im ersten Petrusbrief sagt, dass wir da-
durch, dass Jesus auferstanden ist, eine
lebendige Hoffnung haben.
Warum ist die Auferstehung Jesu Christi
etwas, das uns eine lebendige Hoffnung
gibt?
Lebendige Hoffnung
Lasst es mich mit einer Geschichte illust-
rieren, die von Rabinern erzählt wird (darf
man Rabiner in der Predigt zitieren? ich
denke man darf in diesem Fall, denn un-
sere Aussagen decken sich hier genau).
In dieser antiken jüdischen Parabel liegen
zwei ungeboren Zwillinge nebeneinander,
zusammen im Mutterleib. Der eine glaubt,
dass es eine Welt dort draußen gibt, wo
„die Menschen aufrecht laufen, wo es
Berge und Ozeane gibt und einen Himmel
gefüllt mit Sternen“.
Der andere ungeborene Zwilling kann
seine Verachtung für solche närrischen
Ideen kaum verbergen. Plötzlich wird der
„gläubige“ der beiden Zwillinge durch den
Geburtskanal gezwängt, und lässt dabei
die einzige Art von Leben hinter sich zu-
rück, die er jemals gekannt hat. Der ver-
bliebene ungeborene Zwilling ist traurig,
überzeugt, dass eine große Katastrophe
seinen Gefährten befallen hat. Draußen,
außerhalb des Mutterschoßes aber freuen
sich die Eltern. Denn das, was der verblei-
bende Bruder, der zurückgeblieben ist,
gerade als Zeuge erlebt hat, ist nicht tot,
sondern geboren.
Dies, werden wir erinnert, ist die klassi-
sche Sicht des Lebens über den Tod, das
Grab hinaus – die Geburt in eine Welt
hinein, die wir uns auf der Erde nur versu-
chen können vorzustellen.
Die Botschaft von Ostern lautet, dass wir
einen älteren Bruder HABEN, der durch
das Grab gereist ist, durch den Geburts-
kanal der Ewigkeit, und der zurückgekehrt
ist, um uns zu versichern, dass Gott Liebe
ist und dass ein Ort vorbereitet ist für je-
den, der die GUTE NACHRICHT akzeptie-
ren wird.
Egal, ob unser Name Marie oder Maria
oder Petrus oder selbst Judas ist, Christus
kam in die Welt, um Sünder zu retten.
Seine Auferstehung ist der zentrale Beleg
dafür, dass es ihm gelungen ist.
Chuck Swindoll sagt es so:
„Wenn unsere größte Not Information ge-
wesen wäre,
hätte uns Gott einen Lehrer geschickt.
Wenn unser größtes Bedürfnis Technolo-
gie gewesen wäre,
dann hätte uns Gott einen Wissenschaftler
geschickt.
Wenn unser größtes Bedürfnis Geld ge-
wesen wäre,
dann hätte uns Gott einen Wirtschaftswis-
senschaftler geschickt.
Wenn unser größtes Bedürfnis Vergnügen
gewesen wäre,
dann hätte uns Gott einen Entertainer
geschickt.
Aber unser größtes Bedürfnis war Verge-
bung,
und deswegen hat uns Gott einen Retter
geschickt!“
Unsere lebendige Hoffnung besteht darin,
dass wir nach der Auferstehung Jesu den
Tod anders sehen können: Das Licht von
Ostern, das ins Grab strahlte, nachdem
der Grabstein weggerollt war, strahlt nun
auch in unser Leben. Und dieses Erbe
wird uns keiner mehr wegnehmen.
Amen.
Wolfgang v. Ungern-Sternberg
Tel. 055 241 16 35
wolfgang.vonungern@chrischona.ch
Predigt vom Ostersonntag 2009
Liebe Gemeinde,
in unserer Welt geht viel vor sich. Wenn
ich mich heute Morgen umschaue, dann
sehe ich eine Medienlandschaft, die noch
schwelgt im Gedenken des Europabe-
suchs des multimedialen Superstars aus
den USA, der uns mit seinen Visionen
gegen Atomschurken, dem Prüfstein Af-
ghanistan und seinem Slogan „yes, we
can“ („Ja, wir schaffen es“) in Atem hält.
Ich sehe eine Welt, in der Banken, Regie-
rungen und Großfirmen durch die Krise
vereint, gleichsam darum kämpfen müs-
sen, den Kopf über Wasser zu behalten.
Ich sehe eine Welt, in der Waren und
Kommunikation mit nie gekanntem Tempo
und in nie gekanntem Ausmaß strömen.
Diese weltbewegenden Ereignisse sind
tatsächlich wichtig. Sie ändern im wörtli-
chen Sinne den Lauf der Geschichte.
Und während ich sie betrachte, frage ich
mich etwas: Ich frage mich: Was tue ich
heute Morgen eigentlich, hier in diesem
Gottesdienst? Wenn die wirkliche Action
doch dort draußen stattfindet, wo die Welt
geprägt wird? Und dann werde ich an
zwei Dinge erinnert.
Falkenstrasse 1 8630 Rüti
1. Petr 1, 3f.
Als erstes werde ich daran erinnert, dass
es kein Ereignis gegeben hat, dass die
Weltgeschichte so sehr geprägt hat, wie
das Leben, der Tod und die Auferstehung
Jesu Christi.
Zweitens werde ich an eine simple Grund-
tatsache des Lebens erinnert. Das Leben
geht nicht für immer weiter. Es gibt den
Tod. Jeder von uns muss seiner eigenen
Sterblichkeit gegenübertreten. Es gibt
keinen militärischen Sieg, keine medizini-
sche Heilungsmaßnahme, kein globales
Dorf, das den Einzelnen darauf vorberei-
ten kann, sich die ultimativen Fragen des
Lebens zu stellen.
Und an diesem Morgen stehe ich hier, um
Hoffnung zu verkündigen, die Hoffnung
der Auferstehung. Es gibt den Tod, ja.
Aber das Leben ist in Jesus Christus, der
Hoffnung unserer Auferstehung.
Liebe Freunde, wir sind hier heute Morgen
zusammengekommen mit einem Gefühl
von Erwartung und Sehnsucht. Ostern –
nicht Weihnachten – ist streng genommen
der höchste Feiertag des christlichen Jah-
res. Es berührt Fragen, die in unserem
Verstand festsitzen und von denen viel
abhängt. Gibt es Hoffnung, gibt es neues
Leben? Gibt es Grund zur Freude?
Die Antwort zu diesen Fragen ist heute
angekommen. Sie wartet auf Euch. Es ist
eine Nachricht in drei Worten: Christus
ist auferstanden! Ich möchte Euch einla-
den mir zu antworten mit Zitat: „Er ist
wahrhaftig auferstanden.“
Unser Text für den heutigen Ostergottes-
dienst lautet:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres
Herrn Jesus Christus, der uns nach
seiner großen Barmherzigkeit wieder-
geboren hat zu einer lebendigen Hoff-
nung durch die Auferstehung Jesu
Christi von den Toten. Zu einem unver-
gänglichen und unbefleckten und un-
verwelklichen Erbe, das aufbewahrt
wird im Himmel für Euch.“
(1. Petrus 1,3f.)
Ein neuer Start
Ostern bedeutet: „Gott gibt uns einen neu-
en Anfang!“
Gott gibt uns einen neuen Anfang zu Os-
tern in doppelter Hinsicht
• in großer Barmherzigkeit vergibt er
unsere Vergangenheit
• mit lebendiger Hoffnung gibt er uns
Kraft für unser Leben durch die Aufer-
stehung Jesu, mit einem unvergängli-
chen Erbe belohnt er uns.
In seiner grossen Barmherzigkeit
vergibt er uns
Jemand erzählte einmal, dass, als er noch
ein Kind war, seine Sonntagsschullehrerin
ihm erklärte, dass Gott im Himmel sitzt
und jede schlechte Tat aufschreibt, die er
jemals getan hatte. Sie aufschreibt! Sie
ließ die Kinder sogar jede Woche ein Lied
singen, in dem es hieß: „Mein Herr
schreibt die ganze Zeit. Er schreibt, er
schreibt, er schreibt die ganze Zeit.“ Und
er sagt dazu: „Es hat mich erschreckt. Ich
habe einfach gedacht: ‚Ich schaffe es nie
in den Himmel. Meine Liste wird länger
und länger.’“ Ist das die Art und Weise,
wie Gott uns behandelt, wenn wir kommen
und unseren Glauben in Jesus Christus
setzen? Nein! Tatsächlich ist es so – Gott
schreibt nicht, sondern er löscht und ra-
diert und löscht die ganze Zeit. Er vergibt,
vergibt und vergibt die ganze Zeit. Er sitzt
im Himmel und drückt den Löschknopf.
Warum? Weil die Bibel sagt: „Gott ist Lie-
be.“ (1. Johannes 4,8) „Liebe ... trägt das
Böse nicht nach.“ (1. Korinther 13,5)
Wenn wir unser Vertrauen in die Liebe
Jesu Christi setzen, dann wird die Liste
unserer Missetaten gelöscht, „Es gibt kei-
ne Verurteilung für diejenigen, die zu
Christus gehören“ (Römer 8, Vers 1). „Er
wird (Hilfe) vom Himmel schicken und
mich retten“, heißt es im Psalm 57 Vers 3
– und ganz genau das hat Gott zu Ostern
getan. Er hat uns am Kreuz Gottes Barm-
herzigkeit gezeigt und uns geholfen.
Provozierende Auferstehung
Es wird erzählt, dass es einmal einen Pas-
tor in einer Kleinstadt gab, der einen be-
sonderen Segen und eine besondere
Schwierigkeit in seiner Gemeinde hatte,
nämlich diejenige, dass der 80-jährige
Eigentümer und immer noch aktive Chef-
journalist der örtlichen Zeitungen ein Mit-
glied seiner Gemeinde war. Der Segen lag
darin, dass dieser alte Journalist glaubte,
dass dieser Pastor einer der größten Pre-
diger in der ganzen Gegend war und, weil
er der ganzen Stadt wünschte, am Schatz
seiner Predigten teilzuhaben, jeden Mon-
tag eine Zusammenfassung der Sonn-
tagspredigt publizierte. Die Schwierigkeit
an der Sache lag darin, dass dieser Zei-
tungsmann, obwohl er es wirklich gut
meinte, ein wenig exzentrisch war und oft
etwas peinliche Missverständnisse produ-
zierte, in seinem Bemühen die Predigten
zusammenzufassen. Die Zeitung gehörte
ihm und niemand wagte es, seine Kolum-
nen zu editieren. Der Unterschied, zwi-
schen dem, was der Pastor tatsächlich
gesagt, und dem, was der Editor gehört
hatte, war oft eine Quelle tiefster Verwun-
derung für den Gemeindeleiter. Im Mo-
ment seines größten Erstaunens und der-
jenige, in dem er sich am allerverwun-
dertsten fühlt, ereignete sich aber nicht,
als der Zeitungsherausgeber etwas falsch
verstanden hatte, sondern ganz im Ge-
genteil die Predigt nur gar zu scharf und
klar verstanden hatte.
Es war früh am Montagmorgen nach Os-
tern und Tidwell in Bademantel und Haus-
schuhen lief gerade draußen an seinem
Auto vorbei, um die Zeitung für Montag-
morgen zu holen. Die Zeitung lag auf dem
Boden und als Tidwell näher kam, konnte
er sehen, dass die Leitartikelüberschrift in
einer Größe darauf prunkte, als ob sie
vom „zweiten Kommen Jesu“ künden wür-
de. Was konnte das nur sein, fragte er
sich. War ein Krieg irgendwo ausgebro-
chen, war vielleicht die örtliche Bank am
Wochenende zusammengebrochen, war
ein Heilmittel für Krebs entdeckt worden?
Als er nahe genug kam, um die Über-
schrift zu lesen, war er überrascht, die
Worte zu lesen: „Tidwell behauptet Jesus
Christus ist von den Toten auferstanden.“
Tidwell wurde rot. Ja natürlich hatte er in
der Predigt gestern in Anspruch genom-
men, dass Jesus von den Toten aufer-
standen ist, aber um Himmels willen, war
das wirklich eine Nachricht für den Leitarti-
kel? Was würden die Nachbarn denken?
Ich meine, es wird von einem erwartet,
dass man zu Ostern sagt, dass Jesus von
den Toten auferstanden ist, nicht wahr,
aber das ist doch nicht dasselbe wie,
wenn man sagen würde, dass jemand aus
der Nachbarschaft, der letzte Woche ge-
storben ist, vom Grab auferstanden wäre.
Nicht wahr? Plötzlich, als er sich die
schreiende Schlagzeile anschaute, fühlte
sich das, was kurz vorher noch eine routi-
nemäßige Osterpredigt gewesen war,
recht närrisch an für ihn.
Und tatsächlich, es ist närrisch – es ist die
Närrischkeit des Evangeliums. Ich weiß,
der traditionelle Ausdruck lautet „Torheit“.
Das Dumme ist nur, dass sich darunter
niemand etwas vorstellen kann. Was ist
Torheit? Hat das etwas mit dem Gartentor
oder dem Garagentor zu tun? Nein!
Torheit bedeutet, es klingt genauso, wie
wenn du sagen würdest: „Tante Agathe,
Ihr wisst doch, die letzte Woche gestorben
ist, ist gestern wieder von den Toten auf-
erstanden und ich spreche jetzt jeden Tag
mit ihr!“
Ganz genauso frappierend, genauso pro-
vozierend, genauso wie ein Schlag mitten
ins Gesicht all unserer vermeintlichen
menschlichen Klugheit, genauso ist die
Botschaft des Evangeliums! Wenn wir
sagen: „Jesus ist auferstanden!“, dann
sollten wir das nicht tun mit einem gemur-
melten ‚Wir wiederholen gerade den Text
des Nicäno-konstantinopolitanischen
Glaubensbekenntnisses‘, sondern wir
sollten es tun mit dem Bewusstsein, dass
wir gerade etwas gesagt haben, was un-
ser Gegenüber entweder dazu veranlas-
sen wird, sofort in schallendes Gelächter
auszubrechen, oder aber uns bis ans En-
de unserer Tage als grundgütigen Dumm-
kopf anzusehen, und wir sollten dann be-
reit sein, um Christi willen diese Schmach
zu tragen.
Tatsächlich ist aber etwas anderes pas-
siert: Die Begriffe, die Worte haben sich
abgewetzt. Man murmelt sie oder man ruft
sie, man hört sie und man kennt sie, aber
man denkt sich nicht mehr so viel dabei,
mindestens in der Umgebung der christli-
chen Gemeinde. Manchmal vielleicht auch
innerhalb der christlichen Gemeinde nicht
so sehr, nicht deswegen, weil man ´s nicht
glaubt, sondern ganz einfach deswegen,
weil man keine Zeit hat, lange drüber
nachzudenken. Ostern ist für uns die Ge-
legenheit, schwerpunktmäßig über diese
eine wichtigste und zentrale Botschaft des
christlichen Glaubens nachzudenken, die
lautet: Christus ist auferstanden! Der Text