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14    Winterthur  l   der landbote   l   Samstag, 26. September 2009

Die letzte grosse Spinnerei der Schweiz


Zum Abschluss eines in­ter­na­tio­na­len Kongresses ditionsreichen und grossen Schweizer oder sogar anzieht, kann es zu Engpäs­ Schweizer Gesellschaft für in­ter­na­tio­
über Biobaumwolle haben Konferenzteilnehmer aus aller Baumwollspinnerei-Industrie nur noch sen und damit zu neuen Aufträgen für na­le Zusammenarbeit, eine na­tio­na­le
die Hermann Bühler AG übrig geblie­ die Spinnereien kommen», hofft er. Kam­pa­gne zur Förderung von Biomo­
Welt die Spinnerei Bühler im Sennhof besucht. ben. Sie beschäftigt heute noch 142 Bühler ist mittlerweile die einzige de. Dass nachhaltig produzierte Pro­
Mitarbeitende. Anfang Jahr mussten Baumwollspinnerei in der Schweiz, die dukte der Wachstumsmotor der Zu­
Bis zu 20 Prozent der Produktion von sante Maschinenpark bestaunt. Einige mehrere Kündigungen ausgesprochen für das Label «Swisscotton» das Garn kunft sein werden, davon seien mitt­
Bühler bestehen heute aus Biobaum­ liessen es sich nicht nehmen und pack­ werden. Mit dem Stellenabbau hat die liefern kann. «Swisscotton» ist ein Gü­ lerweile viele Entscheidungsträger in
wolle. Davon konnten sich die Gäste ten gleich einen Sack voll Baumwolle Firma auch die Produktionskapazi­ tesiegel des Textilverbands Schweiz, der Textilbranche überzeugt. «Eine
unter anderem aus Tansania und Ko­ mit ein. tät um rund 25 Prozent reduziert. Ge­ das hochwertige Baumwolltextilien ähnliche Entwicklung lässt sich auch
rea (siehe Box) anlässlich der gest­ri­ Anfang der Neunzigerjahre gab es schäftsleiter Martin Kägi sieht in der auszeichnet. bei der Produktion feststellen. Ent­
gen Betriebsbesichtigung überzeugen. in der Schweiz noch über 20 Baum­ aktuellen Si­tua­tion aber auch Chan­ Um den Absatz fair gehandelter sprechend gewachsen ist das Angebot
Für einmal wurde in der Spinnerei wollspinnereien. Seit der Schliessung cen. «Wenn die Lagerbestände ab­ Biobaumwolle in der Schweiz weiter an bio­lo­gisch angebauter Baumwol­
Bühler ausschliesslich Englisch ge­ der Spinnerei Spoerry ist von der tra­ gebaut sind, der Konsum aber anhält zu erhöhen, lancierte Helvetas, die le», betont Matthias Herfeldt, Kam­pa­
sprochen. Bei Verständigungsschwie­ gnenleiter und Mediensprecher von
rigkeiten behalf man sich zwischen­ Helvetas. «Deshalb unterstützen auch
durch mit den Händen und Gesten. Coop und die Textilfirma Switcher un­
Die ausländischen Besucher zeigten ser Engagement.»
sich von der Besichtigung sichtlich be­
eindruckt. Da wurde intensiv disku­ Fair gehandelte Baumwolle
tiert, eifrig fotografiert und der impo­ Auf in­ter­na­tio­na­ler Ebene haben Un­
ternehmen wie C&A, Nike oder H&M
Programme zur Förderung von Bio­
Biobaumwolle baumwolle lanciert. Fair gehandel­
te Biobaumwolle sei für alle Be­tei­lig­
«From Fashion to Sustainability»: Un- ten ein Gewinn, sagt Herfeldt: «Die
ter diesem Motto fand die­se Woche Baumwollbauern profitieren von hö­
in Interlaken der in­ter­na­tio­na­le Kon- heren Erlösen, die Unternehmen von
gress zur Biobaumwolle statt. Im einer Diversifizierung ihres Angebotes
Uno-Jahr der Naturfasern will Helve- und hohen Wachstumsaussichten im
tas zeigen, dass Nachhaltigkeit auch Marktsegment, und die Konsumenten
in der Modewelt Einzug hält und Bio­ haben die Garantie, dass die Produkte
baumwolle zu einem bedeutenden ihren hohen sozialen und ökologischen
Wirtschaftsfaktor geworden ist. Im- Ansprüchen gerecht werden.»
mer mehr Modehäuser und renom- Auch das weltweit führende
mierte Labels nehmen Biokleider in Winterthurer Baumwoll-Unterneh­
ihre Kollektionen auf. Am Kongress men Reinhart, das seit 1788 global tä­
nahmen Vertreterinnen und Vertre- tig ist, handelt mit Biobaumwolle. Das
ter von Modeunternehmen, Baum- langjährige Know-how sei Garantie
wollproduzenten-Vereinigungen und dafür, dass das Unternehmen Zugang
der verarbeitenden Industrie, aber zu den Weltmärkten hat und bestens
auch aus der Politik und Forschung über die Besonderheiten der lokalen
teil. (cl) Märkte informiert ist, betont die Rein­
Die Konferenzteilnehmer aus aller Welt waren beeindruckt von den Baumwollstapeln in der Spinnerei Bühler. Bild: Marc Dahinden hart AG.  ICHRISTIAN LANZ

neu in
winterthur
Neueröffnung «Al Giardino»
Soll man Facebook fördern oder verbieten?
Das Restaurant Al Giardino an der Im Rahmen einer Podiums­ dann kriegen sie ein Problem mit ihrem arbeiter einer Firma gleichzeitig das ren Kommunikationsmöglichkeiten
Tösstalstrasse feiert heute Neuer- diskussion an der Informatik­ Arbeitgeber.» Dem pflichtet auch Mar­ neuste Video von Roger Federer an­ hervorragende Instrumente für Unter­
öffnung. Nachdem der Architekt Gio­ cel Siegenthaler bei, der einer Schule schauen, dann ist das Firmennetzwerk nehmen seien, über ihre Angestellten
vanni Cerfeda das Restaurant im messe «Topsoft» wurde dar­ mit über 1000 Schülern vorsteht: «An einfach überlastet.» neue Mitarbeiter zu gewinnen.
April gekauft hatte, wurde der Garten über diskutiert, ob Facebook, der Schule kann man nicht von verlo­ Gisiger und Gabriel schlagen vor,
umgestaltet, die Kaffeemarke geän- Xing und Twitter am Arbeits­ rener Arbeitszeit sprechen, eher von Multimedia zwar einzuschränken, Mit dem Chef auf Facebook
dert und der Speisekarte etwas mehr verlorener Aufmerksamkeit.» Der PR- doch von einer Sperrung abzusehen. Dass dabei auch die Kontrolle der Fir­
Italianità verpasst. Auf der Weinkar-
platz dem Unternehmen Manager Michael Gisiger sieht keinen Für sie überwiegt der Nutzen für das ma über die digital kommunizierten In­
te hat der eigene Tropfen, den die Fa- nützen oder schaden. Grund, Mitarbeitern den Zugang zu Unternehmen, wenn sich Mitarbei­ halte erfolgen muss, ist auch Gabriel
milie Cerfeda in Süditalien anbaut, sozialen Netzwerken während der Ar­ ter an der Kommunikation einer Fir­ überzeugt. «Ich als Chef würde meine
Eingang gefunden. Das Personal des Früher haben die Mitarbeiter in der beitszeit zu verwehren. «Betroffen von ma gegen aussen beteiligen. «Die Mit­ Mitarbeiter auf Facebook als Freunde
Restaurants ist das gleiche geblie- Cafeteria getratscht, heute machen Sperren sind immer alle, doch nur die arbeiter sind Botschafter der Firma hinzufügen. Damit sehe auch ich, was
ben, neue Geschäftsführerin ist Ma- sie das über Internet auf Plattformen wenigsten missbrauchen soziale Netz­ und als solche sollte man sie auch be­ sie kommunizieren.» Jeder müsse im
rina Haefeli. wie Facebook. Unter dem Strich geht werke am Arbeitsplatz.» trachten und würdigen», sagt Gisiger. Internet die gleiche Vorsicht walten
wahrscheinlich nicht viel mehr Zeit Gabriel fügt an, dass die Kommunika- lassen, als wenn er etwas in der Öffent­
Coop-Weinmesse verloren.» Markus Gabriel, Inhaber Botschafter der Firma tion der Mitarbeitenden gegen aussen lichkeit sagen würde. Meierhans hält

2009
Gestern wurde die erste Coop-Wein- einer Werbeagentur, ist gegen eine Der Moderator Karsten Füllhaas ver­ viel authentischer und glaubwürdiger dagegen: «Als Mitarbeiter würde ich
messe in Winterthur eröffnet. Über Sperrung von sozialen Netzwerken wie weist darauf, dass die kürzlich erfolgte sei als die Botschaften, die durch die meinen Chef nie als Freund auf Face­
300 verschiedene Weine aus aller Face­book, Xing und Twitter in Unter­ Sperrung des Facebook-Zugangs in PR-Maschinerie verbreitet würden. book akzeptieren, das ist eine rein pri­
Welt stehen bis zum 3. Oktober im nehmen. Ihm widerspricht der Techno­ der Bundesverwaltung wegen Netz­ «Irgendwann haben die fein geschlif­ vate Plattform.» Für geschäftliche Kon­
Saal des Hotels Römertor zur Degus- logiejournalist Daniel Meierhans: «Die werküberlastung erfolgt sei und nicht fenen und pointierten Botschaften von takte gebe es eigene Plattformen wie
tation bereit. Neben der hochklas- Versuchung ist gross, während der Ar­ aus arbeitszeitlichen Gründen. Meier- PR-Verantwortlichen und Werbetex­ zum Beispiel Xing, welche eine ganz
sigen Auswahl profitiert man zusätz- beitszeit private Kontakte zu pflegen. hans sieht das Problem in den Multi­ tern ein Ende.» Widerspruch gab es andere Kultur hätten. Auch im Inter­
lich von 20 Prozent Messerabatt. (red) Bemerkt wird das erst, wenn Mitarbei­ mediaangeboten, die in der Plattform in der Diskussionsrunde dagegen kei­ net gelte es, Privates vom Geschäft­
ter zu viel Zeit damit verbringen, und integriert sind. «Wenn sich 100 Mit­ nen, dass soziale Netzwerke und de­ lichen zu trennen. IMARKUS BÄRTSCHI

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