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nzz 27.05.02 Nr.

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Arbeitsbewilligungen über das Internet


Der Stand des Zürcher E-Government
Seit einiger Zeit arbeiten Stadt und Kanton Zürich an unterschiedlichen E-Govern-
ment-Projekten. Abläufe in der Verwaltung sollen auf elektronischem Wege abge-
wickelt werden. Einzelne Anwendungen sind bereits funktionstüchtig, andere in der
Projektphase. Besonders beim E-Voting gibt es noch Probleme.
luc. Bereits ist es möglich, online um Frist- Mobiltelefonen möglich sein. Damit setze man
erstreckung für die Steuererklärung nachzusu- auf die Zukunft, erklärt E-Government-Leiter
chen. Bald sollen auch Informationen über Lärm- Salzmann. Zudem hätten mehr Leute ein Mobil-
belastung via Internet verfügbar sein, und Auslän- telefon als einen Internetanschluss. Der ehrgei-
der sollen Gesuche für Arbeitsbewilligungen auf zige Fahrplan des E-Voting sieht vor, bereits im
elektronischem Wege stellen können. Dazu müs- Jahr 2003 eine Probeabstimmung durchzuführen.
sen zwar zuerst die bilateralen Verträge in Kraft 2004 soll das Projekt abgeschlossen sein, und
treten. Technisch könne man das Projekt aber bis wenn alles gut läuft, sagt Kommunikationschefin
Ende Jahr verwirklichen, sagt Michael Salzmann, Sorg, könnte man dann beginnen, das System auf
Leiter der Projektgruppe E-Government beim reale Abstimmungen anzuwenden.
Kanton Zürich. Es bleibt das Sicherheitsproblem. Gerade beim
E-Voting seien die Sicherheitsanforderungen sehr
«Absolut kundenorientiert» hoch und die Umsetzung technisch komplex,
Die Projektgruppe hat vor etwa einem Jahr die meint Bruno Baeriswyl, Datenschutzbeauftragter
Arbeit aufgenommen. Insgesamt 16 Teilprojekte des Kantons Zürich. Soll man elektronisch stim-
sind bewilligt worden. Drei Projekte sind bereits men können, muss das System den Benutzer zu-
abgeschlossen, darunter auch das Ratsinforma- erst zweifelsfrei als Stimmberechtigten identifizie-
tionssystem und die Plattform «ZH-Entscheide» ren. Damit das Stimmgeheimnis gewahrt bleibt,
(www.zhentscheide.zh.ch), auf der alle wegwei- darf aber im Moment der Stimmabgabe die Iden-
senden Entscheide der Zürcher Regierung und tität des Stimmenden nicht mehr erkennbar sein.
der Direktionen über eine einheitliche Suchmaske Und als wäre das nicht schon genug kompliziert,
abgerufen werden können. Dass das bis jetzt folgt eine weitere Hürde: Um zu verhindern, dass
eigentlich niemand weiss, begründet Salzmann jemand sowohl elektronisch als auch an der Urne
damit, dass man die hohen Erwartungen nicht stimmt, muss im Wahllokal abgeklärt werden
enttäuschen wolle und deshalb erst verstärkt auf können, ob eine Person ihre Stimme schon abge-
die Seite hinweise, nachdem sie sich als funktions- geben hat, allerdings ohne dass ersichtlich wird,
tüchtig erwiesen habe. Ein weiteres Projekt ist die was die betreffende Person gestimmt hat. Kein
Erneuerung des Portals des Kantons Zürich Wunder, rechnet Baeriswyl damit, dass die elek-
(www.zh.ch). Salzmann will hier einen «absolut tronische Stimmabgabe in frühestens acht Jahren
kundenorientierten Zugang» schaffen. Der Zeit- sicher ist. Und selbst dann: Ein Nullrisiko «wird
plan sieht vor, dass alle Projekte bis im Juni 2003 es nie geben».
abgeschlossen sind. Zwar sei durch den budgetlo- www.egov.ktzh.ch; www.stadt-zuerich.ch/egov
sen Zustand Anfang Jahr eine Verzögerung ent-
standen. Vorerst wolle man aber am Fahrplan
festhalten.
Auch die Stadt Zürich hat ein «E-Government
Center», das die verschiedenen Projekte koordi-
niert. Dazu gehört die bereits erwähnte Möglich-
keit, über Internet Fristerstreckung für die Ab-
gabe der Steuererklärung zu beantragen. In Zu-
kunft sollen auch Meldeadressauskünfte für
Grosskunden wie Krankenkassen und die Reser-
vation von Reklameflächen über das Internet
möglich sein, wie der Leiter des Centers, Andreas
Németh, erklärt. Laut Németh findet ein reger Er-
fahrungsaustausch zwischen den E-Government-
Gruppen von Stadt und Kanton statt. So soll auch
eine Vereinheitlichung möglich werden. Németh
hält es zwar für illusorisch, dass es einst eine ge-
samtschweizerische elektronische «Corporate
Identity» gibt, dass also alle elektronischen
Dienstleistungen von Bund, Kantonen und Ge-
meinden gleich ablaufen. Aber man habe mit dem
E-Government «einen Prozess angestossen, der
die Zusammenarbeit intensiviert».
Abstimmen mit dem Handy
Eine Zusammenarbeit von Stadt und Kanton
findet auch beim E-Voting, der elektronischen
Stimmabgabe, statt. E-Voting ist ein Projekt des
Bundes, Zürich nebst Genf und Neuenburg ein
Pilotkanton. Momentan sei man daran, ein Pflich-
tenheft für das E-Voting zusammenzustellen, da-
mit man das Projekt nachher ausschreiben könne,
sagt Susanne Sorg, Kommunikationschefin des
Regierungsrats. Von Anfang an soll das Abstim-
men nicht nur via Internet, sondern auch mit

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