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Heftanalyse: „ebmpapst aktuell“

Allgemeines

Schönwetter-MAZ. Hier wird versucht, es allen Recht zu machen. Ein klares


Konzept ist nicht zu erkennen. Welche Ziele verfolgt das Heft? Welche
Strategie wird verfolgt? Gerade hat ebm-papst den gwa Profi für die
Zusammenführung dreier Unternehmen zu einer Marke gewonnen. Da wäre es
allerhöchste Zeit, diese Entwicklung auch in der MAZ zu dokumentieren. Nichts
spricht gegen Nachrichten aus den verschiedenen Standorten, aber die
interessieren alle Mitarbeiter an allen Standorten gleichermaßen – auch die an
den internationalen.[Mehr „Wir“, mehr Profil, mehr Mut, auch schwierige
Themen zu kommunizieren.]

Optik, Haptik

■ Titelseite und Rücktitel

In den meisten Fällen lächeln Menschen von der Titelseite. Das passt für die MAZ
ausgezeichnet. Die Inszenierungen und Bildausschnitte sollten allerdings
spannender und einheitlicher werden. Zudem schwächt der graue Titelbalken jedes
Motiv: Farbe und Raster wirken ein wenig angestaubt, klobig und broschürenhaft.
Diesen Eindruck verstärkt auch das große Firmenlogo. Das könnte in den
Hintergrund treten, da die Adressaten den Herausgeber kennen.
Da in den meisten Fällen kein echtes Titelthema – also das stärkste/wichtigste
Thema im Heft – zu sehen ist, kann das Motiv schnell als beliebig empfunden
werden.
Anzeigenformat ist für die U4 optimal, da es den Lesegewohnheiten
entgegenkommt. Die Inhalte der Anzeigen passen jedoch weniger zu einer MAZ:
Hauptsächlich Produktanzeigen, die für Kunden bestimmt sind. Die
„Ideenmanagement“-Anzeige der 209 geht in die richtige Richtung, könnte aber

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spritziger sein, sich stärker vom Anzeigen-CD abheben – und ist damit selbst ein
Fall fürs Vorschlagswesen.

■ Gestaltung, Raster, Typographie

Die durchgehend strenge Dreispaltigkeit wirkt ermüdend und beißt sich mit dem
scheinbar willkürlichen Umgang mit Bildern. Jede Doppelseite steht auf sechs
Säulen, die von Bild-Wildwuchs umrankt werden: Diese Tempelruine ist nicht nur
nicht hübsch anzuschauen, sondern auch kein Ort der Lesefreude. Dazu trägt auch
die sehr trockene (und oft schlecht gesetzte) Sans Serifen-Typo bei.

■ Bilder und Illustrationen

Handgemachte „Schnappschüsse“ vermitteln in einer MAZ Authentizität und haben


dort auch durchaus ihre Berechtigung und ihren Platz. In der „aktuell“ bestimmen
sie (oft als amateurhaft gewählte, geschnittene und platzierte Freisteller) jedoch
jede Seite – und wechseln sich allenfalls mit Produktfotos ab. Professionell
geschossene Fotos, zum Beispiel für eine Portraitstrecke, ein Interview, Mitarbeiter
in ungewohnten Situationen, Posen, Umgebungen o.ä., sind auch in einer MAZ
wichtig. Verbundenheit mit den Mitarbeitern und der Region sowie familiäre
Atmosphäre lassen sich gerade durch gut gemachte Fotostrecken unterstreichen.
Da ist noch viel Luft nach oben!

Inhalt und Leserführung

■ Gesamteindruck

Die Leser werden mit den vielen Themen nahezu allein gelassen. Eine klare
Struktur ist trotz Brückenpfeilern nicht auf Anhieb zu erkennen – und die tragen das
Heft nicht ausreichend.

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■ Inhaltsverzeichnis

Im Prinzip sehr gut: Für einen 24-Seiter ist eine ganze Seite Inhaltsverzeichnis
durchaus angemessen. Dort verschaffen ein detailliertes Verzeichnis sowie ein paar
Anreißer einen Überblick über die Themenvielfalt – aber keine Orientierung. Die
(Rubriken-)Titel im Inhaltsverzeichnis unterscheiden sich zum Teil von denen im
Heft („Erfolge auf Messen“ vs. „News aus aller Welt“). Es sind nicht alle
angeteaserten Themen im detaillierten Verzeichnis aufgelistet (S. 8-9, 18-19, 23).
Die Teaser heben nicht unbedingt die stärksten oder unterschiedlichsten Themen
des Hefts hervor, sind willkürlich und verfehlen damit ihre Wirkung.
Das Farbleitsystem funktioniert nicht: Die bunten Quader bei der Seitenzahl sind
nicht prominent genug, um eine Verbindung zu ihren Farbzwillingen im
Inhaltsverzeichnis herstellen zu können.

■ Rubrizierung und Themenvielfalt

Es gibt ein paar Brückenpfeiler, die als Grundgerüst für eine Rubrizierung dienen
könnten, weil sie als Fixpunkte in jeder Ausgabe an derselben Stelle auftauchen:
Editorial, News aus aller Welt, Helden des Alltags, Jubilare. Verwirrung stiften
jedoch die an sich guten Rubrikentitel wie „Lob & Preis“, „Innovationen“,
„Produktion“, „Produkt News“, „Mitarbeiter“. Sie tauchen stets an verschiedenen
Orten und zum Teil sogar mehrfach übers ganze Heft verstreut auf. Mit wenig
Aufwand ließe sich daraus eine funktionierende Heftstruktur bauen, die den Lesern
Orientierung und der Redaktion ein Ordnungsprinzip verschafft.
Die Rubrikentitel weisen auf eine große und zum Teil auch vorbildliche
Themenvielfalt hin. Es überwiegt jedoch das „über“ Mitarbeiter berichten, sie selbst
kommen kaum zu Wort. Themen die zum Dialog einladen fehlen in einem an sich
umfassenden Portfolio ebenso wie kritische Themen. Wenn auch in Krisenzeiten
außer zweier Ansprachen „vom Chef“, alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, leidet
die Glaubwürdigkeit der MAZ.

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■ Inhalt und Dramaturgie

Die Verteilung und Gewichtung der Themen übers Heft vermittelt den Eindruck,
dass der zur Verfügung stehende Platz das Thema bestimmt, nicht dessen
Bedeutung. Ein Spannungsbogen kann sich so (und mangels geeignetem
Bildmaterial sowie mangels funktionierender Struktur) nicht entwickeln. Echte
Schwerpunkte und Hingucker fehlen, ebenso Themen, die auf vier, fünf oder sechs
Seiten großzügig aufbereitet werden. Es gibt kaum Abwechslung zwischen luftig
und verdichtet aufbereiteter Information.

■ Seiten- und Artikelaufbau, Artikel- und Informationsgliederung

Beim Aufbau der Seiten und Artikel wird nach Schema F vorgegangen: Bild,
Bandwurmfließtext. Informationen werden ausschließlich im Fließtext vermittelt.
Einzige Ausnahme: Aufzählungspunkte. Texte in Häppchen aufteilen,
Zwischenüberschriften, hervorgehobene Zitate, ausgelagerte Infokästen und
–grafiken setzen Leseanreize – lockern das Erscheinungsbild auf und locken den
Leser an unterschiedlichen Stellen ins Thema! Solche Elemente fehlen bislang
vollkommen.

■ Die wichtigsten Textbausteine

Die Überschriften sind meist sehr sachlich formuliert und erfüllen weniger den
Zweck einer echten Headline, sondern den einer Unterzeile – auch wenn es eine
solche gibt. Mehr Pepp! Vorspänne sind weder inhaltlich noch gestalterisch vom
Rest des Textes getrennt. Einen konsequenten Umgang mit Bildunterschriften gibt
es nicht. Oft lesen sich diese besonders wichtigen Schnelllese-Elemente mehr als
lästige Pflicht, denn als Einladung. Zwischenüberschriften und Zitate sind in diesem
Konzept offenbar nicht vorgesehen.

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Text und Journalismus

■ Formate

Eine Meldung jagt die nächste. Dazwischen kommt ab und an ein Bericht durch und
in vereinzelten Fällen kann es zu Portraits kommen. Diese Großwetterlage ist für
die Leser eher düster. Interviews, Reportagen und eine kleine Glosse verleihen
jeder Zeitschrift Leben. Daneben bieten sich gerade bei einem Technologieführer
auch Formate aus dem Arbeitsalltag der Mitarbeiter an: Pflichtenhefte, die in
spannende Entwicklungsberichte, erzählt aus der Innensicht umgewandelt werden;
technische Zeichnungen, die als gut verständliche Funktionsgrafik daher kommen,
kurz erläutert vom Projektverantwortlichen. Insgesamt sollten die Mitarbeiter viel
häufiger selbst zu Wort kommen.

■ Artikelaufbau und Sprache

In den meisten Fällen folgen die Texte journalistischen Kriterien: das Wichtigste
zuerst, die W-Fragen beantwortet. Durchgehend sehr sachlicher, trockener Stil. Das
passt für viele Themen, aber nicht für alle. Vor allem, wenn es um Menschen, bzw.
Menschliches geht, ist der Stil zu kalt, unangemessen und daher schnell
uninteressant.

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