natürlich rockig und damit ganz im Sinne ihres Ahnen Watscheslaw
Poweronoff. Der Legende nach hat dieser um das Jahr 1718 die Stromgitarre erfunden. Knapp
dreihundert Jahre später ist eines sicher: ein elektrisierteres (und elektrisierenderes) Eröffnungskonzert
gab es bisher bei den Saitensprüngen nicht!

Selten widmen sich gestandene Rock


n‘Roll - Gitarristen den Hits aus der
Zeit vor der Erfindung des Platten-
spielers. Ganz anders die Gebrüder
Poweronoff. In herrlich respektloser
Art intonieren diese vier Virtuosen der
Stromgitarre Hits der vergangenen
300 Jahre und machen dabei vor
nichts und niemandem halt. Sie inter-
pretieren Ravels Bolero ebenso uner-
hört wie Mozarts Rondo a la Turca,
bearbeiten den Barbier von Sevilla
mit dem musikalischen Rasiermesser
oder lassen zu Offenbachs Can Can
die Finger über die Gitarrensaiten
tanzen. Ihr Programm „Ruhig Blut,
Amadeus!“ beweist die Vielseitigkeit
und Wandlungsfähigkeit der großen
Meister, unterstreicht aber auch die Fähigkeit des Ensembles, die Werke differenziert wiederzugeben,
ohne sie zu verkitschen. Wenn die „Mutter der Popmusik“ sich den Melodien der großen Meister
widmet, werden diese Interpretationen zum klangvollen Hörerlebnis. Den Hauch der Unantastbarkeit,
der den ehrwürdigen Kompositionen anhaftet, fegen die Musiker mit einem Sturm aus E-Gitarren
und Schlagzeug-Grollen hinweg und befreien die Stücke vom Staub der Geschichte.

Die Legende um Watscheslaw Poweronoff – den Ahnherren der Gebrüder Poweronoff


Der emsige und rastlose Komponist und Erfinder Watscheslaw Poweronoff experimentierte bereits
im 18. Jahrhundert mit der machtvollen Verstärkung des Gitarrentons. Wurde doch bei Hofe der Ton
der Laute durch das Gehämmer der aufgekommenen Klaviere mehr und mehr verdrängt. Mannshohe,
trichterförmige Resonanzkörper und fingerdicke Hanfgeflechte brachten zunächst keinen Erfolg. Die
erste Poweronoffsche Stromgitarre wird von Experten auf das Jahr 1718 datiert. Seiner Zeit weit
voraus bedachte Watscheslaw Poweronoff allerdings nicht, dass der Strom bis dato noch nicht er-
funden war. Nichtsdestotrotz komponierte er unzählige Musikstücke für ebendiese Stromgitarre.
Aufgrund mangelnder, oftmals fehlender Aufführungsmöglichkeiten seiner Werke unternahm
Poweronoff weltweite Reisen, um bereits anerkannten Komponisten und Musikern der Zeit seine
Werke anzubieten (...) Sein erstes Ziel war Salzburg, denn er hatte von einem Mozart gehört, der
wohl ein guter Komponist und Musiker sein sollte, und dessen Rat er einholen wollte. (...)

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Das Treffen war ernüchternd für Watscheslaw, denn Wolfgang Amadeus hatte keinen Sinn für eine
Stromgitarre, wohl aber Interesse an seiner Musik. Aber da er ihm Nachtlager und Labsal bereitete,
schenkte Watscheslaw ihm zum Dank ein paar seiner Töne: Das launige Rund um den Thurgau.
Der wohl geschäftstüchtigere Mozart nahm dankend an und kaum, dass Poweronoff sein Bündel
erneut geschnürt hatte, um sein Glück woanders zu suchen, setzte sich Wolfgang Amadeus daran,
dies Werk zu interpretieren und ihm einen Titel gemäß eines Hofes zu geben: Rondo à la Turka.
Er setzte dies erfolgreich in bare Münze um (...)

Watscheslaw hatte von der Kunst der Römer gehört. Vielleicht konnte man ihm in diesem Land
weiter helfen. Es ging ’gen Süden. Sein Weg führte ihn auch durch Pesaro, und als er am Hafen Rast
einlegte und auf seiner Flöte Melodien spielte, klopfte ihm ein junger Bursche auf die Schulter und
fragte an, ob er ihm lauschen dürfe. Rossini sei sein Name, so stellte er sich vor. Angetan von dem
jungen Geist erzählte Watscheslaw von seinen Erfindungen und von der Stromgitarre in der
Hoffnung, der junge Mann könne ihm helfen. Aber auch Rossini wusste keinen Rat. Noch nie hatte
er von einer Stromgitarre gehört, aber dennoch faszinierte es ihn, davon erzählt zu bekommen.
Die beiden verstanden sich auf Anhieb, Rossini lud Watscheslaw zu einigen Bieren ein, die Zunge
und auch der Geist lockerte sich und eh’ sich Poweronoff wieder auf den Weg machte, schenkte
er Rossini zum Dank sein Erstlingswerk Paar Bier vor Sevilla. Rossini sollte später Fragmente des
Poweronoff’schen Werkes in eines seiner Opernwerke einbinden (...)

Und weiter zog es Poweronoff, von einem gewissen Beethoven hatte er gehört – der ein ganz (!)
Großer sein solle. Der Deutsche lebte im Kaisertum Österreich, wo er seine vom revolutionären
Geiste erfüllten Sinfonien komponierte. Er setzte alle seine Hoffnung in diesen großen Mann, von
dem ihm auch Rossini berichtet hatte. Er traf einen rastlosen Beethoven an, der, wie er selbst, eigent-
lich nur mit sich und seinen Werken beschäftigt war. Ein wenig müde schien Ludwig zu sein, er saß
gerade daran, einer Sonate in Cis-Moll für Klavier den letzten Feinschliff zu geben, aber irgendwie
schien es ihm nicht so zu gelingen, wie er es wollte. Watscheslaw, stets hilfsbereit, entnahm seiner
Tasche ein Bündel Notenfragmente seines Werkes Die Mondscheinbegegnung, die Beethoven über-
flog und mit einem Lächeln verkündete: Das soll das „Presto agitato der Sonata quasi una Fantasia“
sein, die später von Ludwig Rellstein umbenannte Mondscheinsonate. Poweronoffs Bitte um Hilfe
stieß bei Beethoven allerdings auf taube Ohren.

Die Jahrhunderte währende Ignoranz der europäischen Musikhistorie ob des originären musikali-
schen Schaffens Poweronoffs sorgte dafür, dass sein Lebenswerk in der Versenkung verschwand (...)

Poweronoff galt als sehr tolerant gegenüber Frauen. Dies bescherte ihm eine große Schar an
Nachkommen. Seine Anverwandten lebten über Jahrhunderte in Europa und Asien verstreut ein
vergessenes Künstlerdasein in bitterster Armut. (...)

Erst die banal anmutende Begegnung dreier Nachfahren bei einem spanischen Frisör ließ die Frage
aufkommen, wie der mangelnden Achtung entgegen zu treten wäre. Jahrzehnte und Jahrhunderte
sollten also vergehen, bis die Meisterwerke durch die Initiative der jungen Poweronoffs einem
geneigten Auditorium in der Originalfassung zu
Gehör gebracht wurden. Die direkten Nach-
fahren des alten Wladimir, Alexey und Toscha
Poweronoff, gelten heute als legitime musikalische
Nachfolger und sind Protagonisten einer ver-
gessenen Familiendynastie. Gemeinsam mit ihren
Neffen ersten Grades ziehen die Gebrüder
Poweronoff fortan durch alle bedeutenden Metro-
polen. (....)

www.diepoweronoffs.de

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Sonntag, 7.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

Al
a l d iDi
me oMeola
la
(USA)

World Sinfonia
Al Di Meola (Gitarre)
Peo Alfonsi (Gitarre)

Al Di Meola
Der Italo-Amerikaner zählt bereits seit Jahrzehnten unbestritten zu den besten Gitarristen der Welt.
Wie kein anderer vereint er Leidenschaft und brillante Technik in einer Person; vom Fachmagazin
Guitar Player wurde er insgesamt
gleich viermal zum ’Best New Ta-
lent’ und ’Best Jazz Guitarist’ gekürt.
Wie viele der großen amerikani-
schen Musiker hat auch Al Di Meola
am Berklee College of Music in
Boston studiert. Bereits 1972 war Di
Meola im Quintett des Keyboarders
Barry Miles engagiert; zwei Jahre
später, im Alter von 19 Jahren, wurde
er von Chick Corea entdeckt und in
dessen Formation Return to Forever
aufgenommen, der neben Corea
auch Stanley Clarke und Lenny
White angehörten. Mit Return to
Forever wurde er 1975 mit einem
Grammy für die ’Beste Jazz-Perfor-
mance einer Gruppe’ ausgezeichnet.
Seine Soloalben Land of the Mid-
night Sun (1976), Elegant Gypsy
(1977) und Casino (1978) etablierten
ihn endgültig in der ersten Liga des
Jazz. Sein unverkennbarer Stil ist geprägt durch eine Fusion aus Rock, Jazz, Latin und World Music.
Delikate Pickings und raffinierte Riffs bestimmen den Charakter seiner Handschrift, oft schon wurde
er als „schnellster Gitarrist der Welt“ bezeichnet. Einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere erlebte
Al Di Meola 1981 mit dem berühmten Live-Album Friday Night in San Francisco, das er gemeinsam
mit John McLaughlin und Paco de Lucia aufgenommen hatte. Das Album gilt als Genre-Klassiker und
hat sich bis heute über zwei Millionen Mal verkauft. Nicht minder populär war The Rites of Strings,
seine Zusammenarbeit mit Stanley Clarke und Jean-Luc Ponty von 1995. Sein Album The Infinite
Desire hielt sich 1999 mehr als drei Monate in den Billboard Contemporary Jazz Charts, stieg auf
Platz 3 der deutschen Jazz-Charts und war acht Wochen lang an der Spitze der italienischen Jazz-
Charts zu finden. Auch die Nachfolgealben waren ähnlich erfolgreich. Mittlerweile hat er mehr als
20 Soloalben veröffentlicht und über neun Millionen Platten verkauft. Al Di Meola hat in seiner
langen Karriere immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern gesucht. Neben musika-
lisch Gleichgesinnten stößt man dabei auch auf einige bekannte Namen aus Pop und Klassik. Die
unterschiedlichsten Künstler wie Luciano Pavarotti, Paul Simon, Phil Collins, Santana, Stevie Wonder,
Herbie Hancock, Frank Zappa, Les Paul, Jimmy Page, Wayne Shorter, Jaco Pastorius, Larry Coryell

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oder Egberto Gismonti standen mit dem Star-Gitarristen im Studio und auf der Bühne. Über seine
Freundschaft zu Astor Piazzolla hat Al Di Meola 2006 dem Online-Fachmagazin Jazzdimensions
Auskunft gegeben: „Astor Piazzollas Musik beispielsweise zog mich geradezu magisch an – das
war ’Liebe auf den ersten Ton’, sozusagen. Am Anfang war es wirklich nur die Freundschaft, auf der
sein Einfluss beruhte. Seine Musik hatte ich tatsächlich zunächst gar nicht gehört, ich freundete mich
zuerst mit ihm an. Er war mir sofort vertraut, erinnerte mich an meine Verwandten: er hatte etwas
von dieser Wärme, diesem typischen ’New-York-Area’ Italienertum. Ich denke, er wiederum mochte
mich meines Hintergrundes wegen sehr. Als wir uns 1985 trafen, war er mit meiner Person viel
vertrauter als ich mit ihm. Ich wusste nichts weiter, bis er mir kurz danach ein Musikstück zusandte,
genau genommen die ’Tango Suite’. Er legte eine kleine Notiz bei, dass es ihn sehr freuen würde,
es mich eines Tages spielen zu hören. Bis zu dem Moment, wo ich diese Musik tatsächlich spielte,
waren wir bei sechs oder sieben Gelegenheiten zusammengekommen – zu Shows, die er gespielt
hat. Immer war ich extrem stark berührt von seiner Musik und seiner Herzenswärme. Wir hatten
Pläne, zusammen zu spielen und aufzunehmen – unglücklicherweise hat sein vorzeitiger Tod das
vereitelt. Aber er hat uns ein gewaltiges Erbe hinterlassen, uns allen. Ich bin froh, dass ich einer der
Ersten in Nordamerika bin, die seine Musik etwas ’anders’ interpretiert haben – im Gegensatz zur
üblicherweise gepflegten ’klassischen’ Herangehensweise. Was im Grunde nur heißt: die Leute
spielen die Musik einfach wie es geschrieben steht. Aber wir haben etwas wirklich davon Abwei-
chendes gemacht – in rhythmischer Hinsicht. Und ich glaube, dass Piazzolla es so lieber gesehen
hätte – ganz bestimmt sogar.“ In Bad Aibling wird Al Di Meola mit dem Gitarristen Peo Alfonsi im
Duo auftreten.

Peo Alfonsi
Paolo Alfonsi, genannt Peo ist ein italienischer Gitarrist und Komponist. Er stammt aus Sardinien.
Basierend auf seiner klassischen Ausbildung – er studierte am Conservatorio di Cagliari und bestand
seine dortige Diplomprüfung mit höchsten Auszeichnungen – verbindet er in seinem musikalischen
Schaffen seine Vorlieben für den Jazz einerseits und volksmusikalische Spielweisen andererseits.
Neben seiner Tätigkeit als Komponist und konzertierender Instrumentalist ist er im musikdidaktischen
Bereich tätig, vor allem als Dozent für Jazzgitarre am Konservatorium von Parma. Lang ist die Liste
international höchst renommierter Musiker, mit denen er im Laufe seiner Karriere zusammengearbeitet
hat oder aktuell zusammenarbeitet. Darunter finden sich die Namen von Pat Metheny, Kenny Wheeler,
Trilok Gurtu, Marc Ribot, Paolo Fresu, Noa, Miguel Angel Cortes und Andrea Parodi.

www.aldimeola.com

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Montag, 8.11., 20:00 Uhr – Stellwerk

Rich
ri c h Hopkins
h o pki n s & & Luminarios
l umi n ari o s
(USA)

The Godfather of Desert Rock

Das erste Rockkonzert in der mittler-


weile eine gute Dekade umfassenden
Festivalgeschichte der Saitensprünge:
Zusammen mit seiner Band, den Lumi­
narios gastiert der 1958 in Fort Worth,
Texas geborene Gitarrist, Sänger
und Songwriter Rich Hopkins im Stell­
werk Bad Aibling. Immer wieder mit
Neil Young verglichen, gilt Hopkins
seinen Fans als der wahre „God­
father of Desert Rock“. Auf seinem
aktuellen Album „El Otro Lado“ be-
singt er die Kehrseite des American
Dream, das Leben der Menschen aus
der Southside von Tucson, Arizona,
von illegalen Grenzgängern, entwur­
zelten Indianern, verschuldeten Ex-
Mittelschichtlern. Alles andere als glattgebügelt ist auch Hopkins’ wildes, erdiges, kantiges Gitarren-
spiel. Bedingungsloser Gitarrenrock, Twang und elektrische Entladungen sind hier angesagt.

Seit 1992 gibt es die Luminarios entweder als Trio, Quartett, Quintett oder einfach als lockere
Session befreundeter Musiker; immer handelt es sich dabei um ein klares Rich Hopkins-Ding, im
Gegensatz zu all den anderen Projekten des berühmten Wüstenrock-Paten aus Tucson, Arizona,
wie Sidewinders, Sand Rubies, Underbelly, Woodcocks etc., bei denen er sich die Führungsrolle
teilt. Rich Hopkins und seine Luminarios stehen für bedingungslosen Gitarrenrock, wahren Tucson
Rock’n Roll, Byrds-style Psychedelic Pop, höchste Elektrizität und urwüchsige Power.

Das neue Luminarios-Werk El Otro Lado befindet sich also einerseits klar auf Kurs des 2006er
Vorgängers The Horse I Rode In On und solch kapitaler Klassiker wie Dirt Town, El Paso und The
Glorious Sounds Of, profitiert andererseits aber auch von Hopkins’ neuer Lebenssituation. Der Gute
hat bekanntlich seine große Liebe Lisa Novak geheiratet, und die sorgt nicht nur für privates Glück
und emotionales Wohlbefinden, sondern bringt sich als gestandene Musikerin kompetent und über-
raschend deutlich ein in den eigentlich von sehr maskulinen Attributen geprägten Hopkins’schen
Wüstenkosmos. Das war bereits auf ihrer gemeinsamen „Flitterwochen“-CD Loveland (Blue Rose,
2008) zu vermerken und das ist auch hier zu hören auf El Otro Lado, denn Novak hat ihren festen
Platz in der Quartettformation neben den altbewährten Rhythmusleuten Ken Andree/Bass und Bruce
Halper/Drums (s.a. Sidewinders, Sand Rubies) eingenommen. So erhält sie Co-Credits als Produ-
zentin und bis auf zwei Nummern auch als Songschreiberin (und wir denken da nicht an Linda
McCartney!), sie spielt Gitarre und Percussion, trägt mit ihrer dunklen, nasalen Altstimme kräftig zu
den bis dato ausgefeiltesten Luminarios-Backing Vocals bei und übernimmt den ein oder anderen
Leadpart in Feinabstimmung mit ihrem Gatten. Jede Wette auch, dass sich der bei diesen ganz
speziellen, jingle-jangligen Twang-Klängen, die sich wie ein roter Faden durchs Album ziehen, von
ihrer harmonieträchtigen Americana/Pop-Vergangenheit hat beeinflussen lassen.

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El Otro Lado handelt thematisch von der Kehrseite des American Dream und ist deswegen durchaus
als ein sozialpolitisches Rich Hopkins-Statement zu bewerten. Nicht zum ersten Mal beschäftigt sich
ja der „Godfather of Desert Rock“ mit den Menschen aus der Southside von Tucson, die durch viele,
wenn nicht alle Raster eines sinnerfüllten Lebens gefallen sind und nur noch für einen Rest Würde
kämpfen. Arbeitslose, illegale Grenzgänger, entwurzelte Indianer, Homeless People, verschuldete
Ex-Mittelschichtler, Mexikaner im Ghetto... Das ist die Klientel der Casa Maria Soup Kitchen, einer
wichtigen sozialen Einrichtung mit kostenloser Verpflegung für Bedürftige, die mittlerweile einen
dramatischen Zulauf erfahren hat. Dort erzählt Amalia Tovar ihre Geschichte, mitgeschnitten von
Hopkins auf Recorder und eingebaut in eines von zwei monumentalen, zentralen Stücken: den
8 ½-minütigen Titeltrack ‚El Otro Lado Suite‘ mit einer Einführung auf akustischer, „spanischer“
Gitarre und einem typischen Rich Hopkins-Sprechgesang-Kracher daran anknüpfend, komplett
mit drückenden Gitarrenbrettern, knackharter Rhythm Section, süffigen Chorrefrains und scharfen
Trompetenschüben von Javier Gamez im Calexico-Ambiente. Dieser Trompeter veredelt mit seinem
prägnanten Spiel übrigens auch noch den zweisprachigen, ambitionierten Kuba-Rocker ‚Guajira‘
(mit Ausschnitten aus einer historischen Rede des umstrittenen Staatsführers Batista aus der revolu-
tionären Pre-Castro-Ära) und ‚Better Days‘, die einzige semiakustische Ballade des gesamten
Albums mit zusätzlichen Arrangements von Cello und Klavier.

Die zweite zentrale Nummer heißt ‚Breathe In/Out‘, ein 7-minütiger Slow Rocker mit mehreren über-
einander geschichteten, dräuenden Electric Guitars, einem stoischen Crazy Horse-Beat, verklärten
Vocals und einem Refrain frei nach ‚Like A Hurricane‘ – Acid Rock in der Wüste von Arizona!
Dagegen nehmen sich der melodische 60s-style Rock des Openers ‚Love Is A Muse‘, das ebenfalls
stark an Neil Young angelehnte ‚World On Fire‘ oder der hyper-twangige Folk Rock von ‚Good
Intentions‘ und ‚U R Not Alone‘ (beide im Duettgesang-Stil von ‚Loveland‘!) geradezu als musikalisches
„Erholungsgebiet“ aus.

Das Songwriting auf El Otro Lado ist


dermaßen qualitativ hoch und die
Musik so vielseitig wie wahrschein-
lich auf keiner Luminarios-Platte zu-
vor, dass auch die beiden übrigen
Tracks unbedingt erwähnt gehören,
stehen sie den anderen doch in keiner
Weise nach, im Gegenteil! ‚Lou Reed‘
ist praktisch die eine große Lisa
Novak-Nummer, auf der sie gesang-
lich glänzen kann und man sich nichts
sehnlicher als ein baldiges neues
Soloalbum von ihr wünscht. Ganz
„nebenbei“ erleben wir hier außerdem
die beiden allerbesten Rich Hopkins-
Gitarrensoli der ganzen CD: knapp,
kantig, auf den Punkt, Feedback-
getränkt!

„Woke up this morning, it’s time to get out of this town, see my luck’s turned a little sour these days,
I can turn it around...“ Das abschließende ‚Land Of Broken Dreams‘ komprimiert textlich und musi-
kalisch die vorangegangenen gut 40 Minuten nochmal in einem kolossalen Finale. Von den singenden
und kontrolliert lärmenden Gitarren über richtig starke Rich Hopkins-Vocals bis zum brodelnden
Druck der Band passt alles wie von übermächtiger Hand gesteuert zusammen! Dies ist dann nichts
weniger als die Quintessenz des Desert Rock in Reinkultur!!

www.myspace.com/richhopkinsandtheluminarios

Stellwerk · Bahnhofstraße 40 · Aibling

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Mittwoch, 10.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

Mmar
arcc rib
Ribot
ot
(USA)

Sunship
Marc Ribot (Gitarre)
Mary Halvorson (Gitarre)
Jason Ajemian (Bass)
Chad Taylor (Schlagzeug)

Marc Ribot gehört zu den aufregendsten Gitarristen der vergangenen Jahre. Mit Sunship präsentiert
er nun ein brandneues Projekt, bei dem von zwei Deutschlandkonzerten eines bei den Saitensprüngen
stattfindet.

„Sun Ship“ bezieht sich auf das 1965 von John


Coltrane eingespielte Album, dem letzten in klassischer
Quartett-Besetzung, bevor sich der große Saxofonist
zur freien Improvisation treiben ließ. Es erschien erst
1971, vier Jahre nach Coltranes Tod, und bündelte
noch einmal die spirituelle Kraft und Radikalität
dieses Genies.

Diese Radikalität weckte wohl auch das Interesse


von Marc Ribot an diesem Werk, wobei er auf alles
verzichtet, was an eine Coverband erinnern könnte.
Er transportiert den Geist und die musikalische
Haltung, ohne Saxofon und ohne Piano, dafür mit
einer zweiten Gitarre. Eine zeitgenössische Neu­
interpretation, bei der – typisch Ribot – die Grenzen
verschwimmen und von kubanischem Pseudo-Salsa,
psychedelischem Surf-Rock bis hin zu Punk-Orgien
alles mögliche mitschwingt.

Mit „Sun Ship“ kommt die sensationelle New Yorker


Gitarristin Mary Halvorson mit nach Bad Aibling,
die von Insidern bereits als neue Kreativ-Größe
gefeiert wird und im Umfeld von Anthony Braxton
musikalisch groß geworden ist. Dazu Bassist Jason
Ajemian und Schlagzeuger Chad Taylor aus Chicago,
die sich von Free Jazz bis Trip-Hop in vielen Musik-
stilen heimisch fühlen.

Marc Ribot
(*1954 in Newark, New Jersey) ist ein US-amerika-
nischer Avantgarde-Gitarrist und Komponist. Marc
Ribot nahm als Teenager klassischen Gitarrenunter-
richt bei Frantz Casseus, der ein Freund der Familie
war. 1978 zog er nach New York und spielte unter
anderen mit dem Jazz-Organisten Jack McDuff und
dem Soul-Sänger Wilson Pickett. Zwischen 1979 und
1983 war er Mitglied der Band Realtones/Uptown
Horns Band und von 1984 bis 1989 der Lounge Lizards.
Wenngleich Ribot im allgemeinen der Avantgarde zu­
gerechnet wird, hat er durchaus auch seine populären
Seiten: So hat er mit seiner Band Los Cubanos Postizos
zwei Alben mit latein-amerikanischer Musik als Hommage
an Arsenio Rodriguez aufgenommen.

Obwohl er Linkshänder ist, spielt er eine Rechtshänder-Gitarre. Das technische Handicap gleicht er
mit einer individuellen und einfallsreichen Spielweise aus.

Es gab Zusammenarbeiten mit u.a. Tom Waits, Chuck Berry, Peter Zummo, Peter Kotik, Elliott Sharp,
Anthony Coleman, The Jazz Passengers, Elvis Costello, Bill Frisell, John Zorn, Dave Douglas, Arto
Lindsay, Marisa Monte, Gina Leishman, Vinicius Cantuária und Evan Lurie. In Deutschland spielte er
zusammen mit Jakob Ilja bei einem Konzertprojekt der 17 Hippies in Köln im Jahr 2004. Im Jahr
2008 nahm er in Triobesetzung mit dem Schlagzeuger Ches Smith und dem Bassisten Shahzad Ismaily
das Album Party Intellectuals auf, das eine Cover-Version des Doors-Titels Break on Through enthält.

Heute steht Marc Ribots Name für Qualität und Erfindungsreichtum. Davon profitierte zuletzt das
Gespann Robert Plant (Led Zeppelin) und Alison Krauss, die als Fiddle-Virtuosin gilt und in ihrer
Karriere 20 Grammys gewonnen hat. Der Erfolg ihres jüngst Grammy-geehrten Albums Raising
Sand ist auch der Kreativität Ribots zu verdanken, dessen Einflüsse ein weites Feld abdecken. Jazz,
Punk, Latin, Soul, No-Wave, Avantgarde, Hardrock, Ambient, Pop und Noise sind nur einige, sie
zeigen aber deutlich von welcher Bandbreite der Gitarrist und Sänger (!) Ribot profitiert.

Höchst bemerkenswert sind auch seine filmmusikalischen Aktivitäten. Als Gitarrist ist er im Sound-
track von Filmen wie Walk The Line, Alles ist erleuchtet, oder The Departed zu hören. Filmmusik
komponierte er u.a. für den Dokumentarfilm Revoluccion: Cinco Miradas und den Spielfilm Drunk-
boat mit John Malkovich und John Goodman.
www.marcribot.com
Freitag, 12.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

B A I R I S C H E S ASait
Bairische I T E N Benblicke
LICKE
(D, AT)

Echte alpenländische Volksmusik

„Wos kümmern mi de Sterndl“ ist eines der


echten bairischen Volkslieder, wie sie im
Repertoire der Sagschneider Malan, einem
Dreigesang aus Leger zu finden sind. Diese
drei Schwestern haben es sich zur Aufgabe
gemacht, überliefertes Liedgut im Isarwinkler
Dialekt zu pflegen. Schneidige und lustige
Lieder aus allen Lebensbereichen sind das
Markenzeichen der Perler Buam aus dem Ru-
pertiwinkel. Aus dem steierischen Salzkam-
mergut konnte mit der Ausseer Bradlmusi
eine der beliebtesten österreichischen Volks-
musikgruppen für die diesjährigen Bairischen
Saitenblicke gewonnen werden, die Gitarren­
trio, Geigenmusi, Gstanzlgruppe in einem ist
und sich auch auf das steirische Paschen versteht. Die Mitterhögl-Hausmusi vertritt die Kitzbüheler
Gegend. Die Weinberg Zithermusi spielt auf drei Kerschensteiner Zithern und einer Kontragitarre
Polkas, Märsche und Landler. Sigi Götze führt durch das Programm.
Das Ausseerland ist reich an überlieferten Melodien und Weisen, die in ihrer Art ganz unterschiedlich
sein können. Da gibt es neben der flotten Polka oft feine Jodlerweisen und gefühlvolle Walzermelodien.
Seit über 30 Jahren musiziert die Ausseer Bradlmusi
auf verschiedensten Anlässen, sei es bei Hochzeiten,
in Festspiel- und Opernhäusern, im Wirtshaus, bei
Fernsehsendungen, in Japan oder einfach zur Gaudi
auf der Alm und beweist durch ihre Spielweise die
Anziehungskraft der Ausseer Volksmusik. Ob in tradi-
tioneller Geigenmusikbesetzung, Gitarrentrio oder in
gesungenen Gstanzln nebst Pascher, die Ausseer
Bradlmusi ist überall zuhause. Lutz Maurer, Regisseur
und Journalist schrieb über Hannes Preßl und sein
Ensemble: „Kunst und Können der Ausseer Bradlmusi
spiegeln sich in vielen Facetten der Musik speziell in
der Suche und Wiedergabe von alten, zum Teil schon
vergessenen Schätzen der Volksmusik.
Damit ist die Bradlmusi der beste Beweis für die Gültigkeit der Worte, die einem großen klassischen
Musiker zugeschrieben werden – nämlich Gustav Mahler: „Tradition ist nicht Bewahrung der Asche
sondern Weitergabe des Feuers!“
Aus dem benachbarten Tirol kommt die Mitterhögl-Hausmusi, die rund um Kitzbühel beheimatet ist.
Eine klassische Tiroler Besetzung mit Flügelhorn, Klarinette, Tuba, Harfe und diatonischem Hack-
brett. Die Mannen um Anderl Feller sind seit Jahren ein Garant für unverfälschte Tiroler Tanzmusik
und gefühlvolles Weisenblasen.
Zwei Originale sind die Perler Buam, Sepp Staudinger und Peter Oswald, Onkel und Neffe aus
Berchtesgaden im Rupertiwinkel. Seit mehr als zwanzig Jahren pflegen sie mit ihren Liedern den
traditionellen, „almerischen“ Heimatgesang und sind in Bayern und Österreich sehr bekannt und
beliebt. Quer durch den ganzen Sommer zieht sich ihre musikalische Reise, wobei der Drang zur
Abgeschiedenheit, zur Wilderei, zum anderen Geschlecht und zum lustigen Feiern bekundet wird.
Bei den Sagschneider Malan, drei Schwestern aus
Lenggries Wegscheid wurde eine gewisse musische
Begabung bereits in die Wiege gelegt. Man bemüh-
te sich bereits früh um die stimmliche Ausbildung der
Geschwister. Beim Volksmusik-Wettbewerb in Inns-
bruck erhielten sie bereits vor einigen Jahre für ihren
Gesang eine Auszeichnung. Außerdem gewannen
sie im Jahr 2006 den begehrten „Traunsteiner Lindl“.
Der Zusammenklang des Familiengesanges ist viel-
fach etwas ganz besonderes, da er sich nicht nur durch
die stimmliche Einheit hervorhebt, sondern auch durch
die einheitliche Sprache und Betonung auszeichnet.
Die Sagschneider Malan singen alte überlieferte Volkslieder und wissen wovon die Rede ist, wenn
die Bauernarbeit oder einzelne Abschnitte des Jahreslaufs besungen werden.
Die legendären Wegscheider Musikanten dienten in Besetzung und Spielweise als Vorbilder – doch
über drei Jahrzehnte sind die vier Musikanten der Weinberg-Zithermusi selbst zu bewunderten
Gralshütern unverfälschter bayerischer Volksmusik geworden. Angeführt von Roman Messerer spielen
Hubert Blaser, Sepp Huber und Christian Eisner historische Instrumente des Regensburger Meisters
Xaver Kerschensteiner. Museales ist ihnen aber hörbar fremd. Ihre Landler, Boarischen, Polkas
und Märsche sind Ausdruck eines zünftigen Lebensgefühls. Geprobt wird bei Sepp Huber in der
historischen Bauernstubn, beim „Weinberger“ also im oberbayerischen Sensau.
Auf bewährte Weise wird Sigi Götze, u. a. bekannt aus vielen Volksmusiksendungen des Bayeri-
schen Rundfunks und ein begehrter Sprecher im bayrisch-österreichischem Alpengebiet durch das
Programm führen. Sigi Götze ist in Marquartstein beheimatet und Initiatior vieler volksmusikalischer
Veranstaltungen im Umkreis.

15
Samstag, 13.11., 19:00 Uhr – Kurhaus

Guitarrissimo!
G U I TA R R I S S I M O !
(IT, ES, AT, TR)

Das Festival im Festival


Sensationelle junge Talente in einer aussergewöhnlichen, frischen Zusammenstellung präsentiert die
2010er Ausgabe des „Festivals im Festival“ der Saitensprünge. Erstmals ist hier die Kombination von
Marimba und Konzertgitarre zu erleben, gespielt von dem italienisch-österreichischen Duo Schorn-
Mancinelli, das sich insbesondere der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten wie
H. W. Henze widmet. Andrea Vettoretti und Yagmur Sivaslioglu sind Chakra 2, mit 2 Gitarren und
einer betörenden Stimme schlagen sie Brücken zwischen Abend- und Morgenland. Aus Spanien
kommt der junge Klassikgitarrist Javier Garcìa Moreno. „Virtuosität und Grazie pur“, „Musik mit
feurigen Genen“ verspricht der Auftritt von Julia Malischnig. Ihr österreichischer Landsmann Peter
„BEDA“ Mayer ist ein mit Auszeichnungen überhäufter Komponist und Gitarrist. „Ich hab die Welt
erfunden“ lautet der Titel einer seiner Kompositionen.

www.juliamalischnig.com · www.musikrooms.com/chakra
www.ivanmancinelli.eu · www.peter-m.net · www.garciamoreno.com

Duo Schorn-M ancinelli


Duo Schorn-Mancinelli
1999 ist das offizielle Gründungsjahr des Duos
Schorn-Mancinelli. Die „brillante österreichische
Gitarristin Christina Schorn und der gleichermaßen
talentierte und charismatische Ivan Mancinelli“ (Eliot
Fisk, 2003) widmen sich quasi sofort einer sehr inten-
siven und fruchtbaren Zusammenarbeit mit der öster-
reichischen Komponistin Sabine E. Panzer, welche
den beiden Musikern das Stück VA&ST für Marimba
und Gitarre (2000 in Salzburg uraufgeführt) gewidmet
hat. „Jeder Komponist, der sich nicht in einer derart
vorteilhaften Situation, die es ihm erlaubt mit Musikern
einer so starken Persönlichkeit zusammenzuarbeiten,
wiederfindet, ist zutiefst zu bedauern“, schreibt die Komponistin über das Duo, das sich bereits in
seinen Anfängen klar ist über die einzuschlagende musikalische Richtung: es geht um die Aufführungen
eigener Transkriptionen für die rare Besetzung Gitarre-Marimbaphon, ebenso um die Zusammenarbeit
mit weiteren zeitgenössischen Komponisten wie F. Antonioni, L. Morleo, S.Hakenberg und H. W. Henze.
Ivan Mancinelli studierte Schlagwerk am Konservatorium der italienischen Stadt Bari, dann am
Salzburger Mozarteum bei Peter Sadlo. 1999 tritt er, nach zahlreichen Aufführungen der Kammer­
oper El Cimarrón in Deutschland, Österreich und Italien mit Hans Werner Henze in Kontakt.

Ivan Mancinelli wirkt seit 2003 häufig als Gastschlagzeuger beim Orchestra Sinfonica Nazionale
della RAI (Turin) mit. Seit November 2005 leitet er eine Schlagzeugklasse am Konservatorium in
Sassari (Sardinien).

16
Chakra 2 2
Chakra Im Chakra Duo vereint sind die türkische Gitarristin Yagmur Si-
vaslioglu und der italienische Gitarrist Andrea Vettoretti, beides
Gewinner nationaler und internationaler Wettbewerbe. Die
beiden nahmen bereits mehrfach für Radiostationen und Fern-
sehsender auf und veröffentlichten mehrere CDs als Solisten.
Benannt haben sie sich nach den sieben Chakren, Zentren des
menschlichen Körpers, die für verschiedene Emotionen und
Wahrnehmungsmöglichkeiten stehen. Die Chakrenlehre sowie
„die Leidenschaft und die tiefen Gefühle, die uns jeden Tag
umgeben“ nennen die beiden als ihre zentralen Inspirations-
quellen. Ihr Repertoire hat vornehmlich mediterranen Charak-
ter, es besteht hauptsächlich aus eigenen Kompositionen, sowie
Bearbeitungen von Volksmusik und Volksliedern, die verschie-
dene Komponisten ihnen gewidmet haben. Das Resultat ist eine
Verschmelzung klassischer und orientalischer Elemente, von
Ost und West, instrumentaler Virtuosität mit Yagmurs ausdrucks-
starkem Gesang in verschiedenen Sprachen. Eine Reise voller
Emotionen, voll Liebe, Glück, regnerischer Nächte und einzig-
artiger Sensationen.

Javier Garcìa
Javier Garcìa MorenoMoreno
Seine ersten gitarristischen Studien unternahm der 1966 im spanischen Málaga geborene Javier
Garcìa Moreno unter der Anleitung seines Vaters, seines Zeichens Gitarrenprofessor an der
dortigen Musikhochschule, später wechselte er an das königliche
Konservatorium nach Madrid. 1987 war Moreno der jüngste
Gitarrenprofessor Spaniens. Mehrere Wettbewerbssiege mar-
kierten den Beginn einer sehr intensiven Karriere globalen Stils,
mit Konzerten in der New Yorker Carnegie Hall und vergleichbar
bedeutenden Konzertsälen der Welt. Der Co-Autor der vierbän-
digen Gitarrenschule New Guitar Method ist künstlerischer Leiter
verschiedener internationaler Musikfestivals (Int. Gitarrenfestival
Ciudad de Vélez-Málaga, Gitarrenfestival Celedonio Romero) und
hat als Darsteller und Schauspieler an dem Film „The Maestro“
teilgenommen. Über ein Konzert an der George Washington
University im Jahr 1993 war im US-Musikmagazin zu lesen: „Seine wunderbare Interpretationskunst
und sein warmer, höchst attraktiver und reichhaltiger Ton ließen den gesamten Saal in langanhal-
tenden, frenetischen Applaus ausbrechen“. 


17
Julia Malischnig
Julia M alischnig
1976 in Villach, Österreich geboren, ist Sologitarristin, eine Gitarristin mit Stimme, die auch die
Möglichkeiten von Gitarre und Gesang auslotet und mit eigenen Kompositionen zunehmend Aner-
kennung findet. Studium an der Universität für Musik
in Wien bei Prof. Konrad Ragossnig, an der Musik­
akademie in Basel bei Oscar Ghiglia, sowie u. a. bei
Frank Bungarten, Pepe Romero, Alexander Swete.
Würdigungspreis des österreichischen Bundesministe-
riums für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2003.
Veröffentlichung der Solo CD „JOY“ 2005.
Regel­
mäßige Konzertreisen in Europa, Südafrika, Kuba,
Argentinien und Korea. Ihre Entwicklung der letzten
Jahre führte zunehmend von der virtuosen Interpre­
tation herausfordernder Gitarrenliteratur hin zu
eigenen Kompositionen, zur Zusammenarbeit mit an-
deren MusikerInnen, aber auch KünstlerInnen aus
anderen Genres, wie Schauspiel, Literatur und Zeit­
genössischem Tanz. Ein Schwerpunkt entstand im Bereich Gitarre und Gesang. Kontinuierliche
Weiterentwicklung erfolgreicher Solo – und anderer Projekte wie Reflections – Alma y Corazon mit
dem argentinischen Gitarristen José Saluzzi, Two Fair Ladys mit der koreanischen Flötistin So-Youn
Kim, Platero y yo mit der österreichischen Schauspielerin Heilwig Pfanzelter.

Julia Malischnig leitet Masterclasses und Workshops im In- und Ausland und ist – neben einem
Lehrauftrag – Fachgruppenleiterin für Zupfinstrumente im Oberösterreichischen Landesmusikschul-
werk, ausserdem ist sie Initiatorin und künstlerische Leiterin des internationalen Gitarrenfestivals
La Guitarra esencial in Millstatt, Österreich.

Peter M ayer
Peter Mayer
Peter Mayer, Jahrgang 1986, ist ein österreichischer Komponist und Gitarrist. Seine Stücke verbinden
viele Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks: Klangliche, räumliche, visuelle und körperliche
Elemente werden in kompositorischer Weise zu einer zeitbasierten Erfahrung verschmolzen. Mayer
interessiert sich für die Psyche des Publikums und dessen Auffassung von Zeit. Er collagiert in seinen
Kompositionen traditionell narrative Elemente mit Passagen, die Zeit in Frage stellen und verlangt
dem Publikum so stets eine andere Auffassungshaltung ab. Klanglich und rhythmisch kennt Mayer
keine Stilzwänge. Es finden sich in seinen Kompositionen sowohl Geräusche, als auch sehr harmo-
nische Passagen wieder. Rhythmisch verwendet er sowohl eine freie, gestikulierende Sprache, als
auch Groove, ungerade Taktarten und verschiedene Improvisationsframes. Peter studierte Gitarre an
der Bruckneruniversität Linz und an der Hochschule für Musik Dresden. Danach absolvierte er sein
Masterstudium in Komposition und Gitarre am California Institute of the Arts in Los Angeles. Als
Gitarrist spielte er das Concierto de Aranjuez mit veschiedenen Orchestern in Deutschland, Österreich
und Argentinien. Ausserdem war er Mitglied etlicher Rock-, Metal-, und Jazzformationen.

2005 gewann er den internationalen Wettbewerb Open Strings, worauf die Debut-CD Freakpop
und eine Tour durch Deutschland und Holland folgten. 2008 wurde das Performancestreichquartett
Being Time in Österreich und dann in Los Angeles uraufgeführt. Das 55-minütige Orchester-Happening
Maiblümchen wurde 2009 am California Institute of the Arts premiert. Makroperformance – a simple
vision kam im August 2009 mit 35 Performern, 2 Baukränen, 2 Traktoren und anderen Objekten auf
einem 1 Hektar großen Feld zur Uraufführung. Im April 2010 war das Stück Soulfly – für Kammer-
orchester und Papierflieger im Brucknerhaus Linz erstmalig zu erleben. Gerade erst stellte Peter das
Stück Zeitlos Verwoben für 5 Wiener Pauken und eventuell ein Schaf fertig, welches im Juni 2010
von Thomas Lechner (Wiener Philharmoniker) uraufgeführt werden wird.

18
Flamenco
Flamenco
yy más
más
Montag, 15.11., 20:30 Uhr – Mamajuana

Corazón
CO R A Z Ó NYY FFrangipani
R A N G I PA N I
(D)

Die ortsansässige Flamenco-Truppe Las Corazonadas (Veronika Becker, Rebekka Wrobel, Zlata
Pitzl, Rayka Rudholzer) tanzt und singt Sevillanas, Bulerias und Fandangos, voller Leidenschaft und
Lebensfreude. Begleitet werden die traditionell andalusisch gekleideten Damen vom Duo Frangipani.
Clemens Wagner (Gitarre) und Reinhard Roller (Akkordeon) sind die Instrumentalisten des Abends.
Ohnehin scharfen Flamenco würzen sie weiter mit einigen Prisen Bossa und Samba. Ein heisser
Abend vertreibt trübe Novemberstimmung!

Mamjuana Bodega Colonial · Marienplatz 8 · 83043 Bad Aibling · Tel. 08061 937557

19
Mittwoch, 17.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

E L I O T FFisk
Eliot ISK
(USA)

Guitar Virtuoso

Enrique Granados (1867 – 1916)


Zwei Spanische Tänze
Nr. 5 in E-Dur - Andaluza
Nr. 10 in G-Dur - Danza Triste

Domenico Scarlatti (1685 – 1757)


Sechs Sonaten
K. 443 D-Dur
K. 391 G-Dur
K. 146 G-Dur
K. 15 E-Moll
K. 177 D-Dur
K. 178 D-Dur

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)


Ciaccona aus der Partita BWV 1004

PAUSE

Isaac Albéniz (1860 – 1909)


Cordoba
Torre Bermeja

John Corigliano (*1938)


The Red Violin Caprices

Agustin Barrios Mangoré (1885 – 1944)


Danza Guarani‘
Cueca Chilena
Diana Guarani‘

Alle angeführten Werke wurden von Eliot Fisk für


Gitarre transkribiert oder bearbeitet

20
Eliot Fisk ist ein eigenschöpferischer Neuerer, der nichtsdestotrotz zutiefst mit der großen romanti-
schen Tradition vergangener Zeiten verbunden ist, und nicht zuletzt das macht ihn zu einem der
spannendsten und einzigartigsten Konzertgitarristen unserer Tage. Weltweit ist er für seine Abenteuer
in Sachen Repertoire ebenso bekannt wie für seinen Mut, Kunstmusik an dafür absolut ungewöhnlichen
Orten aufzuführen – in Schulen, Altersheimen und sogar Gefängnissen. Er gehört, wie sein großer
Mentor Andrés Segovia einmal schrieb „at the top line of our artistic world“.
Eliot Fisks Auftritte in Solokonzerten, als Solist großer Orchester sowie in höchst unterschiedlichen
kammermusikalischen Besetzungen reissen immer wieder sowohl das Publikum als auch seine Kritiker
zu Begeisterungsstürmen hin. Und das in fast allen bedeutenden Konzertsälen der Welt. 1996
konzertierte er im Palacio de los Cordova in Granada, Spanien vor dem damaligen US-Präsidenten
Bill Clinton und dem spanischen König Juan Carlos und deren Familien. Zehn Jahre später sollte ihm
der spanische Monarch den Orden Cruz de Isabel la Católica für seine Verdienste um die Sache
der Spanischen Musik verleihen. Frühere Ordensträger dieser selten verliehenen, überaus hohen
Auszeichnung waren Andrés Segovia und Yehudi Menuhin.

Eliot Fisk hat das Repertoire der Klassischen Gitarre durch zahlreiche bahnbrechende Transkriptionen
von Werken Bachs, Scarlattis, Haydns, Mozarts, Paganinis und einiger anderer ebenso bereichert
wie durch Auftragskompositionen führender und dabei so unterschiedlicher zeitgenössischer
Komponisten wie Luciano Berio, Leonardo Balada, Robert Beaser, Wiliam Bolcom, Xavier Montsalvatge,
Nicholas Maw, George Rochberg und Kurt Schwertsik. Seine unzähligen Transkriptionen und Editionen
werden von den Verlagen Universal, Presser, Ricordi und Guitar Solo Publications veröffentlicht.

Eliot Fisks in ebenfalls großer Zahl vorliegenden, hoch gelobten Aufnahmen erschienen bei der
Musical Heritage Society, DGG, Arabesque und EMI und eroberten teilweise sogar die Bestsellerlisten
der Billboard Charts. Viele dieser Aufnahmen beinhalten ein Repertoire, das niemals zuvor auf einer
Gitarre eingespielt worden ist, wie beispielsweise die legendären Einspielungen der 24 Capricci
Opus 1 von Paganini („Man muss das gehört haben, um es glauben zu können“ – Ruggiero Ricci),
zeitgenössischer Werke von Berio und Rochberg oder der ,Mountain Songs‘ von Robert Beaser
zusammen mit der Flötistin Paula Robison, die dem Duo eine Grammy-Nominierung eintrugen.
Guitar Review schrieb, seine Versionen sämtlicher unbegleiteter Violinsonaten und Partiten BWV
1001 bis 1006 sicherten ihm „einen wohlverdienten Platz an der Seite von Casals und Gould als
einem der größten Bach-Interpreten des 20. Jahrhunderts“.

Mit einem ganz anderen Vokabular beschrieb das Gramophon Magazine seine Transkriptionen
von Bachs Violinsonaten BWV 1014 – 1019 für Violine, Cello und Gitarre: „Betrachtet man die
Erforschung des instrumentalen Potenzials des Basso Continuo als barocke Entsprechung zur
Erforschung der letzten Grenzen des Universums à la Startrek, dann erscheint einem Eliot Fisk als
der Captain Kirk dieses Unterfangens, und seine Bearbeitungen der sechs Violinsonaten Johann
Sebastian Bachs als sein Raumschiff Enterprise“. Zwei 2010 bei Wildner Records, München heraus-
kommende CDs gelten ebenfalls als sensationell, es handelt sich dabei um Welterstaufnahmen von
Kurt Schwertsiks monumentalem ,Requiem‘, Fisks Neubearbeitung der ,Red Violin Caprices‘ von
John Corigliano, ,Shenandoah‘ von Robert Beaser, des gesamten ,American Bouquet‘ George
Rochbergs sowie Relly Raffmans Kleinod ,Für Eliot‘.

Eliot Fisks unkonventionelle Ausflüge in nichtklassisches Territorium führte zu Zusammenarbeiten mit


der Sängerin Ute Lemper, dem großen türkischen Meistermusiker Burhan Öçal, dem legendären
Jazzgitarristen Joe Pass, dem großen Flamencogitarristen Paco Peña, und der Meisterin der
Kastagnetten, Lucero Tena. In der Konzertsaison 2008-2009 begann Fisk eine höchst erfolgreiche
Zusammenarbeit mit Angel Romero, die in ausverkauften Konzerten mit stehenden Ovationen mündete.

Eliot Fisk war der letzte direkte Schüler von Andrés Segovia und studierte Interpretationskunst bei
dem legendären Cembalisten Ralph Kirkpatrick. Er ist Professor am Mozarteum in Salzburg sowie
in Boston am New England Conservatory, er unterrichtet in fünf Sprachen.

www.eliotfisk.com

21
Donnerstag, 18.11., 20:00 Uhr –
Gelling’s The Bogtrotter (Rahmenprogramm)

pau l st
Paul o we &&
Stowe trev o r m o rris
Trevor Morris
(USA/UK)

Matching Ties

Matching Ties heißt zu deutsch „zusammenpassende Krawatten”, und genau solche tragen Paul
Stowe und Trevor Morris auf der Bühne. Abgeleitet vom Englischen „ties” oder „Verbindungen“ hat
es auch eine zweite Bedeutung: die Verbindung von Musikern verschiedener Nationalitäten, in diesem
Falle: „British, Irish, & American Ties“, handgemachte Musik auf einer Vielzahl von akustischen
Saiteninstrumenten wie Gitarre, Steelgitarre, Mandoline, Mandola, irische Bouzouki, Fiddle (Geige),
Bass und 5-Saiten Banjo sowie zwei- bis vierstimmigen Gesang. Mit dieser teils amerikanischen
Instrumentation und Spieltechnik (Flat-picking oder Plektrumstil) spielen sie einen breiten Mix aus
irischem, britischem und amerikanischem Folk, Bluegrass, Country, Blues, Folk-Rock und Swing.

www.matchingties.com

Gelling’s The Bogtrotter · Bahnhofstr. 11 · Bad Aibling · Tel. 08061 3705986

22
Freitag, 19.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

IAN M
Ian ELROSE
Melrose
(Schottland)

Around the Corner in 80 Minutes


Ian Melrose stammt aus Ayr an der Südwestküste Schottlands. Seine frühen musikalischen Einflüsse
kamen von den bekannten Gitarristen der „britischen Schule”, z. B. Davey Graham, John Renbourn,
Bert Jansch und John Martyn.

Nach Auftritten in englischen und schottischen Clubs siedelte Ian Melrose 1981 nach Berlin über,
wo er hauptsächlich als Solo-Gitarrist arbeitete.

Als Solokünstler und Gründungsmitglied verschiedener Projekte (Kelpie, The Island Tapes, Talking
Water und Leuchter/Melrose Duo) wurde Ian Melrose schnell zu einem der gefragtesten Akustik-
Gitarristen der deutschen Musikszene. Inzwischen haben ihm ausgedehnte Tourneen in den USA,
Kanada, Italien, Norwegen, Großbritannien und Deutschland viele Fans auf der ganzen Welt be-
schert. Immer wieder wird er auch von Kollegen ins Studio gebeten, sei es für Reinhard Mey oder
für eine Filmmusikaufnahme, bei der oft sein virtuoses Spiel auf der irischen „Low Whistle“ oder auf
der „resonator slide-guitar” zusätzlich in Anspruch genommen wird.

Eine Tournee durch Deutschland mit Norland


Wind (mit Kerstin Blodig und Thomas Loefke)
brachte den Kontakt zu Noel und Padraig
Duggan von Clannad, die wiederum Ian als
Lead-Gitarristen für die fünfwöchige Clannad-
Tournee durch Großbritannien und Holland
vorschlugen. Daraus wurde die „World-Tour
1996”, mit Konzerten in Belgien, Australien,
Neuseeland und Japan. Ian ist auch auf dem
Clannad Studioalbum „Landmarks” zu hören,
das 1999 einen Grammy erhielt, und auf
„Clannad: live in Concert“ (2005). Er ist Pro-
duzent, Arrangeur und Gitarrist für die neue
Duggan CD „Rubicon“.

2001 wurde er von der renommierten deutschen Plattenfirma Acoustic Music Records unter Vertrag
genommen, und wurde schnell zu einem der meistverkaufenden und prominentesten Künstler des
Labels. Fünf solo CDs hat er bisher unter dieser Flagge herausgebracht, darunter eine Duo-CD mit
dem Akkordeonvirtuosen Manfred Leuchter und ein Buch mit für die Gitarre arrangierten schottischen
Geigenmelodien.

Melrose gibt – solo oder in Ensembles – Konzerte in der ganzen Welt, einschließlich vieler der
großen Festivals z. B. Montreal Jazz Festival (CAN), Celtic Connections (SCO), Open Strings (D),
Dranouter Folk Festival (B), Kirkmichael & Ullapool Guitar Festivals (SCO), International Guitar Tour
(Hungary), International Guitar Festival of Genua (It) oder, last but not least, in Bad Aibling beim
Saitensprünge-Festival. Sein erstes Gastspiel hier fand 2001 statt und mag vielen der damaligen
Konzertbesucher immer noch in bester Erinnerung sein.

Neben seiner Konzerttätigkeit ist Ian Melrose ein begehrter Studiomusiker, und inzwischen auch ein
viel gefragter Produzent und Arrangeur.

23
Dienstag, 23.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

Biréli
B I R É L I LLagrène
AGRÈNE
(Frankreich)

Django 100!

Biréli Lagrène (Gitarre)


Jürgen Attig (Kontrabass)
Franck Wolf (Saxophon)

Biréli Lagrène kam 1966 als Sohn einer sehr musikalischen Familie zur Welt und wuchs im französischen
Soufflenheim auf. Sehr früh wurde das Wunderkind als musikalisches Phänomen gesehen und als
legitimer Nachfolger der Stilikone Django Reinhardt gefeiert.

Im frühen Alter von 11 Jahren trat Biréli bereits auf internationalen Jazzbühnen in London, Paris und
New York in Erscheinung und galt als jazzgitarristische Hoffnung des 21. Jahrhunderts. Schon früh
wuchs er über sein großes Vorbild Django hinaus. Seine musikalische Vielfältigkeit, die er stets mit
musikalischen Ausflügen in unterschiedlichste Stilrichtungen wie zum Beispiel Klassik, Rock oder
Fusion beweist, sind legendär. Seine Vielfältigkeit in Repertoire, Improvisation und Melodik überrascht
sein Publikum immer wieder aufs Neue, seine technische Perfektion ist unbestritten.

Neben seiner Fähigkeit als Multiintrumentalist überzeugte er in der Vergangenheit auch mit einigen
Vokalarragements. Viele Kritiker meinen, dass er diesbezüglich seine Fähigkeiten unterschätzt. Die
Liste der Musiker, mit denen er zusammengespielt hat ist unendlich. Unter anderem waren dies John
McLaughlin, Richard Galliano, Didier Lockwood, Henri Salvador, Roberto Alagna, Jaco Pastorius ...

www.bireli.com
Ich leb’
Ich leb’
morgen
morgen

Thomas Kraus im Gespräch mit Biréli Lagrène


Aus dem ehemaligen Wunderkind des Gipsy-Jazz ist ein gitarristisches Genie in seinen besten Jahren
geworden. Eines, das stilistische Festlegungen scheut wie der Teufel das Weihwasser.
Ulm, eine Brasserie in der Stadtmitte. Unser Treffpunkt auf halber Strecke zwischen Strasbourg und
dem oberbayerischen Chiemgau. Ein kühler Dienstag, 13:30 Uhr. Biréli Lagrène, überpünktlich,
wartet schon seit einer halben Stunde in Begleitung seines Managers an diesem Ort. Er macht einen
ausgeglichenen, völlig unaffektierten, sehr sympathischen Eindruck, spricht mit eher leiser Stimme.
Sein 43. Geburtstag liegt nur wenige Wochen zurück. Ebenso die Veröffentlichung zweier höchst
unterschiedlicher Alben. Eines davon zeigt ihn als Fusion-Jazzer im Umfeld einer sehr jungen Band
inklusive DJ. Das andere in der Rolle, für die er hierzulande am meisten geliebt wird: als legitimer
Thronfolger des legendären Gipsy-Gitarristen Django Reinhardt (1910-1953). Moment: Rolle?
Als Zwölfjähriger spielte der 1966 im elsässischen Soufflenheim geborene, hochmusikalische Vollblut-
Virtuose jedenfalls bereits wie ein junger Gott, beherrschte das Django-Repertoire wie im Schlaf.
Genau von diesen seinen Wurzeln musste sich Biréli Lagrène jedoch als Teenager lossagen, um sich
selbst zu finden, sich selber treu zu bleiben. Wie er in dem langen, intensiven Gespräch erklärt,
dessen wichtigste Passagen hier nachzulesen sind.

Biréli, welche Musik hast du auf der Herfahrt gehört?


Biréli Lagrène: Oh, gar nichts. Kein Radio, keine CD. Ich habe mich mit Markus Weiss unterhalten,
meinem Manager. Ich höre sowie eher selten CDs an, bekomme nicht unbedingt mit, was gerade
neu rauskommt. Was mich schon interessiert, sind die Gitarristen der jungen Generation. Meine
Musiksammlung besteht aus vielleicht drei-, vierhundert CDs, einigen Langspielplatten von früher –
Jazz, Klassik, alles gemischt.

Klassik? Welche Komponisten sprechen dich da besonders an?


Debussy, Ravel, mich fasziniert die Harmonik des Impressionismus. Ich höre eigentlich alles, was
klassisch ist – Bach und Mozart sowieso.

25
Wenn du spielst, improvisierst, Musik erfindest ist es, als öffne sich ein Füllhorn an Ideen, Einflüssen,
Zitaten. Wie gelangt das alles in deine Finger?
Musik soll – finde ich – wie ein Buch sein, ein Wörterbuch, das man aufschlägt, um dann die
verschiedensten Sachen zu hören. Ich versuche gar nicht, meine unterschiedlichen Einflüsse zu
verstecken. Wenn ein Riff, eine Idee zum harmonischen Geschehen passt, dann spiele ich es.
Das passiert einfach so. In dem Moment. Manchmal passt es, manchmal passt es auch nicht.

Wer deine jüngsten beiden CDs hört, das Gipsy-Trio und ,Electric Side‘ kann kaum fassen, dass da
ein und derselbe Musiker zu hören ist. Akustisch und elektrisch, Gipsy-Swing und Fusion, Bebop und
Rock – wie geht das alles zusammen, wie hältst du das auseinander?
Ich habe mich schon als ganz Junger für so verschiedene Musikrichtungen interessiert, und meine
Ohren sind bis heute immer weit offen geblieben. Ich bin immer auf der Suche, nach Sound, passe
mich jedoch den verschiedenen Stilen immer ganz gut an. Mit Jazz-Rock bin ich genauso auf­
gewachsen wie mit Gipsy-Swing. Das ist alles ganz natürlich für mich, ist echt. Man muss halt nur
jeweils anders denken und anders spielen, ganz einfach, andere Denkweisen annehmen. Wie ein
Schauspieler, der in verschiedene Rollen schlüpft. Das Gipsy-Trio ist jetzt ganz aktuell. Da konzen-
triere ich mich mehr auf diese Sache, spiele entsprechend mehr akustisch, auch zu Hause. Damit
das immer läuft wie geschmiert. Ich habe aber echt keine Regeln. Ich diszipliniere mich nicht selbst
in der Art: jetzt spiele ich drei Stunden nur akustisch, dann zwei Stunden elektrisch. Ich nehm‘s wie‘s
kommt, je nach Gebrauch. Ich bin nun mal als Gitarrist gezeichnet wie ein Chamäleon. Weil ich
mal hier bin, musikalisch, mal da. Am liebsten würde ich meine unterschiedlichen Zuhörerschaften
mal zusammenbringen, in einem Konzert. Das wäre wie Las Vegas, mit Casino!

Als 2001 die erste Gipsy-Project CD rauskam, schlug das hierzulande mächtig Wellen. Es hieß:
Biréli ist wieder da, und wie! Vorher warst du für einige Zeit wie verschwunden. Was ist passiert?
Ganz einfach: ich war nicht viel in Europa. So muss man das sehen. Ich war viel in den USA, habe
15 Jahre lang Fusion und Bebop gespielt, mit Stanley Clarke, Lenny White, vielen anderen. Keinen
Gipsy-Swing. Wenn man jung ist, kriegt man leicht so einen Aufkleber auf den Buckel, und da stand
bei mir „Django“ drauf. Mit 17, 18 Jahren
wollte ich einfach nur weg davon, was eige-
nes machen, nicht mehr im Schatten von ir-
gend jemand stehen. Als kleiner Bub war ich
sehr bekannt als Gipsy-Gitarrist. Das war, wie
wenn man einen Papagei nimmt, ihn auf die
Bühne stellt und sagt: „Jetzt mach mal“. 2001,
2002 war dann der Druck weg, dieses Etikett
auf dem Buckel war weg, und die Lust, akusti-
schen Gipsy-Swing zu spielen wieder da. Von
einem Tag auf den anderen. Ich wollte wissen,
wie das jetzt klingt. Mein Bruder hat meine
erste Gitarre behalten, den habe ich danach
befragt und sie mir zurückgeholt.

Du hattest gar keine Gipsy-Gitarre mehr?


Nein, nur noch Bretter, jede Menge L-5s, Effekte, berghohe Racks und was weiß ich. Und dann hat
mir das selber wieder gefallen, stell dir vor. Das war sehr frisch, und die Last war tatsächlich nicht
mehr da. Sechs Monate lang habe ich tüchtig geübt, am ersten Tag musste ich ganz langsam
anfangen, ich habe vielleicht eine halbe Stunde gespielt, mehr ging nicht.

Was heißt langsam?


Diese Maccaferri-Stil-Gitarren sind gnadenlose Instrumente, da kann man sich die Finger aufreissen,
wenn man länger nicht gespielt hat. Von Tag zu Tag ging es langsam besser. Mein großes Problem
war dann ein paar Monate später, nicht wieder in die Django-Falle zu stolpern, wieder das Etikett
verpasst zu bekommen. Also habe ich nebenbei andere Projekte begonnen. Ich will, dass die Leute
wissen, dass ich nicht nur Gipsy-Swing spiele. Heute fühle ich mich frei. Das hat auch viel mit dem
Alter zu tun. Wenn man jung ist, hat man mehr egozentrische Power.

26
Wie war das in deiner eigenen Kindheit? Dein Vater – lebt der noch?
Nein, der ist gestorben. Ich komm‘ aus einer Musikerfamilie. Mein Vater war Gitarrist, hat auch
Violine, Bass gespielt, ein wenig Piano. Früher, in den 40-er Jahren hat er mal da, mal dort gespielt.
Er war ein richtiger, leidenschaftlicher Hobby-Musiker. Swing, Solo, Rhythmusgitarre, er war von
vielen klassischen Musikern beeinflusst, von Bach. Er hat immer Platten aufgelegt. Das waren die zwei
Strömungen: Django auf der einen Seite, die Klassik auf der anderen. Mein Vater ist Jahrgang 1922,
er hat selber nicht Django-Stil gespielt. Bevor es Django gab, haben die Leute Fritz Kreissler gehört,
das war deren Musik. Das ist komisch, die älteren Leute bei den Sinti sind nicht unbedingt Fans von
Django Reinhardt, wichtiger ist, was von Wien kam, Walzer, Kaffeehausmusik, Klassik. Dem fühle
ich mich auch sehr nahe, das spricht mich sehr an. Auch wenn ich im Jahr nur einmal einen Walzer
spiele (lacht).

Hattest du Lehrer?
Mit 12, 13 wollte ich lernen, Musik zu schreiben. Ich konnte jedoch schon spielen. Und das Problem
war, da zurückzugehen auf das Minimalste. Ich hatte zwei Lehrer, die kamen leider Gottes beide
nur ein Mal, die sind nie wieder aufgetaucht.

Du hast sie wahrscheinlich an die Wand gespielt?


Mein Gott, das weiß ich gar nicht mehr... Viele Musiker habe ich mir auf Video angeschaut, gerade
auch klassische Gitarristen. Ich wollte ein visuelles Bild haben, für die erste Lage, zweite Lage, wie man
da überhaupt hinkommt. Ich habe mich auf diese Weise quasi selber unterrichtet, als Autodidakt.

Wie ist deine Familie mit deinem immensen Talent umgegangen?


Als ich anfing, Konzerte zu geben, hatten sie anfangs Angst, ich war 11, aber mein großer Bruder
war dabei, der ist zehn Jahre älter als ich, und der hat mit uns gespielt, damals, und war der
Aufpasser. Meine Eltern haben gesagt, wenn der dabei ist, ist das kein Problem. Aber die waren
schon froh und sehr begeistert. Ja, ich war der Jüngste der Familie, und ich bekam alles, war richtig
verwöhnt, fast. Wobei meine Eltern arme Leute waren, eigentlich. Auf jeden Fall hatte ich ein korrektes
Instrument und konnte üben. Und das mit dem Gitarre lernen ging anscheinend so schnell, dass sich
mein Vater relaxed auf den Stuhl gesetzt hat und gemeint hat, ja, dem braucht man nix zu zeigen,
der lernt von selber. Das war dann auch so. Sofort wenn ich von der Schule nach Hause kam, habe
ich die Platten von Django Reinhardt rauf und runter gehört – pausenlos. Ich lebte im Elsass startete
meine Karriere allerdings in Deutschland.

Es gab einen legendären Auftritt im Fernsehen bei ,Der große Preis‘ mit Wim Thoelke. Da hieß es
„jetzt kommt das große Wunderkind der Gitarre“, ungefähr, 1978, da warst du zwölf. Seitdem warst
du bekannt. Früher gab es nur drei Fernsehsender. Deswegen hat fast jeder Deutsche Wim Toelke
gesehen. Und somit dich.
Ich weiß noch. Bios Bahnhof habe ich auch gemacht. Ist lange her.

Schlaglicht auf eine andere Phase in deinem Leben: Cream. Man liest in verschiedenen Bio­-
graphien, dass mal eine Neuauflage der legendären Rockband geplant war, mit dir an der Stelle
Eric Claptons.
Das ist ein riesen Missverständnis, ein totaler Quatsch. Wir haben ja bloß drei Konzerte gespielt,
zwei in Nizza und zwei in Den Haag – in Den Haag habe ich einmal solo gespielt, weil die zwei
(Ginger Baker und Jack Bruce, Anmerkung der Red.) sich gestritten hatten und nach Hause gefahren
sind. Unsere Band hieß aber nicht Cream, sondern irgendwas mit den Anfangsbuchstaben unserer
Familiennamen. Nee, wenn es um den Respekt geht und die Ehre, mit diesen zwei Giganten der
Rockszene gespielt zu haben ist das natürlich eine schöne Erinnerung für mich. Der Clapton war da
an dem ersten Abend in Nizza. Ich bin aus meinem Hotelzimmer rausgegangen, habe den Aufzug
genommen, und da stand schon jemand drin. Aus dem Augenwinkel heraus habe ich erkannt, dass
das Eric Clapton ist. Ich hatte die Gitarre auf dem Buckel, ich habe mich umgedreht, ja – Eric Clapton.
Er hat mich nur so angeschaut, kannte mich gar nicht. Ich hab mich also wieder umgedreht, ihm den
Rücken zugekehrt. Ich wußte nicht, was ich ihm sagen soll. Abends haben wir uns alle an der Bar
getroffen und das war eine schöne Geschichte. Das wars dann schon. Jaja.

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Hast Du Ambitionen, jetzt wieder was in die Rock-Richtung zu machen?
Ich weiß nicht, meine Haare sind zu kurz. Und die wachsen auch nicht mehr (verschmitzter Blick).

Auf Deiner Solo-Scheibe spielst Du ein Queen-Medley, alleine, auf der Akustischen.
Ja, ja, das ist drauf. Da hab ich ,We Are The Champions‘ gespielt. Diese Solo-CD setzt sich ja aus
lauter einzelnen Mitschnitt von Konzerten in verschiedenen Orten, Venues zusammen. Das ist alles
live mitgeschnitten. Ich bin kein so ein Mensch, der sich alleine in ein Studio setzen kann. Das fände
ich wahnsinnig langweilig. Ich würde mich selber langweilen. Jedes der Stücke ist auf der Bühne
ohne Konzept ganz spontan entstanden. So wie es kommt von hier (deutet auf seinen Kopf...) ... hier
(auf seine Hand...) ... nach hier (auf eine imaginäre Gitarre...).

Ist das so eine Auffassung... lebst du generell nur im Jetzt?


Ich leb‘ morgen. Was heute ist, ist schon vorbei. Wenn ich mal anhören muss, was ich vor zwanzig
Jahren gemacht habe, ist das ein schlechtes Zeichen, weil es heißt, dass ich anfange zu stagnieren.

Schreibst du Noten?
Nee nee, das ist eine Zeitverschwendung! Ich spiele es lieber, dann ist es im Kasten. Ich habe so
einiges auf meinem iPhone. Da stecken bestimmt fünf CDs drin, die noch gar nicht raus sind.

Wie denkst du musikalisch, wie hast du Skalen, Akkorde erarbeitet?


Mit Harmonien, Akkorden war ich immer beschäftigt, ich weiß nicht warum, schon in meiner Kindheit.
Ich habe Platten gehört, versucht den Klang nachzuahmen. Pianisten habe ich viel gehört, Leute wie
Bill Evans, Oscar Peterson, solche Sachen, es geht dabei nicht darum, das zu kopieren – aber man
kann sich die Idee davon holen. Man spielt einfach, was man so über die Jahre gehört hat, und das
wird dann irgendwann eigen. Bei mir ist zum Beispiel immer eine Melodie dabei, wenn ich eine
Akkordfolge mache, man hört die Melodie raus.

Denkst du in Akkordbezeichnungen, hier A7, dort ...
Nee, ich spiele einfach, was sich in meinen Ohren richtig anhört. Ich kann einschätzen was kommt
und passen würde. Wenn man den Hals der Gitarre richtig kennt, ist das schon ein wahnsinniger
Fortschritt. Ich kenn‘ halt das Ding ganz gut.

Wenn Du ein Solo spielst, hörst du da immer die Melodie?


Nö. Ich höre die Akkorde, wo’s langgeht. Nicht unbedingt die Melodie.

Wie nimmst du auf? Welches Equipment benutzt du?


Die Jazzgitarren im Studio nehme ich entweder direkt ins Pult auf, oder mit einem Verstärker. Für
Jazz, alles, was so straight ahead ist, steh ich auf Transistor-Verstärker, wie den Roland Jazz Chorus,
obwohl die ein wenig rauschen. So richtig Hi-Fi wäre ja auch nicht schön. Diese unexakten Höhen,
das ist schon gut. Das gibt gerade mit einer Gibson L-5 den richtigen Sound. Was Gitarren anbelangt:
Vor kurzem erst habe ich ein Endorsement mit Yamaha unterschrieben. Bei denen war ich schon mal
vor 25 Jahren. Ich steh‘ auf deren Gitarren. Für Gipsy-Swing spiele ich gerne die vorzüglichen
Gitarren von Stefan Hahl, und die eines französischen Gitarrenbauers. Und demnächst bekomme
ich eine originale Selmer Maccaferri, zusammengesetzt aus zwei Instrumenten. Einen originaler
Boden ist in Korsika aufgetaucht.

Was sind die Plektren deiner Wahl?


Normale, harte, Plastik. Dunlop, die sehen so pink-violett aus, sind 1,5 mm stark, glaub ich, das ist
das Beste was ich gefunden habe. Die sind leicht, biegen sich noch ein bisschen, aber nicht zu viel.
Ich dreh‘ die ja um, spiel mit der breiten Seite, was wahnsinnig wichtig ist. Die Spitze kannst du
vergessen.

Welche Saiten ...?


Für Solid-Bodies 09-er, Jazzgitarren 13-er D’Addario, für Jazz natürlich geschliffene. Für die Gipsy-
Gitarren 011er Argentine, da findest du nichts Besseres.

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Wie hast du deine unglaubliche Plektrumtechnik entwickelt?
Meine Vision ist die: was ich links spiele, macht die Rechte automatisch mit. Ich mache mir keine
Gedanken über Downstrokes und Upstrokes, über was-kommt-wann. Ich mach das instinktiv. Und
wenn was nicht klappt, da macht man ein kleines Hammer-On, und brrrrrrrrt geht es wieder weiter.

2010 ist Django-Jahr (100. Geburtstag). Ist das für dich ein besonderes Jahr?
Jaja, auf jeden Fall. Man darf ja nicht vergessen, Django Reinhardt war der erste Gitarrist, der
überhaupt so gespielt hat. Der Mann hat unheimlich viel gemacht für die Gitarre. Und es wären sicher
viele Gitarristen nicht da, wenn er nicht gewesen wäre.

Wie wichtig war für dich die unmittelbare Begegnung mit den Musikern aus dem direkten Umfeld
Django Reinhardts? Gibt es gemeinsame Aufnahmen von dir mit Stéphane Grappelli?
Es gibt ein, zwei inoffizielle Aufnahmen, entstanden bei Jazzfestivals, auf denen wir beide konzer-
tierten. Eine für mich wichtige Begegnung fand sehr früh, noch vor 1980 statt. Grappelli kam nach
Strasbourg, ich kleiner Bub bin mit meinem Vater und einem seiner Freunde hingefahren, der Grappelli
gut kannte. In der Pause sind wir hinten rauf in die Garderobe, der Freund meinte noch zu mir: bring
deine Gitarre mit. Und zu Grappelli: den Jungen musst du unbedingt hören. Da hab ich irgendwas
gespielt, wahrscheinlich einen Django-Lauf oder so, oh, da war Stille in der Garderobe, das weiß
ich noch. Das war zehn Minuten vor Beginn der zweiten Konzerthälfte. Weißt du, was er gemacht
hat? Er hat mich an die Hand und direkt mit auf die Bühne genommen. Das ganze zweite Set habe
ich mit ihm gespielt. Da gibt es noch Bilder. Aber sonst – ich glaube der Grappelli hatte keine große
Lust mehr, mit einem anderen Gitarristen als Django zu spielen. Gut, da waren Marc Fosset, Martin
Taylor, die gingen in eine andere Richtung. Wenn man einen so starken Partner gehabt hat, in seinem
Leben, was nützt da eine Kopie.

Django hat in seinen letzten Lebensjahren meines Wissens wenig gespielt, mehr gemalt?
Ja, er hat so ein bisschen den Fuss vom Gaspedal genommen.

Hast du einen Bezug zur Malerei, zu Bildern? Einen Lieblingsmaler?


Ich schaue mir gerne was Schönes an, Museen in Paris, da steh ich drauf. Es gibt für mich eine ganz enge
Verbindung zwischen Musik, Malerei – und Kochkunst. Das sind drei schöne Sachen. In der Malerei gefällt
mir Kandinsky, Claude Monet, überhaupt die Impressionisten. Ich habe schöne Bilder zu Hause.

Ja? Von Monet?
Nein, aber mit Moneten gekauft!
Donnerstag, 25.11., 20:00 Uhr – Kurhaus

R O B E RAbercrombie
John T W OL F S M U S I K Quartet
(D)

Schweigen unmöglich
Streichquartett Toxic Garden:
Luciana Beleaeva (1. Violine)
Beate Palier (2. Violine)
Mascha Beleaeva (Viola)
Fany Kammerlander (Violoncello)

Knud Mensing (Gitarre)


Reinhard Greiner (Trompete, Flügelhorn)
Stefan Gabanyi (Sprecher)

Robert Wolf (Kompositionen)

Robert Wolf, der bekannte, exzellente Gitarrist von „Quadro Nuevo“, der aufgrund eines schweren,
unverschuldeten Verkehrsunfalls im November 2008 bislang nicht mehr Gitarre spielen kann, ist
durch drei Konzerte (2001, 2003, 2007) einer der prägendsten Musiker der Saitensprünge. So lag
es nahe, ihn zu bitten, ein Ensemble zusammenzustellen, das seine Kompositionen zur Aufführung
bringt, alte, aber auch noch nie gehörte neue Stücke. Robert Wolfs Musik lässt sich am Treffendsten
als Melange aus Jazz, Klassik und lateinamerikanischen Klängen beschreiben. Eine Mischung, die
auch in der Besetzung ihren Ausdruck findet. Knud Mensing an der Gitarre repräsentiert die süd­
amerikanischen Einflüsse, Reinhard Greiner bläst seine wunderschöne Jazz-Trompete, während das
Streichquartett „Toxic Garden“ Sie in klassische Klangwelten entführt. Stefan Gabanyi führt mit Ge-
schichten, die Roberts Musikstücke erzählen durch das Programm. Basis dieser Zusammenarbeit ist
das gemeinsame Erleben musikalisch-menschlicher Verbundenheit und Freundschaft.

„Die Musik drückt das aus, was


nicht gesagt werden kann und worüber
zu schweigen unmöglich ist“
(Victor Hugo)

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Luciana Beleaeva
Die am 17.10.1978 in Chisinau, Moldavien geborene Geigerin Luciana Beleaeva besuchte zunächst
das Musikgymnasium für Hochbegabte Kinder S. Rachmaninov in der Geigen-
klasse von Prof. L. Dolinskii, studierte dann an der Hochschule für Musik
G. Musicescu in ihrer Heimatstadt bei Prof. B. Dubossarski, später am Richard-
Strauss-Konservatorium in München in der Geigenklasse von Prof. O. Voitova.
Ihre Künstlerische Diplomprüfung legte sie an der Münchner Musikhochschule
Hochschule ab. In den Jahren 2003 – 2009 spielte sie bei den Münchner
Symphonikern, dem Münchner Rundfunk Orchester, dem Kammerorchester
Ingolstadt. Sie ist Mitglied des Luis Borda Ensembles, unternahm diverse Pro-
jekte mit dem Mio-Quartett, aber auch Ausflüge in ganz und gar unklassische
Gefilde: So wirkte sie beim MTV-Unplugged-Auftritt der Popband Sportfreunde
Stiller mit, was auf CD und DVD nachzuhören ist. Seit 2010 ist Luciana Beleaeva
Mitglied des Lady-Streichquartetts Toxic Garden.

Beate Palier
Die in Österreich geborene Geigerin erhielt ihren ersten Unterricht im Alter von
sieben Jahren, an der Musikhochschule in Graz studierte sie bei Prof. W. Klasinc
ab dem 14. Lebensjahr. Nach der Matura unternahm sie weitere Studien in München,
Würzburg und Wien bei E. Sebestyen, I. Ozim, M. Wolf, D. Zsigmondy u.a. Ihre
solistische, kammermusikalische Tätigkeit (Rossini Quartett, Rossini Streichtrio, Duo
Blondes, Arcis-Kammersolisten u.v.m.) sowie die Mitwirkung in grossen Orchestern
(Münchner Symphoniker, Rundfunkorchester u.a.) führten die Geigerin durch die
grossen europäischen Staaten. Als erste Geigerin des Ballhausorchesters la rose
rouge und in ihrer freiberuflichen Tätigkeit ist sie gelegentlich auch im U-Musik-
Bereich anzutreffen. 2010 wurde das Lady-Streichquartett Toxic Garden gegründet.
Musikpädagogisch ist sie seit dem Studium tätig.

Mariana Beleaeva
Sie erblickt das Licht der Welt am 28. Dezember 1983 in Chisinau, Republik Moldawien. Als Tochter
einer Musikerfamilie erhält sie bereits mit vier Jahren Geigenunterricht, mit fünf wird sie Schülerin
von Prof. Lidya Dolinski am Musikgymnasium, mit sieben Jahren gibt sie ihr Konzertdebüt. Ein grosses
Vorbild für sie ist ihr Vater, Vladimir Beleaev, ein studierter Komponist und Musikwissenschaftler.
Inspiriert und unterstützt von ihm, beginnt Mariana bereits mit acht Jahren, sich ernsthaft für Komposi-
tion zu interessieren und auch zu komponieren. In ihrer Kindheit nimmt sie an zahlreichen nationalen
und internationalen Festivals teil und gewinnt im Alter zwischen 10 und 16 Jahren zweimal den
1. Preis sowie einmal den 2. Preis bei verschiedenen Kompositionswettbewerben in Chisinau. Eines
ihrer Stücke – eine Komposition für Posaune und Schlagzeug – wird auf dem Festival Donne in
Musica in Fiuggi Citta (Rom) aufgeführt, interpretiert vom renommierten Posaunisten Barrie Webb.
Nach einer zwölfjährigen Ausbildung am Musikgymnasium fängt Mariana ihre Weiterbildung an
der Musikhochschule in Chişinău an und spielt im Rundfunkorchester.
Nach einer einjährigen Ausbildung bei Prof. Boris Dubossarski setzt sie ihr
Studium seit November 2002 in München am Richard-Strauss-Konserva­
torium bei Prof. Jacob Gilman fort. Parallel tritt sie sowohl als Solokünstlerin,
als auch in Kammermusikensembles auf und wirkt in mehreren Symphonie-
und Kammerorchestern mit, zum Teil sogar als Konzertmeisterin.
In den Jahren 2005 – 2007 wirkt Mariana als Bratschistin bei den Musicals
Robin Hood und Die Schöne und das Biest im Deutschen Theater München
und im Musicaltheater Bremen mit.

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Fany Kammerlander
wurde 1967 in Frankfurt am Main geboren. Während ihrer Schulausbildung am Musikgymnasium
in Rosenheim erhielt sie privaten Cellounterricht bei Peter Besig (Solo-Cellist am Gärtnerplatztheater
München). 1985 begann sie ihr Musikstudium am Richard-Stauss-Konservatorium bei Prof. Jan Polasek,
das sie mit einem Musikreife Diplom 1990 abschloss. Es folgte ein Aufbaustudium an der Musikhoch-
schule Würzburg, Meister- und Kammermusikkurse bei Heinrich Schiff, David Gregorian, Julius
Berger und Sergiu Celibidache. Während des Studiums begann sie eine intensive Arbeit in der
zeitgenössischen experimentellen Musikszene Münchens mit Alfons Riedel und dem Künstler und
Performance Duo Brunner/Ritz. 2004 wurde The Livingroom Music Group gegründet, als Ensemble
für experimentelle Musik. Neben Gastengagements in einigen Orchestern wie dem Bayrischen
Rundfunk-Sinfonie Orchester München, den Münchner Philharmonikern und dem Stadttheater Passau
arbeitet sie regelmässig als Studio-Cellistin für verschiedene Musik- und Filmprojekte, als freie Cellistin
für Musical und Theaterproduktionen und in verschiedenen Formationen im Klassik-, Jazz- und Pop-
Musikbereich mit dem Rossini-Quartett, dem Jazz-Salon-Ensemble La Rose Rouge, der Indie-Popgruppe
Somersault, dem Jazz-Duo Pearl und dem Trio Faro. Seit 1991 ist sie festes Mitglied der Musik-Comedy-
Gruppe Cello-Mafia. Dieses Ensemble präsentierte sich erstmalig 2009 auch in einer neuen Forma-
tion – 5 Celli & Gesang – namens Chili con Cello. 1994 erhielt sie den Kulturförderpreis der Stadt
München. 2010 wurde das Lady-Streichquartett Toxic Garden gegründet.

Knud Mensing
Der 1968 in Prien am Chiemsee geborene Knud Mensing spielt seit seinem 14. Lebensjahr Gitarre.
Nach einigen Jahren Unterricht und dem Besuch etlicher Workshops (u.a. bei Frank Sikora, Dieter Ilg)
fand er schnell Anschluss in mehreren Jazz- und Fusionformationen. Diese wichtigen „Lehrjahre“
gaben ihm die Möglichkeit, unterschiedlichste musikalische Stile zu erkunden. Der Jazz blieb jedoch
bis heute die Basis seines Spiels. Inzwischen lebt Knud Mensing seit fast 15 Jahren von der und für die
Musik. Seine Konzerttätigkeit führte ihn auf diversen Tourneen durch ganz Europa. In verschiedenen
Formationen ist er in der Musikszene unterwegs und präsent. Doch nicht nur auf der Bühne kann der
Gitarrist sich an seinem Instrument ausleben. Aufgrund seiner musikalischen Offenheit ist er seit
langem ein gefragter Studiogitarrist. Er spielte unzählige Musiken für Film, Fernsehen und Radio ein.
Durch die Musik lernten sich 1990 dann auch Knud Mensing und Robert Wolf kennen. Seitdem
verbindet sie eine tiefe Freundschaft und die Liebe zur Gitarre. Zahlreiche Konzerte führten sie in
verschiedene Länder und Stilrichtungen.

Reinhard Greiner
Reinhard Greiner kam 1974 in Eichendorf zur Welt. Er studierte von 1995 – 2000 am Richard-
Strauss-Konservatorium in München, und zwar Jazz bei Claus Reichstaller und Klassik bei Wolfgang
Guggenberger. Zusätzlich nahm er Unterricht und besuchte Workshops bei Bobby Shew, Claudio
Roditi, Ack van Rooyen, Rüdiger Baldauf und Andy Haderer. Nach dem Studium war Reinhard
Greiner als freischaffender Trompeter tätig, wirkte an Theater- und Musicalproduktionen mit wie zum
Beispiel Black Rider, Cabaret, Drei Groschen Oper, West Side Story am Staatstheater in München
und arbeitete u. a. bei The Original Temptations, The Four Tops, Anna Maria Jopek, Ambros Seelos,
Hugo Strasser, Harald Rüschenbaum, Martin Schmitt, Christian Willisohn, Die Jungen Tenöre.
Außerdem nahm er z. B. an den Studioeinspielungen zu den Soundtracks der Filme Der Schuh des
Manitu und Fernsehserien Polizeiruf 110 (NDR), Soko 5113 (ZDF) Willi und die Wunder dieser Welt
teil. Mit vielen der genannten Gruppen sowie mit Ambros Seelos, Michael Fitz, Klaus Hoffman, den
Jungen Tenören, Konstantin Wecker, Claudia Koreck wurden Cds produziert, auf denen Reinhard
Greiner zu hören ist. Neben seiner freischaffenden Tätigkeit als Trompeter ist Reinhard Greiner u. a.
auch Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik in München für Jazz-Trompete/Lehramt.

Stefan Gabanyi
Barmann, Autor und lange Jahre Sprecher/Musiker in verschiedenen Ensembles für experimentelle
Musik (Dieter Schnebel, Joseph A. Riedl).

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Da höre
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Thomas Kraus im Gespräch mit Robert Wolf

Robert Wolf begann mit sechs Jahren Klavier zu spielen, entdeckte jedoch schon bald die akustische
Gitarre, die zum Dreh- und Angelpunkt seines Lebens wurde. Zunächst für sich selbst spielend, fand
er immer mehr zu seinem ganz eigenen Stil.

Die Bekanntschaft mit Paco de Lucia auf einem Konzert mündete in eine enge Freundschaft und er
begleitete ihn auf Tour. Als Robert Wolf schließlich den Saxophonisten Mulo Francel kennenlernte
und die beiden gemeinsam mit D. D. Lowka das Quartett Quadro Nuevo gründeten, begannen die
konzertanten Auftritte von Robert Wolf. Mit Quadro Nuevo spielte er über 1500 Konzerte weltweit
und erhielt bereits 13 Jazz Awards sowie fünf Silberne IMPALA für außergewöhnlich erfolgreiche
CD-Verkäufe in Deutschland und Europa. Als er bei einem schweren, unverschuldeten Verkehrs­
unfall im November 2008 lebensgefährlich verletzt wurde, bedeutete das das vorläufige Aus für
Wolfs musikalische Weltkarriere. Der Abend mit ,Robert Wolfs Musik‘ als Grande Finale der dies­
jährigen Saitensprünge markiert seinen Wiedereinstieg in die Musikwelt. Das hier nachzulesende
Gespräch fand Ende Oktober 2010 in Amerang statt.

Zunächst einmal die ganz pauschale Frage: Wie geht’s Dir?


Robert Wolf: Den Umständen entsprechend natürlich. Hoffnungsvoll bin ich, sonst könnte ich nicht
weiterleben. Und es tut sich auch was bei mir. Insofern bleibe ich am Ball und hoffe, dass alles ein
bisschen schneller geht.

Was genau?
Mein Heilungsprozess. Ich möchte wieder spazieren gehen, ich möchte wieder Gitarre spielen, ich
möchte wieder Zigaretten rauchen, auch wenn es verboten ist in Bayern. (grins) Einfach wieder aktiv
am Leben teilnehmen.

Du hast zusammen mit Deinem musikalischen Umfeld das Abschlusskonzert der Saitensprünge vor-
bereitet, wie ist da der Stand der Dinge, jetzt, gut einen Monat vor dem Konzert?
Alle sind gut vorbereitet und es klingt sehr gut bei den Proben. Da das Ensemble in dieser Form hier
zum ersten Mal spielt, wird sich wohl Lampenfieber einstellen aber das wird den Jungs und Mädels
auch ganz gut tun, und musikalische Fehler werden sie auf jeden Fall optisch wieder wett machen.(grins)

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Nach welchen Kriterien hast Du das Ensemble des Abends zusammengestellt?
Knud Mensing an der Gitarre ist mein bester Freund, wir haben viele Jahre zusammen gespielt.
Ausserdem ist das hier ja ein Gitarrenfestival! Mit der Cellistin Fany Kammerlander und dem Trompeter
Reinhard Greiner habe ich lange im Trio Faro konzertiert, auch bei den Saitensprünge. Und dann
wollte ich unbedingt Streicher dabei haben.

Warum genau?
Ganz einfach: Die Kombination Streichquartett + Gitarre + Trompete verkörpert für mich so etwas wie
den „idealen Klang“. Fany ist die Cellistin des Damen-Streichquartetts Toxic Garden – und sie ist bestens
mit meinen Stücken, meinem Stil vertraut. Sie weiß einfach, wo’s hingehen soll. Besser gehts nicht!

Und wieso nicht Quadro Nuevo?


Weil Quadro Nuevo ein Schmelztiegel war von uns Vieren – D. D., Mulo, Andi und mir. Und letztlich
dadurch keiner hundertprozentig seinen eigenen Stil verwirklicht hat. Was nicht schlimm war, sondern
schön – vier Stilistiken zusammenzuführen und das Ergebnis zu spielen. Meinen musikalischen Wieder­
einstieg möchte ich jetzt aber erst mal alleine wagen.

Welche Stücke werden zu hören sein?


Bekannte und unbekannte Stücke von mir – und ein paar Fremdkompositionen. ,Lete‘, ein neues Stück
habe ich zwar noch mit Quadro Nuevo in Tallinn, Estland aufgenommen, es war aber eigentlich für
Faro komponiert. Der Vater von Mascha und Luciana Beleaeva von Toxic Garden ist Komponist, er
lebt in Moldawien. Er hat das Arrangement verfasst. ,Miniatur‘ ist ein weiteres neues Stück. ,Valse
pour David‘ zum Beispiel ist ein älteres Werk, wird hier aber mit Streichern ganz neu klingen. Nicht
von mir ist ein mexikanisches Volkslied, das mir sehr am Herzen liegt. Noch vor meinem Unfall haben
wir in Mexiko auf einem Worldmusic-Festival vor 2000 bis 5000 Menschen gespielt. Tags zuvor
hörte ich bei einem Spaziergang durch die Stadt ein Lied, von einer Orgel gespielt, das so traumhaft
schön war. Ich hab’ es mir auf CD gekauft und es mir noch am selben Abend rausgehört. Als ich es
dann am nächsten Tag beim Soundcheck angespielt habe, da fangen auf einmal 3000 oder 4000
Leute zum Singen an. Das war einfach unglaublich – so was gibt’s wohl nur in Spanien oder Süd­
amerika, dass Jung und Alt solch eine gemeinsame Volksliedkultur haben. Dieses Lied kannten alle,
es ist dort wie ein Heiligtum.

Zu Deinen Kompositionen: Gibt es auch ganz neue Musik von Dir?


Ich hab jetzt kein neues Stück komponiert in dem Sinn. Wir greifen auf Aufzeichnungen zurück, die
vor dem Unfall entstanden. Wenn mir was einfiel notierte ich mir meist die Hauptmelodie, Neben-
melodie und die Akkorde in Noten im Computer. Gott sei dank ist da einiges Material da. Und
natürlich sind diese Stücke nagelneu, in dem Sinn, dass einige noch nie öffentlich zu hören waren.
Im Moment ist mir das Komponieren nicht möglich. Ich bin auf die Gitarre angewiesen, wenn ich
was schreibe.

Siehst Du nicht irgendwie eine Chance über, was weiß ich, technische Hilfsmittel?
Nein. Keine Chance. Ich habe es probiert. Ennio Morricone komponiert ja komplett aus dem Kopf,
der weiß, wie die Stimmen klingen, wie es zusammen klingt. Ich muss es hören, ich hab’s nicht im
inneren Ohr.

Wie ist Dein weiterer Umgang mit Musik? Hörst Du viel?


Ja, jetzt wieder. Aber keine eigene Musik. Wobei – das habe ich früher auch nicht gemacht. Ich
habe ein Internet-Radio, surfe durch die ganze Welt, und mir gefällt – wie immer schon – arabische
Musik, orientalische Musik. Aber auch in China gibt es unglaubliche Musik! Es gibt chinesischen
Jazz mit Koto – das ist einfach Wahnsinn! Das ist mein Zugang zur Welt, momentan. Internet-Radio
ist jedem nur zu empfehlen. Es ist so universell und spannend. Einfach genial!

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