Fischer Weltgeschichte
Band 15
Der Islam II Die islamischen Reiche nach dem Fall von Konstantinopel
Herausgegeben von G.E. von Grunebaum
War es im 15. Jahrhundert das christliche Abendland, das ängstlich die Bewegungen des Osmanischen Reiches beobachtete, so ist es heute die westliche Welt, die – mit mehr oder minder großem Verständnis – besorgt nach Südosten schaut: in die moderne Türkei, wo der Antagonismus zwischen Kemalismus und Islam tiefgreifende soziale Reformen und eine stabile Regierungsform zu verhindern scheint, in den Nahen Osten mit seinem ausweglos erscheinenden arabisch-israelischen Dilemma, nach Indonesien und Bengalen, wo Bürgerkriege eine unermeßliche Zahl an Opfern forderten. Selbst von den Philippinen berichteten die Zeitungen von Kämpfen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen. Die Blickrichtung ist sozusagen die gleiche geblieben, allein der Blick führt heute weit über die Türkei und das Heilige Land hinaus. Der Betrachter sieht den Islam in der Auseinandersetzung mit importierten sozialpolitischen Vorstellungen und stellt mit Erstaunen fest, wie hoch der Anteil der Länder mit muslimischer Bevölkerung an den Krisengebieten der sogenannten Dritten Welt ist.
Der Verlag ist froh, in Professor G. E. von Grunebaum einen Gelehrten von Rang gewonnen zu haben, der es mit seinen Mitarbeitern unternommen hat, das vielfarbige Bild, das die neuere Geschichte des Islam zwischen Maghreb und Südostasien bietet, nachzuzeichnen.
Der vorliegende Band bildet die Fortsetzung zu Band 14 der
Fischer Weltgeschichte.
Er ist in sich abgeschlossen und mit Abbildungen, Kartenskizzen und einem Literaturverzeichnis ausgestattet. Ein Personen- und Sachregister erleichtert dem Leser die rasche Orientierung.
Der Herausgeber dieses Bandes
Gustave Edmund von Grunebaum,
geb. 1909 in Wien – gest. 1972 in Los Angeles; studierte in Wien und Berlin Islamkunde. 1931 Dr. phil.; 1943–1957 Professor an der Universität von Chicago;
1
1957 Professor an der Universität von Kalifornien, Los Angeles, und Direktor des Near Eastern Center; 1952, 1956 und 1957 Gastprofessor an der Universität Frankfurt am Main. Professor von Grunebaums Interesse galt in erster Linie dem Islam arabischer und persischer Zunge. Seine ersten Arbeiten waren vornehmlich mit der Literaturgeschichte der älteren Periode befaßt. So ›Die Wirklichkeitsweite der früharabischen Dichtung. Eine literaturwissenschaftliche Untersuchung‹ (1937). Auf der Basis der Literaturtheorie und der Literarkritik, deren Studium das Fortleben antiker Traditionen ins Spiel brachte, kam es – zusammen mit der Wiederaufnahme geschichtlicher Forschung – zu dem Versuch, das kulturelle Profil des islamischen Mittelalters zu zeichnen, ›Medieval Islam‹ (1946), erweiterte deutsche Ausgabe 1963. Beide Linien wurden parallel verfolgt: ›Islam. Essays in the Nature and Growth of a Cultural Tradition‹ (1955), ›Kritik und Dichtkunst. Studien zur arabischen Literaturgeschichte‹ (1955). Als Gegenstück zu ›Medieval Islam‹ entstand ›Modern Islam. The Search for Cultural Identity‹ (1962). Auf reine Religionsgeschichte, ›Islam. Experience of the Holy and Concept of Man‹ (1965), einem Übergriff ins Byzantinische; ›Parallelism, Convergence, and Influence in the Relations of Arab and Byzantine Philosophy, Literature, and Piety‹ (1964) und einer Spezialuntersuchung ›French African Literature. Some Cultural Implications‹ (1964) folgte wieder ein geschichtliches Werk ›Der Islam in seiner klassischen Epoche, 622–1258‹ (1966), englische Ausgabe 1970. Gleichsam als Summierung aller seiner Forschungstendenzen: ›Studien zum Kulturbild und Selbstverständnis des Islams‹ (1969). Professor von Grunebaum war auswärtiges Mitglied der Accademia dei Lincei und des Institut d’Egypte sowie Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und der American Philosophical Society. Im Jahr 1964 verlieh ihm die Universität Frankfurt am Main das Ehrendoktorat.
Mitarbeiter dieses Bandes
Prof. Aziz Ahmad
(University of Toronto) Kapitel 3
Prof. Dr. Nikki Keddie
(University of California, Los Angeles) Kapitel 2 (Iran)
Prof. Dr. Afaf Lutfi al-Sayyid Marsot
(University of California, Los Angeles) Kapitel 5
Prof. Dr. Emanuel Sarkisyanz
(Universität Heidelberg) Kapitel 4
Prof. Dr. Stanford J. Shaw
(University of California, Los Angeles) Kapitel 1
Dr. Peter von Sivers
(University of California, Los Angeles) Kapitel 6
Shannon Stack
(University of California, Los Angeles) Kapitel 2 (Afghanistan)
2
Dr. Friedemann Büttner
(München) übersetzte die Kapitel 1, 2 und 5 aus dem Englischen
Dr. Hildegard Hoffmann
(Oldenburg) übersetzte das Kapitel 3 aus dem Englischen
Bemerkungen zur Transkription
Der vorliegende Band folgt in Umschrift und Wiedergabe geographischer Namen, anderer bekannter Namen und Begriffe im wesentlichen den bei Band 14 der Fischer Weltgeschichte angewandten Prinzipien. In den Kapiteln, die den osmanischen und indoiranischen Raum behandeln, wurde bei der Transkription die diesen Gebieten eigentümliche Aussprache arabischer Wörter berücksichtigt. 1928 wurde in der Türkei die arabische Schrift durch die lateinische ersetzt. Innerhalb des Kapitels ›Das Osmanische Reich und die moderne Türkei‹ wurde bei der Darstellung der diesem Jahr folgenden Ereignisse für türkische Wörter die offizielle türkische Orthographie verwandt. Dasselbe gilt – auf das ganze Kapitel ausgedehnt – für bekannte Ortsnamen, sofern die Orte heute innerhalb des Staatsgebiets der Türkischen Republik liegen. č tsch (wie in ›tschechisch‹; Türkei ab 1928: ç)
ḏ
weicher Interdental (wie th in engl. ›this‹)
ḍ
emphatisches d ġ schnarrender Kehllaut (entspr. etwa deutschem nicht gerolltem Zäpfchen-r) ğ nach dumpfen Vokalen velarer Reibelaut wie in norddeutsch ›Waage‹. Er verschwindet jedoch meist in der Aussprache, oft unter Dehnung des vorhergehenden Vokals. Nach hellen Vokalen wie deutsches j; zwischen Vokalen oft in der Aussprache verschwindend (Türkei ab 1928)
LJ
weiches dsch (wie j in engl. ›jungle‹; Türkei ab 1928: c)
ḏ
stimmloser Kehlpreßlaut
ḫ
hartes ch (wie in ›ach‹) ï dumpfes i (Türkei ab 1928: i)
ṅ
Nasallaut (wie deutsches ng in ›enge‹) q kehliges (velares) k scharfes s
ṣ
emphatisches s š scharfes sch (wie in ›Schule‹; Türkei ab 1928: ş)
ṯ
scharfer Interdental (wie th in engl. ›thing‹)
ṭ
emphatisches t y j z,
ẕ
, ż, weiches s (wie in franz. ›zéro‹) ž weiches sch (wie j in franz. ›jour‹)
ẓ
weiches emphatisches s
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