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Vor zehn Jahren war Hamburg noch Trendsetter: 1999 nen Umständen! Andernfalls, so das Finanzamt, drohten
konnten Lesben und Schwule in der Hansestadt als erste Uwe wegen „unbefugter steuerlicher Hilfeleistung“ eine
heiraten. Die „Hamburger Ehe“ war nur ein Symbol ohne Geldbuße bis zu einer Höhe von 5 000 Euro, ja sogar
rechtliche Folgen. Auch zehn Jahre später gelten noch im- Zwangsgeld von bis zu 25 000 Euro.
mer viele Hamburger Eheleute als fremde Personen – ob- Ein befreundeter Rechtsanwalt widersprach: Lebens-
Berlin Hamburg Sylt wohl sie verheiratet sind. Zum Beispiel Uwe-Carsten Ede- partner seien wie Familienangehörige zu behandeln. Ver-
ler (62) und sein Mann Ding Yong Liu (34). geblich. Hamburgs Finanzbehörde hält die Homo-Ehe für
Vor sechs Jahren kam Yong aus China nach Deutsch- genauso irrelevant wie die Hamburger Ehe von 1999. Ge-
land. Mit den Feinheiten des hiesigen Einkommenssteuer- genüberhinnerk bekräftigt ein Sprecher der Finanzbehörde
rechts noch nicht vertraut, bat der Innenarchitekt seinen diese Rechtsauffassung: Der Angehörigenbegriff sei in der
Mann um Tipps bei der Steuererklärung. Soweit der Eheall- bundesweiten gültigen Abgabenordnung „abschließend
tag. Die Probleme kamen, weil Uwe zu ehrlich war: Auf definiert“. „Das bedeutet, dass nur die dort aufgeführten
Yongs Steuerformularen notierte er seinen Namen dort, wo Personen Hilfe leisten dürfen“, betont Christoph Klamp,
sich sonst der Steuerberater zu erkennen geben muss. sehr darum bemüht, jeden Diskriminierungsverdacht zu
Das zuständige Finanzamt Hamburg-Am Tierpark rea- zerstreuen: „Für alle anderen Fälle ist das Finanzamt an-
ABC-Straße 1 I Hamburg
gierte prompt: „Eine Mitarbeiterin erklärte mir telefonisch gewiesen, ein Bußgeld anzudrohen – also keinesfalls nur
Telefon +49 (0)40 35716005 im scharfen Ton, dass ich nicht für Yong sprechen dürfe. Sie bei eingetragenen Lebenspartnerschaften.“
www.opticon-hamburg.de habe den Vorgang bereits an die Rechtsabteilung weiter- Eine Klage gegen die absurde Rangfolge – Neffen ja,
geleitet.“ Diese belehrte Uwe kurze Zeit später in einem Lebenspartner nein – hält Uwes Anwalt für erfolgverspre-
zweiseitigen Brief, welche Angehörigen bei der Steuerer- chend. Doch die würde wohl bis vor den Bundesfinanzhof
klärung helfen dürfen: Kinder und Geschwister, Onkel und führen. „Das dauert Jahre und kostet ein Vermögen“, be-
Tanten, Nichten und Neffen, Verschwägerte und Ehegatten, fürchtet Uwe. Das wollen sich die beiden nicht antun. Den
ja sogar Verlobte. „Aber eingetragene Lebenspartner Stress ist ihre Hamburger Ehe nicht wert.
nicht?“, wundert sich Yong im hinnerk-Gespräch. Unter kei- PHILIP EICKER
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www.hinnerk.de
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Wurzeln.“ Und die liegen in Ostfriesland. Das
H Leben in der Natur fehlt ihm. „Gäbe es den
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Prinzen, der mit mir in die Vorstadt zieht:
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Ich würde es sofort machen!“
Bedford, Schulterblatt 72
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Linksrum
Die Schanze ist Hamburgs hippster Stadtteil.
Sven findet ihn erholsam
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Blumenkind
Überall Blumen, dicht an dicht in Plastikschuber
gestapelt. Sogar im Schaufenster drängeln sich
Blüten so eng, dass Kondenswasser die Scheibe
herunterläuft. Ein Stoff im braun-orangefarbenen
70er-Jahre-Dekor dient als Sonnenschutz. Sven
liebt Blumen. Und er liebt den unprätentiösen Blu-
menladen in der Susannenstraße. „Nur ein paar
zur Auswahl. Aber die müssen raus, raus, raus! Das
ist wie im Tante-Emma-Laden.“ Susannenstr. 30
Schwule Schanze
Mess: Haute Cuisine im Tiefparterre: Edelrestaurant mit Rote Flora: Das besetzte Haus am Schulterblatt ist das
mediterran-asiatischer Küche. Über 300 Weine. Herz der linksautonomen Szene in Hamburg. Eines ihrer
Turnerstr. 9, www.mess.de/restaurant Ziele: „Smash Homophobia!“ Die alternative CSD-Party
findet traditionell in der Flora statt (siehe Seite 15).
Six Million Glasses: Sehhilfenfachgeschäft in unge-
8.8., 23 Uhr, Rote Flora, www.nadir.org/nadir/initiativ/roteflora
wöhnlicher Optik. In Wohnzimmeratmosphäre passen
die heterosexuellen Peters-Brüder schwule Brillen und
Uebel & Gefährlich: Der feine Club im grobschlächti-
Kontaktlinsen an. Schulterblatt 3, www.sixmillionglasses.de
gen Hochbunker glänzt mit Flakplattform-Terrasse und
Wohngeschwister nennen sich die Brüder Carsten und queerem Booking. Neben vielen Konzerten finden dort
Dag Lübke, verkaufen Möbel und Wohn-Schnickschnack. regelmäßig die schwul-lesbischen Partys Mis-Shapes
Innenstadt-IKEA für Individualisten. und Laserdance statt. Hohe Homo-Quote.
Schanzenstr. 34-36, www.die-wohngeschwister.de www.uebelundgefaehrlich.com