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BAUSTATIK 2

Seilstatik | Theorie II. Ordnung und Stabilität | Traglastverfahren |


Tragwerksdynamik | Nährungsmethoden | Modellbildung

S-2-03/2004

Gernot Beer
Institut für Baustatik
Technische Universität Graz

Forschungsberichte | Diplomarbeiten | Skripten | Vorträge/Tagungen


Einführung 1

Seilstatik 1

Dehnstarre Seile 2

Dehnbare Seile 10

Theorie II. Ordnung und Stabilität 27

Stabilitätsprobleme 29

Spannungsprobleme II. Ordnung 34

Systemberechnung Theorie II. Ordnung 37

Traglastverfahren 43

Elasto - plastisches Verhalten von


Tragwerken 43

Traglastverfahren 64

Tragwerksdynamik 77

Systeme mit einem Freiheitsgrad 77

Systeme mit mehreren Freiheitsgraden 85

Dynamische Lasten 98

Maschinenfundamente 102

Modale Analyse 103

Antwortspektrenverfahren 105

AWeiterführende Literatur 110

Näherungsmethoden 113

Verfahren nach Ritz 113

Beispiel, gevouteter Träger 124

Methode der Finiten Elemente 126


Modellbildung 139

Einführung 139

Idealisierung der Tragwerksgeometrie 139

Auflager 144

Verbindungen 145

Tragwerkselemente 147

Definition der Schnittkräfte für Biegestabelement 152

Einwirkungen 153
! "

In Baustatik 1 wurden Berechnungsmethoden für Tragwerke vorgestellt welche


„exakte“ Lösungen in dem Sinn ergeben, dass die Lösungen die Bedingung für
Gleichgewicht und Verträglichkeit exakt erfüllen. Allerdings sind diese Lösungen
nur möglich, wenn man vereinfachte Annahmen trifft.

Die in Baustatik 1 getroffenen Annahmen sind:

Annahme 1: Für die Aufstellung der Gleichgewichtsgleichung wird das unver-


formte Tragwerk betrachtet

Annahme 2: Das Material ist linear elastisch

Annahme 3: Die Lasten werden unendlich langsam aufgebracht

Annahme 4: Ebene Querschnitte normal zur neutralen Achse bleiben auch nach
der Verformung eben und normal zur verformten neutralen Achse (Bernoulli
Hypothese).

Letztere Annahme hat eine starke Idealisierung des Bauwerks zu Folge. Bauwerke
sind in Wirklichkeit dreidimensionale Objekte, die durch die Annahme von
Bernoulli in ein aus Geraden bestehendes Modell zurückgeführt werden können. In
vielen Fällen wird die Berechnung durch die Reduzierung auf zwei Dimensionen
weiter vereinfacht. Diese Vereinfachnungen vorzunehmen ohne dass zu grösse
Fehler in der Berechnung entstehen ist eine nicht einfache Aufgabe . Diese ist auch
unter dem Begriff Modellbildung bekannt.

Für viele Probleme im konstruktiven Ingenieurwesen muß man die oben erwähn-
ten Annahmen hinterfragen um die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit von Tragwer-
ken zu gewährleisten. Bei manchen Problemstellungen können die Annahmen
sogar zu vollkommen falschen Ergebnissen führen.

In Baustatik 2 befassen wir uns daher mit der Modellbildung und speziellen
Berechnungsmethoden die angewendet werden müssen, wenn bestimmte der oben
aufgezählten Annahmen nicht mehr zutreffen.
! "

So werden z.B. sehr oft Seile oder Membrane in Tragkonstruktionen verwendet.


Hier sehen wir dass Annahme 1 zu keinem vernünftigen Ergebnis führen würde, da
sich die Form des Seils an die Belastung anpaßt. Dies ist unsere erste Einführung
in sogenannte geometrisch nichtlineare Probleme. Bei Tragwerken mit hohen
Druckkräften sehen wir dass die Tragwerksverformungen (obwohl noch immer
sehr kleine Verformungen angenommen werden) sich stark auf das Gleichgewicht
auswirken können.

Bei nichtlinearen Problemen kann eine Lösung nur iterativ oder inkrementell
ermittelt werden. Der Rechenaufwand ist wesentlich größer als bei linearen Pro-
blemen und die Güte der Ergebnisse von der verwendeten Größe des Inkrements
abhängig.

Das Sicherheitskonzept des EUROCODE verlangt die Berechnung einer Traglast,


unter vollen Ausnutzung der sogenannten plastischen Reserve. In Kapitel 3 wird
ein Verfahren vorgestellt wie man diese Traglast bestimmen kann. Dabei müssen
wir die Annahme 2 fallen lassen und auch inelastische Verformungen zulassen.
Dies ist eine Einführung in materiell nichtlineare Probleme. Es ist klar das für
beide Arten von Nichtlinerität das Superpositionsprinzip nicht mehr gilt.

Betrachten wir die Belastungen die auf Tragwerke wirken, so werden diese im sel-
tensten Fall „unendlich langsam“ aufgebracht. Man denke nur an Verkehrs-,Wind
und Erdbebenbelastung. Daher ist es wichtig herauszufinden was passiert wenn
Annahme 3 nicht mehr zutrifft. Dies trifft besonders für Tragwerke zu, die in Erd-
bebengebieten gebaut werden.

Schließlich ist die Bernoulli Hypothese schon für gedungene Stäbe nicht mehr
anwendbar. Für die Berechnung von Scheiben, Krafteinleitungsproblemen etc.
muß man ohne diese Hypothese auskommen. Es wird gezeigt das, ausgenommen
für extrem einfache Problemstellungen, hier nur Näherungsmethoden angewendet
werden können, bei denen sogar teilweise die Gleichgewichtsbedingungen verletzt
werden. Die Lösungen sind trotzdem brauchbar, da bei genügendem Rechenauf-
wand die Fehler sehr klein werden. Natürlich ist eine Lösung nur mehr mit EDV
Programmen möglich. Da in den meisten Zivilingenieurbüros Finite Elemente Pro-
gramme verwendet werden ist es wichtig das jeder Ingenieur mit dem Konzept der
Näherungslösung und den potentiellen Fehlerquellen, die auftreten können zumin-
dest ein wenig vertraut ist.
# $

$ " & )&

Seile werden sehr oft als Tragelemente in Tragwerken verwendet. Beispiele sind
Hänge- und Schrägseilbrücken, zugbeanspruchte Strukturen (Überdachungen) und
Seilbahnen. Abb. 1.1 zeigt ein Beispiel für die Verwendung von Seilen bei der
neuen Schrägseilbrücke in der Normandie. Der Ausdruck „Seil“ bezieht sich
eigentlich auf Kabel, die entweder aus Stahl oder Kunststoffdrähten zusammenge-
setzt sind (im Englischen wird dieses auch als cable bezeichnet). So ist eine
Schrägseilbrücke z.B. eine cable stayed bridge (eine Hängebrücke wird aber wie
im Deutschen als eine suspension bridge bezeichnet).

% # # !& * &

Abbildung 1.2 zeigt den Aufbau des Kabels für die größte Hängebrücke der Welt.
Für Seile nimmt man angenähert an, dass die Biegesteifigkeit EI vernachlässigbar
klein ist. Daher können keine Biegemomente und (da die Knicklast null ist) keine
Druckkräfte aufgenommen werden. Die Biegesteifigkeit des Kabels in Abbildung
1.2 ist sicher nicht null, aber wenn man die Spannweite des Kabels von 2 km be-
trachtet sind die Einflüsse aus Biegung vernachlässigbar klein. Bei Seilen spielt
der Durchhang bzw. die Form des Seiles eine große Rolle. Da sich die Form des
$
# + !

Seiles aufgrund der Belastung ändert, sprechen wir von einem geometrisch nicht-
linearen Problem.

% # , * $ - , . &

Die Seilkraft und die Seilgeometrie kann aus der Bedingung, dass an keiner Stelle
des Seiles Biegemomente auftreten können oder aus der Differentialgleichung des
Gleichgewichts errechnet werden. Die (relativ zu linearen Problemen) aufwendige
Berechnung von nichtlinearen Problemen kann durch Weglassen von vernachläs-
sigbar kleinen Einflüssen vereinfacht werden. Im folgeneden werden zuerst Seile
behandelt, bei denen die Längenänderung des Seiles vernachlässigbar klein ist.

## $

Hier wird die elastische Dehnung des Seiles aufgrund der Seilkraft vernachlässigt.

### & $ $ $

0
4
1
.203 1
.

% #' / * !

Für ein Seil mit vernachlässigter Biegesteifigkeit gilt, dass das Biegemoment an
jeder Stelle null sein muß, d.h.
M( x ) = M0 ( x ) + H ⋅ y ( x ) = 0
$
+ !

/ 203

% #( / " * $ " *

Aus dieser Gleichung kann man den Durchhang y(x) bestimmen

M0 ( x )
y ( x ) = ---------------
H
Aus Gründen des horizontalen Gleichgewichts muß bei vertikaler Belastung die
horizontale Komponente der Seilkraft H an jedem Punkt gleich sein. Für die
Seilkräfte gilt (siehe Abb. 1.4):
H H H
S 1 = ------------ S 2 = ------------ S 3 = -----------
cos α cos β cos γ

0 0
4 4

. 1 1
.
! α
- γ !5
! β

% #) !

## & $ $ $ $
Für eine vertikale konstante Gleichlast q, bezogen auf die horizontale Achse, erhält
man aus der Bedingung M ( x ) = 0 die Gleichung für den Durchhang:

qx- ( L – x )
y ( x ) = ------
2H

Der Durchhang in der Mitte f (Stich) ist:


L qL 2
y --- = f = ---------
2 8H

und die Horizontalkraft


qL 2
H = ---------
8f

5
$
# + !

7 7
0 q
4 4
.203

% #* 4 !

Die Seillinie ist durch folgende Gleichung gegeben:


4fx
y ( x ) = -------- ( L – x )
L2

Die Seildurchhangskurve ist also eine Parabel 2. Ordnung.

Ermittlung der Seillänge


Die Länge der Parabel erhält man aus der Differentialbeziehung

ds
ds = dx 2 + dy 2 ------ = 1 + y' 2 $ $.
dx
$0

Wenn y' 2 « 1 ist, dann gilt näherungsweise:

y' 2
1+ y' 2 = 1 + ------
2
L L
ds y' 2
Die Länge des Seiles ist s 0 = ------ dx oder s 0 = 1 + ------ dx
dx 2
0 0

mit:
4f
y' ( x ) = ----- ( L – 2x )
2
L
Das Integral kann nach Simpson numerisch ausgewertet werden, wobei mit drei
Stützpunkten eine Parabel exakt integriert werden kann:

6
$
+ !

4f
x = 0 y' = ----- 7 7
L
L
x = --- y' = 0
2 0
4f
x = 1 y' = – -----
L

L 8f 2 8f 2
s 0 = --- ⋅ 1 + ------2- + 4 ⋅ 1 + 1 + ------2-
6 L L

Die Seillänge ergibt sich zu

8f 2
s 0 = L + -------
3L

##' $" $ " + $ , $ " " &


Wir betrachten einen kleinen Teil des Seiles mit der Länge ds, das mit einer ver-
tikal nach unten wirkenden verteilten Belastung q (bezogen auf die horizontale
Länge) belastet ist. Aus der Gleichung für das horizontale Gleichgewicht ergibt
sich, dass die horizontale Komponente H der Seilkraft S, die entlang des Seiles
wirkt, über die Seillänge konstant sein muß.

!
' :
α
4
4
:$0
'9$' !9$!
$0

% #- + " -* $ + & $ !

Aus dem vertikalen Gleichgewicht ergibt sich:

V – qdx – V – dV = 0

oder
dV = – qdx

8
$
# + !

Setzt man die Beziehung


V = H tan α ≈ Hy'

ein, dann ergibt sich


dV = Hy''dx

und mit der Gleichung für vertikales Gleichgewicht die Diffgl. für die Seillinie

Hy'' = – q

Die Lösung dieser Differentialgleichung ist im Abschnitt 1.2.2. gegeben. Ist die
Belastung des Seiles das Eigengewicht, dann muß die verteilte Belastung q auf die
wirkliche Seillänge ds bezogen werden. Für das vertikale Gleichgewicht erhält
man
2
dV = – qds = – q 1 – y' dx

die Differentialgleichung lautet in diesem Fall:


2
Hy'' = – q 1 – y'

Die Lösung der Differentialgleichung ist die bekannte Form der Kettenlinie:

H q
y ( x ) = ---- cosh ---- ( x – C 1 ) + C 2
q H

Der Unterschied zwischen Seillinie und Kettenlinie ist, dass die Seillinie
gegenüber der Kettenlinie im Scheitelbereich stärker gekrümmt ist. Die Tabelle
zeigt die Unterschiede zwischen der berechneten Haltekraft der Seillinie (HP) und
der Kettenlinie (Hk), dem Stich der Seillinie (fP) und dem der Kettenlinie (fk) für
verschiedene Verhältnisse Seillänge s0 zur Spannweite L.

./ 0 .0 .

8 ;8
65 58
< ;8
8 ; = 8= 6

Die Tabelle zeigt, dass für Seile mit Eigengewicht bis zu einem Verhältnis s0/L <
1,10 eine Fehlberechnung der Horizontalkraft H um nur 1,4 % erfolgt, d.h dass
man dafür in der Praxis die einfachere parabolische Seillinie für die Berechnungen
heranziehen kann. Dies würde einem Verhältnis von Stich zu Spannweite (f/L) von
0,194 entsprechen. So hat zum Beispiel die längste Hängebrücke der Welt (Akashi
Kaikyo Brücke in Japan, Abb. 1.8) mit einer Spannweite von 1990 m und einem
Stich von 201 m ein Verhältnis f/L von 0,101. In den folgenden Betrachtungen
wird eine parabolische Seillinie angenommen.

;
$
+ !

% #1 - , . &

##( $$ " , " + 0 $


Für dehnstarre Seile, die mit einer Gleichlast q belastet sind, gibt es eine einfache
Beziehung zwischen der Haltekraft H, dem Durchhang (Stich) f, und der Spann-
weite L:
qL 2
H = ---------
8f

Wird ein Seil mit gegebener Seillänge so über eine Spannweite L gespannt, so kann
man den Durchhang und die Seilkraft ausrechnen.
Unter Annahme einer parabolischen Seilkurve erhalten wir nach Auflösung der
Formel für die Seillänge den Stich f:

3
f = --- L ( s o – L )
8
Und damit die Haltekraft:

qL 2 1
H = --------- ------------------------------
8
3
--- L ( s o – L )
8
$
# + !

so-L

% #2 ' # & 4 4 $> $ $ !? #

Das Diagramm zeigt, dass bei einem dehnstarren Seil die Haltekraft mit der Ver-
größerung der Spannweite L zunimmt und bei einer Spannweite gleich der Seil-
länge s0 (das bedeutet ein gerades Seil) theoretisch unendlich wird. Dies ist
deshalb der Fall, weil für ein Seil, das nicht gekrümmt ist, kein Gleichgewicht
zwischen den inneren Kräften (Seilkräfte tangential zum Seil) und der Belastung
hergestellt werden kann.

##) " + $ $% !
Das Kabel der Akashi Kaikyo Brücke hat einen Durchmesser von 1,122 m und
daher ein Fläche von 0,988 m2. Unter der Annahme eines spez. Gewichts von Stahl
von 7850 kg/m3 ergibt sich eine Gleichlast q von 77,6 KN/m. Mit der Spannweite
von 1990 m und einem Stich von 201 m ergibt sich folgende horiz. Haltekraft
2
qL 2 77, 6 ⋅ 1990
H = --------- = ------------------------------ = 191109 kN = 191, 109MN
8f 8 ⋅ 201
H
Die Seilkraft ergibt sich aus der Gleichung S = ------------ wobei α = atan ( y' )
cos α
Aus Abschnitt 1.1.2 ergibt sich die Seilneigung an der Pylonspitze (x=0) mit
4f 4 ⋅ 201
y' = ----- = ---------------- = 0, 404
L 1990
und daraus ein Winkel α = 22° . Die (maximale) Seilkraft am oberen Ende des
Pylons beträgt
191, 109
S = --------------------- = 206, 14MN
0, 927
Dies ist 7,8 % der minimalen Seilkraft in der Mitte, die gleich der horizontalen
Haltekraft H ist.

<
$
+ !

% ## - $ - , . &

##* $

! 2! 3

q⊥ ! 24 3
:
qs

Sind die Fixpunkte eines Seiles nicht auf gleicher Höhe, so teilt man die verteilte
vertikale Last q in zwei Komponenten. Die Komponente der Gleichlast q in Rich-
tung normal zur Sehne ist:

q ⊥ = q ⋅ cos α

und parallel zur Sehne

q s = q ⋅ sin α

=
$
# + * !

Der Stich der Seillinie (in Richtung normal zur Sehne) ergibt sich aus:
2
q⊥ L
f = ------------
8S
Die Haltekraft S ist
q⊥ ⋅ L2
S = ---------------- + q S ⋅ L
8⋅f

# $

# # $ $$

7 7
4

% # ## * $* !

Aus dem Gleichgewicht in der Seilmitte erhält man

PL
H = ------- .
4f
$
+ * !

Die Seilkraft ist

H Hs PL s
S = ------------ = ------- = ------- ⋅ --- .
cos α L 4f L

Aus der Geometrie (Satz von Pythagoras) erhält man nach Umordnung

L 2
s = 2f ⋅ 1 + -----
2f

und somit für die Seilkraft (konstant über das Seil)

P L 2
S = --- 1 + -----
2 2f

Die Länge des gedehnten Seiles ergibt sich mit dem Hooke’schen Gesetz als
S
s = s 0 ⋅ 1 + --------
EA

Setzt man die aus geometrischen Beziehungen und aus der Längenänderung
berechneten Werte für s gleich, dann ergibt sich

L 2 P L 2
2f ⋅ 1 + ----- = s 0 ⋅ 1 + ----------- 1 + -----
2f 2AE 2f

Die Kraft P in Abhängigkeit vom Durchhang f ergibt sich zu

2f L 1
P ( f ) = 2AE ----- ---- – --------------------------
L s0
L 2
1 + -----
2f
Dies ist in Abb. 1.12 für
A = 0,001 m² s0 = 50 m
E = 16 ⋅ 10 6 kN/m² L = 50 m
$
# + * !

aufgetragen. Dies entspricht einem gewichtslosen Seil, das vor der Belastung
durch P gerade ist. Die Nichtlinearität der Verformungs-Belastungskurve für
höhere Werte von P ist deutlich zu sehen.

4
1 10
. 3
9.32168110

8000
Seilkraft [kN]

6000
P( f )
4000

2000

0 0
0 3 6 9 12 15
0 f 15
Stich [m]

% ## ! 12 3

# $ $ $
Bei stark gespannten Seilen, wie sie z.B. bei Schrägseilbrücken vorkommen, muß
die Seildehnung berücksichtigt werden. Man kann jedoch mit der Näherung einer
parabolischen Seillinie rechnen, da das Verhältnis f/L klein ist. Bei der Berechnung
von dehnbaren Seilen ergibt sich folgende Aufgabenstellung:
Gegeben:
s0 ... Länge des ungedehnten, unbelasteten Seiles
L ... Spannweite
q0 ... Gewicht pro Seillänge des ungedehnten Seiles

Gesucht:
Kraft S

Die Wirkungsrichtung der Seilkraft S ist stets tangential, sie ist daher verschieden
von der Auflagerkraft S . Den folgenden Überlegungen liegt die Annahme
zugrunde, dass der Stich f klein ist („stark gespanntes Seil“), daher kann S ∼ S
gesetzt werden.
$
+ * !

! !

!
! @
-

% # #' ! ? !

Da sich bei einer starken Anspannung des Seiles der Seilquerschnitt verkleinert,
reduziert sich auch das Gewicht pro Meter Seil. Das veränderte Gewicht pro Meter
Seil erhält man aus der Bedingung, dass das Gesamtgewicht des Seiles konstant
bleiben muß. Es gilt
G = q 0 s 0 = qL

Daher ist das Gewicht pro Meter des gedehnten Seils

q0 s0
q = ----------
L

Die Gleichlast in Richtung normal und tangential zur Sehne beträgt:

q ⊥ = q ⋅ cos α q = q ⋅ sin α
s

Berechnung der Haltekraft S


Die Haltekraft S setzt sich aus 2 Komponenten zusammen, die aus der Querbelas-
tung S1 und die aus der Längsbelastung S2, die bei stark gespannten Seilen im Ver-
hältnis zu S1 klein ist. Daher wird im folgenden S=S=S1 angenommen.
Unter der Annahme, daß die Seilkraft S über die Seillänge konstant ist, ergibt sich
die Länge des gedehnten Seiles mit:

SL
s = s 0 + -------- (Glg. 1.1)
AE

5
$
# + * !

2
q⊥ L
S 1 = ------------
8f

L
q⊥

S2 = qs s 0

qs

% # #( , "? $ 4 !

Aus der Geometrie erhält man bei der Annahme einer parabolischen Seillinie
2
8f
s = L + -------
3L
Wird für den Stich f
q⊥ ⋅ L2
f = ----------------
8⋅S

eingesetzt, ergibt sich


2
8 q⊥ L2 2
1 q⊥ L3
s = L + ------- ⋅ ------------ = L + ------ ⋅ -----------
- (Glg. 1.2)
3L 8S 24 S 2
Durch Gleichsetzen der Gleichungen (Glg. 1.1) und (Glg. 1.2) erhält man
3 2
SL 1- ⋅ q-----------
s 0 + -------- = L + -----
⊥L
- × S2
AE 24 S 2

6
$
+ * !

S3 L 1- q 2 L 3
s 0 S 2 + --------- = S 2 L + ----- ⊥
AE 24
2
s0 q⊥ L 3 AE
S + S AE ---- – AE – -------------------- = 0
3 2
L 24L

und mit a 2 = ( s 0 – L ) AE
--------
L
2 2
q 0⊥ s 0 AE
und a 0 = – ------------------------
24

wobei q 0⊥ = q 0 ⋅ cos α . Die Gleichgewichtsgleichung für das Seil ergibt sich


als:

S3 + a2 S 2 + a0 = 0

Beispiel: Stahlkabel, Durchmesser 0,05 m


Gegeben: A = 1,96 10-3 m2
q0= 0,154 kN/m
E = 210 106 kN/m2
s0 = 40,0 m
α = 0° , 60° and 90°
Gesucht: Diagramm Seitkraft (S) zu Spannweite (L)
EA = 1, 96 ×10 210 ×10 = 411, 6 ×10
–3 6 3

Die Koeffizienten errechnen sich zu:


3 40
a 2 = 411, 6 ×10 ------ – 1
L
1. α = 0° , q⊥0 = 0, 154 kN/m
2 2
( 0, 154 ) ⋅ ( 40 ) ⋅ 411, 6 ×10
3

a 0 = – ---------------------------------------------------------------------- = – 15, 59 ×10


6
24

2. α = 60° , q ⊥0 = 0, 154 × 0, 5 = 0, 077 kN/m

2 2
( 0, 077 ) ⋅ ( 40 ) ⋅ 411, 6 ×10
3

a 0 = – ---------------------------------------------------------------------- = – 3, 897 ×10


6
24

8
$
# + * !

2. α = 90° , q ⊥0 = 0 , a0 = 0

S = ( s 0 – L ) AE
--------
L
Die Seilkraft in Abhängigkeit von der Spannweite L ist in Abb. 1.15 dargestellt.

S (kN)

500

α = 0°
α = 60°
α = 90°

L (m)

39,95 40 40,05

% # #) -* $ ! ! $ !? #

# ' $ $ "& $
Um Tragkonstruktionen mit Seilen mit dem Weggrößenverfahren berechnen zu
können, muß die veränderliche Steifigkeit des Seiles berücksichtigt werden. Bei
nichtlinearen Problemen muß die Definition der Steifigkeit geändert werden. Statt
der Definition, dass eine Steifigkeit eine Kraftgröße zufolge Einheitsverformung
ist, definieren wir eine Tangentialsteifigkeit als Änderung der Seilkraft mit der
Verschiebung des Seilendes.

$
q !9$!

% # #* $ A

;
$
+ * !

Eine Änderung der Spannweite L bewirkt eine Änderung der Seilkraft um

dS- ⋅ dL
dS = ------
dL
Die Tangentialsteifigkeit ist somit:
dS
k T = -------
dL

Die Ableitung der Seikraft S erhält man durch die Bildung des totalen Differentials
der kubischen Gleichung
f ( S, L ) = S 3 + a 2 S 2 + a 0 = 0

Dieses ist:

∂f-dS + ------
df = ----- ∂f dL = 0
∂S ∂L
und somit ist die Tangentensteifigkeit

dS ∂f ⁄ ∂L
k T = ------- = – ----------------
dL ∂f ⁄ ∂S

Die Ableitungen von f ergeben sich mit:

∂f ∂a 2 AEs
------ = S 2 -------- = – S 2 ------------0-
∂L ∂L 2
L

∂f
------ = 3S 2 + 2a S = 3S 2 + 2 ( s – L ) AES
------------
∂S 2 0
L

Dies ergibt für die Tangentialsteifigkeit:


2
S AEs 0
kT = --------------------------------------------------------------
-
2 2
L 3S + 2 ( s 0 – L ) ------------ AES
L

oder
2
AE Ss 0
kT = -------- -----------------------------------------------------
-
s 0 3 SL2 + 2 ( s – L )AEL
0
$
# + * !

Die Tangentialsteifigkeit des Seiles kann wie folgt geschrieben werden:


AE
k T = -------- f ( S, L )
s0

wobei der Ausdruck in Klammern die (lineare) Steifigkeit des gewichtslosen Seils
mit der ursprünglichen Länge s0 darstellt. Der Multiplikator ist
s0 2 S
f ( S, L ) = ---- ---------------------------------------------------
L 3 S + 2 ( s 0 – L )AE ⁄ L

Für den Fall L=s0 ergibt sich f(S,L) als 1/3. Die Änderung der Steifigkeit wird in
Abbildung 1.17 für das Seil auf Seite 1-15 mit einer Neigung von 60 Grad gezeigt.

f (S,L)

1.0

L (m)

39,95 40 40,05

% # #- B 2! 3 -* $ !? #

Man sieht, dass die Steifigkeit des Seiles mit zunehmender Spannweite L dem
Wert des Fachwerkstabes asymptotisch zustrebt.
Wird das Seil als Tragwerkselement verwendet, so muß immer die derzeit aktuelle
Spannweite L eingesetzt werden. Betrachtet man z.B. das Tragwerk in Abb. 1.18,
das aus einem Seil und einem Kragarm besteht, so wird sich die Spitze des Kra-
garms nach Einbau des Seiles auf Grund der Seilkraft leicht nach links bewegen.
Bringt man ein Inkrement der Belastung ∆P nach rechts wirkend an, so kann man
die Änderung der Seilkraft näherungsweise mit

∆S = k T ⋅ ∆L

berechnen, wobei kT mit der Spannweite L0 (Bild 1.17) berechnet wird.

<
$
+ * !

L0 ∆L
∆P

% # #1 A # " ! * ?

Dies ist nur eine Näherung, da sich während der Verformung die Spannweite L und
somit auch die Tangentialsteifigkeit kT ändert. Der Fehler, der bei der Wahl eines
zu grossen Inkrements gemacht wird, ist in Abb. 1.18 dargestellt. Dieser Fehler
stellt eine Kraft dar, die zur Erfüllung des Gleichgewichts am Ende des Kragarms
fehlt. Um die durch die Linearisierung falsch berechnete Verformung ∆L zu erre-
ichen, ist eine größere Kraft als ∆P notwendig (nämlich ∆P+∆R).

Last-Verformungskurve des Tragwerks


P

∆R (Fehler)
Punkt sollte hier liegen

∆P Berechneter Punkt

.
„linearisierter“ Verlauf L

∆L(exact)
L0
∆L(Näherung)

% # #2 B * " *

=
$
# + * !

Da die Steifigkeit bei der Verlängerung der Spannweite zunimmt, wurde bei der
Näherungsberechnung mit einer zu kleinen Seilkraft gerechnet, d.h. das Seil wirkt
in Wirklichkeit viel mehr am Tragverhalten mit, als angenommen. Man nennt den
Fehler auch eine Ungleichgewichtskraft (engl. force unbalance).

P
Exakte Lösung

Näherungslösung
∆R (Fehler)
∆P/2
∆P/2
. L
L0

% # C $ $ B $ & * "

∆R (1. Fehler)
∆R (2. Fehler)

∆P

. L

∆L(exact)
∆L(2. Näherung)

∆L(1. Näherung)

% # # $ ) # C ?

Es gibt zwei Strategien, die man hier anwenden kann: Man kann die Größe des
Inkrements verkleinern, d.h. die Belastung ∆P in kleine Inkremente unterteilen
(siehe Beispiel in Abb. 1.19 mit 2 Inkrementen). Man sieht, dass der Fehler bei der
Unterteilung der Last in zwei Schritte wesentlich kleiner wird, jedoch die berech-
nete Kurve bei jedem Schritt immer mehr von der exakten Kurve abweicht.
Eine andere Methode ist es, den Fehlbetrag der Kraft auszurechnen und wieder auf
das System aufzubringen. Rechnet man dabei mit einer veränderlichen Steifigkeit
(d.h. man rechnet die Steifigkeit nach Ende der Iteration immer neu aus), so spricht
man von einer Newton Raphson Iteration, bei der der Fehler quadratisch abnimmt.
$
+ * !

Das Verfahren führt daher zu einer schnellen Konvergenz, d.h. die Iteration kann
nach wenigen Schritten abgebrochen werden. Dies wird im Bild 1.20 gezeigt.

# ( 3 "" 4 ! "& $
Es wurde dargestellt, dass ein Seil mit Eigengewicht ein nichtlineares Tragwerkse-
lement darstellt, dessen Steifigkeit sich mit der Verformung ändert. Das Weggrös-
senverfahren kann auch für solche Fälle angewendet werden muß, aber auf Grund
der Veränderlichkeit der Steifigkeit modifiziert werden.
Seile mit Eigengewicht werden in der Berechnung wie Fachwerkstäbe behandelt,
jedoch wird die Steifigkeit EA/so mit einem Faktor f(S,L) multipliziert, der von der
Seilkraft S und der Spannweite L abhängt. Die Berechnung erfolgt nun in folgen-
den Schritten.
1. Schritt: Einbau des Seiles.
Beim Einbau des Seiles in das Tragwerk belastet es dieses mehr oder weniger
stark, abhängig davon ob es stark oder schwach gespannt ist. Mit der ursprüngli-
chen Seillänge vor dem Einbau, s0 und der Spannweite, L0 wird eine Seilkraft S0
ermittelt. Da sich durch diese Belastung Verformungen und damit eine Änderung
der Spannweite des Seils ergeben, ist zu überprüfen, ob die Veränderung der
Seilkraft vernachlässigbar ist. Ist dies nicht der Fall, muß die Seilkraft und Spann-
weite iterativ verbessert werden.
Weitere Schritte Newton Raphson Verfahren
1. Lineare Berechnung mit Belastung ∆P mit Anfangssteifigkeit kT0
Mit dem im ersten Schritt berechneten Werten für S (S0) und L (L0) wird die
Anfangssteifigkeit kT0 berechnet. Es erfolgt eine lineare Berechnung. Die er-
haltenen Verformungen u0 verändern die Spannweite L und damit auch auf die
Seilkraft S.
2. Überprüfung des Gleichgewichts
Mit den neu errechneten Spannweiten L1 werden neue Seilkräfte S1 errechnet. Mit
diesen neuen Seilkräften wird das Gleichgewicht überprüft und der Fehlbetrag ∆R1
ausgerechnet.
3. Lineare Berechnung mit Belastung ∆R1 und Steifigkeit kT
Der berechnete Fehlbetrag wird auf das System aufgebracht, es ergibt sich eine
Verbesserung der Verformung (∆u1). Die verbesserte Verformung wird mit
u 1 = u 0 + ∆u 1

berechnet. Mit der neuen Verformungen werden neue Spannweiten L berechnet


und die Schritte 2. und 3. solange wiederholt, bis der Fehlbetrag unter einer Toler-
anzgrenze fällt.
$
# + * !

Beispiel: Abgespannter Kragarm mit Belastung am Ende

∆L
150 kN
u

m
40

α = 60°

% # , " " -* ?

Gegeben:
Seil: EA = 441,6 103 kN , q0= 0,154 kN/m, s0 = 40,0 m (siehe Seite 1-15)
Biegeträger: EI= 1,0 107 kNm2 , A >>
Gesucht: a) Last-Verformungsdiagramm
b) Verformung am Ende des Kargarms aus Belastung von 150 kN
Da für den Kragarm A >> , hat das System nur einen Freiheitsgrad u (siehe Bild
1.21).
Die Steifigkeit des Seils ohne Eigengewicht beträgt:
441, 6 ×10
3
EA 2
k S = -------- ( cos 60° ) = --------------------------0, 25 = 2756 kN/m
s0 40

Die Steifigkeit des Biegeträgers ist


3 × 1 ×10
7
3EI
k B = --------- = ----------------------- = 724 kN/m
3 3
L ( 34,6 )

1. Einbau des Seiles


Wird das Seil mit einer Spannweite von 40 m eingebaut, ergibt sich eine
Seilkraft von 157 kN (siehe Seite 1-15).
$
+ * !

Diese Belastung bewirkt eine Verformung nach links am Ende des Kargarms
von
157
u 0 = --------- = 0, 217 m
724
Daraus ergibt sich eine Verkleinerung der Spannweite des Seiles um
∆L 0 = u 0 cos α = 0, 217 × 0, 5 = 0,108 m

Das Seil hat nun eine Spannweite von L-∆L=39,891 m. Daraus ergibt sich eine
Seilkraft von S= 57,4 kN. Aus dieser Seilkraft ergibt sich eine kleinere Verfor-
mung als vorher.
Es wird solange iteriert, bis sich die Seilkraft nur mehr geringfügig ändert (siehe
Tabelle).

5 " & $

5= <= 8 6
5= = ;;
5 5= = ;
6 5= = ;
8 5= = 6 ;6

Es ergibt sich eine endgültige Seilkraft nach Einbau von 64 kN.


Wir nehmen das verformte System als eine im Gleichgewicht befindliche Aus-
gangsposition und berechnen die zusätzliche Verformung aus einer horizontalen
Belastung P.
Das allgemeine Weggrößenverfahren ergibt

( k T0 + k B )u 1 = P

Die initiale Steifigkeit des Seiles ist nach Einbau

k T0 = f ( S, L )k S = 84, 75kN/m

Berechnung des Last-Verformungsdiagrams

5
$
# + * !

Um das Lastverformungsdiagram zu bekommen, unterteilen wir die Gesamtlast


in Inkremente von 25 kN.

P (kN)

200
∆R1

100 ∆u1
∆u2
u (m)

0.1 u 0.2
% # ' ' "

Die Berechnung erfolgt mit folgendem Schema


1. Berechnung der Verformung mit linearisierter Formel
∆P
∆u n + 1 = ----------------------------
( k Tn + 724 )

2. Neue Bestimmung der Spannweite


L n + 1 = L n + 0, 5 × ∆u n + 1

3. Neue Bestimmung der Seilkraft und Steifigkeit


k Tn + 1 = 2724 × f ( S, L )

Berechnung nach Newton-Raphson


1. Lineare Berechnung
Die Verformung wird mit der initialen Steifigkeit kT0 berechnet
150
u0 = ----------------------------------- = 0, 185
( 84, 75 + 724 )

Aus dieser Verformung ergibt sich eine Änderung der Spannweite von
L 1 = L0 + 0, 5 × u 0 = 39, 914 + 0, 0925 = 40, 00

Daraus ergibt sich eine Seilkraft von 157 kN.

6
$
+ * !

2. Überprüfung des Gleichgewichts


Überprüft man das Gleichgewicht am Pylonende mit der neu errechneten
Seilkraft, dann ergibt sich
( 157 – 64 ) × 0, 5 + 724 × 0, 185 – 150 = 30, 4 = ∆R 1

das heißt, es besteht kein Gleichgewicht.

∆S cos 60° 150 kN

∆S

kB u0

3. Lineare Berechnung mit ∆R1


Wir bringen die Ungleichgewichtskraft wieder auf das System auf. Mit der neu
errechneten Steifigkeit kT1 =918.6 ergibt sich die Verbesserung der Verformung
mit
– 30, 4
∆u 1 = ----------------------------- = 0, 0185m
( 918 + 724 )

Der verbesserte Wert der Verformung ergibt sich als

u 1 = 0, 185 – 0, 0185 = 0, 1665

Aus dieser Verformung ergibt sich eine neue Spannweite von


L1 = 40 + 0, 009 = 40, 009

und daraus eine neue Seilkraft von 195 kN. Eine Überprüfung des Gleichge-
wichts ergibt wieder eine (wesentlich kleinere) Ungleichgewichtskraft. Die Iter-
ation (in Abbildung 1.22 grafisch dargestellt) wird solange wiederholt bis die
Ungleichgewichtskraft vernachlässigbar klein ist.

8
$
# + * !

;
66 7 + " + $

! * ? * "
!? ? * " D$
!. "* & D$

Bei Systemen mit hohen Druckkräften (z.B. Bögen) ist es aus Sicherheitsgründen,
bei Systemen mit hohen Zugkräften (z.B. Hängebrücken) aus Wirtschaftlichkeits-
gründen notwendig, den Einfluß der Verformung auf die Schnittkräfte zu berück-
sichtigen, d.h. die Gleichgewichtsgleichungen müssen am verformten System
aufgestellt werden. Im Gegensatz zu den im Abschnitt besprochenen Seilen wird
jedoch angenommen, dass die Verformungen klein sind. Dies bezeichnet man als
Berechnung nach Theorie II Ordnung. Aus dieser Berechnung ergeben sich grund-
sätzlich nichlineare Last-Verformungsdiagramme und das Superpositionsprinzip
ist nicht anwendbar.

' " "? $ & A #


2 E & A D$ 3

' " "? $ & A #

5
66 7 + " + $

:
: :
)

2A D$ 3

)
#

% # ' " + "" A " ) "

Bei zunehmenden Zugnormalkräften wird das Tragwerk steifer bei zunehmenden


Drucknormalkräften weniger steif (siehe Abb. 2.1). Bei Beanspruchung durch
Normalkräfte und Querbelastung spricht man von einem Spannungsproblem II.
Ordnung, sind nur Normaldruckkräfte vorhanden, von einem Stabilitätsproblem.

$ $ " $

1 1 1 1

$ $ #
! * :

1
1 1 1

F * " F * $
$* " " ' " $ " "

% & $! * $ !? ? * "

6
66 7 + " + $
! * ? * "

# $ $

Unter der Voraussetzung, daß ein Stab


w ideal gerade ist,
w die Belastung genau entlang der Stabachse erfolgt,
w das Material linear elastisch ist,
w und die Verformungen klein sind,
spricht man von einem Eulerstab. Aus ΣM ( x ) = 0 erhält man
M( x) – P ⋅ w (x ) = 0

1 0 1
#203
#

% ' *

Da aus der Differentialgleichung der Biegelinie hervorgeht, daß


EI ⋅ w″ = – M
Es folgt
EIw″ + Pw = 0
Dies ist die Differentialgleichung Th. II. Ordnung. Die allgemeine Lösung ist:

P P
w ( x ) = A ⋅ sin -----
- ⋅ x + B ⋅ cos -----
-⋅x
EI EI
Mit den Randbedingungen

x = 0 w = 0 folgt B = 0
P ⋅L = 0
A ⋅ sin -----
x = L w = 0 folgt -
EI
Da B = 0, ist die verformte Figur eine Sinuskurve.
Für die zweite Bedingung gibt es zwei Möglichkeiten:
A=0 ... triviale Lösung

P- ⋅ L = 0
sin ----- ... d.h, wenn P- ⋅ L = nπ
-----
EI EI
für n = 1 ,2 ,3… = jeder Wert von A mögl

8
66 7 + " + $
! * ? * "

Aus P = n 2 π 2 EI
------ mit n = 1 ergibt sich die Euler Knicklast
L2

EIπ 2
P E = -----------
L2

Bei einem Stab, der mit PE belastet ist beteht theoretisch Gleichgewicht für belie-
bige Werte der Durchbiegung w (die Differentialgleichung gilt jedoch nur für
kleine Verformungen). Eine Belastung des Stabes mit einer grösseren Last als PE
ist nur möglich wenn der Stab gerade bleibt. Er befindet sich dann allerdings in
einem instabilen Gleichgewicht. Dies entspricht einer Kugel, die sich auf einer
konvexen Oberfläche befindet. Bei einer kleinen Störung würde die Kugel herun-
terrollen. Ist der Stab mit einer Last P<PE belastet dann befindet er sich in einem
stabilen Gleichgewicht. Dies würde einer Kugel auf einer konkaven Oberfläche
entspechen, bei einer Auslenkung würde dieKugel zum Ausgangspunkt zurückrol-
len. Die Grenze zwischen stabilem und instabilen Gleichgewicht wird als indiffe-
rentes Gleichgewicht bezeichnet.
1

*
1 $

% ( ' " $ "* 1

Ritz’sche Methode (Energie-Methode):


Diese Methode ist eine Alternative zur Lösung der Differentialgleichung. Sie
ermöglicht die Berechnung der Knicklast von komplexen Stäben (z.B. veränderli-
ches Trägheitsmoment)

δ
' & *

1 0 1
#203
#

Hier wird der Stab bis zur Knicklast Pk belastet als. Bei dieser Last muss der Stab
auch in einer beliebigen ausgebogenen Lage im Gleichgewicht sein. Beim vorlie-

;
66 7 + " + $
! * ? * "

gened Verfahren wird das Gleichgewicht mit Hilfe der inneren und äusseren Arbeit
nachgewiesen.
Die innere Arbeit ist:
L L L
(i) M2 ( EIw″ ) 2 EI
= – 1--- ------- dx = – 1--- -------------------- dx = – ------ ( w″ ) 2 dx
A
2 EI 2 EI 2
0 0 0

und die äussere Arbeit


(a)
A = P⋅δ
Die Verkürzung von L auf Grund der Ausbiegung ist:

∆$ $0 ∆ds = ds – dx mit ds = dx 2 + dw 2
$#
$ ∆ds = dx 2 + dw 2 – dx = dx ⋅ 1 + w′ 2 – dx

$0
$#
$

w′ 2
Es gilt 1 + w′ 2 ≈ 1 + -------- für w′ « 1
2

w′ 2 2
∆ds = dx ⋅ 1 + -------- – dx = w′
-------- dx
2 2
L L
w′ 2
δ = ∆ds = -------- dx = 1--- w′ 2 dx
2 2
0 0

Für die verformte Figur muss jetzt eine verformte Figur (Ritz’scher Ansatz)
gewählt werden der den Randbedingungen entspricht. Hat der Stab ein konstantes
Trägheitsmoment dann entspricht dieser Ansatz auch der theoretischen Lösung
was hier der Fall ist (daher erwarten wir eine exakte Lösung):

πx
w′ = --π- ⋅ c ⋅ cos πx π2 c
w = c ⋅ sin πx
------ , ------ und w″ = – ----- ⋅ ⋅ sin ------
L L L 2 L
L
L
(a)
A = P⋅δ = P
--- w′ 2 dx
2
0

(i) (a)
A +A = 0
66 7 + " + $
! * ? * "

L L

--- w′ 2 dx – EI
P ------ w″ 2 dx = 0
2 2
0 0

L L

--π- ⋅ c ⋅ cos πx π 2 ⋅ ⋅ sin πx


2 2
P ------ dx – EI – ----- c ------ dx = 0
L L L2 L
0 0

π2 π4
P ----- ⋅ c 2 ⋅ --l- = EI ----- ⋅ c 2 ⋅ --l-
L2 2 L4 2

π 2 EI-
P cr = -----------
L2

Man kann erkennen, dass diese Methode auch für Stäbe mit veränderlichen Träg-
heitsmoment angewendet werden kann, wobei die Lösung in diesem Fall eine
Näherung sein wird, deren Genauigkeit von der gewählten Ansatzfunktion
abhängt.
Aus der Kicklast ergibt sich die kritische Spannung σcrit
P crit π 2 EI π 2E
σ crit = --------- = ----------- = --------
-
A L2 A λ2

Dabei ist λ die Schlankheit und i der Trägheitsradius:


2
sk sk A
λ = ---- mit i = ---I- wird λ 2 = ---------
i A I

Für den Eulerstab ergibt sich folgendes Diagramm:


σ&
1
σB !? & GE σB # $ H

.? *

λ
σB B E

% ) + "" , & ? !&

<
66 7 + " + $
! * ? * "

Knicklängen

# $ $$ $ $$

@
0
@

π 2 EI 1 π 2 EI
P cr = ----------- = --- P E P cr = ----------- = PE
4L 2 4 L2

' $ $$ ( $ $$

1 1
@ 8
@

0 0

1 1

π 2 EI 4π 2 EI
P cr = --------------------2 = 2,04P E P cr = --------------
- = 4P E
( 0, 7L ) L2

=
66 7 + " + $
!? ? * " D$

Werden andere Randbedingungen verwendet, ergeben sich die sogenannten „4


Eulerfälle“. Als Knicklänge sk wird der Abstand zwischen zwei benachbarte Wen-
depunkten der Verformungskurve (Sinuskurve) bezeichnet.Mit der Knicklänge sk
werden alle 4 Eulerfälle auf den beidseits gelenkigen Stab (Eulerstab) normiert.

" $ 66 7 + "

# 8 ! "

1
+ I $ ""
! * $ 1(

P
7

- ( w + w0 ) = 0
w″ + -----
EI
# '
# 203

Pw Pw 0
0 w″ + -------- = – ----------
EI EI
7
#203

#
'@' "" * 7

Wird eine Vorkrümmung der Form

w 0 (x) = V sin πx
------
L
angenommen, so ist die Lösung Differentialgleichung

P-
-----
P P EI - ⋅ V sin πx
w(x) = A ⋅ sin ------ x + B ⋅ cos ------ x + ---------------------------- ------
EI EI π 2
--- – ------ P L
L EI
Mit den Randbedingungen

x = 0 w = 0 B = 0

x = L w = 0 A = 0
66 7 + " + $
!? ? * " D$

P-
-----
folgt daraus EI
w(x) = ----------------------- ⋅ V sin πx
------ .
π
--- –
2 P
-----
- L
L EI

P π 2 EI PL 2
Mit ρ = ------ und P E = ----------- ist ρ = -----------
PE L2 π 2 EI

PL 2
-----------
π 2 EI - ⋅ V sin πx
w(x) = -------------------- ρ - ⋅ V sin πx
------ = ----------- ------
PL 2 L 1–ρ L
1 – -----------
π EI
2

Die gesamte Verformung ist daher

w(x) = w0 (x) + w(x) mit w 0 (x) = V sin πx


------
L

πx ρ
w(x) = V sin ------ + ------------ ⋅ V sin πx
------
L 1–ρ L
ρ 1–ρ+ρ
------ = --------------------- ⋅ V sin πx
w(x) = 1 + ------------ ⋅ V sin πx ------
1–ρ L 1–ρ L

1 - ⋅ V ⋅ sin πx
w(x) = ----------- ------ = α ⋅ V ⋅ sin πx
------
1–ρ L L
Der Beiwert α wird „Vergrößerungsfaktor“ der Theorie II. Ordnung genannt.

1 1
α = ------------ = ---------------
1–ρ P
1 – ------
PE

Wird nun für x = L ⁄ 2 eingesetzt, ergibt sich


w( L ⁄ 2) = α ⋅ V
Dies gilt nur wenn die Vorverformung bzw. die Belastung sinusförmig ist. Bei
anderen Belastungen muß der α- Wert mit einem Korrekturfaktor δ (s. 2-12) ver-
bessert werden. Das Ergebnis ist die sogenannte „Dischinger-Formel“.

1+δ⋅ρ
α = --------------------
1–ρ

Mit dem Wert α lassen sich Verformungen und Momente nach Theorie II.Ordnung
abschätzen.
66 7 + " + $
!? ? * " D$

II I II I
w = w ⋅α M = M ⋅α

δ@
δ@
G " ' " & G " ' "

δ@9 ; δ@ 6

δ@ <= δ@ <=

δ@9 5
δ@9 5

% * * , δ

Wird nun die Belastung über der Verformung aufgetragen, so erkennt man, daß
beim idealen Stab bis zur Eulerbelastung keine Verformung auftritt, dann der Stab
aber plötzlich ausknickt. Beim mit Imperfektionen behafteten Stab werden die
Kurven mit zunehmender Vorkrümmung flacher.
1

1
' "" E ' ""
*

#
'

% - ' " + ""


66 7 + " + $
!. "* & A D$

' 9 " 66 7 + "

Die Berechnungsverfahren nach Theorie II. Ordnung sind iterative Verfahren, weil
die Stabsteifigkeiten von den Verformungen abhängig sind und sich ändern. Ein
Problem stellt die Erfassung der ungünstigsten Laststellung dar, weil das Superpo-
nieren der einzelnen Laststellungen nicht zulässig ist.

'# %
w Gleichgewicht am verformten System
w Verformungen klein gegenüber Systemabmessungen
w Stabverkürzungen durch Ausbiegung klein gegenüber Systemabmessungen
w Normalkraft über die Stablänge konstant
w stabweise konstanter Querschnitt
w Belastung richtungstreu (Richtung der Belastung ändert sich nicht aus Verfor-
mung des Tragwerks)

' " + " 66 7 + "


Für das Weggrössenverfahren müssen bei der Berechnung der Steifigkeiten der
Stäbe die Verformungen berücksichtigt werden.

) 0 )
#203 θ@
#

% 1 & $ ! * A D$

Betrachtet man den verformten Stab in Abb. 2.8 so erkennt man dass zusätzliche
Momente Nw(x) berücksichtigt werden müssen. Wie beim Seil können die Steifig-
keiten wie folgt angeschrieben werden.

k II = k I F n ( ε )

wobei Fn nichtlineare Funktionen sind, die von der zu bestimmenden Steifigkeit


abhängig sind. Der Stabkennwert ε wird wie folgt definiert

N
ε = L ⋅ ----------
E⋅I

5
66 7 + " + $
!. "* & A D$

'' " " "


Das System wird zunächst nach Theorie I. Ordnung berechnet. Aus den Normal-
kräften werden die Steifigkeiten für die Berechnung nach Theorie II. Ordnung
ermittelt, wobei Druckkräfte eine Abnahme der Steifigkeit bewirken.
Mit diesen Steifigkeiten wird das System nochmals berechnet. Die erhaltenen Nor-
malkräfte sind mit den zur Ermittlung der Steifigkeiten zugrunde gelegten Werten
zu vergleichen.
Ist die Übereinstimmung gering, so sind mit den neuen Stabnormalkräften neue
Steifigkeiten zu bestimmen und das System ist erneut zu berechnen. Der Vorgang-
muß so lange wiederholt werden, bis die Übereinstimmung in der gewünschten
Genauigkeit vorliegt (siehe Abb. 2.9)
.
Berechnung der Systemwerte

Knotenverschiebungen { u } nach Theorie I.Ordnung

Stabnormalkräfte nach Theorie I.Ordnung

Steifigkeitsmatrix [ K II ] nach Theorie II.Ordnung

Starreinspannwerte { P II } nach Theorie II.Ordnung


wenn nicht erfüllt

Knotenverschiebungen { u II } nach Theorie II.Ordnung

Ermittlung der neuen Stabnormalkräfte

N err
( 1 – ε ) ≤ ---------- ≤ ( 1 + ε )
N ang

Schnittkraftverläufe in den Stäben

% 2 -* $ & & A D$

6
66 7 + " + $
!. "* & A D$

'( $: ; 9

Beispiel: Rahmensystem
Geg.: N = 800 kN; w = 10 kN/m
I1 = I3 = IC = 3290 cm4; I2 = 5740 cm4;
E = 206E6 kN/m²; die Normalkraftverformung wird vernachlässigt.
) )

"
5

8
-J J

6 "

% # !. "

Zusammenstellung der Ergebnisse an den Stabenden und in der Stabmitte nach


Theorie I. und II. Ordnung.

<6 <66 =6 =66 56 566


8; 8 5< = = 5= = 5 <5 <5
" < = 5== < = 5 <5 <5
5= ; ;; = 5 <5 <5
5= ; ;; = ;< ; ; <=
" 8 65 8 ;= = ;< ; < <=
5 6 = 5< = ;< ; 6 <=
5 6 = 5< 5 ; < = ;< < ;
5 " 6 8 <8 < = ;< < ;
6 5 6 65 ; <= < = ;< < ;

Aus dieser Tabelle ist ersichtlich, daß die Ergebnisse von I. und II. Ordnung zum
Teil erheblich voneinander abweichen.

8
66 7 + " + $
!. "* & A D$

A D$
5 A D$

% ## / " & A $ D$

% # ) " & A $ D$

A D$
A D$
5

% #' F & A $ D$

Aus Abb. 2.13 ist zudem ersichtlich, daß die Querkräfte nach Theorie II. Ordnung
nicht linear verlaufen.

;
66 7 + " + $
!. "* & A D$

A D$
6 A D$

% #( ' & * & A $ D$


66 7 + " + $
!. "* & A D$

<
' "$

? & ' A #
A *
A

Das Traglastverfahren (auch Fließgelenktheorie) dient zur Ermittlung von Grenz-


zuständen des Versagens von Systemen unter Einbeziehung aller plastischen Trag-
reserven.
Es wird dabei auch die Plastizierfähigkeit des Materials genutzt. Daraus ergibt sich
nach dem Sicherheitskonzept des EUROCODE in vielen Fällen eine wirklichkeits-
nähere Erfassung der Tragsicherheit als bei der ÖNORM. Bei der Berücksichti-
gung eines nichtlinearen Spannungs-Dehnungsverlaufs ergeben sich nichtlineare
Last-Verformungsverläufe. Man spricht auch von einer materiellen Nichtlinearität
(material nonlinearity). Bei diesem Verfahren ist das Superpositionsgesetz nicht
gültig. Das Verfahren entspricht einer Berechnung des Typs p-p (plastische Bere-
chenung und volle Ausnützung der Querschnittsreserve) im EUROCODE.

'# $ $ 8 $
"&

Nach der Elastizitätstheorie ist im elastischen Zustand die Grenztragfähigkeit des


gesamten Systems erreicht, wenn in einer Faser eines Querschnitts die Fließspan-
nung σF auftritt.
Bei Berücksichtigung des linear elastisch - ideal plastischen Materialgesetzes kann
die Belastung nach Erreichen der Fließgrenze in einer Faser jedoch weiter gestei-
gert werden. Die Faser selbst kann zwar weiterhin nicht mehr als die Fließspan-
nung aufnehmen, aber benachbarte Querschnittsbereiche, die noch nicht fließen,
können die zusätzliche Last aufnehmen.
In Abb. 3.1 und Abb. 3.2 sind das aus Versuchen erhaltene Spannungs-Dehnungs-
Diagramm für Baustahl und die idealisierte bilineare Arbeitslinie dargestellt.

5 65
"$
' ? & ' A #

σB

' &
$

ε
& B E '
& & &

% ' # !? + $ "" !

σB B E

Entlastung erfolgt elastisch !

ε
εF

εp εp ... irreversible Dehnung

% ' $ * -*

Bis zur Fließgrenze ( ε ≤ ε F ) wird der Berechnung das Hooke’sche Gesetz


zugrunde gelegt:
σ = E⋅ε

Bei Dehnungen ε > ε F bleiben die Spannungen konstant:


σ = σF .

5 66
"$
? & ' A #

'## ! " $

! *
!
; °
- - !
!
- ; K

∆ @#
! *
∆ 1

1 & ; °@ 8
@

% '' ! & * "" !. "

Elastisches Materialverhalten:
Vertikales Gleichgewicht
ΣV = 0 S 1 + 2S 2 cos 60 = P P = S1 + S2

Verträglichkeit:

∆L 2
w = ∆L 1 = -------------- = 2∆L 2
cos 60

Mit dem Hooke´schen Gesetz gilt

S1 L1 S2 L2
∆L 1 = ε ⋅ L 1 = ----------- , ∆L 2 = ε ⋅ L 2 = -----------
EA EA

Setzt man nun für


∆L 1 = 2∆L 2

ein dann ergibt sich


S1 L1 S2 L2 S 2 2L 1
----------- = 2 ⋅ ----------- = 2 ⋅ --------------
-
EA EA EA
daraus folgt
S 1 = 4S 2

Die Gleichgewichtsgleichung ergibt


P = S 2 + 4S 2 = 5S 2

daraus können die Stabkräfte berechnet werden

5 68
"$
' ? & ' A #

P 4P
S 2 = --- , S 1 = ------
5 5

Die Durchbiegung ergibt sich als

S1 L1 4P L
w = ∆L 1 = ----------- = ------ -------1-
EA 5 EA
Erreicht Stab 1 die Fließgrenze (bei Belastung P = PF), so wird

4P F
S 1 = Aσ F = --------- und P F = 5--- Aσ F
5 4
daraus folgt

S 2 = 1--- ⋅ 5--- Aσ F = 1--- Aσ F


5 4 4
Aσ F L 1 4P F L 1 SF L1
w F = ----------------- = --------------- = ------------
EA 5EA EA
SF = AσF ... Grenztragkraft des Einzelstabes

Inelastisches Materialverhalten, Stab 1 fließt


Wird die Fließgrenze im Stab 1 erreicht ( P=PF ), so bedeutet dies noch nicht ein
Versagen des Tragwerkes. Es gibt noch eine plastische Systemreserve. Die Span-
nung im Stab 1 kann jedoch nicht höher als σF werden (ideal plastisches Verhalten)
d.h. der Stab 1 kann bei weiterer Laststeigerung keine zusätzliche Kraft aufneh-
men, er ist also für dieses Lastinkrement inaktiv. Das System wird statisch
bestimmt.

∆#
∆! ∆!

∆1

% '( ! & * "" !. " 2! * # & 3

5 6;
"$
? & ' A #

Gleichgewichtsbedingung:
ΣV = 0 2 ∆S 2 cos 60 – ∆P = 0 ; ∆S 2 = ∆P

∆S 2 L 2 1 2∆PL 2
∆w = --------------- ⋅ -------------- = ----------------
EA cos 60 EA

Somit erhält man die gesamte Durchbiegung

S F L1 2∆S 2 L 2
w = w F + ∆w = ------------ + -------------------
EA EA
Traglast
Wenn auch die Stäbe 2 die Fließgrenze erreicht haben gilt

S
S 2 = σ F A = S F , S 2 = ----F- + ∆S 2 = S F , ∆S 2 = 3--- S F , ∆P = ∆S 2
4 4
Stab 1 fließt

Damit ist die Traglast

P T = P F + ∆P = 5--- S F + 3--- S F = 2S F
4 4
und die dazugehörige Verformung

S F L 1 3S F L 2 4S F L 1
w T = w f + ∆w = ------------ + --------------- = --------------
- = 4w F
EA 2EA EA

Das Tragwerk kann mit dieser Last belastet werden und verformt sich weiter.
Entlastung des Systems:
Die Entlastung erfolgt elastisch, alle Stäbe wirken wieder. Angenommene Verfor-
mung w = 5 wF. Um das System nach erreichen der Traglast zu entlasten muß eine
Kraft 2SF nach oben aufgebracht werden.

2SF

% ') ' "" $ !. " & & $ A

56
"$
' ? & ' A #

Die (elastische) Durchbiegung des statisch unbestimmten Systems ergibt sich als
(siehe Seite 3-4)

2S F L 1
∆w = – 4--- ⋅ --------------
-
5 EA
Die endgültige Verformung des Tragwerkes nach der Entlastung ist

w Res = 5w F – 8--- w F = 17
------ w F
5 5
Dies ist die bleibende Deformation.
Die Stabkräfte aus Belastung ∆P= 2SF sind:

∆S 2 = – 1--- ∆P = – 2--- S F ∆S 1 = – 8--- S F


5 5 5
Die endgültigen Stabkräfte ergeben sich

8 3
S 2 = S F – 2--- S F = 3--- S F S 1 = S F – --- S F = – --- S F
5 5 5 5
Es bleiben also Stabkräfte zurück (residuelle Stabkräfte), die mit sich selbst im
Gleichgewicht stehen müssen, da keine äußere Belastung wirkt (innerer Eigen-
spannungszustand). Dies kann man leicht mit der Gleichung für das vertikal
Gleichgewicht überprüfen:
P = S 1 + S 2 = 3--- S F – 3--- S F = 0
5 5

1 A@ ! B

8 !
1B@
6 B

#B
8

#B #
6#B

% '* ' " $ ""

'# $ > $" "


Die Last- Verformungskurve ist nichtlinear.
Die Lösung muß inkrementell ermittelt werden (Laststeigerung).

5 6<
"$
? & ' A #

Nach kompletter Entlastung verbleiben Verformungen und innere Span-


nungen (Restspannungszustand).
Das Tragwerk hat nach Erreichen der Fließgrenze in einem Stab noch
bedeutende Tragreserven.
Ein Ausnützen der Systemtraglast geht mit großen Verformungen einher
(Gebrauchstauglichkeit ist möglicherweise nicht mehr gegeben).

'#' "$ $ " "


Bei reiner Biegung treten keine Normalkräfte auf und es wirken nur Momente.

'#( " $ " "


σ σB

-
.

!& # &

- B & * $ & &

σB σB σB

σB -

.
σB -
σB σB

? & &

% '- F & *

Im elastischen Bereich gilt

5 6=
"$
' ? & ' A #

M⋅y M
σ = Eε = ------------ mit σ max = ---------
I W el

Die Spannungsnullinie wandert nach Erreichen der Fließgrenze in einer Randfaser


von der Schwerachse zur Flächenhalbierenden. Bei Erreichen des (theoretischen)
Grenzzustandes bei dem der Querschnitt voll plastifiziert (Fließspannung am gan-
zen Querschnitt erreicht) verlangt das Gleichgewicht der horizontalen Kräfte, daß
die resultierende Kraft des Kompressions und des Zugsspannungsblockes gleich
groß ist. Dies ist nur der Fall wenn die Zug und Druck spannungen auf gleiche Flä-
chen wirken, d.h.
A A
N = σ dA = σ F ---- – σ F ---- = 0
2 2
Das Moment das dieser Querschnitt aufnehmen kann wird durch das Integral
M pl = σ F y dA

berechnet. Für das letzte Spannungsdiagram in Abb. 3.7 ergibt sich das plastische
Moment als
M pl = 1--- Aσ F ( y 1 + y2 )
2
Das plastische Widerstandsmoment ist

W pl = 1--- A ( y 1 + y 2 )
2
womit
M pl = σ F W pl

Beispiel: Rechteckquerschnitt

.
!& # & $
. B & * $

. . !& # ? * $
* $ A &

bh 2 h h h bh 2
W el = -------- y 1 = y 2 = --- W pl = 1--- bh --- + --- = --------
6 4 2 4 4 4

bh 2
--------
W pl 4
α pl = --------- = -------------
- = 1,5 α pl ... Formbeiwert
W el bh 2
--------
6

Beispiel: I-Profil

58
"$
? & ' A #

bh 3 ( b – t 1 ) ⋅ ( h – 2t 2 ) 3
W el = 2--- -------- – ---------------------------------------------
h 12 12
bh 2 ( b – t 1 ) ⋅ ( h – 2t 2 ) 3
W el = -------- – ---------------------------------------------
6 6h

W pl = bt 2 ( h – t 2 ) + 1--- t 1 ( h – 2t 2 ) 2
4
* W pl
α pl = --------- ≈ 1,14
W el

α pl = 1,14 α pl = 1,5 α pl = 2,0 α pl = 1,7 α pl = 2,37

α? : & * $ * $ ? & F &

'#) < ? ! " + "


εD
εU – εO -
1
Mit der Krümmung: κ = ----------------- = ---
h ρ
+
ε

erhält man das Momenten-Krümmungs-Diagramm:

/ $
? &
/?

# &
&

/B

α Krümmung (κ)

% '1 / " , "" + ""

Man sieht, das die Krümmung bei einem Moment Mpl gegen unendlich geht. Eine
unendliche Krümmung würde einem Gelenk entsprechen, da kein kontinuierlicher
Übergang der Tangenten mehr erfolgt.

Idealisierung des Systems für Traglastberechnung

58
"$
' ? & ' A #

Das System kann nun idealisiert bis Mpl als elastisch betrachtet werden. Bei Mpl
bildet sich ein Fließgelenk aus und eine Steigerung des Momentes ist an dieser
Stelle nicht mehr möglich. Es wird für das System eine Fließbedingung formuliert.
Diese lautet
M ≤ M pl

und muß in jedem Punkt des Tragwerks eingehalten werden.

'#* "$ $+ "


1

7 7
1 /
6

&
? &
? &
' "

" & ,
* '

/?

Wird die Fließgrenze in einer Randfaser erreicht, so gilt


P = PF

und das maximale Moment unter der Last ist dann

PF L
M F = --------- = σ F W el
4

Bei Erreichen der Traglast P = P T gilt

PTL
M pl = ---------- = σ F W pl
4

W pl PT
mit α pl = --------- folgt auch αpl = ------ , αpl hängt vom Querschnitt ab.
W el PF

Statisch bestimmte Systeme haben eine vernachlässigbar kleine Traglastreserve,


die Querschnittsreserve.

58
"$
? & ' A #

1
6/?
1A@
F & L

6/B
1B @

% '2 ' "

'#- " "


:

: L : L
/

: L
6

Die Belastung wird gesteigert, bis an den Einspannstellen Mpl erreicht wird:

:B L :B L
/? @ /? @

:B L
6

qF L2 12M pl
----------- = M pl q F = --------------
-
12 L2

Die Durchbiegung in Feldmitte ergibt sich zu

5 85
"$
' ? & ' A #

qF L 4 M pl L 2
δ pl = --------------
- = --------------
-
384EI 32EI

Bei dieser Belastung bilden sich an den Einspannstellen Fließgelenke aus, das
Moment in der Mitte beträgt 1/2 Mpl. Für eine weitere Belastung wirken die Fließ-
gelenke wie Gelenke, das System wird statisch bestimmt (Einfeldträger).

∆:

∆qL
2

∆M = -------------
8

% '# / " ∆:

Die Traglast des Systems wird erreicht wenn das Moment in der Mitte MPl wird
2
1 ∆qL
M max = --- M pl + ------------- = M pl
2 8
Dies ergibt
4M pl
∆q = -----------
-
L2

Die Traglast des Systems ist


12M pl 4M pl
q T = q F + ∆q = --------------
- + ------------
L2 L2

16M pl
q T = --------------
-
L2

Die plastische Systemreserve lautet βpl =16/12=1,33; die gesamte plastische


Reserve hängt zusätzlich noch von der Querschnittsform ab und beträgt αpl ⋅ β pl .
Für ein I-Profil z.B.: 1,14 ⋅ 1,33 = 1,52, d.h. ein eingespannter Träger mit diesem
Querschnitt hat 52% plastische Reserve!
Nach dem Plastizieren liegt eine kinematische Kette vor; die Systemtraglast ist
erreicht.

% ' ## , " & ,

5 86
"$
? & ' A #

Die zusätzliche Durchbiegung aus ∆q ergibt sich zu


2
5∆qL 4 5q pl L 4 5M pl L
∆δ = ---------------- = ---------------------- = ------------------
384EI 3 ⋅ 384EI 96EI

und damit ist die gesamte Durchbiegung

M pl L 2 5M pl M pl L 2
δ T = δ pl + ∆δ = --------------- + ------------ = ---------------
32EI 96EI 12EI

; /?
:A @
!. " L
/?
:? @
F & L B E
/? A "
:B @
α? L B E * $
?

$
/1 L /1 L
5

% '# ' " + ""

'#1 $ " 3 + $ " ; "


Wird das mit qT belastete System entlastet erfolgt dies elastisch.

/? /?
5 5

% ' #' C " " &

Aus einer Belastung mit


16M pl
∆q T = – --------------
-
L2

5 88
"$
' ? & ' A #

ergeben sich folgende zusätzlichen Momente


16M pl L 2 4M pl
∆M Rand = --------------------
2
- = -----------
-
L 12 3
16M pl L 2 2M pl
∆M Mitte = – --------------------
- = – ------------
L 2 24 3

Die endgültigen Momente sind über den Träger konstant:

4M pl M pl
M Rand = ------------ – M pl = --------
3 3

2M pl M pl
M Mitte = – ------------ + M pl = --------
3 3

;/?
:A @ L
/?
:? @
L
G &

δC
δ
/1 L /1 L /1 L
5 6

% ' #( ' " + ""

Die Restverformung läßt sich aus obigem Diagramm leicht ermitteln.

16M pl M pl L 2
--------------- ⋅ ---------------
M pl L2 L2 32EI- M pl L 2
δ Rest = --------------
- – ---------------------------------- = --------------
-
12EI 12M pl 24EI
---------------
L2

Eine einfachere Bestimmung der Traglast erfolgt mit dem Prinzip der virtuellen
Weggrößen.

5 8;
"$
? & ' A #

'#2 ? < +
@8 + $$ 3 "" 4> A
Ist die Versagensform (kinematische Kette) bekannt so kann zur Bestimmung der
Traglast die Methode der virtuellen Weggrößen verwendet werden. Wird das
System um eine virtuelle Verformung δ verschoben so muß die gesamte (innere
und äußere) virtuelle Arbeit verschwinden.
(a) (i)
W ges = W +W = 0

Bei der Berechnung der Traglast wird das Tragwerk als eine kinematische Kette
angenommen bei der in den Fließgelenken Mpl wirkt. Das Gleichgewicht der an
den Gelenken wirkenden Momente und der äußeren Belastung die bei erreichen
der kinematischen Kette wird mit Hilfe des Prinzips der virtuellen Arbeiten herge-
stellt.

Beispiele:

1.) Eingespannter Träger unter Gleichlast


:A

/? /?
φ φ

φ
φ /?

Die äußere Arbeit (Last mal Weg, summiert über die Trägerlänge) ergibt sich zu

(a) 1 1
W = q T ⋅ --- ⋅ L ⋅ --- Lφ = 1--- q T L 2 φ
2 2 4
F läche der Dreiecke
die innere Arbeit ist Moment mal Drehwinkel φ:
(i)
W = – M pl φ – M pl 2φ – M pl φ = – 4M pl φ = – D
(i)
D ist die Dissipationsarbeit (immer positiv): D = –W

Die Summe der gesamten Arbeit muß 0 sein, daher gilt

58
"$
' ? & ' A #

(a) (i) 1
W ges = W +W = 0 --- qT L 2 φ = 4M pl φ
4
16M pl
q T = --------------
- q.e.d
L2

2.) Eingespannter Träger mit mittiger Einzellast.

7 7

% ' #) !. "

1 / 1
< <
1
<

% ' #* / "

/? /?
φ φ

φ
φ /?

% ' #- , " & , " 5B E

8M pl
P T ⋅ 1--- ⋅ L ⋅ φ = 4M pl ⋅ φ P T = ------------
2 L

5 8<
"$
? & ' A #

3.) Dreifeldträger mit mittiger Einzellast und unterschiedlichen Feldweiten.


1
7 7

1
6 8M pl
P T = ------------
L2

1A
1
</?
@
M M∞
6/?
@∞

Für jedes beliebige Stützweitenverhältnis L1/L2 ergibt sich als Systemtraglast

8M Pl
P T = ------------
L2

Bei sehr großen Randfeldern jedoch, wird der Einfeldträger als Grenzfall erreicht,
da die einspannende Wirkung abnimmt.

'## $: 8 $ ;

a) Methode der Laststeigerung


Die Methode wird nur dann verwendet wenn das Last-Verformungsdiagram von
Interesse ist, oder ein EDV Programm verwendet wird (z.B. RuckZuck).

5 8=
"$
' ? & ' A #

1
1 -0,0125 P1L -0,3875 P1L
5 6

5 1B

8
-0,2125 P1L 0,4125 P1L=Mpl

Das Momentenbild des mit den Kräften P1 belasteten Systems zeigt, daß das erste
Fließgelenk im Knoten 5 auftritt wenn0, 4125P 1 L = M pl . Die Kraft, die das erste
Fließgelenk verursacht, ist somit

1 -⋅M
P 1 = --------------- pl
--------
M pl
= 2,424 --------
0,4125 L L
und die zugehörige Durchbiegung in Riegelmitte (Punkt 3)

M pl L 2
δ 1 = 0,1617 ⋅ --------------
-
EI
Wird nun eine zusätzliche Kraft ∆P1 aufgebracht, so wirkt diese auf ein veränder-
tes System mit einem Gelenk am Punkt 5. Steigert man die Last weiter bis P2 so
bildet sich auch am Knoten 4 ein Fließgelenk aus.

1 P2
- Mpl
2 6 0,015 Mpl
5
0,777 Mpl

/?
-0,583 Mpl Mpl
8

Eine weitere Laststeigerung um ∆P2 wirkt an einem System mit einem Gelenk an
den Knote 4 und 5. Steigert man die Last weiter auf P3 dann wird sich auch in
Feldmitte ein Fließgelenk ausbilden.
15
15
6 0,043 Mpl - Mpl
5
/?

Mpl

/?
8 -0,913 Mpl Mpl

5;
"$
? & ' A #

Bei nochmaliger Steigerung der Last auf P4 bildet sich auch im Punkt 1 ein Fließ-
gelenk aus. Da bei dieser Anzahl der Fließgelenke eine kinematische Kette vorliegt
ist P4 die Traglast des Systems.

16
16 /?
5 6
/? /?
/?

/?
/? /?
8

% ' #1 $/ " * $* & $ A

Bei der Belastung durch PT bildet sich eine kinematische Kette mit folgendes Aus-
sehen:

1A

1A
6
/? 5
/?

/? /?
8

% ' #2 , " & ,

1A

1 1 9∆1 9∆1 9∆15

δ
δ ∆δ1 ∆δ2 ∆δ3

% ' ' " + ""

5;
"$
' ? & ' A #

Die Traglast für dieses System ist


3M pl
P T = ------------
L

aus

M pl M pl M pl M pl
P 1 = 2,424 -------- ∆P 1 = 0,147 -------- ∆P 2 = 0,386 -------- ∆P 3 = 0,043 --------
L L L L

Die Verformungen in Feldmitte sind:

M pl L 2 M pl L 2
δ 1 = 0,1617 --------------
- ∆δ 1 = 0,0125 --------------
-
EI EI
M pl L 2 M pl L 2
∆δ 2 = 0,0795 --------------
- ∆δ 3 = 0,0788 --------------
-
EI EI
Die Gesamtverformung beträgt:

M pl L 2
δ = 0,3325 --------------
-
EI

b) Kinematische Methode zur Berechnung der Traglast


(bei bekannter Lage der Fließgelenke):

φ 1A

1A φ /?
5 6
/? φ
φ φ
φ
φ

φ
/?
/?
8

% ' # - "" " & , 2 ! $ φ)

5;
"$
? & ' A #

1A
F5
/5 /5
1A )5 )5 6
F5

% ' - & !. " , $ B * $

1. Kontrolle der Fließbedingungen


Zur Kontrolle der Fliessbedingung ist es von Vorteil wenn wir die Gleichgewichts-
gleichungen für die Momente für das statisch unbestimmte System aufbereiten:
M1 = M 3 – N3 ⋅ L – Q3 ⋅ L – PT ⋅ L

M2 = Q3 L + M 3
M 3 = M pl

M4 = M3 + Q3 ⋅ L – P T ⋅ L
M 5 = M3 + Q3 ⋅ L – N3 ⋅ L – PT ⋅ L

Setzt man die bekannten Momente Mpl an den Fliessgelenken ein :

M 1 = – M pl M 3 = M pl M 4 = – M pl M 5 = M pl

erhält man
M pl
M 2 = Q 3 L + M 3 = – -------- L + M pl = 0
L
und damit ist die Fliessbedingung für dies kinematische Kette überall erfüllt, da
das Moment zwischen den Punkten nicht größer sein kann.
2. Berechnung der Traglast nach P. v. A.
Die Arbeiten sind
(a) (i)
W = PφL + PφL = 2PφL W = – D = – 6M pl φ

(a) (i) 3M pl
W +W = 0 P T = ------------
L

5 ;5
"$
' A

In den meisten Fällen wo die massgebende Versagensform (kinematische Kette)


nicht bekannt ist, ist die Berechnung nach dem gezeigten Verfahren aufwendig, da
alle möglichen Versagensformen untersucht werden müssen. Nur jene kinemati-
sche Kette, bei der die Fliessbedingung an allen Punkten eingehalten wird, wird die
Traglast des Systems berechnet. Es wird nun ein Verfahren vorgestellt bei dem die
Traglast durch eingrenzen von oben und unten ermittelt werden kann.

' "$

Bedingungen für das Erreichen der Traglast PT:


w Gleichgewicht
w M ≤ M pl Fließbedingung

w kinematische Kette muß vorhanden sein


(i)
w Dissipationsarbeit muß positiv sein D = – W

' #
1 1

Alle Zustände, welche die Gleichgewichts- und Fließbedingungen erfüllen, sind


statisch zulässige Spannungszustände. Die zu diesen Zuständen gehörende Last ist
eine untere Schranke der Traglast

P Stat ≤ P T

Eine kinematische Kette muß noch nicht erreicht sein.


Durch Variation über die Größe des Zwängungsmomentes findet man 3 mögliche
Schnittkraftverläufe, die das Gleichgewicht erfüllen.

5 ;6
"$
A

" &
* "" !. "

X = 0
1 1 @/? M
P pl-
= ---------
Stat a

X =1
--- M
/? 2 pl
/?
; Pa – 1
--- M = M
6 pl pl
1 /? 7M
P pl
= -------------
Stat 6a

/?
X = M
pl
/?
5 1
Pa – --- M = M
5 3 pl pl
1 /?
4M
P pl
= -------------
Stat 3a

+ $ ? !& $ A

' ?
Alle Zustände, welche die Bedingungen Gleichgewicht, kinematische Kette und
positive Dissipationsarbeit erfüllen, sind kinematisch zulässige Verformungszu-
stände. Die zu diesen Zuständen zugehörige Last ist eine obere Schranke der Trag-
last

P Kin ≥ P T

Vorzeichenkonvention:
Die Momente werden entgegen der Verdrehrichtung angenommen, damit die Dis-
sipationsarbeit positiv bleibt.

5 ;8
"$
' A

1 1

(a) (i)
1 1 W +W = 0

Paφ – M ( φ + 2φ ) = 0
pl
φ φ φ 3M
/? P pl
= -------------
φ Kin a
/?
1 1
P ( aφ + 2aφ ) – M ( 2φ + 3φ ) = 0
pl
/?

φ φ φ 5M
pl
φ P
Kin
= -------------
3a

/?
1 1 P ( aφ + 2aφ ) = M ( φ + 3φ )
pl
5
/?
4M
φ pl
φ φ P
Kin
= -------------
φ 3a


/? + $ * !&

' ' + "


Hat man einen Zustand gefunden, der Gleichgewicht, Fließbedingung, kinemati-
sche Kette und Dissipationsarbeit erfüllt, so ist das der einzig mögliche Zustand
und die zugehörige Lastgröße ist die Traglast.

5 ;;
"$
A

PKin
kinematisch
PT
PStat
statisch

System von
5 vorhergehenden Seiten

% ' ' 1$ !. "

' ( $: " ; $$
1

51 5 6

% ' ( ! & !. "

1A
F5
51A /5 /5
)5 )5 6
F5

% ' ) - & !. " , $ B * $

Aus den Momentengleichgewichten zeigt sich:


M 1 = M 3 – Q 3 L – N 3 L – 3PL

5;
"$
' A

M2 = M 3 – Q3 L
M 4 = M 3 + Q 3 L – 2PL
M 5 = M 3 + Q 3 L + – N 3 L – 2 PL

Q3, N3 eliminieren:
3PL = M 2 – M 1 + M 5 – M 4
2PL = 2M 3 – M 2 – M 4

Kinematische Kette: 1. Versuch

1
φ
51 /?
6
M = –M
/? 1 pl
φ φ
M = M
2 pl

M = –M
4 pl
φ
/? M = M
/? 5 pl
8

% ' * , " & , ' &

Aus der Gleichgewichtsbedingung folgt


3PL = M pl – ( – M pl ) + M pl – ( –M pl ) = 4M pl

4M pl
3PL = 4M pl P Kin = -----------
-
3L

oder mit dem Prinzip der virtuellen Arbeit


4M pl
3PφL = 4M pl φ P Kin = ------------
3L

4M pl
Die obere Schranke ist daher P T < ------------
3L
2PL = 2M 3 – M 2 – M 4 2PL = 2M 3 – M pl + M pl

5 ;<
"$
A

Aus M 3 = PL mit PKin folgt:

M 3 = 4--- M pl > M pl
3
Die Fließbedingung ist also nicht erfüllt ( M < Mpl ); es war die falsche kinemati-
sche Kette. Daher erfolgt eine Reduktion der Schnittgrößen auf M3 = M pl

M 1 = – M pl M 1 = – 3--- M
4 pl
M 2 = M pl 3
M 2 = --- M pl
4
M 3 = 4--- M pl × 3--- = M 3 = M pl
3 4
M 4 = – M pl M 4 = – 3--- M
4 pl
3
M 5 = M pl M 5 = --- M pl
4

M pl
P Stat = -------- ... untere Schranke
L

Dies kann nicht die Traglast sein, da sich nur in Punkt 3 ein plastisches Gelenk aus-
bildet. Damit liegt auch keine kinematische Kette vor.

Kinematische Kette: 2. Versuch

M1 = ?
51 6
φ φ
/? 5 /? M = –M
2 pl
φ
/? M = M
3 pl

M = –M
4 pl

8 M5 = ?

% ' - , " & ,

Aus 2PL = 2M pl + M pl + M pl = 4M pl

2M pl
folgt P Kin = ------------ ... obere Schranke
L

5 ;=
"$
' A

Mit der Gleichgewichts- und der Fließbedingung ergibt sich


3PL = – M pl – M 1 + M 3 + M pl
6M pl = M 5 – M 1

Dies ist aber nur möglich, wenn z. B.


M 1 = – 3M pl und M 5 = 3M pl

Das bedeutet aber, daß M 3 und M 5 > M pl sind. Um die Fließbedingung einzuhalten
werden alle Momente mit 1/3 multipliziert. Die Momente ergeben sich zu

M 1 = –M pl M 2 = – 1--- M pl M 3 = 1--- M pl M 4 = – 1--- M pl M 5 = M pl


3 3 3

2PL = 2 ⋅ 1--- M pl + 1--- M pl + 1--- M pl


3 3 3

2M pl
daraus P Stat = ------------ ... untere Schranke
3L

Auch dies kann nicht die Traglast sein, da sich nur in den Punkten 1 und 5 ein pla-
stisches Gelenk ausbildet. Damit liegt auch hier keine kinematische Kette vor.

Kinematische Kette: Kombination von 1. und 2. Versuch

1
φ

51 /?
5 6 M
1
= –M
pl
φ /? φ
φ φ M = ?
φ 2
φ
M = M
3 pl

φ M
4
= –M
pl
/?
/? M = M
8 5 pl

% ' 1 , " & , , "*

Aus 3PL = M 2 + M pl + M pl + M pl 3PL = M 2 + 3M pl


2PL = 2M pl – M 2 + M pl 2PL = 3M pl – M 2

5
"$
A

6M pl
erhält man P Kin = ------------
5L

Nach dem Prinzip der virtuellen Arbeiten gilt


3PφL + 2PφL = 6M pl φ

6M pl
P Kin = ------------ ... obere Schranke
5L

Überprüfung der Fließbedingung:

6M pl L
3 ⋅ ---------------
- = M 2 + M pl + M pl + M pl
5L
3M pl
------------ = M 2 M 2 = 0,6M pl
5

Die Fließbedingung wird somit eingehalten da M < M pl ist. Bei dieser kinemati-
schen Kette werden alle 4 Voraussetzungen erfüllt.
w Gleichgewicht
w M ≤ M pl Fließbedingung

w kinematische Kette muß vorhanden sein


(i)
w Dissipationsarbeit muß positiv sein D = – W

6M pl
Die Traglast ist daher P T = ------------
5L

Prinzipieller Berechnungsvorgang:
PStat aus mehreren Momentenverläufen ermitteln (Gleichgewichts- und
Fließbedingung einhalten) untere Schranke
verschiedene kinematische Ketten auswählen und PKin errechnen
(Gleichgewichtsbedingung, kinematische Kette, positive Dissipations-
arbeit einhalten) obere Schranke
wenn PKin und PStat gleich sind, ist PT erreicht
Kontrolle der 4 Voraussetzungen

5
"$
' A

' ) $: 8 $ ; @ 8 "A
Die Traglast des im vorangegangenen Beispiel behandelten Rahmens soll nun mit
Hilfe eines geeigneten Computerprogramms (z.B.: RuckZuck 4.0) ermittelt wer-
den. Treten hohe Normalkräfte auf, so verliert die Handrechenmethode ihre Gül-
tigkeit, da ein Teil der Querschnittsreserven für die Aufnahme der
Normalspannungen aus Normalkraft aufgebraucht wird und zur Aufnahme des
Biegemoments nicht mehr zur Verfügung steht. Man spricht von Normalkraft-
Momenten-Interaktion. Bei Vergleich der Handrechnung mit Computerberechnun-
gen ist daher darauf zu achten, daß beim erläuterten Handrechenverfahren keine
Interaktion zwischen Biegemoment und Normalkraft berücksichtigt wird, was nur
dann gültig ist, wenn N/Npl << 1. Trifft diese Vorraussetzung nicht zu, kann das im
Extremfall dazu führen, daß sich überhaupt eine andere kinematische Kette bildet.
(siehe dazu Abb. 3.33)

1 Gegeben:
51 L = 2,00 m
5 6
Material:
Stahl S 235: E = 2,1e08 kN/m2
σ = 240 N/mm2
f
8
Querschnitt:
HEB 300: Wpl = 1868 cm2

Nach der Handrechenmethode ergeben sich das plastische Moment bzw. die Trag-
last zu
M pl = σ F ⋅ W pl = 448,32 kNm
6M pl 6 ( σ F ⋅ W pl )
P T = ------------ = ---------------------------- = 134,5 kN
5L 5L
Bei Berechnung mit RuckZuck stellen sich unter Zugrundelegung der bilinearen
M-N-Interaktionsbeziehung nach DIN 18800 Teil 1/Tab. 16 bei Laststeigerung bis
zur Systemtraglast folgende Zustände ein:

5
"$
A

P = 99,7 kN

% ' 2 $ $ B E

P = 115,7 kN

% '' N# B E

5 5
"$
' A

P =122,0 kN

% ' '# + B E

P = 135,2 kN

% '' ' B E " & ,

Die Berechnungsergebnisse sind im folgenden zusammengefaßt. Man erkennt eine


ausgezeichnete Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus der Handrechnung. Da
die auftretenden Normalkräfte gegenüber Npl klein sind, ist der Einfluß der M-N-
Interaktion vernachlässigbar.

5 6
"$
A

' * $: 8 $ ;
5 $
Im folgenden Beispiel soll gezeigt werden, wie groß der Einfluß der Normalkräfte
auf die Traglast sein kann. Gleichzeitig soll verdeutlicht werden, daß das Handre-
chenverfahren aufgrund der Vernachlässigung der Interaktion zwischen Moment
und Normalkraft stets auf der unsicheren Seite liegt und seine Anwendbarkeit
daher immer zu überprüfen ist.

1 1 Gegeben:
51 L = 2,00 m
5 6
Material:
Stahl S 235: E = 2,1e08 kN/m2
σ = 240 N/mm2
f
8
Querschnitt:
HEB 300: Wpl = 1868 cm2

Die Handrechenmethode nach erster Ordnung liefert das gleiche Ergebnis wie
zuvor, da die Vertikalkraft in Punkt 2 direkt ins Auflager geht. Berücksichtigt man
allerdings die Momenten - Normalkraft - Interaktion so erhält man folgende kine-
matische Kette:

5 8
"$
' A

!!

P = 130,0 kN

% ' '' , " & ,

Das plastische Moment in Knoten 2 ist wesentlich geringer als bei Vernachlässi-
gung der M-N-Interaktion. Infolgedessen bildet sich ein anderer kinematischer
Mechanismus aus. Die Traglast ist geringer.

5 ;
( "& +9

/ & & I $
&
+. " &
/ & $ "

Bei einer statischen Berechnung eines Tragwerks geht man in der Regel davon aus,
daß die Lasten „sehr“ langsam auf das System aufgebracht werden. Dynamische
Wirkungen werden meist durch zusätzliche Lasten (Ersatzkräfte) oder durch eine
Erhöhung der statischen Lasten mit einem dynamischen Faktor Φ im Rahmen
einer üblichen statischen Berechnung berücksichtigt.
Diese Vorgangsweise ist für die überwiegende Anzahl der in der Baupraxis auftre-
tenden Fälle durchaus ausreichend und führt zu einer sicheren und wirtschaftlichen
Dimensionierung bei vertretbarem Rechenaufwand. In Sonderfällen ist es jedoch
notwendig, das Verhalten der Tragstruktur unter zeitlich veränderlicher Belastung
genauer zu erfassen. Ein solcher Fall kann z.B. die Untersuchung der Auswirkung
eines Erdbebens auf ein Objekt mit hohem Gefährdungspotential in einem Gebiet
starker Bebentätigkeit sein.
Weitere Fälle sind unter anderem die genauere Erfassung der Auswirkungen von
Fahrzeugbewegungen auf Bauwerke oder auch die Auslegung von Maschinenfun-
damenten.
Da dynamische Untersuchungen meist wesentlich aufwendiger sind als statische
Berechnungen, lassen sich diese meist nur unter Zuhilfenahme geeigneter EDV-
Programme durchführen.

(# 9 B " +

Systeme mit einem Freiheitsgrad stellen die einfachste Form von schwingungsfä-
higen Systemen dar. An ihnen läßt sich das dynamische Verhalten bei unterschied-
lichen Randbedingungen noch relativ einfach erfassen, da für die meisten Fälle
eine analytische Lösung der allgemeinen Bewegungsgleichung möglich ist. 4-78
zeigt einige Beispiele solcher Systeme.

6
"& +9
( !. " " "B $

" /
12 3

"
I
ϕ
0*
12 3
"2 3 /
"
& #

% ( # !. " " "B $

(## +"$ " + & "


Betrachtet man einen einfachen Einmassenschwinger, wie er in Abb. 4.1 links
dargestellt ist, so wirken auf den Massenpunkt neben der äußeren Kraft P(t) und
der Federkraft Fk noch eine beschleunigungsproportionale Trägheitskraft Fm und
eine Dämpfungskraft Fc, die meist geschwindigkeitsproportional angenommen
wird (viskose Dämpfung).
Es gilt:
·· ·
Fm = m ⋅ u ; Fc = c ⋅ u; Fk = k ⋅ u

Unter Anwendung des Prinzips von d’Alembert ergibt sich damit die folgende
Grundgleichung des Einmassenschwingers:
·· ·
mu + cu + ku = 0

Die Gewichtskraft m ⋅ g kann bei der Aufstellung der Differentialgleichung unbe-


rücksichtigt bleiben, wenn die Koordinate u von der statischen Gleichgewichtslage
aus gemessen wird.
Diese Gleichung gilt es nun unter Berücksichtigung der gegebenen Anfangsbedin-
gungen zu lösen.

(# B & " " + " +


& "
Die Masse m wird aus einer ausgelenkten Lage ( u = u0 ) mit einer Anfangsge-
schwindigkeit v0 in Bewegung gesetzt. Die äußere Kraft P sowie die Dämpfungs-
kraft sind Null.

6 <
"& +9
!. " " "B $

Es gilt somit:
··
mu + ku = 0
Die Lösung dieser Differentialgleichung lautet dabei folgendermaßen:
u ( t ) = C 1 ⋅ sin ( ω 0 t ) + C 2 ⋅ cos ( ω 0 t )

mit

ω0 = k-
--- :
m

Die Integrationskonstanten C1 und C2 ergeben sich aus den Anfangsbedingungen


m0 und v0 für den Zeitpunkt t = 0.

v0
m ( t ) = ------ ⋅ sin ( ω 0 ⋅ t ) + u0 ⋅ cos ( ω 0 ⋅ t )
ω0

Das System vollzieht also eine harmonische Schwingung mit der Eigenkreisfre-
quenz ω 0 .

u(t) Periode T
Masse m
Amplitude A

Zeit t

gedämpft

Dämpfung c ungedämpft

ω=2Πf
Federsteifgkeit k
T = 1/f
% ( B !& # $ "? *# $ "?
" & #

(#' B & " " + " +


& "
Die Bewegungsgleichung für die freie, gedämpfte Schwingung des Einmassen-
schwingers lautet:

6 =
"& +9
( !. " " "B $

·· ·
mu + cu + ku = 0

Je nach Größe des Dämpfungskoeffizienten können drei Fälle unterschieden wer-


den:
überkritisch gedämpfter Fall
kritisch gedämpfter Fall
unterkritisch gedämpfter Fall

Überkritisch gedämpfter Fall: u(t)


Ist der gegebene Dämpfungskoeffizient c
größer als ein kritischer Dämpfungskoeffi-
zient cc, so spricht man von einer überkri-
tisch gedämpften Schwingung. Der Wert t
der kritischen Dämpfung errechnet sich
aus:

cc = 2 ⋅ m ⋅ ω0 mit ω0 = k-
---
m

Der zeitliche Verlauf u(t) stellt eine Kriechbewegung dar. Die Lösungsfunktion
geht asymptotisch gegen Null. Nur bei entsprechender Anfangsgeschwindigkeit
hat die Lösungsfunktion eine Nullstelle. Ein solcher Vorgang ist nicht mehr zu den
eigentlichen Schwingungsvorgängen zu rechnen.
Unter Zuhilfenahme der kritischen Dämpfung cc kann die Dämpfung eines
Systems auch durch die sogenannte Dämpfungszahl ξ angegeben werden. Diese
stellt das Verhältnis des Dämpfungskoeffizienten c zur kritischen Dämpfung cc dar.
Sie wird auch als Lehr’sches Dämpfungsmaß bezeichnet.

c c c
ξ = ---- = ----------------------- = -----------------------
cc 2 ⋅ m ⋅ ω0 2⋅ m⋅k

Kritisch gedämpfter Fall:


Auch für den Fall eines kritisch gedämpften Systems ( c = cc ) ist der zeitliche Ver-
lauf der Verformung eine Kriechbewegung. Dieser Fall wird auch aperiodischer
Grenzfall genannt.

6<
"& +9
!. " " "B $

Sowohl kritisch als auch überkritisch gedämpfte Systeme haben für baupraktische
Fälle keine Bedeutung.

Unterkritisch gedämpfter Fall:


Nur wenn der gegebene Dämpfungkoeffizient c kleiner als die kritische Dämpfung
cc ist ( ξ < 1 ), stellt sich eine Schwingung ein. Die Frequenz dieser Schwingung
(Eigenkreisfrequenz ω D ) errechnet sich dabei aus:

2
ωD = ω0 ⋅ 1 – ξ

Selbst für Dämpfungen von 20% der kritischen Dämpfung ( ξ = 0,2 ) ist die
Eigenkreisfrequenz ω D der gedämpften Schwingung nur unwesentlich kleiner als
die Eigenkreisfrequenz ω 0 des entsprechenden ungedämpften Systems
( ω D = 0,98 ⋅ ω 0 ). Für die in der Baupraxis relevanten Fälle kann daher auch die
Eigenfrequenz des ungedämpften Systems zur Beurteilung des Schwingungsver-
haltens herangezogen werden.
Der zeitliche Verlauf der Verformung u(t) ergibt sich für den unterkritisch
gedämpften Fall gemäß
– ξω 0 t
u(t) = e ⋅ ( C 1 ⋅ sin ( ω D ⋅ t ) + C 2 ⋅ cos ( ω D ⋅ t ) )

Er läßt sich aber auch folgendermaßen anschreiben:


– ξω o t
u(t) = A ⋅ e ⋅ sin ( ω D t + α )

Die Integrationskonstanten C1 und C2 bzw. A und α sind aus den Anfangsbedin-


gungen für t = 0 zu bestimmen. Bei gegebener Anfangsauslenkung u0 und
Anfangsgeschwindigkeit v0 erhält man:

– ξω 0 t v 0 + ξω 0 u 0
u(t) = e ⋅ u 0 ⋅ sin ( ω D t ) + -------------------------- ⋅ cos ( ω D ⋅ t )
ωD

6<
"& +9
( !. " " "B $

23

2⋅π
T D = ----------
ωD

% (' N $ 0? * $ !& #

Das Verhältnis zweier aufeinanderfolgender Amplituden ist konstant und beträgt:


c⋅T
u1 u2 un -------------D-
ξ ⋅ ω0 ⋅ TD 2⋅m
----- = ----- = ----------- = e = e
u2 u3 un + 1

Der natürliche Logarithmus dieses Verhältnisses heißt logarithmisches Dekrement


und wird mit D bezeichnet.

un ξ ⋅ ω0 ⋅ TD c ⋅ TD
D = ln ----------- = ln ( e ) = ξ ⋅ ω 0 ⋅ T D = -------------
un + 1 2⋅m

Zwischen der Dämpfungszahl ξ und dem logarithmischen Dekrement D besteht


somit der folgende Zusammenhang:

2 1 D-
ξ = -----------------2- bzw. für kleine D: ξ ≈ -----
4π 2π
1 + --------
2
D

Diese Beziehung ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, da die Dämpfungseigen-
schaften verschiedener Materialien in der Literatur sowohl durch die Dämpfung-
zahl als auch durch das logarithmische Dekrement beschrieben werden. Das
logarithmische Dekrement wird in vielen Veröffentlichungen auch mit dem Buch-
staben δ bezeichnet.

(#( & " & " "


" + 9
Im Falle einer harmonischen Anregung P ( t ) = P 0 ⋅ sin ( ω ⋅ t ) lautet die Bewe-
gungsdifferentialgleichung:

6<
"& +9
!. " " "B $

·· ·
mu + cu + ku = P 0 ⋅ sin ( ω ⋅ t )

Darin ist P0 die Amplitude der Erregerkraft und ω die Kreisfrequenz der Erre-
gung.
Die Lösung dieser Differentialgleichung setzt sich dabei aus einem homogenen
und einem partikulären Anteil zusammen. Der homogene Anteil, in dem die
Anfangsbedingungen Eingang finden, klingt trotz der im Bauwesen relativ gerin-
gen Dämpfungen im allgemeinen so rasch ab, daß man sich in der Regel auf den
partikulären Anteil, der die stationäre Lösung darstellt, beschränken kann, wenn
man nicht direkt am Einschwingvorgang interessiert ist. Für den zeitlichen Verlauf
der Verschiebung u(t) ergibt sich:

P 1
u ( t ) ≈ u p ( t ) = -----0 ⋅ ------------------------------------------------- ⋅ sin ( ωt – θ )
k 2 2 2
( 1 – β ) + ( 2ξβ )

2ξβ
mit dem Phasenwinkel θ = atan -------------- (0 ≤ θ ≤ π )
2
1–β

ω
und dem Frequenzverhältnis β = ------
ω0

Das System schwingt also mit der durch die Erregung aufgezwungenen Frequenz
ω um den Phasenwinkel θ gegenüber der Erregung phasenverschoben. Die
Amplitude A der Systemantwort beträgt dabei:

P0 1
A = ----- ⋅ -------------------------------------------------
k
2 2 2
( 1 – β ) + ( 2ξβ )
Das Verhältnis der Amplitude der Antwortschwingung des Systems zur statischen
Verformung bezeichnet man als Verstärkungsfaktor V.

A 1
V = ------------ = -------------------------------------------------
P0 ⁄ k 2 2 2
( 1 – β ) + ( 2ξβ )

In Abb. 4.4 ist der Verstärkungsfaktor V in Abhängigkeit vom Frequenzverhältnis


β für verschiedene Dämpfungszahlen ξ aufgetragen. Für kleine Dämpfungen lie-
gen die Maxima von V in der Nähe von β = 1 . Wenn dieses Abstimmungsver-
hältnis vorliegt, so spricht man von Resonanz.
Für β = 1 beträgt der Verstärkungsfaktor V dabei zum Beispiel:

6 <5
"& +9
( !. " " "B $

1
V β = 1 = ------

Für verschwindende Dämpfung treten im Resonanzfall unendlich große Amplitu-


den auf. Im Falle einer vorhandenen Dämpfung tritt das Maximum des Verstär-
2
kungsfaktors allerdings nicht bei β = 1 , sondern bei β = 1 – 2 ⋅ ξ auf. Vmax
ergibt sich dann zu:

1
V max = -----------------------------
2
2ξ ⋅ ( 1 – ξ )

8 <
8 8
8
θ

5 8
8 =
#

ξ@
8
5 8
1
'

8
5 6 8
B : β
8
ξ@

5 6 8
B : β

% (( ' GE ' $1 & * # θ

6 <6
"& +9
!. " " " B $

(#) " $ + < $

< $ ξ

Stahlbeton

* geringe Beanspruchung (ungerissen)

* mittlere Beanspruchung (gerissen) 6


* hohe Beanspruchung (gerissen), jedoch kein Fließen der Bewehrung 8 <
Voll vorgespannter Beton 6
Teilweise vorgespannter Beton <
Stahl

Verbundkonstruktion 5

Um einen Überblick über die Größenordnung der im Bauwesen relevanten Dämp-


fungsmaße zu bekommen, sind in der obigen Tabelle Dämpfungszahlen für ver-
schiedene Materialien angegeben.

( 9 B " +

( # +"$ " + +9
Betrachtet man eine sich in Ruhe befindliche für die Berechnung diskretisierte
Tragstruktur, so muß der Vektor {f} der Knotenkräfte, die den inneren Tragwerks-
spannungen äquivalent sind, mit dem globalen Lastvektor {p(t)} im Gleichgewicht
stehen.
Der Vektor {f} läßt sich im Falle linearen Systemverhaltens als Produkt aus Stei-
figkeitsmatrix [K] und Verformungsvektor {u} bilden; der Lastvektor umfaßt die
in den Systemknoten konzentriert wirkenden äußeren Kräfte sowie die sich aus den
Elementbelastungen ergebenden Starreinspannwerte.

[K] ⋅ {u} = {p}

Verändert sich nun die Belastung mit der Zeit t ({p} = {p(t)}), so wirken neben den
oben erwähnten Kräften noch Trägheits- und Dämpfungskräfte am System. Die
Massenträgheitskräfte sind dabei beschleunigungsproportional; die Dämpfungs-
kräfte werden meist als geschwindigkeitsproportional angenommen (viskose
Dämpfung), da dieser Fall mathematisch noch relativ einfach zu behandeln ist.

6 <8
"& +9
( !. " " " B $

Unter Anwendung des Prinzips von d’Alembert erweitert sich damit das obige
Gleichungssystem zur Beziehung:

[M] ⋅ {u(t)} + [C] ⋅ {u(t )} + [K ] ⋅ {u(t)} = {p(t)}

[M] bezeichnet darin die globale Systemmassenmatrix, die sich, aus lokalen
Systemmassenmatrizen und Knotenmassen assembliert, bilden läßt; [C] ist die glo-
bale Dämpfungsmatrix des Systems.

Die globale Massenmatrix [M] kann also ähnlich wie die Steifigkeitsmatrix aus
Elementmassenmatrizen gebildet werden. Die Koeffizienten dieser Elementmas-
senmatrizen sind dabei jene Knotenkräfte, welche sich aufgrund von „1“-
Beschleunigungen an den Knoten ergeben. Diese können dadurch angenähert wer-
den, daß die Masse in den Knoten konzentriert angenommen wird („lumped mass
matrix“).
Die Dämpfungsmatrix [C] wird aus rechentechnischen Gründen meist durch eine
lineare Kombination der Systemsteifigkeitsmatrix [K] und der Systemmassenma-
trix [M] gebildet (Rayleigh-Dämpfung).
[C] = α ⋅ [ M] + β ⋅ [ K]
Dabei besteht folgender Zusammenhang zwischen der Kreisfrequenz ω, der Dämp-
fungszahl ξ und den Koeffizienten α und β:
α
ξ i = 1--- ⋅ ----- + β ⋅ ω i
2 ωi

Möchte man die Dämpfung ξ für einen Frequenzbereich zwischen ω1 und ω2 rela-
tiv konstant halten, so müssen diese Werte lediglich in obige Gleichung eingesetzt
werden und man erhält ein Gleichungssystem mit zwei Unbekannten zur Bestim-
mung von α und β.

( " + + +9

Die quasistatische Methode


Die dynamische Wirkung wird entweder durch Zusatzkräfte (zusätzliche Horizon-
talkräfte bei Erdbeben) oder durch eine Erhöhung der statischen Lasten (dynami-
scher Beiwert Φ in Abhängigkeit von der maßgeblichen Länge l Φ sowie der
Fahrspur bei Brückentragwerken) simuliert. Das Eigenschwingverhalten des
Systems wird nicht oder nur näherungsweise berücksichtigt. Diese Methode ist die
einfachste, aber auch die ungenaueste.

6 <;
"& +9
!. " " " B $

Modale Analyse
Die modale Analyse wird vor allem bei Erdbebenberechnungen angewendet. Sie
wird in drei Schritten durchgeführt:
1. Transformation des Mehrmassenschwingers mit n Freiheitsgraden sowie der
Belastung in maximal n Einmassenschwinger. Dazu ist die Kenntnis von
Eigenfrequenzen und Eigenformen des Mehrfreiheitsgradsystems notwendig.

2. Untersuchung der Lasteinwirkung an Einmassenschwingern (Zeitschrittverfah-


ren, Antwortspektrenverfahren bei Erdbebenberechnungen)

3. Übergang von Einmassenschwingern auf das Mehrmassenmodell durch ent-


sprechende Überlagerung.

Zeitverlaufsmethode am Mehrmassensystem (Zeitschrittverfahren)


Durch eine schrittweise Berechnung lassen sich die Zeitverläufe der Verformungen
des Systems sowie der Schnittkräfte ermitteln.
Die Zeitschrittverfahren können bedingt oder unbedingt stabil sein.
w Bedingt stabile Verfahren konvergieren nur, wenn ein Zeitschritt gewählt wird,
der kleiner als ein kritischer Zeitschritt ist, welcher von der höchsten Eigenfre-
quenz des Systems abhängt.

w Unbedingt stabile Verfahren konvergieren in jedem Fall. Die Genauigkeit des


Ergebnisses steigt jedoch mit der Kürze des Zeitschrittes an.

Zu den bekanntesten Zeitschrittverfahren zählen die Newmark’sche Methode, das


Wilson-θ-Verfahren und das zentrale Differenzenverfahren.

Methoden im Frequenzbereich
Alle zeitabhängigen Größen werden durch eine Fouriertransformation in den Fre-
quenzbereich transformiert, wodurch das Bewegungsdifferentialgleichungssystem
vom Zeit- in den Frequenzbereich übergeführt wird.
Dann kann wie im Zeitbereich eine modale Lösung oder direkte Integration durch-
geführt werden. Diese Methoden werden verwendet, wenn z.B. in der Dämpfungs-
matrix frequenzabhängige Terme vorkommen.

Probabilistische Verfahren
Erfassen der Unsicherheiten im Strukturmodell und im Modell der Schwingungs-
erregung durch Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Untersuchungen auf probabilisti-
scher Basis können mit allen oben erwähnten Verfahren durchgeführt werden.

6<
"& +9
( !. " " " B $

Wegen des hohen Berechnungsaufwandes wird diese Methode nur selten verwen-
det.

( ' $ " + " C


Da im Bauwesen die Dämpfungen im allgemeinen sehr gering sind (weit unter der
kritischen Dämpfung), können zur Beurteilung des Eigenschwingungsverhaltens
die Eigenfrequenzen des ungedämpften Systems herangezogen werden.
Im Falle einer freien Schwingung ist der zeitabhängige Belastungsvektor {p(t)}
gleich Null. Damit erhält man bei Vernachlässigung der Dämpfung aus der Grund-
gleichung der Strukturdynamik:

[ M] ⋅ { u( t ) } + [ K ] ⋅ { u( t) } = 0

Da es sich bei Eigenschwingungen um harmonische Schwingungen handelt, kann


für den Verschiebungsvektor {u(t)} folgende Formulierung gewählt werden:

{ u ( t ) } = { a } ⋅ sin ( ωt + ϕ )

Damit läßt sich das folgende homogene Gleichungssystem gewinnen:


2
([K] – ω ⋅ [M]) ⋅ {a} = 0

Dieses hat nur dann von Null verschiedene (nichttriviale) Lösungen, wenn seine
Determinante verschwindet, d.h. wenn gilt:
2
[K] – ω ⋅ [M] = 0
2
Es liegt hier ein allgemeines Eigenwertproblem für ω vor, aus dem sich in der
Regel so viele Eigenwerte ω i bestimmen lassen, wie Freiheitsgrade n vorliegen.
Die Werte ω i sind die Nullstellen der Determinante.
Die zu den Eigenfrequenzen ω i gehörenden Lösungen { ψ i } des obigen homoge-
nen Gleichungssystems, die sogenannten Eigenvektoren, sind nur als Verhältnis-
werte darstellbar, sie werden auf ihren Größtwert normiert.

Verfahren zur Lösung des allgemeinen Eigenwertproblems


Die Bestimmung der Eigenwerte erfolgt in der Regel numerisch mit Hilfe von
EDV-Programmen. Die darin verwendeten Verfahren lassen sich einteilen in:
w Vektor-Iterationsverfahren
w Transformationsverfahren (z.B.: das Jacobi-Verfahren)
w Polynom-Iterationsverfahren
w Unterraum-Iterationsverfahren (Subspace-Verfahren)

6 <<
"& +9
!. " " " B $

Alternative Bestimmung von Eigenfrequenzen nach Sattler (Energiemethode)


In einfachen Fällen (z.B. Einfeldbalken) lassen sich die Eigenfrequenzen auch
näherungsweise durch den Ansatz von kinetischer und potentieller Energie eines
Systems bestimmen. Die Eigenfrequenzen werden dabei mit Hilfe der statischen
Durchbiegungen berechnet.

P = mg

ustat

% () B $

Der frei aufliegende masselose Balken ist mit einer schwingenden Masse m in Bal-
kenmitte belastet (s. Abb. 4.5).
Aus der statischen Durchbiegung ustat zufolge der Kraft P = mg kann eine Feder-
konstante k berechnet werden:
P
k = ---------
u stat

Für eine bestimmte Ausbiegung u1 gilt dann für die Federkraft


F = –k ⋅ u1

Die allgemeine Lösung für die freie Schwingung des ungedämpften Einmassen-
schwingers lautet:
u ( t ) = C 1 ⋅ sin ( ω 0 t ) + C 2 ⋅ cos ( ω 0 t )

Für eine Schwingung der Form


u 1 ( t ) = A ⋅ cos ( ω 0 t )

ist
du 1
u 1 (t) = -------- = –A ⋅ ω 0 ⋅ sin ( ω 0 t )
dt
Die kinetische Energie für eine Durchbiegung u1 ist
2
1 P du 1 1 P 2
U = --- ⋅ --- ⋅ -------- = --- ⋅ --- ⋅ A ⋅ ω 02 ⋅ sin2 ( ω 0 t )
2 g dt 2 g
Für die potentielle Energie der von Null anwachsenden Federkraft gilt:

6 <=
"& +9
( !. " " " B $

1 1
V = – --- ⋅ F ⋅ u 1 = – --- ⋅ F ⋅ A ⋅ cos ( ω 0 t )
2 2
Der Satz von der Erhaltung der Energie besagt, daß die Summe von potentieller
und kinetischer Energie zu jedem Zeitpunkt konstant ist:

t = t1: U1 = 0 t = t2: U2 = Umax


V1 = Vmax V2 = 0

U1 + V1 = U2 + V2
0 + Vmax = Umax + 0
Vmax = Umax

1 1 P 2
– --- ⋅ F ⋅ A = --- ⋅ --- ⋅ A ⋅ ω 02
2 2 g
Setzt man A = ustat, erhält man
1 1 P 2
– --- ⋅ F ⋅ u stat = --- ⋅ --- ⋅ u stat ⋅ ω 02
2 2 g
und

g
ω 02 = ---------
u stat

Ist der Träger mit mehreren Lasten belastet (s. Abb. 4.6), erhält man die Bedin-
gungsgleichung
ω2
------ ⋅ ( P n ⋅ u n2 ) = ( Pn ⋅ un )
g n n

Daraus kann wiederum die erste Eigenfrequenz berechnet werden

g⋅ ( Pn ⋅ un )
n
:ω = ---------------------------------
( P n ⋅ un2 )
n

6=
"& +9
!. " " " B $

P1 P2 P3 Pn

u1 un
u2 u3
% (* A "

( ( $: " C &
Von einem dreigeschoßigen Stockwerksrahmen mit starren Riegeln sollen die
Eigenfrequenzen bestimmt werden.
Die Masse der Riegel beträgt 2 t/m. Das Trägheitsmoment der Stiele ist 0,0001 m4.
Die Masse der Stiele darf vernachlässigt werden, ebenso die Verformungsanteile
aufgrund von Normalkräften.
Die Breite des Rahmens beträgt 6,00 m, die Geschoßhöhe ist jeweils 3,00 m. Der
Elastizitätsmodul ist mit 2,0 . 108 kN/m2 gegeben.
Das System ist in Abb. 4.7 dargestellt. Es besitzt drei Freiheitsgrade, nämlich die
Horizontalverschiebungen u1, u2 und u3 der drei Riegel des Stockwerkrahmens .

3
m = 2 t/m 3,00 m

E = 2,0 . 108 kN/m2

2
m = 2 t/m
3,00 m

Riegel starr
1
m = 2 t/m
3,00 m

IStiel = 0,0001 m4

6,00 m

% (- ! & # " !. "

6=
"& +9
( !. " " " B $

Bestimmung der Systemmatrizen:

Steifigkeit eines einzelnen Stiels:


8
12 ⋅ E ⋅ -I 12 ⋅ 2,0 ⋅ 10 ⋅ 0,0001-
k = -------------------
3 = --------------------------------------------------
3 = 8888,9 kN
L 3,00

Steifigkeitsmatrix des Systems:


L

12EI 12EI
Q = ------------ Q = ------------
3 3
L L

% (1 ! !

Koeffizienten der Steifigkeitsmatrix:


k11 = 2 · ( 2 · 8888,9 ) = 35556 = k22
(Der Koeffizient k11 ist die Horizontalkraft, die zufolge einer horizontalen „1“-
Verschiebung des Riegels 1 auf den Riegel 1 wirkt.)
k12 = k21 = - ( 2 · 8888,9 ) = -17778
k33 = 2 · 8888,9 = 17778
k23 = k32 = -17778
k13 = k31 = 0
Damit ergibt sich die Systemsteifigkeitsmatrix zu:

35556 – 17778 0
[ K ] = – 17778 35556 – 17778

0 – 17778 17778

Massenmatrix des Systems:


Der Koeffizient m11 ist z.B. jene Horizontalkraft, welche zufolge einer Horizontal-
beschleunigung des Riegels 1 der Größe „1“ auf den Riegel 1 wirkt.
m11 = m22 = m33 = m · L = 2,0 · 6,00 = 12; alle mij sind gleich 0

6=
"& +9
!. " " " B $

Damit ergibt sich folgende Massenmatrix:

12 0 0
[M] = 0 12 0

0 0 12

Bestimmung der Eigenfrequenzen:


Um die Eigenfrequenzen des gegeben Systems zu bestimmen, ist nun das folgende
allgemeine Eigenwertproblem zu lösen.

2
[K] – ω ⋅ [M] = 0
2
Das bedeutet: es sind die Nullstellen der Determinante von [ K ] – ω ⋅ [ M ] zu
bestimmen.
Der Wert der Determinante kann in unserem Fall (3x3-Matrix) nach der Regel von
Sarrus ermittelt werden. Bei größeren Matrizen wird eine Gauß’sche Faktorenzer-
legung durchgeführt. Den Wert der Determinante erhält man danach durch Multi-
plikation der Diagonalglieder der dreieckszerlegten Matrix.
Abb. 4.9 zeigt den Verlauf dieser Determinante für das gegebene Beispiel in
Abhängigkeit von der Kreisfrequenz ω.
Im gegebenen Fall kann man die Nullstellen der Determinante noch einfach mit
Hilfe eines geeigneten Nullstellensuchverfahrens (z.B. mit dem Sekantenverfahren
(Regula falsi)) finden. In der Praxis werden diese Eigenwerte (und zugehörigen
Eigenvektoren) jedoch meist mit Hilfe eines der unter 4.2.3 erwähnten Verfahren
rechnergestützt ermittelt.

6 =5
"& +9
( !. " " " B $

ω1=17,1 ω2=48,0 ω3=69,4

Beispiel: Stockwerkrahmen

2
% (2 ' [K] – ω [M]

Ergebnisse:
In der folgenden Tabelle sind die Eigenfrequenzen und zugehörigen Periodendau-
ern eingetragen.

" & " ": # '

: ω 5 6< ;= 5;
: 24 3 5 ;6 6
1 $ A2 3 5; 5 = ;

Die zugehörigen normierten Eigenvektoren {ψi} sind:

0,445 1 -0,802
{ ψ1 } = 0,802 ; { ψ 2 } = 0,445 ; { ψ3 } = 1
1 -0,802 -0,445

Die Eigenformen sind in der folgenden Abbildung graphisch dargestellt.

6 =6
"& +9
!. " " " B $

1. Eigenform 2. Eigenform

3. Eigenform

% (# " $ ! & # "

( ) $ "
Da sich die Schwingungsantwort eines Tragwerks auf eine zeitlich veränderliche
Belastung als Überlagerung der Eigenformen (Eigenmoden) des Systems darstel-
len läßt, ist die Kenntnis dieser Eigenformen von Bedeutung.
Um die Auswirkungen von Aussteifungen auf das Schwingungsverhalten eines
Stockwerkrahmens zeigen zu können, werden Schwingungseigenformen von
4-geschossigen Rahmen mit starren Riegeln für zwei Fälle ermittelt:
a) Rahmensystem ohne Aussteifung
b) mit ausgesteiften Obergeschossen
Zur Bestimmung der Eigenformen wurde das Stabwerksprogramm Ruckzuck ver-
wendet.

6 =8
"& +9
( !. " " " B $

Abb. 4.11a zeigt die errechneten Eigenformen für das nicht ausgesteifte System,
Abb. 4.11b jene für das ausgesteifte System.
Wie aus diesen Bildern leicht zu erkennen ist, können Aussteifungen das Schwin-
gungsverhalten eines Tragwerks wesentlich beeinflussen. Aus diesem Grund müs-
sen auch Aussteifungen, welche in einer statischen Berechnung eventuell
vernachlässigt werden dürfen, bei der dynamischen Analyse des Systems mitmo-
delliert werden.

a) b)

% ( ## "$ ! & # " 3 *3 D* & E

( * " < + $$ " +


+9
w Bei der Bildung des Berechnungsmodells für die dynamische Analyse muß man
sich darüber im klaren sein, daß Bauteile, die im Zuge einer statischen Berech-
nung, auf der „sicheren“ Seite liegend, vernachlässigt werden, in der dynami-
schen Berechnung mitmodelliert werden müssen, wenn sie das dynamische
Verhalten des Gesamtsystems wesentlich beeinflussen.
Beispielsweise werden nichttragende Zwischenwände in der statischen Berech-
nung meist nur durch eine erhöhte Nutzlast berücksichtigt, bei der Bildung des
statischen Systems aber nicht mitmodelliert.
Falls diese Zwischenwände nicht von der Tragstruktur entkoppelt sind, müssen
sie bei einer dynamischen Berechnung wenigstens näherungsweise mitmodel-

6 =;
"& +9
!. " " " B $

liert werden, da sich dadurch die Steifigkeitsverhältnisse im System und damit


dessen Schwingungseigenschaften wesentlich ändern können.

w Bei einer dynamischen Berechnung müssen Zusatzmassen, welche sich zur


Masse der eigentlichen Tragstruktur addieren, berücksichtigt werden.
Diese Massenanteile können aus den ständigen Lasten auf der Struktur resultie-
ren (etwa schwere Gegenstände wie Maschinen). Auch umweltbedingte Ein-
flüsse wie Schnee, Eis oder Pflanzenwachstum führen zu einer Erhöhung der zu
berücksichtigenden Masse.
w Probleme können speziell in der Modellierung von Knoten und Gelenken auf-
treten. Rahmenecken sind vielfach nachgiebiger, als man gemeinhin annimmt.
Eine ungenügende Modellierung kann die Grundfrequenz des Systems entschei-
dend beeinflussen. Für höhere Schwingungsformen sind die Auswirkungen
geringer.

w Schwierigkeiten kann auch die Modellierung der Auflager bereiten, da eine


etwa vorhandene Nachgiebigkeit das dynamische Verhalten der Konstruktion
beeinflussen kann.

w Die Lage großer Massen in der Struktur muß möglichst genau angegeben wer-
den.
Einzelmassen, deren Schwerpunkt nicht in der Systemachse der Tragstruktur
liegt, können durch Knotenmassen mit einer starren Kopplung zu einem ent-
sprechenden Elementknoten modelliert werden. (siehe Abb. 4.12)

große Einzelmasse

Balken

a) gegebenes Problem

Knotenmasse
starre Kopplung

Modellierung durch Stabelemente

b) Rechenmodell

% (# & & & "A . " G $ /

6=
"& +9
( + . " &

(' 9 /

('# $ " + $ 8 $

Harmonische Lasten

Harmonische Lasten haben einen sinusförmigen Verlauf.


1 Zufolge der immer vorhandenen Dämpfung in den Bau-
teilen ergibt sich bei längerer Einwirkungsdauer ein sta-
tionärer Schwingungszustand des Bauwerks.
Maschinen mit rotierenden, nicht vollkommen ausge-
wuchteten Teilen
Maschinen mit beabsichtigten Unwuchten

Periodische Lasten

Bei periodischen Lasten wiederholt sich ein bestimmter


1 Verlauf der Last in regelmäßigen Zeitabständen. Der Zeit-
verlauf innerhalb einer Periode ist beliebig und kann
durch eine Fourier-Zerlegung in eine Reihe harmonischer
Lasten überführt werden.
menschliche Aktivitäten
Maschinen mit mehreren Unwuchten, oszillierenden Teilen oder regelmä-
ßig stoßenden Teilen
Wind (Anregung normal zur Windrichtung, zufolge Wirbelablösung)

Transiente Lasten

1
Transiente Lasten haben eine beliebigen Zeitverlauf, der
keinerlei Periodizitäten aufweist. Auch die Einwirkungs-
dauer der Last ist beliebig. Transiente Lasten können
ebenfalls durch eine Überlagerung harmonischer Lasten
angenähert werden (diskrete Fourier-Transformation).

6 =<
"& +9
+ . " &

Wind (Anregung in Windrichtung - Böen)


Wasserwellen
Erdbeben
Schienen- und Straßenverkehr
Bauarbeiten

Impulsartige Lasten

1
Impulsartige Lasten sind grundsätzlich transiente Lasten.
Sie weisen jedoch eine sehr kurze Einwirkungsdauer auf.

Maschinen, die Einzelstöße ausüben


Bauarbeiten (z.B. Erschütterungen im Nahbereich einer Sprengung)
Anprall von Fahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen oder Geschossen
Explosionen
plötzlicher Ausfall von tragenden Teilen

(' $ " + % + 8

Dynamische Lasten zufolge menschlicher Aktivitäten


Besonders zu berücksichtigen bei Fußgängerbauwerken, Bürogebäuden, Turn- und
Sporthallen, Tanzlokalen und Konzertsälen, sowie Sprungtürmen in Schwimmbä-
dern.
Gehen, Laufen: Schrittfrequenz: Gehen 1,5 - 2,5 Hz; Laufen bis 5,0 Hz
Hüpfen: Hüpffrequenz 1,8 - 3,4 Hz, Stoßfaktor in Extremfällen bis zu 7,0
Tanzen: Frequenz 1,6 - 3,0 Hz
Stoß gegen Wand (Anprall)
Diese Frequenzen liegen allesamt im Bereich der ersten Eigenfrequenzen üblicher
Tragwerke!

6 ==
"& +9
( + . " &

Dynamische Maschinenlasten
Maschinen mit rotierenden Teilen infolge Unwucht (Zentrifugen, Turbi-
nen, etc.)
Maschinen mit oszillierenden Teilen (Kolbenmaschinen, Sägegatter,
Glocken)
Maschinen mit stoßenden Teilen (Formpressen, Schmiede)

Dynamische Windlasten
Böenerregte Schwingungen (Gust excited vibrations),
Wirbelresonanzschwingungen (Karman-Schwingung),
Flatterschwingungen (Flutter),
Bewegungsinduzierte Biegeschwingungen (Galloping),
Schwingungen durch Interferenzeinfluß (Buffeting),
Querschnittsdeformationsschwingungen (Ovalling).

Dynamische Lasten zufolge Sprengungen


Die Auswirkung ist abhängig von der Art des durchlaufenen Bodens, dem Spreng-
schema, der Sprengstoffmenge und der Entfernung vom Ort der Sprengung. Die
gefährdete Zone befindet sich im Umkreis von etwa 10 bis 100 Metern. An der
Sprengstelle liegt die Frequenz bei 50 - 100 Hz, sie nimmt mit der Entfernung ab.

Dynamische Lasten zufolge Straßen- und Schienenverkehr


Unebenheit der Fahrbahn
Bewegung der Fahrzeuge (Lageänderung der Belastung, etc.)
Radunrundheiten (Flachstellen bei Eisenbahnfahrzeugen)
Die Stärke und Frequenz hängen von der Fahrzeugmasse, der Bauteilmasse, der
Geschwindigkeit, der Fahrzeugkonstruktion und der Oberflächenbeschaffenheit
der Fahrbahn sowie der Räder ab.

Dynamische Lasten zufolge Bauarbeiten


Rammen von Pfählen, Spundwänden etc.
Verdichten von Böden

6
"& +9
+ . " &

('' 3 + & " "


Bei nicht schwingungsanfälligen Bauwerken erfolgt die Berücksichtigung der
Windwirkung durch statische Ersatzlasten. Schlanke Baukörper können durch die
Windanströmung zu Schwingungen angeregt werden. Diese durch Wind verur-
sachten Schwingungen können folgendermaßen eingeteilt werden:

Böenerregte Schwingungen (Gust excited vibrations)


Die Böigkeit des Windes verursacht Schwankungen der Windbelastung von Bau-
werken. In der Berechnung wird diese Art der Belastung durch eine statische
Ersatzlast berücksichtigt.

Wirbelresonanzschwingungen (Karman-Schwingung)
Wirbelresonanzschwingungen erfolgen normal zur Windrichtung. Sie treten insbe-
sondere bei Baukörpern mit kreisförmigen oder annähernd kreisförmigen Quer-
schnitt auf. Die Schwingungen werden durch sich vom Baukörper ablösende
Wirbel verursacht. Wenn die Ablösefrequenz nahe der Eigenfrequenz des Bau-
werks oder eines Bauteils normal zur Windrichtung liegt, kann das Bauwerk oder
der Bauwerksteil zu Schwingungen angeregt werden.

Flatterschwingungen (Flutter)
Flatterschwingungen erfolgen normal zur Windrichtung. Kennzeichnend für eine
Flatterschwingung ist das Vorhandensein von mindestens zwei Freiheitsgraden.
Meist tritt eine Koppelschwingung von Biege- und Torsionsschwingungen ein.
Flatterschwingungen treten vor allem bei schlanken flächenartigen Konstruktionen
auf.

Bewegungsinduzierte Biegeschwingungen (Galloping)


Galloping-Schwingungen erfolgen ebenfalls normal zu Windrichtung. Sie können
bei sehr schlanken, nicht kreisförmigen Baukörpern mit scharfkantigen Profilen
und damit vorgegebenen Abrißkanten auftreten.
Kleine anfängliche Auslenkungen des Querschnitts in Querrichtung und die damit
verbundene Änderung des Anströmwinkels bewirken eine Vergrößerung der Aus-
lenkkraft, wodurch die Schwingung angeregt wird. Galloping-Schwingungen sind
reine Biegeschwingungen.

Schwingungen durch Interferenzeinfluß (Buffeting)


Diese Schwingungserregung tritt dann auf, wenn sich zwei oder mehrere schlanke
Bauwerke in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Im Abströmgebiet (Lee) eines
Baukörpers bildet sich eine Zone hoher Böigkeit, in der auch regelmäßig Wirbel

6
"& +9
( / & $ "

auftreten können, wodurch ein sich in diesem Gebiet befindliches Bauwerk zu


Schwingungen angeregt werden kann.

Querschnittsdeformationsschwingungen (Ovalling)
Sehr dünne, unausgesteifte kreiszylindrische Schalenkonstruktionen können durch
periodische Wirbelablösungen zu querschnittsverformenden Schwingungen ange-
regt werden.
Besondere Gefahren bestehen während der Bauphase, wenn noch nicht alle Aus-
steifungen vorhanden sind. Querschnittsverformende Schwingungen lassen sich
durch konstruktive Maßnahmen (Ringversteifungen) relativ einfach vermeiden.

(( < +

Beim Betrieb von Maschinen kommt es zur dynamischen Wechselwirkung folgen-


der Teilsysteme:
Maschine
Fundament
Baugrund

( ( # <4 " $ $
w Beschädigung der Maschinen infolge schädlicher Schwingungen
w Schwingungsbelästigung von Bauwerksbenutzern
w Beschädigungen an Bauwerken

(( < >
Zur Verringerung der Schwingungen bzw. Schwingungsübertragung wird häufig
eine Schwingungsisolierung ausgeführt. Dabei können grundsätzlich folgende
Strategien verfolgt werden:

Tiefe Abstimmung des Fundamentes


Die Eigenfrequenz des Fundamentes muß hier kleiner als die niedrigste Erreger-
frequenz bei Maschinenbetrieb sein. Niedrige Eigenfrequenzen lassen sich durch
eine große Fundamentmasse und eine weiche Federung erzielen.
Nachteil: Resonanzbereich muß beim Starten der Maschine durchfahren werden.

6
"& +9
/ $ - .

Tiefabgestimmte Fundamente werden bei folgenden Maschinen verwendet:


w Maschinen mit Anregungsfrequenzen im Bereich 5 Hz bis 16 Hz (ca. 300-1000
1/min), z.B. große Dieselmotoren, Gebläse, etc. Es werden Stahl-, Gummi- oder
Luftfedern verwendet.
w Maschinen mit Anregungsfrequenzen > 17 Hz (> 1000 1/min), z.B. kleine Die-
selmotoren, Turbinen, etc. Im Bereich 17-33 Hz (ca. 1000 - 2000 1/min) werden
Stahlfedern verwendet, für Frequenzen > 33 Hz ist eine Flächenlagerung sinn-
voll.

Hohe Abstimmung des Fundamentes


Die Eigenfrequenz des Fundamentes muß größer als die höchste Erregerfrequenz
bei Maschinenbetrieb sein. Hohe Eigenfrequenzen erzielt man durch eine kleine
Fundamentmasse und eine steife Federung.
Hochabgestimmte Fundamente werden bei Maschinen mit Anregungsfrequenzen
bis zu 5 Hz (300 1/min), z.B. für Kolbenpumpen, Kolbenverdichter, Rotationsma-
schinen verwendet. Alle Fundamenteigenfrequenzen sollen hierbei größer als die
doppelte maximale Betriebsfrequenz sein.

() < + $ % $9

Die Bewegungsgleichungen für den freien schwingenden, ungedämpften Mehr-


massenschwinger lauten in Matrizenform wie folgt:

[ M ] ⋅ { u( t) } + [ K ] ⋅ { u( t ) } = 0 2I 6 3

Die Lösung des vorliegenden Eigenwertproblems führt zu den Eigenfrequenzen


und Eigenformen des Systems. Ein System mit n Freiheitsgraden hat also n Eigen-
formen, die unabhängig voneinander sind (Eigenformen sind nicht linear abhän-
gig). Die zeitlich veränderliche Verformung des Tragwerks kann durch
Superposition der Eigenformen beschrieben werden. Man spricht von modaler
Superposition.
{ u ( t ) } = [ Φ ] { y ( t ) } = { φ 1 }y 1 ( t ) + { φ 2 }y 2 ( t ) + .... + { φ n }y n ( t ) 2I 6 3

yi(t) bezeichnet man als generalisierte Koordinaten. Sie beschreiben, wie stark eine
Eigenform die Gesamtschwingung des Systems bestimmt. Die Modalmatrix [Φ]
enthält in ihren Spalten die auf den Maximalwert „1“ normierten Eigenschwin-
gungsformen des Tragwerks. Bei kleiner Dämpfung - im Bauwesen der übliche
Fall - darf angenommen werden, daß sich die Eigenfrequenzen und Eigenformen
gegenüber dem ungedämpften System nur vernachlässigbar ändern.

6 5
"& +9
( / $ - .

Es läßt sich mathematisch zeigen, daß sich die Eigenformen eines Systems sowohl
zur Massenmatrix als auch zur Steifigkeitsmatrix orthogonal verhalten. Unter der
Voraussetzung, daß sich die Dämpfungmatrix [C] beschreiben lässt durch:
[C] = a ⋅ [K] + b ⋅ [M]
verhalten sich die Eigenformen auch zur Dämpfungsmatrix orthogonal. Orthogo-
nalität bedeutet:
T
{ φm } [ K ] { φn } = 0 für m ≠ n 2I 6 53

T
{ φm } [ K ] { φn } = Kn für m = n 2I 6 63

Analog gelten diese Beziehungen auch für die Massenmatrix und die Dämpfungs-
matrix.
Setzt man den Ansatz aus (Glg. 4.2) in die Bewegungsdifferentialgleichung ein
und multipliziert danach [Φ]T vor, so erhält man:
T ·· T · T T
[ Φ ] [ M ][ Φ ]{ y } + [ Φ ] [ C ][ Φ ]{ y } + [ Φ ] [ K ][ Φ ]{ y } = [ Φ ] { P( t ) }
Unter Beachtung der Orthogonalität (Glg. 4.3) und (Glg. 4.4) entkoppeln sich nun
die Differentialgleichungen und man erhält n unabhängige Gleichungen der Form:
·· · T
Mi yi + C i yi + Ki yi = { φi } { P ( t ) } 2I 6 83

Man nennt Mi die Modale Masse, Ci die Modale Dämpfung und Ki die Modale
Steifigkeit.
Diese unabhängigen Differentialgleichungen entsprechen den Gleichungen des
Einmassenschwingers und können sehr einfach gelöst werden. (Duhamel - Inte-
gral, Methoden im Frequenzbereich, Zeitschrittverfahren). Nach der Lösung müs-
sen die n Einmassenschwinger zur Lösung des Gesamttragwerks superponiert
werden.
Die Modale Analyse wird in der folgenden Abbildung zusammengefasst:

6 6
"& +9
- # ?

% ( #' / $ - . N ""
2 ( C ""( ' ? " O ! == 3

(* % &

Eine andere Variante der Berechnung stellt das Antwortspektrenverfahren dar. Es


gilt als State-of-the-Art-Verfahren zur Erdbebenberechnung von Bauwerken und
ist als solches Bestandteil der meisten Normenwerke, so auch des EC 8. Es basiert
auf der Entwicklung der Bauwerksschwingung in Eigenformen und ist damit
strenggenommen nur für lineares Bauwerksverhalten gültig, kann aber näherungs-
weise auch nichtlineare Effekte wie z.B. Energiedissipation durch plastische Ver-
formungen berücksichtigen.

6 8
"& +9
( - # ?

(*# + $ " "


u1
··
{ P ( t ) } = – [ M ] { 1 }u g

u2
{1} ... Erregervektor
(gibt an, welche Freiheitsgrade durch
durch die Bodenbeschleunigung
angeregt werden.)
.. ..
ug ug

% ( #( $ * &

Für Tragwerke, die einer Bodenbeschleunigung (Erdbeben) unterworfen werden


gilt nach modaler Entkoppelung für jede Eigenform:
·· · T
Mi yi + C i yi + Ki yi = { φi } { P ( t ) } 2I 6 ;3

Setzt man in diese Gleichung den in Abb. 4.14 gewonnene Ausdruck für {P(t)} ein
und dividiert die Gleichung durch Mi, so ergibt sich folgende Bewegungsglei-
chung des modalen Einmassenschwingers.
·· C i · K i 1 T ·· L i ··
y i + ------y i + ------y i = – ------ ⋅ { φ i } [ M ] { 1 } ⋅ ug = – ------ ⋅ u g
Mi Mi Mi Mi

Li ... Beteiligungsfaktor der i-ten Eigenfrequenz


2I 6 3
Für dieses Problem wurden zahlreiche Berechnungen für verschiedene Einmassen-
schwinger mit unterschiedlicher Eigenfrequenz, Dämpfung und Erregung durchge-
führt.

(* $ " % &
In weiterer Folge wurden Antwortspektren für die maximale Verschiebung
(Spektralwert Sd) oder die maximale Beschleunigung (Spektralwert Sa) der
untersuchten Einmassenschwingers ermittelt. Dabei wurde wie folgt vorgegangen:
Ein Einmassenschwinger wird am Fußpunkt durch die Bodenbewegung zu
Schwingungen angeregt. Der Maximalwert der Antwort (Beschleunigung,
Geschwindigkeit oder Verschiebung) wird über der Eigenschwingzeit oder der
Eigenfrequenz aufgetragen. Diese Berechnung wird für elastische Einmassen-
schwinger verschiedener Eigenschwingzeit und Dämpfung durchgeführt, üblicher-
weise im Bereich von etwa T = 0,05 bis 10 sec. Die dadurch erhaltene Kurve wird
als Antwortspektrum bezeichnet.

6 ;
"& +9
- # ?

Antwortspektren haben in etwa folgende Form:

% ( #) - # ? " & 2 $* * / 0 & P . = <83

Die gewonnenen Antwortspektren (AWS) für verschiedene Erdbebenanregungen


werden zusammengefaßt, die Einhüllende wird gebildet und geglättet. AWS finden
dann in folgender Form Eingang in Normenwerke, wie z.B. den EC 8.

ag ... Entwurfsbeschleunigung
Se ... Ordinate des Antwortspektrums
β0 ... normierter Maximalwert des Spektrums

TB, TC, TD ... Eckperiode in Abhängigkeit der Bodenklasse

s ... Bodenparameter
η ... Dämpfungsparameter

Periodendauer T = 1/f

% ( #* - # ? " P<

Die Schweizer Norm enthält ein anderes Antwortspektrum:

6
"& +9
( - # ?

µ∆ ... Bauwerks-
duktilität

% ( #- - # ? " !-

Liegt ein sehr steifes oder ein Tragwerk mit geringer Masse vor (T <<, ω >>),
wirkt bei Bodenbeschleunigung auf das Tragwerk einfach Masse x Beschleuni-
gung, da es zu (fast) keiner dynamischen Verstärkung kommt. Ein sehr weiches
oder ein Tragwerk mit großer Masse (T >>, ω <<) erfährt praktisch keine Anre-
gung. Liegen die Tragwerkseigenfrequenzen in einem ungünstigen Bereich, so
wird das Tragwerk im Erdbebenfall stark angeregt. Es ist daher mit den Plateau-
Werten des Spektrums zu rechnen. Dämpfung oder Tragwerksduktilität berück-
sichtigen die Normen durch eine Abminderung der Spektralwerte.

(*' $ "
Zur Schnittkraftermittlung für die i-te Eigenform holt man sich aus dem Antwort-
spektrum für die zu dieser Eigenform gehörende Eigenfrequenz die Spektralver-
schiebung Sd,i oder die Spektralbeschleunigung Sa,i. Für die Maximalwerte der
normierten Koordinate yi des Einmassenschwingers gilt dann:
Li Li 1
y i,max = ------ ⋅ S d,i = ------ ⋅ ------ ⋅ S a,i 2I 6 <3
Mi Mi ω2
i

{ u i,max } = { φ i } ⋅ y i,max 2I 6=3

Für jede der n Eigenformen ergibt sich ein statischer Ersatzlastvektor [HE,i], der
die Verteilung der Trägheitskräfte wiedergibt.
··
[ H E, i ] = [ M ] { u t,i,max } 2I 6 3

Unter Berücksichtigung der Beziehungen:


·· 2 2
{ u t,i,max } = ω i { u t,i,max } = { φ i }ω i ⋅ y i,max 2I 6 3

6 <
"& +9
- # ?

und unter Verwendung von (Glg. 4.8) ergibt sich:


·
Li
[ H E, i ] = [ M ] { φ i } ------ ⋅ S a,i 2I 6 3
Mi

Man erkennt, daß sich die Ersatzlasten den Eigenformen entsprechend über
das Tragwerk verteilen.
Mit den so ermittelten Ersatzlasten können für alle Eigenformen jeweils zugehö-
rige Schnittkräfte mit den Mitteln der Statik berechnet werden. Bei Erdbeben-
belastung ist der Anteil der höheren Eigenformen an der Gesamtbeanspruchung
gering und kann oft vernachlässigt werden. Der Schnittkraftzustand berechnet sich
daher näherungsweise aus den Anteilen der niedrigen Eigenformen.
Beim Antwortspektrenverfahren geht die Information über das zeitlich ver-
setzte Auftreten der maximalen Schnittkräfte aus den unterschiedlichen
Eigenformen verloren.
Daher müssen die gewonnenen Schnittgrößen mit statistischen Methoden überla-
gert werden. Eine dieser Methoden ist die sogenannte SRSS-Methode (Square
Root of the Sum of Squares). Sie liefert folgende Überlagerungsvorschrift:

n 2
F = Fi 2I 6 53
i

F ... Schnittkraft am Knoten K (Gesamtbeanspruchung)


Fi ... Schnittkraft am Knoten K in der i-ten Eigenform

(*( D " + $
In der folgenden Tabelle ist das Antwortspektrenverfahren noch einmal zusam-
mengefaßt.

6 =
"& +9
( -% $

% ( #1 N "" $ - # ?
2 ( C ""( ' ? " O ! == 3

(- % 3 ! + /

Ramm E.: Vorlesungsskriptum Baustatik - Teil VII. Institut für Baustatik; Univer-
sität Stuttgart. Stuttgart, 1997.

6
"& +9
-% $

Flesch, R.: Baudynamik praxisgerecht, Band 1: Berechnungsgrundlagen, Bauver-


lag GmbH, Wiesbaden und Berlin, 1993
Bachmann, H.: Erdbebensicherung von Bauwerken, Birkhäuser Verlag, Basel,
Boston, Berlin, 1995
Bachmann, H. et al.: Vibration Problems in Structures, Practical Guidelines, Birk-
häuser Verlag, Basel, Boston, Berlin, 1995
Clough, R. W.: Dynamics of Structures, McGraw Hill, 1993 (Second Edition)
Gasch, R.; Knothe, K.: Strukturdynamik, Band 1: Diskrete Systeme, Band 2: Kon-
tinua und ihre Diskretisierung, Springer Verlag Berlin, 1987 bzw. 1989
Petersen, Ch.: Dynamik der Baukonstruktionen, Friedr. Vieweg & Sohn Verlags-
gesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 1996
Sattler, K.: Lehrbuch der Statik, Theorie und ihre Anwendung, Zweiter Band, Teil
B: Stabilität und Schwingungen, Springer Verlag, Berlin, 1975

6
"& +9
( -% $

6
) 5 " +

' & C
) " &
?

Viele Probleme in der Baustatik können nicht mit den bisher besprochenen einfa-
chen Rechenmethoden (Kraftgrößen, Weggrößenverfahren) berechnet werden, da
die dort getroffenen Annahmen nicht mehr zutreffend sind. Beispiele sind Flächen-
tragwerke wie z.B. Scheiben Schalen, Membrane etc. Da diese im konstruktiven
Ingenieurbau oft vorkommen muß eine Berechnungsmöglichkeit gefunden wer-
den. Exakte Lösungen der Differentialgleichungen, wie sie bisher verwendet wur-
den sind dann nicht mehr möglich, es müssen Näherungslösungen verwendet
werden. Die Methode der Finiten Elemente ist wohl das, im konstruktiven Inge-
nieurbau am meisten verwendete Berechnungsverfahren. Es erlaubt nahezu alle
Probleme im konstruktiven Ingenieurbau zu lösen. Es gibt ein reichhaltiges Ange-
bot an benützerfreundlicher Software und es gibt heutzutage fast kein Zivilinge-
nieurbüro oder Konstruktionsbüro das ohne dies auskommt. Da es sich um ein
Näherungsverfahren handelt ist bei der Interpretation der Ergebnisse jedoch höch-
ste Vorsicht geboten. Hier soll nur eine Einführung in die Problematik der Nähe-
rungsmethoden gegeben werden. Die Methode der Finiten Elemente wird im
Wahlfach „Finite Element Methoden“ behandelt.
Grundlegend für das Verfahren der Finiten Elemente war die von Walter Ritz
(1878-1909) veröffentlichte Arbeit „Über eine neue Methode zur Lösung gewisser
Variationsprobleme der mathematischen Physik“ (1909), die das nach ihm
benannte Ritz’sche Verfahren behandelt.

)# 8 ;

Anstatt den Verlauf der Durchbiegung w(x) über die exakte Lösung der Differenti-
algleichung der Balkenbiegung

[ EI ( x )w″ ( x ) ] ″ – q ( x ) = 0

8 5
5 " +
) ' & C

zu ermitteln, wird eine Funktion w(x) für die Verformung angenommen. Sie muß
nur den geometrischen Randbedingungen (Auflagern) hinsichtlich Durchbiegung
(w) und Verdrehung (w’) entsprechen, aber nicht unbedingt der das Problem
beschreibenden Differentialgleichung. Ein Ritz’scher Ansatz hat die Form

w ( x ) ≈ w ( x ) = a1 ⋅ f1 ( x ) + a2 ⋅ f2 ( x ) + … + aN ⋅ fN ( x )
N

= ai ⋅ fi ( x )
i=1

Dabei sind fi Funktionen die den geometrischen Randbedingungen entsprechen


und ai sind unbekannte Parameter die es zu ermitteln gilt. Diese werden mit Hilfe
der Gleichgewichtsbedingungen berechnet.
Das Gleichgewicht wird nicht über die Summe von Kraftgrößen berechnet sondern
über das Prinzip das besagt, das bei einem Tragwerk das sich im Gleichgewicht mit
der Belastung befindet die potentielle Energie ein Minimum wird.
Die potentielle Energie eines Systems setzt sich aus der inneren und äußeren
potentiellen Energie zusammen

(i) (ä)
Π = Π +Π

Das Minimum der potentiellen Energie ist erreicht, wenn die Variation der potenti-
ellen Energie verschwindet :

∂Π
δΠ = δa i ------- = 0
∂a i

Daraus ergibt sich ein System von N Gleichungen für die Bestimmung von N
unbekannten Parametern
∂Π ⁄ ∂a 1 = 0

∂Π ⁄ ∂a 2 = 0 ....

∂Π ⁄ ∂a N = 0

Nach Berechnung der Parameter ai erhält man die Biegelinie des Tragwerks. Aus
dieser Biegelinie kann man mit der Annahme von Bernoulli und dem Hooke’schen
Gesetz die Schittkräfte bestimmen.

8 6
5 " +
' & C

)## $ ? " " $$


Als einführendes Beispiel soll die Biegelinie eines am Ende belasteten Kragträgers
ermittelt werden.

1
0

#
#

Die verformte Figur (Biegelinie) wird dabei durch eine frei angenommene Funk-
tion annähernd beschrieben:
N
iπ @
w≈ a i 1 – cos ------- x
2L @
i=1

Zunächst ist zu prüfen, ob die Funktion die geometrischen Randbedingungen


erfüllt, da das eine Grundvoraussetzung für diese Vorgangsweise darstellt:

x = 0 w = 0
x = 0 w′ = 0

Die geometrischen Randbedingungen werden also erfüllt, es muß noch geprüft


werden, ob auch die Differentialgleichung erfüllt ist. Ist dies der Fall, dann wäre
unsere Annahme für die Biegelinie exakt.
n
iπ 2 iπ
w″ = a i ------- cos ------- x
2L 2L
i=1

w″L ≠ 0 d.h.: M ( x = L ) ≠ 0

Die Differentialgleichung wird in diesem Fall also nicht erfüllt


Als nächster Schritt wird die potentielle Energie des Systems berechnet.
Für das innere Potential gilt:

(i) 1
Π = – --- Mκ dx
2
mit κ = –w ″ und M = EI κ

8 8
5 " +
) ' & C

(i ) 1 2
Π = – --- EI ( w″ ) dx
2
Das äußere Potential ergibt sich zu

(ä)
Π = PwL

Für N = 1 (nur ein Glied) wird die Krümmung aus den oben angeführten Glei-
chungen zu

π 2 π
w″ = ------- a 1 cos ------- x
2L 2L
womit sich das innere und das äußere Potential wie folgt ergeben:
L
(i) EI π 4 π 2 (i) EI π 4 L 2
Π = – ------ ------- a 1 cos ------- x dx Π = – ------ ------- --- a 1
2 2L 2L 2 2L 2
0

(ä) π
Π = Pa 1 1 – cos --- = P ⋅ a 1
2

Über das Prinzip der minimalen potentiellen Energie wird der gesuchte Parameter
ermittelt:

∂Π EI π 4
------- = – ------ L --- a 1 + P = 0
∂a 1 32 L
3
PL
a 1 = 0,3285 ---------
EI
Eingesetzt in die Ansatzfunktion erhält man die Lösung für die Durchbiegung.
π
w ( x ) = a 1 1 – cos ------- x
2L
Wertet man die Durchbiegung an einigen Stellen aus, so ergibt sich etwa für das
Stabende ( x = L )
3
PL
w L = 0,3285 ---------
EI
Die exakte Lösung der Differentialgleichung wäre aber etwas größer
3
PL
w L = 1--- ---------
3 EI

8 ;
5 " +
' & C

Der Fehler beträgt aber hier nur etwa 1,5%.

Erhöht man die Anzahl der Parameter für die Ansatzfunktion, so ergeben sich
bei N = 2 so erhält man ein gekoppeltes Gleichungssystem mit 2 Gleichungen:
∂Π ∂Π
------- = 0 und ------- = 0
∂a 1 ∂a 2

aus denen die zwei Parameter ermittelt werden können:


3 3
PL PL
a 1 = 0,3156 --------- und a 2 = 0,00759 ---------
EI EI

Die Verformung beträgt nun

3
w L = 0,3308 PL
---------
EI
Der Fehler im Vergleich zur exakten Lösung reduziert sich also bereits auf 0,66%.

)# $ $+ " " $$
Gegeben sei ein Einfeldträger, der durch eine Einzellast in Feldmitte belastet wird.

Q 1 Q

Zunächst wird eine Funktion mit nur einem Parameter angenommen


π
w = a 1 sin ---x
L
an, die den geometrischen Randbedingungen

x = 0 w = 0
x = L w = 0

genügt.
Der Krümmungsverlauf ist

8
5 " +
) ' & C

π2 π
w″ = –a 1 --- sin ---x
L L
und die potentielle Energie ergibt sich als
L
EI 2 π 2 πx 2
Π = – ------ a 1 – --- sin ------ dx – Pa
2 L L
0

4 3
∂Π EIπ 2PL
aus ------- = -----------a – P = 0 folgt a 1 = ------------
∂a 1 2L
3 4
π EI
so ergibt sich für die Biegelinie näherungsweise
3 3
2PL PL
w = ------------ sin πx
------ also w = ------------------ sin πx
------
4
π EI L 48, 7EI L

Im Vergleich dazu wieder die exakte Funktion der Biegelinie, die sich wie folgt aus
der analytischen Lösung der Differentialgleichung ergibt:

3 3
PL x x
w = ------------ 3 --- – 4 ---
48EI L L

Stellt man auch hier die Durchbiegungen der beiden Lösungen gegenüber, so
erkennt man, daß zum Beispiel in Feldmitte ( x = L / 2 )
3
PL
w = 0,02053 --------- )
EI
3
PL
w = 0,02083 --------- 0 %
EI
der Fehler auch wieder etwa 1,5% beträgt.

)# # " +
Den Momentenverlauf kann man aus der zweiten Ableitung der Biegelinie (Krüm-
mung) bestimmen (Annahme Bernoulli, Hooke):

M = – EI w″

3 2
2PL π πx 2PL πx PL πx
M = – EI ------------ – ----- sin ------ = ---------- sin ------ = ------------ sin ------
4
π EI L
2 L π
2 L 4, 93 L

8 <
5 " +
' & C

Die Näherung des maximalen Moments (in der Stabmitte) ist

PL
M max = ------------ )
4, 93
PL
M max = ------- 0 %
4
Der Fehler beträgt 23% d.h. schneidet man den Balken in der Mitte und überprüft
das Gleichgewicht mit dem Näherungswert M dann stellt man fest das dieses nicht
erfüllt ist.
Den Querkraftverlauf erhält man aus der Ableitung des Momentenverlaufs

dM π3 πx
Q = -------- = E I w''' = EI a --- cos ------
dx L L
3 3
2PL π πx 2 πx πx
Q = EI ------------ ----- cos ------ = --- P cos ------ = 0,637 P cos ------
4
π EI L
3 L π L L

An den Auflagern ( x = 0 ) ergibt sich eine Querkraft von

Q = 0,637 P )

Q = 0,5 P 0 %

Der Fehler ist 26%. In Feldmitte ist das Ergebnis für die Querkraft sogar völlig
falsch und damit unbrauchbar.

Q = 0 )

Q = ±P
--- 0 %
2

8 =
5 " +
) ' & C

0 %

0 %

% )# I * $ !&

)#' $ $+ " $ $
Als abschließendes Beispiel zum Ritz’schen Verfahren soll der zuvor gezeigte Trä-
ger, diesmal mit einer Gleichlast belastet, untersucht werden.

:
0

Es wird dabei die gleiche Ansatzfunktion wie zuvor verwendet

π
w = a 1 sin ---x
L

und der zugehörige Parameter über das Potential ermittelt:


L L
EI 2 π 2 πx 2
Π = – ------ a 1 – --- sin ------ dx – – q a sin πx
------ dx
2 L L L
0 0
4
∂Π EIπ 2qL
------- = -----------a 1 – ---------- = 0
∂a 1 3 π
2L

8
5 " +
' & C

4
4qL
a 1 = -------------5
EI π

Die angenäherte Funktion der Biegelinie lautet daher


4
4qL πx qL
4
πx
w = ------------ sin ------ = 0,01307 --------- sin ------
5 L EI L
EIπ
Stellt man wieder die Durchbiegungen in Feldmitte ( x = L ⁄ 2 ) gegenüber
4
qL
w = 0,01307 --------- )
EI
4
qL
w = 0,01302 --------- 0 %
EI
so beträgt der Fehler nur 0,4%. Beim Momentenverlauf
2 4 2
π 4qL πx 4qL πx qL - sin πx
2
M = – EI w″ = EI ----- ------------ sin ------ = ------------ sin ------ = ------------ ------
2 5 L 3 L 7,752 L
L EIπ π
2
qL
M max = ------------- )
7,752
2
qL
M max = --------- 0 %
8

ist die Abweichung aber schon größer (etwa 3%).

Beim Querkraftverlauf
3 4
π 4qL 4qL
Q = EI ----- ------------ cos πx
------ = ---------- cos πx
------ = 0,4053 qL cos πx
------
3 5 L 2 L L
L EIπ π

Q max = 0,4053 qL )

Q max = 0,5 qL 0 %

ist die Abweichung 18%.

8
5 " +
) ' & C

0 %
21 * 3

)
2! , 3

F
0 %
2I $ 3

)
2P , 3

% ) I * $ !&

Schlußfolgerungen aus den Beispielen:


Es wird meist eine gute Näherung für die Verformung mit nur wenigen
Parametern erzielt.
Größere Fehler treten erst bei den Schnittkraftverläufen M und Q auf, da
sie aus der Biegelinie abgeleitet werden. Die größten Abweichungen ent-
stehen daher bei der Querkraft.
Bei konzentrierten Belastungen (Einzellast, Unstetigkeit in den Schnitt-
kraftlinien) kann oft nur eine schlechte Näherung erhalten werden.
Anders als bei verteilten Lasten (Gleichlast), sind daher bei Einzellasten
mehr Parameter zu berücksichtigen.

)#( D ":8 ;
w Man nimmt eine Funktion (Ritz’scher Ansatz) für den Verlauf der Verformung
mit noch unbekannten Parametern an. Je mehr Parameter gewählt werden, desto
besser fällt die Näherung aus.
w Die angenommene Funktion muß nur die geometrischen Randbedingungen
erfüllen. Am einfachsten ist es, Winkelfunktionen zu verwenden, da diese leicht
ableitbar sind.
w Die Parameter des Ritz’schen Ansatzes werden durch die Bildung eines Mini-
mums der potentiellen Energie Π = Π ( i ) + Π ( a ) ermittelt, für jeden Parameter
erhält man eine Gleichung der Form

8
5 " +
' & C

∂Π
------- = 0 ai
∂a 1

w Nach Bestimmung der Parameter für die Näherung der Biegelinie, wird aus die-
ser der Verlauf der inneren (Schnitt-)Kräfte ermittelt.

)#) 5 6 "
Bisher wurden die Integrale analytisch ausgewertet. Dies ist bei komplexeren Pro-
blemen (z.B. veränderliches Trägheitsmoment) nicht mehr so leicht möglich.
Daher soll eine Alternative geboten werden: die numerische Integration. Diese
wurde schon in Baustatik 1 behandelt, wo die numerische Integration nach Simp-
son vorgestellt wurde. Sie ist jedoch nur für Funktionen bis zweiter Ordnung (qua-
dratische Parabel) exakt. Bei der Gauss’schen Integration ist es möglich durch die
Wahl der Anzahl der Punkte Funktionen beliebiger Ordnung zu integrieren. Die
Gauss Qudrature wie sie im englischen auch genannt wird ist nur für einen Inte-
grationsintervall von ± 1 gedacht, sodaß bei der Anwendung ein lokales Koordina-
tensystem ξ eingeführt werden muß. Für ein Integral über ein Intervall von 0 bis L
ist die Transformation.
L 1 dx
f ( x ) dx = f ( ξ ) ------ dξ
0 –1 dξ

wobei
L dx L
x = --- ( 1 + ξ ) ; ------ = ---
2 dξ 2

Der letztere Ausdruck ist auch als Jacobian Bekannt.


0

x=0 x=L/2 x=L ξ


ξ=-1 ξ=0 ξ=1

In der Gauss Integration wird das Integral durch eine Summe ersetzt
1 N
f ( ξ )dξ = Wi f ( ξi )
–1 i=1

wobei Wi Gewichtungsfunktionen sind, N ist die Anzahl der Integrationspunkte.


Die Koordinaten der Gausspunkte (ξι) und die Gewichtungsfunktionen Wi sind in
Tabelle 5.1 für Funktionen bis zur Ordnung 5 gegeben. Da es sich bei the Methode
nach Ritz um ein Näherungsverfahren handelt ist eine exakte Integration der Funk-
tionen im Integral nicht unbedingt notwendig.

8 5
5 " +
) ? A

A * 8 (, $ $ I ? $I #&

N ξi Wi Ordnung von f
1 0 2 1
2 -0.5773 , 0.5773 1.0, 1.0 3
3 -0.7746, 0.0, 0.7746 0.5555, 0.8888, 0.5555 5

) $, " "

Hier soll ein Beispiel gewählt werden bei dem der Einsatz von exakten Methoden
zu einem weit höheren Rechenaufwand führen würden.
" "

0
h=0.3 m
h=0.6 m
#

Gegeben:
Belastung: Gleichlast q
Rechteckiger Querschnitt mit b=0,25 m
Gesucht:
Verformte Figur, Momentenverlauf.
Ritz’schen Ansatz mit N=1 und N=2. Integrale numerisch auswerten (2 Integrati-
onspunkte, Symmetrie ausnützen!).
Unter der Brücksichtigung der Symmetrie wirkt die lokale Koodinate ξ nur über
die Häfte des Trägers. Die Formel für die Veränderung der Trägheitmomentes lau-
tet.:
3
bh ( x ) –3 x 3 –3 1 3
I ( x ) = ---------------- = 4, 5x10 1 – --- = 4, 5x10 1 – --- ( 1 + ξ )
12 L 4

Für N=1 ist der Ansatz:


πx π
w ( x ) = a 1 1 – cos ------ = a 1 1 – cos --- ( 1 + ξ )
L 4

Dieser entspricht den geometrischen Randbedingungen.

8 6
5 " +
? A

Unter Annahme von Symmetrie ergibt sich für die innere potentielle Energie:
L
---
2
(i )) 2
Π = – E I ( w'' ) dx
0

oder
1
(i )) –3 1 3 π 2 π 2L
Π = 4, 5 ⋅ 10 1 – --- ( 1 + ξ ) a 1 --- cos --- ( 1 + ξ ) --- dξ
4 4 4 4
–1

Das äussere Potential ergibt sich als:

L
---
2
(a)
Π = 2 w ( x )q dx
0

oder
1
(a) π L
Π = 2 a 1 1 – cos --- ( 1 + ξ ) q --- dξ
2 2
–1

Die numerische Integartion für zwei Gauss Punkte ergibt


(i) –3 1 3 π 2 π 2L
Π = 4, 5 ⋅ 10 1 – --- ( 1 + 0, 577 ) a 1 --- cos --- ( 1 + 0, 577 ) ---
4 4 4 4

–3 1 3 π 2 π 2L
+ 4, 5 ⋅ 10 1 – --- ( 1 – 0, 577 ) a 1 --- cos --- ( 1 – 0, 577 ) ---
4 4 4 4

und
(a) π π
Π = a 1 1 – cos --- ( 1 + 0, 577 ) qL + a 1 1 – cos --- ( 1 – 0, 577 ) qL
2 2

Draus ergibt sich

a 1 = ....

8 8
5 " +
) / $ $ B "

)' < + + B $

Die Methode von Ritz kann auch für Probleme in der Kontinuumsmechanik
(Scheiben Platten etc.) angewendet werden. Es wird jedoch immer schwieriger gei-
egnete Ansatzfunktionen zu bestimmen, die allen geometrischen Randbedingun-
gen entsprechen. Daher hat Clough Anfang der 60er Jahre das Konzept der Finiten
Elemente eingeführt. Dieses sieht vor die zu berechnende Struktur in kleinere Sub-
strukturen (Finite Elemente) zu unterteilen (diesen Vorgang nennt man auch Dis-
kretisierung). Die Ansatzfunktionen werden für jeder der Substrukturen
unabhängig erstellt und es können daher einfache Funktionen verwendet werden
da sie nur die Übergangsbedingungen (Kompatibilitätebedingungen) zwischen
Subelementen erfüllen müssen. Die Methode der Finiten Elemente soll hier nicht
näher erläutert werden, es wird auf die Lehrveranstaltung Finite Element Metho-
den hingewiesen. Hier sollen nur ein paar Beispiele von Anwendungen gezeigt
werden. Dabei ist es auch hier notwendig die Realität des dreidimensionalen Kon-
tinuums zu vereinfachen.
Drei Sonderfälle von Kontinua werden im folgenden behandelt:
1.)Ebener Spannungszustand (Scheiben)
2.)Ebener Verzerrungszustand
3.)Platten

1.) Ebener Spannungszustand


Scheiben sind ebene Tragwerke, die nur in ihrer Ebene σy
belastet sind. Die Normalspannung senkrecht zur Ober- τyx
fläche und die Schubspannungen an der Scheibenoberflä-
che sind Null (ebener Spannungszustand, „plane τzy = 0
τxy
stress“). Es gibt in diesem Fall nur Verformungen in
σx τzx = 0
Richtung normal zur Scheibenebene. Sie resultieren aus σz = 0
der Querdehnung des Materials. y

x z

2.) Ebener Verzerrungszustand


Ein zweiter Sonderfall tritt bei der Berechnung von in σy
einer Richtung sehr langen (unendlich ausgedehnten) τyx
Kontinua auf (z.B. Tunnel, Schwergewichtsmauern). Die
τzy
Verzerrungen aus der Ebene werden dabei als Null ange- τxy τzx
nommen (ebener Verzerrungszustand, „plane
strain“). Aus einer Querdehnungsbehinderung resultie- σx σz = 0
εz = 0
ren Spannungen senkrecht zur Scheibenebene.
y

x z

8 ;
5 " +
/ $ $ B "

Die Ansatzfunktionen welche die Verformungen im Element beschreiben können


entweder linear oder parabolisch gewählt werden. Wie aus Abb. 5.3 zu ersehen ist,
hat die Wahl des Verformungsansatzes einen Einfluß auf die Qualität des Berech-
nungsergebnisses. Das lineare Element verhält sich steifer als das parabolische - es
ist in seinen Verformungsmöglichkeiten eingeschränkt.

ux
uy

% )' $? * & B "

Zur besseren Illustration der Unterschiede zwischen beiden Ansätzen wird in Abb.
5.4 ein Kragträger betrachtet, der nur aus einem einzigen Element besteht. (In der
Rechenpraxis ist die Diskretisierung mit nur einem Element natürlich nicht ausrei-
chend.)

a)

b)

% )( ' " 3 $ *3 ? * & "

Man kann mit einem parabolischen Element die Krümmung relativ gut nachbilden
und so das Verhalten eines Kragträgers unter Biegung näherungsweise gut erfas-
sen. Das einzelne lineare Element ist jedoch nicht in der Lage, die Biegeverfor-
mung des Trägers wiederzugeben dadurch wird die gesamte Verformung als
Schubverzerrung wiedergegeben. Die Ergebnisse dieser Berechnung sind bedeu-

8
5 " +
) / $ $ B "

tungslos. Hier müsse man den Träger in wesentlich mehr Elemente unterteilen um
vernünftige Ergebnisse zu erzielen.

3.) Platten
Platten sind ebene Flächentragwerke mit einer die Belastung die normal auf die
Plattenebene wirkt.
Ist die Dicke der Platte klein im Vergleich zu den beiden anderen Plattenabmessun-
gen, kann die Platte durch ihre Mittelfläche idealisiert werden (Abb. 5.5).

Plattenmittelfläche y
x
z

b
h

l
h/l << 1
h/b << 1

% )) 1 (I " $

Die Lasten greifen entsprechend der Idealisierung an der Mittelfläche der Platte an.
Man hat es daher näherungsweise mit einem ebenen Spannungszustand zu tun.
Unter der bei geringer Plattendicke gerechtfertigten Annahme, daß der Platten-
querschnitt eben bleibt (Kirchhoff, Reissner) sind die Spannungen σx, σy und τxy=
τyx über die Plattendicke linear verteilt. Aus Gleichgewichtsgründen treten außer-
dem die Schubspannungen τxz = τzx und τyz = τzy auf (Abb. 5.6).

8 <
5 " +
/ $ $ B "

Durch Integration der Spannungen erhält man die folgenden Schnittkräfte.

τxz
x
y
z
mxy
mx
σx my
qx
τxy
τyz τyx qy
σy myx
h h
--- ---
2 2
qx = τ xz dz qy = τ yz dz
h h
– --- – ---
2 2
h h h
--- --- ---
2 2 2
mx = σ x z dz my = σ y z dz m yx = m xy = τ xy z dz
h h h
– --- – --- – ---
2 2 2

% )* 1 ( !? $ !& GE

Mit mx und my werden in der Plattentheorie die Momente in x- bzw. y- Schnitten


bezeichnet (und nicht die Momente um x- und y-Achse). Die Momente mxy und
myx werden als Drillmomente bezeichnet.
Biege- und Drillmomente haben die Dimension [kNm/m].
Analog zum Konzept der Hauptspannungen existiert in der Plattentheorie das Kon-
zept der Hauptmomente. In jedem Plattenpunkt wird der Momentenzustand durch
mx, my, mxy eindeutig beschrieben. Wirken nur Biege- und keine Drillmomente, so
spricht man von Haupt(biege)momenten. An jedem Punkt der Platte kann man
einen Schnitt finden, an dem das Drillmoment zu Null wird und nur Hauptmo-
mente auftreten. Diese sind Extremwerte und können daher für die Bemessung
herangezogen werden.
In der FE-Berechnung werden zur Berechnung von Platten zweidimensionale Ele-
mente mit drei Freiheitsgraden pro Knoten verwendet. Die beiden Verdrehungen
sind in jedem Knoten unabhängig von der Vertikalverformung. Der Querschnitt
steht nach der Verformung nicht mehr normal auf die Mittelfläche. Das bedeutet,
daß die Normalenhypothese zur Berechnung nicht benötigt wird und Schubverzer-
rungen berücksichtigt werden.
Diese Theorie der schubweichen Platte geht auf Reissner zurück. Die einfachere
Kirchhoff’sche Plattentheorie, wie sie zur Handrechnung verwendet wird, geht
davon aus, daß die Plattenquerschnitte normal auf die Mittelfläche bleiben (schub-
steife Platte). Beiden Theorien ist gemeinsam, daß das Ebenbleiben der Quer-
schnitte vorausgesetzt wird (1. Bernoulli-Hypothese).

8 =
5 " +
) / $ $ B "

)'# $: !

? @ )7" Material: Beton


A
E = 3,0 E7 kN/m2
ν = 0,25
.
@5"
Geometrie:
0
h = 3,0 m
L = 3,0 m

@ Dicke t = 0,2 m
. B .@ 0 @

Gesucht:
5 6 5

Zuerst wird die Lösung mit der klassischen Balkentheorie untersucht. Im Vorhinein
ist bereits klar, daß man nur unbrauchbare Ergebnisse erzielen wird, da die Balken-
biegung erst ab einer Größenordnung von h/L = 4 vernünftige Resultate gibt, in
unserem Beispiel aber ein Verhältnis h/L = 1 vorliegt.
In der Scheibenmitte ergibt sich (bei Idealisierung der Scheibe durch einen Ein-
feldträger, belastet mit einer Einzellast) eine maximale Spannung
kN
σ x = ± 60 ------- .
2
m
Betrachten wir nun die Lösung des Problems mit der FE-Methode. Es wurden 400
isoparametrische Elemente mit parabolischem Verformungsansatz verwendet.
Nachfolgend sollen nun die erhaltenen Resultate erläutert werden.

8 5
5 " +
/ $ $ B "

uA = 0,82 E(-5) m

Das Ergebnis stimmt mit der erwarteten Verformung des Systems gut überein. Man
erkennt, daß im Bereich der Auflager (mit Kreis markiert) ein Knick auftritt, den es
in Wirklichkeit nicht geben kann. Da als Freiheitsgrade nur Verschiebungen ange-
setzt werden, ist eine Kompatibilität der Knotenverdrehungen nicht gegeben und
Knicke wie der in der obigen Abbildung können rechnerisch entstehen.
In der Scheibenmitte erhält man folgenden Spannungsverlauf. Wie zu erwarten
erweist sich die Balkenlösung als nicht brauchbar:

... Spannungsverteilung
σx= -173 kN/m2 nach Balkentheorie

σx= 42 kN/m2

8 5
5 " +
) / $ $ B "

Im Betonbau wird zur Bemessung von Scheibenkonstruktionen sehr oft ein Fach-
werkmodell aus Betondruckstäben und Zugstäben aus Bewehrungsstahl herange-
zogen. Eine linear-elastische FE-Rechnung kann dazu dienen, ein geeignetes
Fachwerkmodell zu finden. Die Spannungstrajektorien, d.h.: die aufeinander senk-
recht stehenden Vektoren, die die Hauptnormalspannungen in Größe und Richtung
beschreiben, geben Aufschluß über vernünftige Fachwerkmodelle.

)' $: = + $
Am Beispiel einer allseits gelenkig gelagerten quadratischen Platte unter Gleich-
last soll die Anwendung der FE-Methode auf Plattenprobleme gezeigt werden.
Material:
z y q = 5 kN/m 2
Beton: E = 3,0 E7 kN/m2
x ν = 0,25
Geometrie:

b a = b = 10 m
a Belastung:
q = 5 kN/m2

8 5
5 " +
/ $ $ B "

Die Platte wurde mit 400 isoparametrischen Elementen mit parabolischem Verfor-
mungsansatz modelliert. An den Plattenrändern wurde gemäß den vorgegebenen
Randbedingungen die Verformung in z-Richtung gesperrt, die Verdrehungen wur-
den freigegeben. Die Verformungen unter der Gleichlast q sieht man in Abb. 5.7.

Schnitt B - B

z
uz= 9,6 mm
x
A

B B

uz= 9,6 mm

% )- + & *

Man erkennt, daß aufgrund der Lagerung im Schnitt A-A an den Ecken der Platte
eine einspannende Wirkung entsteht. Man sieht, daß in den Ecken die Richtung der
Hauptmomente der Richtung der Diagonalen entspricht und eben diese Hauptmo-
mente für die „Einspannung“ verantwortlich sind.
In Plattenmitte hingegen sind aus Symmetriegründen einerseits die Biegemomente
in x- und y-Richtung gleich groß und andererseits ist das Drillmoment gleich Null.
Das wiederum bedeutet, daß mx und my die Hauptmomente sind.
Diese Schlußfolgerungen werden durch die Rechnung bestätigt.

8 55
5 " +
) / $ $ B "

Hauptrichtungen

% )1 / " R

Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, daß das Verhältnis von Plattenlänge zu Plat-
tenbreite sowie die Lagerungsbedingungen einen wesentlichen Einfluß auf das
Tragverhalten der Platte haben.

)'' $: ? $
Am Beispiel der gelenkig gelagerten Kreisplatte unter Gleichlast soll die Überein-
stimmung der FE-Rechnung mit analytischen Methoden untersucht werden. Man
beachte dabei, daß in der FE-Rechnung Schubverzerrungen berücksichtigt werden,
während analytische Rechenverfahren zumeist von schubsteifen Platten ausgehen.

Material:
Beton: E = 3,0 E7 kN/m2
p = 5 kN/m2 ν = 0,25

Geometrie:
R=5m

8 56
5 " +
/ $ $ B "

Das zur Berechnung verwendete FE-Netz besteht aus 80 parabolischen Elementen


und ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

% )2 B )

Aufgrund der Kreissymmetrie sind die Hauptrichtungen in jedem Punkt der Platte
radial bzw. tangential. Die Hauptmomente werden in diesem Fall mit m φ und m r
bezeichnet.

% )# / " R

8 58
5 " +
) / $ $ B "

Die Ergebnisse in Plattenmitte aus analytischer Rechnung und numerischer


Berechnung sind im folgenden zusammengefaßt:

uz = 9,63 mm

$9 B <
S""T = ; = ;5
"φ S )"7"T 8 5= 8 65
" S )"7"T 8 5= 8 65

Man erkennt, daß bereits bei diesem relativ groben Netz die Ergebnisse von her-
vorragender Qualität sind.

8 5;
5 " +
/ $ $ B "

)'( D " + B < +


w Bei der FEM wird die Struktur (das Kontinuum) in kleine (finite) Elemente
unterteilt.
w Für jedes dieser Elemente wird eine (lokal definierte) Formfunktion angenom-
men, die den Verlauf der Verformungen im Element bestimmt. Die Parameter
der Formfunktionen (shape functions) sind die Knotenverschiebungen des Ele-
ments.
w Diese noch unbekannten Parameter (Verschiebungen) werden durch die Bildung
eines Minimums der potentiellen Energie Π = A ( i ) + A ( a ) des Systems ermit-
telt.
w Nach Bestimmung der Parameter werden auch die Verzerrungen und Spannun-
gen aus den Knotenverformungen bestimmt.

8 5
5 " +
) / $ $ B "

8 5<
* < + $$ $+ "

*# ! "

Die Aufgabe des Statikers ist es, die Tragwirkung einer Konstruktion sowie die das
Bauwerk beanspruchenden Einwirkungen (Lasten) möglichst wirklichkeitsnahe zu
erfassen. Im Allgemeinen sind Tragwerke jedoch komplexe dreidimensionale
Gebilde. Um diese komplexe Aufgabe rechnerisch bewältigen zu können, ist es
notwendig, das Bauwerk und die Belastung stark zu vereinfachen. Es muß ein
System gefunden werden, das einerseits das Tragverhalten befriedigend beschreibt
und das andererseits einen vertretbaren Aufwand an Rechenleistung erfordert. Die
Vereinfachung des Systems um den Rechenaufwand zu minimieren lässt sich unter
dem Begriff Modellbildung zusammenfassen.
Als nur der Rechenschieber als einziges Rechenmittel zur Verfügung stand war
eine effiziente Modellbildung unabdingbar, da nur durch eine sehr effiziente
Modellbildung eine Rechnung überhaupt möglich war. Mit dem Verfügbarkeit von
EDV Programmen, die komplexe 3-D Systeme in Sekundenschnelle rechnen kön-
nen ist die Notwendigkeit einer effizienten Modellbildung nicht mehr in dem Aus-
maß gegeben. Modellbildung ist aber trotzdem von sehr großer Wichtigkeit. Sehr
oft wird das Tragwerk „zu Tode gerechnet“ d.h. der betriebene Aufwand steht in
keinem Verhältnis zu der Qualität der Ergebnisse.

* 6+ $ " + "& "

In der Wirklichkeit ist ein Tragwerk ein dreidimensionales Kontinuum. Um den


Aufwand in der Berechnung zu verringern werden sie je nach Erfordernis auf ein-
oder zweidimensionale baustatische Systeme reduziert. Diese Idealisierung wird
durch spezielle Annahmen möglich und führt zu weniger aufwendigen Berech-
nungsverfahren. Es sei noch angemerkt, dass der Berechnungsaufwand bei einer
Verringerung der Tragwerksdimension überproportional sinkt und daher eine ver-

; 5=
< + $$ $+ "
* $ $ A # "

nünftige Idealisierung auch angesichts immer leistungsfähigerer Berechnungssoft-


ware anzustreben ist.
Die im Bauwesen üblichen Konstruktionen lassen sich hinsichtlich ihrer tragenden
Elemente und der damit zusammenhängenden Lastabtragung wie folgt einteilen:
w Kontinuumstragwerke
w Flächentragwerke
w Stabtragwerke

* # ? "&
Die Abmessungen Länge (L), Breite (B) und Höhe (H) sind hier in derselben Grö-
ßenordnung.

% *# ? , " # (A - "
2!? $' " I $ B & 3

Bei Beanspruchung entsteht ein räumlicher Spannungszustand, welcher der


Bemessung zugrunde gelegt werden muß. Analytische Lösungen solcher Probleme
sind im allgemeinen nicht verfügbar. Daher erfolgt die Berechnung solcher Konti-
nua zumeist mit Hilfe von Näherungsmethoden wie z.B. der Methode der Finiten
Elemente. Ein Beispiel für ein solches Tragwerk ist in Abbildung 3.1 gezeigt. Die-
ses Tragwerk würde man nur schwer vereinfachen können.

; 6
< + $$ $+ "
$ $ A # "

* B$ "&
Als Flächentragwerke bezeichnet man Tragwerke oder Tragwerksteile, deren
Dicke t klein im Verhältnis zu den beiden anderen Bauteilabmessungen L und B
ist. Hier kann man einen linearen Verlauf der Spannungen über die Dicke t anneh-
men. Dadurch kann man Flächentragwerke als ebene oder gekrümmte Flächen
modellieren. Dabei werden nur die Spannungen tangential zu der Fläche berück-
sichtigt. Spannungen normal zur Fläche treten in der Berechnung nicht auf. Flä-
chentragwerke lassen sich entsprechend ihrer Belastung in folgende Gruppen
unterteilen:

Ebene Flächentragwerke:
w Scheibentragwerke (ebene Fläche, Belastung wirkt in der Scheibenebene, Span-
nungsverlauf über die Dicke konstant, siehe Abb. 3.2).

a) b)

% * ? !& * # (+ $" & $ $


!? * $ + & $ ' & !& *
"G &

w Plattentragwerke (ebene Fläche, Belastung wirkt normal zur Plattenebene,


Annahme eines linearen Verlaufs der Spannungen über die Dicke, auch als
Kirchhofsche Plattentheorie bekannt)
w Faltwerke (aus Scheiben und Platten zusammengesetze Tragwerke)

Gekrümmte Flächentragwerke:
w Schalentragwerke (gekrümmte Fläche, Belastung kann in beliebige Richtung
wirken, linearer Verlauf der Spannungen über die Dicke, Beispiel siehe

; 6
< + $$ $+ "
* $ $ A # "

Abb. 3.5)

% *' ? !& # (U * $ & A


4.? & 2" , ? $ ' " 3

* ' "&
Als Stabtragwerke bezeichnet man Bauteile, deren Dicke t und Breite B klein im
Verhältnis zu ihrer Länge L sind. Hier wird ein linearer Spannungsverlauf in zwei
Richtungen in der Querschnittsebene angenommen.
Als Beispiel sei hier eine Fußgängerbrücke (Abb. 3.4) gezeigt. Sie besteht aus
einem Biegeträger, einem Fachwerkträger und Zugbändern, welche die Unterspan-
nung bilden. Eine Möglichkeit der Modellbildung wäre die Modellierung des
Biegträgers als Faltwerk da die Blechdicke gegenüber den Abmessungen klein ist.
Eine Berechnung mit Hilfe der Methode der Finiten Elemente ist möglich und im
Bild 3.3 gezeigt. Allerdings ist diese Berechnung aufwendig und auch nicht not-
wendig da ein einfaches Stabmodell Ergebnisse mit genügender Genauigkeit für
die Dimensionierung ergeben. In der Vorlesung Statik der Tragwerke werden nur
Stabtragwerke behandelt, daher wird hier im Detail auf die vereinfachten Annah-
men eingegangen.

; 6
< + $$ $+ "
$ $ A # "

% *# ? ! * # ( ? B E * &

Biegeträger

Fachwerkstab
Zugbänder

% * ## / $ $ $ B E * & B # "
?

; 65
< + $$ $+ "
* -

*' % $ "

Alle Tragwerke müssen auf dem Boden aufgelagert sein. Dabei wirkt das Trag-
werk mit der Auflagerkraft auf den Boden und der Boden wirkt entgegengesetzt
auf das Tragwerk. Die konstruktive Ausbildung der Auflager bestimmt welche
Verschiebungsgrößen gesperrt werden und damit welche Auflagerkräfte aktiviert
werden. Dadurch ist es möglich den Kraftfluß im Tragwerk zu beeinflussen. Im
folgenden werden die in der Baustatik gebräuchlichen Symbole und die entstehen-
den Auflagerkraftgrößen erläutert.

*'# % $ " ! 9

*'## 8 $ $ $ "

Symbole konstruktive Ausführung

% *# ' & * & -

Beim beweglichen Auflager ist nur die Verschiebung in eine Richtung gesperrt.
Verschiebliche Auflager werden oft verwendet um sicherzustellen dass die Tempe-
raturausdehnung nicht behindert wird.

*'# $ $ $ "
Bei einem unverschieblichen Auflager sind die Verschiebungen gesperrt und nur
die Verdrehung frei.

; 66
< + $$ $+ "
' * $

Symbol konstruktive Ausführung

% * #' & * & -

*'#' " % $ "


Bei einem eingespannten Auflager sind alle Verschiebungen als auch die Verdre-
hung gesperrt.

Symbol konstruktive Ausführung

% * #( ? -

Es gilt grundsätzlich, dass Auflagerkräfte nur in Richtung der gesperrten Verfor-


mung auftreten. Eine Zusammenfassung aller Auflagersymbole wird in Abb. 2.26
gegeben. Die gebräuchlichen Auflagersymbole sind in Abb. 3.15 dargestellt.

*( 8 + "

Tragwerke kann man sich aus mehreren Tragwerksteilen zusammengesetzt denken


die miteinander verbunden sind. Dabei werden je nach der konstruktiven Ausbil-
dung dieser Verbindungen Kräfte übertragen. Je nachdem welche Kraftgrößen von
einem Stab zum nächsten übertragen werden können, unterscheidet man verschie-
dene Gelenkstypen. Abb. 2.20 enthält eine Auflistung der gebräuchlichsten
Gelenke und ihrer Darstellungsart in statischen Systemen.

; 68
< + $$ $+ "
* ' * $

Fester Biege- Normal- Quer-


Anschluss momenten kraft kraft
Gelenk Gelenek Gelenk

Symbol

Gelenkstab-
äquivalent

Q M Q M=0 Q M Q=0 M
Zwischen-
reaktionen
N N N
N=0

% * #) I .? $ !."*

Abb. 3.17 zeigt die konstruktive Ausbildung eines Momentengelenks im konstruk-


tiven Holzbau.

% * #* ? $ - / " "
4 *

; 6;
< + $$ $+ "
A # "

*) "& $

Am Beispiel des Fußgängersteges in Abb. 3.11 wird die Unterteilung eines Trag-
werks in Tragwerkselemente besprochen. Dabei unterscheiden wir verschiedene
Typen von Tragwerkselementen, die sich dadurch unterscheiden wie sie konstruk-
tiv ausgebildet sind und welche Belastung sie aufnehmen.

*)# B &
Der vertikale Stab der Unterspannung der Fussgängerbrücke kann als Fachwerk-
stab modelliert werden. Ein Fachwerkstab ist ein Tragelement dass nur auf Zug
und Druck trägt. Der Stab wird mit seinem Eigengewicht (verteilte Belastung in
vertikaler Richtung entlang des Stabes) und durch Kräfte an den Verbindungen
belastet. Da der letztere Einfluß wesentlich größer ist wird meistens der Einfluß
aus Eigengewicht des Stabes vernachlässigt. Ein Fachwerkstab ist immer gelenkig
an andere Tragwerkteile angeschlossen und es existiert keine Belastung quer zum
Stab. Aus Gleichgewichtsüberlegungen ergibt sich dass im Gelenk nur eine Kraft
entlang des Stabes (Normalkraft) wirken kann. Der Fachwerkstab wirkt der Bela-
stung mit inneren Spannungen entgegen die durch Durchschneiden freigelegt wer-
den können.
G y1

1 G x1

M2 = 0 G x1 = 0

H= 0 G x2 = 0

V= 0 G y1 = – G y2

G x2
2
G y2

% * #- ? $ / $ $ + & * $ ?
B & # * $I & #& * $ 2 #& $ ! *
& 3

Beim Fachwerkstab ist die Spannung über den Querschnitt konstant. Die Resultie-
rende der Spannung wird mit N (Normalkraft) bezeichnet. In unserer Vorzeichen-
konvention werden Kräfte die im Stab Zugspannungen verursachen als positive
Schnittkräfte bezeichnet.

; 6
< + $$ $+ "
* A # "

N= σA

σ = konstant
A

N= σA

% * #1 B & # *" $ !?

*) D " + ,? $
Zugbänder wirken wie Fachwerkstäbe mit dem Unterschied dass sie so bemessen
werden, dass sie keine bzw. nur geringe Druckkräfte aufnehmen können.

*)' "
Im Gegensatz zum Fachwerkstab kann der Biegstab an andere Tragwerksteile
beliebig angeschlossen werden und beliebig belastet werden.

Die Bernoulli Hypothese.


Die Normalhypothese wurde 1687 von Jakob Bernoulli in handschriftlichen Auf-
zeichnungen veröffentlicht. Diese Hypothese besagt, dass ebene Querschnitte, die
normal zur Stabachse sind auch nach der Verformung eben und normal auf die Sta-
bachse bleiben.

; 6<
< + $$ $+ "
A # "

dx

% * #2 $ " $ " B

Hier soll an einem einfachen, ebenen Beispiel gezeigt werden, dass diese Hypo-
these es uns erlaubt den Stab durch eine Linie, welche die Schwerpunkte der Quer-
schnitte verbindet, zu ersetzen.

Normalspannungen aus reiner Biegung


Im folgenden wird angenommen, dass der Stab nicht in Längsrichtung belastet ist,
d.h. dass nur Beanspruchung aus Biegung auftreten. Abbildung 3.21 zeigt einen
Stab in der unverformten und verformten Lage. Betrachtet man zwei gerade Linien
mit einem Abstand dx, die normal zur Stabachse stehen so sieht man das diese
auch nach der Verformung gerade und normal zur Stabachse bleiben.

w′
z dw′
w′ + dx
dx
dx

Längenänderung: du = w' z − ( w'+ dw′ dx) z = − dw′ dx ⋅ z = − w′′z ⋅ dx


dx dx

du 1
Dehnung: ε= = − w′′z = κ z = z
dx R

% * & $ + B "

In Abb. 6.20 sind beide Linien noch einmal größer augetragen, um zu zeigen wie
man aus den Verdrehungen der Linien (bzw. der Neigung der Tangente zur Biegli-

; 6=
< + $$ $+ "
* A # "

nie) die Verlängerung einer Faser und daraus auch die Dehnung einer Faser mit
dem Abstand z berechnen kann.

ε σ

Dehnungsverlauf : ε ( z ) = κ z
Hookesches Gesetz : σ = Eε
Spannungsgsverlauf : σ ( z ) = Eκ z

% * # + $ !? * $ F &

Hier kann die zweifache Ableitung der Bieglinie w(x) durch die negative Krüm-
mung κ= 1/R ersetzt werden. Das Vorzeichen ergibt sich aus der Annahme, dass
sie z-Achse nach unten gerichtet ist. Führt man das Hooke‘sche Gesetz ein so
ergibt sich ein linearer Verlauf der Spannungen über den Querschnitt (Abb. 6.21
und Abb. 6.22).

% * !? "F &

Schubspannungen aus reiner Biegung


Die eben gezeigte Berechnung der Biegespannung aus der Krümmung ist nur gül-
tig wenn zwischen den einzelnen Fasern keine Relativverschiebung (Schlupf) ent-
steht. Dies kann man am besten an Hand eines aus zwei Brettern bestehenden
Holzträgers erklären. Sind die einzelnen Bretter nicht miteinander verdübelt dann
ist der Träger viel weniger steif als mit einer Verdübelung. Die Kräfte in den
Dübeln stellen die im Träger wirkenden Schubkräfte dar.

; 8
< + $$ $+ "
A # "

% * ' ' & $ ' " 4 $" ' $ *

Die Schubspannungeverteilung über den Querschnitt für den Fall dass kein
Schlupf zwischen den Fasern vorkommt kann aus dem Gleichgewicht eines abge-
schnittenen Teils ermittelt werden und wird hier für einen Rechteckquerschnitt
gezeigt (Abb. 6.24)

T τ z
R1 h/2
R2

dx

σ σ+ dx
dx

% * ( "" $ !& * ? * $ F &

Die aus den Normalspannungen resultierenden Kräfte sind:


z z

R1 = σ b dz , R 2 = σ+ dx b dz
h⁄2 h⁄2 dx
Die Resultierende Kraft T aus der Schubspannung ist:
T = τ bdx
Horizontales Gleichgewicht ergibt sich wenn:

; 8
< + $$ $+ "
* + $ !& * "

z

T = R1 – R2 , τb = b dz
dx h⁄2

und für die Schubspannung:

1 dσ
τ = --- ⋅ ⋅ S( z)
b dx
wobei S(z) das statische Moment des abgeschnittenen Teils ist.
h
Der Verlauf von S(z) in z Richtung ist quadratisch. S(z) hat den Wert 0 bei z = ± ---
und den maximalen Wert bei z=0. 2

Aus diesem Ergebnis ist klar, dass Schubspannungen quadratisch über den Quer-
schnitt verteilt sind und nur entstehen wenn sich die Normalspannungen in Stab-
richtung ändern ( d σ ⁄ dx ≠ 0 ).

** + !
" $

Zur Gleichgewichtsbestimmung müssen die Spannungen durch resultierende


Kräfte ersetzt werden. Diese Kräfte werden auch Schnittkräfte oder innere
Kräfte (internal forces) genannt. Bei einem allgemeinen Biegestab treten zusätz-
lich zu den über den Querschnitt linear verteilten Normalspannungen aus Bela-
stung quer zum Stab (Biegespannungen) auch die beim Fachwerkstab erwähnten
über den Querschnitt konstanten Normalspannungen aus Belastung in Richtung
der Stabachse auf.

**# " +
Bei einem ebenen Spannungszustand nimmt man an, dass die Spannungen entlang
der y-Achse (quer zur z-Achse) konstant sind. Abb. 6.25 zeigt die Beziehungen
zwischen den Spannungen und den resultierenden Schnittkräften.ie Normalkräfte
und Momente ergeben sich als:

2
N= σ x dA und M = σ x z dA = E κ z dA = EI κ
A A A

wobei I das (statische) Trägheitsmoment des Querschnitts ist. Die zweite Glei-
chung besagt dass das Moment proportional der Krümmung ist.

; 8
< + $$ $+ "
#

My N= σ x dA
A
N

σ x dA My = σ x z dA
A

z
τ xz

Qz
Qz = τ xz dA
A

τ xz dA

z
% * ) !& GE $ !?

Grundsätzlich könnte man die Faser z=0 beliebig wählen. In der Baustatik wird
z=0 so gewählt, dass bei reiner Momentenbelastung (N=0) die Spannungen an die-
ser Faser Null sind. Aus der Beziehung N=0 ergibt sich

z dA = S = 0
A

d.h. diese Achse ist mit dem Schwerpunkt des Querschnitts identisch. Verbindet
man die Schwerpunkte aller Querschnitte so erhält man die Schwerachse. Da die
Spannungen aus reiner Momentenbelastung in dieser Achse Null sind spricht man
dabei auch von einer neutralen Achse (neutral axis).

*- & "

Eine wichtige Aufgabe ist es die Art und Größe der zu erwartenden Einwirkungen
auf das Tragwerk zu bestimmen. Das Tragwerk muß so konstruiert werden, dass es
unter der ungünstigsten Kombination aller möglichen Einwirkungen sicher und
gebrauchstauglich ist. Unter Sicherheit versteht man, dass die Wahrscheinlichkeit
des Versagens des Tragwerks verschwindend gering ist. Unter Gebrauchstauglich-
keit wersteht man, das die Verformungen des Tragwerks so klein sind, dass die
Verwendung nicht beeinträchtigt wird. Die Größe der zulässigen Verformungen
hängen von der Verwendung des Tragwerks ab. Ein Gebäude, das zur Herstellung

; 85
< + $$ $+ "
* #

von Computer chips verwendet wird hat z.B. wesentlich strengere Vorgaben als ein
Bürogebäude.

* - # <4 " $ % & "


Grundsätzlich unterscheidet man nach Art der Einwirkungen zwischen einer Bela-
stung durch Kräfte und durch andere Einwirkungen wie z.B. Temperatur, Schwin-
den und Kriechen etc. Lasten können genau bekannt sein wie z.B. Eigengewicht
oder mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in einer bestimmten Größe auftreten.
Je nach der Auftretenswahrscheinlichkeit unterscheiden wir zwischen gewöhnli-
chen und außergewöhnlichen Einwirkungen. Außergewöhnliche Lasten treten
nur sehr selten auf.

Eigengewicht
Darunter verstehen wir das Gewicht der eigentlichen Tragkonstruktion. Das
Gewicht wird mit der spezifischen Masse des Materials γ (kg/m3) bestimmt aus
dem der Stab besteht. Bei Stabtragwerken wird die Eigengewichtsbelastung für
jeden Stab in eine Lastintensität oder Streckenlast umgerechnet.
w = γ gA ( kN ⁄ m Stablänge )
wobei g=9,81 m/sec2 und A die Querschnittsfläche in m2 ist. Ist die Querschnitts-
fläche über die Stablänge konstant dann ist die Streckenlast gleichmäßig, d.h. die
Intensität ändert sich nicht. Eine gleichmäßige Streckenlast kann durch folgende
Symbole dargestellt werden
w
w w
:
% * * /G & + & " E ! &

Ändert sich die Querschnittsfläche entlang des Stabes wie z.B. in Abb. 6.11 dann
ist die Steckenlast ungleichmäßig, d.h. die Intensität ändert sich entlang des Stabes.
Die Darstellung dieser Art von Belastung ist in dargestellt.

w1 w1 w1
w2 w2 w2

% * - /G & + & " E

Das Eigengewicht der Tragkonstruktion ist von der Dimensionierung abhängig,


d.h. kann sich während der Entwurfsiteration ändern.

; 86
< + $$ $+ "
#

Ständige Lasten
Neben dem Eigengewicht eines Tragwerkselementes ist die ständige Auflast, die
als unveränderliche, dauernd wirkende Belastung verstanden wird, zu berücksich-
tigen. Sie resultiert aus dem Gewicht vorhandener Decken- oder Fahrbahnbelägen,
Leitungen, Geländer, fester Einbauten o.ä. Im Gegensatz zum Eigengewicht, wel-
ches sich im Zuge der Dimensionierung des Bauwerks ändern kann, steht die stän-
dige Auflast in der Regel von Anfang an fest.

Verkehrsbelastung
Unter Verkehrsbelastung versteht man vorübergehend auftretende Nutzlasten, die
im allgemeinen nicht ortsgebunden sind. Bei Eisenbahn- und Straßenbrücken sind
dies die Radlasten der Fahrwerke. In Wirklichkeit sind die Kräfte die unter den
Rädern wirken verteilte Belastungen. Man kann diese jedoch durch Einzellasten
ersetzen (siehe auch das Prinzip von St. Venant). Bei Hochbauten kann die Ver-
kehrsbelastung durch Menschenansammlungen, Mobiliar, Güter u.ä. zustande
kommen. Die Verkehrsbelastung ist in den einschlägigen Normen festgelegt.

Rad einer Eisenbahn Rad eines Lastautos


% * 1 ' $ B $

Schneebelastung
Die Belastung durch Schnee kann vor allem in alpinen Ländern eine wichtige Ein-
wirkung sein. Die Schneelast wird aus dem spezifischen Gewicht des Schnees
bestimmt und einer angenommene Schneedecke berechnet und wird in den Nor-
men für verschiedene Standorte als gleichmäßig verteilte Flächenlast angegeben.
Diese muß dann in eine gleichmäßig verteilte Linienlast umgerechnet werden. Aus
Abb. 6.29 ergibt sich mit der spezifischen Masse γ s des Schnees, der Dicke der
Schneedecke h und der Einflußbreite b die Schneelast als:
w s = γ s ghb (kN/m pojezierter Länge)

Zu beachten ist dass die Schneelast auf die Grundfläche bezogen wird.

; 88
< + $$ $+ "
* #

ws

ws

h
b

1m

% * 2 & $ !&

Windbelastung
Die an einem Bauwerk angreifenden Windlasten hängen von der Windgeschwin-
digkeit dem Widerstandskoeffizient cw und dem Standort (freistehend oder dicht
bebautes Gebiet) ab. Sie wirkt normal auf die belasteten Flächen. Windlasten wer-
den in den Normen für bestimmte Zonen angegeben.

Bremskräfte, Anfahrwiderstände
Dies sind Kräfte die beim Abbremsen und Beschleunigen auftreten. Sie sind vor
allem bei Kranbahnen zu berücksichtigten, da hier oft große Massen abgebremst
bzw. beschleunigt werden.

Fliehkräfte
Liegt eine Eisenbahnbrücke oder Straßenbrücke in einem Bogen, so wird das Bau-
werk bei der Überfahrt eines Fahrzeuges durch die dabei entstehenden Fliehkräfte
beansprucht. Dies kann bei Eisenbahnbrücken (wegen der großen Masse) eine
wichtige Einwirkung auf das Bauwerk sein.

Wasserdruck
Bei manchen Tragwerken (z.B. Talsperren) ist die Beanspruchung aus Wasser-
druck die wichtigste Einwirkung. Die Größe des ruhenden Wasserdrucks ist im
Gegensatz zu den meisten anderen Einwirkungen genau bekannt.

Erddruck
Bewegt sich ein Stützbauwerk in Richtung des wirkenden Erddrucks, so wirkt der
sogenannte aktive Erddruck. Wird ein Bauwerk vom Erdkörper gestützt; bewegt es

; 8;
< + $$ $+ "
#

sich also gegen den wirkenden Erddruck, so wirkt der passive Erddruck. Er ist um
ein Vielfaches höher als der aktive Erddruck.

Silodruck
Silos für die verschiedensten Schüttgüter nehmen eine Sonderstellung unter den
Bauwerken ein, da ihr Belastungszustand nur schwer zu erfassen ist. Die Lastwir-
kung ist von der Art des Füllgutes, seinem Feuchtigkeitsgehalt u.a.m, aber auch
von dessen Bewegung und Durchlüftung abhängig. Vor allem bei der Entleerung
eines Silos können maßgebende Belastungen entstehen.

Zwangskräfte
Bei statisch unbestimmten Systemen entstehen unter Einwirkung von Tempera-
turänderungen, Lagersetzungen oder eingeprägten Verschiebungen zusätzliche
Schnittgrößen im Tragwerk. Bei statisch bestimmten Systemen führen solche
Einwirkungen nur zu Verformungen.

Dynamischer Beanspruchungen
Ein Bauteil oder ein Tragwerk kann durch verschiedene Ursachen in Schwingung
versetzt werden. Ursache für Schwingungen können Fahrbahnunebenheiten,
unwuchtig rotierende Massen von Fahrzeugen oder Maschinen, Anprallstöße,
bewegte Verkehrslasten, Erdbeben, etc. sein. Schnittgrößen aus dynamischer Bean-
spruchung können erheblich größer als Schnittgrößen aus statischer Beanspru-
chung sein. Dynamische Phänomene werden deshalb zumeist durch Erhöhung der
statischen Lasten mit einem dynamischen Beiwert erfaßt.
Vorspannung

*- ## % > " & 4 $ & "

Anprall von Fahrzeugen


Sind Bauteile wie Stützen oder Stiele nicht durch besondere Vorkehrungen gegen
den Anprall von Fahrzeugen geschützt, so ist bei der Bemessung die Einwirkung
von Anprallkräften zu berücksichtigen. In der Regel geschieht das durch Ansetzen
statischer Ersatzlasten.

Erdbebenkräfte
Die Wirkung aus Erdbeben auf Bauwerke besteht vor allem im Auftreten großer
Horizontalkräfte aus waagrechten Beschleunigungen. Das ist deshalb so ungünstig,
weil Bauwerke vorwiegend auf vertikale Lasten bemessen sind. Erdbebenkräfte
sind von der Masse- und Steifigkeitsverteilung eines Bauwerks abhängig.

; 8
< + $$ $+ "
* #

*- 8
Von großer Bedeutung für eine vernünftige Idealisierung ist das Prinzip von Saint-
Venant. Es wurde vom französischen Ingenieur Saint-Venant 1855 formuliert und
besagt:
Zwei verschiedene Verteilungen einer Last, die auf dieselbe Stelle eines Körpers
wirken, haben grundsätzlich dieselbe Auswirkung auf jene Teile des Körpers, die
genügend weit weg von der Laststelle sind vorausgesetzt die angreifenden Lasten
haben die gleiche Resultierende.
Folgendes Bild soll diesen Sachverhalt erläutern:
L
τ

σ
p(x) gleiche Spannungs-
a << L
verläufe
a
τ

a σ
R = p ( x ) dx
0
x0

% *' 1 ? ! '

* - ' 6+ $ " $ "


Die in der Natur vorkommenden Belastungen werden in der Statik durch verteilte
Kraftgrösse und Einzelkraftgrössen idealisiert. Hier sollen einige Beispiele gezeigt
werden.

*- '# B +
Die Belastung durch eine vorgehängte Fassade kann durch verteilte Kräfte und
Momente idealisiert werden. (siehe Abb. 6.31)

; 8<
< + $$ $+ "
#

e
w

we

% * '# $ $ $ & B $

*- ' B " +
Bei der Berücksichtigung von Fahrzeugen werden die einzelnen Radlasten durch
eine verteilte Belastung und eventuell zusätzlich durch Einzellasten idealisiert
(siehe Abb. 6.32).

% *' $ *

; 8=
< + $$ $+ "
* #

; ;
Dies ist eine Veröffentlichung des

FACHBEREICHS INGENIEURBAUKUNST (IBK) AN DER TU GRAZ

Der Fachbereich Ingenieurbaukunst umfasst die dem konstruktiven


Ingenieurbau nahe stehenden Institute für Baustatik, Betonbau, Stahlbau
& Flächentragwerke, Holzbau & Holztechnologie, Materialprüfung &
Baustofftechnologie, Baubetrieb & Bauwirtschaft, Hochbau & Industriebau,
Bauinformatik und Allgemeine Mechanik der Fakultät für
Bauingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Graz.

Dem Fachbereich Ingenieurbaukunst ist das Bautechnikzentrum (BTZ)


zugeordnet, welches als gemeinsame hochmoderne Laboreinrichtung zur
Durchführung der experimentellen Forschung aller beteiligten Institute
dient. Es umfasst die drei Laboreinheiten für konstruktiven Ingenieurbau,
für Bauphysik und für Baustofftechnologie.

Der Fachbereich Ingenieurbaukunst kooperiert im gemeinsamen


Forschungsschwerpunkt „Advanced Construction Technology“.
Dieser Forschungsschwerpunkt umfasst sowohl Grundlagen- als auch
praxisorientierte Forschungs- und Entwicklungsprogramme.

Weitere Forschungs- und Entwicklungskooperationen bestehen mit anderen


Instituten der Fakultät, insbesondere mit der Gruppe Geotechnik, sowie
nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Die Lehrinhalte des Fachbereichs Ingenieurbaukunst sind aufeinander


abgestimmt. Aus gemeinsam betreuten Projektarbeiten und gemeinsamen
Prüfungen innerhalb der Fachmodule können alle Beteiligten einen
optimalen Nutzen ziehen.

Durch den gemeinsamen, einheitlichen Auftritt in der Öffentlichkeit


präsentiert sich der Fachbereich Ingenieurbaukunst als moderne
Lehr- und Forschungsgemeinschaft, welche die Ziele und Visionen der
TU Graz umsetzt.

Nummerierungssystematik der Schriftenreihe

S – Skripten, Vorlesungsunterlagen | F – Forschungsberichte


V – Vorträge, Tagungen | D – Diplomarbeiten

Institutskennzahl:
1 – Allgemeine Mechanik | 2 – Baustatik | 3 – Betonbau
4 – Holzbau & Holztechnologie | 5 – Stahlbau & Flächentragwerke
6 – Materialprüfung & Baustofftechnologie | 7 – Baubetrieb & Bauwirtschaft
8 – Hochbau & Industriebau | 9 – Bauinformatik

Fortlaufende Nummer pro Reihe und Institut / Jahreszahl

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