1.Mai 2006
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30. April
Was seit Monaten in Deutschland mit müssen bei ihren Eltern wohnen bleiben. 123456789012345678901234567890121234567890123456789
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ungeheurer Konsequenz seitens der Zusätzlich wird ihnen die ohnehin schon 123456789012345678901234567890121234567890123456789
„Der Tanz geht weiter“
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Regierung und ihrer Arbeitsagentur viel zu geringe Leistung des 123456789012345678901234567890121234567890123456789
123456789012345678901234567890121234567890123456789
durchgeführt wird, ist die gesetzliche Arbeitslosengeld zwei (ALG II) auf 80% Party in der Buchtstrasse.
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gekürzt, was 275 Euro monatlich 123456789012345678901234567890121234567890123456789
Festschreibung massenhafter Ver- 123456789012345678901234567890121234567890123456789
ausmacht. Von diesem Geld soll gelebt
1. Mai
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armung und Entrechtung. Es ist das (nur 123456789012345678901234567890121234567890123456789
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notdürftig von den bürgerlichen Medien werden. Infotisch auf dem
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123456789012345678901234567890121234567890123456789
vertuschte) wirkliche Gesicht des Dieses Gesetz ist eine Kriegserklärung an Buchtstrassen Fest
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Kapitalismus. Die Interessen der alle jugendlichen Erwerbslosen. Es ist die
Unternehmer sind das A und O, nach gesetzliche Abschaffung der Damit wird jede Arbeitsstelle unsicher.
denen sich die Politik der Regierung Gleichberechtigung. Sie sind nun Zukunftsplanungen sind nicht möglich.
richtet. Erwerbslose, Alte, Junge und Menschen zweiter Klasse, die ihren Wer weiß wann die Kündigung kommt?
Kranke haben nichts außer Schikanen Wohnort nicht mehr selbst bestimmen Gewerkschaftliche Betätigung wird extrem
und Armut von diesem System zu dürfen. erschwert. Demokratie ist im Kapitalismus
erwarten. eben nur ein anderes Wort für Entrechtung
Und es kommt noch besser. Nach den
und hemmungslose Ausbeutung.
neuesten Plänen der Regierung sollen –
Entrechtet weil du jung bist verschärfter noch als in Frankreich – alle Fortsetzung auf Seite 2
Jugendliche Erwerbslose unter 25 Jahren Jugendlichen unter 26 Jahren in den
dürfen nach einem in aller Eile ersten zwei Jahren einer „Beschäftigung“
verabschiedeten Gesetz nicht mehr selbst jederzeit begründungslos von den
über ihren Wohnsitz bestimmen und Unternehmern gekündigt werden können.
Fortsetzung Seite 2
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2 Nr.12 - April-Mai 2006
Fortsetzung von Titelseite „Kotzen reicht nicht“
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„Im Kampf wachsen Flügel, mit den
Schwierigkeiten mehrt sich die Kraft“ Gleichzeitig wird es Rente erst mit 67 Jahren geben, Die hier geschilderten Zustände sind allen, die
statt wie bisher mit spätestens 65. Altersarmut für genau hinsehen, gut bekannt. Hartz IV ist eine
die allermeisten ist vorprogrammiert. Und auch die Armuts- und Disziplinierungsmaßnahme, die
Werner Braeuner nach Gesundheitsversorgung liegt schon seit langem im geplante Aufhebung des Kündigungsschutzes der
Argen, da sich immer weniger Menschen Sturmangriff für die hemmungslose Ausbeutung und
Oldenburg verlegt Arztbesuche und Medikamente leisten können. Die Verwertung der Menschen durch Kapitalisten.
Zahl der nicht krankenversicherten ist drastisch Kotzen reicht nicht. Auch wenn der eine und die
angestiegen. Empfänger des ALG II sind gezwungen andere sich danach fühlt, der einen Politikerin und
in „angemessenem Wohnraum“ zu leben. dem anderen Unternehmer aus voller Brust ins
Zwangsräumungen sind in vielen Städten gang und Gesicht zu kotzen. Es erleichtert doch nur kurz.
gäbe. Die Obdachlosigkeit steigt. Nein. Was uns in diesem Land gelingen muss, ist
die Überwindung der Vereinzelung, der
Und die Reichen? Das Kapital? Ghettoisierung der sozialen Probleme und
menschlichen Existenzen.
Sie machen steigende Gewinne mit der Ausbeutung Das einzige das den Todesfeldzug des Kapitals
und durch die Entrechtung der ArbeiterInnen. Noch gegen „aussortierte“ und „überflüssige“ aufhalten
nie gab es so viele Millionäre in Deutschland wie kann, ist eine soziale Massenbewegung, die ihre
heute. Es ist das logische Resultat kapitalistischer Feinde benennt und angreift.
Ausbeutung. Wenige leben wie die Made im Speck,
lassen sich bedienen, Reisen um die Welt, während Die Regierung und das Kapital haben noch
Millionen von ArbeiterInnen und Erwerbslosen um keine wirkliche Angst vor uns. Denn der
ihre Existenz kämpfen müssen. Widerstand hierzulande ist schwach. Bei
Dabei ist dieses Unternehmerpack noch so dreist unseren Nachbarn in Frankreich ist das
Der im Jahr 2001 zu 12 Jahren Haft und jammert über angebliche schlechte anders. Nehmen wir uns ein Beispiel an
wegen Totschlags an dem Direktor Wirtschaftsbedingungen und fordert die ihnen und kämpfen wir zusammen:
des Verdener Arbeitsamtes verurteilte Verlängerung der Arbeitszeit. Die, die arbeiten,
Aktivist der Erwerbslosenbewegung Erwerbslose, ArbeiterInnen, ImmigrantInnen,
sollen immer hemmungsloser ausgenutzt werden,
Werner Brauener wurde vor kurzem und die, welche keine haben, werden aussortiert SchülerInnen, StudentInnen, Alte und Junge...
in die JVA nach Oldenburg verlegt. und in ein gesellschaftliches Schattendasein und in Für eine Gesellschaft mit materiellem
Auch von dort greift Werner seinen bittere Armut gedrängt. Diese Politik, dieses System Wohlstand für Alle und individueller Freiheit.
Umständen entsprechend in die ist barbarisch! Für eine Gesellschaft der Würde, für den
öffentliche Diskussion über „Arbeit“ freiheitlichen Sozialismus !
und „Arbeitslosigkeit“ ein und Kotzen reicht nicht!
kommentiert die gesellschaftliche
Entwicklung.
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Vorteile für FAU-Mitglieder Umsonstladen in Verden
Eine Information über unsere Gewerkschaft Willst du mal nach Klamotten
schauen? Fehlt dir was zum lesen,
Worin unterscheiden wir uns von Was bieten wir? Bücher oder gute Comics? Brauchst
zentralistischen Gewerkschaften ? du eine Computermaus oder noch
Küchengeschirr?
- Zunächst
Schau mal vorbei im Umsonstladen im
Wir den Aus- Verdener Kultur- und Jugendzentrum.
-
orientieren tausch über Dort kannst du an jedem
uns an den u n s e r e Montagnachmittag schauen, was dir
individuellen Arbeits- und gefällt, und du bekommt es gratis!
Bedingungen Lebensbe- Der Umsonstladen lebt aber auch von
u n d dingungen Spenden, ihr könnt auch etwas
Bedürfnissen; sowie die abgeben, was ihr nicht mehr braucht.
auf konkrete Angesichts immenser
Ve r m i t t l u n g
Sozialkürzungen ist gegenseitige Hilfe
Situationen von Erfahr- angesagt. Hier wird sie praktisch:
können wir ungen.
uns schnell Umsonstladen Verden im Kultur- und
einstellen. - Wir geben Jugendzentrum Verden, Lindhooper
k o n k r e t e Straße 7 (2. Etage), 27283 Verden.
- Bei uns Hilfestellung Vom Bahnhof aus unter den Tunnel
kann sich bei Konflikten, durch in Richtung Arbeitsamt;)
j e d e s können Druck
Mitglied aktiv m a c h e n ,
einbringen Öffentlichkeit
und die herstellen.
Gewerkschaftsarbeit mitbestimmen.
-Unsere Strukturen sind transparent, basis- - Mitglieder erhalten jegliche Hilfe im
demokratisch und selbst bestimmt. Rahmen der Möglichkeiten (z.B. Unterstützung Deutschland sucht den
- Es gibt keine Führungsgremien, keine bei Anwaltskosten). Einen Rundumschutz Superstar...
hauptamtlichen Funktionäre, keine Bürokratie. materieller Art, wie etwa die Übernahme von
Gerichts- und Anwaltskosten oder die
auf Schwedisch
- Die Entscheidungen werden von den Auszahlung von Streikgeldern, können wir Am 12.März viel die Entscheidung. Die
Mitgliedern in den Ortsgruppen und jedoch nicht bieten. Zuschauer der schwedischen TV-
Syndikaten getroffen. Die föderale Show „Der Topkandidat“ wählten
Organisation bietet Schutz gegen Was erwarten wir? unter den letzten der verbliebenen
Machtkonzentration und Korruption. Kandidaten mit 53% der Stimmen den
- Interessierte sollen sich aktiv einbringen, 23-jährigen Anarchosyndikalisten
- Wir setzen auf die Mobilisierbarkeit aller aufgeschlossen sein und die Bereitschaft Petter Nilsson zum Sieger bei
Mitglieder und direkte Aktionen. mitbringen, sich mit unseren Ideen und Schwedens „Topkandidat“. Anders
- Die Unterstützung unserer Mitglieder ist Vorstellungen auseinanderzusetzen. als in deutschen Gefilden wurden die
schnell und direkt - sowohl bundesweit als schwedischen Kandidaten über
- Neu-Mitglieder sollten unseren Ideen nahe gesellschaftliche Probleme befragt
auch international.
stehen, unsere Statuten und Prinzipien und mussten ihre Sicht der Dinge zu
- Wir pflegen den regelmäßigen Austausch akzeptieren, sich kollegial- solidarisch Themen wie Arbeitslosigkeit, Zukunft
mit Basisgewerkschaften auf internationaler oder Ökologie darstellen und dies
verhalten. auch in Schulklassen und TV-
Ebene.
Interviews. Das abschließende
- Wir sind eine Gewerkschaft mit Tretet ein in die Gewerkschaft und Televoting gewann unser Genosse
gesamtgesellschaftlicher Perspektive. macht sie stark! Petter, der im „Syndikalistischen
Jugendverband“ (SUF) aktiv und
organisiert ist. Wir meinen, ein
schöner Beweis für die
Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union Überzeugungskraft des Anarcho-
Lokalföderation Bremen Syndikalismus und sein Sexappeal.
Von seiner Siegprämie spendete
Kontakt: Petter 10.000 Euro an die SUF und
FAU-IAA Lokalföderation Bremen einen anarchistischen Buchladen. Wir
Postfach 10 56 74 gratulieren !
D-28056 Bremen
eMail: fauhb@fau.org Arbeterklassenkampen hej !
Zeitung der FAU-IAA
Lokalföderation Bremen
Redaktionsanschrift: Syndikat der Lohnabhängigen und Erwerbslosen
FAU-IAA Lokalföderation Bremen c/o FAU-IAA Lokalföderation Bremen
Postfach 10 56 74, D-28056 Bremen eMail: sle-hb@fau.org
e-mail: fauhb@fau.org
ViSdP: M. Hilse
www.fau-bremen.de.vu
Auflage: 1000 Ex.
Abos können gegen Zusendung der
www.bremer-aktion.de.vu
Portokosten eingerichtet werden
Offenes Treffen für alle an Mitarbeit/Mitgliedschaft in der
Redaktionsschluss: 02.April 2006 FAU Interessierte: jeden 1. Sonntag im Monat um 19.30
Uhr - Naturfreundehaus Buchtstrasse 14/15.
4 Nr.12 - April-Mai 2006
Frankreich: die Kämpfe gegen Streik Jetzt ! - Erklärung der CNT vom 20. März
ungeschützte Beschäftigung 1.500.000 DemonstrantInnen gingen am Samstag, den 18.3.06 in
Frankreich auf die Straße. Die Studierenden, die SchülerInnen, aber
von Daniel, FAF* - 20.März 2006 auch zahlreiche Eltern und ArbeiterInnen haben der Ablehnung Ausdruck
verliehen. Sie lehnen die Prekarität ab, lehnen die soziale Ungerechtigkeit
Am 16. Januar 2006 gab Premierminister Villepin mit der
ab, lehnen eine unmögliche Zukunft ab. Angesichts dieser
Einführung des Contrat Première Embauche (CPE) eine außergewöhnlich starken Demonstrationen, ließ die Regierung seit
Veränderung des Arbeitsrechts bekannt. Dieser Vertrag zielt auf Samstag verlautbaren, dass sie nicht nachgeben werden, also
junge Leute, unter denen die Arbeitslosigkeit in manchen Vierteln unflexibel bleiben wolle. Die Demonstration am 18. hat ihrerseits gezeigt,
dass die Lohnabhängigen die Studentenbewegung gegen den CPE
bisweilen 40% erreicht, eine der höchsten Quoten in Europa.
unterstützen.
Dieser neue Regelung erlaubt es einem Arbeitgeber in den ersten Der Durchhaltewillen der Regierung wird von einer Repression
24 Monaten, das Arbeitsverhältnis ohne Angabe von Gründen begleitet, die systematische Züge annimmt. In Paris gab es am
zu kündigen. Das ist eine Neuheit im französischen Arbeitsrecht: Donnerstag (16.3.) 185 Gewahrsamnahmen und am 18. nicht weniger
es wird eine rechtliche Ungleichheit zwischen den jungen Leuten als 167 Gewahrsamnahmen, die das immer beunruhigendere Verhalten
der Polizeikräfte verdeutlichen: nach der gewalttätigen Zerstreuung
unter 26 Jahren und den anderen eingeführt. der Menge musste ein Mitglied der SUD-PTT (Post) bewusstlos ins
Der CPE erlaubt es einem Arbeitgeber auch, den Arbeitsvertrag Krankenhaus gebracht werden, nachdem es von zwei Dutzend CRS-
zu kündigen und der selben Person einen neuen, identischen Leuten (in etwa: Bundespolizei) zu Boden geworfen und verprügelt
Vertrag anzubieten, was das unsichere Beschäftigungsverhältnis worden war.
noch verlängert. Über die Schwierigkeiten für die Jugendlichen Die Bewegung muss indes weitergehen und sich ausweiten. So
besetzen Hunderte ‚Illegale‘, StudentInnen und UnterstützerInnen seit
hinaus, mit einem solch unsicheren Vertrag angestellt zu werden, dem 18. März das Gebäude des ehem. Sozialamts für Emigranten
wird ein neues Konkurrenzverhältnis zwischen den Arbeitern, (SSAE), in der 18 rue Auguste Perret (Paris, 13. Arrondisement) - sie
die klassische, oft besser geschützte, Arbeitsverträge haben, fordern die Rücknahme des Zirkulars und des Gesetzentwurfs von
und den jungen Leuten mit dem CPE erzeugt. Sarkozy sowie des „Gesetzes zur Chancengleichheit“.
In diesem Sinne lenkt die CNT die Aufmerksamkeit der DemonstrantInnen
Allgemein betrachtet ist dieser Vertrag ein neuer Versuch die und Streikenden auf die Notwendigkeit, weiterhin die Rücknahme des
ungeschützte Beschäftigung auszudehnen und sie im CPE, aber auch des CNE und des sogenannten „Gesetzes zur
Arbeitsrecht festzuschreiben, ohne die Schwierigkeiten der Chancengleichheit“ fordern, so wie es die Koordination des
Studierenden verlangte ... und zwar ungeachtet der Tatsache, dass
Jugendlichen zu beseitigen. Er reiht sich ein in eine Folge jüngst sich die Gewerkschaftszentralen in ihrer Mobilisierung allein gegen
erfolgter Maßnahmen der Regierung, wie der Senkung des den CPE zu wenden scheinen.
Mindestalters für Lehrlinge oder den Contrat Nouvelle Embauche Was auf europäischer Ebene auf dem Spiel steht, vermag eine Erklärung
(CNE), der eine zweijährige Probezeit vor einer festen Einstellung zu geben für die Borniertheit der französischen Regierung: in
Schweden wird ein Arbeitsvertrag mit zweijähriger Probezeit
einführte. Bereits dieser Vertrag verwehrt es Arbeitnehmern zwei
vorbereitet, in Spanien soll die Probezeit sogar vier Jahre dauern. Es
Jahre lang zu streiken, krank zu sein, schwanger zu ist also klar, dass die Regierung sich auf biegen und brechen
werden...andernfalls... durchsetzen will und eine Strategie der Spannung verfolgt.
Einige Tage nach Bekanntgabe des CPE regte sich zaghafter Um diese reaktionären Maßnahmen zu bremsen, müssen wir einig und
entschieden in den Streik treten, der das beste Mittel ist, um der
Widerstand. Die Studenten waren am Repression, der Polizeigewalt und rechten Manövern zu begegnen.
entschlossensten, da sie am Die CNT bekräftigt ihre unbedingte Solidarität mit den Studierenden und
stärksten von diesen Regelungen SchülerInnen, die es verstanden haben, ein Kräfteverhältnis
betroffen sein werden. Es fanden aufzubauen. Die CNT ruft sie dazu auf, ihre Streik-Mobilisierung zu
verstärken, damit diese nach und nach auch die Lohnabhängigen
erste Demonstrationen statt und erreicht.
der 7. Februar wurde zum Der CNE, der CPE und das „Gesetz zur Chancengleichheit“ müssen
nationalen Protest- und Streiktag abgeschafft werden. Deshalb ruft die CNT zur Selbstorganisation in
für die Arbeiter und die Vollversammlungen auf, in denen die kommenden Streiks vorbereitet
werden mögen.
Fortsetzung Seite 5
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Generalstreik auf !
In den bürgerlichen Medien wurde berichtet das Opfer sei Alkoholiker und hätte sich selbst verletzt. Weiterhin wird seitdem versucht
der sozialen Massenbewegung den Stempel einer ziellosen Lust an der Gewalt aufzudrücken. Die Polizei hat durch ihr brutales
Vorgehen – das keineswegs eine Neuigkeit darstellt – ein weiteres mal gezeigt was ihr eigentlicher Zweck ist: Die Verteidigung der
Privilegien der Reichen. Wichtig anzumerken ist auch, das sich die großen sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften Frankreichs -
wie die sozialdemokratische CFDT - bereits mit dem CPE-Gesetz abgefunden hatten und sich erst durch die breiten Massenproteste
aus opportunistischem Verhalten heraus gezwungen sahen, ihre Zustimmung zurückzuziehen. Wie in Deutschland durch den DGB
versucht die Sozialdemokratie in Frankreich über die CFDT die Kontrolle über die soziale Bewegung zu erlangen und ihr jeden
revolutionären Charakter zu nehmen.
Ein Sieg der sozialen Bewegung in Frankreich hätte Symbolcharakter und eine Ausstrahlung auch auf andere Länder, in denen die
Regierungen Rechte und soziale Leistungen abbauen und diskriminierende Gesetze erlassen und dadurch zur Massenverarmung
beitragen. Die Bewegung in Frankreich zeigt schon jetzt: Widerstand ist möglich – Massenhaft ! Im folgenden dokumentieren wir
Berichte und Stellungnahmen aus Frankreich. Der eine davon von unserer Schwestergewerkschaft, der CNT. Der zweite Bericht, der
auf die Hintergründe des CPE eingeht, erhielten wir von den GenossInnen der Anarchistischen Föderation (FA).
Universitäten ausgerufen. Die Generalstreik und zur Blockade der Nicht zu Unrecht: die
Winterferien ließen den Widerstand Gymnasien und Universitäten auf. Widerstandsbewegung gegen den CPE
nicht abflauen. Trotzdem führte die wird durch Politiker der Linken und
Regierung am 10. Februar mit ihrer Das Ende einer Periode von
extremen Linken gewerkschaftlich
parlamentarischen Mehrheit den CPE Niederlagen
dominiert. Das Ziel dieser
ein. An den darauffolgenden Tagen Diese Bewegung reiht sich in den gewerkschaftlichen Repräsentaten der
gingen die Demonstrationen weiter, sozialen Widerstand ein, der in Führung der Linksparteien ist es, die
Universitäten wurden besetzt. Am 7. Frankreich zu erstarken scheint. Am 4. öffentliche Meinung im Hinblick auf die
März mobilisierte ein Aktionstag knapp Oktober 2005 fanden Streiks und Wahlen von 2007 (ca. 68% sind gegen
eine Million Menschen, um für die Demonstrationen gegen ungeschützte den CPE!) gegen die Regierung zu
Rücknahme des CPE zu demonstrieren. Beschäftigung und für die Beibehaltung lenken. Also die Bewegung zu
Am 9. März erklärte die der staatlichen Dienstleistungsbetriebe kontrollieren, die jedoch zögerlich bleibt,
Abgeordnetenkammer den CPE definitiv statt. Dann, einige Wochen später, angesichts der Unfähigkeit der
für gültig, während die Wut überall trugen die Jugendlichen in den Gewerkschaften, einen Generalstreik für
anwuchs. Die Streiks im Bildungssektor Vorstädten ihre Wut und ihre die Rücknahme des CPE auszurufen.
zur Unterstützung der Studenten Verzweiflung auf die Straße, indem sie
vervielfachten sich und jetzt wurden die Obrigkeit angriffen. Und jetzt sind es Diese Radikalisierung der Bewegung
überall im Land auch Gymnasien die Studenten, die die Arbeit mit sich wird von einem Teil der Öffentlichkeit
besetzt. Am 16. März gab es eine neue reißen. Diese Situation, die bisher noch gewünscht. Zunächst von den
landesweite, sehr starke Mobilisierung nie zu beobachten war, weder im Mai 68 Studenten, die teilweise schon seit fünf
der Studenten, diesmal zusammen mit noch in einem vorrevolutionären Prozess, Wochen kämpfen, dann von einem
den Gymnasiasten, die endlich auch zeigt, dass das soziale Bewusstsein zunehmenden Teil der Öffentlichkeit, die
handelten. Bisweilen kam es zu nicht tot ist. Nach und nach weiten sich die Weigerung Villepins nicht versteht,
Ausschreitungen als Reaktion auf die die Forderungen aus: Demonstrationen, sein Projekt zurückzuziehen.
Unfähigkeit der Regierung, ihre Position Vollversammlungen der Studierenden... Unglücklicherweise weigern sich die
zu überdenken oder in Folge von schlagen jetzt eine Brücke zu Gewerkschaftsbürokratien in ihrer
Versuchen bewaffneter rechtsextremer ungeschützter Beschäftigung im Vorsicht, die wenn auch ungleiche
Kommandos, „die Unis von den Linken Allgemeinen, oder den Auswirkungen der soziale Ordnung nicht zu
zu befreien“. Am 18. März gingen dann Repression, die 2005 die Jugendlichen destabilisieren, in die entscheidende
mehr als eine Million Menschen in der Vorstädte aufgebracht hat. Durch die Schlacht zu ziehen. Die grundlegenden
Frankreich auf die Straße, 60 allgemeineren Forderungen entsteht Kritiker der großen Gewerkschaften, die
Universitäten wurden besetzt oder konkret eine bewegungsübergreifende alternativen Gewerkschaften Sud und
geschlossen. Die Mobilisierung lässt Solidarität. die französische CNT, welche mit
nicht nach, im Gegenteil. Während diese AnarchistInnen kooperiert, können diese
Zeilen geschrieben werden, mobilisieren Im Allgemeinen sind die Studenten sonst Tendenz nicht umkehren. Die Regierung
gerade alle gewerkschaftlichen sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht. weigert sich nachzugeben, womit ein
Organisationen von ArbeiterInnen und Zuweilen kommt es vor, dass sie sozialer Zermürbungskrieg geführt wird.
Studenten zu einem neuen Aktionstag Kontakte mit gewerkschaftlichen Doch der Sieg gegen den CPE ist
am 28. März. Bis dahin rufen die Arbeitern ablehnen! Sie misstrauen notwendig - auch, weil andernfalls viele
Koordinationen der streikenden politischen Organisationen und GewerkschafterInnen und AktivistInnen
Studenten und die gewerkschaftlichen Gewerkschaften und haben ihre eigene wieder von einer neue Phase der
Organisationen der Gymnasiasten zum landesweite Koordination aufgebaut. Fortsetzung Seite 6
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