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Erklärung nach § 31 Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (GO-BT)

zur namentlichen Abstimmung zum Antrag CDU/CSU und SPD


„Regelung des Datenschutzaudits und zur Änderung datenschutzrechtlicher Vor-
schriften“ – Drs. 16/12011 –

der Abgeordneten

Elvira Drobinski-Weiß, Waltraud Wolff, Dr. Axel Berg, Ulrich Kelber

Nach den Datenschutzskandalen des Jahres 2008 hatte sich der Datenschutzgipfel im vergangenen
September auf ein Bündel von Maßnahmen geeinigt. Als Kernelemente der Datenschutznovelle wurde
von der Bundesregierung vorgeschlagen, dass

• das sog. „Listenprivileg“ abgeschafft wird


• eine Nutzung und Weitergabe personenbezogener Daten zu Zwecken der Werbung nur noch
mit ausdrücklicher Einwilligung der Betroffenen (sog. „opt-in“) möglich sein soll,
• die Erbringung einer Leistung nicht an die Preisgabe personenbezogener Daten gekoppelt
sein darf (sog. Koppelungsverbot),

Wir bedauern sehr, dass diese für die Verbraucher wichtigen Punkte nicht durchgesetzt werden konn-
ten.

Die im Regierungsentwurf enthaltene sog. „ausdrückliche Einwilligungslösung“ ist gestrichen worden.


Damit haben die Anbieter wie bisher die Möglichkeit, den Verbrauchern eine Einwilligung in den All-
gemeinen Geschäftsbedingungen unterzuschieben. Das sog. Listenprivileg bleibt faktisch weiter be-
stehen. Der Gesetzentwurf enthält so viele Ausnahmen, dass Daten wie das Geburtsjahr oder der
Beruf auch ohne Einwilligung an andere weiter verkauft werden können. Die Regelung zum Koppe-
lungsverbot ist weitgehend wirkungslos, weil sie nur dann greift, wenn eine gleichwertige Leistung bei
einem anderen Anbieter nicht in zumutbarer Weise ohne eine Zustimmung in die Nutzung persönli-
cher Daten zu Werbezwecken erhältlich ist. Zudem hat die CDU/CSU ein Unterlassungsklagenrecht
für Verbraucherschutzverbände abgelehnt und damit ein – angesichts schlechter Personalausstattung
bei den Datenschutzbehörden dringend erforderliches – zusätzliches Instrument zur Durchsetzung
des Datenschutzes verhindert.

Anstatt sich im Interesse der Verbraucher für deren Recht auf Datenschutz einzusetzen hat die
CDU/CSU leider während der gesamten Verhandlungen den Interessen des Versandhandels und der
Direktmarketing- und Verlagsbranche Priorität eingeräumt.

Es wurde eine Chance vergeben: Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung wird mit die-
sem Gesetz für die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht wie nötig gestärkt.

Auf Druck der SPD wurde allerdings der Arbeitnehmerdatenschutz wesentlich ausgebaut. Insbeson-
dere der Kündigungsschutz für betriebliche Datenschutzbeauftragte ist eine deutliche Verbesserung.
Diese Verbesserung ist notwendig, deswegen stimmen wir dem Gesetz zu.

Es ist aber notwendig, den Datenschutz für Verbraucherinnen und Verbraucher in der nächsten Legis-
laturperiode erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen
selbst entscheiden können, wer ihre Daten zu welchem Zweck nutzen darf.

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