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Klausurfragen und Antworten zu Lantermanns Klausur

„Umweltpsychologie“

Was sind wesentliche Aspekte der Overload-Theorie von Milgram und dessen Erweiterung
durch Wohlwill?
Die overload-Theorie von Stanley Milgram (1970) beschreibt den Einfluss der städtischen Umwelt
aus der Perspektive der Informationstheorie. Nach Milgram sind die Stadtbewohner einer
Informationsüberlastung („information overload“) ausgesetzt, die vor allem aus der hohen
Personenanzahl und -dichte sowie aus der heterogenen Bevölkerung in der Stadt resultiert. Um
dieser Informationsüberlastung entgegenzuwirken, wenden die Stadtbewohner sechs
Anpassungsstrategien an: Für jede Interaktion steht weniger Zeit zur Verfügung, die Intensität der
Reize wird verringert, Reize von geringerer Stärke erhalten weniger Aufmerksamkeit, ungewünschte
Reize werden stärker abgeschirmt, der Zugang zum eigenen Selbst wird erschwert und es werden
Institutionen geschaffen, die die negativen Effekte der hohen sozialen Dichte wie Armut und
Kriminalität auffangen sollen (Bechtel, 1997, S. 349). Aus diesen Anpassungsstrategien resultiert nach
Milgram eine rational-distanzierte Grund-haltung.
Eine Differenzierung erfährt die overload-Theorie im adaptation-level-Ansatz (Wohlwill, 1974).
Dieser geht von einem optimalen Maß an Umweltreizen für das individuelle Wohlbefinden aus.
Damit ist entsprechend der overload-Theorie nicht generell von einer Reizüberlastung in der Stadt
auszugehen. Vielmehr wird das Wohlbefinden in der Stadt durch das individuelle Anpassungsniveau
in Bezug auf Umweltreize bestimmt. Individuelle Unterschiede im Anpassungsniveau lassen sich auf
individuelle Vorerfahrungen und Merkmale der Persönlichkeit zurückführen. Dem adaptation-level-
Ansatz entsprechend kann die hohe Reizdichte in der Stadt durchaus auch als angenehm bewertet
werden. Dies ist umso wahrscheinlicher, je länger die Personen bereits in der Stadt wohnen und sich
daher an das hohe Reizniveau anpassen konnten. Der adaptation-level-Ansatz erklärt damit auch,
warum sich langjährige Großstadtbewohner in kleineren Städten nicht so wohl fühlen und
langweilen: Sie leiden dort nämlich an einer zu geringen Stimulation durch soziale und
umweltbezogene Reize. Weiterhin relativiert der adaptation-level-Ansatz die deterministische
Beziehung zwischen Umwelt und Individuum, weil in ihm der Einfluss der Umwelt auf das Individuum
durch das individuelle Anpassungsniveau moderiert wird.

Was wird unter dem Begriff „Crowding“ verstanden?


Crowding beschreibt das subjektive Erleben einer Beengung und muss über Selbstauskünfte oder die
Messung physiologischer Stressreaktionen erfasst werden. Die Dichte (Personenzahl pro
Flächeneinheit) stellt dabei zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung für das
Crowding dar. Das negative Gefühl des Crowdings ist dabei als eine spezifische Form des
Kontrollverlustes aufzufassen, das aus einer nicht erfolgreichen Regulation der eigenen
Privatheitsansprüche resultiert (Altmann, 1975). So müssen neben der Dichte noch weitere negativ
bewertete Merkmale der physikalischen und sozialen Umwelt wirksam sein (z.B. hohe Temperaturen
oder eine Verletzung des privaten Raumes durch fremde Personen), um ein Gefühl des Crowdings
entstehen zu lassen.

Erläutern Sie wichtige Voraussetzungen für eine optimale Mediation


Es existiert keine völlig einheitliche, formale Struktur für Mediationsverfahren, jedoch lassen sich
einige Grundprinzipien des Verfahrens aufzuzeigen, z.B.
• die Allparteilichkeit des Mediators/der Mediatorin in Bezug auf alle Interessen und Parteien,
• die Freiwilligkeit aller Beteiligten,
• die Verfahrensfairness,
• die Vertraulichkeit aller Inhalte des Verfahrens,
• die Offenheit alle Beteiligten bezüglich aller relevanten Informationen und Fakten,
• die explizite Selbstverantwortung,
• die Transparenz des gesamten Prozesses,
• Verhandlung als konstitutives Merkmal sowie der
• Interessensausgleich zwischen den konfligierenden Interessen

Skizzieren Sie in Grundzügen das Verfahren „Planungszelle“


Das komplexe Verfahren der Planungszelle wurde von Dienel (Dienel, 1997; Dienel & Renn, 1995) in
den 70er Jahren entwickelt mit dem Anspruch, ein neues Modell für die Beteiligung der BürgerInnen
an politischen Prozessen zu sein. Seither wurde es sowohl im Vorfeld von konfliktbehafteten
Planungen (z.B. Abfallplanung für Kommunen oder Regionen) eingesetzt, als auch im Bereich der
Stadt- und Siedlungsplanung (z.B. Planung des Kornmarktes in der Stadt Nordhausen oder der
Bebauung in Hagen-Haspe), sowie im Bereich der Entwicklung von Konzepten für den Klimaschutz
(z.B. Konzepte für einen attraktiven ÖPNV).
Planungszellen bestehen aus einer oder mehreren Arbeitsgruppen von etwa 25 nach einem
festgelegten Prinzip ausgewählten BürgerInnen. Bei ihrer Arbeit werden die TeilnehmerInnen von
ProzessbegleiterInnen unterstützt und von Fachleuten beraten.
Dienel unterscheidet bei seiner Darstellung des Verfahrens zwischen konstitutiven und variablen
Merkmalen.
Konstitutiv für eine Planungszelle ist der formalisierte Gruppenprozess, der es ermöglichen soll, dass
die Gruppe aufgabenorientiert lernt und zu einer Gemeinschaftsentscheidung gelangen kann. Dazu
ist eine kontinuierliche Teilnahme aller Gruppenmitglieder nötig. Die Beteiligten werden bewusst in
die attraktive Rolle von informierten PlanerInnen und GutachterInnen versetzt. Um diese beiden
ersten Charakteristika zu gewährleisten, werden die TeilnehmerInnen von Erwerbsarbeit freigestellt
und vergütet. Die Teilnahme am Planungsgeschehen ist befristet, nur dies erlaubt den angestrebten
Wechsel der Perspektiven (Laienplaner bringen andere Aspekte ein als Berufsplaner), und eine
Entfremdung (wie beim Berufsplaner), oder die Entwicklung von Eigeninteressen muss nicht
befürchtet werden.
Die TeilnehmerInnen sollen dabei die von der Entscheidung betroffenen Bürger möglichst gut
repräsentieren. Um dies zu gewährleisten, werden sie nach bestimmten Kriterien (z.B.
sozioökonomischer Status, Bildung, Beruf, Geschlecht) per Zufall ausgewählt. Dies hat zur Folge, dass
die TeilnehmerInnen unterschiedlich gut vorgebildet und informiert sind.
Zentrales Anliegen im Planungsprozess ist es daher, durch entsprechenden Input eine gleichmäßige
Informiertheit zu erlangen. Hierzu werden Sachinformationen von ExpertInnen in den Prozess
eingebracht. Den Prozess strukturieren vorab bestellte ProzessbegleiterInnen. Diese haben u.a. auch
die Aufgabe, „schwache“ TeilnehmerInnen zu stützen. Zusätzlich werden PlanerInnen einbezogen,
die das Problem vorstrukturieren, Hintergrundinformationen beschaffen und die Gruppe fachlich
beraten.
Variabel ist die Teilnehmerzahl (zwischen 15 und 30, bzw. es können auch parallel mehrere Gruppen
am selben Problem arbeiten), und die Dauer des Verfahrens. Ursprünglich gedacht für mehrere
Wochen, dauern Planungszellen in den meisten Fällen heute etwa 3 bis 5 Tage (Dienel & Renn, 1995).

Was wird unter einem sozio – ökologischen Dilemma verstanden?


Eine Gruppe von Beteiligten nutzt eine gemeinsame Ressource. Der Gewinn aus der Nutzung des
Gutes kommt dem jeweiligen Individuum zugute, während ein durch Schädigung der Ressource
entstehender Verlust oder Mindernutzen alle Beteiligten gleichermaßen trifft, d.h. sozialisiert wird.

Welche möglichen Ursachen für mangelnde Kooperation in Dilemmasituationen kennen


Sie – Erläutern Sie die einzelnen Ursachen.
Das, was in einer Runde aus der Ressource entnommen wird, steht im nächsten Zeitschritt nicht für
die Regeneration zur Verfügung. Die Ressource kann durch Übernutzung geschädigt, sogar
ausgelöscht werden. Der Gewinn aus der Nutzung des Umweltgutes entsteht sofort, durch etwaige
Übernutzung entstehende Verluste aber zeitverzögert, mit deutlichen psychologischen Folgen.
Diesen Teilaspekt des Dilemmas nennen Messick und McClelland (1983) die Zeitfalle (temporal trap
oder time delay trap; vgl. a. Cross & Guyer, 1980). Sie entsteht dadurch, dass die Handlungen im
Dilemma in die Zukunft hineinreichen, dass sie Fernwirkungen haben und oft zeitverzögert eintreten.
Vlek und Keren sprechen von einer räumlichen oder lokalen Falle, wenn eine hier erfolgte Handlung
anderswo negative Konsequenzen hervorruft, wenn also auch die geographische Verteilung von
Gewinn und Verlust eine Rolle spielt. Räumliche Fallen entstehen im engeren Sinne lokal (durch
welchen Stadtteil geht die neue Ausfallstraße?), regional (Luftqualität in großen Industriegebieten
und Agglomerationen, etwa Megacities), an Flüssen (die Unterlieger eines Flusses sind sehr an
Umweltschutzmaßnahmen der Oberlieger interessiert), über Kontinente hinweg oder global (der
globale Klimawandel wird auch diejenigen treffen, die ihn zum geringsten Teil verursacht haben).
Eine Vielzahl von realen Umweltsituationen ist unter dem Blickwinkel ökologisch-sozialer Dilemmata
beschrieben worden: Fischfang, die Nahezu-Ausrottung der Wale, Wildtierressourcen (die
Ausrottung des Bison auf den amerikanischen Prärien pflanzliche Ressourcen (etwa die
unkontrollierte Nutzung von Wald und Weiden; Wasser und Luft als sich langsam regenerierende
natürliche Ressourcen, Abfalldeponierung, Mobilität.
Durch fossile Brennstoffe bereitgestellte Energie ist ebenfalls eine (sich extrem langsam
regenerierende) Ressource. Energiesparen wird deshalb auch unter der Perspektive ökologisch-
sozialer Dilemmata betrachtet. Vielfach wurde auch ein Bezug zu Bevölkerungswachstum und
Überbevölkerung hergestellt, mit der Erde als global begrenzter Ressource.

Erörtern Sie verschiedene Ansätze zur Beeinflussung von Energie nutzendem Verhalten
Es gibt zahlreiche, im Feldexperiment mit Erfolg erprobte Interventionstechniken der
Umweltpsychologie (s. z. B. Dwyer, Leeming, Cobern, Porter & Jackson, 1993), die auch und gerade
im Energiebereich angewendet wurden. Zu unterschieden sind hierbei vor allem:
1. Verhaltensorientierte Interventionsformen
Der zentrale Wirkmechanismus bei den verhaltensorientierten Interventionsformen liegt in der
gezielten Veränderung der Situation, die einem Verhalten vorausgeht oder folgt, entsprechend
klassischer behaviouristischer Annahmen.
Beispiele:
- "Prompts" (Aufkleber oder Schilder mit Verhaltenshinweisen)
- Energieverbrauchsrückmeldung
- Anreize und Belohnungen
2. Einstellungsorientierte Verhaltensänderungstechniken
Die im Folgenden aufgeführten Techniken unterscheiden sich von den vorangehenden vor allem
dadurch, dass die Veränderung innerer Zustände (im Regelfall kognitive Faktoren, z. B. Wissens- und
Meinungselemente) im Mittelpunkt steht, um darüber kurz- oder langfristig Verhaltensänderungen
und schließlich Energieverbrauchssenkungen zu erreichen.
Beispiele:
- (Selbst)Zielsetzungen
- Selbstverpflichtung (Commitment)
- Persuasive (überzeugende) Kommunikation
- Aufbau und Aktivierung von Normen

Was sind Vorteile der Selbstverpflichtungs – Strategie?


Eine Person soll dazu gebracht werden, die ursprünglich von außen an sie herangetragene Sache zu
ihrer eigenen zu machen.
Nur so, durch möglichst weitgehende interne Verhaltenssteuerung, wird die "Belohnungsfalle" (das
Verhalten wird nur so lange gezeigt, wie es belohnt wird) umgangen und nur so werden auch
nachhaltige Verhaltensänderungen erreicht.
(?) Erläutern Sie einstellungsbezogene Ansätze zur Verhaltensänderung
Bei einstellungsbezogenen Techniken steht die Veränderung innerer Zustände (im Regelfall kognitive
Faktoren, z. B. Wissens- und Meinungselemente) im Mittelpunkt, um darüber kurz- oder langfristig
Verhaltensänderungen zu erreichen.
Möglich ist dies beispielsweise durch sog. "Minimal-Justification"-Techniken, bei denen zwar ein
erster Anstoß von außen kommt, dann aber dafür Sorge getragen wird, dass möglichst wenig
Rechtfertigungen für das Verhalten außerhalb der eigenen Person vorhanden sind — im Gegenteil:
die Person soll dazu gebracht werden, die ursprünglich von außen an sie herangetragene Sache zu
ihrer eigenen zu machen.

Was sind die Grundlagen und Erscheinungsformen von Ortsbindung?


Die Identifizierung mit der räumlichen Umwelt beinhaltet ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem
bestimmten Raum. Umweltpsychologische Theorien verwenden, wenn sie sich für diese emotionale
Dimension räumlicher, häufig bebauter Umwelten interessieren, in erster Linie das Konzept der
emotionalen Bindung oder Ortsbindung. Dabei besteht die Annahme, dass Individuen Orte als
Bedeutungsträger für die Regulation sozialer Interaktionen nutzen können.
Sofern sich Orte durch persönliche Gestaltung aneignen lassen, werden diese zu Repräsentanten des
Gestalters. Damit tragen sie einerseits zu seiner Identitätsbildung, andererseits zur Regulation
sozialer Kontakte bei. Wohnorte können zum Symbol für ihre Bewohner werden, das den Kern
persönlicher oder gar sozialer Identität bildet.
So kann man sich etwa mittels persönlicher Ausgestaltung der Wohnumwelt Mitgliedern der eigenen
Gruppe präsentieren, kann über persönliche Dinge im Wohnbereich symbolisch Zusammengehörig-
keit markieren, womit natürlich die Kohäsion innerhalb der Gruppe (z. B. der Nachbarschaft)
gefördert wird.
Wenn Bewohner auf diese Weise über Orte ihre Identität und ihre Sozialkontakte regulieren, dann
binden sie sich auch emotional an diese Orte.
Orte, die sich der Aneignung widersetzen, worin soziale Beziehungen fehlen oder gestört sind,
erschweren die Identifikation; die Bewohner können nicht heimisch werden.
Als weitere Grundlage der Ortsbindung ist die Wirksamkeit emotionaler Regulationsprozesse. Drei
emotionale Bedeutungskategorien bilden den Kern dessen, was Umwelt für ein Individuum bedeuten
kann: Sicherheit, Erregung (Aktivation) und Autonomie.
Sicherheit meint dabei eine Emotion, deren Ausprägung von der Vertrautheit einer Umwelt abhängt.
Sie bezieht sich auf die psychische Reduktion von Komplexität in der Erfahrung mit einem Ort. So
liegt eine wichtige Leistung raumbezogener Identität in der Erfahrung von Konstanz und
Vorhersehbarkeit, die eine notwendige Bedingung für Handlungsentwürfe und die Stabilisierung oder
Weiterentwicklung der Ich-Identität darstellt.
Erregung oder Aktivation ist eine zweite Emotion, deren Ausprägung von der Fremdheit und Relevanz
einer Umwelt bestimmt ist. Identifizierte Umwelten können stimulieren, zu bestimmten Erlebnissen
oder Handlungen anregen oder, wenn sie als monoton erlebt werden, langweilen. Der entscheidende
Aspekt ist die aktive und kreative Auseinandersetzung des Individuums mit seiner räumlichen
Umwelt im Rahmen seiner intentional bestimmten Handlungsvollzüge.
Schließlich bezeichnet Autonomie eine dritte Emotion, deren Ausprägung in Beziehung zur erlebten
Handlungskontrolle steht. Die gestaltende, eingreifende und Einfluss nehmende Interaktion mit der
Umwelt, die wiederum als bedeutsamer Teil der Aneignung zu sehen ist, manifestiert sich im
Hinterlassen von Spuren, in denen man sich selber wieder er-kennt. Deshalb ist Heimat bekanntlich
dort, wo Menschen sich als Ursache von etwas erleben. Das Heim oder die Heimat sind deshalb, Orte
des leichten Handelns, weil die Wohnung oder der Wohnort als Orte relativer Autonomie und
Handlungsfreiheit empfunden werden.

Welche psychosozialen Folgen von Ortsverlust kennen Sie?


Aus den Ergebnissen der Untersuchungen an Studenten, die sich anschickten, ihren Studienort zu
wechseln, lässt sich verallgemeinernd festhalten, dass mit der gedanklichen Vorbereitung eines
Umzugs mindestens zweierlei psychische Veränderungen im Individuum einhergehen:
Zum einen neigt der künftige Wohnortwechsler dazu, die innere Repräsentation seiner
gegenwärtigen Wohnumwelt zu entdifferenzieren. In Zeichnungen und Beschreibungen der
Studierenden zeigte sich etwa, dass an die Stelle individuumsspezifischer und subjektiv bedeutsamer
Umweltdarstellungen objektivierte, d.h. an den offiziellen Campusplänen angelehnte Darstellungen
ihrer räumlichen Umwelt traten. Idiosynkratische Ortsbezeichnungen wurden durch kollektiv geteilte
ersetzt.
Zum anderen scheint mit der Planung eines Wohnortswechsels eine Lockerung der Beziehungen
zwischen internem Umwelt- und Selbstmodell einherzugehen.

Welche Gestaltungsprinzipien fördern die Identifizierung mit der Wohnumgebung?


Die Identifizierung mit der räumlichen Umwelt beinhaltet ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem
bestimmten Raum. Umweltpsychologische Theorien verwenden, wenn sie sich für diese emotionale
Dimension räumlicher, häufig bebauter Umwelten interessieren, in erster Linie das Konzept der
emotionalen Bindung oder Ortsbindung. Dabei besteht die Annahme, dass Individuen Orte als
Bedeutungsträger für die Regulation sozialer Interaktionen nutzen können.
Sofern sich Orte durch persönliche Gestaltung aneignen lassen, werden diese zu Repräsentanten des
Gestalters. Damit tragen sie einerseits zu seiner Identitätsbildung, andererseits zur Regulation
sozialer Kontakte bei. Wohnorte können zum Symbol für ihre Bewohner werden, das den Kern
persönlicher oder gar sozialer Identität bildet.
So kann man sich etwa mittels persönlicher Ausgestaltung der Wohnumwelt Mitgliedern der eigenen
Gruppe präsentieren, kann über persönliche Dinge im Wohnbereich symbolisch Zusammengehörig-
keit markieren, womit natürlich die Kohäsion innerhalb der Gruppe (z. B. der Nachbarschaft)
gefördert wird.

(?) Erörtern Sie die wesentlichen psychologischen Dimensionen der Umweltkrise im


globalen Kontext

Beschreiben Sie typische Fehler im Umgang mit komplexen Problemen.


Foglende Fehler beim Umgang mit komplexen Problemen konnten in den empirischen Studien
besonders häufig beobachtet werden:
• Unterstellung linearer anstelle nichtlinearer Prozeßverläufe. Men-schen neigen zur linearen
Fortschreibung von beobachteten Zeitver-läufen.
• Ignorierung von "Totzeiten". Handlungen und Entscheidungen in dynamischen Situationen zeigen
oftmals erst nach längerer Zeit (ge-wünschte oder unerwünschte) Wirkungen. Beispiel Kühlhaus: der
Verzicht auf Investitionen in eine neue Kühltechnologie sichert über Jahre hinweg einen ordentlichen
Gewinn, bis daß die Konkurrenz, die frühzeitig auf neue Technologien setzte, konkurrenzlos preiswert
wird.
• Über- und Unterdosierung von Maßnahmen in kritischen Situationen. Denken Sie an Ihren Umgang
mit der Heizung im Haus. Sitzen Sie frierend in der Küche, wird erst mal die Heizung voll aufgedreht -
mit der Folge, daß Sie sich schon bald veranlaßt sehen, Ihre Heizung wieder herunterzudrehen, usw.
usf.
• Nichtberücksichtigung von Nebenfolgen. Beispiel Ravenhorst. Schlimmer Unkrautbefall auf den
Ackerflächen wird durch Herbizide erfolgreich bekämpft, Problem gelöst, aber leider kippt der
Forellen-teich um, der bis dahin eine gute Nebenerwerbsquelle für den Bauer gewesen war.
• Unverwundbarkeitsgefühle von Expertenteams. Dieser Fehler war, wie die Rekonstruktionen des
Tschernobyl-Unglücks zeigen, eine seiner zentralen Ursachen
• Nichterkennung der zeitlichen Dynamik von Ereignissen, der soge-nannten Trägheit von Wirkungen.
Heute wird im Moroland die Wei-defläche ausgeweitet, neue Brunnen gebohrt, allen geht es besser -
und in fünf Jahren ist der Boden erodiert, Tiere und Menschen ster-ben.
• Überschätzung der eigenen Kompetenzen, verbunden mit einer hohen Empfindlichkeit gegenüber
Kritik.
• Verlieren im Detail ohne Vergewisserung der Bedeutsamkeit von Details für die "Gesamtlösung".
Mancher liebt es, die kleinen Prob
leme exakt zu bearbeiten - und verliert dabei den Gesamtzusammen-hang aus dem Blick.
• Unzureichende Problemanalyse, verursacht durch thematisches Va-gabundieren, Einkapselung in
vertrauten Bereichen, widersprüchliche oder zu einfache Zielsetzungen. Es gibt so viel gleichzeitig zu
beach-ten, also tun wir das auch, doch die Zeit läuft davon. Oder: Wenn mir schon die Arbeit über
den Kopf wächst - immerhin bin ich Experte einer optimalen Bürogestaltung.
• Überschießende oder mangelhafte Ausführungs- und Effektkontrolle. Man kann sich Tage und
Wochen mit den Auswirkungen von Ent-scheidungen befassen und in der Zwischenzeit laufen einem
die Er-eignisse davon. Man kann aber auch vor lauter Entscheidungsfreude und Tatendrang schlicht
vergessen, die Folgen mit den beabsichtigten Effekten zu vergleichen.
• Mangelnde Perspektivenvielfalt bei der Analyse und Bewertung von Zuständen und Prozessen. Aus
nur einer Perspektive betrachtet, scheinen Problemlösungen oft einfacher, als sie sind. Problemlöser
aus unterschiedlichen Interessens- und Expertenlagern erkennen rasch die blinden Flecken der
jeweils anderen Problemlöser.

(??!) Erörtern Sie das Modell des überlegten Handelns


In einflussreichen Theorien, die sich mit dem Zusammenhang von Einstellung und Verhalten
beschäftigen, wie etwa die Theorie des überlegten Handelns (Fishbein & Ajzen, 1975, Ajzen &
Fishbein, 1980) oder die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991) spielen normative
Überzeugungen eine mitentscheidende Rolle bei der Verhaltensvorhersage. Eine zentrale Rolle spielt
der Normfaktor beim Einsatz von sog. "block leadern" (Hopper & McCarlNielsen, 1991), bei dem
Freiwillige ihre Nachbarn in persönlichen Gesprächen auf das gewünschte Verhalten hinweisen, ein
Ansatz, der im Zusammenhang mit Recyclingverhalten erfolgreich erprobt wurde und ohne weiteres
auf die Energieeinsparung übertragbar wäre — allerdings sicher nicht in jedem kulturellen Kontext
erfolgreich angewendet werden kann.

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