Umerziehung
Angriff auf Gender Main-
streaming und Homo-Lobby:
Gabriele Kuby klagt die staat-
lich geförderte Sexualisierung
von Kindern an
INHALTSVERZEICHNIS
Die Streiterin 8
„Unglückliche Formulierungen“ 9
Erziehung 12
IMPRESSUM
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Lobbyisten sorgen sich um „sexuelle Revolution“ Instituts für Sexualpädagogik wird mit sogenannten
Institut für Sexualpädagogik: Kritik an Einstellung Hochwertwörtern untermauert, wenn etwa vom dort
der Broschüre „Körper, Liebe, Doktorspiele“ / Finanzielle vermittelten „empirisch gesättigten Wissenschaftswis-
Unterstützung aus NRW sen“ die Rede ist, von „respektvoller, mündig machender
Sexualerziehung“, die „auf dem Boden unserer demo-
Peter Freitag kratischen Verfassung steht“. Mit stigmatisierenden
Begriffen belegt Sielert dagegen die Kritiker, die erstens
Nachdem die Bundeszentrale für gesundheitliche „fachfremd“, zweitens „religiösfundamentalistisch“
Aufklärung (BZgA) den Elternratgeber „Körper, Liebe, seien und deren Vorstellungen auf eine „Gesinnungs-
Doktorspiele“ zur Sexualaufklärung von Kleinkindern diktatur“ hinausliefen. Die Sorge, einzelne Passagen von
nach Protesten aus ihrem Programm genommen hatte, „Körper, Liebe, Doktorspiele“ könnten der Pädophilie
meldeten sich daraufhin auch die Befürworter der um- Vorschub leisten, tut Sielert als „effektvoll zelebrierten ...
strittenen Broschüre zu Wort. sogenannten Mißbrauchsdiskurs“ ab.
Vor allem das Dortmunder Institut für Sexualpädago- Das Institut für Pädagogik der Universität Kiel, an
gik, zu dessen Dozenten die Autorin der Schrift, die als welchem Sielert lehrt, begleitet auch das Projekt „Dif-
Ehe- und Lebensberaterin bei der Evangelischen Bera- ference Troubles“, welches „Strategien zum Abbau oder
tungsstelle Düsseldorf-Altstadt tätige Ina-Maria Philipps, zur Vermeidung von Diskriminierung im Bildungswesen“
gehört, protestierte gegen die Verbannung des Ratge- mit Schwerpunkt auf dem „Aspekt der Diskriminierung
bers aus dem Angebot der BZgA. Das Institut für Sexu- aufgrund sexueller Ausrichtung“ entwickelt. Zu den
alpädagogik ist nach eigener Darstellung „ein Zusam- regionalen Partnern von „Difference Troubles“ zählen
menschluß sexualpädagogisch tätiger Personen aus dem vor allem Homosexuellen-Verbände. Die wissenschaft-
deutschsprachigen Raum, die eine gemeinsame Idee von liche Gesamtleitung, so heißt es in der Vorstellung des
Sexualpädagogik verbindet“; das „isp“ will als unabhän- Projekts, liegt bei Professor Uwe Sielert, der vor seiner
giges Fachinstitut sexualpädagogische Forschung und Berufung nach Kiel unter anderem Mitarbeiter der BZgA
praktische Beratung verbinden: „In der Tradition eman- war.
zipatorischer Sexualpädagogik stehend, bezieht das isp
Position zu gesellschaftlich-politischen Fragen. Es nimmt Der Hochschullehrer ist zudem Geschäftsführer der
z. B. kritisch Stellung gegenüber Versuchen, Normen für 1998 ins Leben gerufenen Gesellschaft für Sexualpäd-
die Gestaltung von Sexualität vorzugeben oder Sexual- agogik (GSP), deren Gründungsmitglied wiederum das
pädagogik politisch zu instrumentalisieren“. Menschliche Dortmunder Institut für Sexualpädagogik ist. „Die GSP
Sexualität, so heißt es in den Grundsätzen des einge- orientiert sich an der sexuellen Selbstbestimmung und
tragenen Vereins, äußere sich „in einer Vielfalt sexueller Selbstverwirklichung von Individuen und Gruppen,
Lebens- und Ausdrucksformen, die neben- und nachein- soweit diese die Rechte und Selbstentfaltungsinteressen
ander gelebt werden können“. Angehörige des isp und anderer achten.“
die Nutzer seiner Fortbildungsveranstaltungen begreifen
sich selbst als „sexualpädagogische community“. Erster Vorsitzender der GSP ist Stefan Timmermanns,
der sich für die Institution in einem Schreiben an Bun-
In einer Stellungnahme vom 1. August dieses Jahres desfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) vom 7.
zugunsten der Broschüre schrieb der Kieler Pädagogik- August dem Protest gegen die Rücknahme der Broschüre
professor Uwe Sielert, der den wissenschaftlichen Beirat angeschlossen hat: „Wir halten diese Entscheidung für
des isp bildet, von einer Kampagne „einer bestimmten fatal und empfehlen, die Broschüre wieder zu veröffentli-
gesellschaftlichen Gruppierung“, von der nicht nur die chen.“ Timmermanns wurde im Jahre 2003 an der Kölner
Bundeszentrale und deren Verantwortliche, sondern Universität mit einer Dissertation über die „Evaluation
auch die gesamte Disziplin der Sexualwissenschaft und schwul-lesbischer Aufklärungsprojekte in Schulen“ pro-
-pädagogik betroffen sei. moviert, wobei als Zweitgutachter Sielert zuständig war.
Sein Interesse an diesem Thema begründete Timmer-
Auffallend ist im Schreiben des Kieler Professors nicht manns mit seiner „mehr als siebenjährigen Erfahrung als
zuletzt die Semantik: Ausschließlich die Position des ehrenamtlicher Mitarbeiter im schwul-les-bsichen Auf-
Kuby: Richtig. Kaum jemand kennt das Wort, obwohl Kuby: Ich wünschte, es wäre nur die warnende Phan-
Gender Mainstreaming seit 1999 entsprechend den Vor- tasie der „Schönen neuen Welt“ des britischen Schrift-
gaben der EU „Leitprinzip und Querschnittsaufgabe“ der stellers und Philosophen Aldous Huxley geblieben. Aber
deutschen Politik ist. „Gender“ ist ein aus der Grammatik seine berühmte Fiktion erweist sich heute als Prophetie.
entlehnter Begriff, welchen die Feministinnen auf der Das ist auch dem Spiegel aufgefallen, der am 30. Dezem-
„Unglückliche Formulierungen“ Nur die wenigsten Zeitungen zitierten den Artikel „Auf
Gender Mainstreaming: Bundesfamilienministerium dem Weg zum neuen Menschen“ von Gabriele Kuby (JF
zieht umstrittenen Ratgeber nach Berichterstattung der 27/07), in dem die Soziologin den Skandal überhaupt
„JUNGEN FREIHEIT“ zurück erst aufgedeckt hatte. Der Kölner Express hat die Ge-
schichte nach Kuby als erste Zeitung breiter thematisiert
Anni Mursula und weiterrecherchiert: „Das ist mehr als mißverständ-
lich. Pädophile könnten solche amtlichen Anleitungen
Manchmal hat die parlamentarische Sommerpau- als Rechtfertigung benutzen“, sagte zum Beispiel Irene
se ihre Vorteile: Auch unbeliebte Themen bekommen Johns vom Vorstand des Kinderschutzbunds gegenüber
wegen der Nachrichtendürre Aufmerksamkeit in den dem Boulevardblatt. Auf diesen Artikel folgten mehrerer
Medien. So wurde vergangene Woche eine Nachricht, die Berichte in anderen Zeitungen.
wohl sonst in den Meldungsspalten verschwunden wäre,
von allen wichtigen deutschen Medien aufgegriffen: Nach einer turbulenten Woche, in der das Familienmi-
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) nisterium sich gegenüber zahlreiche Vorwürfen aus der
hat die umstrittene Broschüre der Bundeszentrale für Presse verteidigen mußte, wollte das Ministerium den
gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „Körper, Liebe, Dok- Skandal am Montag nicht mehr kommentieren. „Letzte
torspiele - Ratgeber zur kindlichen Sexualerziehung von Woche gab es dazu sehr viele Anfragen“, sagte eine Spre-
1. bis 3. Lebensjahr“ (JF 31-32/07) wegen „unglücklicher cherin gegenüber der JF. Nach dem ganzen Wirbel wolle
Formulierungen“ aus dem Verkehr gezogen. man sich zu dem Thema nun nicht mehr äußern.
In dem Ratgeber wurden Eltern regelrecht dazu ani- Während das Ministerium versucht, Gras über den
miert, ihre Kinder im Intimbereich sexuell zu berühren, Skandal wachsen zu lassen, schwankt der Tenor auch in
was die gesunde sexuelle Entwicklung des Kindes för- den Medien entsprechend: Als Spiegel-Online am Mon-
dern solle. Insgesamt wurden seit 2001 deutschlandweit tag - fast eine Woche, nachdem Ursula von der Leyen die
650.000 Exemplare des Ratgebers an Eltern, Kindergär- Broschüre aus dem Verkehr hat ziehen lassen - auf den
ten und Kinderärzte verteilt. ursprünglichen Artikel von Gabriele Kuby in der JUNGEN
FREIHEIT aufmerksam wurde, war der Skandal plötzlich
Die Pressesprecherin des Bundesfamilienministeriums, keiner mehr: Vielmehr handele es sich um „Verleum-
Iris Bethge, sagte vergangene Woche, daß das Ministeri- dung“ und ein „Zerrbild“ seitens der „Konservativen“.
um vor etwa vier Wochen auf den Inhalt des Ratgebers
aufmerksam gemacht worden sei. Daraufhin sei die So läßt Spiegel Online „Experten“ zu Wort kommen:
Broschüre auf Wunsch von der Leyens aus dem Netz „Aus sexualwissenschaftlicher und sexualpädagogischer
genommen worden. Im Papierformat sei sie dagegen Perspektive ist an der Aufklärungsbroschüre ‚Körper,
bereits seit längerer Zeit vergriffen gewesen. Nun werde Liebe, Doktorspiele‘ nichts auszusetzen“, zitiert die Netz-
der Ratgeber, der noch zum rot-grünen Erbe zählt, inhalt- publikation aus einer Stellungnahme des Kieler Sozial-
lich und sprachlich überarbeitet, sagte Bethge. Ob er in pädagogen Uwe Sielert.
überarbeiteter Fassung neu erscheint, ließ sie allerdings
offen. Sielert ist wissenschaftlicher Beirat des Instituts für
Sexualpädagogik (ISP) in Dortmund - das zwar seitens
Obwohl die Presse sich vergangene Woche, nachdem der Regierung hoch anerkannt ist, aber als Denkschmie-
von der Leyen die Broschüre sperren ließ, über die „zwei- de der linken Sexualpädagogik gilt. Daß das Institut
deutigen“ und „grenzwertigen“ Inhalte des Ratgebers und sein Beirat die umstrittene Broschüre so vehement
empörte, waren die meisten Berichte über den Skan- verteidigen, verwundert kaum, bedenkt man, daß die
dal nur halbherzig recherchiert: Zwar wurde über den Autorin von „Körper, Liebe, Doktorspiele“, Ina-Maria
Ratgeber geschimpft - wie es aber letztendlich zu seiner Philipps, ebenfalls Dozentin des ISP ist.
Sperrung durch das Ministerium kam oder warum sich
die Bürger dort überhaupt beschwert hatten, wurde von
den meisten Medien nicht thematisiert.
„Fachlich und politisch abgesichert“ Bei solch schockierenden Aussagen war die immense
Gender Mainstreaming: Anleitung zur Pädophilie in of- Reaktion auf Kubys Artikel keine große Überraschung:
fiziellen Ratgebern / Bundeszentrale für gesundheitliche Die komplette Auflage der betreffenden JF-Ausgabe
Aufklärung sieht keinen Bedarf zur Korrektur war in kürzester Zeit vergriffen. Auch Kuby selbst erhielt
zahlreiche Nachfragen von entrüsteten Menschen. Viele
Anni Mursula wollten das, was sie geschrieben hatte, nicht glauben
und erkundigten sich nach den Quellen. Auch mehrere
Berührt ein Vater, Onkel oder Großvater „liebevoll“ die Medienvertreter hätten Interesse an dem Thema gezeigt
Scheide oder die Klitoris eines Mädchens, geht es dabei und sich bei Kuby informiert. Doch viele Journalisten
sicherlich in den seltensten Fällen um das Wohl des Kin- waren nicht nur beruflich, sondern auch privat - als
des. Auch daß dadurch dem Mädchen geholfen werden Mütter oder Väter - interessiert, der Sache nachzugehen:
solle, „Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln“, Ein Journalist erzählte Kuby ganz offen, er wolle nicht,
dürfte eher unwahrscheinlich sein. Im Gegenteil: Wenn daß seine Tochter im Kindergarten „von einer Erzieherin
ein Erwachsener ein Kind sexuell berührt, geht es dabei zärtlich an der Klitoris berührt“ werde.
einzig und allein um die Befriedigung seiner eigenen
Perversion. Die seelischen Folgen für ein Kind sind nach Doch obwohl die Quellen von Kubys Text offengelegt
einem sexuellen Mißbrauch oft kaum abschätzbar. und für jedermann eigentlich nachlesbar sind, zeigt sich
Nicht selten bleiben Menschen, die als Kind mißbraucht eine Recherche schwierig: „Nach dem Erscheinen meines
wurden, für den Rest ihres Lebens traumatisiert. Um so Artikels sind einige Broschüren auf der Internetseite der
mehr ist es Aufgabe des Staates, die Schwächsten und BZgA, aus denen ich zitiert habe, offiziell als ‚vergriffen‘
Hilflosesten vor körperlichen und psychischen Schäden deklariert worden. Damit sind sie für die Öffentlichkeit
zu bewahren. nicht mehr nachvollziehbar“, sagte Kuby der JF.
Doch so sehr Pädophilie in der Gesellschaft verfolgt, Die BZgA aber will von einer gezielten Aktion nichts
verurteilt und gebrandmarkt wird und Kinder offizi- wissen. Die Broschüre „Körper, Liebe, Doktorspiele“ zum
ell durch den Gesetzgeber unter besonderem Schutz Beispiel sei schon seit „einigen Wochen“ vergriffen.
stehen, gibt es offenbar auch in Deutschland zweifel- „Wie lange genau, kann ich Ihnen nicht sagen. Aber mit
hafte Grauzonen in bezug auf die kindliche Sexualität: inhaltlichen Gründen hat das sicher nichts zu tun. Es
Dazu gehört zum Beispiel der von der Bundeszentrale besteht kein Zusammenhang mit dem Artikel“, sagte die
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) herausgegebene Pressesprecherin der BZgA Marita Völker-Albert gegen-
Ratgeber zur frühkindlichen Sexualerziehung. über der JF. Die Auflagen der Broschüren der Bundeszen-
trale seien klein und somit bei einer sehr hohen Nach-
Die Widersprüchlichkeit zwischen Gesetz und offiziel- frage aus Kindergärten auch schnell vergriffen. „Gerade
len Ratschlägen der BZgA - die dem Bundesfamilienmi- diese Broschüre ist sehr beliebt. Ich habe keine inhaltli-
nisterium untersteht - hat die Soziologin und Publizistin chen Beschwerden darüber gehört - im Gegenteil! Wenn
Gabriele Kuby in ihrem für diese Zeitung geschriebenen es solche Beschwerden von Bürgern, Medien oder seitens
Artikel „Auf dem Weg zum neuen Menschen“ (JF 27/07) der Politik gegeben hätte, wäre mir das hier in der
herausgearbeitet. Darin belegte sie anhand zahlreicher Presseabteilung sicherlich sofort zu Ohren gekommen“,
Zitate, daß die offiziellen Ratgeber Eltern regelrecht zum sagte Völker-Albert. Die Broschüren seien nach Angaben
Befummeln ihrer Kinder auffordern: In der Broschüre der Pressesprecherin inhaltlich vollkommen vertretbar,
„Körper, Liebe, Doktorspiele - 1. bis 3. Lebensjahr“, ein denn „alles was wir herausgeben, ist wissenschaftlich
„Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualerziehung“, fundiert, abgesichert und evaluiert“.
etwa werden Eltern, Großeltern, Verwandte und Kinder-
mädchen dazu ermutigt, die Genitalien der kleinsten „Wir veröffentlichen nur Sachen, die fachlich und
Familienmitglieder zu „liebkosen“, zu „streicheln“ und zu politisch abgesichert sind.“ Daß in der Broschüre Eltern
„küssen“. Somit würden Körperteile, die sonst kaum zärt- und Verwandte zum zärtlichen Berühren der Klitoris
liche Berührung erführen, Beachtung erhalten. Damit kleiner Mädchen ermutigt werden oder die unter drei-
sei vor allem der sexuellen Entwicklung der Mädchen zu jährigen Kinder zur Masturbation angespornt werden
selbstbewußten Frauen geholfen. sollen - davon möchte sich die BZgA-Sprecherin deutlich
Auf dem Weg zum neuen Menschen Begriff „gender“ bekannt. Schaltstelle ist die „Intermi-
Gabriele Kuby nisterielle Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming“ (IMA
GM), die dem Bundesfamilienministerium untersteht.
Wer die Krippen-Diskussion der letzten Monate ver-
folgt hat, der weiß mittlerweile, daß Gehirnforschung, Dort werden die Strategien erarbeitet, wie über
Bindungsforschung, psychologische Forschung, medi- „Gesetzesfolgenabschätzung“ und „Implementierung in
zinische Forschung und schlechte Erfahrungen mit den die Arbeit der Bundesregierung“, durch „Gender Budge-
Großexperimenten in kommunistischen Ländern dafür ting“, das heißt die Umlenkung von Staatsfinanzen, der
sprechen, daß ein Kind am besten gedeiht, wenn es in geschlechtsvariable Mensch geschaffen wird. „Wissen-
den ersten drei Jahren in der Obhut der eigenen Mutter schaftliche“ Zuarbeit und Beratungstätigkeit für den
ist. Umbau der Gesellschaft leistet das „Genderkompetenz-
Zentrum“ an der Humboldt-Universität, welches mit
Wird das Kind vorzeitig von der Mutter getrennt, Drittmitteln vom Familienministerium finanziert wird.
entstehen mitunter langfristige Bindungsschäden, die
negative Auswirkungen auf die seelische Gesundheit, Mit der Verstaatlichung der Erziehung nun auch der
das Sozialverhalten und die Leistungsfähigkeit des Kleinstkinder erfüllt die sogenannte Familienministerin
Kindes haben können. Das ist nicht erstaunlich, denn einer sogenannten christlich-demokratischen Partei
das Kleinkind muß in den ersten drei Jahren bereits zwei die feministische Agenda, die die Kommunistin Simone
Trennungen durchleiden: zuerst von der Mutter und de Beauvoir in der Mitte des letzten Jahrhunderts so
dann von der Ersatzperson, an die es sich im „günstigen“ formulierte: „Wenn heute die Frau meist nur mühsam
Fall gebunden hat. den Beruf, der sie stundenlang vom Heim fernhält und
ihr alle Kräfte nimmt, mit den Interessen ihrer Kinder
Warum verschließt sich die Bundesregierung den vereint, liegt das daran, daß ... sich niemand darum
wissenschaftlichen Erkenntnissen und betreibt mit gekümmert hat, die Pflege, die Aufsicht und Erziehung
aller Macht die Verstaatlichung der Erziehung? Mit dem der Kinder außerhalb des Hauses zu sichern. Hier liegt
massiven Ausbau der Kinderkrippen greift der Staat nun eine soziale Lücke vor. Es ist ein Trugschluß, wenn man
nach den Kleinstkindern: mit einem Jahr in die Krippe, diese Lücke mit der Behauptung rechtfertigt, es stehe
dann in den Kindergarten, von dort in die Ganztagsschu- im Himmel geschrieben oder es sei ein Grundgesetz
le. der Erde, daß Mutter und Kind einander ausschließlich
zugehörten. Dieses gegenseitige Zueinandergehören
Schaut man sich auf der Internetseite des Familienmi- stellt in Wirklichkeit nur eine doppelte, verhängnisvolle
nisteriums unter den Begriffen „Gleichstellung“, „Gender Unterdrückung dar.“
Mainstreaming“, „Genderkompetenz-Zentrum“ um,
so entdeckt man unter scheinbar leeren Phrasen des Die Genderministerin Ursula von der Leyen rechtfer-
Rätsels Lösung: „Leitprinzip und Querschnittsaufgabe tigt den flächendeckenden Ausbau der Kinderkrippen
der Politik“ ist keineswegs die Förderung der Familie damit, daß „professionelle“ Betreuung der Kleinstkinder
und der Kampf gegen die wachsende materielle, physi- besser sei als das Aufwachsen in der natürlichen Obhut
sche und psychische Not der Kinder und Jugendlichen, der Mutter. Gewiß gibt es Mütter und Väter, die nicht
sondern „Gender Mainstreaming“. Die Geschlechtsdiffe- fähig sind, ihre Aufgabe verantwortlich zu erfüllen. Ihr
renzierung von Mann und Frau und die Heterosexualität Anteil wird auf fünf Prozent geschätzt. Es sollen aber
als Norm soll aufgehoben werden. Lesbische, schwule, für 60 Prozent der Kinder Krippenplätze geschaffen
bisexuelle und transsexuelle Lebensweisen sollen der werden (daß es nur ein Drittel sei, ist von vielen Seiten
Sexualität zwischen Mann und Frau gleichwertig sein. widerlegt). Die „Professionalität“ der Betreuerinnen wird
stillschweigend als Garant für „gute“ Kindererziehung
Diese neue Ideologie wird durch virtuose Beherr- ausgegeben. Aber was sind die Ziele der staatlichen
schung des politischen Apparats in gesellschaftliche Erziehung in Krippen und Kindergärten? Es gibt keine
Wirklichkeit verwandelt, ohne daß es darüber je eine „neutrale“ Erziehung, deren Güte durch die Qualifikation
öffentliche Debatte gegeben hätte. Auch den meisten der Erzieherinnen sichergestellt wäre. Immer werden
politisch interessierten Zeitgenossen ist nicht einmal der „Werte“ vermittelt. Doch welche Werte sind das?