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Station 7 Geschichte des Salzes

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Die regelmäßige Verwendung von Salz begann etwa vor 10.000 Jahren, als in der Jungsteinzeit
die ersten menschlichen Ansiedlungen entstanden. Den Sammlern und Jägern der Ur-Menschheit
hingegen war Salz als Nahrungszusatz unbekannt. Das für die Körperfunktionen notwendige Salz
nahmen sie über die Nahrung auf. Die Inuit (Eskimos) beispielsweise deckten damals ihren
Salzbedarf durch das Trinken von Blut der von ihnen getöteten Tiere. Blut enthält ebenso wie
Innereien mehr Salz als Muskelfleisch. Auch Tiere suchten und fanden Salz. Ihre Spuren führten
die Menschen in der Jungsteinzeit zu salzhaltigen Wasserquellen: ideale Standorte für
Siedlungen.
Als die Menschen sesshaft wurden (ca. 5000 v. Chr.) und anfingen Nahrungsmittel herzustellen,
die gelagert werden konnten, begann der Gebrauch von Kochsalz zum Zwecke der
Nahrungskonservierung und Vorratshaltung. Fisch, Fleisch und Gemüse wurden mit Salz haltbar
gemacht. Gewonnen wurde das „weiße Gold“ aus Salzseen, Deltalagunen und Salzwüsten. 3000
v. Chr. haben die Chinesen bereits Salz gewonnen, um Speisen in Salzlake einzulegen. Und weil
das Salz knapp und teuer war, streckten sie es mit anderen Würzmitteln. Aus Wasser,
Sojabohnen und Salz schufen sie die Sojasoße.

Bei den Ägyptern wurde Salz auch zum Konservieren von Leichnamen (Mumien) benutzt.
30 Tage wurde ein Leichnam in Salz getrocknet. Danach wurde der Körper geschminkt, in
Leinenbinden eingewickelt, mit Harz oder Asphalt versiegelt und in den Sarg gelegt.
Das Salz der Griechen und Römer war ausschließlich Meersalz. Das Salzmittel der verfeinerten
römischen Küche, das garum, wurde meistens nicht von den Köchen selber, sondern in Fabriken
hergestellt, unter anderem in Pompeji. Dazu nahm man Gefäße von etwa 30 Liter, füllte sie
abwechselnd mit Schichten von Fisch, Salz und getrockneten Kräutern, ließ diese Mischung
zugedeckt in der Sonne eine Woche lang fermentieren und rührte dann 20 Tage lang jeden Tag
einmal gut durch, bis die Fische und Kräuter ganz zergangen waren. Die so entstandene
Flüssigkeit wurde filtriert und in Töpfen verkauft. Dieses „Maggi“ der Antike war eine Erfindung der
Griechen und muss wohl sehr gestunken haben. Gesalzenes Grünzeug nannten die Römer schon
„salata“, gesalzenes Fleisch „salami“ (vom lateinischen „sal“ für Salz).
Die Römer nahmen auch gesundheitsschädliche Salze beim Trinken von Wein zu sich. Zum
Süßen und Konservieren des Weins wurde Saft von besonders ausgereiften Trauben in
Bleigefäßen aufgekocht. Dabei lösten sich Bleisalze auf, die die erwünschte Süße des Gebräus
noch verstärkten. Die so kontaminierte sapa wurde dann dem Wein beigemischt, der von den
arglosen Konsumenten als erfreulich lieblicher Rebensaft geschätzt und in großen Mengen
getrunken wurde. Kein Wunder, dass sich immer wieder Symptome von Bleivergiftungen zeigten.

Die mittelalterlichen Quellen zeugen davon, dass garum bis in die Karolingerzeit (11. Jahrhundert)
häufig zum Würzen verwendet wurde. Durch den Orienthandel Venedigs wurden asiatische
Gewürze importiert, die zunehmend als Würzmittel an Bedeutung gewannen. Salz wurde in der
Küche kaum noch mitgekocht, sondern nur noch nach dem Kochen zur Verfeinerung des
Geschmacks zugegeben. Ab dem frühen Mittelalter (im Salzkammergut bereits zur Zeit der
Kelten) wurde Salz bergmännisch abgebaut und durch Verdunsten von Solquellwasser
gewonnen.

CHiK Wöhlerschule Frankfurt a. M. (ergänzt/verändert Waldkirch) 2009


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Salze sind die einzigen Mineralen, die der Mensch essen kann – und muss. Der Körper braucht
Salze, um Nährstoffe zu transportieren, Nervenreize weiterzuleiten oder Muskeln anzuspannen.
Salzmangel ist tödlich. Erst in der frühen Neuzeit begannen Wissenschaftler die physiologische
Bedeutung des Salzes herauszufinden. Schon die Römer benutzten Kupfervitriol als Brechmittel
und Alaunlösungen für Umschläge sowie zum Gurgeln, ohne über genauere medizinische
Kenntnisse zu verfügen. PARACELSUS (1493 bis 1541) ergänzte Schwefel und Quecksilber, die
von den Arabern schon als körperliche Grundstoffe angenommen worden waren, um Salz. Aus
den drei Elementen sollten alle Stoffe der unbelebten und belebten Natur bestehen. Ein Körper
war für PARACELSUS gesund, wenn er das richtige Mischungsverhältnis dieser Elemente hatte.
Er wendete Chemikalien als Arzneimittel an, die bis dahin als Gifte angesehen worden waren:
Salze von Kupfer, Blei, Silber und Quecksilber. Der Chemiker Johann Rudolph GLAUBER, ein
Anhänger PARACELSUS, entdeckte später die Heilwirkung des nach ihm benannten
GLAUBERsalzes, als er, erkrankt an Fleckfieber, von einer Quelle in der Nähe Wien trank und
daraufhin wieder gesund wurde. In der Kunst des „Distillirens“ [sic] bewandert, dampfte er eine
Probe des Wassers bis zur Trockene ein und untersuchte das heilende Salz. Daraufhin
vermarktete er es im großen Stil als Heilsalz.
„Salz ist unter allen Edelsteinen der kostbarste“, hatte der Chemiker Justus von LIEBIG 1803-
1873) bemerkt und seinem weltberühmten Fleischextrakt damit unbegrenzte Haltbarkeit verliehen.
Als das Salz Anfang des 20. Jahrhunderts seine Bedeutung als wichtigstes Konservierungsmittel
endgültig verlor, zerlegten Wissenschaftler Steinsalz in seine Elemente Natrium und Chlor.
Letzteres erwies sich als ideales Bleichmittel, und es lieferte die Basis für einen neuen
Industriezweig, die Kunststoffchemie. Die Weltproduktion von Kochsalz liegt heute bei bis zu 200
Millionen Tonnen, Marktführer sind die USA. Deutschland fördert ca. 12,5 Millionen Tonnen.
Größter Abnehmer ist die chemische Industrie. Streusalz wird für den winterlichen Straßendienst
verwendet. Auch für die Wasserenthärtung und Futtermittelproduktion wird Salz benötigt.
Speisesalz dagegen hat in Deutschland nur einen Anteil von drei Prozent.

Aufgaben:
1. Markiere im Text die Namen der Salze, die konkret erwähnt werden.
2. Erläutere die Bedeutung bzw. den Verwendungszweck dieser Salze in der Geschichte.
3. Führe auf, wann welche Verfahren zur Salzgewinnung verbreitet waren.

Internetrecherche: Versucht, etwas über den Verlauf der Salzstraßen in früheren


Jahrhunderten herauszufinden.

Tipp: Wenn Du den Text von moodle herunterlädst und im Internet nach entsprechenden
Abbildungen suchst, dann kannst Du Deinen eigenen, illustrierten Textausdruck machen.
(Abbildungen in den Text integrieren! Legenden und Quellenangaben nicht vergessen!)

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Lösungsblatt:
1. Kochsalz (Meer-, Siede- und Steinsalz), Kupfervitriol, Alaun, Kupfer-, Blei-, Silber-und
Quecksilbersalze, Glaubersalz

2. Nahrungsmittel (zum Würzen)und Konservierungsmittel: Kochsalz


­ bei den Römern giftiger Zusatz im Wein: Bleisalz
­ Heilmittel/Medizin: Kupfervitriol (Brechmittel), Alaun (für Umschläge und zum
Gurgeln), Kupfer-, Blei-, Silber-, und Quecksilbersalze, Glaubersalz, Kochsalz (z.B.
zum Baden und Inhalieren)

3.
­ Salze aus Salzseen, Deltalagunen und Salzwüsten (ca. 5000 v. Chr.)
­ Meersalz durch Verdunsten (schon bei den Griechen und Römern)
­ Siedesalz aus Solequellwasser (vom Mittelalter bis ins 19. Jh.)
­ Gewinnung mit Hilfe von Gradierwerken aus Solequellen (seit dem 16. Jh.)
­ Steinsalz aus Bergwerken (heute die gängigste Gewinnungsmethode)

CHiK Wöhlerschule Frankfurt a. M. (ergänzt/verändert Waldkirch) 2009

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