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Kultur
D ie Entwicklung zur Gleichberechti-
gung von Frau und Mann stockt. Im-
mer noch ist die Diskriminierung nach
schlechtliche Parität. Oberflächlich be-
trachtet ließe sich aus dieser Entwick-
lung die Hoffnung nähren, Gleichberech-
fig ein unternehmerisches Risiko, denn
in einem Alter, in dem Karriere z.B. durch
Weiterqualifikation in den Unternehmen
Weltordnung und der damit
nötigen internationalen
Organisierung der
Ein Denkmal für Louis Lingg (2) . . . . . . . . . . .14 dem biologischen Geschlecht auf dem Ar- tigung am Arbeitsmarkt ergäbe sich spä- gefördert wird, kann man sich bei Frau ArbeiterInnenklasse.
„Die Bombe“ — Frank Harris' Klassiker beitsmarkt üblich. Rund 23% weniger testens mit dem vollständigen Eintritt nie sicher sein, ob sie sich am Ende nicht Unterfüttert wird dieser Artikel
über die Haymarket-Affäre wiedergele- Bruttolohn erhalten Frauen im Vergleich dieser Generation ins Erwerbsleben. Da- doch für Kind und Kegel entscheidet, ihre mit historischen Beiträgen zu
sen zu Männern. Das geht aus dem ersten von gegen sprechen allerdings zu viele Fakto- Flexibilität einbüßt und sich berufliche der FAUD: ihrer Organisation,
der Bundesregierung in Auftrag gegebe- ren: Qualifikationsmaßnahmen in den Augen ihrer Stellung zu Betriebsräten,
UPTHEREPUBLIC . . . . . . . . . . . . . . . .15
nen Datenreport zur Gleichstellung von Die Ausbildungswahl fällt nach wie der Entscheider als Fehlinvestitionen er- Kollektivverträgen und
Literatur und Medien im Spanischen
Männern und Frauen hervor. Verglichen vor stark geschlechtsspezifisch aus. So weisen. Hinzu kommen uralte Vorurteile Streikkassen und ihrer
Krieg (1936-1939)
wurden die Gehälter bei angenommener hat sich an der Wertschätzung im ökono- und Rollenmuster, die dazu führen, dass Einstellung zur Frage der
gleicher Arbeitszeit. mischen Sinne für klassische „Frauenar- Frauen in vielen Berufen weniger Lei- Anwendung revolutionärer
Damit bildet Deutschland in einem beit“ (z.B. Kranken- oder Altenpflege) bis stung und Belastbarkeit zugetraut wird. Gewalt.
Ranking mit anderen europäischen Län- heute nichts geändert; sie wird ver- Gesellschaftlich tief (abgrundtief!)
Deutsche Post AG · PVSt · »Entgelt bezahlt« · VKZ H20318
Direkte Aktion · Kornstr. 28-30 · 30167 Hannover
dern im Bezug auf Lohndiskriminierung gleichsweise schlecht bezahlt, beruf- verwurzelte Rollenmuster und eine tra-
das traurige Schlusslicht (vgl. Grafik auf licher Aufstieg und damit steigende Ver- dierte Sicht auf die Familie sind letzt-
Seite 4). Nachdem in den letzten 50 Jah- dienstmöglichkeiten sind nicht vorgese- endlich verantwortlich dafür, dass in
ren die Lohnkluft langsam abnahm, ist hen. Deutschland immer noch das klassische
dieser Prozess nun zum Stillstand ge- Frauen gelten als weniger produktiv, Ernährermodell dominiert. Sie erklären
kommen. In Ostdeutschland hat sogar denn sie unterbrechen ihre Erwerbstätig- auch, warum sog. Frauenberufe schlecht
eine gegenläufige Entwicklung begon- keit häufig für Jahre, meist zu Gunsten entlohnt werden. So waren z.B. soziale
nen, die ein erneutes Auseinandersche- der Erziehung ihrer Kinder. In der Folge Berufe, als sie zu Beginn des 20. Jahr-
ren der Einkommen von Frau und Mann wird ihnen auf Grund mangelnder beruf- hunderts professionalisiert wurden und
zur Folge hat. licher Erfahrung weniger Leistungsver- sich damit weg vom Ehrenamt entwickel-
Immerhin ergab sich im Bezug auf mögen unterstellt. Berufserfahrung in ten, nie als Ernährerberufe konzipiert. Es
das Bildungsniveau inzwischen eine er- Form kontinuierlicher Vollerwerbstätig- waren Berufe für Frauen, bis sie durch
freuliche Wende. 40,6% der Frauen bis 30 keit hingegen wird belohnt – ein Vorteil Heirat dem Ruf nach Heim und Herd folg-
Jahre hatten im Jahr 2004 Abitur, bei den für die Gehaltsschecks der Männer. ten.
Männern waren es lediglich 37,8%. Auch Es sind mehrheitlich Männer, die über 45 Seiten, DIN A 5, Preis: 2,50
unter den Hochschulabsolventen und die berufliche Karriere von Frauen ent- Fortsetzung auf Seite 4 Euro, zu bestellen über FAU-MAT:
-absolventinnen herrscht inzwischen ge- scheiden. Für sie sind Frauen jedoch häu- fau-mat@gmx.de
Seite 2 Nr. 179 Intro Januar/Februar 2007
FAU-TTicker
+++ die FAU Bremen sammelt weiterhin
Interessierte für eine FAU-Initiative in
Oldenburg und beteiligt sich außerdem am
lokalen Chef-Duzen-Stammtisch. Bei
Interesse: fauhb@fau.org +++ die Bremer
OG hat auch eine neue Broschüre
J ahreswechsel sind ja immer ein beliebter Anlass, Bilanz zu ziehen. Was also hat uns das letze Jahr gebracht, was ist im neu-
en zu erwarten?
Eines der bedeutendsten Ereignisse 2006 war sicherlich die Fußball-Weltmeisterschaft, die wieder einmal in Deutschland ausge-
richtet wurde. (War Deutschland eigentlich schon wieder an der Reihe, oder haben „wir“ uns vorgedrängelt?) Auf jeden Fall muss man
herausgegeben: „Anarcho-Syndikalismus in anerkennen, dass die deutsche Nation die Gelegenheit für eine perfekte Inszenierung ihrer selbst genutzt hat. Vor allem die Massens-
Ostpreußen“, zu beziehen über FAU-MAT zenen waren wirklich gelungen. Das Volk volkte brav der Regie von Politik und Medien und spielte begeistert mit. Und so wurde aller-
oder herunterzuladen unter www.fau- hand erreicht: Die Nationalflagge ist endlich wieder zum ganz alltäglichen Anblick geworden. Und man darf sich wieder trauen zu sa-
bremen.tk +++ der Termin des offenen gen: „Ich bin stolz auf mein Land.“ Das war ja anscheinend vielen schon immer ein dringendes Bedürfnis. Und während das Volk, be-
Treffens bzw. des Café Libertaire der OG dröhnt von der gesamtnationalen Freude, einmal alle Bedrängnisse des Alltags vergaß, war die Politik nicht untätig und nutzte die
Münster ändert sich ab Januar +++ vom 26.- günstige Gelegenheit.
28. Januar 2007 findet das nächste Treffen
des Ya-Basta-Netz in Tübingen statt, zu dem So ist zum Beispiel das Ladenschlussgesetz auf einmal vom Tisch. Bald zwei Jahrzehnte nach der Einführung des „langen Don-
alle Interessierten herzlich eingeladen sind. nerstag“ und viele dünn geschnittene Salamischeiben später war es doch überraschend, wie schnell und unproblematisch das über die
Anmeldung unter yabasta-tuebingen@no- Bühne ging. Und so wurde uns als Konsumenten die Freiheit geschenkt, einkaufen zu gehen, wann immer wir wollen. Wer jetzt aber
log.org, Infos unter http://www.ya-basta- glaubt, der Politik gehe es darum, der Einwohnerschaft ihres Landes das Leben so bequem wie möglich zu gestalten, irrt sich gewal-
netz.de.vu +++ aufgrund Zeit- und akuten tig: Selbst die alleinerziehende Mutter kann jetzt auch nach der Spätschicht noch schnell einkaufen und hat somit keinen Grund mehr,
Mitgliedermangels löste sich die FAU sich über schlechte Arbeitszeiten zu beklagen. Und überhaupt: Was man von den Beschäftigten im Einzelhandel verlangen kann, kön-
Konstanz am 11.12.06 auf +++ die OG nen auch die anderen nicht mehr verweigern.
Marburg in Gründung traf sich erstmals am
9.12.06. Die Schwerpunkte der Arbeit des Dass uns allen zwei Jahre Rentenbezug geklaut werden, ist anscheinend auch schon beschlossene Sache. An sich war es ja schon
geplanten Allgemeinen Syndikats liegen zur eine Frechheit, die Renten zu besteuern, aber man kann ja immer noch einen draufsetzen. Und nach der Erhöhung der Umsatzsteuer
Zeit im Bildungs- und Erwerbslosenbereich. haben nicht nur die Rentner nichts mehr zu lachen.
Das nächstes Treffen findet am 6.1.07
gegen 13 Uhr im „Cafe am Grün“ statt, dazu Dass der Druck auf die Arbeitslosen weiter erhöht wurde und weiterhin wird, ist schon selbstverständlich geworden. Das gleiche
sind alle Interessierten herzlich eingeladen gilt für den Abbau der klassischen Bürgerrechte auf dem Weg zum perfekten Überwachungsstaat. In technischer Hinsicht haben wir
+++ die Regionalkoordination West liegt George Orwells „1984“ ja schon weit zurückgelassen. Der „internationale Terrorismus“ tut als Vorwand beste Dienste. Und auch das hat
jetzt in den Händen der FAU Düsseldorf. Das das letzte Jahr gebracht: Wir haben alle schon angefangen, uns an den Gedanken zu gewöhnen, potentielle Opfer von Anschlägen zu
nächste Regionaltreffen wird am 14.4.07 in sein. Und dass wir für die Ordnungspolitik dieser bedeutenden Nation, die „ihre Verantwortung nicht ignorieren kann“ (man könnte
Dortmund stattfinden +++ Die OG auch sagen: die ihre Möglichkeiten nicht ungenutzt lassen will), von deren Opfern
Düsseldorf ist online wieder unter www.fau- haftbar gemacht werden, spricht natürlich nicht gegen die Nation oder die Politi-
duesseldorf.org zu erreichen +++ tik, die sie betreibt ...
GenossInnen der USI und der FAU im Gespräch auf dem IAA-
Kongress (siehe Seite 9)
AG Bäuerliche Landwirtschaft; sogar der finden sich in der Auflistung ebenso wie Wirtschaftsbe- verträgt nicht nur lich zersetzen ließe. Dafür verträgt Fr. 12. Jan., 19.00 Uhr
DGB Berlin-Brandenburg war mit von der die lokale Ökonomie oder gar die Economie reiches nötig dieser nicht nur zuviele Nischen, Heute bleibt die Kantine kalt!
Partie. Auf über 100 Veran- Sociale (hierzulande seien.
zuviele Nischen, oftmals weiß er sich dieser dann Der Flüchtlingswiderstand im
staltungen, zu denen Ver- eher und irrtümlich Und so oftmals weiß er sich auch zu bemächtigen, wenn sie Abschiebelager Blankenburg.
treterInnen von Projekten als „Solidarwirt- scheint der Ein- sich zu „lohnenden Marktsegmen- Vortrag und Diskussion mit der
aus der ganzen Welt geladen „Hier wird schaft“ bekannt). Ge- druck dann dieser dann auch zu ten“ ausgewachsen haben. Zer- Antirassismusinitiative
waren, wurden die unter- eigentlich etwas rade am Einbezug der auch nicht ab- bemächtigen.“ setzt wird in der Nische oftmals Oldenburg
schiedlichsten Fragen erör- letzteren Gattung wird wegig, dass man selbst, sei es, weil man sich
tert. Neben Berichten von aufgekocht, was sich deutlich, weshalb die hier eigentlich seine eigene Prekarität schafft, sei Fr. 19. Jan., 19.00 Uhr
selbstverwalteten Betrieben Kongressveranstalte- – wenn auch in modifizierter Form – ledig- es, weil man inmitten der umgebenden Gate Gourmet: Auf den
in Südamerika wurde eben-
von seiner rInnen von einem gro- lich etwas aufgekocht wird, was sich von Mauern selbst zum Pseudo-Unternehmen Geschmack gekommen
so über rechtliche Probleme Wesensart her ßen Wirtschaftsektor seiner Wesensart her Soziale Marktwirt- degeneriert. Buchvorstellung zu dem
von Genossenschaften in „auch in Deutschland“ schaft nennt. Zu guter Letzt wird uns nur ein Kampf, längsten Arbeitskampf der
Deutschland aufgeklärt. Soziale zu sprechen wagen. der sich an der Realität der Masse der Lohn- jüngeren dt. Geschichte
Auf den ersten Blick Marktwirtschaft Im Zusammenhang
Insel oder Alternative oder ...
abhängigen ausrichtet, die gewünschten Er-
überraschen der breite des Kongresses war folge bringen – denn mal ehrlich, wer be- Fr. 9. Feb., 19.00 Uhr
Unterstützerkreis und die nennt.“ deshalb auch von Diese Tendenz scheint andererseits mit ei- findet sich in der luxuriösen Lage (bzw. in Agit 883 — Bewegung, Revolte,
hohe Beteiligung umso selbstverwalteten Be- nem Anspruch zu kollidieren, der von nicht dem Umfeld), seine Zeit und Habe in den Underground in Westberlin
mehr, als dass wohl nur we- trieben, Tauschrin- wenigen Beiteiligten des Kongresses mitge- Aufbau eigener Betriebe investieren zu kön- 1969-72. Buchvorstellung mit
nige ein klares Konzept mit „Solidarischer gen, fairem Handel, Wohnprojekten genau- tragen wurde, nämlich jenseits kapitalisti- nen? Markus Mohr und Hartmut
Ökonomie“ verbinden – geschweige eine so die Rede wie von „alten und neuen“ Ge- scher Verhältnisse „offensiv eine andere Rübner
einheitliche Vorstellung davon haben. Auf nossenschaften, sozialen Unternehmungen Ökonomie auszubauen“. Für diesen Teil des Holger Marcks
MÜNCHEN
Sa. 13. Jan., 20.00 Uhr
Kafe Marat, Thalkirchner Str. 104
Kolumne Durruti FAU-Solikonzert mit den RAW
DEAL und MISSBRAUCH (Punk)
Als Erwerbslose hab ich ja bislang noch keine gende Worte: „Große Zukunft … Standort … Wachstum … Sozialvertrag … humanistische sowie einer Reggaeband
Vision gehabt. Ich krepelte so vor mich hin. Bis Moral der Unternehmensspitze.“ Ganz klar: Man entdeckte bei mir wieder die Vorzüge des
zu meinem Versuch, mit Einstiegsgeld des Job- Jenseits. Nach der schmählichen Schwächung der katholischen Religion hierzulande ist MÜNSTER
centers zur Unternehmerin zu werden (um zu- der Glaube wiedererstanden, halleluja! Ich übernahm somit eine wahrhaft geistliche Ver- (Interkulturelles Zentrum „Don
mindest für einige Zeit diese braunen Briefe antwortung und gründete für meine Beschäftigten den Benediktinerorden Zur Goldenen Quijote“, Scharnhorststr. 57)
vom JC nicht mehr zu bekommen). Die Sach- Geißel.
bearbeiterin fragte: Was ist Ihre Vision? Ich Denn die Vision zeichnet sich dadurch aus, dass sie der gegenwärtigen Wirklichkeit der Mi 10. Jan., 20.00 Uhr
wusste nicht recht. Ich entschied mich für den Beschäftigten gänzlich widerspricht – dabei wird Mystik erzeugt. Sieh nicht auf Deine Mit- Film: Durruti in der
Hüpfburgen-Verleih. Etwas anderes läuft ja beschäftigten, sieh nach oben, nach oben! Du siehst nichts? Wunderbar, das ist der Be- spanischen Revolution
nicht. weis für die geistige Reinheit der Vision! Übe Dich in Geduld, und die Vision wird es Dir Dokumentarilm von Paco Rios
Nun hatte ich diese Sache etwas ratlos angefangen, aber mit der Zeit vollzog sich eine selt- später lohnen. Ich räum’ jetzt schon mal kräftig ab. und Abel Paz
same Wandlung (es war zur Vollmond-Zeit). Ich mutierte geistig zur Unternehmerin. Ich Mein Unternehmen „Jump Inn – Globaler Hüpfburgenverleih“ lief eigentlich recht gut; nur
begann, „die Vision“ zu verstehen, die Vision als solche. Ich erkannte, dass sie eine geni- etliche renitente Leute in der Belegschaft machten mir zu schaffen. Außerdem fanden mei- Mi. 24. Jan., 20.00 Uhr
ale Lösung für die Tücken der sozialen Wirklichkeit darstellte. Erziehung, Transport, Kran- ne Hüpfburgen-Pächter in Ghana wenig Kundschaft, und die Dinger standen etwas trist Café Libertaire: Eine kleine
kenpflege, verarbeitendes Gewerbe und die ArbeiterInnen als solche – über all dem lag auf dem karstigen Boden herum. Diesen Anblick fand ich selbst so unsinnig, dass ich zu Streikgeschichte
plötzlich so ein Grauschleier. Du willst einen gesicherten Arbeitsplatz bei mir, Weih- den renitenten ArbeiterInnen meines Unternehmens überlief, in den Klassenkampf mit- Streik als strukturelle
nachtsgeld? Du Erdenwurm – Dir fehlt der Sinn für Höheres. Du willst keine unbezahlte einstieg und die Chefetage in meiner Person hinauswarf. Nach gelungener Revolte haben ArbeiterInnenmacht. Info und
Mehrarbeit leisten und zeigst auf mein Chefgehalt? Kannst Du eigentlich nur an Geld den- wir das Unternehmen ins Kollektiv verwandelt und sind dabei, die Ideen und Strukturen Diskussion
ken? Und was ist mit der Vision? der Produktion gründlich zu überarbeiten.
Ich erkannte, dass es ganz wichtig für die Beschäftigten wäre, an meine Vision zu glau- Das Klima im Betrieb hat sich geändert. Beten für Solidarität, Tischerücken für ein Chef- Mi. 28. Feb., 20.00 Uhr
ben – das würde ihnen bei der Mühsal ihres Daseins Erquickung verschaffen. Und ehrlich: gespräch – das ist doch ein Leben wie in der Gruft. Lasst frische Luft rein, GenossInnen. Café Libertaire: Widerstand
Haben wir nicht alle heutzutage wieder ganz stark das Bedürfnis, an etwas zu glauben? weltweit
Ich verdeutlichte den Leuten also meine Vision und verwendete hierfür unter anderem fol- Birgit Eine kleine virtuelle Weltreise
Seite 4 Nr. 179 Betrieb und Gesellschaft Januar/Februar 2007
Zahlen, bitte!
A m 15. November wurde sie endlich vom Eu-
ropäischen Parlament verabschiedet, die
sog. Bolkestein-Richtlinie. Eigentlich sang- und
für ein Unternehmen die Gesetze des Landes
gelten, in dem es seinen Sitz hat. Dies hätte
höchstwahrscheinlich zu einem rapiden Anstieg
hältnismäßig sein und der Sicherheit, Gesund-
heit, dem Umweltschutz oder der öffentlichen
Ordnung dienen. Ausgenommen sind Gesund-
Boykottkampagne gegen Studienge-
bühren kommt ins Rollen
klanglos nach all dem Trubel, den sie ursprüng- von Briefkastenfirmen in Ländern wie Litauen heitsdienstleistungen, aber nur solche, die nur Die bundesweite Kampagne „Boykott für Bil-
Frauen in Voll- lich mal ausgelöst hat. Im Februar noch de- oder Portugal geführt. In diesen Ländern gibt es von reglementierten Gesundheitsberufen er- dung“ nimmt langsam Gestalt an. An vielen Uni-
zeit monstrierten mehrere tausend Gewerkschafter kaum Arbeitnehmerschutzrechte und Tarifver- bracht werden dürfen. Gemeint sind damit fast versitäten sprachen sich Vollversammlungen der
Zwischen 1991 und 2004 zusammen mit Attac und anderen Verbänden in träge, dafür lange Arbeitszeiten und niedrige ausschließlich Ärzte und Heilpraktiker. Bei fast Studierenden dafür aus, die Studiengebühren
verringerte sich die Anzahl Straßburg und anderen europäischen Städten Löhne. Firmen sind dort schnell gegründet, und allen Berufen im Gesundheitswesen ist nämlich für das Sommersemester 2007 nicht an die Uni,
vollzeitbeschäftigter Frauen gegen den Entwurf der Richtlinie. Unbeein- schon werden in Deutschland, Italien oder nur die Berufsbezeichnung (z.B. „Krankenpfle- sondern auf ein Treuhandkonto zu überweisen.
um 1,6 Mio. druckt von diesen massiven Protesten nahm das Frankreich Leute angeworben, die zu den be- ger“) geschützt, nicht aber die Ausübung be- Abgelehnt wurde der Boykott nur in Göttingen.
Europaparlament Ende Februar den Entwurf mit sagten miserablen Bedingungen des „Heimat- stimmter Tätigkeiten. Dort stimmten rund 13% der Studierenden für
Frauen in Teilzeit leichten Änderungen an. Ohne dass dies öf- Auch die Ausnahme der „nationalen Bil- den Boykott (Wahlbeteiligung 17%). 15% wären
Die Anzahl fentlich groß wahrgenommen wurde, stimmte dungssysteme“ besagt wenig, die Erwachse- notwendig gewesen. Das „Basisdemokratische
teilzeitbeschäftigter Frauen im Juli auch der Ministerrat für Wettbewerb zu. nenbildung, Volkshochschulen und ähnliche Bündnis“ warf dem konservativen AstA vor, im
dagegen stieg im selben Von der Öffentlichkeit ebenfalls unbemerkt wur- Einrichtungen zählen hierzu nämlich nicht. „So- Vorfeld widersprüchliche Informationen ver-
Zeitraum um 1,8 Mio. an. de sie schließlich am 15. November endgültig zialdienstleistungen“ bilden ebenfalls eine Aus- breitet und wenig Engagement für die von ihm
angenommen. Die Mitgliedsstaaten müssen nun nahme, aber nur im Zusammenhang mit Sozial- organisierte Urabstimmung gezeigt zu haben.
Frauen und Mini- innerhalb von drei Jahren die Regelungen in wohnungen, Kinderbetreuung und Unterstüt- In Bonn stimmte eine Vollversammlung zwar
Jobs nationales Recht umsetzen. zung bedürftiger Personen. Desgleichen für einen Boykott, der linke AstA weigert sich
2006 waren in den insges. Ziel der Richtlinie ist es, so ein Informa- „Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaft- allerdings, diesen Beschluss umzusetzen. Das
6,8 Mio. Mini-Jobs zu drei tionsbrief der SPD-Bundestagsfraktion, „alle in lichen Interesse“. Zeitarbeit ist ebenfalls nicht Risiko für die Studierenden sei zu hoch. Nun
Vierteln Frauen tätig. der EU noch bestehenden Hindernisse im grenz- grundsätzlich ausgenommen, sondern nur die wird ein Netzwerk aus Basisgruppen die Orga-
überschreitenden Dienstleistungsverkehr zu be- „Dienstleistung von Zeitarbeitsagenturen“. nisation der Kampagne übenehmen, ohne
Flucht vor häus- seitigen, damit in der EU ansässige Unterneh- Wie diese wenigen Beispiele zeigen (die AStA-Gelder. (FW)
licher Gewalt men ihre Dienstleistungen gemeinschaftsweit Richtlinie umfasst insg. 115 Seiten), dienen
Ca. 45.000 Frauen und deren anbieten und erbringen können, ohne zusätzli- sämtliche Vorschriften fast ausschließlich der
Kinder flüchten weiterhin pro che Anforderungen des jeweiligen Mitglieds- Deregulierung des Dienstleistungssektors in
Rote Karte für Stratmann
Jahr in bundesdeutsche staates erfüllen zu müssen.“ Schöner kann der ganz Europa. Vorschriften sollen so aufgeweicht Am 15.12. wollte der niedersächsische Wissen-
Frauenhäuser. Sachverhalt kaum beschrieben werden. Es geht werden, dass sie den Unternehmen möglichst schaftsminister eine Eröffnungsrede auf einer
also darum, das Anbieten von Dienstleistungen viel Spielraum lassen, die Rechte von Arbeit- Veranstaltung des Fachbereichs Kunst der Uni-
Frauen als Ge- in allen europäischen Staaten zu erleichtern. landes“ der Firma schuften dürfen. Dies war ei- nehmern möglichst weit einschränken und un- versität Osnabrück halten. Über 100 Studieren-
waltopfer von Was von den potenziellen Anbietern als Hinder- ner der Hauptkritikpunkte der Gewerkschaften. lauterem Wettbewerb bis hin zum Betrug Tür de fanden sich deshalb vor dem Kunstgebäude
Partnern nis angesehen wird, liegt auf der Hand. Zu hohe Über gute Kontakte zu den jeweiligen soziali- und Tor öffnen. Dass genau dies gewollt ist, ist ein, um die Veranstaltung vor dem ungebetenen
Mind. jede vierte Frau im Löhne, zu viel Arbeitnehmerrechte, zu viele Be- stischen und sozialdemokratischen Parteien der mehr als offensichtlich. Ziel und Zweck der Provokateur zu schützen. Hierzu hatte im Vor-
Alter von 16 bis 85 Jahren stimmungen, die die Sicherheit und die Ge- einzelnen Mitgliedsstaaten wurde eine Ände- Dienstleistungsrichtlinie ist es, die Grundlage feld das Bildungssyndikat der FAU Osnabrück
mit Beziehungserfahrung hat sundheit der Arbeitnehmer schützen sollen. Das rung dieser Regelung durchgesetzt. Es soll nun dafür zu schaffen, dass Unternehmen sich in aufgerufen. Und tatsächlich sollte es Stratmann
körperliche oder sexuelle alles kostet zu viel Geld und zu viel Zeit, ver- das Arbeits- und das Tarifrecht des jeweiligen ganz Europa ohne Beschränkungen entfalten trotz polizeilicher Hilfe nicht gelingen, die ge-
Übergriffe durch Partner ein- hindert damit Wettbewerb und muss daher be- „Ziellandes“ gelten, des Landes also, in dem die können. Die Umsetzung in nationales Recht schlossenen Ketten der Protestierenden zu
oder mehrmals erlitten. seitigt werden. Darum geht es eigentlich – von Dienstleistung erbracht wird. wird bis 2009 erfolgen. Dann geht es erst rich- durchbrechen, um das Gebäude zu betreten.
Anfang an. In fast allen Bereichen dürfen Anforderun- tig los. Auf sein Angebot einer späteren Diskussion
Weihnacht und Ursprünglich war im Entwurf das sog. „Her- gen an Dienstleister aus anderen EU-Ländern wurde von den Studierenden keinerlei Wert ge-
kein Ende kunftslandprinzip“ vorgesehen, was meint, dass aber nicht diskriminierend wirken, müssen ver- -bully- legt. Zu gut war ihnen seine Aussage: „500 Euro
Mit Weihnachten 2006 musste sind nicht genug!“ noch in Erinnerung. Nach
das christl. Fest der Geburt etwa einer halben Stunde gab der sichtlich ent-
Jesu (erstmals 354) zum
1653. Mal ertragen werden.
Häusliche Konflikte nehmen
Das Geschäft mit der Krankheit mutigte Minister auf und folgte der freund-
lichen Empfehlung: „Hau ab!“. (BsyOs)
um diesen Zeitraum Zur Arbeitssituation der Pflege in den Amper Kliniken Dachau
besonders zu.
Wer im Glashaus sitzt ...
Fortsetzung „Lohnarbeit als Stippvisite“ Interessen folgen und verantwortlich gemacht tivklagerecht, dass sich auch auf Ge-
von Seite 1 werden für das vom Aussterben bedrohte „deut- werkschaften bezog, gestrichen wurde
sche Volk“, sondern eine genauso rückständige (siehe §§§-Dschungel auf Seite 5).
Von 1991 bis heute hat sich die Zahl der er- Gesetzgebung durchdrungen, die beispielsweise Glücklicherweise ermöglicht ge-
werbstätigen Frauen zwar um 1,6 Mio. erhöht, durch das Ehegattensplitting das Ja zur Ehe und werkschaftliche Organisierung weitere
jedoch nur, weil gleichzeitig 1,8 Mio. Frauen in alleinverdienende Ehemänner subventioniert, und schlagkräftigere Maßnahmen als
Teilzeit arbeiten. Insbesondere bei Frauen mit dazuverdienende Ehefrauen hingegen abstraft die der Klage. Sie ermöglicht fernab von
Kindern nimmt die Erwerbstätigkeit ab, wohin- und ein Festhalten am alten Familienmodell na- Staat und Politik einen Kampf für eman-
gegen sie bei Männern, sobald Kinder im Haus hezu beschwört. zipatorische Prozesse, der allerdings so-
sind, steigt. So gilt mehrheitlich die alte Tradi- Angesichts gesellschaftlich derart tief ver- wohl von Männern als auch von Frauen
tion: Die Frau steigt tendenziell aus dem Job wurzelter Diskriminierung von Frauen handelt geführt werden muss. Profiteure eines
aus und kümmert sich um die Kinder, der Mann es sich bei dem unlängst verabschiedeten AGG solchen erfolgreichen Kampfes wären im
verdient das Geld. (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz), das Endeffekt beide Geschlechter: Frauen
u.a. die Schlechterstellung auf Grund des biolo- könnten an ökonomischer Eigenstän-
gischen Geschlechts untersagt, wohl kaum um digkeit gewinnen, und Männer wären
Placebo per Gesetz ein geeignetes Instrument zur Bekämpfung von nicht mehr zwangsläufig verdammt zur
Von diesem rückständigen Rollenverständnis ist Diskriminierung. Das AGG ist eine Farce, die das Vollzeitbeschäftigung.
nicht nur der gesellschaftliche Diskurs um deut- Papier, auf dem es geschrieben steht, nicht wert
sche Rabenmütter, die egoistisch allein ihren ist, zumal das ursprünglich vorgesehene Kollek- Kerstin S. (FAU FfM)
Januar/Februar 2007 Betrieb und Gesellschaft Nr. 179 Seite 5
E in Modebegriff hat in diesen Wochen in al- Denn was würde nun passieren, wenn der attraktiv zu bleiben. Denn mit einem Sy- Die Bundesrepublik hatte durch die nicht ausreichende Umsetzung von EG-Richtli-
len politischen Lagern Konjunktur: das Staat die Garantenpflicht für die armutsfeste stemwechsel würde Deutschland zu einem In- nien zur Gleichbehandlung Vertragsverletzungen begangen. Ihr drohten dadurch
Bedingungslose Grundeinkommen (BGE). Existenzsicherung aller Bürgerinnen und vestitionsparadies. Kein Unternehmen, das Zwangsgelder in unbegrenzter Höhe. Um das abzuwenden, war es unumgänglich,
Auf einmal scheinen sich alle einig. Der Bürger übernehmen würde? Die Löhne wür- heute die Arbeitsplätze ins Ausland verlegt, dass sie einen Gesetzesentwurf vorlegte. Von Einsicht kann somit keine Rede sein.
Ministerpräsident von Thüringen, Althaus, den vermutlich entsprechend gekürzt. Sie würde das noch machen, weil man nirgends Das Ziel des Gesetzes ist wie folgt in § 1 AGG definiert: „Ziel des Gesetzes ist, Be-
hat das solidarische wären dann ja nur so produktiv arbeiten kann wie in Deutsch- nachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des
Bürgergeld für alle als noch „Zuverdienst“ land, mit den Menschen, mit dem Know How, Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder
eine der Antworten auf zum BGE. Es gäbe mit der Infrastruktur.“ Ein Paradies für die der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen“.
die sogenannte Krise „Wer nicht arbeiten will, überhaupt keine Be- Konzerne wäre also ein Land mit seinem Mo- In dem folgenden, kurzen Überblick geht es nicht um die grundsätzliche Problematik
der Arbeitsgesellschaft soll auch nicht essen. Allein gründung mehr da- dell des Grundeinkommens. Das hindert die von Diskriminierung, sondern ausschließlich um arbeitsrechtliche Gesichtspunkte,
in die Diskussion ge- für, warum Arbeitge- Vorbereiter eines Kongresses zum Grundein- die einer Kritik bedürfen.
bracht. Der Drogerist
dass diese Parole ber existenzsichern- kommen, der Mitte Dezember in Berlin statt-
Götz Werner, der von wahlweise der Bibel, Bebel de Mindestlöhne be- fand, allerdings nicht, eben jenen Götz Wer- Keine Gleichbehandlung bei der Kündigung?
betrieblicher Interes- oder Lenin zugeschrieben zahlen sollten. Dafür ner als Stargast einzuladen. Schon bei § 2 (Anwendungsbereich) geht es unter Absatz 4 los mit fragwürdigen In-
senvertretung in seiner ist ja dann der Staat halten. Auf Wunsch des Bundesrats ist § 2 Abs. 4 AGG wie folgt gefasst worden:
Firma nichts hält, wird wird, zeigt, wie tief das zuständig. Und was „(4) Für Kündigungen gelten ausschließlich die Bestimmungen zum allgemeinen
Mal nüchtern betrachtet
plötzlich vom Außen- Ressentiment sitzt.“ würde dabei heraus- und besonderen Kündigungsschutz.“
seiter, den mal gerne kommen? Kombilohn Der Kunstprofessor Wolfgang Engler dagegen Anmerkung:
mal in eine Talkshow für alle Beschäftigten sprach in einem Interview mit der Tageszei- Eine Einschränkung dieses Schutzes ist europarechtlich unzulässig. Nach Art. 3 Abs. 1
einlud, um ihr einen Hauch von Exotik zu ge- wäre gewissermaßen die logische Folge. Der tung deutlicher als sonst jemand aus, warum gilt die Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.11.2000 für alle Personen in öffent-
ben, zum vielgefragten Gesprächspartner. In- Arbeitgeber bräuchte ja nur noch den Teil des das Existenzgeld auf einmal so im Trend ist: lichen und privaten Bereichen, einschließlich öffentlicher Stellen, in Bezug auf „... c)
tellektuelle Kritiker der Arbeitsgesellschaft, Lohnes zu bezahlen, der über das Existenz- „Heute steht das Recht auf Arbeit zwar die Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen, einschließlich der Entlassungsbedin-
wie der Buchautor Wolfgang Engler, sehen minimum hinausgeht. Das kann man wollen nicht in der Verfassung, de facto besteht aber gungen und des Arbeitsentgelts“.
sich ebenso bestätigt wie grüne Arbeits- oder auch nicht. Aber das würde die faktische eine Pflicht zur Arbeit. Das ist ein Wider-
marktpolitiker, die natürlich darauf hinwei- Wirkung auf das Lohnsystem sein, wenn die spruch, den man auf zweierlei Arten lösen Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen der Religion oder Weltanschau-
sen, dass sie Pioniere dieser kann: Man kann die Ökonomie ung
Idee seien. Da verschmerzen sie revolutionieren und die Produk- Aber auch § 9 AGG lässt da einiges an zukünftigen Problembereichen erahnen:
es schon, dass sie in der ak- tionsmittel verstaatlichen — was „(1) Ungeachtet des § 8 [Zulässige unterschiedliche Behandlung wegen beruflicher
tuellen Diskussion höchstens in wohl niemand will. Oder wir füh- Anforderungen] ist eine unterschiedliche Behandlung wegen der Religion oder der
Fußnoten erwähnt werden. ren das Bedingungslose Grund- Weltanschauung bei der Beschäftigung durch Religionsgemeinschaften, die ihnen
Natürlich melden sich auch einkommen ein und beseitigen zugeordneten Einrichtungen ohne Rücksicht auf ihre Rechtsform oder durch Verei-
KritikerInnen des Existenzgel- die faktische Arbeitspflicht.“ nigungen, die sich die gemeinschaftliche Pflege einer Religion oder Weltanschau-
des vehement zu Wort. Sie sind Der gutbezahlte Kunstpro- ung zur Aufgabe machen, auch zulässig, wenn eine bestimmte Religion oder Welt-
meist in den beiden sozialde- fessor kann der Idee einer Revo- anschauung unter Beachtung des Selbstverständnisses der jeweiligen Religionsge-
mokratischen Parteien SPD und lutionierung der Ökonomie meinschaft oder Vereinigung im Hinblick auf ihr Selbstbestimmungsrecht oder nach
Linkspartei sowie den Gewerk- nichts abgewinnen und schließt der Art der Tätigkeit eine gerechtfertigte berufliche Anforderung darstellt.“
schaftsspitzen angesiedelt. Ihre von sich gleich auf alle. Doch Anmerkung:
Stellungnahmen sind oft nicht eine antikapitalistische Per- Dies trifft u.a. Ärzte, Krankenschwestern, sonstiges Pflegepersonal, Lehrer, Erzieher und
weit entfernt vom ressenti- spektive müsste gerade hier an- Mitarbeitende in kirchlichen oder weltanschaulichen Vereinen, karitativen Organisa-
mentgeladenen Ausspruch, setzen. Sie sollte weder den tionen.
dass wer nicht arbeiten will, Schalmeienklängen der neolibe- Wenn jedoch die Zugehörigkeit zu einer Religion oder Weltanschauung keine wesentli-
auch nicht essen solle. Allein ralen Existenzgeldbefürworte- che Voraussetzung für die Tätigkeit ist, kann der Rechtfertigungsgrund aus § 9 AGG
dass diese Parole wahlweise der rInnen noch den reformisti- nicht eingreifen. Wie die Gerichte Fälle dieser Art entscheiden werden, bleibt abzuwar-
Bibel, Bebel oder Lenin zuge- schen ArbeitsethikerInnen der ten.
schrieben wird, zeigt, wie tief Sozialdemokratie, gleich wel-
das Ressentiment sitzt. cher Couleur, auf den Leim ge- Klagerecht von Betriebsrat und Gewerkschaften
Doch aus den reaktionären hen. Die Alternative dazu ist die Im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens verlangte der Bundestag, dass das zusätz-
Argumenten der Existenzgeld- Organisierung des Kampfes der liche „Klagerecht“ des Betriebsrats oder einer im Betrieb vertretenen Gewerkschaft
KritikerInnen sollten wir nicht Lohnabhängigen, Studierenden in § 17 Abs. 2 AGG ersatzlos zu streichen sei.
schließen, dass das Konzept zu und Erwerbslosen für ihre For- Welch Geistes Kind aber Beamten und Politiker sind, lässt sich an folgender Forde-
verteidigen sei. Dazu ist zunächst einmal Zuständigkeit für die Existenzsicherung der derungen nach einem schönen Leben. Dem rung aufzeigen:
eine Begriffsklärung nötig. Denn hinter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer — und Kampf um den Mindestlohn gebührt dabei Es müsse jede „Klage“ des Betriebsrats unzulässig sein, „die sich gegen ein Unter-
unterschiedlichen Begriffen wie negative Ein- damit gleichsam ein Teil der Lohnzahlungs- eine Schlüsselstellung. nehmen richtet, für das das Betriebsverfassungsgesetz wegen zu geringer Beschäf-
kommenssteuer, Bürgergeld und Grundein- pflicht — vom Arbeitgeber auf den Staat über- Jüngste Untersuchungen kommen immer tigtenzahl nicht gilt“. Eine geistige Höchstleistung! Wo das Betriebsverfassungsge-
kommen stehen durchaus nicht die gleichen geht, d.h. auf die SteuerzahlerInnen. wieder zu dem Schluss, dass selbst ein Voll- setz nicht gilt (in Betrieben mit weniger als fünf Beschäftigten) gibt es sowieso kei-
Konzepte, wie eine Existenzgeldkonferenz im Das gleiche passiert bei allen Lohner- zeitjob immer weniger vor Armut schützt. ne Betriebsräte.
Jahr 1999 schon herausgearbeitet hat. Den satzleistungen der So- Stundenlöhne von Durchgesetzt hat sich nun folgende gesetzliche Regelung in § 17 AGG (Soziale Ver-
unterschiedlichen Modellen ist dreierlei ge- zialversicherungen, vier Euro und weniger antwortung der Beteiligten):
meinsam: also bei der Rente, sind keine Seltenheit. „(1) Tarifvertragsparteien, Arbeitgeber, Beschäftigte und deren Vertretungen sind
1. Es soll vom Staat an sämtliche Bürgerinnen beim Arbeitslosengeld „Eine antikapitalistische Der Kampf um einen aufgefordert, im Rahmen ihrer Aufgaben und Handlungsmöglichkeiten an der Ver-
und Bürgern ausgezahlt werden, vom Ärm- I oder beim Kranken- Perspektive sollte weder Mindestlohn kann wirklichung des in § 1 genannten Ziels mitzuwirken.
sten bis zum Reichsten; und zwar geld. Soweit sie nicht
2. ohne Bedürftigkeitsprüfung — also ohne gleich ganz abge-
den Schalmeienklängen der aber nur dann eman- (2) In Betrieben, in denen die Voraussetzungen des § 1 Abs. 1 Satz 1 des Betriebs-
zipatorischen Gehalt verfassungsgesetzes vorliegen, können bei einem groben Verstoß des Arbeitgebers
zu fragen, ob es als Schutz vor Armut benö- schafft werden sollen, neoliberalen entfalten, wenn er gegen Vorschriften aus diesem Abschnitt der Betriebsrat oder eine im Betrieb ver-
tigt wird oder ob ausreichendes Einkommen werden alle Ansprüche Existenzgeldbefür- nicht den Parteibüro- tretene Gewerkschaft unter der Voraussetzung des § 23 Abs. 3 Satz 1 des Betriebs-
oder Vermögen vorhanden ist; sowie unterhalb des Grund- kraten à la Müntefe- verfassungsgesetzes die dort genannten Rechte gerichtlich geltend machen; § 23
3. ohne Arbeitszwang — man soll also auch einkommens überflüs- worterInnen noch den ring und Co. überlas- Abs. 3 Satz 2 bis 5 des Betriebsverfassungsgesetzes gilt entsprechend. Mit dem An-
sagen können: ich will keine Lohnarbeit, mir sig. Die Sozialversiche- reformistischen sen wird, sondern auf trag dürfen nicht Ansprüche des Benachteiligten geltend gemacht werden.“
reicht das BGE. rung schrumpft bei Straße und in den Anmerkung:
den Lohnersatzleistun-
ArbeitsethikerInnen der der Betrieben ausgetra- Auch nach altem Recht und dem Entwurf war weder dem Betriebsrat noch der Gewerk-
gen auf eine „auf- Sozialdemokratie auf den gen wird. Mal sehen, schaft das Recht eingeräumt, im arbeitsgerichtlichen Urteilsverfahren für Betriebsan-
Hartz für Alle? stockende Zusatzversi- Leim gehen.“ wie der sogenannte gehörige Entschädigungs- oder Schadensersatzansprüche einzuklagen (Verbandskla-
Doch die Unterschiede beginnen schon, wenn cherung“. Existenzgeld Querdenker Götz Wer- gerecht). Mit dem letzten Satz wird noch einmal deutlich, dass nur im individuellen
es um die Höhe des Existenzgeldes geht. Zu- zur Rettung des Kapi- ner reagiert, wenn die Rechtsstreit Ansprüche geltend gemacht werden können. Darin liegt aber auch das Pro-
gespitzt formuliert, läuft es auf die Alterna- talismus, möchte man meinen. MalocherInnen seiner Drogeriekette die Lä- blem.
tive hinaus, ob das Grundeinkommen „Hartz Nur so ist es zu erklären, dass CDU-nahe den besetzen.
IV für alle“ ist oder ob die Menschen davon Studien zu dem Schluss kommen, dass der Peter Nowak Thersites
wirklich leben können. Das ist der Unter- Staat erheblich sparen würde,
schied ums Ganze. Wenn Jobber- und Er- wenn das von Althaus favori-
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der Erwerbslosen- und Sozialhilfeorganisa- in dieser Frage viel vorsichti- SyndiKal soll eine tägliche Hilfestel-
tionen diesbezüglich nicht nur konkrete Zah- ger argumentierende Götz Wer-
Ein gern verschwiegener Tonträgern und lung für alle sein, die sich im Betrieb
len nennen, sondern auch ihre Vorschläge ner antwortete in der Wochen-
schwarz-roter Faden zieht sich
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Angriff und die tödliche Normalität
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aktuellen Existenzgelddebatte erfasst: zwungen, dasselbe zu tun, um
Seite 6 Nr. 179 Betrieb und Gesellschaft Januar/Februar 2007
Grenzen einreißen, um
beiterInnen leichter zu erpressen als andere.
Anzeige Von ihrer ökonomischen Situation her stehen
sie solange nicht besser da als „Illegale“, bis
sie Ansprüche auf ALG I erworben haben; le-
neue zu errichten
diglich eine Polizeikontrolle hat für sie nicht
mehr solch existenzielle Folgen. An dieser
Stelle sei bemerkt: Schätzungsweise bis zu 1,5
Millionen Menschen leben und malochen „il-
Die neue „Bleiberechtsregelung“ der Innenministerkonferenz legal“ in der BRD (Stand: 2000) — die Krimi-
nalisierung von ArbeiterInnen, die einfach nur
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Januar/Februar 2007 Diskussion Nr. 179 Seite 7
Wer ist hier der Boss? Kaum sonst wo auf der Welt sind Konzepte selbstverwalteter Betriebe so weit entwickelt wie in San Francisco
— mit unterschiedlichen Erfahrungen
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S an Francisco war schon immer ein bißchen
anders als der Rest der Welt. So gilt der Bal-
lungsraum in Nordkalifornien nicht nur als
gen, die sie anbieten.
Die Bandbreite reicht von Buchhandlun-
gen, Fahrradgeschäften, Bioläden, Restau-
schlicht um die Förderung alternativer Job-
möglichkeiten ohne Chefgängelung, Entfrem-
dung vom Produkt und größtmöglicher Mitbe-
sahen den Preis der Freiheit in harter Arbeit bei
schlechter Bezahlung“, bringt Curl seine jahr-
zehntelange Erfahrungen in selbstverwalteten
Hauptstadt der Homosexuellenbewegung, rants über Galerien, Möbelhersteller, Bäcke- stimmung in allen den Betrieb betreffenden Betrieben im Großraum San Francisco auf den
sondern auch als Zentrum linker Ideen und al- reien, Pizzerien bishin zu Kurierdiensten und Angelegenheiten. „Workplace Democracy“ Punkt.
ternativer Lebensformen. Ach, und bevor ich Holzarbeitern. Dabei zählt kein Betrieb mehr heißt denn auch das Ziel, dem sich NoBAWC NoBAWC gehören aber auch Kollektivbe-
es vergesse: Wer cool sein will, sage niemals als 200 Mitglieder. Neben dem anarchistischen verschrieben hat. Das klingt nicht unbedingt triebe an, die einen klassenkämpferischen An-
„Frisco“, das tun nämlich nur Touristen. Rich- Buchladen und Verlag „AK Press“ gehört „Lusty revolutionär. Und das hat seinen Grund. satz verfolgen. Dazu gehört etwa „National
tig heißt die Stadt „Sanfran“, Betonung auf Lady“ zu den prominentesten Mitgliedern von Vereinfacht gesagt trennen sich selbstver- Home Cleaning Professionals“, ein selbstver-
der ersten Silbe. Nur so am Rande. NoBAWC. Bei letzterem handelt es sich um waltete Betriebe in der Bay Area in zwei Grup- walteter Betrieb, der sich ausdrücklich auf
nichts weniger als um die einzige Peepshow pen, entsprechend ihrer rechtlichen Stellung. Frauen lateinamerikanischer Herkunft kon-
der Welt, die kollektiv betrieben wird. Auf der einen Seite gibt es die „Arbeiter-Ko- zentriert, um die „ökonomische und soziale
Sanfran Die selbstverwaltete Klinik in Berkeley, die operativen“. Die ArbeiterInnen halten persön- Gleichstellung von lateinamerikanischen Ein-
Versuche, selbstverwaltete Betriebe aufzubau- wanderInnen“ zu gewährleisten. Neben einer
en, haben hier eine besonders lange Geschich- halbwegs fairen Bezahlung gilt dem Betrieb
te. Sie reichen bis zum Anfang des 19. Jahr- die Verwendung von gesundheitlich und öko-
hunderts zurück. Die Arbeiterbewegung in der logisch verträglichen Substanzen als wichti-
„Bay Area“, wie der Großraum rund um die drei ges Anliegen. Für uns mag das befremdlich
Großstädte San Francisco, Berkeley und Oak- klingen, erklärt sich aber leicht aus einem Pro-
land genannt wird, ist traditionell militant und jekt, das von Betroffenen selbst und nicht von
revolutionär eingestellt. Und Kollektivbetriebe Gutmenschen mit schönen Ideen angestoßen
hat es seitdem immer wieder gegeben. Bei den wurde. Hier geht es in erster Linie darum, bes-
meisten der großen, teilweise bis heute legen- sere Arbeitsbedingungen für Lohnabhängige
dären und leider oft auch blutigen Streiks und zu schaffen. In diesem Fall mittels eines selbst-
Arbeitskämpfen haben selbstverwaltete Be- verwalteten Betriebs und nicht über die Ge-
triebe hier immer eine Rolle gespielt. Es gehört werkschaft. Und doch spielt die Gewerkschaft
eben zum Konzept des revolutionären Syndi- bei NoBAWC ein gewichtige Rolle.
kalismus, nicht nur auf Streiks, direkte Aktion Neben diversen Betrieben mit hohem ge-
und Sabotage zu setzen, sondern den „Betrieb werkschaftlichen Organisationsgrad ist die lo-
in Arbeiterhand“ ebenso als Element des revo- u.a. kostenlose Zahnbehandlungen für Men- liche, individuelle Anteile am Betrieb, der von kale Gruppe der IWW selbst Mitglied von No-
lutionären Klassenkampfs zu verstehen. Schon schen ohne Krankenversicherung anbietet, einem gewählten Vorstand, Aufsichtsrat bzw. BWAC. Was auf den ersten Blick verwirrt, ist
in den 1930ern gab es in Sanfran über 50 verdeutlicht einen wesentlichen Gesichtspunkt Management geleitet wird. Dem gegenüber ste- nur die Konsequenz eines logischen Konzepts.
selbstverwaltete Betriebe. Auf dem Höhepunkt der Problematik rund um die Frage selbstver- hen „Kollektivbetriebe“ ohne Vorstand. Hier Dank des Engagement der IWW orientieren sich
der Bewegung, um 1980, waren es mehr als walteter Betriebe. Die Klinik arbeitet nicht pro- gibt es kein persönliches Anteilseigentum, die in NoBWAWC zusammemngeschlossenen
150. Ansätze, selbstverwaltete Betriebe zu- fitabel. Das kann und soll auch nicht so sein. sondern das Unternehmen gehört abstrakt den Betriebe an gewerkschaftlichen Standards, wie
sammenzuschließen und zu organisieren, fin- Ähnlich, wie andere Ärzte sich im Urlaub auf dort Arbeitenden als ganzes kollektiv. Mindestlöhnen und Krankenversicherung (in
den sich seit Ende der 1960er. Und das in Grö- eigene Kosten in asiatischen oder afrikani- Zwiespältig wie die grundsätzliche Ein- den USA nicht selbstverständlich).
ßenordnungen, von denen deutsche autonome schen Ländern engagieren, bringen sich hier schätzung gestaltet sich auch das Verhältnis Auch nach mehr als 30 Jahren Erfahrung
makrobiotisch-vegane-Lebensentwurf-Rück- Ärzte unentgeltlich ein. Die dritte Welt vor der von Gewerkschaften zum NoBAWC. Auch in
zugsgebiete nur verschämt träumen können. Haustür, sozusagen. dieser Frage ist es eine Angelegenheit des
Schon Mitte der 70er Jahre war die Dichte an Vergleicht man NoBAWC von heute mit sei- Standpunktes. Und das hat etwas zu tun mit
selbstverwalteten Betrieben so hoch, daß ei- nem Vorgängermodell von vor zehn Jahren, so der Klasse, aus der man kommt.
nige AktivistInnen anfingen, von mehr zu fällt auf, daß das Projekt enorm geschrumpft
träumen, nämlich von einem Verbund selbst- ist. Es fehlen nicht nur zahlreiche Buchläden,
verwalteter Betriebe als Keimzelle einer neuen, Imbisse, Kurierdienste, Taxiunternehmen, Ga-
Kapital und Revolution
besseren Gesellschaft. Daß man den Kapita- lerien und Speditionen, sondern auch Thea- Wie John Curl, sowohl Mitglied der syndikali-
lismus aushebeln könnte, vielleicht mit einer ter, Kinos, eine Grundschule, eine High School stischen IWW als auch Veteran der Selbstver-
eigenen, internen Währung. Solche Ideen sowie ein College (und das sind nur Beispiele). waltungsbewegung in Sanfran, erklärt, reicht
scheiterten. Geblieben ist ein neues Projekt, Was all diese Projekte gemein hatten bzw. ha- es nicht, „den Boss zu feuern. Wir müssen die
das sowohl kämpferischer als auch nüchterner ben, ist eine gute, vielleicht sogar schöne Idee ganze Kapitalistenklasse abschaffen, denn sie in selbstverwalteten Betrieben wünscht sich
ausgerichtet ist als seine Vorgänger: NoBAWC. mit dem Haken, daß man am Ende gar kein bestimmt die Regeln des Marktes“. Und diese John Curl noch immer keinen Chef. Vielmehr
oder nur ein symbolisches Gehalt ausgezahlt Regeln gelten auch für Betriebe mit intern de- schätzt er es sehr, gemeinsam mit seinen Kol-
bekommt. Beim Geld hört eben nicht nur die mokratischer Struktur. Auch sie sind gezwun- legInnen bestimmen zu können, wie die Möbel
Fire Your Boss Freundschaft auf. Es markiert, ob wir wollen gen, ökonomisch mitzuhalten, wollen sie nicht aussehen, die sie schreinern, woher das Holz
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An die 40 Betriebe sind heute im „Network of oder nicht, die Grenze zwischen Traum und pleite gehen. Das setzt Grenzen, z.B. auch bei kommt, aus dem sie Tische und Stühle schnit-
Bay Area Cooperatives“, kurz NoBAWC zu- Wirklichkeit. Löhnen. Die Bereitschaft, zu niedrigeren Löh- zen, und wem sie die Produkte zu welchem
sammengeschlossen. Ausgesprochen klingt nen als in der Branche üblich zu arbeiten, ist Preis feilbieten. Für eine freie Gesellschaft
das Kürzel wie „no boss“ — dieser Slogan ist bei selbstverwalteten Betrieben erfahrungsge- aber, das ist ihm schon lange klar, braucht es
Programm. Gemeinsamer Nenner der hier or-
Ökonomische Realität mäß hoch. Durch dieses als „Selbstausbeu- mehr als die Solidarität seiner KollegInnen.
ganisierten Betriebe ist die Abwesenheit von Das heutige Netzwerk NoBAWC legt denn auch tung“ bekannte Phänomen schaden solche Be- Dafür braucht es die ganze Klasse.
Chefs. Die wirtschaftlichen und juristischen seinen Schwerpunkt auf wirtschaftlich funk- triebe KollegInnen in der eigenen Branche,
Organisationsformen sind dagegen beinahe so tionierende Unternehmen, die den ArbeiterIn- weil sie durch Konkurrenz und Lohndumping Matthias Seiffert
vielfältig wie die Produkte und Dienstleistun- nen selbst gehören. Es geht bei NoBAWC Druck auf die eigene Branche ausüben. „Viele
v
strug·gle ['str gl] Alter Wein in neuen Schläuchen
Nachrichten von der Klassenfront Italien hat zwar nunmehr eine neue Regierung, doch die Politik des
Sozialabbaus bleibt die gleiche
Polen: Demo gegen Gewerkschaftsdeal Alle nach Paris zur
internationalen syndi-
Am 17. Dezember protestierten polnische AnarchistInnen vor der Hauptpost in Warschau
gegen einen Deal der großen Gewerkschaften mit den Bossen. Im November war es in meh-
M it einiger Katerstimmung blicken wir
hierzulande noch zurück auf die Ablö-
sung der Regierung Kohl durch Rot-Grün und
schen Linken Italiens, sowie die Unfähigkeit
ebendieser, Lösungen für die Probleme der ar-
beitenden Klassen in Zeiten eines entfessel-
kalistischen Konferenz
I-07
reren Postzentren zu wilden Streiks gekommen, in deren Verlauf die ArbeiterInnen Lohn- die bittere Pille, die die hiesige Arbeiterschaft ten Kapitalismus zu bieten, und schnell wur- Nach den Industriekonferenzen
erhöhunngen von rund 175,- Euro pro Monat, Achtstundenschichten und die Bezahlung vor allem durch Hartz IV, die Senkung der Re- de der Ruf nach dem starken Mann laut. Die in San Francisco (I-99) und
der Überstunden gefordert hatten. Sofort stürzten sich mehrere Gewerkschaften auf die allöhne sowie die immensen Erhöhungen der parlamentarische Linke verstand es jedoch Essen (I-02) ergreift nun die
Sache und verwandelten den wilden Streik in einen gewerkschaftlich kontrollierten. Sie Renditen großer Konzerne zu schlucken be- auch nicht, nach der ersten Niederlage Berlu- französische CNT die Initiative
schlossen einen neuen Tarifvertrag ab, der Lohnerhöhungen von rund 25,- Euro pro Mo- kommen hat. Einen ähnlich enttäuschenden sconis an Vertrauen zurück zu gewinnen, und und lädt alle Organisationen,
nat vorsieht. Als großer Erfolg wurde eine jährliche Einmalzahlung von 150,- Euro verkauft. Umzug vom Regen in die Traufe haben nun — der Cavaliere bekam seinen zweiten Auftritt, Gruppen, Netzwerke und
Dabei wurde dezent verschwiegen, dass es sich dabei lediglich um die Umwandlung von mit Antritt der Mitte-Links-Koalition um Ro- um die Probleme des Landes anzupacken. AktivistInnen, die bereits an den
bereits zuvor ausgegebenen Warengutscheinen in Geld handelte. Da die Geldleistung hö- mano Prodi — die italienischen Arbeiterinnen Die Lösungsrezepte, die spätestens ab vorangegangenen Konferenzen
her besteuert wird, haben die ArbeiterInnen unter dem Strich nun sogar weniger. Auch an und Arbeiter hinter sich. 2001 ins Spiel gebracht wurden, dürften vie- teilnahmen, sowie alle anderen
anderen Punkten haben die Gewerkschaften Verschlechterungen ausgehandelt. Der Protest Die italienischen Basisgewerkschaften lie- len hierzulande wie „alte Bekannte“ in den Interessierten zum I-07 (vom
vor der Warschauer Hauptpost diente dazu, die Öffentlichkeit über die Machenschaften der ßen sich von diesem Etikettenschwindel je- Ohren klingen: Flexibilisierung des gesamten 28. April bis 1. Mai 2007) ein.
Gewerkschaften zu informieren und diejenigen KollegInnen zu unterstützen, die die neu- doch wenig beindrucken und riefen am 17. No- Arbeitsmarktes, Förderung von Zeit- und Leih- Mehr in der DA 180.
en Verträge nicht annehmen wollen. vember den Generalstreik aus. arbeit sowie des Niedriglohnsektors, Arbeit auf
So ähnlich die Situationen nach den Re- Abruf, Senkung der Reallöhne und Heraufset-
Indien: Generalstreik in Kerbala und West-Bengalen gierungswechseln in Deutschland und Italien zung des Renteneintrittsalters, um nur einige
von Mitte-Rechts nach Mitte-Links teils auch Beispiele zu nennen. Was hier die sog. Hartz-
Mitte Dezember brachte ein Generalstreik in den beiden indischen Bundesstaaten Kerba- sein mögen, so unterschiedlich sind sie doch gesetze sind, wurde in Italien unter dem Na-
la und West-Bengalen das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen. Anlass für den Ge- zur gleichen Zeit. Oft wurde nach dem knap- men Legge Biagi (Biagi-Gesetz) verabschiedet,
neralstreik war der Protest gegen Privatisierungen, arbeiterfeindliche Arbeitsgesetze, stei- pen Wahlsieg Prodis davon gesprochen, dass um Europa bis zum Jahr 2010 international
gende Preise und niedrige Löhne. Der öffentliche Nahverkehr stand still, Dutzende Flüge Italien nach der Wahl so gut wie in zwei Teile wettbewerbsfähig zu machen. Was allerdings CNT-E soll 2,5 Millionen
wurden abgesagt, fast alle Züge blieben in den Depots und die meisten Banken und Ge- — Mitte bis extreme Rechte und Mitte bis ex- wenige wissen, ist, dass eben dieses Biagi-Ge- Euro erhalten
schäfte waren geschlossen. Es gab mehrere Demonstrationen; tausende von Polizisten wa- treme Linke — gespalten sei. Um die Verwir- setz bereits von der Mitte-Links-Regierung vor Die CNT-E soll während der
ren auf den Straßen. In vielen Callcentern, besonders denen, die für internationale Kun- rung in der öffentlichen Meinung zu noch ver- Berlusconis Wiederwahl auf den Weg gebracht ersten Phase der Rückgabe des
den arbeiten, waren die ArbeiterInnen zuvor von den Bossen aufgefordert worden, die stärken, kommt hinzu, dass sich über all die wurde. historischen
Nacht in den Firmen zu verbringen. Jahre unter dem Regime des Cavaliere Berlu- So verwundert es weit weniger, dass es — Gewerkschaftsvermögens
endlich als Entschädigung
China: Streik im Safaripark 2.458.925,70 Euro sowie drei
ihrer ehemaligen Immobilien
In Shenzen sind am 7. Dezember 400 ArbeiterInnen in einem Safaripark in den Streik für erhalten. Die
bessere Löhne, gegen Entlassungen und gegen das korrupte Management getreten. Der Park sozialdemokratische UGT soll
musste schließen, nachdem zu Schichtbeginn kein einziger der Beschäftigten zur Arbeit nach dem gleichen Beschluß des
erschienen war und sich stattdessen 100 als Streikposten vor dem Eingang postiert hat- Ministerrates 148.961.233.84
ten. Am darauf folgenden Freitag griffen 70 Polizisten die ArbeiterInnen an, die zu hun- Euro und 26 Immobilien
derten ein Sit-In abhielten und überall im Park Schilder anbrachten. Nachdem im Laufe erhalten. Die CNT-E fühlt sich
des Jahres der Aktienkurs der Firma eingebrochen war, waren im Oktober 25 ArbeiterIn- durch dieses eklatante
nen entlassen worden, wurden Überstundenzuschläge gekürzt und Sozialversicherungs- Missverhältnis über den Tisch
prämien zurückgehalten. Die Situation explodierte, als bekannt wurde, dass gleichzeitig gezogen.
zehn Managern ihr Ausscheiden mit Abfindungen von jeweils rund 12.000,- Euro versüßt
worden war.
Wegen eines Streikverbots kam es am 24. November in den Radiologien und Laboratorien
von fünf Krankenhäusern im kanadischen Cape Breton Distrikt zu einer „Massenepidemie“.
125 ArbeiterInnen hatten sich an diesem Tag auf einen Schlag krank gemeldet. In den be-
troffenen Krankenhäusern konnten weder Röntgen- noch Ultraschallaufnahmen gemacht Demonstration in Ancona
werden. Das Labour Relations Board des Bundesstaates Nova Scotia versuchte daraufhin Argentinien: Dringende
vergeblich, die krank gemeldeten ArbeiterInnen per Verfügung zurück an die Arbeit zu sconi offensichtlich fast niemand in Italien of- auch wenn die drei großen italienischen Ge- Solidarität mit Telefon-
zwingen. Angeblich handele es sich um ein „Sick-In“ und damit um eine Form wilden fen dazu bekannte, eben diesen überhaupt je- werkschftsföderationen CGIL, CISL, UIL arbeiterInnen
Streiks. Hintergrund der „Epidemie“ war eine Auseinandersetzung um Löhne, weil man den mals gewählt zu haben, und dass die neue Re- stramm an der Seite der neuen Regierung ste- Die TelefonarbeiterInnen von
ArbeiterInnen eine ausgehandelte Lohnerhöhung von 15% über drei Jahre verweigert hat- gierung gleich mit einem Generalstreik der Ba- hen — an der Basis weiter gärt und beträcht- Buenos Aires beanstanden seit
te. sisgewerkschaften in ihrem Amt begrüßt wur- liche Teile der italienischen Arbeiterinnen und langem die Situation ihrer
de. Dies scheint um so ungewöhnlicher, da Ro- Arbeiter der gesamten politischen Klasse mit GenossInnen in den
Niederlande: Wilder Streik im Terminal mano Prodi doch als Zugeständnis so geschickt Argwohn und Mißtrauen gegenüber stehen. ausgegliederten Betrieben, d.h.
die Schlüsselposition des Präsidenten der ita- Also riefen die Basisgewerkschften COBAS, den von Telefónica und Telecom
Mit einem wilden Streik haben Hafenarbeiter in Europas größtem Containerhafen, Rotter- lienischen Deputiertenkammer mit dem ehe- UniCobas, CUB und unsere anarchosyndikali- beauftragten Betrieben, die
dam, für einige Tage die Abfertigung durcheinander gebracht. Der Streik fand bei der Fir- maligen Linksgewerkschafter und vermeint- stische Schwestergewerkschaft USI-AIT am diverse für die
ma „European Container Terminals“ (ECT) statt. Die Firma mit 2.000 Beschäftigten gehört lichen Linksaussen seiner Koalition, Fausto 17.11. diesen Jahres einen gemeinsamen Ge- Telekommunikation notwendige
zur „Hutchinson Port Holdings“ mit Sitz in Hongkong. Der Ausstand richtete sich u.a. ge- Bertinotti (Partito della Rifondazione Commu- neralstreik für sichere und feste Arbeitsver- Aufgaben durchführen. Die
gen immer unkalkulierbarere Arbeitszeiten und Arbeitshetze. Die Abfertigung der Contai- nista), besetzt hat, der schon zu Oppositions- hältnisse, für das Recht auf ein lebenssi- ArbeiterInnen der
ner (normalerweise rund 70.000 pro Woche) bei ECT kam praktisch zum Stillstand. Der Ge- zeiten als Bindeglied zwischen der parlamen- cherndes Einkommen, für die Sicherung der ausgegliederten Betriebe haben
schäftsführer, Jan Westerhout, erklärte gegenüber der Presse, das man zwar versuche, die tarischen und Teilen der ausserparlamentari- Renten und gegen die Erhöhung des Renten- nicht dieselben Rechte wie die
Beladung der LKWs zu gewährleisten, dass man aber praktisch niemanden finde, der ar- schen Opposition fungierte. eintrittsalters, für die Sicherung des Sozial- ArbeiterInnen von Telefónica
beiten wolle. Er äußerte sich sehr erzürnt darüber, dass die Arbeiter sich nicht an eine Ver- Um diese vermeintlich verworrene politi- staates und gegen den Ausverkauf des Sozial- und Telecom, obwohl sie
einbarung halten wollten, die jüngst mit der Gewerkschaft ausgehandelt wurde und eine sche Situation zu verstehen, empfielt es sich, wesens (öffentlicher Dienst, Krankenversor- Aufgaben im selben
flexiblere Zeitplanung vorsah. „Man will im Hafen von Rotterdam das Wort Flexibilität nicht einen Blick in die jüngste Geschichte Italiens gung etc.), gegen das Einfrieren der Reallöh- Tätigkeitsbereich durchführen.
hören“, sagte Westerhout, „das haben die anscheinend irgendwo tief in ihren Genen“. Die zu werfen. Denn: Für den einen oder die an- ne, gegen die neuen Haushaltspläne sowie für Mehr: fau-duesseldorf.org
Führung der Gewerkschaft, welche die Vereinbarung abgeschlossen hatte, sagte, man wür- dere mag der Spruch, jede Partei — egal ob drastische Kürzungen des Etats für das italie-
de den Streik nicht unterstützen, könne aber auch wenig dafür tun, ihn zu beenden. links oder rechts — vertrete früher oder später nische Militär und gegen die Beteiligung Ita-
lediglich die eigenen Interessen, recht abge- liens an den Kriegen dieser Welt aus.
USA: Erster wilder Streik bei Wal-Mart droschen klingen; für Italien erweist er sich je- Neben einer regen Beteiligung am Streik
doch noch zutreffender als für die große Koa- (italienweit etwa 1.500.000) gab es landesweit
Mitte Oktober kam es in einem Wal-Mart in Hialeah Garden im US-Bundesstaat Florida zum lition in Deutschland. etwa 300 Demonstrationen (u.a. in Florenz,
ersten wilden Streik in der Geschichte des Konzerns. 200 ArbeiterInnen, nahezu die ge- Ancona, Bari, Neapel, Bologna, Celle Ligure, Das Erwachen des Klas-
samte Schicht, verließ das Einkaufszentrum um neun Uhr morgens. Anlass für den Streik Genua, Mailand). Allein in Mailand gelang es, senkampfs in Bangla-
ist ein ganzes Bündel von Verschlechterungen, die die Konzernleitung durchsetzen woll- 10.000 Streikende auf die Straßen zu bringen. desh
te. Dazu gehört u.a. die Reduzierung der Arbeitszeit für etliche Beschäftigte und die For- So sehr der Technokrat und Europapoliti- In Bangladesh setzt sich ein
derung, dass die ArbeiterInnen 24 Stunden auf Abruf bereitstehen sollen und sofort zur ker Prodi von den anderen EU-Regierungen immer größer werdender Teil
Arbeit zu erscheinen hätten, wenn ein Computerprogramm in der Wal-Mart-Zentrale die auch als Hoffnung für das Projekt 2010 ange- von Arbeitern (Bauern ohne
Schichten und die individuellen Stundenaufteilungen berechnet und zusammengestellt sehen werden mag, so schwer wird er es wohl Grund und Boden, Fabrikarbeiter
hat. Noch am Nachmittag standen rund 50 ArbeiterInnen vor den Eingängen und zeigten in seinem eigenen Land haben. Denn was sich der Textilindustrie, LehrerInnen)
handgemalte Plakate, auf denen zu lesen stand: „Wal-Mart, wir sind Menschen und wir ver- hierzulande lediglich als heiße Luft entpuppt für anständige
langen Respekt!“ Zeitgleich mit dem Streik, zu dem keine Gewerkschaft aufgerufen hatte, hat, ist jenseits der Alpen zwar ein später, aber Lebensbedingungen und für
wurde der Konzernleitung ein Fax mit Forderungen übermittelt, das von nahezu allen Ar- umso heißerer Herbst geworden. Und wo sich soziale Gerechtigkeit ein.
beiterInnen namentlich unterschrieben war. Nach ersten Informationen machte Wal-Mart hierzulande das Nichtstun in den Führungse- Mehr: fau-duesseldorf.org
als Ergebnis des Streiks eine Reihe von Zugeständnissen, ein genaues Ergebnis ist uns aller- tagen der Zenralgewerkschaften in alter Tra-
dings noch nicht bekannt. Wenige Tage nach dem Streik wurde Wal-Mart in einer anderen dition fortgesetzt hat, ist dort das dolce far
Sache von einem Gericht zur Zahlung von 72 Millionen US-Dollar Schadenersatz für ent- So war einer der Gründe für die erste Wahl niente zum politischen Statement geworden.
gangene Pausen verurteilt, die ArbeiterInnen in Wal-Mart-Märkten in Philadelphia zwi- Berlusconis eine Anzahl von Korruptionsskan-
schen 1998 und 2006 nicht nehmen durften. dalen und Spaltungen in der parlamentari- Lars Röhm
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McDonald's Workers Resistance (MWR) — legenheit zu sein. Einige Sachen sind immerhin che, unaufschiebbare Aufgabe eines jeden sein, schaft, die Gewerkschaft der Sex-ArbeiterIn-
diesen Namen gab sich 1999 eine Gruppe ziemlich klar: Die Machtbeziehungen liegen der über Revolution reden will, herauszufin- nen, das KollegInnen-Kollektiv in der U-Bahn,
junger McDo-ArbeiterInnen in Glasgow nicht in Händen der Regierungen oder „auf der den, wie wir solche Strukturen aufbauen kön- etc. All diese Bewegungen, Kämpfe, Strukturen
(Schottland). Mit der Zeit schlossen sich Straße“, sondern sind verstreut in der Gesell- nen. Und ich habe den Eindruck, dass diese verdienen Beachtung, wenn wir versuchen, den
andere Gruppen in Großbritannien (UK) schaft, in wirtschaftlichen und sozialen Bezie- Frage — die Frage, die uns nachts wach halten kollektiven Kampf zur Normalität unter Arbei-
und im Ausland an. Bis die Bewegung hungen. Die Transformation ökonomischer Be- sollte — weniger Aufmerksamkeit erfährt als terInnen zu machen.
2004 an Elan verlor und die ursprüngliche ziehungen wird effektive selbstorganisierte Diskussionen darüber, wie man Polizeiketten
Gruppe sich auflöste, umfasste sie Strukturen der Arbeiterklasse in der Wirtschaft durchbricht, was in der Sowjetunion geschah,
Hunderte ArbeiterInnen, die sich selbst als erfordern; diese Strukturen müssen sich in der oder wer wen auf einer anarchosyndikalisti-
Hauptsache Organisieren
„apolitisch“ oder politisch uninteressiert Verteidigung der Interessen der ArbeiterInnen schen Konferenz im Jahre 1952 brüskiert hat. Während der McVerleumdungs-Verhandlung2
bezeichneten — aber die meisten bewähren, schaffen so Vertrauen und versetzen Es scheint, dass wir über alles reden würden, beschrieb der Oberste Gerichtshof die Einstel-
unterstützten den konfrontativen Kurs der die Arbeiterklasse vielleicht einmal in die Lage, nur um dieses Monument für die Bedeutungs- lung von McDonald's zu Gewerkschaften als
Glasgower Gruppe. Dieser Versuch, gering kollektiv zu produzieren und zu verteilen. Der losigkeit unserer Politik zu meiden. „abgeneigt“; das ist so, als würde man einen Se-
qualifizierte ArbeiterInnen mit Hilfe des Gedanke, dass diese Strukturen „spontan ent- Und ich habe keine Ahnung, wie wir diese rienmörder als schlechten Nachbarn bezeich-
Internets zu organisieren, sammelte stehen“ werden, ist hohl. Strukturen aufbauen. Aber wenn es mal einen nen. Sie haben Tests mit Lügendetektoren
wichtige Erfahrungen und begründete Nun, ich sehe ein, dass diese Strukturen richtigen Enthusiasmus geben würde, das kol- durchgeführt, um Sympathien für Gewerk-
gegen alle Widrigkeiten auch bei nur in gewissen Zeiten vorankommen und zu lektiv rauszufinden, dann wäre ich gern ein schaften herauszukriegen, haben ganze Filia-
McDonald's eine Widerstandstradition. anderen Zeiten in der Defensive sein werden. Teil davon — so wie ich ein Teil von McDonal- len geschlossen, als sich die ArbeiterInnen zu
Die Erfahrungen von MWR sollen als Und ich weiß nicht, welche Form diese Struk- d's Workers Resistance war. MWR war ein Expe- organisieren begannen3, und wurden wieder-
Anregung für ArbeiterInnen dienen, die turen annehmen werden oder sollten. Vielleicht riment, das den Klassenkampf in der zeitge- holt für illegale Einschüchterungsmaßnahmen
sich v.a. im Niedriglohnsektor sollten sie formell konstituierte Gewerkschaf- nössischen Gesellschaft für kurze Zeit erleich- gegen Organiser verurteilt. In keiner einzigen
zusammentun und für ihre Würde ten sein oder auch so informell wie eine Grup- tert hat. In den letzten Jahren hat es viele ähn- McDonald's-Filiale in der englischsprachigen
kämpfen wollen, wie auch andere vor pe von KollegInnen, in der sich in vorherge- liche und viel bedeutendere Kämpfe gegeben. Welt konnte eine Gewerkschaft Fuß fassen.
ihnen gekämpft haben. Just do it! henden Kämpfen Solidarität entwickelt hat. Auf An wichtigeren Bewegungen fallen mir spontan
jeden Fall aber muss es Strukturen geben, ein: die JJ Food-ArbeiterInnen, wilde Streiks Fortsetzung auf der nächsten Seite
Revolution scheint eine sehr vertrackte Ange- right? Daher muss es die große, unausweichli- der Post-ArbeiterInnen1, die Kurier-Gewerk-
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Fortsetzung von der vorherigen Seite ihr Organisierungspotenzial war offensichtlich stehe ich die Gewohnheit nicht, Flugblätter für che Kontaktliste — da man von einem Yahoo-
sehr viel stärker eingeschränkt als unseres. „die Öffentlichkeit“ zu schreiben. Es muss spe- Account nur etwa 100 Emails pro Stunde ver-
Auch wir haben es anfangs (1998) versucht und Ohne den rechtlichen Rückhalt einer aner- zifisch sein. Ein Flugblatt für „ArbeiterInnen senden kann, brauchten wir einen ganzen Tag, Das englischsprachige Info-
von den insgesamt 60 ArbeiterInnen 40 Unter- kannten Gewerkschaft war auch unsere Lage der Nahrungsmittelindustrie“ ist meiner Mei- um eine einzige Nachricht zu verschicken. Der Portal libcom.org führte im
schriften gesammelt, die unsere Gruppe als ihre sehr prekär. Doch in den ersten beiden Jahren, nung nach unsinnig. Ein Flugblatt für Bäcker Höhepunkt unserer Bewegung war der welt- November 2006 ein Interview
Gewerkschaft anerkannten. Aber die Fluktua- als MWR nur in einer Filiale existierte, waren ist besser. Ein Flugblatt für die Bäckerei, in der weite Aktionstag am 16. Oktober 2002. Einiges mit einem MWR-
tion ist so hoch, dass diese Taktik aussichtslos wir ganz erfolgreich damit, das Arbeitstempo du arbeitest, ist noch besser. Und ein Flugblatt von dem, was an diesem Tag ablief, ist im Inter- Gründungsmitglied. In
war. Wir taten das einzig Logische: Wir gaben runterzufahren, Bonuszahlungen sicherzustel- für deine Bäckerei über den neuen Arbeits- net dokumentiert.5 Ein paar der Berichte er- bearbeiteter und gekürzter Form
auf. len, gegen Mobbing vorzugehen, etc. Aber jede schritt, der letzte Woche eingeführt wurde? Ja, wiesen sich als nicht ganz zutreffend, aber vier ist es hier abgedruckt.
Einige Monate später kam der Gedanke offene Auseinandersetzung hätte dazu geführt, dann kann das was werden! Jahre später scheint das nun auch nicht so Die ungekürzte Fassung des
wieder auf: Verdammt nochmal, dachten wir dass wir alle unverzüglich auf der Straße lande- Ich denke, es ist wichtig, dass ArbeiterIn- wichtig. Es war ein großer Coup, viel größer als Interviews und ergänzendes
uns, selbst wenn das Gesetz unsere Organisa- ten. So wurde uns eine nichthierarchische Or- nen ihre Gedanken auf Grundlage einer best- wir erwartet hatten, und das hat ganz schön Material findet sich ab Ende
tion nie anerkennt, heißt das doch noch lange ganisierung wirklich aufgezwungen: Niemand möglichen Analyse veröffentlichen und vertei- Auftrieb gegeben. Ich dachte nicht wirklich, Januar auf
nicht, dass wir deshalb keine haben können! In wollte der Anführer sein, der als erstes fliegt! digen. Dabei sollten sie nicht erwarten, dass dass viel passieren würde, aber als ich an die- www.fau.org/fau_medien/da
dem Maße, wie wir mehr über „normale“ Ge- Bevor wir je explizit organisiert aufgetreten der Rest der Arbeitskräfte so wird wie sie selbst. sem Morgen meine Emails checkte, waren da all Der englische Originaltext ist
werkschaften erfuhren und mit ihnen einige sind, verband die ArbeiterInnen in unserer Fi- Das wurde schon in dem Artikel „Give up Acti- diese Berichte, die schon aus Australien her- einzusehen unter
Zeit verbracht hatten, fielen uns weitere Grün- liale ein starkes soziales Band: Am Zahltag gin- vism“ thematisiert:4 Einer der Punkte war, dass einkamen. Es war eine sehr aufregende Zeit. http://libcom.org/library/
de auf, warum das kein wünschenswerter Gang gen alle ins Pub, viele freundeten sich an, ver- Aktivisten meinen, die Welt wäre in Ordnung, Was auch immer aktive Sabotage gewesen sein interview-with-mcdonalds-
für unseren Kampf ist. Aber dieses Nichtver- abredeten sich, und so. Als dann jemand sag- wenn nur jeder so werden würde wie sie. Nun, mag und was nicht, zahlreiche technische Pro- workers-resistance
hältnis beruht auf Gegenseitigkeit: Aus wirt- te, „Wir sollten wirklich etwas unternehmen“, klassenkämpferische AnarchistInnen sind auf bleme und Beispiele gewöhnlicher Inkompe-
schaftlichen Erwägungen heraus sind die Ge- war das dann auch keine hohle Phrase ... und einem ähnlichen Trip. Ich denke aber, die Re- tenz wurden der unsichtbaren Hand des Wider-
werkschaften nicht daran interessiert, gering die Unruhe breitete sich in unserer inzestuös volution wird von ArbeiterInnen gemacht wer- stands zugeschrieben! Andere Aktionen waren
qualifizierte Arbeitskräfte mit hoher Fluktua- kleinen Welt aus wie eine Geschlechtskrank- den, die die wirtschaftlichen Beziehungen, die weniger erfolgreich. Aber auch der 16. Oktober
tion zu organisieren. Für gewöhnlich nannten war nur auf symbolischer Ebene ein Erfolg.
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sie McDonald's das „schwarze Loch“ aller Orga- Anfang 2003 waren einige der Leute der
nisierungsbestrebungen. Also ist die Frage Ursprungsgruppe, die noch immer dabei waren,
nach den Gewerkschaften für ArbeiterInnen in umgezogen und arbeiteten bei McDonald's
vielen prekären Branchen von geringer Bedeu- außerhalb von Schottland. Unseren neuen Kol-
tung. legInnen erzählten wir nicht, dass wir mit MWR
Aus den genannten Gründen mussten wir vertraut sind, und mussten uns von ihnen Wit-
als geheime Gruppe operieren. Das bedeutete, ze anhören, die wir selbst geschrieben hatten.
dass wir nur ungern öffentlich auftraten, uns Um ehrlich zu sein, wir hatten auch irgend-
fotografieren ließen, Journalisten trafen oder wann die Schnauze voll davon. Wir wurden äl-
TV-Interviews gaben. Einige Hindernisse konn- ter, hatten weniger Kontakt zu den übrigen Ar-
ten wir umgehen: Bei Pressekonferenzen waren beitskräften, und unser Diskurs war nicht mehr
entweder keine Aufnahmen zugelassen oder ganz der ihre. Und wir waren einfach müde —
wir trugen Masken. Aber der größte Nachteil Ihr wisst ja selbst, wieviel Arbeit solche Pro-
war, dass unser Organisationsnetzwerk immer jekte machen. Es war großartig, dass so viele
unterwandert war und wir die meisten Betei- Angestellte Kontakt zu uns aufgenommen ha-
ligten nie getroffen haben. Wir waren nie in ben, aber das bedeutete auch Stunden vor dem
der Lage gewesen, so was wie eine Konferenz zu Computer. Dazu kommt noch, dass wir inzwi-
organisieren. Umso wichtiger waren für uns die schen sechs, sieben Jahre bei McDonald's ge-
„neuen Technologien“. Das Internet ermöglicht arbeitet hatten. Das ist eine lange Zeit. Es war
einen Grad von Organisierung und Kontakt, der Zeit, Schluss zu machen, und wir versuchten ei-
für vorhergehende Generationen einfach nicht nen Nachruf zu schreiben. Ich war sehr unzu-
finanzierbar gewesen wäre. Das kann eine gro- frieden, dass es so endete, und ich fühlte mich
ße Hilfe sein, und ich denke, das Potenzial der ein bisschen, als hätten wir eine Menge Zeit
ArbeiterInnenbewegung im Internet ist enorm verplempert. Aber jetzt, mit ein paar Jahren
— die Strukturen dazu werden von Leuten ge- Abstand, kann ich sehen: Ohne eine umfas- 1 z.B. im Februar 2006 in Belfast
schaffen, die nicht notwendigerweise politisch sendere Bewegung kann eine Initiative wie un- 2 Verfahren gegen zwei
drauf sind. Einfache Seiten, sowas wie www.an- sere immer nur ein Experiment sein. AktivistInnen Mitte der 1990er
gekotztebedienung.de, können zu Strukturen In unserem letzten Jahr wollten wir so et- 3 z.B. 2002 in Wiesbaden
kollektiven Kampfes werden. was wie eine syndikalistische Gruppe werden. 4 gekürzte Übersetzung auf
Natürlich birgt das Netz auch Gefahren. Es Wir begannen eine wenig inspirierende und un- www.nadir.org
ist nicht schwer, „das Netzwerk“ mit Organisa- realistische Lohnauseinandersetzung und for- 5 auf Englisch unter
tion zu verwechseln. Wenn du tausend Kon- derten sechs Pfund Stundenlohn als Einstiegs- http://libcom.org/library
http://mwr.org.uk
takte hast, aber kein einziger in der Lage ist, gehalt. Warum Lohnforderung? … weil es ge-
am Arbeitsplatz eine Struktur aufzubauen, nau das ist, was Arbeiterorganisationen ma-
dann hast du tausend Mal nichts. Es handelt chen, nicht wahr? Das ist ein Punkt, der häu-
sich um ein Problem der Art und Weise, wie fig vernachlässigt wird, aber die Annahme, dass
heutzutage organisiert wird. Die Leute wollen ArbeiterInnen am meisten an materiellen For-
zumindest das Gefühl haben, dass sie voran- heit. unser aller Leben vergällen, kollektiv in Frage derungen interessiert sind, muss auf den Prüf-
kommen, und da praktisch verankerte Struk- Ich schätze, der springende Punkt ist: Wir stellen. Das wird nicht durch Magie vor sich stand. Wir wollten nicht für McDonald's arbei- Anzeige
turen fehlen, gründen sie Netzwerke. Mit dem kamen in die Puschen, weil Leute agitiert ha- gehen, sondern wird ausgehen müssen von be- ten, ob sie uns nun sechs oder 20 Pfund die
Internet kannst du für alles ein Netzwerk auf- ben, die von KollegInnen respektiert wurden. wussten Bemühungen der radikalisierten Teile Stunde zahlten. Also, wie kamen wir auf die
machen. Du kannst z.B. ein Netzwerk von Wä- Das ist wahrscheinlich eine Vorbedingung für der Klasse — an dieser Bewegung werden auch Idee, dass andere ArbeiterInnen von einer sol-
scherei-ArbeiterInnen bilden, du findest si- jede ArbeiterInnenbewegung, die es je gegeben ArbeiterInnen teilnehmen, die in die Moschee chen Kampagne angeregt würden? Offensicht-
cherlich ein Dutzend Leute mit anarchistischen hat und jemals geben wird. Alles marxistische gehen, Mascara tragen, eher Thomas Mann als lich hängt es vom Kontext ab, was praktisch
Sympathien, eine in Helsinki, einen in New Theoretisieren wird das nicht ändern. Es war Marx lesen, an New-Age-Mystik glauben, vor'm und was Quelle der Unzufriedenheit ist. Lohn-
York und mindestens eine in Hackney. So auch wichtig, dass die Leute der MWR-Kern- Essen „Danke“ sagen, oder … Antiquitäten forderungen können sehr wichtig sein, sie kön-
kriegst du das Gefühl, dass es vorangeht. Ich gruppe die besten und erfahrendsten Arbeiter- sammeln. Ich sehe also keinen Widerspruch nen aber auch unrealistisch und einfallslos
will diese Netzwerke nicht abqualifizieren, sie Innen unserer Filiale waren — bei McDonald's darin, für eine revolutionäre Politik zu argu- sein.
können sehr nützlich sein. Aber sie sind nur kannst du übrigens schon nach einer Woche als mentieren und sich mit jedem zu organisieren, Wir hätten im informellen Rahmen bleiben
dann nützlich, wenn es darum geht, unabhän- erfahrener Arbeiter gelten. Der Druck ist groß, mit dem man alltäglich zusammenarbeitet, ob sollen und weiterhin nichts mehr als eine In-
gige Strukturen unter Leuten zu schaffen, die großer Umsatz mit sehr scharf kalkulierten Ar- der nun koschere, vegane oder getoastete spiration sein wollen, anstatt eine einheitliche
tagtäglich zusammenarbeiten. beitskosten. Der Druck wird direkt über die Sandwiches isst. Struktur aufzubauen. Wir hätten einfach wei-
Hierarchie aufgebaut, so dass unsere Vorge- Arbeiterorganisationen sind die einzigen ter Witze über den Kinder fickenden Ronald