SZENE ❚ STUTTGART

Süßes statt Saures

... und Parkhaus statt Party
Am 28. Februar heißt es im Amici wieder:
Sugarboyz! Der kleine Ableger der Fame-Party
kehrt nach Monaten der Abstinenz wieder in
die Stuttgarter Innenstadt zurück. Auflegen
werden dieses Mal DJ Wallpaper (Fame) und
DJ Nick White (Mykonos Beach Club). Be-
gleitet werden die beiden von Sängerin Liza
Raval aus dem Pacha London. Auf einem
weiteren Dancefloor im Obergeschoss sorgt
DJ Daddy K. (Supreme) für Spitzen-Musik. In
den Nebenräumen können die Gäste auf den
Liegeflächen relaxen. Zur Begrüßung gibt es
wieder einen Welcome-Cocktail und eine
kleine Überraschung.
Ungute Nachrichten gibt es derweil für
Fame-Fans: Das N-Pir, in dem die beliebten
Fame-Partys immer stattfinden, schließt
Ende Mai seine Pforten. Der Mietvertrag
der N-Pir-Betreiber läuft aus und wurde
nicht verlängert. Nach 13 Jahren muss der
Club nun einem Parkhaus weichen. Fame-
Macher Felix Horsch muss sich notgedrun-
gen nach einer neuen Location für die ge-
plante CSD-Party und einen möglichen
Fame-Neustart im Herbst umsehen. "Wir
arbeiten mit Hochdruck daran", verspricht
er. Zumindest soll es aber vor dem CSD
noch eine Abschieds-Fame im N-Pir geben.
"Das sind wir dem N-Pir einfach schuldig",
sagt Felix. (cd)
Sugarboyz, Sa, 28.2., 22:30 Uhr, Amici, Lautenschlagerstr. 5,
Stuttgart. 10 EUR inkl. Welcomedrink. sugarboyz.com

News
CSD: Wahl zur "Best of"-Gala
Anlässlich des 10. Christopher Street Day in Stuttgart findet im November eine
"Best of"-Gala statt, bei der die beliebtesten Künstler der vergangenen zehn Jah-
re auftreten. Fest steht bisher nur die Moderatorin des Abends: Frl. Wommy
Wonder. Noch bis 15.2. kann man im Internet abstimmen, welche fünf weitere
Künstlerinnen und Künstler am 16. November im Apollo-Theater des SI-Cen-
trums auftreten sollen: checkt csd-stuttgart.de für das Voting. Zur Wahl stehen
unter anderen Chris Crazy, Barbara Kuster, Die Kleine Tierschau, Teufelsberger,
Rainer Bielfeldt, Irmgard Knef, Malediva, Martin Reinl und Romy Haag.
Rubens feiert einjähriges Jubiläum
Am 1. Februar 2008 öffnete das Rubens in der Geißstraße 13, ein Jahr später
gehört es bereits zu einer der beliebtesten schwul-lesbischen Locations in
Stuttgart. Grund genug für Rubens-Chef Christopher Ruben Koch ordentlich zu
feiern. Am 31. Januar sind alle Stammgäste (und die, die es noch werden
wollen) ab 20 Uhr zur Geburtstagsfeier eingeladen. Ein Sekt auf Kosten des
Hauses wird direkt am Eingang gereicht. Und selbstverständlich darf auch
Christaa, das zweite und bunte Gesicht von Christopher Ruben Koch, nicht
fehlen. (cd)

38 FEBRUAR 2009
Werte vermitteln
VfB Präsident Staudt ist CSD-Schirmherr 2009
Brandaktuell gibt sich der CSD Stuttgart: ob "Steter Tropfen höhlt den Stein": Zwanziger
des anstehenden Superwahljahrs 2009 hat wie Staudt verweisen gern auf die Werte-

Foto: VfB Pressestelle

der CSD e.V. bewusst keinen Politiker für das orientierung, die der Deutschen Lieblingssport
Amt der Schirmherrschaft angefragt; statt- vermitteln kann. Staudt zeigt sich - passend
dessen nahm man sich eines momentan heiß zum Motto des CSD "macht Mut" - hoffnungs-
diskutierten Themas an: Homos im Profi- voll: "Gerade in so einem Massensport ist
sport. Denn als Schirmherr des diesjährigen Vielfalt ein hohes Gut. Mit dieser Schirm-
CSD Stuttgart fungiert der Präsident des VfB herrschaft möchte ich persönlich, aber auch
Stuttgart, Erwin Staudt. Der nimmt das Amt der VfB Stuttgart als Verein, Engagement
gerne an: "Nach den ersten Aktivitäten des zeigen: der Fußball verfügt über eine große
DfB gegen Homophobie im Fußball unter- integrierende Kraft" meint er. Arbeit an vorders-
stützen wir die wichtige und richtige Arbeit ter Front leisten hier vor allem die lesbisch-
zum Abbau von Diskriminierungen gegen- schwulen Fanclubs: insgesamt 12 schwul-
über Lesben und Schwulen im Fußball", lesbische Fanclubs gibt es bundesweit und
wird er in der offiziellen Pressemitteilung die zeigen Stolz Homo-Präsenz in den
des CSD-Vereins zitiert. Bereits im Jahr 2000 Stadien. Und mit Erwin Staudt als CSD-
hat DfB-Chef Theo Zwanziger eine neue Schirmherr fühlen sich die "Stuttgarter
DfB-Satzung verabschieden lassen, die sich Junxx", der schwul-lesbische Fanclub des
ausdrücklich gegen jegliche Form von Dis- VfB, bestimmt auch in ihrer Arbeit bestätigt.
kriminierung im Sport und Stadion aus- "Wir sind sehr glücklich und auch ein biss-
spricht - das schließt explizit Homosexuelle chen stolz, dass Erwin Staudt die Schirm-
mit ein. Allerdings musste Zwanziger beim herrschaft angenommen hat", sagt Mark
zweiten Aktionsabend gegen Homophobie Friedrich, Vorsitzender des Fanclubs. "Erwin
Ende Mai 2008 in Köln einräumen, dass Staudt repräsentiert unseren Lieblingsverein beitragen, das Thema präsent zu halten.
diese Botschaft wohl noch nicht bei allen so, wie wir uns den VfB Stuttgart wünschen: Staudt wird unter anderen bei der CSD-Gala
angekommen sei. In der Tat: kein aktiver offen, tolerant und integrativ". Gut Ding will im Juli sowie der politischen Abschlusskund-
Profi-Fußballer hat sich bisher geoutet, Weile haben und die Entscheidung, einen gebung der CSD-Parade zugegen sein. (bjö)
"schwul" ist gängige Beschimpfung in den Sport-Repräsentanten als Schirmherr des
Stadien. Da hilft wohl nur das Sprichwort CSD auszuwählen, wird zumindest dazu csd-stuttgart.de

Arbeitkreis Rosa Winkel

NS-Verfolgung Homosexueller in Stuttgart
Zwischen nicht zugeordnet wurden. Die
1933 und Recherche nach Zeitungsaus-
Foto: Elmar Daucher/Stuttgart-Marketing GmbH

1945 sind schnitten zum Thema in der lo-

etwa 10.000
homosexu-
elle Männer
in Konzent-
rationslager
verschleppt
worden - unter ihnen auch Stutt-
garter Bürger, über deren Schick-
sal bis heute kaum etwas bekannt
ist. Die Weissenburg will in Zu-
sammenarbeit mit Mitarbeitern
der Stuttgarter Stolpersteininiti-
ative diese Verbrechen sichtbar
machen. Wir sprachen mit Ralf
Bogen von der Weissenburg.
gab-Magazin: Warum ist über
das Schicksal homosexueller
Stuttgarter so wenig bekannt?
Ralf Bogen: Wenn wir über das
Schicksal homosexueller Stuttgar-
ter sprechen, so geht es nicht nur
um jene, die in KZs verschleppt
wurden. Die Emanzipation der
Schwulen und Lesben wurde
durch den NS-Terror weit über die
zwölf Jahre der Diktatur hinaus
zurückgeworfen und zwang sie
zur entwürdigenden Selbstverleug-
nung über Generationen hinweg.
Der Hauptgrund der fehlenden
Aufarbeitung ist, dass der §175 in
Das Mahnmal für die Opfer der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
zwischen altem und neuem Schloss an
der Planie in Stuttgart
der Nazi-Fassung bis 1969 beste-
hen blieb. Dadurch war es den
Homosexuellen nicht möglich,
sich wie die anderen Opfergrup-
pen in Verfolgtenverbänden zu
organisieren und eine Wieder-
gutmachung einzufordern. Nach
1969 gab es verschiedene Initiati-
ven, das Schicksal der Homosexu-
ellen aufzuarbeiten. Bislang konnte
für dieses Anliegen keine entspre-
chende Unterstützung durch die
Stadt Stuttgart realisiert werden.
gab-Magazin: Wie weit seid ihr
mit Euren Recherchen schon ge-
kommen?
kalen Presse und die Auswer-
tung aller § 175-Gerichtsunterla-
gen bis 1969 stehen ebenso noch
aus. Für diese Aufgabe suchen
wir interessierte, auch angehen-
de HistorikerInnen. Einen För-
derantrag für dieses Forschungs-
projekt wird von der Weissenburg
bei der Stadt eingebracht.
gab-Magazin: Wie wollt Ihr die
Verbrechen sichtbar machen?
Ralf Bogen: Es gibt den Vor-
schlag in Zusammenarbeit mit
der Stadt Stuttgart die Ausstel-
Ralf Bogen: Die Stolpersteinini- lung "Homosexuellenverfolgung
tiative um Mathias Strohbach in der NS-Zeit" des Kulturring
und Elke Martin hat mittlerweile Berlin nach Stuttgart zu holen
Informationen von 33 Männern und mit Informationen über die
zusammengetragen, die in Stutt- Verfolgung in Stuttgart zu ergän-
gart während der Nazizeit nach § zen. Wir suchen noch nach Zei-
175 verurteilt wurden und von 7 tungsausschnitten, Briefen und
Männern aus Stuttgart, die im Fotos. Darüber hinaus suchen wir
KZ landeten und dort starben. MitarbeiterInnen für ein Begleit-
Auch ein Todesurteil von 1944 programm zur Verlegung der Stol-
wegen "Verbrechen nach § 175" persteine für homosexuelle Op-
vom "Sondergericht für den fer, die für 2010 geplant ist. (cd)
Oberlandsgerichtsbezirk Stutt-
gart" liegt uns vor. Es gibt Na- Spenden auf das Konto der Weissenburg
menslisten von Rosa-Winkel- mit dem Vermerk "Rosa Winkel": BW Bank,
Trägern aus verschiedenen Kon- Konto: 2455206, BLZ 60050101. Kontakt
zentrationslagern, die bisher noch über ralf.bogen@gmail.com.

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