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WUSTE

Dannvergingen Jahre,undwirsahenunsnicht.
Nach unsererTrennungauf Kreta,wo wir noch einmal
Wildniswandern wollten- durchdie Samaria-Schlucht, durch
unbegangenes Land-, nachdieserTrennung sahenwir uns
nocheinmalpro formain Griechenland, einmalzu einem
kurzen Gesprächbeim Mc Donaldsin Wien, und wir
telefoniertenzwei mal. Telefonate,in denennur er sprach;
Treffen, die nur er bestritt. Er bestritt seine Auftritte
zunehmendallein.lch saß vor ihm und trauerteum sein
liebliches Selbst.lch hieltden Hörerund warteteauf eine
Ego-Pause. Kamnicht.
So vergingen etwasiebenJahre- in denenich mich nicht
durchihn weckenließ;lch,die Segel-Tussie. SiebenJahre,
in denenich nachdachte undgrollte;siebenJahre,in denen
er grollteundnachdachte.
Ego.
Er hatteseineKinderzu versorgen...

lch hattemeineKinderzu versorgen.Das Mädchen,das


das Stadtlebensehr genoss und einen sehr sensiblen
Jungen,dem ichversuchte ein Freundzu sein.GuteKinder,
die ich immer wieder dafür enryärmensuchte, nicht
ausschließlichdie zivilisatorischenTrampelpfadea)
benutzen.Intelligent
zu leben.UndeineFrau.

Ego.

lsabellakannteAngelika; einebescheidene ruhigeFrau,die


ihn irgendwieertrug.Vielleichtnahm sie ihn nicht so
schneidend wahr.Vielleicht war sie ihm einfachsehr,sehr
dankbar.
Undöfter,als er es sichselbsteingestand (undder Frauzu
erkennenzugestand) hielter sichan ihremruhigenHerzen
fest.KeinEgo.
Da war nichts,ist nichts,was ich Alwis zur Last legen
könnte;und ich kann das nur schreiben,und in keinster
Weisedaraufeinwirken, was er selbstdahingehendglaubt,
glaubenzu müssen.lch bin auf keinerSuche,denn der
Wahrheit- und die ist zwischenden Zeilenzu finden.Die
Wortesind die Hülsen;wennsie fallen,bleibtwas stehen-
das ist die Wahrheit; zu finden, nur für einen
unvoreingenommenen Geist.
'': Der Anmäßungfindet,trägtAnmaßungmit sich herum'Der
u5P X findet,trägf X in seinemGeist.Weil hier nichts mehr
stehen bleibi, wenn die Worthülsengefallen;wenn die
Satzhülsen gefallen;wennderTextgefallen.
NurSchönheit.

Worte sind immernegativ;sie könnennur sagen,was es


nichtwar, was es nichtist. Darumdie Poesie- um in das
Positivehineinzugelangen.Mitder Kunst.

der Seele
Schönheitist das Geheimnis

DieSeeleliegtnichtim Wort.
lch kann nur entwaffnenund dann den Finger auf die
wahrheitlegen.schnellden Fingerauf die wahrheitlegen.
Ganzschnell. AberZULASSEN musses jederselbst.
Für das Positivegibt es keine direkte Möglichkeit,es
auszudrücken. lch kannsagen:das Schöne,das Herrliche,
Nirvana.
das Gute,die Glückseligkeit,
Aus.Erschöpft.
Darum bin ich angewiesen,auf Kunstgriffe,auf Kniffe,
Poesieund...deinengutenWillen.
der Seele
Schönheitist das Geheimnis

wollteich das hierfür Alwisschreiben.und dann


Eigenflich
kam mir die ldee für ein Buch(weilich so gernedarüber
schreibenkonnte).Vielleichthabeich es damitverwässert
-
so, dass es der Lesernichtganzverstehtund so, dass es
Alwisnichtmehrannehmen kann.Dannhabeich gar nichts
geschaft.

Schönheit
istdasGeheimnis
der Seele
Manchmal kommen Menschen zu den gleichen
Schlussfolgerungen, aus verschiedenen Gründen. Und
a immer ist der eine Grund umfassender
Grund.So kommtzum Beispielein Volksschüler
als der andere
zu dem
Schluss,der gezeigteBuchstabesei ein ,,A,,,weil sie ihn
geradegelernthaben.Auch die Frau Lehrerinkommtzu
dem Schluss,das sei ein ,,A"- aus einem umfassenderen
Grund.UNDsie weißauch,warumder kleineHansidas A
erkannthat.
Dieserumstanddes täglichenLebensist unprobrematisch,
wennHansiseineLehrerinmag und ihr vertraut;und,wenn
die LehrerinihrWissennichtegomäßigausnutzt.
Diese andauernd vorkommende Situation wird
problematisch, wenn Hansiignorantist und daraufbesteht,
dasssie beidegleichweisesind,da er das A ja schließlich
auchso gesehenhat. (Und,dass Lehrerroutinemäßig Ego-
Arschlöcher sind, wissenwir alle, die wir in der Scnule
waren.)

FastsiebenJahrewar es nun her - und lsabeilabeschloss


ihn heimzusuchen. AlwishatteseineLiebedaraufgestützt,
dasssie so oft der selbenMeinunggewesenwaren;überso
vieleDingedes Lebensmiteinander übereinstimmten.
lsabellamussteihmwassagen.
sie war wiedereinmalan einemschwierigen Lebenspunktin
ihrem Leben angekommenund wollte Bestandsaufnahe
machen;wollteKlarheitakkumulieren. Und so gingsie alle
Freundschaften durch,besuchtedie, besuchteden; redete
undfragtedie Menschen. Suchte.
Alwisveranstaltete seit ein paar JahrenWüsten-Trekkings.
Er hatteihr jedesMal davonerzählt- am Telefon,beimMc
Donalds.Und in seinenBriefaussendungen waren seine
beruflichen Aktivitätenbeschrieben. lsabellahatteetwa alle
anranzigMonatemit ihm Kontaktgehabt- und er hatte ihr
jedesmaldavonerzählt:von der arabischen Sprache,die er
sichjetzt lernte,von seinenVorhaben,von den Beduinsmit
a Kamelen,von den Beduinsohne Kamelen.Bruchstückhaft,
undgleichbleibend.
Also wusste sie wo sie ihn finden würde, zu dieser
Jahreszeit;und es war Ende Jänner,AnfangFebruar- in
Wienund so auchin der Wüste.lsabellaflog auf gut Glück
hinunter,nach Cairo;standzuerstam falschenFlughafen,
dann am richtigenund traf die anderenWienerund Linzer
Wüsten-Trekker. Dann fuhren sie mit arabischenGuides
durch Cairo und raus in die Wüste, über holprige
Staubstraßen,durch tiefe Schlaglöcherin eine kalte
Wüstennacht hinaus.ln den Vorortenvon Cairohattensie
noch angehalten, um ein paar Nüssezu kaufenund, um
einem Agypter beim Pressen von grünem Zuckerrohr
zuzuschauen - sie trankenfrischenZuckerrohrsaft.lsabella,
die sich immerein wenigabseitshielt,hattezuerstgedacht,
das sei Bambus.Ersteine gemeinsamgerauchteZigarette
und ein kurzes gebrochenesGesprächmit den Guides
brachteihr Klarheitdarüber.Also hofftesie auf eine intakte
Darmflora,genugAbwehrkräfte und keinenDurchfall,und
dann stiegensie wiederin den wackligenKleinbus,zogen
sich irgendwelche Deckenüber die Füße und ließendie
letzten gelblichen Gaslichtereiner ausdünnenden Vorstadt
hintersich.
Eine dicke, feste Klarheit empfing sie in den ersten
Wüstenausläufern.Klarheit. Präzise Sternen-Kontraste.
Eine gesäuberteNacht. Es war schon Mitternacht.Die
Hysteriedes Ankommens,des Gepäckstücke-suchens, der
Abfahrt,der kleinenEinkäufe,des neuenMiteinanders hatte
919hge]egt- stilrebreitetesich aus, keinersagte mehrein
wort. Nur die Guides sprachenvorne im -wagen ihre
spracheund drehtensich immerwiederzu uns, uir uns in
freundlichem Englischeinzubeziehen. sie warentatsächlich
freundlich.Und sie waren unmissverständlich von Alwis
angewiesen, eingeschult - und bezahlt.sie bemühtensich
redlich.und ihre Freundrichkeitwar echt. Man musstesie
einfachsehr,sehrgernhaben.Dennda war dieseunschuld
in ihreAugenhineingeschrieben.
sie verstanden uns nicht. sie sahen uns nicht.
Durchschauten uns nicht.sie dachten,wir wären einfach
anders... Die unschuldsiehtdie verloreneunschuldnicht.
Die verloreneunschuld sieht die unschuld. sie waren
rührend.Bemüht. Keiner von uns kannte das noch so
unmittelbar.Nicht von unseren Beziehungen,nicht von
unserenFreunden- nichtunsereMütterwaröndazunochin
der Lagegewesen.wir warenallegerührt.Berührt.Bewusst
oderunbewusst.
Die, die darüber sprachen, rationalisierten es.
Touristifizierten
es.
lsabellaschwiegstill. Das Auto hielt vor etwas an. sie
starrtenin die Finsternis.
Da war etwas- man konntees nur
biblischnennen.lsabellastarrteungläubigdarauf:ein sehr
verwitterter Lehmziegel-Rohbaumit geschwärztem
unregelmäßigem Astholz-Dach,viereckigenlochern und
einemgroßenals Eingang - unddurchalli Mauerdurchlässe
flackerteein unruhiges, kerzenschwaches Licht.Der Boden
war ununterbrochen - dort wo das schwächlicheLichilein
hindrang,sah man keinen unterschiedzwischen dem
Boden außerhalbdes Gebäudesund innerhalb;eckiger
wüstenkiesel, sand,staub.Alleswar gelblich-braun, nur die
ziegelgingenein wenigins Röfliche, däs Dachein wenigins
schwärzliche,und das Licht war ein wenig ourcnsic-ntig-
gelblich;kaumstärkerals der scheinvon ein paarhundert
flugelschlagenden Glühkäferchen gewesenwäre. lch trat
sofort ein. lch musstedahin,es zog mich total rein' Wir
warennur zu dritt- und die beidenfreundlichen Guides,die
schonzwei kleine,gedrungeneGläser,mit etwasdunklem
dampfendendrin, hieltenund freudigmit den ansässigen
Männernredeten.Aber selbst diese offenen Menschen
sprachennicht laut - trotz der wiedersehensfreude. Die
WUste gebietetes. Ehrfurcht.Auch spürbar in diesem
Raum.
Wir betrachteten uns ein wenig,bekamenunserensüßen
Jai undstandenrum.DerRaumwar nichtvoll,weilnichtalle
mitgekommen waren.Aber für lsabellawarenzu viele da.
Sie versuchte die Situation blind zu sondieren, zu
absorbieren. Dasgelangihr immergut,abervollständig war
das nicht.sie war zu schüchternund zu vorsichtig, um drei
Wüstenmännern auf einmalin die Augen zu schauen.Sie
hattekeineAhnung- und sie wusstedas. Also unauffällig.
Wie immer.
sie mochtedieseMenschen, abersiewolltenichtverlangen,
dasssie sie mochten. wenn sie würdesie
sie konfrontierte,
ihnen ihre Freiheitnehmen.Denn sie würdenversuchen
freundlich zu sein.Also,unauffällig. Wie immer.
DerJai - ein afrikanischerschwarztee, der schmecktwie bei
uns, nur mit einerMengeZucker,die keinewestlicheDiät
erlaubt- war brühheiß. sie musstenihn so in einemGefäß
bereitgehalten haben- für Vorüberkommende. obwohl das
überhäupt nichtlogischwar, dennhierschien absolute
die
Einsamkeitzu herrschen;vielleichtvier, fünf Autos pro
Nacht;vielleichtKamele?gibt es das noch?Karavanen??
KeineAhnung.Undurchschaubar.
lsabellawusste,dassFragenkeineAntwortbrachten- und,
dass sie die Menschennichtzu irgendwelchen plausiblen
Antwortenzwingenwollte.Beobachten war immer besser
alsfragen.lmmer.
Gedämpftsprachendie Araber mit den Guidesoder, die
Agyptermit den Arabernoder,die Arabermit den Beduins
oder, die ,,Rasthaus"-Betreiber waren Cairo-pendlerund
somit City-Bewohner; vielleichtwaren ja auch unsere
Wüsten-Guides Wohnsilo-Menschen, Gemeindebau-
Bewohner.Was weiß denn ich. Vielleichtwaren sie auch
Dattelpalmen-Züchter, Fruit-pickers, Schafhirten,
Lehmziegel-Schneider, Tourismus-Angestellte, Schlepper,
Haremsdamen-Ein-käufer, Handelsreisende, Christbaum-
verkäufer,weihnachtskrippen-Ausstatter, wurzerschnitzer,
Tankwarteoderoderoder...?
lsi hieltsich am Teeglasfest und versuchtewiederin den
Jetzt-Moment hineinzudriften.sie blicktesichvorsichtigum:
vier dunkle Männer, einer mit Turban, einer mit
Holzhackerhemd, einermit Jai-Schöpfkelle, drei Trekkerin
neonfarbenen Nylon-Anoraks mit Reflexionsstreifenin einer
biblischen Lehmhütte. Ok, allesklar.
schließlichverabschiedeten wir uns mit vier Durcheinander
und Kauderwelsch unsererseitsund traten zurück in die
sternenklareNacht hinaus.Die Nacht war mondlosund
deshalbkonnteich die Landschaft nur schemenhaft sehen.
Es war vordringlich Ebene.Eigenflichsah es aus wie eine
riesigeBaustelle,in der große Baggerbis jetzt nur eine
Menge Erdmassenhin- und hergeschobenhatten. Es
standen ein paar Wälle in der Landschaft,ein paar
unbearbeitete Hügel,ein paar tieferliegende Stücke,alles
aus zerbröckeltem stein - und durchdie Mitteführteunsere
Schotter-Strasse.
Wir standenvor dem Auto,und langsamdrücktesich einer
nach dem anderenwieder hinein.lch blicktezurück auf
diesetatsächlich urtümliche szenerie,und mir war überstark
bewusst,dass diesesMaß an Authentizitätrar geworden
war; Lehmwände, ein grobesDach,ein heißesnährendes
Getränk, keine PlayStation, Klimaanlage,
Federkernpolsterung. obwohldas unzweifelhaft schönwar,
wusstelsabella,dassdieseMenschenden anstrengendsten
Teil ihresDaseinsnochVOR sich hatten.Dennsie würden
da durch müssen: PlayStation,Klimaanlage,Federkern,
Venrässerung,Entfremdung, Gier und dann konntensie
wiederschön werden- wenn sie das konnten.Auf einer
neuenEbene.DieseGuideswarennett- und auf dem Weg
in den Abgrund.Der natürlicheLauf der Dinge.lsabella
wünschte ihnen Glück und eine ordentliche Portion
Heldenmut, wenn es dann nach vielen Jahren
Vermögensaufbau darum gehen würde, ihr dickes Ego
wiederüber Bordzu werfen... und wiederdas Lächelnzu
lernen.DasLächelndes Kindes.
Einstweilensaßensie nochin ihremkleinenKlapperbus und
fuhren nicht ins Ahmed-Grand-Hotel, sondernin Richtung
,,AhmedsSafari-Camp". Und was sie nach weiterenvier
StundenFahrtdort erwartetewar kein Flop- sondernauch
nochziemlich authentisch
undziemlich speziell.
Sie rumpelten und rumpelten- und die Stillewar nun nicht
mehr durchbrochen, vom Gesprächder beiden Fahrer.
Erschöpfung war da. Einigeschliefen.lsabellaschliefnicht.
Sie sah den Turban und das ungewohnteGesichtsrelief,
wenn er aus dem Seitenfensterblickte. Sie hörte die
Motorengeräusche und isolierte ein paar ungesunde
Geräusche,die vom Fahrgestelldes Wagens herrühren
mussten.Sie sah den erstenschwachenLichtstreifen am
linken Horizont, das Bewegen der Sterne in den
Wagenfenstern - durchdie gefahrenenKurven- und den
jeweiligenBewusstseins-Zustand der Umsitzenden. Sie roch
die Decken,die von ihrenFüssenauf den Bodenhingen
und sah erste Veränderungenin der Landschaft.
Häuserreste, umgestürzte Mauern, von Wind und
Venrendung abgeschliffene Holzteile archaischer
Werkzeuge wie Brunnenpumpenoder sowas, rostige
verbogene Metallteile von alten Maschinen und
irgendwelchen Anlagen,ÖlfässernoderWasserfässern. Sie
wusste es einfach nicht zu deuten. Hierhinschien der
zu gelangen... undsofortwiederzu verrotten.Die
Fortschritt
modernerenDingedürftenunterAufbietungvon Kräftenin
diesesNiemandsland geschafftwordensein - und wieder
verlassenwordensein.Wie schnell?VielleichtKriegsreste?
VielleichtverlasseneAnsiedlungen. lsabellakonnte auch
nicht erdeuten,ob irgendwelche dieserGegenständeund
Landschaftsumformungen auf die Oase hindeuteten.Sie
kanntekeineEchte.
Sie waren auf dem Weg a)r Oase Baharea,die ein
Seitenarmeiner größerenOase sein sollte: der Oase
Faraftra- oderso ähnlich.DieseOase- Faratfra- war eine
über hundertoder mehr Kilometerlanggestreckte. Da lief
irgendeinunterirdischesWasserentlang,das immerwieder
zü Tage gefördert
werden konnte.Und Bahareawar ein
Ausläuferdavon.Aber eigentlichwusstesie davon nichts.
Siewarwegenwas anderemda, nichtwegender Wüste.
WegenMenschen.

EinigeMaleschonhattesie gedacht,sie wärenendlichda.


Sie warenum eine Eckegebogen,und da war irgendwas.
Aberebennur irgendwas.
Jetzthupteder Fahrerallerdings. Es war nochdunkel,vier
oderfünf Uhr früh,wir standenvor einemgroßenTor - und
er hupteeinfach.Jetztspranger rausund halfdem Zweiten,
das großezweiflügelige Tor zu öffnen'Wir fuhrenrein. lch
sah nichtwo rein,aberdannsah ich ihn:Alwis'Er standda,
frierend und verschlafen, barfuss in irgendsolchen
Sandalchen, einenwirr gemusterten Fleece-Pullian - hatte
er sicherseinerTochter gefladert... und grinsteverlegen
durchdie Scheiben herein.Er hattemichnicht gesehen, und
mir schlugtrotzder ganzen Anreisewelle das Herz bis zum
Hals. Da war so viel Zärtlichkeit- mit der ich mich jetzt
unmöglichbeschäftigen konnte.Alwis begrüßtedie beiden
Guidesübertrieben überschwenglich, schossSalvenvon in
WienerMüheer|erntemArabischaufsie;sie|achtena|levie|
... und
Lf oigTrekking-Gäste
zu taut,unooann"fäörusiä
aä.t ti"t är plötzlich, lsi?Ja' lsi!
michsah:
Daswar besser,il;
"Tt"t
natt" seinkönnen'dachteich mir'
,äir.inen erottzwischen uns,aberein
wir zelebrierten Überraschung war
iäir ."i.äi g"t"igi"; tiefenFreudeund Begrüßungs-Show
echt. Ein Teil *"t noch von der
nääüg"päitscht. ei'üätunrte
- mich.tchweißnichtmehr,ob er
mich tatsächlich umarmte;das Außereund das Innere
.öniug"nineinandei, undso kanniches nichtmehrtrennen'
lch sageeinfach: *ir uma'mten uns;so oderso' lch liebte
ihnso tief,dassi.ü'in tränenan ihmzusammengebrochen
mich an sich
wäre.Aber 0". änö h;ii nigfrt,Er hätte die mirdenAtem
tit undVehemenz'
;;il;.;
geraubthätte, ,;;-k;., stückchensauerstoffan meinem
"in"l,-w-ucht
ään"iwär'sgeblieben: b-f?"htso
Mundgelassen.'unJ :t ruhigund
relativ
sehr,er frisstd;h-J. Afso Ufün ich
scntucftedieFreudein michrein'

es michinnerlich'
lch sah sie.Nichtgleich'Aberdannriss nahmsie beider
undichstarrtesieän' Gingganznahran'sie sagtenur so
Schulteruno sa!tä: lsi, äu hier!?Und
*i": Ja,ichbindieÜberraschung'
du herkommst"'
f.n t"'gt",lchhattekeineAhnung'dasserzählt:
"t*äi,
dasssiesich
sie hatmiroann'äI;'ö;r; G"rjni.nt" undnureinmalmit
erstganzxurzvoineöntschlossen hatte'
meinemorganiläioii"rätoniert hatte'und dannauchnur
ich die Geschichte
den Fluggebucht'GanzgenauweißEntschluss gewesen
nichtmehr.ruur,oässes einspontaner
wärund,dassichvölligüberrascht war'

A | w i s r i c h t e t e e s e i n ,d a ss| siin se in e r Hü tte sch lie f.we i|


ja quasiung"bu.hihergekommen war' Die ganzeNacht
von selnen
erzählte Alwis lsabella von der Wüste' großenWasser-
Expedition"n,uon der Suche nach dem
Reservoir am Quattär-Pl"t"t'- wie er und Michaelaes doch
nochgefundenhatten.,.
und genoss
il; gä;=; iesilicneNachttießsie ihn erzählen
es furchtbar. war
si"l"g"n im Dunkeln.Dieses,,Ahmedssafari-camp" obwohl
räin läpperl nicfrt;man musstees einfachmögen' riesige
;ä Gil'", .o lch-weiß-nicht-wie war. Da war dieses
rostig-
Eisen-Blech-Tor, Ji" fünf Meterhoch' irgendwie
fadenscheinig "n
unJ'dorn .o massiv.Das war eine Bastion-
aber!:wenn r"n OänBlickweitergleiten ließ,weg von den
undden dickenweißgetünchten Mauern
ftf"täfftp"erspitzen nicht'
man seinen Augen
;i;'"ü"ben'oem rör, oanntraute das Geländeteilweise
öiü aiso nanerhin und - sah, dass
der Oase
schutzlos, ttrniot, wassergrabenlosmit
verschmolz.Abei O'ennocn: e-inwirklichbeeindruckendes
Tor.D annw arendaG eb ä u d e , d ie e in f a c h r ä t s chaos e | h a f t wa r e n .
mit halogeöfdeien TUren, die den Blick auf ein
Teils gleich daneben,
üoi"n, äin"n ÄO.täfiärm vielleicht.Und
Tür, die man
äinä i".t", fast nlrmetischdichtschließende
eher in t_aooraiorien und deren Hochsicherheitstrakten
Gelegenheit
vermutenwurde.wär oas allesZufall,aus der gefährlicher
ein Sinn' ein
öäoöiän, oder stand dahinter
vi e| ]ei c ht?w arei n,o| .h " ' S c h u t z t a t s ä c h | ic h n ö t d":
ig , in d e r
wilden libyschen wu.t"t war Einschüchterung
zu lenken?
Gegnersg"nrgl'r* ir,n auf-ein anderesTiel geradeda
Odernahmt"n - die Türen'die Tore' die
waren - und oauie "int"ch
altes frisch-fröhlich zu einem Batik-
ganzen trt"ttÄn. Und das Ergebnis war dann
hochinteressant. ,no in diesemFall:AhmedsSafari.Camp.
ganz
ö" *ät"n die Waschräumeund Klos' die irgend-wie
sa uberundanderers e it s n a c h K a k a r | a k efast n . B rlieblich
utstätte
aussahen. o" *äi aie lauoe mit Korbsesseln -
Pflanzen und
anmutend;,o u"*inkelt, mit rankenden
empor
großen Kakteen,die aus bunten Keramiktöpfen
wuc hs en.E s w ars oz e it lo s , s o wi| | k ü r | ic h u n d d o c h v o n
lieblicherHand'Einunmotiviertes,modernesWürfe|hausin als
es
der Mitte, Oass rcn nie betrat' weil -eher
Aufenthaltsraum fu, ii" Einheimischen dastand.Da drinnen
ganzklar'wurde'
musstewohlaucnOiäfucne sein;was nie
auch nichtganz
obwohldas Essenda rauskam- von dem -
g3b meistens,Hendel
klarwar,wo es eiö"ttlitn nerfam'Es
kein Hü-hnerduft'
aber woher?keiie Anmurrs-Geräusöhe'
war dort jeder
kein Töpfe-geKaöpei;-i"i.[ogh. Vielleicht
-fräi o"t Gärtner' der Gärtnerwar der
alles; der Koch -
Deckenflicker
üä*ätfn"te Polizisiünd der Polizistwar der
ein freundlicher
und Ahmeoz wäi wär Ahmed? Er war
herumhopsender,aberdurchausernstzunehmenderk|einer
Mannmittleren nit"Ä, der der Bosshierwar' Aberwodurch?
lch nehme il.i nätuilirn"Autorität- eineQualität,die
es bei uns"n, ",
schliäni ni.nt mehr gibt. lch habe ihn studiert-
und ich sage ;;: ää *.r njihts: keine Arroganz,kein
keinAuien-zukneifen, kein Reden-schwingen -
Anschatfen, Mann'
Oäiwareiniacher, ai,ssichheraus'Einfester durchschaute
er
Und natürficnnänm är AWis wie er war; sah ich es in
Alwis... und tieslhnmachen.Einoder zweimal
Aber ein' zwei Mal
seinemBlick,.on.i tputt" ich es nur'
... und verstand;
konnteich es siniN] Er blickteauf Alwis
machen' Echte
verstand ganz ti"l; to iief; und ließ ihn
GroßzUgig-keit, aus inneremFriedengeboren'
'W"it"n & sehend'
EinweiJerMann.Urteilsfrei
Also, wer einen sucht' der suche in einer
'aöVptir.nÄn
Oarä, ,".f,. Autostundenvon Cairo entfernt.
Südlich.

A l w i s s agteüberA hm e d : De r A h m egezogen
d ' d e r is t eund
in h adie
r t e r K e r l;
-
der ist früher ;;ü Aurcndie Wüste
ist er einer der
wüste ist ein närt"r, ieiner ort. Deshalb
letztenechtenMenschen'
Aber da irrt er sich.Niemandwird durchHärteweise.Nicht
in letzterKonsequenz. Der Anfangist hart,aber das Ende
ist nichthart.und erst am Endekommtdie weisheit.Alwis.
ichwiderspreche dir aufsneue.

Deshalbist Alwisnochnichtweise;weiler nochin der Härte


steckt:Die Naturist hart,die machtdich weise,würde er
sagen,sagteer so oft. Unddas ist wahr,abernur zur Hälfte
wahr!
weil Alwisin der Härtesteckenbleibt,ist er nochnichtsüß,
nichtweich.Nochnichtsüß wie Nektar,üBERALLHINsich
verströmend- noch nicht weich und biegsam wie ein
Bambusrohr im wind, im sturm.Elastisch und leer- innen
hohl.
Alwis hofft auf das Schöne und darauf, dass ihn das
Hässlicheverschont.Darausentstehtkeineweichheit,süße
Weichheit.

wir lagen in der Dunkelheitunserer Zelt-Hütte,einer


kolossalinteressantenKonstruktionaus kniehohenweiß
getünchten Grundmauern, einempappe-und Strohdach- je
lach Ausführung.Eine mit Metallnagelverschließbaie
Hartpappe-Türkonnte leise quietschend aufgestoßen
werden und enthüllteden kleinen Innenraum,äer zwei
Betten an den seiten und ein Kasterl enthielt. Die
Dachkonstruktion- Gottalleinwusste,ob sie im Falleeines
Wüstengusses dichthalten würde - war von wild
gemusterten zusammenstanizelten Africa-Tüchern
v_erhangen,die Mitte des Raumesversprachwegen des
Gibeldaches stehhöhe,der Bodenwar irden.Das Blttzeug,
die wolldeckenund Pölsterwarennaja.und so lagenwii-
auch wegen der Kühle - in unserendicken Mumien_
schlafsäcken.Die Glühbirnehattenwir ausgedreht- nein,
nicht herausgedreht.Dafür gab es einen elektrischen
Schalternebender Tür.
Wir waren in der gleichsamorthodoxenUnterkunfts-Form
untergebracht - mit rechteckigem Grundriss;es gab auch
noch Tippi-Hüttenin sechseckigerForm, beinaheovaler,
runder Form, mit und ohne kleinen Fensterchens,
Oberlichten, Papp-Durchstößen, leicht erhöhten
lnnenfußböden, und und und. Und es gab vollständig
gemauerteaneinandergereihte Häusermaurischen Stils,die
fast an den Teil einer kleinen Hotel-Bungalow-Anlage
erinnerten.DasalleswarvonweißenhübschenMäuerchens
umgeben,von Beetenumschmückt, von Gartenumsäumt,
und unsereZelt-Hütten-Varianten waren um eine runde,
wildwuchernde Pflanzen-Vielfaltgestellt, von einem
Steinmäuerchen umrahmt,auf das ich am nächstenMorgen
eine lsomatte legte und mich in die Sonne setzte;
unausgeschlafen,etwas benommen und von der
Umgebungsdichte schier heillosüberfordert.lch habe nie
wieder so eine ruhigeAusstrahlungin einer Landschaft
erlebt.Und auchdie Menschen, WienerMenschen, waren
so ruhig. lch stand bald auf, weil mir nicht recht warm
werdenwollte,in diesersonnigenkaltenLuft,die mich ans
Gletscher-Skifahren erinnerte- und ich ging von Zelt-Hütte
zu Zelt-Hütte,sah einemMädchenzu, wie es sich auf einem
einfachen Esbit-Brenner Wasser heißkochte, sah
einpackenden Menschenzu, die ihreWüsten-Camp-Woche
hinter sich hatten und auspackendeMenschen,die sich
versuchtenmit ihrem Gepäck anzufreunden,Rücksäcke
testeten,Nahrungsmittel verpackten, Wasserbunkerten;ich
sah Michaelazum erstenMal,als sie in ihremPlastikbecher
voll Kaffeerührendvor ihrem Sechseck-Häuschen in der
Sonnesaß,mit sonnenverbranntem Gesicht- sie war schon
einige Wochen mit Alwis unterwegsgewesenund hatte
natürlichauchdie letzteWoche,,Dünen-Camp" mitgemacht.
EineberuhigtePersonEndedreißig,die sichtlichDistanzzu
diesenErlebnissenhatte.Und die brauchtesie auch. lch
stelltediese ruhigeDistanzerleichtertfest - und lächelte
übermeinschreckerfüiltes ldentifiziert-sein
mit den meisten
situationenmeinesLebens.Also:eine ruhigeperson,um
die ich mir keinesorgenwegenAlwisr, r"äh"n brauchte.
9yl..o. .Siebegrüßtemich,wir redetenein pr", Satre,sie
sAH mich und erfasstedie situationsenr genau.sehr
schnellund sehrgenau:mich,Arwis,meineaögebrochene
wildnissport-Ausbirdung... und sie verquickte"d",g"nr"
nicht emotional verstrickt mit ihrer eigenen- gerade
stattfindendenwildnissport-Erfahrungbe'l AMis. sie
ffi;e erfasstees einfach.
Gut.lch machtemirkeineSorgenum sie.
Aberum Alwis.

lch saßwiederaufdemsteinmäuerchen in der kaltenreinen


Sonne, die wilden und grün-gegossenen pflanzen im
Rückenhintermir, vor unsärenquäsi-Zelten und scharrte
mit dem einenFuß im gerbrich-braunen wüstensand.Der
sand warfein undich griffmir ein kurzesHolzstöckchen und
einen spitzen stein und schabtedamit auf dem festen
Boden,blinzelte nachoben,in die gerbesonne hineinund
schautezurückauf den sandigencämp-Bod"n.o", kreine
steinlag in meinerHand,undlch umtastete ihn genüsslich.
Dannließichdasstöckchen fallenundverliebte Äich in den
stein; ich konnteihn nicht richtigführen,weir ich ihn zu
emotional liebte,weilich ihnfühlenwoLLiE, es versuchte,
und nicht:es lieben.
rieß- anstrengungsros,entspannt,
ffi jede Eile.Dennich.hattees eilig.lch hattenicht'das ohne
Gefühl,
alsob uns,alsob ihmso vielZeitnochblieb.
lch wollteihm was sagen.rchwoilteirgendwassagen.Aber
nochwussteich nicht,was.
DerSteinwar nureinZeuge;ichließihneinfachlos.
lrgendwiewar ich zu erschöpft,einenkrarenGedankenzu
fassen,und irgendwiesprangenmeineGedankennur so
herum;obwohlsie ruhigerwaren,ars sonst oft. Hier in
Ahmedssafari-campwarensie ruhiger.war ich ruhiger.
W ari c hdas ers teMa|ir g e n d wie a n d e r s ' A b e r e s wa r J a
ui"l passiert,in denletzten MonatenmeinesLebens'
"ü"n
Sehr,sehrviel.
ich doch
wä; ich mich hier auch andersfühlte,so war einem
In
noch immerim gleichenZug' lm falschenZug'
zug.
Abärnochgab ich nichtauf'
Säl"ng" ici hierbleibe,gebeich nichtauf'
Basta- undzu allerWarnung'

A| w i s k amaus s ei ner Hü t t e . E r h a t t e d r in n e n ir g eihn


n d-wa s
=riätt"n gepackt - eine Routine für
herumgeräumt,
;;Jiff jetzt heräusum eiie show zu spielen.Nein!Nein,
um einen
er kam natürlichnÄort, um Genusszu haben-
ein paar
tienevottenBlickkontaktmit mir zu haben'
äuirunt"rnoe worte mit ,,kleinen,, Teilnehmernzu haben,

"i
einnp""tw tmänni s c h e Wmit
elfeam-öäspracn
kleines o r tMichäela, ß e n " .arabische
e m it " g r oeinige T e iln e h m e r n '
einem anderen Camp-Typen undso
DemosmitAhmedoOdt
weiterund so fort.
ganze Sache
Alwis wolltewirklichSPaßhaben- und die es
genießen.Nur gelangihm das nie' Zum Schlusswar
immereineShow.
NureineSchau. Tag'
lch lächelteihmzu undwünschteihmGlückflir diesen
ging:.dasses mir
Ei närft" natürlichauch,dasses mir gut
ni ergefi el -i ns ei ner W ü s t e ; d a s s m ir d a s a lle s a u clch h wa s
guter Kerl'
brachte.Natürlichnoffteet ä"t' Er war ein
-ir"g"-r"chen
| i ebtei hn'U ndoaer v o | | a u f b e s c h ä f t ig t wa 1 . m it
örganiriärenund - sah ich sein Raubtier
heutenicht. ruhig
Wir waren ruhig miteinander'Wir waren dann völlig
er
miteinander,*",in ,nt keine Zeit blieb' wenn
äüäää.n und eingenommen war - von Dingen' die ihn
älgä;t1.n sehr unärforderten. Da er sie eigentlichnicht
mochte: Kommunikation,Fragen beantworten, Mut
zusprechen, Organisieren,Kleinkramarbeiten,vorbereiten.
lchsah ihmdabeizu.SahihndurchdasCampmarschieren,
in aufrechterHaltungvon einemzum anderenschlendern,
Witze mit ihnen machen, gut-Freund markieren,
gemeinsam-sein versuchen.
Er wolltedas allesWIRKLICH. lch wusstedas und sah ihm
zu. Verfolgteihn mit meinenBlicken,solangeich ihn sehen
konnteund dann,wenn er wiederum eine Häusereckein
meinBlickfeld trat.
Er wolltemir ein gutesGefühlvermitteln,denn er wusste,
dasses ihm baldabhandenkommenwürde- und zu zweit
würdenwires vielleichtschaffen...
lch wusste,dass wir es nicht schaffenkonnten,aber ich
hotftetrotzdemmit ihm mit.Wer weiß,dachteich, vielleicht
schaffenwir es.

Dieser Vormittagwar erstaunlich.lch strich durch den


Garten,durch die Wiese, durch die Gemüsebeetehinter
dem Würfelgebäude, standunterApfelbäumen - zumindest
hielt ich sie dafür- und schrittschließlich
durchdas große
Camptornach draußen,in die Oase hinaus - wiä ich
annahm.Offensichtlich war man hier doch frei, zu gehen
wohinmanwollte.Niemandhattemichgestoppt.
Da draußengingich gaaanzlangsam.Schrittfür Schrittnur.
Denn ich wusste nicht wohin ich trat. Da waren kleine
Kanälerund um ein saftigesGrün - sah aus wie kurzes
Weizengras, wie ein Feld,ein kleinesFeldchen.Da wollte
ich nicht reintreten,und auch nicht in den kleinenerdigen
Kanal, und auch nicht auf die kleinen Dämme, die
irgendwann das Wasserrichtigleitenwürden- wenn ich sie
jetzt nichtzertrat.Dattelpalmen, immerwiedereine Gruppe
wahrhaftigerDattelpalmen- einige Früchtehingen noch
daran,einigein erreichbarer Höhe.Jetztwussteich nicht,
warensie wertlos,übriggeblieben, verdorben,oderdurfteich
sie gar nicht kosten,weir sie jemandemgehörten.
rch
kostetesie. sie warenverdörrt- meineroaseiuntaugrichen
Meinungnach, verdörrt.Dann kam ich an ,rAig" grobe
steinmauernund zögerteeinmarmehr. si" .iäioen
wie
verlassenin dem sand. Mit weilbrechverbarriiäoi"rt,
,it
stroh oder Brechgedeckt... und reer. In dei-nacnsten
Behausung,die ich umschrich,befand sicn Äin richtiger
Esel; so ein echter Muli-Esel,kein Zoo_Oing;
mit
Tragegestell aus hitzegebogenem ttorzuno aä"n, wie man
sie vielleichtvon braungelb-stichigverblichenän'Marokt<o-
Fotosvom Anfangdes Jährhunderts kennt.rch sah ziegen,
ein Gnu oder wasserbüffer,keine Kuh. und oänn, in
der
Ferne,ein Menschen-paar - bunte Hosen,r-sÄirt, heile
Haut,_europäisch - wahrscheinlichzwei unsererLeuteaus
dem camp, die ich noch nicht kannte.sie verschwanden
aus meinem Brickferd,und ich ging vorsichtig
das
Erdgässchen enflang,an stall-Hüttenüor6ei,einsämeTiere
an eine Parme gebunden betrachtend, perotrucnte
umwandernd bis ich tiefschwarzeMensöhensah.
rch
bliebsofortstehenund drehteum, drehtemicn wiäoer
um
und sah zurück,die Lebenssituation zu fassen suchend:
grobe steinhüttenan der erdigen,kaum befahrbarenen
straße,unddunkreFrauen,Mänier,'Kinder
- sah
ich nur Männer- ichwar zu weitweg,um mehr"iG;fli.h
zu erkennen.
lrgendwann gingich - beeindrucktvbn dieserBirderbuchwert
- einfachzurückzum camp, da ich keinecnancÄrrätt",d*
hier zu verstehen;was lN den Leutenwar, was-sie
hier
lebten,was sie wussten- von uns, von der technisierten
welt (ich nennesie nicht ,,Zivirisation"),
wie g"fähiti.n ,i"
yvarenoder, wie rudimentär.Leider hatte-mich diese
steinsi.edlungan schwarzafrikaerinnert - scnwärzafrika
verschifft,versklavtund in schlechtenHüttenhausend,dort,
wo die reichenHerrensie nichtzu sehenot"r.n"n; äuf
dem
billigenLand,in den billigenHütten,die billigeArüeitsLrart.
Abervielleicht war dasjaäuch nur eine rciscÄee-iiinnerung
aus dem Lehrbuch, den dümmlichen
Sachunterrichtsbüchern in der Volksschulemit deren
dümmlichen Klischee-Abbildungen ohne
Wahrnehmungsdifferenzierung.
lrgendwiewar ich grimmig ob der Ausweglosigkeit der
Situation.lch war hier nichtgeradeauf bekanntemTerrain,
für meine Art von Menschenkenntnis - und ich konnte
niemandenfragen.Kein Trekking-Tourist wusste so was,
und Alwis' Antworten kannteich schon.Er wussteauch
nichtviel.
Alsowarten.
Zuschauen undwarten.Geduldig sein.

Wennich auchimmerversuchteim Außenzu lernen,so nur


der Vollständigkeithalber - um nicht unhöflichztr sein.
Denn,dass das nirgendwohinführte,ahnte ich. In erster
Liniebeschäftigteich michmit mirselbst.
Unddeswegenwar ich hier.
Als ich das Campbetratund mich reorientierte, bekamich
mit, dass Alwiszu einerVorbesprechung, um ein Uhr im
Essens-Garten, aufgerufenhatte.Dort fand ich mich also
pünktlichein und setztemich zu ihm. Und was ziemlich
unbekümmert begann,mündetein einen ernstenWüsten-
Monologvon Alwis' Seite: giftige grüne Giftschlangen,
Skorpione,schlechteErfahrungenmit Vorgruppen,strikte
Wassereinteilung inklusivestichprobenartigerüberprüfung;
wie die Abendlagereinzurichtenwaren, was unmöglich
durchgehenkonnte,welcheTestser mit anderenGruppen
schongemachthatte- diejene kaumbestandenhatten;wie
der Rucksackam bestenzu tragenwar, welcheRechteer
als Führer hatte, wie wir ihm zu Folgen hatten
Zweierreihen warenerlaubt,Gänsemarsch war besser- und
im Bestfall:
schlangenlinienförmig.
lch weiß nicht,ich war zur Zeit sehr, sehr entspanntund
lachteeinigeMalesehr hellauf. Und,weil es so frei heraus
kam,ahnteniemandBöses,und sie toleriertenmich.Auch
Alwis toleriertedas. lch saß in dieser klaren sonne, die
Araber brachtenuns immerwieder cola und den süßen
Tee, ich betrachteteAlwisvon der seite, kanntedas alles
längstauswendig,warteteneugierigauf die_Reaktion der
AnJeren,achtetädarauf,wie Alwis seine Rede diesmal
aufbaute, undwie er sichdabeibenahm,undselberfühlte...
saß in dieser klaren wüstensonnein diesem hübschen
Gartenund genosses, genosses. lch ließdie schuheim
Sandestehen,zog die Füße auf die Bank herauf- und
spieltemitmeinenZehen.
Wie wunderbar.
Nachdemdie LinzerTeilnehmerversuchthatten,mit ein
paar auflockerndenFragen den Ernst aus der sache
rauszunehmen,was Alwis immer wieder in sachliche
Bahnenzu lenkenwusste,sacktedas Gesprächschließlich
doch nochin schlichtensmall-Talkab; alleineist halt keine
Anspannungzu halten (trotz giftgrüner Giftschlangen,
umherstechender skorpione, programmiertemVersagen
und Tod im sand) - wenndie Anderenpartoutnichtwollten.
Und die warenziemlicheinhelligder Meinung:,,siewären
auf urlaub, da". lsabellamussteeins ums andere Mal
feststellen,dass niemandAlwis so ernst nahm, wie sie
selbstihn ernstgenommenhatte'
und Ernstist eine Krankheit- das wurdeihr langsamklar.
Langsam, nur.

sie fuhren mit zwei voll beladenenJeeps in die wüste


hinaus.Das Gepäck,die riesenhaften Rucksäcke warenauf
den Dächernder altenAutosmit seilenverzurrtund ragten
in den wüstenhimmel. Diesonneschienschönund es war
heiß im wagen. wir saßenje sechs bis acht Leute pro
wagen an den Längsseiten auf hartenniedrigensitzbänken
rrrämrengepfercht,und die Knie hattenwir weit an die
Brustgezogen.so fuhrenwir, uns gegenübersitzendund
mehrheitlichlautstarkgegendas Motorengeräusch redend,
in die Wüstehinaus.Wir hieltennochan einernatürlichen
Quelle,die Alwisuns zeigenwollte- oderder Besichtigung
für wert befand-, uffi direktaus der Wüste zu trinken.Es
war schwefeliges Wasser,und ich spucktees unautfällig
wieder aus - aus Geschmacksgründen und
sicherheitshalber.
Sie alle warenguterDinge;hattendas Campin hektischer
Organisationsarbeit verlassen,und sie redetenjetzt, im
lautenWagen,auch gegen ihreNervosität an,
NachzweiStundenhieltenwir das letzteMal.DieVorjahres-
Gruppehatte damalsWasserflaschen vergraben,die jetzt
gefundenwerdenwollten- nacheinergrobenhandgemalten
Karte; das war vor allem eine Koordinaten-Übung für
Michaela- aberauchder Restder Gruppescharrtemit den
Schuhspitzen willig im Sand herum.Sodannwaren wir
angehalten, eine Steinpyramide zu erbauen,die unseren
eigenenvergrabenenWasservorratsichtbarhalten sollte,
beimAustrittaus der Wüste,der hierin der Nähestattfinden
würde- in ein paar Tagennur. Seufzendmachtenwir uns
an die Arbeitund mühtenuns ehrlichum Euphorie,beim
Grabenunseres,,Wasserlochs" und beimAufschichten der
spitzenSchiefersteine. Wir waren ja guter Dinge;Und,wir
wolltenunserWasserwiederfinden.
Wolltenwir?
Wir solltenwollen.
Nachein paarweiterenMinutenin den Jeepsentließenuns
die Araber in die Wüste hinaus.Sie toleriertenunseren
Wunsch- und lebtendavon.
Die Vorabend-Sonne lag gelb und bleiernauf dieserWüste
und wir schultertenunserGepäck- nach Alwis-Weisheit -
jeweilszu zweit.ZwanztgKilo,in etwa,trugso jederauf dem
Rücken.Und mancheinertrugein wenigmehr.lch trugein
wenig weniger;ein fünzig-Kilo-Spatz in Sorge um seine
Gelenkspfannen.
Wir taten ein paar Schrittein die Wüste hinein.In eine
Wüste, die sofort in Schönheithinein zerfloss- sich in
Schönheitum uns erbaute:mit weißenSteinmonumenten in
orange-roterErde, mit rötlichenTorbögenin gelblichem
Sand, mit kalkig-weißen zwanzig-meter-Kuchen in ebener
Landschaft.Überall lagen diese evolutions-gestalteten
Meeresboden-Trümmer in weichenSandhineingebettet; wir
erwähltenunseinenZerfurchten - ein etwadreiMeterhohes
Steinplateauin geputztemWeiß - für unsereNacht, Der
geriebeneStein hatte einen Durchmesservon fünfzehn
Metern und bot so jedem seine Schlaf-Bucht,seinen
Felsvorsprung, seinenÜberhang, sein Dächleinüber dem
Kopf- wenn er das brauchte;und ein niedliches Maß an
privaterSphäre.Zwölt Leute um einen Wohn-Felsherum
begannen zu kochen, Wasser zLt erhitzen, Feuer zu
machen, Taschenlampenauszuprobieren,Schlafsäcke
auszurollen... sich möglichstangstloszu fühlen.Die kalte
Nachtdrangherein,dranguns in die Knochen.Es würde
eisigwerden.GuteSchlafsacktechnik war gefragt.Michfror.
In Liebevereint,von Kältegepeinigt,
unvereinigt.

Das konkreteEvent - Trekking,in diesem Fall - verläuft


meistvölligharmlos.Um dieserEreignislosigkeit die Spitze
zu nehmen,schickteuns Alwis durchdiverseHöllenfeuer.
Oder, er versuchte es zumindest: angekündigte
Wüstenstürme und damit verbunden,der dringlicheBau
einesschützenden Walls;ein durchausdenkbarerWüsten-
Platzregenwurde uns zur Möglichkeitgestellt - und
natürlich,obligatorisch,der Dursttod,der Sandtod, der
Hungertod. Aber,wie gesagt:die Leut'warenauf Urlaub,
hier; und sie machtenernste Mine zum Trekking-Spiel.
Alwis'Bemühungen zuliebe.
Wir mochtenihn alle - jederauf seineArt. Aber,es mochte
ihn auch keiner- jeder auf seine Art. Und das war sein
Dilemma; demer nirgendwo undniemalsentkam,bishernie
entkommenwar. Sie nutztenihn aus,für das, was er ihnen
bot,zu bietenimstandewar - und ließenihn dannfallen.
Unddaswarganznormal.

Für ihn persönlichwar es


Aber für ihn war es fürchterlich.
fürchterlich- und unbegreiflich:
warumer seine Indianerin
nichtfindenkonnte;warumer seineWildnislehrlinge nicht
finden konnte; und keine Anerkennung.Nicht einmal
Anerkennung von Fremden- und schongar nichtvon ,,den
seinen".(Werwaren,,dieseinen"?)

Jeden Tag bewegtenwir uns ein paar Kilometerweiter.


Langsamschobenwir uns in Halbstunden-Etappen voran;
vier mal am Tag. UndjedenTag fandenwir bildhübschere
Lagerplätzeals noch am Tag davor; und die Landschaft
wandeltesich und wandeltesich - pausenlos.Es war ,,Die
Weiße Wüste", durch die uns Alwis brachte; ein
ausnehmend schöner Teil dieser Weißen Wüste.
Unschätzbar.
Undkeinerschätzteihn.
Alwis.
DeneinsamenStreiter.DersichmitjedemGesteinsbrocken
stritt,sichmitjederWellemaß- undes bestritt.
Es wurdewiedereinerdieserNachmittage in der Wüste -
die mich immerzitternmachten;weil, die Wärmewich mit
der Sonnefort, und die Kältebliebals ursprüngliche Natur
zLt dieser Jahreszeit zurück. Kein entrinnen. Mein
Schlafssack war bis minusfünfundzwanzig Grad geeignet,
wir hattenknapp unter null, und für mich war jede Nacht
schwer.

lsabelladachtean das gefroreneScheppernin den Plastik-


Wasserflaschen jeden Morgen,und es wurde kalt um sie
her. Jeden Abend zog sie die Kapuzenschnüreihres
Schlafsackesso eng es ging und stopfteKleidungin das
verbleibende Loch.In dentiefeneinesMumienschlafsackes,
ohneSauerstoff. lhre Füßestecktesie in den Pulliund das
T-Shirt,dasssie gerade nichttrug,So ginges halb.Für sie
hattedas Wort Wüste eine völligandereAssoziation,und
die hattesichnlchtwegtilgenlassen,in der Vorbereitungauf
den Trip.Zumindestnichtganz.Sie hatteauchkeineJacke
mit.EineVerrückte, eben.Siewolltedie Wüstewarmsehen.
Basta.Und war sie es nicht,würdesie nichtwiederkehren.
lsabellawar absolutkompromisslos. Und um keinemlrrtum
über die Realitätanheimfallenzu können,hattesie auch
keine Jacke mit. Das So-seindieser Wüste würde sich
einprägen; undsiewünschte das.
Die Sonnekrochfort, nach hintenüberden Horizont.Fort.
Zurückbliebeinegrau-gelbliche Dämmerung, die eisigwar
und immerweiterweg kroch.Knappüber der Wüste noch
ein Dämmerstrich, die Farbenwurden immer flacher,die
Kontraste verschwanden ganz.Alwissaß nebenihr im Sand
und vertrauteihr Eckpfeileraus seinem Leben an. lsi
lauschte- undfröstelteimmermehr.DieTemperatur.

Nach einer Denkpause;Alwis hatte sich wieder zu den


anderenbegeben:
lsabellawickeltesich ihrendickenWinterschlafsackum die
Hüftenund geselltesichebenfallszur Gruppe.Jetzthieltsie
ihreHandüberdas Feuerundzogdie Wärmegierigzu sich
her. Sie hattenschon auf der letztenNachmittagsetappe
begonnen Holz zu sammeln und hatten es in der
Dämmerungzu einem Haufen aufgetürmt,vor dieser
Theaterkulisse:Es war ein Ring von meterhohen
Steinkolossen um einen zwanzigMeter hohen Riesenfels
gestaltet.Und währendder Mittlereein Bär war, warendie
äußerenFelsenzierlich,gebogengeformt,hochaufragend,
und in einemKreisum den Bärengestellt.
fein strukturiert
Nichtvon ihr.
lsabellahattesichgemächlich auf die Formation zu bewegt;
hatte versucht,sich nichtvon der Kälte einschüchtern zu
lassen- und saß jetzt am Lagerfeuer mit den anderen.Die
Flammenzüngeltenund rauchtenund warfenwild bewegte
schattenauf den Bärenundwildeschmaleschattenauf äie
hoc.h aufragenden Ringfersen,die steinnadern, die
Torbögen.Das Feuer selbst war gelb, die beleuchteten
steinewarenkürbis-orange, die schaltenwarenmattrot.Die
schattenwarenauch gekleidetin diesesirisierendeGrau,
9.. hier prickelndauf die Netzhautwirkte - durch den
Quarzanteil im sandgestein.Der Rauchdrangin die poren
des schlafsackes,in das Gewebe, in ihie Bronchien.
lsabellahüstelteverlegen.sie reagierteauf allesstarkund
wollte nicht,dass jemandaufmunierndzu ihr sprach.sie
schlucktewiederholtund kräftigund sah unbeteiligt aus. Die
Menschenum diesesFeuerwarengut drauf.Es-herrschte
eine angenehmestimmung,von Ruhe durchtränkt,von
Anekdotengesäumt. Die Anekdotenstanden nicht im
Mittelpunkt; und das war angenehm.sie bildetennur die
untermalung- wie eine leichteMusik. und das tat gut.
lsabellaschwebteund rangnachLuft.Es war gut heute.Es
war gut.
Sie undAlwishatteneineruhige Zeitgehabt;er hatteihr ein
stück von seinemsisalhanf-Seil geborgt,damit sie ihren
Rucksack reparierenkonnte - hicnt ohne sie darauf
hinzuweisen, ihm den Restwiederzurückzugeben. Aber es
war gut.sie hattengeredet.Nichttief - sie kamennie tief,so
ein bisschennur.Es war gut.Ruhig.Alwisund lsabella.sie
gab ihm ein bisschenvon seinerStarkezurück.sie spürte
das. Es ging ihm meistensein wenigbesser,wenn sie da
war.Sie konntees spüren.
Warumer sichbesserfühlte?
Weilsie ihnwahrnahm.
lsabellastand auf, um noch einigesGestrüpp- von der
Sonne ausgetrocknete Krüppelästeund ein paar wenige
massiveHolzteile- aus der Gesteinsnische des Bärenzu
holen.Sie zerrtedas Zeug zum Feuer und überließ es den
,,Gästen",sie nach und nach ins Feuerzu schieben.Die
heiße Asche, die Glutbot sichgut für ein Grillenan, für ein
paarKartoffelin Alufolie,für ein paarKäsetoasts in Alufolie.
So was war aber nicht da. Egal, für die Kartotfelnhättesie
sowiesoein paarwitzigeSoßen gebraucht, und ihreArt von
Majoran-Käsetoasts hätte auch keiner gewollt. Und ein
Steakvom gekilltenLammhättesie nichtmögen.Sie hätte
es wohl gekostet- und hättees ihr geschmeckt, dann hätte
sie es gegessen; aberso was schmeckte ja auch meistens
nicht.lsabellawar nichtVegetarierin; sie war nurtierliebund
sieaß gernegut.
Dass man sich an Schweinefleisch gewöhnenkonnte
besondersleicht,wenn man damit aufwuchs - war ihr klar.
Sie war damit aufgewachsen. Aber, wenn man es ganz
neutralbetrachtete, es neu erschmeckte, so, als esse man
es zum erstenMal, dann konnteman einigermaßen ins
Staunen geraten.lhr passiert. Jetztsah sie die Dinge immer
neu. AmputierteTierfüßeohne viel Drüber-würzen waren
was für von Ort zu Ort ziehende Buschmännerin
Trockengebieten ohne Feldbau;weil sie überlebenwollten.
Selbstverständlich.
Alwisschautegeistesverloren in das Feuer.Er war vielleicht
nichtwirklichgeistesverloren; er war immerauf der Hut.
Er hat irgendwieeine Hakennase, dachtelsabella,nicht
stark, aber ein bisschenHakennase.Sie blicktenicht zu
lange zu ihm hin. Er würde sie wiederso fixieren.So
verspannt. So vollerErwartung.
SiewollteStilleund Friedenhaben.
Under immerdas Emotionsgekreische.
Verdammt.
lsi zog den Schlafsackschlauch engerum sich herumund
zog die abstehenden Endenvom Feuerweg und unterihre
Füße.Sie starrtein den Sand,der jetzt genausoorange-
grau aussahwie die Schattenauf den hohen Monument-
SteinendesTheaters:DasLebenals Bühne.
Verdammt!Wennsie das nur öfterdirektspürenkönnte.So
war es eine eher theoretische Betrachtungsweise; und der
Weg dahinist lang. (Weilwir so rasendfalschprogrammiert
sind.)
Der Sand vor ihr am Boden war versetztmit kleinsten
Holzteilen,ein paar größeren Kiesel in verschiedenen
Schimmerfarben und ein wenigRuss.Sie fasstedareinund
bohrte ihre Hand in den Boden, holte eine große
überquellende Handvoll Sand da raus und hielt ihn fest;
versuchtekeineSandkörnerdurchdie Fingerzu verlieren,
den Sandzu einemfestenKlumpenzu komprimieren - doch
immer,wennsie kurzein bisschenlocker ließ,ließ die feste
lllusionin ihrerHandnachund das realeRieselnsetzteein.
Es rann ihr durch die Finger;trotz der Kraftanstrengung
vorher.Ranneinfach.
Sie versuchtees wiederundwieder;erspürtediesesGefühl
der Festigkeit und das sofortigeVerschwinden dieser,wenn
sie lockerließ. lmmer wieder.Eine Hand voll. Die nächste
Handvoll.Die nächste.Unddie nächste.Es war manisch'
Sie wusste, dass sie etwas abreagierte.Dass sie am
liebstenihn zu Brei zerdrückenwürde;er, der fest war ...
undnie,ja nie,zu rieselnbegann.
lnvertiertmanisch.
Sie spleißtesich ein winzig-kleines Stück Stöckleinin die
Hand hinein, und das beendete ihre ausgedrückte
Aggression.Sie sah die letzten Sandkörnerüber ihre
geöffneteHand die wenigenZentimeterauf den Boden
gleiten,sie neigtedie gespreizteHandfläche undentließden
Sand jetzt ganz.Ein feiner Staubfilm,weißlich-grau, blieb
zurück und ein feiner roter Faden zog sich aus dem
Nadelstich. lsabellastarrtedaraufund wusste,dasssie das
nichtmehr als zwei Sekundenablenkenkonnte,abgelenkt
hatte.EigentlichkeineSekunde.Sie saß da, in der reellen
Situation- und was die anderen'erfolgreicheVerdrängung'
nannten,kanntesie selbstnicht.
Der Abendplätscherte dahin.Sie saß im Kreiszufriedener
Menschenund entspanntesich.Atmeteruhig.Genossdie
Flammenund das Spiel der Schattenfiguren in dem
Theater... Theaterdes Lebens.Jaja.

Am nächstenTag gingen sie wieder die vier Etappen,


jeweilsfünfundvierzigMinutenlang;manchmalvariiertensie
auch auf fünfunddreißig Minutenoder fünfzig Minuten;
manchmal gingensiedreiEtappen, einmalgingensiefünf.
Heutestandensie vor monstergroßen Riesenkuchen. Wie
mit unregelmäßig geformtenSandkübeln gestüräevierzig-,
fünfzigmeter-Kuchen, oben flach. Alwis schaute uns
herausfordernd an. Es war Mittagshitze, eigentlichunsere
Mittagspause, und er war wiederder kleineblondeJunge.
Er grinstefrech.Wer wolltemit da rauf?
Dreiwollten; ichwollteauch.
Also machtenwir uns an den Aufstiegüber bröckelndes
Geröll,einigeprekäreAbrisskanten und standennachetwa
auanzig Minutenoben am Plateau.Wir blicktenin die
Landschaftunter uns und auf unserePünktchen-Freunde.
Nach unseremAbstieg,teils in von Alwis nachkreiertem
Ziegengalopp, weil man so steileGeröllhaldensichererund
schnellerüberwand- wennman die Krafthatte...also,nach
dem ebenfallsschweißtreibenden Abstieg waren wir so
euphorisch,dass wir noch eine lupenreine,glatte, fast
ebensohohe Sandwellevon der Seiteher erklommen,um
dann an ihrerabschüssigsten Stellerunterzurollen,
halb zu
fliegen, dazwischen immer wieder vom Boden
wegspringend, Saltoschlagendund so weiter.Dannsetzten
wir uns aufgewühlt zu den anderen.Baldzogenwir wieder
los.
.tltzt totgtewiederein Abendlagerm1 Schlafplatzsuche und
p""-r Geschichten,dann folgte eine frische Nacht -
närtä, knapp über dem Gefrierpunkt-, dann kam der
"ln
frrforg"n, unteruns Katfeeheiß
an'äemsich die zivilisierten
rä.'trt"n, mit allem Drum und Dran. Dann brachenwir
wieder auf. wir sahen Karavanenspuren im sand - es
konnteeine Touristenkaravane sein -, wir sahen das drei
Meter große skelett eines vor Jahren in der wüste
geitor5änen Kamels - die Rippenknochenstanden in
ileitem Bogenaus dem Sand; undwir verirrtenuns nicht.
Früheralslrwartettrafenwir am Zielpunktein und lagerten
dortfür zweiTage.Es war kurzvor dem Punkt,an dem uns
die Araber mii den Jeeps abholenwürden.Wir lasen,
tauschtenunsereBücher,mancheinerentwickelteEhrgeiz
seinenVorratzu vertilgen.Es wurdegekocht,getratschtund
änä-pninrophiert. Nui einer,Kosta,war so nett und ruhig
'en
wie unä ;e. Er wandertestundenlangzwischenden
Bergenund bUnen umher und sammeltedie schönsten
Broöken, die frappierendstenErstarrungsgesteine, aus
Meeresboden-Lava entstanden - flüssig aus spalten
äusgetreten im tiefenkaltenWassererstarrt'
und urplötzlich
Er iah versteinertäMuschelnund Schalenabdrücke und
nahm die schönstenmit. Nun, es war schwierigüber die
schönheit zu entscheiden,und der nächste gefiel ihm
meistenseben so gut und noch besser.was bei uns an
wasser getrunkenwurde und an Gewichtaus unseren
Rucksäck-en verschwand;bei ihm blieb es immergleich-
durch steine aufgefüllt.Er trug das gern. schönheitvor
Mühsal.Die Entsöheidung einesglücklichen Wesens.Nur
ein Glücklicherkann es so empfinden. und Kosta war
war glücklich'Er
öiucgicn.Das konnteman sehen.Kosta
war er selbst.
Man könntejetzt denken,er mochtealle und er war immer
lustig. Nein. Kosta war er selbst. Manchesmochte er,
manches mochte er nicht. Schnarchende
Schlafsacknachbarn, zum Beispiel, oder vieles andere.Und
oft ginger allein.Undoft spracher nicht.Und dannsprach
er wieder.
Er warAlwis'Freund.Wer sonsthättedas seinkönnen?
UnddieseletztenTagein der Wüstewarenes auch,die mir
die Botschaftflüsterten.Nun ja, eigentlichzeigte sie mir
Alwisselbst.Die Botschafi.
Michaela, seine neue Wildnisschülerin,war nur
vorübergehend bei ihm.Ob sie es wusste,weißich nicht.Er
wusstedas nicht.
Aberwie hättesieauchfür längerbei ihmbleibenkönnen.
Und der Umstandwat ztJsehen.Sogar Kosta führte ein
eingehendes Gesprächmit ihm,darüber:dasser Michaela
nicht extra und so viele Informationen vorenthalten sollte,
Einfachotfen behandelnsollteer sie. Alwis hörteihm zu -
warja seinFreund- und hörtenichtzu.
Es war Alwis' erprobteLebensphilosophie, Machtdadurch
zu erlangen,Informationen vorzuenthalten. Was sollte er
alsotun. Er kanntekeinanderesSpiel. Für ihn war es 'das
Leben'selbst.DiesesSpiel.
Und Kosta war ein naturgegeben offener Mensch;also
sprachen sie ausgiebig aneinander vorbei.
lsabellahatteden Verdacht, dass nicht einmalKostaselbst
wusste, dass ihrer beider Freundschaftauf seinen
Grundfesten stand.Auf KostasGrundfesten. Ausschließlich.
Auf seinerausgeprägten Offenheit,die in diesemFall für
zweireichendurfte. Für ihn selbst- undfür Alwis'
Kostavertrauteder Welt.
Alwisvertrauteihr nicht.
Und Michaelawar das ziemlichgleichgültig - weil sie recht
unabhängigwar. Natürlichmochte sie Kosta; und sie
akzeptierteAlwis.Fürdie Zeit.Aberdanach?Bald?
Sie würde dann entscheiden- sobald es soweit war'
Entscheiden.
Und lsabellawusste,wie.
lhr Ziel war nicht, MichaelasWildnissport-Ausbildung zu
verlängernoderAlwiseineFreundin lhr
zu erhalten. Zielwar
es auChnicht, Michaela dazuzu bringen,längerbei ihm zu
bleiben- oderkürzer,
Es gingum keinerleikonkretenInhalt.

und geradedarinbestanddie grundsätzliche schwierigkeit:


Er würde denken,sie wollteetwas Bestimmtes erreichen;
weiler selbst
immer etwas Bestimmteswollte. Es war SEINE Art zu
denken.
sein Misstrauengegen die welt war damit in ihm selbst
begründet.
und eben darin würde die grundsätzliche schwierigkeit
bestehen:darin, dass er ihr nicht unvoreingenommen
zuhörenwürdekönnen... er würdedenken,sie wolltewas
von ihm ... so wie er immerwas wollte... mussteauchsie
waswollen... ganzunzweifelhaft...
in der
ZIEGEN-HÖHLE

Es war am vorletztenTag in der WeißenWüste,als lsabella


den kurzenAufstiegin die Ziegenhöhlenahm. Kostawar
wiederunterwegs, und so war er vielleichtalleinda drin.Sie
wolltemit ihm reden.Hoffentlichwar nichtMichaelada, oder
irgendein anderer,der geradeAudienzsuchte.Sie wollte
mit ihm reden.Daswar schwergenug- würdeschwergenug
werden;also:alleine.Sie under.
ln derstinkenden Ziegenhöhle.
DieseResidenz vonAlwis- und nur nochKostawar bereitin
unmittelbarerNähe riesiger Mengen Ziegenkotes zu
schlafen- wurdeso genannt- Ziegenhöhle- weil sie alle
seine Geschichtehingenommen hatten;dass die kleinen
halbtrockenen - Betonungauf ,,halb"- Kack-Würsterln von
ebenso schutzsuchendenWildziegen stammten, die
einstmals- vielleichtals die Wüste grüner war - hier
hineingeratenwaren; und gekotet hatten. Gekotet und
gekotetund gekotet.Die Höhlewar voll davon.Aber man
konntesichdrangewöhnen.
Eventuell.
lsabellastemmtedie Breitseiten ihrerWanderstiefel kräftig
in das rutschende Geröll und ging den kritischen
Wendepunktdes Pfades,ohne so rechtdaraufzu achten.
Abstürzenwar jetzt nicht- sie hatteWichtigereszu tun. Sie
dachtenach;bliebstehen,als sie merkte,dass das nichts
brachteund blicktezuerstzu ihrenSchuhspitzen und in das
splittrigeGesteinhinein;schauteauf es, wie sichdie kleinen
schlichen-
flachenSteinchenlangsamden Hang hinunterund in das
wie eine sämigefr'fäs"se'Sie blicktesich um
die
Dünen-Tat,Ourcnmiscntmit diesen Splittersteinen'
begannen'wenn
üOerattzu rutschenund zu schlittern
halltewider;von
är"no daraufträt. oas kleineGeknackeGruppenmitglied
äääir",
,öö;;;. Ji"-in 0", Momentvon einem
öer wind hatte an stärke vertoren,und so
das Geriesel
war diesesklelneiommunaleKnacken und
Gruppenzeichen'
von ehemalige* ftfä"t"sgrundihr aller
eineArt Zusammenhalt'
Siewarengemeinsam'

H o ffe ntl i c hw arni emandi n d e r Hö h le . s o n s t h ä tnoch


t e s ie s p ä t e r
wiederkommentUt."n' Die ganze Anspannung
Anspannung.
äinÄär.sie wolltesie hintersich haben,diese
sie hier einfach
Er würde es wiÄOeifalsch deuten' dass
a n kam.W i ei mmer.W i ek o n n t e s ie d a s v e r m e idDenn en.|hrer
auslegen'
ftfäitr.g nachkonnteer es gar nichtfalsch
das'
sie wolli'enieetwasvon ihm' Undsie zeigte
Unddennoch.
Ats natt" sie etwas ganzanderesgetan- reagierte.er'
in ihr Leben
Als hätte sie inn äing"laden' Eingeladen'
einzudringen.
Siewolltedas nicht'
Zweifellos nicht.
Un d di es eS c huhe!D i es e W a n d e r - S t ie f e | , d ie s ie d a t r u g !
Sie h attes i enuri hmz u| i e b e a n . Nu n , e ig e n t | ic h , unur
gegangen' m s ic h
nichtmit ihm anzulegen'Wäre es nach ihr
getragen'Die' die
nach ihr, so nattesiJ feicnteLaufschuhe
im Winter und
sie immertrug:'in äer Stadt, im Sommer
ü b e ra| | .s oauc hi nderW ü s t e . A b e r s ie wo | | t edass
s ic h neric h t
Trerxing drüberstellen. sie wollte nicht,
über das "*"nn sich jemand wegen ungeeigneter
sagte: ,,Nungut,
wir nichtsfür ihn
SchuheOenfnothel verletzt,äannkönnen
tu n .....undoaz u-di es er B lic k . A ls o h a t t e s ie d ie s c h we r e n
Treterangezogen. Um Ruhe zu haben;den klassischen,
profilierten Wanderschuh; tonnenschwer, unflexibel,
schwitzigund beinhart.Und es wären ihr beinahe die
Augerlnrausgequollen, am erstenTag, als sie zur ersten
Mini-Etappe aufgebrochen waren.Sie wanktehinterAlwis
her- mit diesenzwanzigKilogramm am Rücken- und starrte
unaufhörlich auf seine blau-rosa Micky-Maus-
Badeschlapfen. (WohlwiederseinerTochtergefladert.)
Nun ja, das waren wohl die Unwissbarkeiten in einer
unwegsamen Wüste;so gesehenwar ein Trekkingmit Alwis
dochunberechenbar.
Nachdemeinerosa-blaue Gummi-Fata-Morgana ausschied,
lachtesie langeZeit in sich hinein- indemsie fiktiv diese
Geschichteihm erzählte,und sie beidedarüberlachten-
undsah sichsatt.
Er würdenichtlachen.Er würdeihr irgendwasErnstesdazu
erzählen:,,lsi,du kannst selbstverständlich die Schuhe
tragen, die du willst. Du darfst nur die Gruppe nicht
gefährden",oder: ,,lsi, ich glaube an die Freiheitdes
Einzelnen unddessenfreieEntscheidung, und...blablabla."
Na, sie wolltees nichthören.NichtdiesesMal.Sie musste
nichtalleswissen,dachtesiesauer.
Sie war schonsauer,bevorsie ihn überhauptsah. Daswar
kein guterEinstieg.Sie stiegwiederab. Lief in den Dünen
rum.SahKostain der Ferne.Sahihmzu. Demguten,lieben
Kosta.Ach Kosta.
.4t Aber eigentlichbrauchtesie gar nicht fortzugehen,nicht
nochmal abzusteigen.Sie war ohnehin gleich traurig
gewesen;gar nichtmehrsauer.Denn,das was sie ihm da
sagenmusste.....
Sie musstejetztwirklichraufund ihmdas sagen!
Kosta verschwandhinter einem Haufen Steine - die er
vielleichtgleichalle einpackenwürde- und lsabellaging
zurück;schwangsich empor zur vollgekoteten Höhle.Zur
Ziegen-Höhle.
,,Ja,da ist's lustig,da ist's fein",chantetelsi und versuchte
einenarabischen Rhythmus zu finden,währendsie mit ihren
wertvollenWanderstiefeln extra viele Brockenwegrammte,
das Lederaufschrammte. ,,Ja,da ist's gustig,da ist's fein,
jetzt kriech ich in die Höhle rein",spann sie ihren Song
gefinkeltweiter,,,indie Höhlerein,die Höhlerein.",,...und
grab'meineStiefelin derScheißeein,Scheißeein,Scheiße
e i n ..."
Jetzt brach sie widerwilligab; sie war wieder an dem
besondersrutschigen Wendepunktim Pfad.überwandihn
flink. lsi - in heiligerMission.Gott hielt schützendseine
Handübersie. Ganzsicher.HeiligeMission.Quatschl
Sie wollteihm nurwas sagen- und hattesichkräftigauf der
Schaufel, dabei.
Als sie in die Höhlekam,lag er da, die Händehinterdem
Kopfverschränkt und lächeltesie forschan; ganzder junge
Tvp.
Das war ein unsachlicher Einstieg,und jetzt rief er auch
noch mit tiefer, tragender Stimme - überflüssig
selbstsicheremTimbre- nach ihr: ,,lsi!lsi! Jassu lsi!" (ein
griechischerGruß)
Aufgesetzt.
Daswar ein etwasschwieriger Einstieg.
Sie sah ihn an. Langean. Wohl mussteda ein kleines
Runzelnauf ihrerStirngewesensein.Nachdenklich. ,H€y",
hattesie gesagt.
Er redeteschonweiter:,,Nalsi, wie geht's??",eigentümlich
jovial.Ganz der junge, lässigeTyp. Vielleichtwar er froh,
dass das Trekkingvorbeiwar und war deshalbin einerArt
Hochstimmung; sie standjedenfallsnichtnacktvor ihm.
"Na fsi, alles klar?? Die Wüste ist schon eine starke
Landschaft! Was sagstdu." Das war keineFragean mich;
weder war es eine Frage, noch wollte er etwas
Gegenteiligesvon mir hören. War der Typ bekifft?
Beduinen-Kiffe?Kötel-Mief?Wüsten-Klebstoff?
Er grunztezufrieden.
Nur,dassZufriedenheit völligandersaussah.
DieAugenspiertennichtmit.seineAugenspieltennichtmit.
Siewarenhungrigwie eh undje.
Hungriger?
Oh Gott!lsiversuchte sichzu sammeln.
Er drückteihr ganzseinenstempelauf; er begrubsie unter
sich. Er drückteall seinerumgebungseinen-stempet auf.
Gewaltakt.
lsabellaversuchtesichzu distanzieren, stemmtesichgeistig
von ihm weg,fand Zufruchthintenan der wand, hattesich
seinemeisernenGriffentwandt.
Knapp.
,,Alwis",sagtesie.
,,Ja-lsi", sagte er hungrigund viel zu laut. Er ließ einem
einfachkeinenRaum.
,,Alwis",stöhntesie halb.wenn er das wiedermissdeutete,
würdesie ihn töten müssen.sie kämpftegegenihre wut,
alsozugleichmit rraurigkeit:Der Typ örach-t"äi.nangsam
um und war nicht.y.rt. genughiniuschauen. Ausgebuffter
Wüstenfuchs. FurchfloserSurvivalist.
Mache.
sie sammeltesich erneut ... und er verbuchtees wieder
unter,,eigene unwiderstehlichkeit ob riesig-beeindruckender
Ausstrahlung". Die Leutewaren tatsächächort sfiacnns.
Aberdie Buchungwarfalsch.
lber. darumginges jetzt nicht;nichtin ersterLinie.Arsorieß
s-iesichquälen- undversuchte sichzu konzentrieren.
Was hattesie sagenwollen??

lsabellaentschiedsich für eine aktuelleEinleitung:


Du machstdieseTrekkings,etc. nichtgerne..wal er,,Alwis,
nicht
ganzverneinenkonnte.
und weiter:,,Dumagstdie Menschennicht."was ihm ein
irritiertes
Lächelnentrang.
da
,,WennDu den Hass auf die anderennicht aufgibst-
ärüberkommst- dann wird es Dich selbstvernichten'"Er
starrte sie nur an. " Es ist ganz logisch,dass Du sie
veracntest,,,beeiltesie sich weiter zu erklären,,,eSist ein
zwingender schritt,wennmanersterkennt,was die meisten
Menöchen sind.Aberwennmanda steckenbleibt"'!"
sie hieltkurzinne,deuteteseineBlicke,seineHaltung,was
er ausstrahlte,justierteeilig und fuhr fort: ,,DuzwingstDich
zu diesemJob,wie ein andererzu seinemBürojob;es wird
also etwas ähnlichesdabei herauskommen; es ist etwas
ähnlichesdabeiherausgekommen - auch,wenn die wüste
starkist."

Jetztholteer aus, setzteein und aus war's. Er sprach.Er


sprach.Er sprach.und jedes Mal, wenn sie aus einer
D e n k phas eheraus k am. . ' s p r a c h e r n o c h im m e r . S ie
brauchteihm nichtzuzuhören. Es reichte,wennsie sichalle
wieder
faar Sekundenkurz einschalteteund dazwischen
nachdachte. Sie kanntedas allesschon'
ln oie eignenGedankentauchen- seinewelt sondieren;ins
lön ninaOtauchen- undwiederzu ihm hin;weggleiten
"ig"n"
- hingleiten.
SeineTiradewährtefort'
sie hatteschonX ldeengehabtzu erwidern,seinewort zu
entkräften er wusste schon, warum er keinen Raum
zwischen seinen worten ließ. Das alles war nicht
wasserdicht; nur quantitativreichhaltig. und ich glaube,er
wusstedas.
Er weißes.

Aber was soll man tun, wenn man die Kurve nicht mehr
kriegt.

Nun,meinerMeinungnachmussmansietrotzdemnehmen
- auf Teufelkommraus.
Aberdie Mehrzahlentscheidet
sichfür'sWeiterlügen.
AberAlwis?
AuchAlwis.

So zog ich das As aus demArmel,hautemeinenTrumpfda


rein:
,"Alwis",pause,,,hörmir zu", die Einleitungwar notwendig.
lsabellaging ins spielerische.Ernstwar AiwisüberGebühr
allein.
,,Alsofolgendes,Alwis:Lasses einfachsein.Alles,was ich
zu Dir gesagthabe- lasses sein.Aber!wenndie Michaela
Dichin einemJahrauchverlassenhat - viel längerwird es
kaum dauern- DANNdenke noch mal daran iurück. An
das,was ICHgesagthabe."
lch konnteundwollteihn nichtzwingen.und mir lag wirklich
nichts daran, recht zu haben. Aber wie konntJ er das
glauben.Niemals.
Jederschließtimmervon sichauf andere;von wo sonst.
Also ließich auchdie Beteuerungen sein.
schließlichwären die bei einem mega-misstrauischen
Menschen, wieAlwis,nur in die falscheKehb geraten.

lchgingweinendhinaus.
Kötelin der Nase,Tränenim Auge,Matschim Hirn.

Nüsse.
Dashattenichtdie Bohnewas gebracht.

lsi war schlichttraurig,als sie die Ziegenhöhle verließ;und


lange noch. Sie wussteschließlichwovon sie sprach,sie
war selbstnochnichtganzdurchden welthassdurch.Aber
SIEWUSSTE,dasssiedurchmusste.
Es gab auch Alternativen, ja! Ja, freilich:Man konntesich
wasvormachen. Blabla.
Daswar'sauchschon.
Und er, Alwis,war heftigdabei.SeineGeschichtewar die
outdoor&Natur-story mit dem präzisekalkuriertenRisiko
(von ihm, Alwis, persönlichkalkuliert)und einem Spezial-
Egotripp,der da lautete:,,Michkriegensie nicht;ich geh' in
keinBüro!!"
Na gratuliere.
Er war so stolz und unnahbarwie jeder Börsenmakler es
gewesenwäre;nurauf seineWeise,halt.
Trotzdemwollte sie ihn nicht verletzen.solrte er sie nur
verletzen- das war nichtgefährlich.Aber umgekehrt! was
kanneineAusterschonmachen?Gar nichts.Aber ER holt
sichwomöglichnochein dickesVorhängeschloss dazu.
lsabellaging langsamden Hügelhinabund versuchtezu
akzeptieren,dass es keine Möglichkeitje würde geben
können,einenMenschen in dieWahrheit
zu schubsen.
Abervielleicht
dachteer sichdasja auch.

Am nächstenTag kamenzweialteJeepsdie nahegelegene


Asphaltstrasse entlanggerauschtund nahmendie Llute
aus der Wüsteraus.Alle ließenes gerngeschehen.Einige
hätten es auch ganz leicht früher ausgehalten- dÄn
Abtransport. Aberkeinersprachdavon.
Sie fuhrenzurückins Camp- an den letztenMonumenten
vorbei; gelblich-orange, von der schweren
Nachmittagssonne übergossen,mit einemHauchvon Weiß
- Meereslebewesen, zerrieben.
Die Rucksäckewaren schlaff,die Seele erleichtert,die
Zivilisationwurde mit offenenArmen erwartet.Aber, kein
Wortdarüber.
Der Anfang diesesAbendswurde schön - nicht so das
Ende.
Die Stimmung von erleichtertenMenschen ist leicht.
Vorübergehend. Sie alle flogen in das Camp hinein,
entledigtensich ihrerschlaffenRucksäckeund rießensich
durcheine märchenhafte Oase kutschieren,dann badeten
sie in einer wunderbarheißen etäsischenQuelle und
wuschensich das Haar. Sie besuchtendas Haus eines
eben sesshaft gewordenenBeduins,eine orientalische
Familiein einerGarageund kostetenvon der Seltsamkeit.
Kosteten einfaches Mehlgebäck, kosteten Alwis'
Unsicherheitim Angesicht seines vielfach umarmten
Beduin-Freundes.
Und immer,wenn sie dazwischenwiederim Auto fuhren,
saß er nebenihr - und legteseinekräftigeHandauf ihren
Schenkel.
Seltsam?

Dannkam dieseraußerordentlich spezielleAbendim Camp


AhmedFahrid,LibyscheWüsteNr.6,Düne69, Tor Sex:
fch begrüße ja nichts mehr als Sex, wenn er nicht
verkrüppeltist. Sonderngeradlinigund transparent.Nicht
von Lügengeschmückt und hintenherum.(Analsexist hier
nichtdas Problem.)

Also, der zweiteTeil des Abend begannmit einem ultra-


geilenarabischen TanzeinigerBeduins- oder nicht-mehr-
Beduins- die ihre kreischenden Instrumentemitgebracht
hatten.Nungut,es gibt in der WüstekeineVerstärker, aber
das hätte bei dieser Art von Instrumentenauch zum
Synapsen-Tod geführt.
Da gab es eine Art Tröt-Flötemit einerTonvielfaltvon drei
(3). Es gab eineArt von Dudelsack. Nun,Dudelsack bleibt
Dudelsack;und Stöckewurden aneinandergeschlagen-
vergleichbarmit dem Akt hypernervöser Menschen,die mit
dem Kugelschreiber Tischplatten traktieren, oder
unaufhörlichdie Mineraus-und reinflitzen lassen- nur ist so
ein Kulidezent!Arabische Haustöcke sindneMötend& laut.
Die Quasi-Gitarreging völlig unter; eine vorhandene
freundlicheFlötefiel natürlichnichtins Gewicht:Es war,wie
wenn man mit einem Knüppel den eigenen Finger
zerschlägt- man spürt eine sanfte Berührungnicht möhr
oder, sie tut auch weh. So, das Schicksalder lieblichen
Flöte.
Zu all dem bandensich zwei Araber mit einem großen
zusammengedrehten Tuch den pimmel nach unten und
tanäen repressiv-sexuell dazu. Das heißt, sie versuchten
möglichstunauffälligihre GenitalienaJ stimulieren.Der
Tanz war tatsächlichin Harmoniemit jener Musik.Beides
war hässlichund ich kamausdem staunennichtmehrraus.
Es wurdenacheinigerZeitoffenbar,dassdie angespannte
Stimmungnichtdurcheineentspannte zu ersetzenwar, und
als man zum repressiven Tanzaufgefordert wurde,ging ich
fort,um micherfreulichzu erholen.

Alwiswar natürlichentzücktvon dieseremotionalen


Kraft...
undvon dem hintergründigstarkenSex.
Nun,jedemdasseine;dachteichmirzumindest.

Dannginges Schlagauf Schlag:lch gingin meinZelt-Haus


- nachdemeinigeabgereistwaren,hattemir Alwisdie Wahl
gefassen, in ein eigenesZeltzuziehen.lch wählteso.
lch schlugalsodie Papptürzu und legtemichaufs Bett um
etwasnachzulesen. Da, schonklopftees an der Tür:Alwis-
ob er dannkommenkönne,er wolleetwasbesprechen.
Ja, freilich,sagteich- undhoffte,dassdas alleswar.
Er kam sehr bald und nähertesich an. Da ich durchaus
Freundschaft empfand,ließ ich es in dieseBahnenlaufen.
Unentwegt. Laufenundlaufen.
Vergeblich.
Er musste unbedingtficken; und wandte eine Menge
Psychotricks an.
Rausmitihm.
So schade.
Der nächsteTag brachteeineschrittweiseAblösungvon der
Wüste - bis wir schließlichdie unsichtbareMembran
durchstießenundinsChaosCairoseindrangen.
Auch mit uns selbst vollzogsich elne Veränderung.Wir
wurdenwiederdieAlten.
KeinedauerhafteVeränderung.
DiestarkeWüste.

Auch Alwis war er selbst. Versuchteeinzuwickeln.Zu


fesselnundzu knebeln.
Hungrig,

Abschied.

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