Der Stand des Zürcher E-Government Seit einiger Zeit arbeiten Stadt und Kanton Zürich an unterschiedlichen E-Govern- ment-Projekten. Abläufe in der Verwaltung sollen auf elektronischem Wege abge- wickelt werden. Einzelne Anwendungen sind bereits funktionstüchtig, andere in der Projektphase. Besonders beim E-Voting gibt es noch Probleme. luc. Bereits ist es möglich, online um Frist- Mobiltelefonen möglich sein. Damit setze man erstreckung für die Steuererklärung nachzusu- auf die Zukunft, erklärt E-Government-Leiter chen. Bald sollen auch Informationen über Lärm- Salzmann. Zudem hätten mehr Leute ein Mobil- belastung via Internet verfügbar sein, und Auslän- telefon als einen Internetanschluss. Der ehrgei- der sollen Gesuche für Arbeitsbewilligungen auf zige Fahrplan des E-Voting sieht vor, bereits im elektronischem Wege stellen können. Dazu müs- Jahr 2003 eine Probeabstimmung durchzuführen. sen zwar zuerst die bilateralen Verträge in Kraft 2004 soll das Projekt abgeschlossen sein, und treten. Technisch könne man das Projekt aber bis wenn alles gut läuft, sagt Kommunikationschefin Ende Jahr verwirklichen, sagt Michael Salzmann, Sorg, könnte man dann beginnen, das System auf Leiter der Projektgruppe E-Government beim reale Abstimmungen anzuwenden. Kanton Zürich. Es bleibt das Sicherheitsproblem. Gerade beim E-Voting seien die Sicherheitsanforderungen sehr «Absolut kundenorientiert» hoch und die Umsetzung technisch komplex, Die Projektgruppe hat vor etwa einem Jahr die meint Bruno Baeriswyl, Datenschutzbeauftragter Arbeit aufgenommen. Insgesamt 16 Teilprojekte des Kantons Zürich. Soll man elektronisch stim- sind bewilligt worden. Drei Projekte sind bereits men können, muss das System den Benutzer zu- abgeschlossen, darunter auch das Ratsinforma- erst zweifelsfrei als Stimmberechtigten identifizie- tionssystem und die Plattform «ZH-Entscheide» ren. Damit das Stimmgeheimnis gewahrt bleibt, (www.zhentscheide.zh.ch), auf der alle wegwei- darf aber im Moment der Stimmabgabe die Iden- senden Entscheide der Zürcher Regierung und tität des Stimmenden nicht mehr erkennbar sein. der Direktionen über eine einheitliche Suchmaske Und als wäre das nicht schon genug kompliziert, abgerufen werden können. Dass das bis jetzt folgt eine weitere Hürde: Um zu verhindern, dass eigentlich niemand weiss, begründet Salzmann jemand sowohl elektronisch als auch an der Urne damit, dass man die hohen Erwartungen nicht stimmt, muss im Wahllokal abgeklärt werden enttäuschen wolle und deshalb erst verstärkt auf können, ob eine Person ihre Stimme schon abge- die Seite hinweise, nachdem sie sich als funktions- geben hat, allerdings ohne dass ersichtlich wird, tüchtig erwiesen habe. Ein weiteres Projekt ist die was die betreffende Person gestimmt hat. Kein Erneuerung des Portals des Kantons Zürich Wunder, rechnet Baeriswyl damit, dass die elek- (www.zh.ch). Salzmann will hier einen «absolut tronische Stimmabgabe in frühestens acht Jahren kundenorientierten Zugang» schaffen. Der Zeit- sicher ist. Und selbst dann: Ein Nullrisiko «wird plan sieht vor, dass alle Projekte bis im Juni 2003 es nie geben». abgeschlossen sind. Zwar sei durch den budgetlo- www.egov.ktzh.ch; www.stadt-zuerich.ch/egov sen Zustand Anfang Jahr eine Verzögerung ent- standen. Vorerst wolle man aber am Fahrplan festhalten. Auch die Stadt Zürich hat ein «E-Government Center», das die verschiedenen Projekte koordi- niert. Dazu gehört die bereits erwähnte Möglich- keit, über Internet Fristerstreckung für die Ab- gabe der Steuererklärung zu beantragen. In Zu- kunft sollen auch Meldeadressauskünfte für Grosskunden wie Krankenkassen und die Reser- vation von Reklameflächen über das Internet möglich sein, wie der Leiter des Centers, Andreas Németh, erklärt. Laut Németh findet ein reger Er- fahrungsaustausch zwischen den E-Government- Gruppen von Stadt und Kanton statt. So soll auch eine Vereinheitlichung möglich werden. Németh hält es zwar für illusorisch, dass es einst eine ge- samtschweizerische elektronische «Corporate Identity» gibt, dass also alle elektronischen Dienstleistungen von Bund, Kantonen und Ge- meinden gleich ablaufen. Aber man habe mit dem E-Government «einen Prozess angestossen, der die Zusammenarbeit intensiviert». Abstimmen mit dem Handy Eine Zusammenarbeit von Stadt und Kanton findet auch beim E-Voting, der elektronischen Stimmabgabe, statt. E-Voting ist ein Projekt des Bundes, Zürich nebst Genf und Neuenburg ein Pilotkanton. Momentan sei man daran, ein Pflich- tenheft für das E-Voting zusammenzustellen, da- mit man das Projekt nachher ausschreiben könne, sagt Susanne Sorg, Kommunikationschefin des Regierungsrats. Von Anfang an soll das Abstim- men nicht nur via Internet, sondern auch mit