0-Lektionen für
Telekommunikationsunternehmen
1 EINLEITUNG .....................................................................................................................3
2.2 Was die Kommunikationsindustrie von der Webindustrie lernen MUSS: Markteinführungszeit.....................7
4 ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................................................14
5 DANKSAGUNG...............................................................................................................14
Da MySQL sowohl in der Web- als auch in der Kommunikationsindustrie eine beliebte Lösung ist,
sind wir in der Lage, diese Konvergenz von beiden Seiten zu betrachten. In diesem zweitteiligen
White Paper vergleichen wir die Ansätze und Einstellungen der Web-2.0- und der
Kommunikationsindustrie und skizzieren die Veränderungen, die Anbieter von
Kommunikationstechnologien und -dienstleistungen vornehmen müssen, wenn sie auf dem neuen
Markt wettbewerbsfähig und bedeutend bleiben wollen.
Der erste Teil dieser White Paper Serie trägt den Titel „Web-2.0-Lektionen für
Kommunikationsdienstanbieter“. In diesem Dokument werden die Unterschiede und
Gemeinsamkeiten der Web-2.0- und Kommunikationsbranche untersucht. Dabei betonen wir die
Herausforderungen, die daraus heute für die Kommunikationsindustrie entstehen.
Der zweite White Paper trägt den Titel „Flexible und konvergierte Datenmanagementlösungen für
Kommunikationsunternehmen“ und erklärt, wie eine MySQL Architektur in Kombination mit einer
Open-Source-Grundstruktur die Anforderungen eines modernen Telekommunikations-
unternehmens erfüllt.
Dies ist ein Beispiel für die Konvergenz der Technologien, es ist jedoch ebenso wichtig, auch die
Konvergenz der Dienste zu berücksichtigen, die zurzeit stattfindet. Ein einfaches, aber sehr
markantes Beispiel ist etwa: Ein Anwender eines modernen Telefonkonferenzsystems ruft heute
für die Sprachanwendung die Nummer eines Telefonkonferenzdienstes an, während er
gleichzeitig einen Webbrowser nutzt, um sich beim selben Dienst anzumelden und dort
gemeinsam mit anderen auf Vortragsfolien oder sogar Anwendungen2 zuzugreifen. Dieser Ansatz
kombiniert das Beste aus beiden Welten: Die Gleichzeitigkeit, Zuverlässigkeit und
Benutzerfreundlichkeit der traditionellen Telefonie mit dem gesamten Potenzial einer modernen
Webanwendung. Schauen Sie sich als Beispiel für einen nicht konvergierten Ansatz Dienste wie
WAP3 oder IMS4 an, die tatsächlich IP-basierte Technologien sind, jedoch auf eine Art und Weise
implementiert werden die dazu führt, dass sie nur als Dienste verfügbar sind, die zusätzlich zu
1
SIP: Session Initiation Protocol (RFC 3261), Rosenberg, J. et.al., IETF, Juni 2002. http://www.ietf.org/rfc/rfc3261.txt
2
For just one example, Webex is such a call conference tool rather popular with MySQL’rs: http://www.webex.com/
3
http://en.wikipedia.org/wiki/Wireless_Application_Protocol
4
http://en.wikipedia.org/wiki/IP_Multimedia_Subsystem
Wir sehen diese Aspekte der Dienstekonvergenz bei Trends, in denen bekannte
Webunternehmen wie Google, Yahoo oder Skype VoIP-Client-Software6 anbieten und jetzt sogar
in den Bereich Mobiltelefonie vorstoßen7. Anbieter von Kommunikationstechnologien und –
dienstleistungen8 beginnen andererseits mit der Bereitstellung von Webdiensten, und
Softwarehäuser wie Microsoft und Apple machen beides. Eine schleichende Entwicklung findet im
Bereich der Mobiltelefone statt, die jetzt einen voll funktionsfähigen Webbrowser anstelle von
WAP enthalten. Wenn die Anwender jedoch nicht mehr auf die geschlossene Umgebung der
WAP-Dienste beschränkt sind, kann dies für klassische Telekommunikationsunternehmen
unangenehm, ja sogar direkt gefährlich werden, da es Ihnen die Chance nimmt, mobile Internet-
Mehrwertdienste selbst zu vermarkten.9
Traditionelle Fertigung in der
Wenn man sich auf die Dienstekonvergenz konzentriert Elektrotechnik: Es wird viel Wert
wird deutlich, dass diese Bewegungen innerhalb der Web- auf ausgereifte Produkte gelegt,
und Kommunikationsindustrie sowohl neue Möglichkeiten bevor diese freigegeben werden.
als auch geschäftliche Herausforderungen in Form eines
gesteigerten Wettbewerbs und der Begegnung mit
unterschiedlichen Kulturen schaffen werden. Das ewige Beta: Produkt-
veröffentlichungen so früh wie
MySQL wird von 80% der größten Websites10 und von möglich, Verbesserungen werden
allen großen Anbietern von Kommunikationstechnologien anschließend vorgenommen.
und -diensten für ihre geschäftskritischen Datenbanken
verwendet. Wir sind deshalb in der beneidenswerten Position, diese Entwicklungen von beiden
Seiten betrachten und darauf reagieren zu können. In diesem White Paper werden wir
geschäftliche, technische und kulturelle Aspekte betonen, die unserer Meinung nach von
Kommunikationsdienstanbietern und den Anbietern von Kommunikationstechnologien und -
dienstleistungen berücksichtigt werden müssen, um den von Webunternehmen gestellten
Herausforderungen, die sich sozusagen auf das Gebiet der Telekommunikationsanbieter
begeben, zu begegnen.
5
Telephony is just yet another Internet application. Der MySQL Blog für die Telekommunikationsbranche. Mai 2008.
http://blogs.sun.com/carriergrademysql/entry/telephony_is_just_yet_another
6
Google Talk: http://www.google.com/talk/
Yahoo! Voice: http://voice.yahoo.com/
Skype: http://www.skype.com/
7
What is Android: http://code.google.com/android/what-is-android.html
3 UK and Skype launch 3G Skypephone, 3G.co.uk, October 2007. http://www.3g.co.uk/PR/Oct2007/5353.htm
8
Nokia Lays Plan for More Internet Services, Niccolai James, Webausgabe der New York Times, 4. Dezember 2007.
http://www.nytimes.com/idg/IDG_002570DE00740E18002573A70046F2EF.html?ref=technology
9
Eine weitere Diskussion dieser Entwicklungen finden Sie im White Paper „Light Reading Services Software Insider“
"Content Delivery Platforms: The Next Big SDP Dilemma".
http://www.lightreading.com/servsoftware/details.asp?sku_id=2234&skuitem_itemid=1115
10
Websites klassifiziert von Alexa Global Top20, www.alexa.com. Siehe MySQL for Online Applications, Zoratti, Ivan; März
2008. http://www.mysql.com/news-and-events/on-demand-webinars/display-od-116.html
Tabelle 1: Die Kommunikations- und Web-Hardware sowie die Softwareplattformen nähern sich
aneinander an.
Eine Erkenntis aus Tabelle 1 besteht darin, dass sich die Hardware- und Software-
Plattformarchitekturen sowie die allgemeine Einstellung zur Dienstverfügbarkeit bereits
angenähert haben. Die Programmiersprachen und Grundstrukturen sind jedoch immer noch
unterschiedlich. Die Webbranche favorisiert deutlich Rapid-Application-Development-
Technologien und Skriptsprachen, während die Kommunikationsindustrie die objektorientierten,
kompilierten Sprachen wie C++ und Java mit strengem Typsystem bevorzugt. Die
Kommunikationsindustrie muß außerdem die Anforderung erfüllen, nur zertifizierte Lösungen für
ihre Software- und Hardware-Stacks zu verwenden.
11
Carrier Grade Linux - The Linux Foundation: http://www.linuxfoundation.org/en/Carrier_Grade_Linux
z Einige fanden es tatsächlich vorteilhaft, dass PHP und Python üblicherweise nicht in
Schulen unterrichtet werden. Durch die Einstellung von Technikern, die PHP und
(vielleicht auch insbesondere) Python kennen, könnte man also von Anfang an davon
ausgehen, dass diese Kandidaten in der Lage sind, Dinge aus eigener Initiative zu
erlernen.
Java ist in der Kommunikationsbranche im Vergleich zu C++ eine flexiblere Wahl, insbesondere
wenn man nicht nur die Eigenschaften der Sprachspezifikation selbst betrachtet, sondern auch
die verschiedenen Anwendungen, die als Open Source z.B. von der Apache Foundation erhältlich
sind. Es ist jedoch interessant zu sehen, dass Java sich seit kurzem in Richtung zumindest
einiger der oben aufgeführten Punkte entwickelt hat:
z Die Sprache Java ist heute, genauso wie viele Sun Softwarepakete wie der Glassfish
Anwendungsserver, OpenESB, OpenDS, quelloffen.12 Ein Stack, der auf Java basiert,
kann also auch vollständig von diesem Standpunkt aus berücksichtigt werden. Vom
Kommunikationsstandpunkt aus betrachtet sollten wir auch Sailfin erwähnen, ein Open-
Source-SIP-Anwendungsserver-Projekt13, das von Sun verwaltet wird. Während es
bereits seit 10 Jahren hervorragende quelloffene Java-Projekte gibt, wie zum Beispiel
Apache oder JBoss, macht das Engagement von Sun für Open Source hier doch einen
riesigen Unterschied.
z Es ist nicht so gut bekannt, aber Sun arbeitet auch an verschiedenen Skriptsprachen für
JVM Runtime14. Diese würden das Beste aus beiden Welten kombinieren: Die
Eigenschaften und Strenge der Java-Anwendungen mit einem flexiblen Skripting-Ansatz,
je nach Bedarf. Verfügbare Sprachen reichen von PHP bis hin zu Erlang (eine Echtzeit-
Sprache, die im Telekommunikationsbereich verwendet wird). Besonders erwähnenswert
ist hier Groovy, eine Sprache, die speziell als Skriptsprache für JVM15 entwickelt wurde.
12
Weitere Informationen zu diesen Projekten finden Sie unter:
http://openjdk.java.net/
https://glassfish.dev.java.net/
https://open-esb.dev.java.net/
http://www.opends.org/
13
https://sailfin.dev.java.net/
14
http://wiki.jruby.org/wiki/Calling_Java_from_JRuby
http://www.jython.org/Project/
15
http://groovy.codehaus.org/
http://tiago.org/ps/2008/02/24/groovyscalarubypython-on-jvm/
Unter Berücksichtigung der oben erwähnten Punkte haben wir die MANGO*-Bemühungen16 mit
Interesse verfolgt. MANGO* ist ein Projekt einiger Sun-Techniker, bei dem es darum geht, endlich
eine Java-basierte Alternative zum LAMP Stack zu schaffen. Es wurde durch das gerade
angekündigte MySQL+Netbeans+Glassfish-Paket17 inspiriert. Das Akronym steht für MySQL And
Netbeans, Glassfish, OpenJDK, OpenESB, OpenSSO, OpenPortal... Wir halten es für sehr
wahrscheinlich, dass so etwas wie MANGO* der konvergierten Kommunikationsindustrie
tatsächlich das Beste aus beiden Welten bieten kann.
16
http://blogs.sun.com/mango/entry/welcome_to_the_next_generation
17
http://download.netbeans.org/netbeans/6.1/mysql_bundle/
18
Tabelle 2: Einstellung und Projektkultur in der Kommunikations- und Webindustrie
Eine Schlussfolgerung aus Tabelle 2 ist, dass die Projektkulturen und vor allem die Einstellung
zum Thema Markteinführungszeiten in der Kommunikationsindustrie eine andere als in der
Webindustrie sind. Die Kommunikationsindustrie hat ihr Erbe in der „Elektroherstellung“, wo
physische Geräte als Ergebnis eines Herstellungsverfahrens ausgeliefert werden. In einem
solchen Geschäft kann der Versand von defekten Geräten Kosten in Höhe von Millionen Euro für
Reparaturen, Verbesserungen und den Austausch der Geräte mit sich bringen. Die Konzentration
liegt deshalb auf gründlicher Planung, Fertigung und Qualitätssicherung. Die Anforderungen zur
weiteren Zertifizierung der Produkte machen diesen Aspekt noch wichtiger, und natürlich trägt das
Zertifizierungsverfahren selbst zur Projektlänge bei. Ein Zertifizierungszyklus für neue Produkte
kann einige Monate dauern, und dies erklärt natürlich, warum neue Produkte nicht wöchentlich
verbessert werden können! Die Kommunikationsdienstanbieter haben genau diese Kultur
angenommen – obwohl sie selbst nichts herstellen – zum Teil aufgrund ihrer eigenen
Anforderungen im Hinblick auf Regeln und verfügbare Betriebszeit.
Im Web besteht eine solche Logik jedoch nicht. Fehler in einer Anwendung sind relativ einfach zu
beheben. Zum Vermeiden von Fehlern ist Gewissenhaftigkeit erforderlich, dies ist jedoch nicht der
Bereich, in dem die größten Risiken bestehen. Im Gegenteil, bei der Entwicklung innovativer
Webdienste muss der größte Fokus auf der Markteinführungszeit liegen. Das größte Risiko im
Web-2.0-Geschäft besteht darin, dass ein Projekt, das für uns nach einem Jahr beendet werden
soll, beim Mitbewerber bereits in einem Monat abgeschlossen ist! Eine Verspätung von einem
Jahr ist im Web eine sehr lange Zeit!
Alle Werkzeuge, die von den Web-Unternehmen eingesetzt werden, spiegeln diese Einstellung
wider. Während in der Kommunikationsindustrie eine Idee zu einem Plan wird, ein Plan zu einer
Spezifikation und eine Spezifikation dann an jemand anderen zur Implementierung weitergegeben
wird, besteht die ideale Vorgehensweise für das Web-Unternehmen darin, dass die Person,
welche die Idee hat, selbst recht schnell den ersten Prototypen erstellt – in nur wenigen Tagen.
Es werden also qualifizierte Mitarbeiter eingestellt, so dass Innovation und Implementierung
Bestandteil desselben Prozesses werden. Die meisten Web-Unternehmen möchten darüber
hinaus die Fähigkeit haben, die Open-Source-Komponenten des Software Stacks für bessere
Funktionen oder Leistungen einzusetzen. MySQL Anwender wie Google oder Wikipedia tun dies
18
Die Beobachtungen in Tabelle 1 und 2 basieren auf Interviews, die für dieses White Paper durchgeführt wurden,
Gespräche auf der MySQL Conference and Expo 2008 sowie auf Beobachtungen von MySQL Mitarbeitern, die in einer
dieser Branchen arbeiten.
Es sollte jedoch betont werden, dass auch die Web-Industrie im Hinblick auf die Plattform – die
stabil sein sollte – einen konservativen Ansatz fährt. Ein MySQL Kunde berichtete zum Beispiel
von einem 12 Monate dauernden Projekt zur Aktualisierung von MySQL 4.1 auf 5.0 und von einer
Standarddauer von 3 Monaten für das Testen eines Upgrades. Dieselbe Strenge wird für
Upgrades des Betriebssystems und des Programmiersystems angewendet. Das Ziel der
Erstellung einer guten Plattform besteht darin, rasche Innovationen und eine schnelle, aber
gesunde Entwicklung der tatsächlichen Webdienste zu ermöglichen.
Um mit den eigenen Diensten weiterhin erfolgreich zu sein, ist es für die
Kommunikationsdienstanbieter und die Anbieter von Kommunikationstechnologien und -
diensten von grundlegender Bedeutung, diese Einstellung und Projektkultur von den Web-
Unternehmen zu übernehmen.
Wir möchten auch darauf hinweisen, dass die Kommunikationsdienstanbieter – auch beim
Erstellen von Webdiensten – sich eventuell entscheiden können, sich auf „ihren eigenen Markt“ zu
konzentrieren, z.B. auf die bestehenden Telefonkunden, und zwar auch beim Erstellen von
Diensten, die genauso gut für eine globale Anwendung entwickelt werden könnten. Manchmal
kann ein solcher Fokus sinnvoll sein. Es kann für einen Dienstanbieter von Vorteil sein, wenn er
nur Dienste in der Muttersprache des jeweiligen Landes anbietet. Oft ist dieser enge Fokus aber
nur eine Gewohnheit, der man sich besser entledigen sollte. Das Risiko besteht hier darin, dass
ein kleines Web-2.0-Startup-Unternehmen, das die ganze Welt mit einem spannenden Dienst
anspricht, erfolgreicher sein könnte. Ein soziales Netzwerk im Internet profitiert zum Beispiel in
erheblichem Maße vom „Networking“, ein Anwender wird sich also sehr viel eher einem globalen
Dienst anschließen, „bei dem alle anderen sind“, als einem Dienst, der zufällig vom nationalen
Telefonbetreiber angeboten wird.
Das Gleiche gilt für die Einstellung zur „Mashup-Kultur“, die im Web 2.0 definiert wird. Ein
traditioneller Ansatz besteht darin, eine Idee zu einem Dienst zu haben und diese dann selbst zu
entwickeln. Ein Web-2.0-Dienst besteht jedoch aus konsolidierten Daten und Assistenten aus
anderen Web-2.0-Diensten außerhalb des Einflussbereichs des Dienstanbieters selbst. Beispiele
sind das Einbetten von Youtube-Videos oder Google-Map-Assistenten oder einfachen Blogs
sowie verschiedenen Nachrichten-Feeds.
19
https://code.launchpad.net/MySQL server
2.3.2 Schnelle Innovationen: „Schmeiß es an die Wand und warte ab, ob es kleben
bleibt.“
Abbildung 1 stellt deutlich die verschiedenen Strategien des traditionellen Ansatzes dar, die wir
aus der Kommunikationsindustrie und den modernen Ansätzen in der Webindustrie kennen. Es
hat Jahrzehnte gedauert, Fernseh- und Festnetztelefonie zu entwickeln. Andererseits werden
jeden Tag mehrere kleine Facebook-Anwendungen geboren! Die Web-Unternehmen haben
heutzutage eine Strategie, die auf Meilensteinen beruht: Da es nicht möglich ist zu wissen, wie
die nächste große Innovation aussehen wird, ist es am besten, so viele Projekte wie
möglich zu beginnen und dann zu beobachten, welche davon erfolgreich sind. „Schmeiß es an
die Wand und warte ab, ob es kleben bleibt“ war ein wörtliches Zitat mehrerer Interviewpartner für
dieses White Paper, die ihren Ansatz für Innovationen beschrieben.
Anzahl Dienste
Soziale
Netz-
werke
hoch
Blogs
Web-
Dienste
Mobil-
funk analoge
Telefon- Fern-
niedrig dienste sehen
Das Verständnis dieser Innovationsstrategie verändert auch die Wahrnehmung zum richtigen
Verständnis der für die Kosteneinsparung notwendigen Anforderungen: Das Problem besteht
nicht so sehr in den Kosten eines erfolgreichen Projekts, es sind die Kosten aller erfolglosen
Projekte, die minimiert werden sollten. Aus diesem Grund ist es zwingend erforderlich, so schnell
wie möglich auf den Markt zu gehen, um festzustellen, ob ein neuer Dienst für die Anwender
attraktiv ist oder nicht.
Vertikale
S ca le up Skalierung
(Scale-up)
S ca le out
Horizontale Skalierung
(Scale-Out)
Abbildung 2 ist ein Vergleich von Scale-up- und Scale-out-Architekturen in einer Situation, in der
ein Dienst ein exponentielles Wachstum erfährt.
Der Ansatz zur vertikalen Skalierung (zum Erfüllen des Bedarfs an Leistung und Kapazität durch
Einkauf eines großen und ausreichend leistungsstarken Servers) bringt hohe Startkosten für den
Dienst mit sich, und dies ist bereits inkompatibel mit dem Wunsch, in rascher Geschwindigkeit
neue Produkte auf den Markt zu bringen. Eine Weile lang wird der Scale-up-Ansatz alle
Anforderungen erfüllen, wächst der Dienst dann jedoch, muss auf einen größeren Server
umgerüstet werden. Das erste oder zweite Upgrade (Server mit jetzt mehr als 100 Prozessoren)
ist bereits sehr kostspielig. Letztendlich wird kein Server in der ganzen Welt in der Lage sein, die
Anforderungen eines beliebten, global verfügbaren Webdienstes zu erfüllen.20
Der Ansatz der horizontalen Skalierung hat andererseits geringe Startkosten, die Ressourcen
werden bei Bedarf hinzugefügt. Das Hinzufügen weiterer Ressourcen erfolgt während des
Wachstums des Dienstes als Routine, es ist keine große und schmerzhafte Investition. Wenn die
Nutzung eines Dienstes nachlässt – und das passiert tatsächlich, deswegen müssen neue
Dienste immer wieder erneuert werden – können die Ressourcen freigesetzt und für andere
Projekte eingesetzt werden. Denken Sie auch noch einmal über die unterschiedlichen
Anfangsinvestitionen nach. Da mehr Versuche als Erfolge notwendig sind, sollten zu den Kosten
eines erfolgreichen Projektes auch die Startkosten von 5 – 10 erfolglosen Projekten
hinzugerechnet werden.
Die hier präsentierte Strategie wird treffend durch den folgenden Silicon-Valley-Ausspruch
zusammengefasst: Scheitere schnell, skaliere schnell, d.h. führe schnelle Iterationen aus
Versuch und Irrtum durch, und wenn Du dann erfolgreich bist, achte darauf, dass sich Deine
Architektur ebenso schnell skalieren lässt.
20
Bitte beachten Sie, dass Facebook 1.800 MySQL Server sowie 10 .000 Apache-Server hat und dass das Unternehmen
pro Jahr um 50 % wächst. Es gibt weltweit keinen Server, der groß genug ist, diese Leistung über eine horizontale
Skalierung bereitzustellen.
http://www.paragon-cs.com/wordpress/2008/04/16/scaling-MySQL up-or-out-panel-uc/
Das ist der Hauptgrund, weshalb erfolgreiche Web-Unternehmen wie oben erwähnte Rapid-
Development-Methoden anwenden: Sie müssen auf ihrer Seite immer wieder neue Funktionen –
und neue Inhalte – anbieten, um das Interesse der Besucher aufrecht zu erhalten. Nach einer
Weile kann ein Dienst „aus der Mode kommen“, und an diesem Punkt muss der Dienstanbieter
bereits neue Dienste eingeführt haben.
Der letzte Punkt zur Erhöhung der Klickraten besteht einfach aus dem Prinzip, ein großes,
vorzugsweise globales Publikum anzusprechen. Das Prinzip des Online-e-Commerce wurde im
Buch „The Long Tail – Der lange Schwanz“ gut erklärt: Nischenprodukte statt Massenmarkt – Das
Geschäft der Zukunft22. Die Long-Tail-Theorie erklärt, dass üblicherweise 50% des Umsatzes
einer e-Commerce-Site wie z.B. Amazon aus dem Verkauf kleiner Mengen aus einem großen
Produktkatalog stammt – exotische Artikel, die aufgrund ihrer kleinen Mengen niemals in
normalen Ladengeschäften verkauft werden. Auch die Implementierung von GoogleAds ist mit der
Long-Tail-Theorie vergleichbar, denn sie sind nicht hauptsächlich auf ein paar große
21
http://news.cnet.com/2100-1017-819688.html
22
Der lange Schwanz: Nischenprodukte statt Massenmarkt – Das Geschäft der Zukunft, Anderson Chris, Hanser Wirtschaft,
März 2007.
Schauen Sie sich das klassische und einfache Beispiel des Kommunikationsdienstanbieters an,
bei dem die Kunden neue Klingeltöne erwerben können. Bei einer traditionellen Implementierung
wären wahrscheinlich Verträge mit einem oder mehreren Herstellern von Klingeltönen und eine
Seite für die eigenen Teilnehmer des Dienstanbieters inbegriffen. Der Dienstanbieter sollte
stattdessen wie oben beschrieben wie folgt vorgehen:
1. Kontinuierlich neue Funktionen zu seinem Dienst hinzufügen, wie z.B. neue Produkte
(Hintergrundgrafiken, Videos) sowie andere Hilfsfunktionen (wähle Deinen
Lieblingsklingelton).
2. Vergewissern Sie sich, dass der Dienst Funktionen bietet, mit denen er sich mit dem
Online-Ökosystem vermengen kann: RSS-Feed als Ankündigung neuer Klingeltöne, ein
Forum, in dem die Anwender Kommentare hinterlassen können, Entwickler-Blogs,
Künstler-Blogs…
3. Beschränken Sie den Klingelton-Shop nicht nur auf die Mobiltelefonteilnehmer des
entsprechenden Dienstanbieters, sondern akzeptieren Sie Umsätze von einem möglichst
breiten Publikum.
4. Befolgen Sie das Long-Tail-Prinzip, versuchen Sie, so viele Klingeltöne wie möglich
anzubieten. Beschränken Sie die Erstellung der Klingeltöne nicht auf ein paar wenige
Hersteller, sondern erlauben Sie es den Anwendern, ihre eigenen Klingeltöne zu
verkaufen. Der Verkauf eines Klingeltons 1 Millionen Mal ist genauso gut wie der
einmalige Verkauf von 1 Millionen Klingeltönen.
Von der Entwicklung der Online-Werbung lässt sich viel lernen. Die erste Generation der
Bannerwerbung war einfach und nicht besonders wirkungsvoll; Untersuchungen haben gezeigt,
dass die Anwender einfach gelernt hatten, um die Banner herumzuschauen. Die Werbetreibenden
versuchten, dieses Problem zu umgehen, indem Sie die Anzeigen größer und auffälliger machten.
So sehr, dass oft die Anwendbarkeit der Seite, auf der die Banner gezeigt wurden, beeinträchtigt
wurde. Der Ansatz von Google Ads ist genau umgekehrt: Es ging ursprünglich um kleine,
unaufdringliche, textbasierte Anzeigen. Googles „Geheimnis“ bestand in der
„Empfehlungstechnologie“, die sorgsam die Anzeigen aussucht, die für die Seite, das
Suchergebnis oder auch das Profil des eingeloggten Google-Kontos relevant sind. Kurz, die
Strategie besteht darin, immer persönliche, potentiell interessante Anzeigen (oder Inhalte) zu
zeigen.23
Folgender Satz ist oft auf den Amazon.com-Produktseiten zu lesen: „Kunden, die diesen Artikel
gekauft haben, kauften auch…“. Dies ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie
Empfehlungsmechanismen funktionieren. Es geht darum, Gruppen ähnlicher Anwender zu finden,
aufgrund derer dann durchschnittliche Verhaltensempfehlungen generiert werden. Wir empfehlen
23
AdSense, Wikipedia 2008. http://en.wikipedia.org/wiki/AdSense
4 Zusammenfassung
In diesem ersten Teil des 2-teiligen White Papers für Kommunikationsunternehmen betrachteten
wir die Herausforderungen, mit denen es die Kommunikationsdienstanbieter aufgrund der
Zusammenführung der traditionellen Kommunikationsindustrie mit der Web-2.0-Industrie zu tun
haben. Wir skizzierten auch die Erfolgsstrategie in der Web-2.0-Welt, die
Kommunikationsdienstanbieter anwenden müssen, um in einer konvergierten Welt erfolgreich zu
bleiben.
Sie können den zweiten Teil dieses White Papers unter folgender URL herunterladen:
http://www.mysql.de/why-mysql/white-papers/mysql_wp_DataManagementForCSP.php.de
5 Danksagung
Die Autoren möchten den folgenden Personen für die Teilnahme an Interviews oder die
anderweitige Informationsbereitstellung während der Recherche für dieses White Paper danken:
Mark Callaghan, Google; Joe Stump und Eli White, Digg.com; Brian Aker, Sun Microsystems;
Ignacio Correas, Warp Networks sowie zahlreiche Redner der MySQL Conference and Expo
2008 (und 2007) deren Präsentationen als Hintergrundinformationen und Inspirationen in dieses
Dokument eingingen.
24
Greg Linden, Brent Smith, and Jeremy York. "Amazon.com Recommendations: Item-to-Item Collaborative Filtering". IEEE
distributed systems online, Volume 4, Number 1, 2003.
http://www.cs.helsinki.fi/u/gionis/linden03amazon.pdf