Rea l E st at e
Einzelhandels-
immobilien – Trends
auf der Angebotsseite
Redaktionsschluss: 20. August 2009
Ansprechpartner
www.Deutsche-Hypo.com
Immobilien Research Einzelhandels immobilien – Trends auf der Angebotsseite
Gliederung
Management Summary 4
2. Die Nachfrageseite 6
Einkommensentwicklung schwächt Einzelhandelskonsum 6
Demographie belastet Nachfrage langfristig 7
Ausblick 8
3. Die Angebotsseite 8
3.1 Starker Strukturwandel im Einzelhandel 9
Schwaches Umsatzwachstum in Deutschland 9
Starkes Flächenwachstum in Deutschland 9
Trendwende bei der Flächenproduktivität in Ostdeutschland,
im Westen nur rückläufig 10
Entwicklungslinien des Einzelhandels in Westdeutschland 10
Entwicklungslinien des Einzelhandels in Ostdeutschland 11
Daten terminieren das Ende des ostdeutschen Aufholprozesses auf 2001 12
Trendwende bei den Städten im Zeitablauf mit Differenzen in Ost- und
Westdeutschland 13
Ursachen der Entwicklung 15
Exkurs: Betriebswirtschaftliche Kennziffern der Betriebsformen 17
Ausblick 20
3.2 Einzelhandel kommt (fast) zurück in die Städte 20
Trendwende überwiegend zugunsten der Städte 20
Daten belegen die weitgehende Trendwende in Deutschland 22
Ausblick 24
Exkurs: Einflussfaktoren auf die Miete 25
3.3 Renaissance der Innenstädte – vorläufig nur in Ostdeutschland 26
Entwicklungslinien in den Innenstädten 26
Renaissance empirisch nicht immer belegbar 27
Verbraucherwünsche und Unternehmensstrategien prägen Innenstädte 29
Ausblick 30
3.4 Bedeutung der Innenstädte in den Städteclustern 30
Differenzierte Entwicklung in Deutschland 30
Entwicklungslinien in den Städteclustern 30
Flächenausstattung wächst zunehmend 31
3.5 Deutsche Top-Standorte des Einzelhandels im Wandel 32
Berlin 33
Hamburg 34
München 35
Köln 36
Frankfurt 37
Stuttgart 38
Hannover 39
Düsseldorf 40
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Die Nachfrage nach Produkten des deutschen Die Nachfrage im Einzelhandel wird zum
Einzelhandels bewegt sich im europäischen einen wesentlich von der konjunkturellen
Vergleich auf einem sehr hohen Niveau, den- Entwicklung beeinflusst. Von besonderer
noch befindet sich der Einzelhandel in einer Relevanz ist hierbei die Entwicklung der
schwierigen Marktsituation. Bereits 2007 Konsumausgaben der privaten Haushalte.
waren die Umsätze u. a. durch die Erhöhung Im Vergleich zum BIP wachsen die priva-
des Mehrwertsteuersatzes nominal wie auch ten Konsumausgaben in Deutschland nur
real gesunken. Im vergangenen Jahr konnten unterdurchschnittlich, so dass deren Anteil
die Umsätze zwar nominal zulegen, bedingt am BIP in den vergangenen Jahren abge-
durch die hohe Inflationsrate sanken aber nommen hat. Lag der Anteil zu Beginn des
die realen Umsätze gegenüber dem Vorjahr Jahrzehnts noch bei rund 59 v. H., ist er im
(vgl. Schaubild 2). vergangenen Jahr bis auf 56 v. H. gesunken.
Dies ist die Fortsetzung der bereits seit Mittelfristig ist eher mit einer leicht rück-
längerem zu beobachtenden stagnierenden läufigen Entwicklung zu rechnen, auch
Entwicklung im deutschen Einzelhandel. wenn in diesem Jahr der Anteil aufgrund
In dieser Dekade ist der Umsatz um nomi- des stark sinkenden Bruttoinlandsprodukts
nal knapp 9 v. H., real um gerade 1 v. H. ge- leicht steigen wird. Wesentliche Ursache
stiegen, wogegen im gleichen Zeitraum das für die schwache Konsumentwicklung ist
Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 15 v. H. der geringe Anstieg der Einkommen der
gewachsen ist. Die Prognose für die nähere privaten Haushalte. Das verfügbare Ein-
Zukunft zeigt keine Besserung, vielmehr kommen ist real in diesem Jahrzehnt sogar
ist durch die Auswirkungen der Wirt- leicht gesunken, obwohl nominal noch
schafts- und Finanzkrise mit weiteren no- leichte Zuwächse zu beobachten waren.
minalen und realen Umsatzrückgängen zu Dies ist auf die schwachen Tarifabschlüs-
rechnen. se zurückzuführen, die oftmals nicht aus-
reichten, um die inflationsbedingten Kauf-
Das im Vergleich zum Bruttoinlandspro- kraftverluste auszugleichen. Gleiches gilt
dukt schwache Wachstum der Umsätze ist für die Entwicklung der Renten und der
insbesondere auf die Entwicklung der nach- Sozialleistungen, welche ebenfalls nur
frageseitigen Einflussgrößen „gesamtwirt- unterdurchschnittlich gestiegen sind. Eine
schaftliche Entwicklung“ und „Demogra- weitere Ursache für diese Entwicklung ist
phie“ zurückzuführen (siehe Schaubild 1). die steigende Unsicherheit bei der Alters-
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vorsorge, welche zu einem Anstieg der Weiterhin ergibt sich durch die auf der einen
Sparquote und damit zu einer Belastung Seite geringen Geburtenzahlen und auf der
des privaten Konsums führte. Daneben ha- anderen Seite steigende Lebenserwartung
ben sich auch strukturelle Verschiebungen ein struktureller Effekt mit einer zuneh-
bei den Konsumausgaben ergeben, wobei mend älteren Bevölkerung. Die Zahl der über
insbesondere die Ausgaben für Wohn- 65-jährigen Personen wird bis 2050 deutlich
nebenkosten und Gesundheit überdurch- zunehmen, alle anderen Altersgruppen wer-
schnittlich angestiegen sind. Da zudem die den hingegen weniger Personen aufweisen.
Nachfrage für die Waren des Einzelhandels Der Anteil der „Alten“ an der Gesamtbe-
einen vergleichsweise hohen Sättigungs- völkerung wird von heute knapp 20 v. H.
grad aufweist, hat dies zu Belastungen der auf 35 v. H. im Jahr 2050 wachsen. Diese
einzelhandelsrelevanten Nachfrage geführt. veränderte Bevölkerungsstruktur wirkt sich
Mittelfristig hat so die Bedeutung des Ein- auf unterschiedliche Weise auf den einzel-
zelhandels bei den Konsumausgaben deut- handelsrelevanten Konsum aus.
lich abgenommen.
Negative Effekte sind zum einen aufgrund
des niedrigeren Einkommensniveaus der äl-
Demographie belastet Nachfrage teren Bevölkerungsgruppe zu erwarten. Laut
langfristig der GfK GeoMarketing liegt das Einkom-
men der über 65-jährigen mit knapp 20.000
Zum anderen wirken sich die demographi- Euro um rund 15 v. H. unter dem einer Per-
schen Veränderungen langfristig auf die son in der erwerbsfähigen Altersgruppe, was
Nachfrage im Einzelhandel aus (vgl. unse- darauf zurückzuführen ist, dass die Renten
re Studie Global Markets Real Estate vom niedriger als die Erwerbseinkommen sind.
April 2009). Hier ist zwischen den Effekten Da die ältere Bevölkerungsgruppe langfris-
einer sinkenden absoluten Bevölkerungs- tig deutlich ansteigen wird, werden die ge-
zahl, der sich verändernden Altersstruktur samten Einkommen niedriger ausfallen als
und der regionalen Verteilung der Effekte zu unter den heutigen strukturellen Bedingun-
differenzieren. gen. Geringere Einkommen führen zu einer
niedrigeren einzelhandelsrelevanten Kauf-
Die Bevölkerungszahl wird in Deutschland kraft.
nach der aktuellen Prognose des Statistischen
Bundesamtes bis 2050 deutlich zurückge- Zum anderen sind Effekte durch strukturelle
hen. Je nach unterstelltem Szenario wird Verschiebungen beim Konsum zu erwarten
dieser Rückgang mehr oder weniger deutlich – allerdings nur geringe. Trotz beispielsweise
ausfallen, die Tendenz ist allerdings immer höherer Ausgaben der älteren Menschen für
dieselbe. In dem von uns für wahrscheinlich Gesundheit bleiben die Anteile der Ausga-
gehaltenen Prognoseszenario wird eine an- ben im Einzelhandel an den Konsumausga-
nähernd konstante Geburtenhäufigkeit an- ben relativ konstant, so dass der Einzelhan-
genommen, die aber nicht ausreicht, um für del durch diese altersbedingte Veränderung
eine konstante Bevölkerungszahl zu sorgen. der Nachfragestruktur nur gering betroffen
Dieser negative Trend kann durch die beiden sein wird.
folgenden Faktoren nicht ausreichend kom-
pensiert werden. Zum einen ist zu erwarten, Die demographische Veränderung der Ge-
dass die Lebenserwartung weiter ansteigen sellschaft wird regional sehr unterschied-
wird. Zum anderen wird bezüglich der Au- lich verlaufen. Nach Untersuchungen des
ßenwanderung (Migration) per Saldo von der Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raum-
eher zurückhaltenden Annahme eines leich- forschung (BBSR) bestätigt sich der grund-
ten Überschusses ausgegangen. Insgesamt sätzliche Trend der Binnenmigration von
führt dies zu einer sinkenden Bevölkerungs- Ost- nach Westdeutschland. Allerdings wer-
zahl, was isoliert betrachtet einen negativen den bis 2020 auch Regionen in Westdeutsch-
Effekt für den Einzelhandel hat, da weniger land von einem Rückgang der Bevölke-
Personen unter sonst gleichen Bedingungen rungszahl betroffen sein (z. B. das Saarland
zu weniger Nachfrage führen. und das Ruhrgebiet) und in Ostdeutschland
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prozess in der Branche. Beschleunigt wurde de nach der Regel „all retail is local“ verfah-
die Fusionswelle durch die restriktive Ge- ren. Die Realisierung des EU-Binnenmark-
nehmigungspraxis gerade bei großflächigen tes sowie der Fall des „eisernen Vorhangs“
Lebensmittelmärkten. Für dieses Vorge- eröffneten der Branche neue Marktchancen
hen der Kommunen hatte die Novellierung und Herausforderungen. Waren diese in
des § 11,3 der Baunutzungsverordnung die Westeuropa durch bereits bestehende, gut
Grundlage geschaffen, da sie den Neubau entwickelte Einzelhandelsstrukturen eher
von Märkten mit mehr als 800 m² Verkaufs- begrenzt, zeigte sich Osteuropa als Markt
fläche untersagen konnten. Die Realisierung mit enormem Entwicklungspotenzial, da
einer Expansionsstrategie im Segment groß- es hier systembedingt keine gewachsenen
flächiger Einkaufszentren ging mehr oder Strukturen im Einzelhandel gab. Dem west-
weniger nur noch über die Übernahme einer deutschen Einzelhandel bot sich mit der
Bestandsimmobilie eines Wettbewerbers. Wiedervereinigung eine besondere Möglich-
Die Folge war eine deutliche Konzentra- keit, einen neuen Markt zu erschließen.
tionsentwicklung der gesamten Branche.
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funktion wurde durch staatliche Ketten und ausreichend Freiflächen zur Verfügung stan-
staatlich kontrollierte Konsumgenossen- den und planungsrechtliche Grundlagen
schaften übernommen, die mehr als 80 v. H. sowie die Eigentumsverhältnisse unprob-
der Ladenlokale und mehr als 90 v. H. des lematisch waren. Dabei kam es zum Teil
Umsatzes ausmachten. zum unkoordinierten Bau von großen Ein-
zelhandels- und Einkaufszentren in nicht
In der ersten Phase nach der Vereinigung zentraler Lage. Traditionelle Standortlagen
wurden zunächst die kleinen Betriebe un- verloren dagegen auch hier stark an Bedeu-
ter 100 m² privatisiert, wobei die ehemaligen tung. Zwischen der Innenstadt und der Grü-
Belegschaften und lokale Bieter bevorzugt nen Wiese waren vor allem die Gründerzeit-
wurden. Größere Betriebe wurden jedoch gebiete die Verlierer des Strukturwandels in
konsequent an diejenigen veräußert, die das Ostdeutschland.
höchste Gebot abgaben. Das waren übli-
cherweise die kapitalstarken westdeutschen
Einzelhandelsketten. Wegen der mangeln- Daten terminieren das Ende
den Rentabilität kleinflächiger Betriebe kam des ostdeutschen Aufholprozesses auf 2001
es aber alsbald zur Schließung der Läden
in unattraktiven Lagen. Damit vollzog sich Die beschriebenen Veränderungen zeigen
auch in Ostdeutschland der Konzentrations- sich auch in den für die Entwicklung des
prozess, welcher in Westdeutschland bereits Einzelhandels signifikanten Indikatoren.
stattgefunden hatte. Hierdurch und auf-
grund einer Vielzahl von Neubauten stieg Die Umsätze wuchsen in Westdeutschland
die Verkaufsfläche deutlich an. Bereits Mitte nur schwach, jedoch auf einem vergleichs-
der 90er Jahre überstieg vielerorts die durch- weise hohen Niveau. In den 90er Jahren
schnittliche Verkaufsfläche pro Einwohner wuchs der Umsatz insgesamt um gut 2 v. H.,
in Ostdeutschland den Wert vergleichbarer in den letzten fünf Jahren konnte der Zu-
Städte in Westdeutschland. Das lag darin be- wachs dagegen leicht gesteigert werden und
gründet, dass die Einzelhandelsdynamik fast betrug insgesamt rund 5 v. H. Der in Ost-
ausschließlich von Unternehmen aus den al- deutschland nach der Wiedervereinigung
ten Bundesländern mit großflächigen preis- einsetzende Nachholprozess zeigt sich in
aggressiven Betriebsformen getragen wurde. einer Zunahme der Umsätze um gut 65 v. H.
Bis Mitte der 90er Jahre wurden Investitio- in den 90er Jahren. In diesem Zeitraum stieg
nen nahezu ausschließlich in nicht integrier- der Anteil Ostdeutschlands an den Einzel-
ten Lagen auf der Grünen Wiese oder aber handelsumsätzen auf 16 v. H. an (vgl. Schau-
in Großwohnsiedlungen getätigt, da hier bild 6). Der Aufholprozess endete 2001, in
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den beiden Folgejahren kam es aufgrund weil die Flächenentwicklung seither demsel-
der Wirtschaftskrise zu Einbrüchen und ben Trend wie in den alten Bundesländern
seit 2003 verläuft die Entwicklung nahezu folgt.
gleichmäßig. Bei einem Bevölkerungsanteil
Ostdeutschlands von 17 v. H. beträgt der Beim Vergleich der Flächenproduktivität in
Umsatzanteil Ostdeutschlands in den letz- Ost- und Westdeutschland zeigen sich dif-
ten Jahren konstant rund 15 v. H. ferierende Entwicklungen. Seit 1992 nimmt
die Flächenproduktivität in Deutschland
Eine Trendwende zeigt sich deutlich in abso- nahezu kontinuierlich ab (vgl. Schaubild 5).
luten Zahlen: In den 90er Jahren wurde das Hauptverantwortlich für diese Entwicklung
Wachstum von Ostdeutschland getragen, ist der Trend in Westdeutschland, da die-
rund drei Viertel des Umsatzanstiegs erfolg- ser durch das deutlich höhere Gewicht des
te im Osten. Seit 2003 war das absolute Um- westdeutschen Einzelhandels die Gesamt-
satzwachstum im Westen jedoch fünfmal entwicklung dominiert. In Ostdeutschland
höher. stieg die Flächenproduktivität wegen des
starken Strukturwandels zunächst sogar
Die Verkaufsflächen wuchsen seit 1992 kon- um nahezu 10 v. H. an und sank nach Be-
tinuierlich, wobei Westdeutschland im Ver- endigung des wiedervereinigungsbeding-
lauf der Jahre einen immer größer werdenden ten Nachholprozesses ab 2001. In absoluten
Anteil erzielen konnte. In beiden Dekaden Zahlen liegt die Flächenleistung in West-
war der Anstieg absolut in West- höher als deutschland mit rund 3 450 Euro in etwa auf
in Ostdeutschland, prozentual dagegen gibt dem bundesdeutschen Niveau, während sie
es in Ostdeutschland jeweils ein höheres in Ostdeutschland nur gut 3 100 Euro oder
Wachstum. Besonders deutlich zeigte sich ca. 90 v. H. beträgt.
der Aufholprozess in den neuen Bundeslän-
dern in der Ausweitung der Verkaufsflächen,
indem der anfangs geringe Flächenbestand Trendwende bei den Städten
hauptsächlich durch großflächige Neubau- im Zeitablauf mit Differenzen
ten erweitert wurde. In den 90er Jahren stieg in Ost- und Westdeutschland
die Verkaufsfläche um etwa 50 v. H. auf gut
18 Mio. m². Der ostdeutsche Einzelhandel Neben der differierenden Entwicklung in
erreichte einen Anteil von gut 17 v. H. an der den neuen und alten Bundesländern gibt es
insgesamt in Deutschland verfügbaren Ver- auch unterschiedliche Trends zwischen Städ-
kaufsfläche (vgl. Schaubild 6). In der Folge ten und ländlichem Raum in den jeweiligen
stabilisiert sich dieser Anteil bei gut 16 v. H., Regionen. Der ländliche Raum, hier und bei
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den Statistiken der GfK GeoMarketing defi- ses in dieser Dekade in den Städten deutlich
niert als Gemeinden und Städte mit weniger höher. Jedoch erfolgt auch heute die Mehr-
als 100 000 Einwohnern, weist den größten heit der Umsätze mit noch gut 60 v. H. im
Anteil am Umsatz und der Verkaufsfläche ländlichen Raum.
auf. Die Städte, definiert hier und bei den
Statistiken der GfK GeoMarketing als Städ- Die Verkaufsflächen in den deutschen Städ-
te mit mehr als 100 000 Einwohnern, haben ten wuchsen kontinuierlich, die Wachstums-
aber einen höheren Anteil beim Umsatz und dynamik nahm aber leicht ab. Gleichzeitig
Fläche als ihrem Bevölkerungsanteil ent- kam es zu einer Trendumkehr: wuchs in den
spricht und verfügen über eine höhere Ver- 90er Jahren der ländliche Raum noch stärker
kaufsfläche je Einwohner und eine höhere als die Städte, war es in den letzten fünf Jah-
Flächenproduktivität. In ostdeutschen Städ- ren andersherum. In ostdeutschen Städten
ten ist der Flächenanteil höher als der Um- wurden die Flächen nach 1992 überdurch-
satzanteil; im Westen ist dies umgekehrt (s. schnittlich ausgeweitet, da kaum nutzbare
Schaubild 7). Daher ist die Flächenleistung Flächen zur Verfügung standen. Allerdings
heute in westdeutschen Städten deutlich hö- war absolut betrachtet im letzten Jahrzehnt
her und in ostdeutschen Städten drastisch der Flächenzuwachs im ostdeutschen länd-
niedriger als im Bundesdurchschnitt. Die lichen Raum insgesamt leicht höher, in den
Entwicklung von Umsätzen und Verkaufs- letzten fünf Jahren sogar mehr als doppelt so
flächen verlief dabei einerseits in den beiden hoch wie in den Städten. Ein gegenläufiger
Dekaden und andererseits in ost- und west- Trend zeigte sich in Westdeutschland. Hier
deutschen Städten unterschiedlich. wuchs die Fläche im letzten Jahrzehnt um
17 Mio. m², wovon lediglich nur gut 6 Mio.
Der Umsatz stieg sowohl in westdeutschen m² oder rund 35 v. H. auf die Städte entfie-
als auch in den ostdeutschen Städten stetig len. In dieser Dekade stieg die Fläche in den
an. Die absoluten Zuwächse in beiden Deka- westdeutschen Städten dagegen stärker als
den waren in Westdeutschland höher, pro- im ländlichen Raum an.
zentual hingegen waren die Wachstumsraten
im Osten wegen des niedrigeren Ausgangs- Trendwenden haben sich bei der Bedeutung
niveaus höher. Eine Umkehr der Entwick- des Einzelhandels bei den Städten vollzogen,
lung in Deutschland zeigt sich beim Ver- gemessen an deren Anteilen am Gesamtvo-
gleich der Städte mit dem ländlichen Raum. lumen, die in den Wachstumsraten so nicht
War in den 90er Jahren das Umsatzwachs- zum Ausdruck kommen. Beim Umsatz nahm
tum im ländlichen Raum mit 28 Mrd. Euro der Anteil der ost- und westdeutschen Städ-
dreimal so hoch wie in den Städten, war die- te zunächst in den 90er Jahren aufgrund der
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Bauten auf der Grünen Wiese ab. Während Ursachen der Entwicklung
der Flächenanteil der ostdeutschen Städte
deutlich steigt, ist dieser in Westdeutschland Die Ursachen für den beschriebenen Struk-
konstant. In dieser Dekade jedoch zog es den turwandel des Einzelhandels in den Regio-
Einzelhandel wieder vermehrt zurück in die nen und bei den Städten sind auf Verände-
Stadt. Wegen der gegenläufigen Trends in der rungen bei der Nachfrage, durch die von
Zwischenzeit liegt der Anteil der Städte am der Politik gesetzten Rahmenbedingungen
Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels sowie geänderten Unternehmensstrategien
wieder etwa auf dem Niveau des Jahres 1992. zurückzuführen.
Der Flächenanteil ist leicht höher als 1992.
Im Westen ist dieser Anteil stetig gestiegen, Die Ansprüche der Konsumenten an den
während er in Ostdeutschland erst gestiegen Einzelhandel sind in den letzten Jahren
und seit zwei Jahren leicht rückläufig ist. deutlich gewachsen und gleichzeitig viel-
fältiger geworden, auch wenn der Umsatz
Im Jahr 2008 ist die Bedeutung des Einzel- (= Nachfrage) nur im geringen Umfang ge-
handels in den Städten in Ost- und West- stiegen ist. Grundsätzlich gehen die Nach-
deutschland sehr unterschiedlich. Werden frager eher dorthin, wo sie das reichhaltigere
die Anteile der Städte am gesamten Einzel- Angebot vorfinden. Zum einen erwartet der
handel miteinander verglichen, so zeigt sich Konsument eine ansprechende Einkaufs-
hier wiederum die starke Flächenexpansion atmosphäre z. B. im Rahmen des so ge-
in Ostdeutschland. Während die ostdeut- nannten „Erlebnisshoppings“. Nicht nur
schen Städte einen Anteil von 22 v. H. am die eingekauften Waren sollen einen Nutzen
Umsatz haben, sind es bei der Fläche sogar stiften, sondern es soll gleichzeitig ein Zu-
knapp 26 v. H. In Westdeutschland hingegen satznutzen („Erlebnis“) durch den Einkauf
beträgt der Umsatzanteil fast 42 v. H. und generiert werden. Gerade den letztgenann-
der Flächenanteil nur gut 38 v. H. Diese Un- ten Ansprüchen der Nachfrager werden
terschiede führen letztlich auch zu Unter- alte Einzelhandelsimmobilien zumeist nur
schieden in der Flächenausstattung und der wenig gerecht. Zum anderen sind die Kon-
-produktivität. sumentengruppen vielfältiger sowie deutlich
ausgeprägter geworden und die Nachfrage-
Die Verkaufsfläche pro Kopf ist in den Städ- veränderungen vollziehen sich schneller. Die
ten wesentlich höher als im ländlichen Raum, unterschiedlichen Gruppen reichen von den
besonders hoch ist diese in ostdeutschen Luxuskonsumenten bis hin zu den „Geiz-
Städten. Dort ist sie mit gut 1,9 m² je Ein- ist-geil“-Nachfragern. Für jeden Nachfrage-
wohner deutlich höher als in westdeutschen typen ist ein eigener Bereich im Einzel-
Städten mit gut 1,6 m² und ebenso liegt sie handel zu schaffen, um die entsprechenden
deutlich über dem Bundesdurchschnitt von Umsätze erreichen zu können. Insgesamt
1,4 m² pro Kopf. Innerhalb von 15 Jahren ha- wünschen die Nachfrager eine moderne
ben die Städte in den neuen Bundesländern Warenpräsentation, die üblicherweise eine
gemessen an diesem Indikator die Städte in größere Fläche benötigt. Des Weiteren sind
den alten Ländern überholt. die Nachfrager deutlich mobiler geworden,
so dass auch entferntere Einkaufsorte auf-
Beim Vergleich mit dem bundesdeutschen gesucht werden können. Das geht zu Lasten
Vergleichswert von 3 450 Euro pro m² weisen des Einzelhandelsstandortes Stadt, der nicht
die Städte eine um 5 v. H. höhere Flächen- mehr wie früher im gleichen Maße von den
produktivität auf. In den westdeutschen städtischen Agglomerationsvorteilen profi-
Städten ist diese sogar um 9 v. H. höher, tieren kann. Die konkurrierenden Standorte
während sie in den ostdeutschen Städten in peripheren Lagen auf der Grünen Wiese
mit 2 720 Euro pro m² drastisch niedriger oder im Stadtumland bieten für die mobi-
ausfällt. Dies ist insbesondere auf das dort len Nachfrager eine einkaufsgerechte Infra-
fühlbar stärkere Flächenwachstum zurück- struktur.
zuführen, aber auch auf die z. T. drastischen
Bevölkerungsrückgänge. Einen weiteren Beitrag zur Flächenexpan-
sion haben die Kommunen und die Ver-
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waltung geleistet, die, zur Verbesserung der Flächenleistungen erzielbar. Deswegen kann
Attraktivität des Einzelhandelsstandortes in der Regel nur über das Flächenwachstum
und um Kaufkraft in ihrem Bereich zu hal- die angestrebte Erhöhung der Marktantei-
ten, neue Betriebe ansiedeln. Dies führt auch le erzielt werden. Als Beispiele hierfür sei
dazu, dass Arbeitsplätze dort geschaffen das Wachstum der Discounter, der Buch-
und Steuereinnahmen erhöht werden. In den handels- und Drogerieketten genannt. Zum
vergangenen Jahren wurden – insbesondere Flächenwachstum trägt andererseits bei,
in den neuen Bundesländern – viele Projek- dass erfolgreiche Unternehmen weiter ex-
te ohne eine ausreichende Abschätzung der pandieren wollen. So gehört zur Strategie
Folgen genehmigt. Erst in den letzten Jah- nationaler und internationaler Filialisten, in
ren hat ein Umdenken eingesetzt, welches möglichst allen größeren Städten präsent zu
zu umfangreichen Überlegungen zur Re- sein. Gleichzeitig gibt es natürlich das Behar-
vitalisierung der Städte führte und die Ge- rungsvermögen der bestehenden Einzelhan-
nehmigung weiterer Ansiedlungen auf der delsunternehmen, die trotz wirtschaftlicher
Grünen Wiese zunehmend erschwerte. Die Schwierigkeiten nicht sofort ihre Geschäfte
grundsätzlichen Rahmenbedingungen der aufgeben. So kommt es kaum zur Substitution
Standortgegebenheiten (Flächenverfügbar- neuer durch alte Verkaufsflächen, sondern
keit, Standorterschließung oder Preise für zu der beschriebenen Flächenausdehnung.
Grundstücke) kommen von den Kommunen.
Der Lebenszyklus der einzelnen Betriebs-
Auf die sich wandelnden Anforderungen formen trägt ebenfalls zu diesem dynami-
der Konsumenten haben die Einzelhandels- schen Marktwachstum bei. Letztlich haben
unternehmen mit einer entsprechenden die Unternehmen die Sortimente in ihren
Ausdifferenzierung des Angebotes und Handelsgeschäften durch neue Konzepte
Flächenexpansion reagiert und auch die ausgeweitet, so dass die Fläche je Ladenein-
Betriebsformen haben entsprechend ihre heit seit der Vereinigung um rund 30 v. H.
Marktanteile verändert. Die Unternehmen auf nunmehr knapp 300 m² angestiegen ist.
sind einerseits bestrebt, über Umsatzstei-
gerungen ihre Marktstellung zu verbes- Veränderte Konsumentenwünsche und neue
sern. Dabei kann das Unternehmensziel die Unternehmensstrategien finden ihren Nie-
Marktbesetzung, eine -potenzialsteigerung derschlag in den sich wandelnden Markt-
oder die Schaffung von Kosten- und Erlös- anteilen für die einzelnen Betriebsformen.
vorteilen durch Expansion sein. Umsatzzu- Erfolgreich sind vor allem die großflächigen
wächse sind in den letzten Jahren jedoch in Einzelhandelseinrichtungen, die zuneh-
immer geringerem Maße über verbesserte mende Umsatzanteile auf sich vereinen. Die
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Fachmärkte konnten zulegen, da sie sich als stellen lediglich hoch spezialisierte Einzel-
Spezialisten mit hoher Kompetenz für ein händler dar, die sich mit einem speziellen
spezielles Sortiment erfolgreich positionie- Angebot an bestimmte Kunden richten und
ren konnten. Nachdem sie früher vorwie- eine Marktnische einnehmen.
gend auf der Grünen Wiese angesiedelt wa-
ren, werden sie zunehmend in integrierten Daneben haben auch Warenhäuser als ty-
Lagen wie innerstädtischen Freiflächen oder pisch in Innenstadtlagen anzufindende Be-
Stadtteillagen angesiedelt. triebsform Marktanteile verloren. In ihrer
Hochphase hatten die Warenhäuser Mitte
Eindeutiger Verlierer der Entwicklung ist der 70er Jahre einen Marktanteil von rund
der zumeist in den Innenstädten und in den 13 v. H. erreicht, aktuell liegen sie bei gut
integrierten Stadtteillagen lokalisierte tradi- 3 v. H. Den Warenhäusern fehlt es heute an
tionelle Facheinzelhandel, welcher über den einer klaren Zielgruppenorientierung und es
Beobachtungszeitraum fünf Prozentpunkte ist ihnen nicht gelungen, dem Verbraucher
an Marktanteil eingebüßt hat. Ausnahmen eine klare Angebotskompetenz innerhalb des
Kennzahlen Betriebsformen
Marktübliche Umsatz pro m2 Mietspanne
Flächengröße in m2 VKF in Euro Euro/m2/Monat
SB-Warenhaus 6 000 – 15 000 3 500 – 5 000 9,20 –11,00
Verbrauchermarkt 1 500 – 4 500 4 000 – 6 000 8,50 –11,00
Supermarkt 1 200 – 1 500 4 000 – 5 000 9,00 –11,00
Discounter Lebensmittel 800 – 1 500 3 700 – 8 000 8,50 –12,00
Möbelmarkt 3 000 – 30 000 1 000 – 2 500 6,00 – 8,50
Elektromarkt 2 000 – 6 000 4 000 – 7 000 8,00 –10,00
Textilhandel (Fachmarkt) 800 – 3 000 1 000 – 2 500 7,00 –11,00
Baumarkt 7 000 – 20 000 1 200 – 2 000 6,00 – 7,50
Drogeriemarkt 300 – 800 2 500 – 6 500 9,00 –15,00
Freizeit-/Sportmarkt 1 000 – 6 000 1 000 – 2 500 7,00 – 9,50
Schaubild 10 Quelle: Deutsche Hypo, diverse
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Die Entwicklung begann 1964 mit den ers- Da die Shopping Center vermehrt in den
ten Shopping Centern in Bochum und dem Innenstädten oder in Stadtteilen sowie in
Main-Taunus-Zentrum. Nachdem diese zu- mittleren und kleineren Städten angesiedelt
nächst bis Mitte der 70er Jahre vor allem an werden, beträgt die durchschnittliche Ver-
dezentralen Standorten entstanden, folgten kaufsfläche der bis 2012 geplanten Center rd.
dann städtische Lagen und seit Anfang der 27 000 m². Das hat u.a. damit zu tun, dass die
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Grundstücke in den Innenstädten kleiner städte gesteigert werden, ohne die klassische
und teurer sind. 1998 hatten die Center noch Fußgängerzone als Einkaufsort zu verlieren.
eine Durchschnittsgröße von 34 000 und
heute von 31 600 m². Mit 4 171 Euro pro m²
und Jahr liegt die Raumleistung in den Shop- Wachstumstreiber E-Commerce
ping Centern um rund 20 v. H. über dem all-
gemeinen Einzelhandelsdurchschnitt. Der Internethandel (oder Business-to-Con-
sumer-(B2C)-E-Commerce) stellt ein weite-
Werden alle geplanten Einkaufszentren er- res wachsendes Segment des Einzelhandels
öffnet, würde deren Verkaufsfläche wesent- dar, wobei er jedoch keine speziellen Im-
lich schneller zunehmen als im Einzelhandel mobilien erfordert, da Warenpräsentation
insgesamt und die Shopping Center ihren und Verkauf über das Medium Internet ab-
Flächenanteil auf gut 8 v. H. und bei den gewickelt werden. Die digitalen Technologi-
Umsätzen auf knapp 10 v. H. steigern. en haben den Handel mit Waren (und auch
Dienstleistungen) grundlegend verändert.
Kritisch wird der Beitrag der Einkaufszen- Da nahezu alle Betriebsformen des Einzel-
tren für die Entwicklung der Städte bzw. handels mittlerweile das Internet als Ver-
Innenstädte diskutiert. Zum einen wird kaufsplattform verwenden, ist E-Commerce
befürchtet, dass die Einkaufszentren auf bei jeder Betriebsform in Schaubild 9 bereits
der Grünen Wiese den Städten Kaufkraft, berücksichtigt.
Beschäftigung und Gewerbesteuereinnah-
men abziehen. Seitdem Einkaufszentren ver- Die steigende Zahl von Internetnutzern und
mehrt in den Innenstädten gebaut werden, die zunehmende Verschmelzung verschiede-
werden zum anderen die eher kleinräumigen ner Technologien erhöhen das Potenzial für
Auswirkungen des innerstädtischen Shop- den Internethandel. So lagen die Zuwachs-
ping Centers auf seine direkte Umgebung raten in den letzten Jahren im zweistelligen
diskutiert. Die Einkaufszentren verfügen Bereich – ausgehend jedoch von einem sehr
über ausreichenden Parkraum und bieten ge- niedrigen Niveau. Die überdurchschnittli-
genüber der klassischen Innenstadt den Vor- chen Wachstumsraten haben den Anteil an
teil der Plan- und Steuerbarkeit sämtlicher den gesamten Einzelhandelsumsätzen auf
Strukturen von Flächen und Angeboten. Die derzeit ca. 5 v. H. erhöht. Für die nächsten
Innenstädte sind dagegen ein Konglomerat Jahre ist weiterhin mit deutlich zweistelligen
unterschiedlicher Einzelhändler und Immo- Raten in diesem Segment zu rechnen.
bilieneigentümer, die dem Strukturwandel
eher unkoordiniert mit unterschiedlichen Seine Stärken hat diese Vertriebsform insbe-
Interessen gegenüberstehen. sondere dort, wo vom Kunden nicht das klas-
sische „Shopping“ mit Beratung oder einem
Autarke Center als eine „Stadt in der Stadt“ Zusatznutzen erwartet wird. Bei standardi-
mit einem breiten Angebotsspektrum stellen sierten, nicht verderblichen Waren ist das Sub-
unabhängig von der Lage eine ernstzuneh- stitutionspotenzial größer als bei erklärungs-
mende Konkurrenz dar, da sie die Kaufkraft bedürftigen oder verderblichen Produkten.
aus den Innenstädten abziehen. Selbst die Zwar wird der Anteil des E-Commerce in
Innenstadtlage eines großen autarken, nicht der Zukunft weiter steigen, die Märkte für
integrierten Centers führt nicht zu mehr Einzelhandelsimmobilien werden hierdurch
Umsatz beim verbleibenden Cityeinzelhan- jedoch nur im geringen Ausmaß tangiert
del, da die Konsumenten dort einkaufen werden. Oft wird der elektronische Ver-
und nicht mehr in der weiteren Innenstadt. triebsweg zusätzlich angeboten, so dass ihre
Kleinere, nicht autarke Shopping Center, die Flächennachfrage sich nicht verändert. Wei-
sich in die bestehende Einzelhandelsstruk- terhin gewinnt der Internethandel oftmals
tur integrieren, können zu Synergieeffekten zu Lasten des traditionellen Versandhandels.
für den sonstigen Einzelhandel in den In- Es entstehen sogar zusätzliche Chancen für
nenstädten führen. Mit auf den jeweiligen Einzelhändler, die das Internet als Plattform
Standort abgestimmten Sortimenten könnte nutzen, um Kunden auch auf ihr stationäres
auf diese Weise die Attraktivität der Innen- Angebot aufmerksam zu machen.
19
Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
20
Immobilien Research Einzelhandels immobilien – Trends auf der Angebotsseite
In Westdeutschland wurde die Konkurrenz Dieser Trend zur Grünen Wiese führte zu
zwischen den Städten und den Umlands- einer Verschlechterung der Einzelhandels-
tandorten durch die verbesserte Mobilität situation in den Städten. Als Gegenreaktion
der Konsumenten und dem dadurch grö- wurden in diesem Jahrzehnt die Bedin-
ßer gewordenen Einzugsgebiet verschärft. gungen für die Ansiedlung von Flächen in
Seit Mitte der 70er Jahre werden Einkaufs- nicht-zentraler Lage erschwert und An reize
zentren und später auch Fachmärkte ver- für verstärkte Ansiedlung in den Städten
stärkt im Einzugsgebiet der großen Städ- geschaffen. Die Attraktivierung der Städ-
te und also in den umliegenden kleineren te erfolgt seitens der Verwaltung und Poli-
Städten und Landkreisen errichtet. Das tik, da der städtische Handel eine wichtige
ist auch darauf zurückzuführen, dass hier Anziehungs- und Darstellungsfunktion für
die benötigten größeren Flächen zu relativ die Städte besitzt und häufig ein wichtiger
günstigen Preisen in ausreichendem Ausmaß Bestandteil des Stadtmarketings ist. Da der
zur Verfügung standen. In der ehemaligen Einzelhandel zudem noch Arbeitsplätze
DDR waren die großflächigen Einzelhan- schafft und die Steuereinnahmen erhöht, soll
delsstandorte dagegen vorwiegend in den die Kaufkraft durch die Ansiedlung neuer
Innenstädten integriert oder in den großen Flächen in die Stadt zurückgeholt werden.
Wohnsiedlungen am Stadtrand. In diesen Neben dem Einfluss der öffentlichen Seite
als „Kaufhalle“ bezeichneten größeren, wird der Strukturwandel auch von den Kon-
räumlich nicht unterteilten eingeschossigen sumenten und Einzelhandelsunternehmen
Selbstbedienungsläden wurden überwie- veranlasst.
gend Lebensmittel und so genannte Waren
des täglichen Bedarfs angeboten. Kaufhal- Die Konsumenten sind bereit unterschied-
len gab es überwiegend in Städten, auf dem lich viel Zeit aufzuwenden, um an den Ein-
Lande erfolgte der Einkauf zumeist in den kaufsort zu gelangen. Dies hängt zum einen
„Dorfkonsum“-Läden. von der Art der einzukaufenden Waren ab:
je häufiger und je billiger ein Produkt ist,
Nach der Vereinigung setzte sich die de- umso kleiner ist das Einzugsgebiet um den
zentral dynamische Entwicklung verstärkt Wohnort. Zum anderen beeinflusst die At-
fort. Die in den 90er Jahren zu beobach- traktivität des Angebots die Wahl des Ein-
tende Expansion der Verkaufsfläche auf kaufsortes: ein lukratives und großes An-
der Grünen Wiese fand in Westdeutschland gebot führt dazu, dass mehr Konsumenten
primär im ländlichen Raum statt. Hier auch von weiter entfernt kommen. Auch
waren auch die höchsten Umsatz- und die Einkaufsmentalität änderte sich, da
Flächenzuwächse zu verzeichnen. In Ost- die Verbraucher lieber in den (billigeren)
deutschland war dies wegen des Aufhol- Fachmärkten einkauften, die außerhalb der
prozesses sogar noch deutlicher zu spüren: Städte entstanden.
es erfolgte eine „Suburbanisierungswelle“
mit dem massenhaften Bau neuer Verkaufs- Auch die Untenehmen haben zu dem Struk-
flächen in nicht-zentralen Lagen. Die hie- turwandel zwischen den Städten beigetra-
raus hervorgegangenen Strukturen sind bis gen. Zur Gewinnung von Marktanteilen er-
heute ein Problem ostdeutscher Städte. Eine folgte eine Flächenexpansion an den Orten,
besondere Entwicklung ist in den kleinen die für die Unternehmen den größten Erfolg
Gemeinden im ländlichen Raum Deutsch- versprachen. In den 90er Jahren war dies
lands zu beobachten. Bedingt durch die vornehmlich die Grüne Wiese, da hier die
verstärkten Angebote auf der Grünen Wie- Verbraucher aufgrund der erhöhten Mobili-
se und auch in den Städten sowie der höhe- tät ihre Einkäufe durchführten. Dies spiegelt
ren Mobilität kam es zu einem deutlichen sich in einer teilweise massiven Ausdehnung
Rückgang der Nahversorgungseinrichtun- der Fläche und einem teilweise deutlichen
gen des täglichen Bedarfs in einigen Gebie- Umsatzanstieg wider. Da die Potenziale sich
ten. Die Nahversorgung der Bevölkerung hier aber verringert und gleichzeitig die Be-
ist in vielen Orten und Gegenden mit ge- dingungen in den Städten sich verbessert ha-
ringer Bevölkerungsdichte heute deutlich ben, erfolgte die Expansion in dieser Dekade
eingeschränkt. zunehmend in den Städten.
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Eine besondere Rolle bei dieser Trendwen- kade insgesamt. Gleichzeitig fand zusätzlich
de haben die Shopping Center gespielt. In ein Strukturwandel statt. In den 90er Jahren
den 90er Jahren wurden diese großflächigen gewann der ländliche Raum durch die Grü-
Neuansiedlungen noch überwiegend auf der ne Wiese-Bauten, darüber hinaus wuchsen
Grünen Wiese eröffnet. Heute befinden sich auch die mittleren Städte (C- und D-Städte)
deren neue Standorte mit wenigen Ausnah- überdurchschnittlich. Dennoch verloren die
men in den Innenstädten und Stadtteilzen- Städtecluster insgesamt Umsatzanteile zu
tren. Genau wie die internationalen Einzel- Gunsten des ländlichen Raumes. Seit Mitte
handelsunternehmen und Filialisten haben dieses Jahrzehnts gewinnen die Städte An-
sich die Shopping Center dabei zunächst teile wieder zurück. Die Verbesserung der
in den großen Städten angesiedelt. Heute Umsatzsituation in den Städten ist u. a. da-
sind beide Betriebsformen hier fast überall rin begründet, dass viele Konzepte zur Re-
vertreten, was sich auch in einem Filialisie- vitalisierung der Städte mittlerweile greifen
rungsgrad von rund 90 v. H. widerspiegelt. und neue Standorte immer weniger auf der
In den mittleren und kleineren Städten dage- Grünen Wiese zu finden sind. Je größer eine
gen liegt dieser teilweise noch unter 40 v. H., Stadt ist, desto höher ist die Zunahme (abso-
was noch auf Potenziale für diese Betriebs- lut und relativ). Der ländliche Raum verlor
formen hindeutet. dagegen an Bedeutung und sein Anteil liegt
heute wieder auf dem Niveau von 1992.
Daten belegen die weitgehende Bei der Verkaufsfläche liegt die Bedeu-
Trendwende in Deutschland tung des ländlichen Raumes sogar noch
leicht über der beim Umsatz, jedoch sinkt
Der Großteil der Umsätze im deutschen der Anteil kontinuierlich. In den 90er Jah-
Einzelhandel entfällt nach wie vor mit gut ren wuchs zwar die Fläche im ländlichen
60 v. H. oder fast 250 Mrd. Euro auf den Raum absolut am stärksten, prozentual aber
ländlichen Raum. Danach kommen die Mio.- in den Städten, wobei die Dynamik zwi-
Städte mit knapp 45 Mrd. Euro (ca. 11 v. H.), schen den Clustern relativ ausgeglichen ist.
gefolgt von den C-und D-Städten sowie Die Zuwächse liegen zwischen 22 v. H. (D-
zum Schluss die B-Städte mit einem Anteil Städte) und 38 v. H. (Mio.-Städte) und mit
von gut 8,5 v. H. Diese Rangfolge hat sich knapp 2,7 Mio. m² wachsen die C-Städte
seit 1992 nicht verändert. Die Dynamik hat am stärksten. In diesem Jahrzehnt dagegen
im Zeitablauf deutlich zugenommen, in den stieg die Fläche in den Städten schneller als
letzten fünf Jahren gab es ein höheres Um- im ländlichen Raum, zudem war ein stär-
satzwachstum als in der davor liegenden De- keres Wachstum in den mittleren als in den
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Immobilien Research Einzelhandels immobilien – Trends auf der Angebotsseite
größeren Städten festzustellen. Das prozen- als auch bei der -fläche, wobei die Anteile
tual höchste Wachstum war sowohl in den jeweils höher als in Westdeutschland sind.
90er Jahren als auch in dieser Dekade in den Im Unterschied zu Westdeutschland gibt es
A-Städten zu verzeichnen, so dass deren Be- eine andere Reihenfolge beim Umsatz unter
deutung durchweg zunahm. Anteilsgewin- den Städteclustern. Die knapp 15 Mrd. Euro
ne, allerdings geringere, erlangten auch die Umsatz in ostdeutschen Städten verteilen
C-Städte, während die anderen Städtegrup- sich vor allem auf die C-Städte, in denen rund
pen trendmäßig schrumpften. 6 Mrd. Euro oder 45 v. H. umgesetzt werden.
Danach folgen die B-Städte und letztlich die
Die Flächenproduktivität in den Städte- D-Städtegruppe mit einem Anteil von knapp
clustern hat im Zeitablauf deutlich abge- 20 v. H. Ebenfalls zeigt sich in den einzelnen
nommen, wenn sie auch in den letzten Jah- Städteclustern eine ausgesprochen hohe Dy-
ren teilweise stagnierte. Je größer eine Stadt namik, besonders in den ersten Jahren nach
ist, desto höher ist die Flächenleistung. Die der Vereinigung. In den ersten zehn Jahren
größeren Städte liegen über dem Bundes- wuchsen die C-Städte mit mehr als 50 v. H.
durchschnitt, während die D-Städte und die und auch in den anderen Clustern war das
Orte im ländlichen Raum geringere Werte Wachstum mit gut 40 v. H. nicht wesentlich
aufweisen. Zwischen den einzelnen Städte- geringer. In diesem Jahrzehnt hat sich aber
clustern gibt es eine sehr starke Spreizung, die Dynamik wesentlich verringert und die
da die Flächenproduktivität in den Mio.- Rangfolge hat sich gedreht. Nun wachsen
Städten Westdeutschlands mit 4 359 Euro die C-Städte nur noch wenig (rund 2 v. H.)
pro m² am höchsten und in den C-Städten und die anderen Cluster nahmen jeweils um
Ostdeutschlands mit 2 422 Euro pro m² am rund 10 v. H. zu. Bei den Anteilen am Ge-
niedrigsten ist. samtumsatz gab es eine Trendumkehr wie in
Westdeutschland, die aber früher – bereits
Der westdeutsche Einzelhandel dominiert Mitte der 90er Jahre – einsetzte. Während
in Deutschland sowohl beim Umsatz als auch davor der Umsatz absolut viel stärker im
bei der Fläche. Abgesehen von den Mio.- ländlichen Raum wuchs, war danach der Zu-
Städten, die es nur in Westdeutschland gibt, wachs absolut und prozentual in den Städten
haben die westdeutschen Städtecluster einen viel stärker. Entsprechend nahm der Anteil
Anteil, der mindestens 80 v. H. (Flächenan- des ländlichen Raums ab, wobei die größe-
teil westdeutscher C-Städte) und höchstens ren Städte (B-Cluster) den höchsten Bedeu-
knapp 95 v. H. (Flächenanteil westdeutscher tungszuwachs erzielten.
D-Städte) beträgt. Daher entspricht die west-
deutsche Entwicklung auch im Wesentlichen Bei den Einzelhandelsflächen sind die An-
der in Gesamtdeutschland. Nachdem die teile ähnlich wie beim Umsatz zwischen den
Anteile in Westdeutschland nach der Verei- Städteclustern verteilt, einzig die Bedeutung
nigung durch das ausgesprochen hohe Um- des C-Clusters ist zu Lasten des ländlichen
satz- und Flächenwachstum in Ostdeutsch- Raums größer. Bei deutlich reduziertem
land zunächst gesunken sind, haben sie sich Wachstumstempo im Zeitablauf verschie-
in den vergangenen Jahren stabil entwickelt. ben sich auch die Relationen zwischen den
Ausnahmen stellen zum einen die Mio.- Clustern. Zwar war die Zunahme in den
Städte dar, die in beiden Dekaden beim Um- C-Städten immer absolut am stärksten, je-
satz und auch bei der Fläche schneller als die doch änderte sich die Reihenfolge bei den
anderen Städtegruppen wuchsen. Zum ande- B- und D-Städten. Wuchs die Einzelhan-
ren ist die Reihenfolge bei den Umsatz- und delsfläche in den 90er Jahren noch stärker
Flächenanteilen zwischen den Städteclustern in den großen Städten, konzentrieren sich
anders, da die C-Städte aufgrund ihrer ho- die Unternehmen nun vornehmlich auf die
hen Einzelhandelsbedeutung in Ostdeutsch- D-Städte. Im Gegensatz zu der Umsatz-
land in Deutschland insgesamt auch größere entwicklung wuchsen die Flächen absolut
Anteile als im Westen aufweisen. sowohl in den 90er Jahren als auch in dieser
Dekade im ländlichen Raum immer stärker
In Ostdeutschland dominiert der ländliche als in den Städten. Prozentual ist wegen des
Raum sowohl bei dem Einzelhandelsumsatz niedrigeren Ausgangsniveaus das Wachstum
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Immobilien Research Einzelhandels immobilien – Trends auf der Angebotsseite
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Immobilien Research Einzelhandels immobilien – Trends auf der Angebotsseite
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Die Innenstädte Ostdeutschlands verloren innehat. Aufgrund der hohen regionalen De-
in den ersten Jahren nach der Vereinigung zentralität der Geschäfte fällt dies aber nicht
ihre zuvor hohe Bedeutung als Einzelhan- so auf. Die Umsätze im Einzelhandel in den
delsstandort. Dies lag an dem schon be- Innenstädten gingen von 1992 bis 2005 kon-
schriebenen Strukturwandel (siehe auch die tinuierlich zurück, absolut sanken diese um
Erklärungen im Kapitel 3.1) sowie an der rund 2,8 Mrd. Euro. Seit 2005 wächst zwar
eingeschränkten Flächenverfügbarkeit auf- der Umsatz wieder, aber deutlich geringer
grund der häufig ungeklärten Eigentums- als im sonstigen Stadtgebiet. Die Umsatz-
verhältnisse und den fehlenden Planungen rückgänge der 90er Jahre konnten in diesem
seitens der öffentlichen Hand. Der größere Jahrzehnt noch nicht wieder kompensiert
Teil der neuen Verkaufsfläche entstand in werden, so dass der innerstädtische Umsatz
den 90er Jahren an Standorten außerhalb der weiter unterhalb des Niveaus von 1992 liegt.
innerstädtischen Zentren in verkehrsgünsti- Im übrigen Stadtgebiet wuchs der Umsatz
ger Lage in Gewerbegebieten oder im ländli- seit 1992 stetig, absolut sogar stärker als in
chen Raum. Seit einigen Jahren zeichnet sich den Innenstädten. Durch den prozentual
eine Trendwende ab, die Stadtzentren wer- immer stärkeren Zuwachs im übrigen Stadt-
den wieder attraktiver für den Einzelhandel gebiet sank der Anteil der Innenstädte nach-
und konnten Marktanteile im Einzelhandel haltig. Somit kann von einer Renaissance
zurückgewinnen. nur gesprochen werden, wenn die absoluten
Zuwächse seit 2005 gemeint sind.
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
In Westdeutschland befinden sich rund zwei gut 35 v. H. der Fläche hier vorzufinden ist,
Drittel der innerstädtischen Flächen in den liegt der Umsatzanteil gut sechs Prozent-
mittleren C- und D-Städten, während sich punkte höher.
in den Millionenstädten nur gut 15 v. H. be-
finden. Verglichen mit der Verteilung der In Ostdeutschland wirkt sich der Struktur-
Bevölkerung und der gesamten städtischen wandel anders aus. Ähnlich ist die Entwick-
Verkaufsfläche haben diese Städte einen lung im Zeitablauf, da sich die Bedeutung der
überdurchschnittlichen Anteil, der aber kon- Innenstädte genauso wie in den westdeut-
tinuierlich sinkt. Dieser Rückgang ist darauf schen Städten verändert. Aber zwischen den
zurückzuführen, dass die Unternehmen hier Städteclustern gibt es andere Entwicklungs-
bislang nur unterdurchschnittlich die Flächen linien. Den höchsten Anteil an den gesamten
erhöht haben, während sie wesentlich mehr Innenstadtflächen haben die C-Städte, wo-
Flächen sowohl im übrigen Stadtgebiet dieser bei deren Anteil trendmäßig gesunken ist.
Städtecluster (C- und D-Städte) als auch in Immer noch ist dieser Anteil aber verglichen
den größeren Städten errichtet haben. mit deren Bevölkerungsanteil relativ hoch.
Von der Bedeutung her folgen erst die B- und
Die größeren Städte sind bei der Innenstadt- dann die D-Städte, deren Anteile leicht stei-
fläche unterdurchschnittlich vertreten: so gen. Während aber die B-Städte einen An-
wohnen in den Millionenstädten gut 30 v. H. teil von 40 v. H. an der Bevölkerung haben,
der Bevölkerung, aber nur 15 v. H. der In- beträgt ihr Anteil an den Innenstadtflächen
nenstadtfläche sind in diesen. Abgeschwächt nur 30 v. H. Bei den D-Städten ist hingegen
gilt dies auch für die B-Städte. Diese Städ- der Flächenanteil in den Innenstädten höher
te konnten aber in den letzten Jahren ihren als der Bevölkerungsanteil und stagniert seit
Anteil vergrößern, da hier die innerstädti- 1993.
schen Verkaufsflächen deutlich stärker als
im Durchschnitt aller Städte wuchsen.
Flächenausstattung wächst zunehmend
Für 2008 liegen neben der Verteilung der
Flächen auf die einzelnen Städtecluster auch Die durchschnittliche innerstädtische Ver-
die Umsatzanteile vor. Von den 42 Mrd. Euro kaufsfläche pro Einwohner liegt in Deutsch-
Umsatz werden gut 55 v. H. in den mittleren land bei 0,4 m² pro Kopf und ist anders als
Städten erzielt, jedoch gibt es hier 63 v. H. bei der gesamten Fläche in den west- und
der Verkaufsfläche. Somit ist auch erklärbar, ostdeutschen Innenstädten gleich hoch.
dass in diesen Städten eine geringe Flächen- Deutliche Unterschiede zeigen sich aber,
produktivität gegeben ist. Die Konsumenten wenn die unterschiedlichen Städtecluster
zieht es in die größeren Städte. Obwohl nur betrachtet werden. Je größer die Städte sind,
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Immobilien Research Einzelhandels immobilien – Trends auf der Angebotsseite
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Berlin
Berlin, das über die höchste Verkaufsfläche Die Verkaufsfläche ist allein in den letzten
in Deutschland verfügt, weist eine Viel- fünf Jahren um mehr als 13 v. H. auf gut 4,5
zahl an erstklassigen Einzelhandelslagen Mio. m² gestiegen. Das Wachstum erfolg-
auf. Neben den beiden Innenstadtbereichen te vor allem dank der starken Expansion
City-West und Mitte (mit Alexanderplatz, von Einkaufszentren besonders an den o. g.
Friedrichstraße und Potsdamer Platz) gibt es Standorten. Inzwischen liegt die Ausstat-
historisch bedingt neun Hauptzentren und tung mit Shopping Centerflächen in Berlin
viele dezentrale Zentren in den Stadtteilen. deutlich über der an anderen Standorten. Mit
Somit ist auch zu erklären, dass Berlin mit insgesamt 1,3 m² Verkaufsfläche pro Kopf
11,5 v. H. den geringsten Anteil an Fläche in liegt Berlin aber noch unter dem Bundes-
der Innenstadt von allen Metropolen hat. durchschnitt.
In den vergangenen Jahren hat sich die Kauf- Die Flächenproduktivität beträgt knapp
kraft auch wegen der Abwanderung ein- 3 900 Euro pro m², wodurch Berlin am Ende
kommensstarker Bevölkerungsgruppen in der Rangliste der Städte und nur gut 10 v. H.
den Speckgürtel von Berlin deutlich schwä- über dem Bundesdurchschnitt liegt.
cher als im Bundesdurchschnitt entwickelt.
Trotz der rückläufigen Kaufkraft hat Berlin Mit einer Höchstmiete von 260 Euro liegt
eine hohe Magnetwirkung für nationale und Berlin an zweiter Stelle und hat in den letz-
internationale Einzelhändler, was sich dann ten Jahren auch einen weit überdurchschnitt-
auch in dem überdurchschnittlichen Um- lichen Zuwachs erzielen können.
satzzuwachs zeigt.
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Hamburg
Der Einzelhandel in der Innenstadt Ham- zahl und dem höchsten Einkommenszu-
burgs teilt sich in einen östlichen Teil mit wachs verlief das Wachstum im Hamburger
vorrangig konsumorientierter Ausrichtung Einzelhandel mit der zweit-schlechtesten
durch Kauf- und Warenhäuser und einer Zuwachsrate schleppend und lag 2008 bei
Vielzahl an nationalen und internationalen nur 10,5 Mrd. Euro Umsatz.
Filialisten und in einen westlichen Teil, der
sich insbesondere durch Luxus- und Niveau- Während die Verkaufsfläche in der Stadt
lagen charakterisiert. überdurchschnittlich stieg, konnte die Flä-
che in der Innenstadt erst in den letzten
Mit fast 3,5 Mio. Einwohnern hat Hamburg fünf Jahren deutlicher wachsen. Zuwächse
das zweitgrößte Einzugsgebiet der Metro- wurden vor allem in den hochpreisigen Ge-
polen, wobei die Nachfrager vor allem aus schäftslagen der Innenstadt verzeichnet.
der Stadt selber kommen. Im Vergleich zu
den anderen wesentlichen Einzelhandelss- Die Verkaufsfläche pro Kopf mit 1,4 v. H.
tandorten weist Hamburg stadtstaattypisch pro Einwohner liegt zwar im Bundesdurch-
eine relativ geringe Kaufkraft und Zentra- schnitt, verglichen mit den anderen Groß-
lität auf, die aber noch deutlich über dem städten ist sie aber eher unterdurchschnitt-
Bundesdurchschnitt liegt. Es gelingt aber, lich hoch.
überdurchschnittlich viel vom Nachfragepo-
tenzial des Einzugsgebietes im Hamburger Durch das hohe Wachstum der letzten Jahre
Einzelhandel abzuschöpfen (gut 60 v. H.). ist die Flächenproduktivität in der Stadt re-
lativ gering geblieben, in der Innenstadt ist
Trotz eines robusten Umfeldes mit einer sie aber mit fast 6 000 Euro pro m² weit über-
überproportional gestiegenen Bevölkerungs- durchschnittlich.
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
München
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Köln
Köln ist die größte Stadt im Westen und ver- Köln belegt mit einem absoluten Einzelhan-
fügt über einen dynamischen Einzelhandel delsumsatz von knapp 7 Mrd. Euro unter den
mit einer attraktiven Innenstadt und dezent- deutschen Großstädten den vierten Rang,
ralen Zentren in den Stadtteilen. Die Innen- konnte aber die zweithöchsten Zuwächse
stadt bietet mit einem einzigartigen Rundlauf seit 1992 erzielen.
ein hervorragendes Einzelhandelsangebot,
das in besonderem Maße von der touristi- Auch in Köln finden sich die für Metropo-
schen Anziehungskraft der Stadt profitiert. len so typischen hochwertigen Filialunter-
Rund 20 v. H. der Kölner Einzelhandels- nehmen. Mit einer Flächenversorgung von
flächen befinden sich in der Innenstadt. 1,6 m² pro Kopf liegt Köln an zweiter Stel-
le unter den Metropolen, was auch darauf
Auch die recht hohe Wirtschaftskraft ihrer zurückzuführen ist, dass die Fläche in der
Einwohner hilft der Einkaufsstadt, wenn auch Stadt überdurchschnittlich angestiegen ist
Umsatz- und Zentralitätsindex nur im Durch- und nun bei über 1,5 Mio. m² liegt.
schnitt der Großstädte angestiegen sind.
In der Innenstadt ist sie aber nur unterdurch-
Insbesondere wohlhabendere Bevölkerungs- schnittlich auf nunmehr 300 000 m² oder
gruppen aus der Stadt sind in den vergange- 0,34 m² pro Einwohner angestiegen. Die
nen Jahren ins Umland abgewandert. Mit Flächenproduktivität liegt im Durchschnitt
knapp 2,5 Mio. Einwohnern hat Köln zwar der Metropolen und rund 25 v. H. über dem
das zweitgeringste Einzugsgebiet der Metro- bundesweiten Vergleichswert.
polen, jedoch sorgt das attraktive Einzelhan-
delsangebot in Köln für einen relativ hohen Sowohl die Miethöhe mit 250 Euro pro m²
Umsatzindex. als auch deren Entwicklung ist im Vergleich
mit den anderen Großstädten durchschnitt-
Indikator Wachstum in v. H. lich, was sicherlich auf die relativ starke Flä-
Bevölkerung 2,8
chenexpansion bei durchschnittlicher Ein-
kommensentwicklung zurückzuführen ist.
Einkommen 13,9
Umsatz 14,2
Verkaufsfläche 28,1
Miete 31,6
Quelle: Deutsche Hypo, diverse
Erklärung der Indikatoren: siehe Einleitung zum Kapitel
36
Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Frankfurt
Die Mainmetropole ist als wichtigstes Ein- deutlich zugenommen, aber erst in diesem
kaufs- und umsatzstärkstes Oberzentrum im Jahr auch in der Innenstadt. Mit 0,34 m² pro
Ballungsraum Rhein-Main etabliert. Gleich- Einwohner ist die Flächenausstattung in
zeitig zeigt sich aber, dass die Zentralitätsrate der Innenstadt noch durchschnittlich unter
wie auch das Kaufkraftniveau im Vergleich den betrachteten Oberzentren, sie wird aber
mit anderen Großstädten relativ niedriger ist. durch die kommenden Projekte steigen.
So liegt zwar die Kaufkraft im Durchschnitt
aller Metropolen, aber sowohl der Umsatz- Bei einem Einzelhandelsumsatz von gut vier
index als auch die Zentralitätskennziffer Mrd. Euro ist die Flächenproduktivität mit
liegt leicht unter diesem Durchschnittswert. nur 4 028 Euro unterdurchschnittlich im
Vergleich mit den anderen Metropolen, in
Der Zentralitätsindex liegt unterhalb dem der Innenstadt dagegen mit 5 440 Euro über-
anderer großer deutscher Städte, da Frank- durchschnittlich.
furt in einem intensiven Wettbewerb mit der
Region steht. Es gibt teilweise attraktive in- Der Wettbewerb hat auch Auswirkungen
nerstädtische Einkaufsbereiche in den umlie- auf die Miete, die mit 230 Euro nur durch-
genden Städten sowie ein starkes Angebot an schnittlich ist und den geringsten Anstieg
großflächigen Einkaufszentren in der Stadt seit 2002 unter den betrachteten Oberzent-
und im Umland, dessen Flächenwachstum ren aufweist.
auch weiterhin anhält.
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Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Stuttgart
Stuttgart verfügt über ein großflächiges Ein- sich gut 35 v. H. in der Innenstadt, was der
zelhandelsangebot und einen weiträumigen zweithöchste Anteil unter den Metropolen
Einzugsbereich. Bei knapp 3 Mio. Menschen ist. Auch beim Wachstum dieser Flächen
im Einzugsgebiet kommen rund 80 v. H. der weist Stuttgart die höchste Rate auf. Da
Konsumenten aus der Region, was der höchs- das Wachstum in der Stadt insgesamt aber
te Wert unter den deutschen Metropolen ist. nicht so stark ausgefallen ist, liegt die Aus-
Wegen des zweithöchsten Zentralitätsindex stattung mit Verkaufsfläche in der Stadt im
und dem drittgrößten Umsatzindizes ist Durchschnitt der Großstädte. In der In-
Stuttgart einer der attraktivsten Standorte nenstadt dagegen weist dieser Indikator den
für den Einzelhandel in Deutschland. Dem zweithöchsten Wert unter den betrachteten
Einzelhandel gelingt es hier gut, Kaufkraft Metropolen auf.
aus der Region anzuziehen.
Spitzenreiter ist Stuttgart beim Umsatz-
Gleichzeitig verfügen neben der Stadt Stutt- wachstum seit der Vereinigung, auch wenn
gart einige Mittelzentren der Region über der Umsatz absolut nur bei gut 4,1 Mrd.
sehr hohe Zentralitätskennziffern. Dies Euro zum sechsten Platz reicht. In der In-
führt dazu, dass nur gut 25 v. H. des Markt- nenstadt werden davon rund 1,7 Mrd. Euro
potenzials des Einzugsgebietes (über 15 umgesetzt, mit dem vierten Rang unter-
Mrd. Euro) vom Stuttgarter Einzelhandel streicht dies die Bedeutung der Innenstadt
abgeschöpft werden, das ist der geringste Stuttgarts.
Wert unter den Metropolen.
Mit gut 4 700 Euro ist die Flächenproduk-
Stuttgart verfügt über eine Verkaufsfläche tivität ebenfalls deutlich überdurchschnitt-
von knapp 900 000 m². Davon befinden lich, in der Innenstadt ist diese nur leicht
höher.
Indikator Wachstum in v. H.
Bevölkerung 1,5
Hohe Kaufkraft und Zentralität sichern
Spitzenmieten von 240 Euro pro m² in der
Einkommen 18,0
Stuttgarter Innenstadt, wobei beim Miet-
Umsatz 14,3
wachstum der höchste Wert erzielt werden
Verkaufsfläche 15,0 konnte.
Miete 15,0
Quelle: Deutsche Hypo, diverse
Erklärung der Indikatoren: siehe Einleitung zum Kapitel
38
Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Hannover
Hannover verfügt über die höchste Zentrali- in der Innenstadt. Seit 1993 wuchs die Ver-
tätskennziffer unter den deutschen Einzel- kaufsfläche in Hannover am stärksten. Das
handels-Top-Standorten, die nach früheren Wachstum erfolgte vor allem in den 90er
leichten Rückgängen im letzten Jahr wieder Jahren, während von 2003 bis 2008 der Zu-
gesteigert werden konnte. Seit Mitte der 90er wachs deutlich schwächer ausfiel.
Jahre ist aber sowohl bei der Kaufkraft als
auch beim Umsatz eine im Bundesvergleich Der Einzelhandel erreichte 2008 einen Um-
unterdurchschnittliche Entwicklung fest- satz von knapp 4 200 Euro pro m² und lag
zustellen. damit um 20 v. H. über dem Bundesdurch-
schnitt. Die Flächenproduktivität in der
So stieg der Umsatz nur um knapp 3 v. H. (ge- Stadt und insbesondere in der Innenstadt
ringster Anstieg unter den Top-Standorten) ist aber im Vergleich zu den anderen Städten
auf 3,5 Mrd. Euro. Ursachen hierfür sind u. a. unterdurchschnittlich hoch.
der schwache Anstieg der verfügbaren Ein-
kommen in Hannover, die nur halb so hoch Zwar weist Hannover die geringste Höchst-
wie im Bundesdurchschnitt wuchsen und der miete mit 180 Euro pro m² unter den Top-
leichte Bevölkerungsrückgang. Städten auf, konnte aber seit 2002 die zweit-
höchsten Zuwächse erzielen.
Die Einkaufsstadt Hannover ist überdurch-
schnittlich von ihrem Einzugsgebiet abhän-
gig, aus dem rund drei Viertel des Nachfra-
gevolumens stammen. Insgesamt leben im
Einzugsgebiet der Stadt 3,4 Mio. Menschen
mit einem potenziellen Nachfragevolu-
men von rund 9 Mrd. Euro. Es gelingt dem
Einzelhandel in Hannover zwar nur knapp Indikator Wachstum in v. H.
40 v. H. davon abzuschöpfen, aber dennoch Bevölkerung – 1,8
weist Hannover den höchsten Zentralitäts-
Einkommen 9,3
indexstand auf.
Umsatz 2,8
39
Immobilien Research Einzelhandelsimmobilien – Trends auf der Angebotsseite
Düsseldorf
Düsseldorf hat mit der Königsallee die mit sive Wettbewerb im Einzugsgebiet zu einer
Abstand höchstfrequentierte Niveaulage geringen Abschöpfung des Nachfragepoten-
Deutschlands. Auch wenn die Stadt nur die zials in Düsseldorf (nur knapp 30 v. H.).
geringste Verkaufsfläche von den Metropo-
len aufweist, sind doch nahezu alle großen Die Verkaufsfläche pro Einwohner liegt in
und internationalen Filialisten vertreten. der Stadt im Bundesdurchschnitt, aber diese
Düsseldorf zählt zu den ersten Adressen für ist die höchste unter den analysierten Groß-
die Etablierung neuer Konzepte im Einzel- städten, wenn nur die Innenstädte berück-
handel. Dieser profitiert auch von der Mode- sichtigt werden.
stadt mit ihren Messen.
In Düsseldorf ist der Einzelhandel am
Die Stadt glänzt mit einer überdurchschnitt- stärksten auf die Innenstadt konzentriert, da
lich hohen Kaufkraftkennziffer und einem sich rund 40 v. H. der städtischen Verkaufs-
noch höheren Umsatzindex. Dies sind die fläche in der Innenstadt befindet, jedoch nur
zweithöchsten Werte unter den deutschen der zweithöchste Umsatzanteil.
Großstädten. Die hohe Kaufkraft der ansäs-
sigen Bevölkerung trägt zusammen mit den Die starke Konkurrenz im Umland findet
attraktiven Einzelhandelsgeschäften zu der ihren Niederschlag in dem Wachstum der
überdurchschnittlichen Zentralität bei. Verkaufsfläche in der gesamten Stadt. Unter
den Metropolen ist es der geringste Anstieg
Die Stadt hat ein Einzugsgebiet von 2,7 Mio. und dieser liegt auch nur leicht über dem
Einwohnern, was sich in einem jährlichen Umsatzwachstum.
Einzelhandelsumsatz von rund 4,2 Mrd.
Euro widerspiegelt. Jedoch führt der inten- Auch die Höchstmieten mit 215 Euro pro m²
sind wegen der Konkurrenzsituation relativ
Indikator Wachstum in v. H. niedrig und ebenso fällt der Zuwachs seit
Bevölkerung 1,3
1992 recht schwach aus.
Einkommen 14,3
Umsatz 12,2
Verkaufsfläche 14,9
Miete 26,5
Quelle: Deutsche Hypo, diverse
Erklärung der Indikatoren: siehe Einleitung zum Kapitel
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Survival of the fittest, hippest entgegen dem oben skizzierten Trend ent-
and cheapest – Der Textilmarkt wickeln sich verschiedene Konzepte auch
in Deutschland sehr positiv weiter oder wurden sehr erfolg-
reich neu am Markt etabliert.
von Wilfried Reinhardt,
Research Manager GfK GeoMarketing So sind derzeit vor allem klar positionierte
und mit einem bestimmten Image ausgestat-
tete Marken mit Monolabel-Stores auf dem
Vormarsch (wie u. a. Marc O’Polo, Esprit,
s.Oliver, Vero Moda/Jack & Jones). Zum an-
deren pflegen auch verschiedene filialisierte
Als ein Kampf gegen Windmühlen mag Bekleidungshändler sehr erfolgreich ein ei-
es manchem vorkommen, in Deutschland genes Image (etwa H & M oder die Inditex-
Bekleidung zu verkaufen. Und tatsächlich Labels Zara und Massimo Dutti).
scheint angesichts der „nackten“ Daten der
Rahmen dafür denkbar schlecht zu sein.
Denn die Deutschen geben Jahr für Jahr we-
niger für Textilien aus. Machte die Branche Die vertikale Organisation ist heute
1992 noch einen Umsatz von 44 Mrd. Euro, ein Schlüssel zum Erfolg
waren es im letzten Jahr nicht einmal mehr
39 Mrd. Euro. Bei Textilfilialisten werden durch die Be-
reitstellung aller Prozessschritte innerhalb
Dies entspricht einem nominalen Umsatz- der Wertschöpfungskette die fallenden Mar-
rückgang von etwa 13 %. Zum Vergleich: gen „querfinanziert“. Zudem ist es in diesen
der Einzelhandelsumsatz insgesamt ist in Strukturen wesentlich leichter, die Zahl der
den letzten 15 Jahren um rd. 8 % gestiegen Kollektionen im Jahr deutlich zu erhöhen, was
(vgl. Abb. 1). Dabei war um das Jahr 2005 besonders bei den Kundinnen gut ankommt.
eine gewisse Trendwende zu erkennen. Nun
steht jedoch zu befürchten, dass die Beklei- Eine andere Antwort auf den herrschenden
dungsumsätze in 2009 und 2010 wieder sin- Preisdruck in der Branche ist die Erfolgs-
ken werden. geschichte der Textildiscounter. Auslöser
dieser Entwicklung waren die SB-Waren-
Wer in diesem umkämpften Markt bestehen häuser mit preisaggressiven Textilangebo-
will, muss eine klare Strategie vertreten und ten. Davon angespornt nahmen zunächst die
zielgerichtet und konsequent handeln. Denn großen Lebensmittel-Discounter sehr erfolg-
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reich Bekleidungsangebote in ihre Wechsel- klar die Branche. Hier sind auch die Um-
sortimente auf. Im nächsten Schritt etablier- sätze der „lokalen“ bzw. inhabergeführten
ten sich eingeständige Textildiscounter wie Textilanbieter enthalten. Diese haben jedoch
Takko, KiK, Vögele, die auch aktuell immer immer mehr damit zu kämpfen, dass ihnen
noch weiter expandieren. Nur konsequent die Möglichkeiten bzw. finanziellen Spiel-
erscheint insofern die Ausbildung eigenstän- räume der vertikalen Konzepte fehlen. Aber
diger Discountschienen bei den großen Ein- auch die Nachfolgerproblematik spielt eine
zelhändlern, plakativ illustriert durch den große Rolle.
C & A „Ableger“ Avanti. Dieser „Discounte-
risierung“ verdankt die Branche im Übrigen, An Boden verloren haben insbesondere die
dass trotz sinkender Umsätze die Anzahl der Warenhäuser. So mussten diese in den letz-
verkauften Bekleidungsstücke über die Jahre ten Jahren fast die Hälfte ihres Bekleidungs-
annährend konstant blieb. umsatzes abgeben. Ihr Marktanteil im Be-
kleidungshandel ist in den letzten 15 Jahren
Der hybride Kunde ist also im Textilhandel von einst 20 % auf rund 12,5 % gefallen.
angekommen. Im Umkehrschluss heißt das
aber auch, dass Konzepte mit einer unklaren Damit rangiert er bereits hinter dem Ver-
Vertriebsstrategie und undefinierter Markt- sandhandel (inkl. Internethandel), der in-
position Schwierigkeiten bekommen. Wer zwischen immerhin rund 15,5 % des Textil-
für jeden etwas bietet, will, spricht nieman- umsatzes in Deutschland generiert. Die
dem zielgenau an. Und hier sind wir nicht Lebensmittelfilialisten mit ihren ständig
zuletzt beim Thema „Karstadt“ und „Her- wechselnden Angeboten erreichen noch ein-
tie“ angelangt, das aktuell – im Unterschied mal rund 10 % Marktanteil.
zum besser aufgestellten Warenhaus-Wett-
bewerber Kaufhof – für viele Negativschlag-
zeilen gesorgt hat. Es wird sehr spannend,
wie sich die Warenhäuser weiterentwickeln Königsgeschäft bleibt Damenbekleidung
und welche Strategien im Zuge der anste-
henden Karstadt-Sanierung entstehen wer- Neben dem Vertriebsweg ist aber auch die
den. „Textile Kompetenz“ dürfte in diesem Frage, welche Sortimente verkauft werden
Kontext ein Schlüsselbegriff sein, wie es bei- sehr interessant. Eine detaillierte Markt-
spielsweise Peek & Cloppenburg trotz eines untersuchung der Umsatzerlöse durch GfK
breiten Bekleidungs-Sortiments weiterhin GeoMarketing (GfK POS Umsatz Textil
eindrucksvoll demonstriert. 2009) belegt, was Männer schon immer ahn-
ten: Damenbekleidung verkauft sich um ein
Die aufgezeigte Entwicklung skizziert den Vielfaches besser als Herrenmode (und hier
Rahmen des Strukturwandels der Vertriebs- ist das Thema Schuhe noch nicht einmal
kanäle im Bekleidungssektor. berücksichtigt!). Auch die Kinderkleidung
stellt ein untergeordnetes Thema dar – der
Nach wie vor dominiert der Facheinzelhan- Umsatzanteil bleibt sogar deutlich hinter
del mit gut 24 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr dem Segment Wäsche zurück.
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Shopping Center generieren rund ein Vielen kleineren Städten hingegen bleibt pri-
Viertel der gesamten Textilumsätze mär eine Grundversorgungsfunktion erhal-
ten. Hier schlägt dann die Stunde der Textil-
Die Ursache für den oben beschriebenen discounter à la Ernsting’s Family oder KiK.
Trend zur Metropole ist ein sich selbst
verstärkender Kreislauf. Die attraktiven Diese unterschiedliche Standortwahl zwi-
Innenstädte – samt großer Shopping Cen- schen preisaggressiv (Kleinstädte) und Mar-
ter – der übergeordneten Metropolen mit ke (Metropolen) hat die räumlich-strukturell
ihren hohen Passantenfrequenzen sind ers- differenzierte Umsatzentwicklung für Tex-
ter Anziehungspunkt für neue, interessante tilien signifikant verschärft.
Textiltrends und Handels-Konzepte. Davon
angelockt besuchen die Kunden verstärkt In welchen Städten werden nun aber konkret
diese Standorte und erhöhen deren Attrak- die höchsten Bekleidungsumsätze realisiert?
tivität weiter. Im Rahmen der Studie „GfK POS-Umsatz
2009“ mit den Sortimentsgruppen Damen-,
Unterstützend kommt hinzu, dass bei der Herren- und Kinderoberbekleidung (DOB,
Standortwahl von Shoppingcenter-Entwick- Haka, KOB) wurde für alle Städte ab 40 000
lungen ein deutlicher Trend in die City geht. Einwohner der POS-Bekleidungsumsatz er-
Dieser Faktor sollte dabei nicht unterschätzt mittelt, um so die regionale Verteilung der
werden. Fast ein Viertel der Facheinzelhan- Fachhandelsumsätze im Segment Beklei-
delsumsätze im Textileinzelhandel werden dungshandel am Verkaufsort (Point of Sale)
inzwischen hier generiert. aufzuzeigen.
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Anders sieht die Rangfolge allerdings mit Differenziert nach Stadtgrößenklassen ist
Blick auf die Zentralitätskennziffer aus. Sie danach festzustellen, dass die Innenstädte
setzt die Kaufkraft vor Ort ins Verhältnis mit der größeren Metropolen (vor allem Mün-
dem Umsatz vor Ort und misst damit, wie chen und Hamburg) die relativ höchsten
viel Anziehungskraft der Einzelhandel einer Flächenproduktivitäten erzielen. Dagegen
Stadt hat. Ein Vergleich der Bekleidungs- nimmt die Flächenproduktivität insbesonde-
Zentralitätswerte der deutschen Metropolen re bei den Städteklassen 100 000 bis 200 000
mit mehr als 500 000 Einwohnern zeigt: die und zwischen 200 000 bis 500 000 Einwohner
beiden größten deutschen Städte Berlin und spürbar ab und weist geringere Spielräume
Hamburg erreichen nur hintere Plätze. auf. Spitzenreiter in den jeweiligen Klassen
sind Wuppertal und Würzburg.
Flächenproduktivität am höchsten
in Metropolen Fazit
Neben der Stadtgröße stellen das Einzugs- Im Ergebnis zeigt sich, dass sich derzeit
gebiet und die räumliche Situierung der Stadt ein massiver Strukturwandel in der Textil-
sowie die Kaufkraftsituation vor Ort und branche vollzieht, der auf verschiedensten
im Umland entscheidende Makro-Faktoren Ebenen Auswirkungen hat, die erst einmal
dar, die bei einer Standortwahl unbedingt zu „verdaut“ werden müssen.
berücksichtigen sind.
Mit Blick auf das Format Warenhaus ist
Dass im Einzelnen aber ein detaillierter Blick festzustellen, dass dieses seinen Zenit längst
auf die Mikro-Lage von Nöten ist, zeigt eine überschritten hat, so dass nur gute Standorte
weitere Auswertung der GRN-Datenbank. und Objekte mit größerem Einzugsgebiet
In dieser werden auf der Basis von Verkaufs- nachhaltig bestehen werden. Auch die in-
flächenerhebungen und Recherchen auch habergeführten Fachgeschäfte werden es in
die Bekleidungsumsätze der Innenstädte der Regel immer schwerer haben, gegenüber
fortgeschrieben. So kann über den Parame- den „Vertikalen“ zu bestehen.
ter Flächenproduktivität (Umsatz/m² Ver-
kaufsfläche p. a.) die Leistungsfähigkeit des Räumlich-strukturell zeigt sich, dass der
Bekleidungseinzelhandels für alle Städte ab Bekleidungssektor als Innenstadt-Leitmotiv
100 000 Einwohner vergleichend beurteilt nach wie vor hohe Bedeutung besitzt und
werden. auch unmittelbar der Erfüllung übergeord-
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