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26/03/13 5:46 PM
NZZ.CH
1. September 2011
als. Die postmodernen Theorien ber die unhintergehbare Verzahnung von Sprache und Macht scheinen fr jene deutsche Autorinnen und Autoren noch immer eine ungebrochene Anziehungskraft zu besitzen, die die Sprachregelungen der ehemaligen DDR an ihrem eigenen Leib erfahren mussten. So beschftigt sich auch der 1956 in Brandenburg geborene Kurt Drawert, der den Fall der Mauer wie kaum ein Dichter lakonisch als Wechsel von einer verwundenden zu einer verwaltenden Ordnung verzeichnet hat, mit den krperlichen Auswirkungen des ffentlichen Diskurses und mit der Frage, ob jenseits davon allenfalls in der Dichtung Raum fr ein anderes Sprechen (oder fr das Sprechen eines Anderen) existiert. Drawert stellt der funktionsorientierten, das sprechende Subjekt auch immer unbewusst disziplinierenden und so dem Verstummen entgegen treibenden Alltagssprache eine intuitive Form der Kommunikation zur Seite, die sich an die Rnder des Schweigens heran tastet. Ein Gedicht beginne nicht dort, wo tiefer Nebel ber Kuhwiesen wabert, hlt der Dichter dabei in seinem poetologischen Essay Die Lust zu verschwinden im Krper der Texte mit der ihm eigenen, nur von einem haarfeinen Hauch von Ironie durchzogenen Akkuratesse fest. Das Wesen von Gedichten sei es vielmehr, so der Autor, einen berschuss an Sinn zu erzeugen, was jedoch nur dann gelnge, wenn die Texte einen Defekt aufweisen wenn sie das Organisationsniveau jener Gegenstnde ber- oder unterschreiten, die sie durch die Sprache in sich aufnehmen wollen. Ein Gedicht wolle schliesslich zeigen, dass das Bekannte etwas Anderes ist. In dem bei C. H. Beck erschienen Band Idylle, rckwrts, in dem Drawert nun eine Auswahl von Gedichten aus drei Jahrzehnten seine Best-Of-Sammlung vorlegt, die um den neuen Zyklus Matrix America ergnzt wurde, kristallisiert sich dieser andere Blick auf das Vertraute aus immer neuen Perspektiven zu nchternen und doch intensiven Einsichten in die Existenz in zwei verschiedenen Formen des falschen Lebens. Kurt Drawert: Idylle, rckwrts. Gedichte aus drei Jahrzehnten. C. H. Beck, Mnchen 2011. 272 S., Fr. 29.90
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