Der Judenstaat
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Zionismus (abgeleitet vom geschichtsträchtigen Berg Zion in Jerusalem) bezeichnet eine Bewegung, die auf die Gründung eines jüdischen Staates abzielt, ein Gedanke, den es seit Jahrhunderten gab. Theodor Herzl (1860-1904), der Autor von »Der Judenstaat« hatte also zahlreiche Vorläufer, dennoch wurde gerade er, der wenig religiöse und zunächst am Thema uninteressierte Journalist zum wirkmächtigsten Vertreter des politischen Zionismus und Wegbereiter zur Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 - rund 44 Jahre nach seinem Tod. |
Herzls Erfolg fußt auf Energie, Hartnäckigkeit und Einfallsreichtum. So organisierte er den ersten Zionistischen Weltkongress (29. bis 31. August 1897) in Basel, gründete ihr Presseorgan »Die Welt«, ebenso den »Jewish Colonial Trust« als finanzielle Basis der Bewegung, und erläuterte vielen Politikern seine Pläne. In seiner Schrift »Der Judenstaat« erklärt er systematisch und detailliert, wie dieser Staat politisch organisiert sein und welche Werte und Prinzipien gelten sollten. Die Verfassung sollte flexibel, modern und laizistisch sein, mit strikter Trennung von Religion und Staat. |
Doch eines hatte schon Herzl unterschätzt: die Landnahme löste Empörung bei den umgebenden arabischstämmigen, durch und durch muslimisch geprägten Volksgruppen und Staaten aus. Bereits einen Tag nach der offiziellen Gründung (am 14. Mai 1948) wurde Israel von einer Allianz sechs muslimischer Staaten massiv militärisch angegriffen. Die junge Nation ging siegreich aus diesem Palästinakrieg (auch Israelischer Unabhängigkeitskrieg genannt) hervor und behauptete sich, doch der Konflikt dauert bis heute an.
Theodor Herzl
Theodor Herzl, geboren 1860 in Budapest, gilt als Begründer des Zionismus als politische Bewegung. Seine Wahrnehmung des Antisemitismus brachte ihn zu der Überzeugung, dass nur ein eigener Staat eine Lösung der sog. Judenfrage herbeiführen könne. Mit seiner Schrift "Der Judenstaat" gab er dem Zionismus den Anstoß, der schließlich zur Gründung des Staates Israel führte.
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Book preview
Der Judenstaat - Theodor Herzl
INHALT
Vorwort des Herausgebers
DER JUDENSTAAT
Vorrede
Einleitung
Allgemeiner Teil
Die Jewish Company
Ortsgruppen
Society of Jews und Judenstaat
Schlusswort
VORWORT DES HERAUSGEBERS
MITTE DES 19. JAHRHUNDERTS rollte – wie so oft zuvor in der Geschichte – eine neue Welle des Antisemitismus durch Europa. Ein junger Mann österreich-ungarischer Herkunft, aus jüdischem Hause stammend, erlebte dies in seinem Umfeld: Theodor Herzl (1860–1904) war weder besonders religiös, noch hatte er intensive Beziehungen zur jüdischen Gemeinschaft, nicht in Budapest, wo er aufwuchs; zu Beginn auch nicht in Wien, wo er Jura studierte und später als vielbeschäftigter Journalist, Politik- und Kulturredakteur arbeitete.
Er war eher ein am Thema wenig interessierter Bohème¹, wie er sich einmal beschrieb, sogar selber mit zeittypischen Ressentiments gegenüber anderen Juden ausgestattet. Doch nach und nach gelangte Herzl durch eigene Erfahrungen und Lektüre² zu der Überzeugung, dass aufgrund von Antisemitismus, gesetzlicher Diskriminierung und gescheiterter Assimilation der Juden in den jeweiligen Mehrheitsgesellschaften, zwangsläufig ein jüdischer Staat gegründet werden müsse.
Zionismus³ bezeichnete eine Bewegung, die auf die Gründung eines jüdischen Staates abzielt, ein Gedanke, den es seit Jahrhunderten gab. Der Begriff selbst wurde vom Wiener Schriftsteller und Herausgeber Nathan Birnbaum (1864–1937) geprägt. Theodor Herzl hatte also zahlreiche Vorläufer und Mitstreiter, und dennoch wurde gerade er zum wirkmächtigsten Vertreter des politischen Zionismus und Wegbereiter zur Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 – rund 44 Jahre nach seinem Tod.
Herzls Erfolg fußt sicher auf der enormen Energie, die er dem Projekt widmete, auf seiner Hartnäckigkeit und seinem Einfallsreichtum, wenn es darum ging, führende Persönlichkeiten auf seine Seite zu ziehen. So organisierte er den ersten Zionistischen Weltkongress (29. bis 31. August 1897) in Basel, gründete ihr Presseorgan Die Welt, ebenso den Jewish Colonial Trust als finanzielle Basis der Bewegung. Er erläuterte vielen Politikern seine Pläne, etwa Kaiser Wilhelm II. und dem türkischen Sultan Abdülhamid II., und warb in Rom bei Papst Pius X. (der jede Unterstützung ablehnte) für sein Vorhaben der Gründung eines jüdischen Staates.
Ein Baustein für Herzl Wirkmächtigkeit ist die vorliegende Schrift ›Der Judenstaat‹, in der er systematisch und detailliert erklärt, wie dieser Staat politisch organisiert sein und welche Werte und Prinzipien gelten sollten. Sogar auf Detailfragen ging er ein, etwa wie viele Arbeitsstunden eine Woche haben sollte, und wie das Militär auszustatten sei. Auch den Bau von Arbeiterwohnungen und die Einführung von Arbeitsdiensten für unqualifizierte Arbeiter sprach er an. Die Verfassung dieses Gemeinwesens sollte flexibel, modern und laizistisch sein, mit strikter Trennung von Religion und Staat.
Doch selbst jüdische Zeitgenossen betrachteten diesen Entwurf als realitätsfremdes Phantasieprodukt, als unrealisierbare Utopie – nicht viel anders als Thomas Morus’ ›Utopia‹. So schrieb etwa Anton Bettelheim⁴ in den ›Münchner Allgemeinen Nachrichten‹ vom »Faschingstraum eines durch den Judenrausch verkaterten Feuilletonisten«.⁵ Die Zeit bewies, dass Herzl den richtigen Weg verfolgte. Nach dem großen Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts, dem durch die Nazis angerichteten Holocaust, war die Gründung Israels ein Schritt zur Heilung des jüdischen Volkes. Im November 1947 beschlossen die Vereinten Nationen die Teilung des damals britischen Mandatsgebietes Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat⁶. Am 14. Mai 1948 gründete sich der Staat Israel.
Doch eines hatte schon Herzl unterschätzt: die Landnahme löste Empörung bei den umgebenden arabischstämmigen, durch und durch muslimisch geprägten Volksgruppen und Staaten aus. Bereits einen Tag nach der offiziellen Gründung wurde Israel von einer Allianz sechs muslimischer Staaten (Ägypten, Saudi-Arabien, Syrien, Libanon, Irak und dem damaligen Transjordanien) massiv militärisch angegriffen. Die junge Nation ging siegreich aus diesem Palästinakrieg (auch Israelischer Unabhängigkeitskrieg genannt) hervor und behauptete sich, doch der Konflikt dauert bis heute an.
© Redaktion Kallisto, 2022
¹ Zitat Herzl, 1903: [Ich] wusste damals nicht viel vom Jüdischen. Ich war ein dem Judentum Entfremdeter, ein Boulevardier. Ein Rabbiner bin ich auch jetzt nicht, und in den Tempel gehe ich nur in Basel am Samstag der Kongresswoche. Dort grüße ich auch mehr den Gott meiner Väter als meinen eigenen. Denn mit meinem Gott kann ich auch ohne Rabbiner und vorgeschriebene Gebete verkehren.
² Etwa das populäre Buch ›Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage‹ (1881) vom Ökonomen Eugen Dühring (1833–1921), das zu einer Art Bibel für Antisemiten wurde. Dühring wurde damit zu einem Vordenker des Nationalsozialismus.
³ Der Begriff Zionismus (abgeleitet vom geschichtsträchtigen Berg Zion in Jerusalem) setzte sich schnell als geläufige Bezeichnung für die jüdische Nationalbewegung durch, nicht nur bei Befürwortern und Gegnern des Zionismus, sondern auch bei Antisemiten.
⁴ Anton Bettelheim (1851–1930) war ein österreichischer Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Schriftsteller, der dem jüdischen Glauben angehörte.
⁵ Heute sieht man das respektvoller. Der Publizist und Buchautor Henryk M. Broder (*1946) schrieb über Herzl: »Ein bürgerlicher Wiener Jude, der von seinen Freunden nicht ernst genommen wurde und von seinen Feinden als Scharlatan und Demagoge verschrien wurde, gab den Massen armer Juden in Osteuropa, von deren Existenz er bis dahin kaum eine Ahnung hatte, Hoffnung auf ein besseres Leben noch vor dem Tode. Herzls Judenstaat war ein grandioser utopischer Entwurf, [...] ein entschiedener Bruch mit der jüdischen Tradition des passiven Leidens und des Wartens auf die Erlösung durch die Ankunft des Messias.«
⁶ Diese ›Zweistaatenlösung‹ ist bis heute nicht verwirklicht
DER JUDENSTAAT
VORREDE
DER GEDANKE, den ich in dieser Schrift ausführe, ist ein uralter. Es ist die Herstellung des Judenstaates.
Die Welt widerhallt vom Geschrei gegen die Juden, und das weckt den eingeschlummerten Gedanken auf.
Ich erfinde nichts, das wolle man sich vor allem und auf jedem Punkt meiner Ausführungen deutlich vor Augen halten. Ich erfinde weder die geschichtlich gewordenen Zustände der Juden, noch die Mittel zur Abhilfe. Die materiellen Bestandteile des Baues, den ich entwerfe, sind in der Wirklichkeit vorhanden, sind mit Händen zu greifen; jeder kann sich davon überzeugen. Will man also diesen Versuch einer Lösung der Judenfrage mit einem Wort kennzeichnen, so darf man ihn nicht ›Phantasie‹, sondern höchstens ›Kombination‹ nennen.
Gegen die Behandlung als Utopie muss ich meinen Entwurf zuerst verteidigen. Eigentlich bewahre ich damit nur die oberflächlichen Beurteiler vor einer Albernheit, die sie begehen könnten. Es wäre ja keine Schande, eine menschenfreundliche Utopie geschrieben zu haben. Ich könnte mir auch einen leichteren literarischen Erfolg bereiten, wenn ich für Leser, die sich unterhalten wollen, diesen Plan in den gleichsam unverantwortlichen Vortrag eines Romans brächte. Aber das ist keine solche liebenswürdige Utopie, wie man sie vor und nach Thomas Morus⁷ so häufig produziert hat. Und ich glaube, die Lage der Juden in verschiedenen Ländern ist arg genug, um einleitende Tändeleien überflüssig zu machen.
Um den Unterschied zwischen meiner Konstruktion und einer Utopie erkennbar zu machen, wähle ich ein interessantes Buch der letzten Jahre: ›Freiland‹ von Dr. Theodor Hertzka⁸. Das ist eine sinnreiche Phantasterei, von einem durchaus modernen, national-ökonomisch gebildeten Geist erdacht, und so lebensfern, wie der Äquatorberg, auf dem dieser Traumstaat liegt. ›Freiland‹ ist eine komplizierte Maschinerie mit vielen Zähnen und Rädern, die sogar ineinander greifen; aber nichts beweist mir, dass sie in Betrieb gesetzt werden könne. Und selbst, wenn ich Freilands-Vereine entstehen sehe, werde ich es für einen Scherz halten.
Hingegen enthält der vorliegende