DER UR-RHEIN
Rheinhessen
vor zehn
Millionen Jahren
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Ernst Probst
DER UR-RHEIN
Rheinhessen
vor zehn
Millionen Jahren
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Gewidmet:
Heiner Roos,
Altbürgermeister von Eppelsheim,
dessen Idee und Initiative
das Dinotherium-Museum in Eppelsheim
zu verdanken ist
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INHALT
Vorwort
Ein uralter Fluss
voller Rätsel
Seite 15
Dank
Seite 17
Die Anfänge
des Rheins
Seite 21
Die Dinotheriensande
oder Eppelsheimer Sande
Seite 57
7
Die Entdeckung
des „Schreckenstieres“
Seite 77
Ein Paradies
für Rüsseltiere
Seite 91
Das Huftier
mit Krallenfüßen
Seite 103
Die Bärenhunde
oder Hundebären
Seite 111
8
Säbelzahnkatzen
am Ur-Rhein
Seite 117
Umstrittene
Menschenaffen
Seite 123
9
Johann Jakob Kaup
Der große Naturforscher
aus Darmstadt
Seite 153
Ernst Schleiermacher
Der erste Direktor
des Naturalien-Cabinets
Seite 161
10
Dorn-Dürkheim:
Artenvielfalt
wie im Regenwald
Seite 175
Daten
und Fakten
Seite 189
Fundorte am Ur-Rhein
und dort
entdeckte Tierarten
Seite 205
Attraktionen
in Eppelsheim
Seite 215
11
Das Dinotherium-Museum
in Eppelsheim
Seite 221
Das Miozän:
Die Welt vor etwa
23 bis 5 Millionen Jahren
Seite 231
Bücher von
Ernst Probst / Seite 254
12
Das Dinotherium-Museum in Eppelsheim (Kreis Alzey-Worms)
informiert anschaulich über die exotische Tierwelt am Ur-Rhein
vor etwa zehn Millionen Jahren. Im Mittelpunkt der sehens-
werten Ausstellung steht ein Abguss des 1835 bei Eppelsheim
entdeckten Oberschädels des Rüsseltieres Deinotherium gigan-
teum. „Geistiger Vater“ des Dinotherium-Museums ist der frü-
here Bürgermeister von Eppelsheim, Heiner Roos (rechts).
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Exotische Tierwelt
am Ur-Rhein
bei Eppelsheim
in Rheinhessen
vor etwa
zehn Millionen
Jahren.
Ausschnitt
aus einem
Gemälde von
Pavel Major (Prag)
im Dinotherium-
Museum
in Eppelsheim.
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VORWORT
15
Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Mil-
lionen Jahren“ stammt aus der Feder des Wiesbadener Wissen-
schaftsautors Ernst Probst. Er hat zahlreiche Werke über prähi-
storische Themen – wie „Deutschland in der Urzeit“, „Deutsch-
land in der Steinzeit“, „Deutschland in der Bronzezeit“, „Re-
korde der Urzeit“ und „Rekorde der Urmenschen“ – veröffent-
licht.
Gewidmet ist das Taschenbuch Dr. Jens Lorenz Franzen (geb.
1937), Paläontologe in Titisee-Neustadt, langjähriger Mitarbei-
ter des Forschungsinstitutes Senckenberg in Frankfurt am Main,
Wiederentdecker der Dinotheriensand-Fundstelle und Begrün-
der der ersten wissenschaftlichen Grabungen bei Eppelsheim,
Heiner Roos (geb. 1934), dem Altbürgermeister von Eppels-
heim, dessen Idee und Initiative das Dinotherium-Museum in
Eppelsheim zu verdanken ist, sowie dem Darmstädter Paläon-
tologen Johann Jakob Kaup (1803–1873), mit dem die Erfor-
schung der Säugerfauna aus den Dinotheriensanden bei Eppels-
heim einst angefangen hat.
Zum Gelingen des Taschenbuches „Der Ur-Rhein“ haben Heiner
Roos, der Förderverein Dinotherium-Museum Eppelsheim, die
Gemeinde Eppelsheim, Dr. Jens Lorenz Franzen, Dr. Jens Som-
mer, Dr. Gerhard Storch, Dr. Frank Holzförster, Professor Dr.
Wolfgang Schirmer, Dr. Winfried Kuhn, Dr. Ursula Bettina
Göhlich, Mag. Thomas Bence Viola, Dr. Oliver Sandrock, Dr.
Thomas Keller und Thomas Engel beigetragen.
Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein“ enthält ein Gemälde und zahl-
reiche Zeichnungen von Tieren aus den Dinotheriensanden bei
Eppelsheim in Rheinhessen. Diese Bilder wurden im Auftrag
der Gemeinde Eppelsheim und des Fördervereins Dinotherium-
Museum Eppelsheim von dem akademischen Maler Pavel Ma-
jor aus Prag angefertigt und mit freundlicher Genehmigung im
vorliegenden Taschenbuch veröffentlicht.
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Dank
Markus Forman,
Naturhistorisches Museum Mainz /
Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz
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Dr. Jens Lorenz Franzen,
ehemaliger Leiter der Abt. Paläoanthropologie
und Quartärpaläontologie
am Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main,
ab 1. 9. 2000 im Ruhestand
und seitdem ehrenamtlicher Mitarbeiter,
Titisee-Neustadt
Christine Hemm-Herkner
Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt am Main
18
Dr. Winfried Kuhn
Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz
Abt. 2 Geologie und Rohstoffe, Mainz
E. Leibenath, Leverkusen
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Der Paläontologe Jens Lorenz Franzen
aus Titisee-Neustadt, früherer langjähriger
Mitarbeiter am Forschungsinstitut
Senckenberg in Frankfurt am Main, ist der
Wiederentdecker der verschollenen Fossil-
fundstelle bei Eppelsheim unter acht Meter
mächigen Deckschichten und Begründer der
ersten wissenschaftlichen Grabungen dort.
Er leitete Grabungen in Eppelsheim und
Dorn-Dürkheim in Rheinhessen, untersuchte
und beschrieb Fundstellen und Funde.
Kein anderer Wissenschaftler hat so lange
und so intensiv in den Ablagerungen des
Ur-Rheins gegraben wie er. Maßgeblich
war er auch am Aufbau des Dinotherium-
Museums in Eppelsheim beteiligt.
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Die Anfänge
des Rheins
21
Der Düsseldorfer Geologe
Wolfgang Schirmer
gab mehreren Abschnitten des Ur-Rheins
einen Namen
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Unvorstellbare Kräfte wölbten das Gebiet im nördlichen Vor-
land der gestauchten Alpen schildartig auf und dehnten die obe-
ren Schichten. Dabei brach im Scheitel der Aufwölbung der
Oberrheingraben ein. Der Grabenbruch machte sich erstmals
im Eozän vor etwa 50 Millionen Jahren äußerlich bemerkbar:
Von da ab sank die Erdoberfläche in einer rund 30 bis 50 Kilo-
meter breiten Spalte millimeterweise allmählich bis zu fünf
Kilometer tief ein. Die Absenkungsbewegungen lösten starke
Erdbeben und Meeresvorstöße aus.
Vielleicht existierte bereits an der Wende vom Eozän zum Oli-
gozän vor etwa 34 Millionen Jahren im Rheinischen Schiefer-
gebirge ein Vorläufer des Rheins oder sogar ein erster Rhein.
Dabei handelt es sich um das Vallendarer Flusssystem, das 1908
von dem Geologen Carl Mordziol (1886–1958) nach dem Ko-
blenzer Stadtteil Vallendar benannt wurde. Als seine Hinterlas-
senschaften gelten hellweiße Schotter in Senkungszonen des
Rheinischen Schiefergebirges. Zum Beispiel im Moseltrog,
Lahntrog, Rheintrog oder im Goldenen Grund, jener Senke, die
entlang der Autobahn Limburg-Wiesbaden eine Fortsetzung des
Oberrheingrabens ins Schiefergebirge bildet.
Nach seinen fast nur aus Quarz und verkieselten Gesteinen be-
stehenden Schottern zu schließen, lag das Quellgebiet des
Vallendarer Flusssystems in den Vogesen. Dagegen kamen ei-
nige kleinere Flüsse aus dem Rheinischen Schiefergebirge. Der
genaue Verlauf des Vallendarer Flusssystems und seine Abfluss-
richtung aus dem Rheinischen Schiefergebirge sind umstritten.
Wenn der Vallendarer Hauptstrom ab dem Mittelrheinischen
Becken in Richtung Bonn entwässert hätte, wäre er tatsächlich
ein erster Rhein, ein früher Lothringischer Rhein. In jedem Fall
aber ist er der Wegbereiter für den späteren Lothringischen
Rhein und seinen Nachfolger, die Mosel, schrieb 2003 der Düs-
seldorfer Geologe Wolfgang Schirmer.
Zu Beginn des Unteroligozäns vor etwa 34 Millionen Jahren
ereignete sich ein erster und kurzer Meeresvorstoß von Süden
her aus dem Alpenraum in den Oberrheingraben und in das
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Im Oligozän vor etwa 30 Millionen Jahren existierte in Deutsch-
land eine lang gestreckte Meeresstraße, die das Nordmeer über
die Wetterausenke und den ca. 300 Kilometer langen sowie etwa
30 bis 50 Kilometer breiten Oberrheingraben mit dem damali-
gen Meer im heutigen Alpenvorraum verband.
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Mainzer Becken. Dabei wurden im Mainzer Becken teilweise
die nach einem Ort im Elsass benannten mittleren Pechelbronn-
Schichten abgelagert. Bald darauf zog sich das Meer nach Sü-
den zurück.
Im späten Unteroligozän vor rund 30 Millionen Jahren erfolgte
ein zweiter und starker Meeresvorstoß aus dem Norden. Da-
von zeugen küstennah abgelagerte Meeressande und küsten-
fern entstandene Tonmergelschichten (der nach einem belgi-
schen Flüsschen bezeichnete Rupelton) sowie Haifisch-Zähne,
Seekuh-Skelette, Meeresmuscheln und -schnecken sowie Au-
stern. Norddeutschland war damals bis in die Gegend von Kas-
sel vom Meer bedeckt. Eine lang gestreckte Meeresstraße ver-
band zeitweise im Mitteloligozän das Nordmeer über die Wet-
terau-Senke und den ca. 300 Kilometer langen sowie etwa 30
bis 50 Kilometer breiten Oberrheingraben mit dem damaligen
Meer im heutigen Alpenvorraum.
Danach kam es zu einem kurzfristigen Rückzug der Meere im
Nordseebecken und im Alpenvorraum. Auf eine Aussüßungs-
phase im Oberoligozän vor etwa 26 bis 25 Millionen Jahren, in
der tonig-mergelige Süßwasserschichten abgelagert wurden,
folgte ein dritter Meeresvorstoß aus dem Norden ins Mainzer
Becken. Anders als bei früheren Meeresvorstößen wurden jetzt
kalkige Schichten abgelagert, die man dem so genannten Kalk-
tertiär zuordnet. In der Zeit vor etwa 25 bis 20 Millionen Jah-
ren gab es offenbar wechselnde Verbindungen nach Norden oder
Süden, aber wohl keine durchgehende Verbindung mehr zwi-
schen den Meeren im Nordseebecken und im Alpenvorraum.
Gegen Ende des Oligozäns waren große Teile von Nordrhein-
Westfalen und Norddeutschland weiterhin von der Nordsee be-
deckt. Vor etwa 24 Millionen Jahren existierte zwischen Brohl
und Bonn der so genannte Brohler Rhein. Er gilt als ältester
bekannter Vorläufer des Rheins nördlich des Rheinischen Schie-
fergebirges. Der Brohler Rhein floss durch ein weites Becken,
in dem sich Braunkohlensümpfe ausdehnten und das von akti-
ven Vulkanen des Westerwaldes und der Eifel eingerahmt wur-
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