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Die vorliegende Druckschrift behandelt das Fachgebiet Schutz durch Beschichtung und die Anwendung moder-
Korrosion und Korrosionsschutz von Seewasserbau- ner aktiver elektrochemischer Schutzverfahren, geför-
werken. Sie ergänzt eine Reihe Technischer Regeln und dert werden, damit Stahlkonstruktionen von Seewasser-
beschreibt Ursachen von Korrosionsvorgängen und mög- bauwerken optimal genutzt und sicher betrieben wer-
liche Schutzmaßnahmen aufgrund langjähriger Erfahrun- den können.
gen aus der Praxis unserer Kunden sowie von Untersu-
chungen. Damit werden den mit Planung und Betrieb Die Schrift ist sehr detailliert gegliedert, um dem Leser
von Seewasserbauwerken betrauten Fachleuten Hinwei- handbuchartig das Auffinden bestimmter Sachprobleme
se und Erläuterungen gegeben, um Einflußgrößen und zu erleichtern.
Ursachen für Korrosionsgefährdungen zu beurteilen und
geeignete Schutzmaßnahmen rechtzeitig vorsehen zu Die Begriffsbestimmungen und die elektrochemischen
können. Grundlagen der Korrosion werden bewußt ausführlich
dargestellt, da ein Verständnis für die in der Praxis auf-
Wegen der Vielfältigkeit und Komplexität möglicher Korro- tretenden Gefährdungen und für geeignete Schutz-
sionsvorgänge sowie der auch vom Planer und Betreiber maßnahmen diese Kenntnisse voraussetzt.
nicht immer vollständig überschaubaren Beanspru-
chungs- und Betriebszustände von Seewasserbau-
werken können naturgemäß kein Anspruch auf Vollstän-
digkeit erhoben sowie keine Gewähr für Sicherheit ge-
gen Korrosionsschäden übernommen werden. Planung,
Einrichtung und Betrieb von aktiven Korrosionsschutz-
anlagen sind Aufgabe einschlägiger Fachunternehmen
und nicht Gegenstand dieser Schrift.
Für Seewasserbauwerke, wie Pfähle, Spundwände usw. Wesentlich für die Beurteilung der Korrosionsbe-
werden Konstruktionen aus Stahl eingesetzt. ständigkeit ist immer die Definition der an das Produkt
zu stellenden Anforderung und somit die tolerierbare
Überwiegend handelt es sich hierbei um Konstruktionen maximale Korrosionsgeschwindigkeit. Für Stahl-
aus unlegierten oder niedriglegierten Stählen. Diese konstruktionen im Seewasserbereich kann diese mit we-
Werkstoffe unterscheiden sich in ihren chemischen Ei- nigen 0,01 mm/Jahr angesetzt werden. Sollten jedoch
genschaften praktisch nicht. Die für Sonderfälle vorge- Korrosionsgeschwindigkeiten bei wenigen 0,1 mm/Jahr
sehenen hochlegierten, sogenannten nichtrostenden vorliegen, können diese je nach Wanddicke der Pfähle
Stähle, zeigen jedoch ein völlig andersartiges chemi- oder Spundwandprofilen zu Spätschäden führen oder
sches Verhalten, das je nach Legierungstyp in weiten bleiben ohne Folgen, wenn z. B. die Korrosionsraten im
Grenzen schwanken kann. Laufe der Zeit durch Deckschichtbildung abnehmen. Die-
se abtragende Korrosion wird im allgemeinen bei der
In dieser Darstellung zum Korrosionsverhalten wird vor- Auslegung der Stahlkonstruktion durch einen Wand-
nehmlich die Gruppe der unlegierten und niedriglegierten dickenzuschlag, berücksichtigt. Gefährlich sind solche
Stahlgüten behandelt. Geringfügige Unterschiede in der Korrosionsbedingungen, bei denen Korrosions-
chemischen Zusammensetzung der Stähle können ver- geschwindigkeiten von einigen mm/Jahr auftreten, weil
nachlässigt werden. Daher wird im folgenden diese Grup- diese in den meisten Fällen in wenigen Jahren zum
pe veeinfachend mit „Stahl“ bezeichnet. Wanddurchbruch führen.
Unter „Korrosion“ versteht man Reaktionen des Werk- Unter Korrosionsschutz versteht man Verfahren, die
stoffs mit chemischen Bestandteilen in seiner Umge- bei richtiger Anwendung eine Verminderung der
bung. Dadurch verursachte Veränderungen sind Korrosionsgeschwindigkeit bewirken, so daß der tole-
Korrosionserscheinungen. Bei Stahl in Wässern und rierte Höchstwert mit Sicherheit nicht überschritten wird.
in feuchtem Erdboden ist dies stets die Umwandlung Es ist weder technisch erforderlich, noch ist es in der
von Eisen in meist feste Korrosionsprodukte, bekannt Praxis im allgemeinen möglich, die Korrosionsge-
als Rost. Ob dadurch auch ein Schaden entsteht, ist schwindigkeit auf den theoretischen Wert Null zu brin-
ausschließlich eine Frage des Ausmaßes der Korrosion gen. Man kann nämlich nachweisen, daß der Wert Null
und der Anforderung an das Bauteil. Wenn das Bauteil mit in der Praxis anwendbaren Maßnahmen nicht er-
seine Funktion nicht mehr erfüllt oder wenn es seine reichbar ist; wohl ist es dagegen möglich, die Korrosions-
Funktion während seiner vorgesehenen Betriebsdauer geschwindigkeit auf technisch vernachlässigbar kleine
verlieren kann, liegt ein Schaden vor. Das ist bei Pfäh- Werte unter 0,01 mm/Jahr zu bringen.
len und Spundwänden dann der Fall, wenn die Wandung
perforiert wird und somit den betrieblichen Anforderun- Die verschiedenen Maßnahmen des Korrosionsschutzes
gen nicht mehr genügt. Im allgemeinen ist davon aus- für Seewasserbauwerke können in sehr unterschiedli-
zugehen, daß der Tatbestand eines Korrosions- cher Weise wirken. Ihre Anwendung richtet sich in ers-
schadens vorliegt, wenn die Mindestwanddicke unzu- ter Linie nach den vorliegenden Einflußgrößen der Kor-
lässig unterschritten ist. rosion, die unter Umständen nicht immer richtig erkannt
und im allgemeinen nur schwer bewertet werden kön-
Diese in DIN 50900 dargelegte Unterscheidung zwischen nen. In Grenzfällen kann sogar eine Schutzmaßnahme
den verschiedenen Begriffen zur Korrosion berücksich- bei unpassender Anwendung die Korrosion beschleuni-
tigt den Tatbestand, daß alle Gebrauchsmetalle im all- gen. Aus diesem Grunde gehört der Korrosionsschutz
gemeinen mehr oder weniger schnell korrodieren, ohne im allgemeinen in die Hand eines erfahrenen Fachman-
daß hiermit zwangsläufig auch Schäden auftreten. nes.
2.1 Korrosionschemische Teilreaktionen Bei Gl. (2b) findet ein Übergang negafiv geladener Elek-
tronen vom Werkstoff in das umgebene Medium statt.
Stahl besteht überwiegend aus Eisenatomen des chemi- Damit ist kein Verlust an Substanz des Werkstoffs ver-
schen Symbols Fe. Stahl ist wie alle Metalle durch eine bunden. Dieser Vorgang ist eine kathodische elektro-
außerordentlich hohe elektrische Leitfähigkeit der Grö- chemische Reaktion, die nur möglich ist, wenn eine che-
ßenordnung 105 Ω -1 cm-1 gekennzeichnet. Dafür ist eine mische Folgereaktion nach Gln. (3) u. (4) auftreten kann.
hohe Konzentration freier Elektronen im Metallgefüge Wie aus Gl. (3) ersichtlich, kann diese Reaktion nur
verantwortlich. Wenn nun diese Elektronen als selbstän- ablaufen, wenn imMedium Sauerstoff (O2) an die Stahl-
dige Teilchen vorliegen, ist es für eine wirklichkeitsnahe oberfläche gelangt. Die damit mögliche Korrosion heißt
Beschreibung zutreffender, für Stahl nicht das Symbol dementsprechend Sauerstoffkorrosion. Bei Abwesen-
Fe zu verwenden, sondern an dessen Stelle: heit von Sauerstoff kann durch Aktivität sulfat-
reduzierender Bakterien folgende Reaktion ablaufen:
Fe <---> (Fe 2+ + 2 e-) (1)
8 e- + SO42- + 4 H2O ---> 8 OH- + S2- (6)
Diese in der Chemie für mesomere Zustände übliche
Schreibweise besagt, daß Stahl sich so verhält, als läge Kennzeichnend für diese Reaktion ist das Auftreten von
ein Zustand vor, der zwischen zwei Grenzwerten liegt, Sulfiden, z.B. Eisensulfid FeS, die bei Zugabe von Salz-
die durch die beiden Seiten der Formel (1) gekennzeich- säure durch den charakteristischen Geruch des Schwe-
net sind, d.h. Stahl kann in den beiden ,,Modifikationen“ felwasserstoffs erkennbar sind. Im Vergleich zur
(Fe) oder (Fe 2+ + 2 e-) reagieren. Dieser Tatbestand ist Sauerstoffreduktion nach Gl. (3) haben alle diese Er-
die Ursache dafür, daß die Korrosion der Metalle in satzreaktionen aber eine geringere Bedeutung.
Elektrolytlösungen elektrochemischer Natur ist. Beide
Bestandteile des Metalls können unabhängig voneinander Die Gl. (4) kann bei der normalen Korrosion völlig ver-
mit der Umgebung reagieren: nachlässigt werden. Die Geschwindigkeit dieser Reak-
tion ist so klein, daß darauf zurückzuführende Korrosions-
(Fe2+)Stahl ---> (Fe 2+)Elektolytlösung (2a) geschwindigkeiten sicher unter 0,01 mm/Jahr bleiben.
Diese Reaktion kann aber elektrisch erzwungen ablau-
(e-)Stahl ---> (e-)Elektolytlösung (2b) fen und hat dann eine besondere Bedeutung, auf die in
Abschn. 2.5.2 eingegangen wird.
Die Elektronen (e-) sind in Wasser nicht löslich. Sie kön-
nen aber unmittelbar mit oxidierenden Bestandteilen der
Elektrolytlösung chemisch reagieren:
Die Gln. (2) bis (4) lassen sich wie folgt erörtern:
Bei Gl. (2a) findet ein Übergang positiv geladener elek-
trischer Teilchen vom Werkstoff in das umgebene Medi-
um statt - verbunden mit einem Verlust an Substanz
des Werkstoffs. Dieser Vorgang ist eine anodische elek-
trochemische Reaktion, die unmittelbar einen korrosi-
ven Metallabtrag bewirkt. Diese Art der Korrosion heißt
elektrolytische Korrosion oder besser anodische Korro-
sion. Ihre Geschwindigkeit w entspricht nach dem
Faradayschen Gesetz einem elektrischen Strom /A oder
besser der auf die Werkstofffläche bezogenen Dichte
dieses Stromes JA:
w JA
= 11.6 = 1.16
mm/Jahr mA cm-2 A m-2
2.2 Einflußgrößen und 2.3 Wechselwirkungen zwischen
chemische Folgereaktionen anodischen und kathodischen
Teilreaktionen
Alle elektrochemischen Reaktionen Gl. (2a, b) sind in
einer charakteristischen Weise von chemischen und Im Prinzip können zwar die elektrochemischen Reakti-
elektrischen Einflußgrößen abhängig. onen nach Gln. (2a, b) voneinander völlig unabhängig
• Elektrolytische Korrosion: anodische Reaktion erörtert werden. Es dürfen jedoch zwischen ihnen die
nach Gl. (2a). folgenden Wechselwirkungen nicht außer Betracht blei-
Verstärkend sind: hohe Löslichkeit der Elektrolytlösung ben:
für Fe2+ -lonen (niedriger pH-Wert, hoher Gehalt an ge- • gegenseitige Beeinflussung durch chemische Folge-
lösten Salzen, z.B. Chloride und Sulfate); blanke Ober- reaktionen (z. B. Behinderung der anodischen Re
fläche des Stahls (frei von Ablagerungen oder Reaktions- aktion durch Produkte der kathodischen Reaktionen);
produkten und Beschichtungen); Verschiebung der elek- • Erhaltungssatz der elektrischen Ladung oder Strom-
trischen Spannung zwischen Stahl und Medium zu po- bilanz.
sitiveren Werten.
Vermindernd sind: unmittelbares Ausfällen von Fe(II)- Vor allem die Strombilanz hat für den elektrochemischen
Verbindungen als festes Korrosionsprodukt auf der Stahl- Charakter der Korrosion und deren Einflußgrößen und
oberfläche (hoher pH-Wert, niedriger Gehalt an gelös- Folgen eine wesentliche Bedeutung. Es ist für ein grund-
ten Salzen); bedeckte Stahloberfläche (Ablagerungen legendes Verständnis zweckmäßig, zunächst eine völ-
von Reaktionsprodukten oder Beschichtungen); Ver- lig homogene Stahloberfläche im Medium zu betrach-
schiebung der elektrischen Spannung zwischen Stahl ten. Eine solche ist dadurch gekennzeichnet, daß an ihr
und Medium zu negativeren Werten. die elektrochemischen Reaktionen mit einer vom Ort
• Sauerstoffreduktion: kathodische Reaktion nach Gl. der Stahloberfläche unabhängigen und gleich großen Ge-
(2b). schwindigkeit ablaufen. Die Geschwindigkeiten werden
Verstärkend sind: hoher Gehalt an Sauerstoff und gute durch äquivalente Ströme entsprechend Gl. (5), be-
Zutrittsmöglichkeit zur Stahloberfläche (belüftetes Me- schrieben: anodischer Teilstrom IA und kathodischer
dium); unbedeckte Stahloberfläche oder Beschichtung, Teilstrom IK. Beide Teilströme sind mit entgegengesetz-
die einen relativ geringen elektrischen Widerstand hat; ter Tendenz vom Potential abhängig. Unter diesem Po-
Verschiebung der elektrischen Spannung zwischen Stahl tential versteht man die elektrische Spannung zwischen
und Medium zu negativeren Werten. der Stahlkonstruktion und einer Bezugselektrode im
Vermindernd sind: niedriger Gehalt an Sauerstoff und Seewasser in unmittelbarer Nähe der Stahlkonstruktion.
erschwerte Zutrittsmöglichkeit zur Stahloberfläche In der Praxis dienen hierzu im allgemeinen Kupfer/Kupfer-
(unbelüftetes Medium); Beschichtung, die einen relativ sulfat-Elektroden (Bild 1).
hohen elektrischen Widerstand hat, auf der Stahl-
oberfläche; Verschiebung der elektrischen Spannung
zwischen Stahl und Medium zu positiveren Werten. Kabel
Deckel
Diese Einflußgrößen lassen sich in den folgenden Punk-
ten vereinfachend zusammenfassen:
anodische Gefährdung
Ik IK
stand der freien Korrosion. Das zugehörige Potential ist
das Ruhepotential. Aus Gl. (7) folgt für diesen Fall:
Bezugselektrode
Kapilarsonde
Elektrolytlösung
½O2 Na+
O2 Rost weiteroxidiert werden:
+ Fe (OH)+ FeOOH
H2O
+ Rostpustel
2e- 2 OH- Fe2+ + 2 Cl - + H2O 4 Fe(OH)Cl + O2 + 2 H2O ---> 4 FeOOH + 4 Hl (12)
Fe (OH) Cl + HCl
Kathode Kathode
Fe Dieser Vorgang führt zu den bekannten Rostpusteln, die
2e- Fe2+ Anode über den anodischen Bereichen der Stahloberfläche ent-
Stahl
stehen. Sie decken die Anode ab und stabilisieren sie
auf diese Weise rein mechanisch.
An der kathodischen Stelle überwiegt die kathodische Für die Elementbildung ist es wichtig, daß nach Gl. (14b)
Reaktion. Es liegt somit ein negativer Betrag der eine Erhöhung des pH-Wertes an der Kathode erfolgt
Summenstromdichte vor: (Wandalkalität). Dadurch wird die Löslichkeit von
Korrosionsprodukten wesentlich vermindert, was aus
Jk = JA - Jk < 0 (Kathode). (13) dem Löslichkeitsprodukt direkt abgeleitet werden kann:
Eine solche Stelle kann z.B. dadurch entstehen, daß c(Fe2+) x c2(OH-) = 5 x 10-16 mol 3 1-3 (15)
die Stahloberfläche gut belüftet ist oder durch Beschich-
tungen und Reaktionsprodukte geringen elektrischen An der Anode liegt der pH-Wert wegen der Hydrolyse
Widerstandes bedeckt ist. Der negative Summenstrom sicher unter 6 entsprechend c2(OH-) < 10-8 mol/l. Daraus
entspricht einem kathodischen Elementstrom, der nach folgt c (Fe2+) > 5 mol/l = 280 g/l.
Gl. (2b), kathodische Reaktionen ermöglicht. Im Elek- An der Kathode liegt der pH-Wert sicher über 8, ent-
trolyt breitet er sich als Ionenstrom aus - teils als Strom sprechend c(OH-) > 10-6 mol/l.
der OH- -Anionen in den Elektrolyten hinein, teils als Dies führt zu c (Fe2+) < 5 • 10-4 mol/l = 28 mg/l. Meist
Kationen-Strom in Richtung zur Stahloberfläche. Der liegt der pH-Wert um 9. Die Löslichkeit beträgt dann
letzte Vorgang entspricht wieder einem Migrationsstrom, c(Fe2+) = 0,3 mg/l. Damit wird verständlich, daß an der
der dafür sorgt, daß die kathodischen Reaktions- Anode keine festen Reaktionsprodukte innerhalb der
produkte nach Gln. (3), (4) u. (6), die OH- -Ionen, im Rostpustel vorliegen können, während die kathodischen
Elektolyt elektrisch neutralisiert werden. Dabei entste- Flächen dicht abgedeckt sein müssen. An solchen Flä-
hen bei der Migration von Alkali-Ionen feste Deckschich- chen ist die anodische Reaktion stärker behindert als
ten und bei der Migration von Alkali-Ionen Alkalilauge: die kathodische Reaktion.
I = Ja x Sa + Jk x Sk (19)
3 Wirkungsweise
kathodischer Korrosionsschutzanlagen
Kupferstab E-Cu 58
++
Cu + +
Cu
H H Diaphragma
SO4-- H+
SO4-- H+ Silcondichtung
Kupfer/Kupfersulfat- Standardwasserstoff-
Bezugselektrode elektrode Bild 9 Kupfer/Kupfersulfat-Bezugselektrode
Im Meerwasser und anderen Chloride enthaltenden Elek- Die vielfach gebräuchliche Zink-Elektrode ist keine echte
trolyten ist die Ag/AgCl-Elektrode besser geeignet. Sie Bezugselektrode, da sie nicht als definierte Halbzelle
besteht aus einem mit festem Silberchlorid (AgCl) be- aufgebaut ist. Statt dessen wird nur ein Zinkstab aus
schichteten Silberstab, der in eine gesättigte Kalium- Reinzink oder Zinkanoden-Legierung direkt in das Was-
chlorid-Lösung (KCl) eintaucht (Bild 10). Das Bezugs- ser eingetaucht (Bild 11). Damit befindet sich diese Elek-
potential beträgt +196 mV/H. Die Meßwerte werden mit trode in einem undefinierten Elektrolyten, und die Po-
„mV/Ag“ bezeichnet, z.B. -730 mV/Ag für das kathodi- tentiale sind über einen gewissen Bereich ungenau (±25
sche Schutzpotential. mV!). Ferner ist eine derartige Elektrode sauerstoff-
Vorsicht: Werden Ag/AgCl-Elektroden in Laborausführung sensitiv, d.h. sie reagiert auf Änderungen der Sauerstoff-
benutzt, kann es sich um Typen handeln, die nicht mit konzentration mit entsprechenden Bezugspotential-
gesättigter KCl-Lösung, sondern mit Lösungen bestimm- änderungen.
ter anderer Konzentration (3,5 — 1 — 0,1 molar) gefüllt Die Zinkelektrode ist für genaue Messungen nicht
sind. Diese besitzen andere Bezugspotentiale. brauchbar. Wegen ihrer Robustheit eignet sie sich je-
doch als Dauerelektrode für orientierende Betriebs-
kontrollen und als Steuersonde für automatische Schutz-
stromgeräte.
Flexible Leitung Das Bezugspotential dieser Elektrode liegt bei ca. -770
± 25 mV/H. Die Meßwerte werden mit „mV/Zn“ bezeich-
net, z.B. ca. +236 mV/Zn für das kathodische Schutz-
potential.
Kunststoffgehäuse
Silcondichtung
Flexible Leitung
KCl - Lösung
Kunststoffgehäuse
Silberchlorid
KCl - Kristalle
Diaphragma
Zinkstab, Zn 99,99%
Silcondichtung
Bild 11 Zinkelektrode
4.7 Meßprotokoll
5.1 Schutzstromerzeugung
durch kathodische Schutzanlagen
Der benötigte Schutzstrom wird durch kathodische Dabei ist es erforderlich, die Netzspannung mit Hilfe
Korrosionsschutzanlagen geliefert und möglichst gleich- eines Schutzstromgeräts auf ca. 10 bis 40 Volt zu ver-
mäßig über das Bauwerk verteilt. Dabei ist es unerheb- ringern und in Gleichstrom umzuwandeln. Am Minuspol
lich, auf welche Weise er erzeugt wird. Er kann dem stehen dann die benötigten Elektronen zur Verfügung.
Wechselstromnetz entnommen (Fremdstromanlagen) oder
galvanisch erzeugt werden (Anlagen mit galvanischen An- Aus dem Minuspol des Schutzstromgeräts werden die
oden, sogenannte Opferanoden). Elektronen in das Bauwerk geleitet. Das entspricht der
technischen Stromrichtung aus dem Elektrolyten in das
5.2 Fremdstrom Bauwerk.
Kathodische Schutzanlagen mit Fremdstrom (Bild 12) In technischer Stromrichtung muß dazu dem Elektroly-
entnehmen die benötigten Elektronen dem Wechselstrom- ten aus dem Pluspol Gleichstrom zugeführt werden. Das
netz. geschieht über metallisch leitende Elektroden, die als
Fremdstromanoden bezeichnet werden und in den Elek-
trolyten eintauchen.
Schutzstromgerät
Während diese Anoden dem Elektrolyten im technischen
Netz
Sinne Strom zuführen, gilt unter Beachtung der Elektro-
nenflußrichtung, daß über die Anoden dem Elektrolyten
Stelltransformator 0 bis 230 V
Elektronen entnommen werden, weil an ihnen Elektronen-
mangel herrscht. Nach der Formel für die Anodenreaktion
Trenntransformator
Mez° - ze- --> Mez+ (z = Wertigkeit)
230 V / 20 V
ist damit eine Metallauflösung (Anodenverbrauch) ver-
bunden.
Meßinstrumente A
V
_
+
e- e-
e-
Schutzstrom
Anode
Kathode
Mez° --> Mez+ + ze- (z = Wertigkeit) 5.5 Anlagen mit galvanischen Anoden
Die frei werdenden Elektronen fließen über die elektrisch Galvanische Anoden werden in der überwiegenden Zahl
leitende Verbindung in das edlere Metall, d.h. in das Bau- der Anwendungsfälle direkt an das Bauwerk angeschlos-
werk (Bild 13). sen. Das geschieht über Befestigungselemente, die aus
Das in dieser galvanischen Kette edlere Metall hat eine dem Anodenkörper herausragen und mit dem Bauwerk
geringere Korrosionstriebkraft, gibt deshalb unter glei- metallisch leitend verbunden werden.
chen elektrolytischen Bedingungen wesentlich weniger Durch diese Anordnung (Kurzschlußverbindung) kön-
Elektronen frei als das unedlere Metall und wird zur nen galvanische Anoden nicht direkt meßtechnisch auf
Kathode. Dabei übernimmt es den für den kathodischen Funktion geprüft werden, da sich die Verbindung zu
Schutz erforderlichen Überschuß an Elektronen. Meßzwecken nicht auftrennen läßt. Sie muß deshalb so
ausgeführt sein, daß ein absolut dauerhafter, nieder-
ohmiger Kontakt zum Bauwerk auch ohne Nach-
e- kontrollen gewährleistet ist. Das ist optimal erzielbar
durch Schweißverbindungen. Bei Befestigung über
Schraubverbindungen muß der elektrische Kontakt
Me z+ besonders gesichert werden.
e-
Durch den permanent vorhandenen Kontakt zwischen
Bauwerk und Anoden können Ein-/Ausschaltmessungen
Schutzstrom zum Nachweis der kathodischen Schutzwirkung nicht
e-
durchgeführt werden. Ein exakter Nachweis der Schutz-
wirkung an der Grenze des Schutzpotentials ist -
zumindest in Wässern mit hohem spezifischen Wider-
Bauwerk
Me z+ stand - nicht möglich. Es sind stattdessen angemesse-
Kathode Anode ne Sicherheitszuschläge auf die Anodenstromabgabe
edleres Metall unedleres Metall zu berücksichtigen.
An stärker räumlich strukturierten Schutzobjekten ist
Bild 13 Galvanische Schutzanlage wegen der geringen Treibspannung und wegen des ge-
ringen Abstands zwischen galvanischer Anode und der
Kathode die Stromverteilung ungünstig. Deshalb kann
Damit ist im Prinzip ein galvanisches Korrosionselement insbesondere bei höheren spezifischen Widerständen
geschaffen. Nur wird dabei gezielt das zu schützende eine größere Stückzahl von Einzelanoden erforderlich
Bauwerk zur Kathode gemacht und die Korrosion werden im Gegensatz zu einer Fremdstromanlage.
ebenfalls gezielt auf die austauschbare Anode verlagert. Bei schwankender Leitfähigkeit des Elektrolyten und/
oder Temperaturschwankungen ändert sich proportio-
Als unedlere Reaktionspartner für Eisen und niedrig- nal dazu die Stromabgabe galvanischer Anoden. Das
legierte Stähle (Baustähle) können verwendet werden: kann bei entsprechender Schwankungsbreite zu einem
laufenden Wechsel zwischen Über- und Unterschutz füh-
• Zink (Zn) ren. Überschutz ist jedoch nur bei Magnesiumanoden
• Aluminium (AI) möglich.
• Magnesium (Mg) Bei galvanischen Anoden ist die Spannung, die den
Schutzstrom durch den Elektrolyten treibt, nach oben
hin begrenzt. So stehen
Die nachfolgenden Betrachtungen wurden aufgrund bis- Bei Fremdstromanlagen bewirkt eine aufwendige An-
heriger Erfahrungen mit kathodischen Schutzanlagen fangsinvestition (z.B. größere Anoden mit geringer Treib-
zusammengestellt. Abweichungen sind in Abhängigkeit spannung) eine deutliche Senkung der späteren Be-
von örtlichen Bedingungen, Rohstoff-, Energie- und Lohn- triebskosten.
kosten möglich.
Bei schwimmenden und dockbaren oder auf andere
Die Investitionskosten sind bei Anlagen mit galvanischen Weise trockenlegbaren Schutzobjekten, an denen die
Anoden in der Regel geringer als bei Fremdstroman- Anoden im Trockenen montiert und erneuert werden kön-
lagen. nen, wird eine galvanische Schutzanlage auch bei hoher
Anodenanzahl günstiger sein.
Nach Verbrauch der galvanischen Anoden müssen aber
häufig die wesentlichen Teile oder die Gesamtanlage
erneuert werden. Verbunden mit dem Abbau der Altteile
können die Kosten den Wert der Anfangsinvestition über-
schreiten.
Auch müssen möglichst langfristig haltbare, blasenfreie Insofern ist eine fehlstellenarme Applikation bei Brack-
und unterwanderungsfeste Systeme für den passiven und Meerwasser oder ähnlichen Elektrolyten besonders
Korrosionsschutz ausgewählt werden. wichtig. Sie läßt sich gut mit lösemittelfreien und mehr-
schichtigen Systemen erreichen.
Beschichtungen, die schon ohne kathodischen Schutz
zu ausgeprägter Blasenbildung neigen, sollten nicht zur Bei Beschichtungen auf geprimerten Stahlflächen kann
Anwendung kommen, da der kathodische Schutz die eine geringere Blasenbildung erwartet werden, als bei
Blasenbildung noch verstärken würde. Ebenso müssen Beschichtungen auf unbehandelten Flächen. Die Blasen
die Bindemittel alkalienbeständig und die Beschichtun- entstehen dann vornehmlich an den Kontaktflächen zwi-
gen möglichst dicht sein, weil der Wasser- und schen Primer und Grund-/Deckbeschichtung. Bei Ver-
lonentransport durch die Beschichtung hindurch bei ka- letzung der Blasenhaut verbleibt somit noch eine Barri-
thodischer Belastung beschleunigt wird. Alle diese Vor- ere auf den Stahlflächen. Ferner kann davon ausgegan-
gänge zusammengenommen können eine nicht speziell gen werden, daß bei Blasen zwischen einer Grundbe-
für den kathodischen Schutz geeignete Beschichtung schichtung aus geeignet pigmentiertem Zink-Polyure-
schnell zerstören. Es ist äußerst wichtig, nur geeignete than oder -Epoxid und den Deckbeschichtungen der
Beschichtungssysteme in ausreichender Schichtdicke Blasengrund beständig gegen die elektrochemischen
zu applizieren. und -osmotischen Einflüsse des Schutzstroms ist.
Ein Schutzpotential von -850 mV(Cu/CuSO4) (Grenz- Die Neigung zur Blasenbildung hängt zunächst von der
wert, bei dem der volle kathodische Schutz beginnt) Stoff-Formulierung der Grund- und Deckbeschichtung
führt in der Regel noch nicht zu einer nennenswerten sowie eines eventuell applizierten Primers ab. Die Bin-
Zunahme der Blasenbildung. Diese setzt bei den meis- demittelbasis der Beschichtungssysteme ist dafür aber
ten der bisher angewandten Beschichtungen erst bei allein nicht ausschlaggebend, eher die spezielle Rezeptur
Potentialen um —950 mV(Cu/CuSO4) ein und wird mit des Herstellers. Innerhalb der einzelnen Beschichtungs-
negativeren Werten verstärkt. Die Blasen bilden sich systeme ist demzufolge der Streubereich für die Nei-
dann zumeist schnell und zahlreich. gung zur Blasenbildung außerordentlich groß.
Recht geringe Blasenbildung bzw. Freiheit von Blasenbil-
dungen und Unterwanderungen sind in der Regel von
Beschichtungen mit Epoxid-Teer- und Polyurethan-Teer-
Produkten auf Epoxid-Zinkstaub- oder Epoxid-Eisenoxid-
rot-Primern zu erwarten.
7.1 Allgemeines
Bei der Schutzstromdichte ( i ) handelt es sich um einen Folgende Stromdichten (bezogen auf unbehandelte Ober-
rein statistischen Wert, der sich in der Praxis nicht direkt flächen) können als Richtwerte für die Berechnung von
messen läßt. Er ergibt sich aus dem benötigten Schutz- Schutzanlagen zugrunde gelegt werden:
strom I und der geschützten Oberfläche A:
1 Die in Tafel 3 genannten Werte gelten für Stahl-
flächen, die mit natürlichen Deckschichten aus
i= I (mA/m2) Korrosionsprodukten bedeckt sind. Metallisch blan-
A
ke Stahlflächen, wie sie z.B. durch mechanische
Genaue Angaben der Schutzstromdichte beziehen sich Beanspruchungen gebildet werden, erfordern ein
in der Regel auf ein bestimmtes Objekt bei bestimmten Mehrfaches der Stromdichten: 200...500 %.
Potentialverhältnissen. Sie sind im strengen Sinne nicht
übertragbar. Die Stromdichten für ein zu schützendes 2 Ist mit einer ungleichmäßigen Stromverteilung z.B.
Objekt lassen sich im voraus theoretisch nur sehr schwer an Spundwänden mit sehr tiefen Tälern oder bei
bestimmen. Zur Abschätzung können deshalb nur Richt- geringemAbstand Anode/Kathode zu rechnen, muß
werte und solche Faktoren aufgeführt werden, die die die Stromdichte erhöht werden: 150... 250 %.
Richtwerte beeinflussen (Strömung, Oberflächenzustand).
3 Bei sehr dicken Rostschichten, oder wenn mit der
Ausbildung fest haftender kathodischer Deckschich-
7.2 Richtwerte für Stromdichten ten gerechnet werden kann, erniedrigen sich die
Stromdichten auf weniger als 50 %.
Um die Werte für die Stromdichten übersichtlich zu hal-
ten, ist es zweckmäßig, sie nur auf unbehandelte, d.h. 4 In Fällen wie (1), (2) und (3), und wenn Zweifel bei
nicht beschichtete Oberflächen zu beziehen. Die Werte der Abschätzung der erforderlichen Stromdichten
für die beschichteten Oberflächen ergeben sich dann bestehen, sollte bei unbeschichteten oder solchen
aus der Fehlstellenrate in der Beschichtung. Bauwerken, bei denen keine Veränderung in der
Oberflächenbeschichtung zu erwarten ist, eine
Schutzstrombestimmung erfolgen (Versuchsein-
Stromdichte
speisung).
mA/m2
Meerwasser, stark strömend (über 3 m/s) 150...200 5 Die genannten Stromdichten gelten auch für den
Meerwasser, bewegt 100...150 beschädigten Flächenanteil in beschichteten Ober-
Meerwasser, schwach bewegt 50...100 flächen. Sie sind dazu auf die Fehlstellenrate umzu-
Meerwasser, ruhend 50 rechnen.
Süßwasser, stark strömend (über 3 m/s) 60... 100
Süßwasser, bewegt 40... 60 6 Die Fehlstellenraten in der Beschichtung müssen
Süßwasser, ruhend 35
entsprechend den möglichen Einflüssen, die Fehl-
stellen erzeugen, zukunftssicher bezogen auf die
Boden, belüftet, neutral 30... 35
Gesamtdauer der Schutzmaßnahme abgeschätzt
Boden, bindig, neutral 10... 20 werden. Die wesentlich günstigeren Fehlstellenraten
Boden, anerob, Mikroben 100...450 im neuwertigen Zustand der Beschichtungen oder
Boden, tiefe Schichten, sauerstoffarm, neutral 5... 15 zu Beginn der Schutzmaßnahmen sind dabei außer
Beton 3... 10 Ansatz zu lassen. Das gilt auch für eine Versuchs-
Tafel 1
einspeisung, die zukünftige Einflüsse nicht erfas-
sen kann.
7.3 Zoneneinteilung
Zone 1: Zone 5:
Bereich zwischen MThw und ca. l m über MTnw; Bodenbereich bis Unterkante Beschichtung;
Schäden durch mechanische Einflüsse, jedoch Repa- keine Vergrößerung der Fehlstellen nach Fertigstellung
ratur der Beschichtung möglich. des Bauwerks, geringe Alterung.
Fehlstellenrate 10 bis 30 %. Fehlstellenrate: Bindiger Boden 5%
Feinsand 5%
Zone 2: Sand 5...10 %
Bereich zwischen ca. l m über MTnw und ca. 1,5 m Kies 10...15%
unter MTnw; Maximum 20 %
Schäden durch mechanische Einflüsse;
Reparatur der Beschichtung nicht möglich. Zone 6:
Fehlstellenrate 30 bis 100 %. Bodenbereich zwischen Unterkante Beschichtung und
Unterkante Bauwerk;
Zone 3: hier kann die Schutzwirkung nach unten hin aus-
Bereich zwischen ca. 1,5 m unter MTnw und ca. 1 m laufen, wenn neutrale Böden vorhanden sind und aus
über Gewässersohle; konstruktiven Gründen kein Korrosionsschutz benötigt
geringe mechanische Einflüsse, Alterung der Be- wird.
schichtung, Stromdichte 50 %
Reparatur nicht möglich. In allen anderen Fällen: Stromdichte 100 %
Fehlstellenrate 20 bis 50 %.
2
MTnw
1.0
wasserseitige Beschichtung
4
5
6 3 100 20 4,9 98
7
8
1.0
Sand 12
blank
6 20 50 6,3 6,3
13
14
Unterkante
15
Erforderlicher Schutzstrom [ mA/m Wand ] 463,4
Bereits während der ersten Planungsphase einer neuen Die Lebensdauer jedes Teilbauwerkes sollte die geplan-
wasserbaulichen Anlage sollten Festlegungen über Not- te Nutzungsdauer (Verkehrsalter, vgl. BAU, E 46) über-
wendigkeit und Art eines Korrosionsschutzes getroffen steigen. Bei Stahlkonstruktionen kann die erforderliche
werden, da dieser nicht nur die bauliche Gestaltung, Lebensdauer erreicht werden durch:
sondern auch die mögliche Lebensdauer sowie den spä- • Überdimensionierung,
teren Restwert der Anlage entscheidend beeinflussen • passiven Korrosionsschutz durch Beschichtung,
kann. Die Entscheidung über diese Fragen hat bereits
Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Vergleiche mög-
• aktiven Korrosionsschutz durch kathodischen Schutz
licher Alternativlösungen. mit Fremdstrom oder galvanischen Anoden,
• kombinierten Korrosionsschutz durch passiven und
Konstruktionsentwürfe, die rechtzeitig die Belange der aktiven Schutz.
vorgesehenen Korrosionsschutzmaßnahmen berücksich-
tigen, können einerseits die Wirksamkeit des Schutzes Ein KKS ermöglicht eine beliebige Verlängerung der Le-
wesentlich erhöhen und andererseits die Investitions-, bensdauer, wenn eine entsprechende bauliche Unter-
Unterhaltungs- und Betriebskosten der Anlage verrin- haltung oberhalb der Mittelwasserlinie vorausgesetzt
gern. wird. Damit entfallen dann auch die Unsicherheiten und
Schwierigkeiten in der Abschätzung der Korrosionsraten
Wird dagegen den Belangen des Korrosionsschutzes in und der möglichen Nutzungsdauer.
den anfänglichen Planungsphasen nicht genügend Rech-
nung getragen, so ist zu erwarten, daß daraus - zumin- Bei Stahlbetonkonstruktionen, die als Alternativen in die
dest beim aktiven kathodischen Korrosionsschutz (KKS) Vergleichsuntersuchungen einbezogen werden, ist zu
- Mehrkosten und Funktionseinschränkungen resultie- berücksichtigen, daß es keinen absolut rissefreien, al-
ren. Unter Umständen kann dann der KKS sogar tech- len Korrosionsangriffen widerstehenden Beton gibt - vor
nisch oder wirtschaftlich unvertretbar werden. allem nicht bei Rammelementen. Trotz ausreichender
Betonüberdeckung
Ob ein Korrosionsschutz notwendig wird, ergibt sich aus:
• der voraussichtlichen Nutzungsdauer der Anlage, (s. BAU, E 21 und E 72) können Risse einer gewissen
Weite zu Korrosion an der Bewehrung führen. Aktive
• der bis dahin zu erwartenden Abrostung und oder passive Schutzmaßnahmen sollten also auch hier
• der Beeinträchtigung der Konstruktion durch diese erwogen werden (KKS, Beschichtung etc.).
Abrostung.
Wird auf spezielle Korrosionsschutzmaßnahmen gänz-
Die Belastung aus Korrosion kann durch Auswertung lich verzichtet, so muß gewährleistet sein, daß die sta-
der Ergebnisse von Feldmessungen oder der langfristig tisch erforderlichen Wanddicken bzw. Querschnitte an
vor Ort ermittelten Abrostungsraten an bestehenden jeder Stelle des Bauwerks über dessen gesamte Nut-
Bauwerken abgeschätzt werden. Darüber hinaus sind zungsdauer vorhanden sind. Dieses läßt sich z. B. durch
aber auch zukünftig wirksame Einflüsse zu beachten, Überbemessung erreichen. Eine solche Methode findet
die die bestehenden Korrosionsbedingungen verändern. aber ihre wirtschaftlichen und fertigungstechnischen
Durch Ausbildung von Makroelementen können sich z.B. Grenzen bei höher beanspruchten Querschnitten und
Zonen mit vervielfachten Korrosionsraten einstellen. größerer oder nicht genügend bekannter Abrostung. Das
gilt insbesondere für Schloßbereiche in Spundwänden
Wegen der grundlegenden Bedeutung des Korrosions- und bei durchgehend geschweißten Stahlprofilen.
schutzes für die Ausbildung und Gestaltung der Bau-
werke sowie für deren Kosten, Lebensdauer und Renta- Bei passivem Schutz durch eine Beschichtung ist nach
bilität ist anzustreben, daß alle Grundsatzunter- dem heutigen Kenntnisstand davon auszugehen, daß die
suchungen und Feldmessungen frühzeitig, spätestens Gesamtfläche der Beschichtung im allgemeinen nicht
aber bei Beginn der detaillierten Entwurfsbearbeitung eine Lebensdauer erreicht, die der Nutzungsdauer des
abgeschlossen sind. Bauwerks entspricht. Daher muß geprüft werden, ob das
Bauwerk allein mit passivem Schutz über die geforder-
te Nutzungsdauer erhalten werden kann.
Die Beeinträchtigung der Konstruktion durch eine mög- Außerdem ist in einem solchen Fall die Korrosion an
liche Korrosion ist dabei zu berücksichtigen. Während den besonders gefährdeten Bauteilen sorgfältig und lang-
die verhältnismäßig intensive Korrosion in den Fehlstel- fristig zu beobachten, wobei zweckmäßig - bei Teil-
len einer Beschichtung in einem Fall statisch belanglos beschichtungen zwingend notwendig -, Nullmessungen
sein mag, kann sie in einem anderen Fall das Bauwerk der Wanddicken an Referenzbohlen oder -pfählen durch-
durch Perforation gefährden. Das gilt vor allem dann, zuführen sind. Durch spätere Nachmessungen in blan-
wenn z.B. die Hinterfüllung herausgespült oder bei Hohl- ken Bereichen oder an Fehlstellen in der Beschichtung
profilen durch Wasseraustausch beidseitige Korrosion können dann die Korrosionsraten ermittelt und die
hervorgerufen wird. Abrostung hochgerechnet werden. Damit läßt sich der
Zeitpunkt abschätzen, zu dem spätestens der KKS nach-
Die Lebensdauer einer Beschichtung kann durch Schutz gerüstet werden muß.
gegen mechanische Schäden aus Schiffsbetrieb und
Eisgang wesentlich erhöht werden, z.B. durch entspre- Nach dem heutigen Kenntnisstand ist bei Stahlwasser-
chende Profilformen bei geschlossenen Spundwänden, bauten ein kathodischer Schutz im allgemeinen nur in
durch vorgebaute Reibehölzer, die bis unter MTnw rei- Kombination mit nachweislich geeigneter Beschichtung
chen, u.dgl. wirtschaftlich. Obwohl Beschichtungen teuer sind und
im Laufe der Zeit teilweise wirkungslos werden, verhält
Beim passiven Korrosionsschutz ist vor Teilbe- sich der kombinierte Schutz dennoch deutlich kosten-
schichtungen, z.B. nur der Zone unterhalb der günstiger als der ausschließliche kathodische Schutz
Niedrigwasserlinie, zu warnen, da bei der Korrosion unbeschichteter Stahlflächen. Im letzteren Fall ergeben
durch Makro-Elementbildung die Hauptkorrosionszone sich außerordentlich hohe Kosten für Strom und Ano-
lediglich in die benachbarten, unbeschichteten Berei- den bei Fremdstromanlagen oder für Anodenersatz bei
che verschoben würde. galvanischen Schutzverfahren. Der kathodische Schutz
unbeschichteten Stahls sollte daher nur als Notlösung
Eine Korrosionsminderung durch Teilbeschichtung ist nur und nicht planmäßig in Betracht gezogen werden.
dann zu erreichen, wenn nicht nur die korrodierende
anodische Zone, sondern auch die kathodische Zone Eine Beschichtung kann auch losgelöst von wirtschaft-
beschichtet wird, die zwar selbst nicht oder nur wenig lichen Erwägungen allein aus technischen Zwängen not-
korrodiert, aber die Korrosionsgeschwindigkeit in der wendig werden. Dies gilt immer dann, wenn es bei
anodischen Zone bestimmt. schwierigen geometrischen Verhältnissen, im Brack- und
Süßwasserbereich, oder bei drohender Beeinflussung
Technisch und wirtschaftlich sinnvoll können Teil- von benachbarten Anlagen erforderlich ist, eine ausrei-
beschichtungen auch in Verbindung mit kathodischem chende Stromverteilung bei geringen Stromdichten zu
Schutz sein. Die Beschichtung muß dann aber zumindest gewährleisten. Probleme dieser Art lassen sich ohne
bei Neubauten von Oberkante Stahlprofil bis ca. 2,00 m fachkundige Hilfe oft nicht erkennen.
unter MTnw reichen.
9.1 Untersuchung der korrosivene Einflüsse Damit halbiert ein Wasser bei Abkühlung von 20 °C im
aus dem Wasser Sommer auf 0 °C im Winter seine Leitfähikeit nahezu.
Das hat wesentliche Auswirkungen auf die Stromabgabe
Bei Errichtung eines Bauwerks, das sofort oder später von Schutzanlagen und auf die Verteilung des Schutz-
kathodisch geschützt werden soll, oder vor dem Einbau stroms.
einer Schutzanlage an bestehenden Bauwerken sind für Die Korrosionsgeschwindigkeit ist abhängig vom
die Konstruktion und Bemessung dieser Anlage Vorun- Sauerstoffgehalt des Elektrolyten. Er fällt mit steigen-
tersuchungen und Messungen erforderlich. Untersuchung der Temperatur von 14,6 mg/l bei 0 °C auf 9,2 mg/l bei
der korrosiven Einflüsse. 20 °C bei gesättigtem Süßwasser. Trotzdem nimmt die
Korrosion mit steigender Temperatur nicht ab, da die
In natürlichen Wässern sind Salze, vorwiegend Chlori- Diffusions- und Reaktionsgeschwindigkeit des Sauer-
de aber auch Sulfate und Bikarbonate gelöst. Weitere stoffs ansteigt, was das Weniger an Sauerstoff über-
Anionen spielen im allgemeinen nur eine untergeordne- kompensiert.
te Rolle. An Kationen herrschen Natrium, Kalium, In diesem Zusammenhang muß beachtet werden, daß
Calzium und Magnesium vor. Der Salzgehalt von natür- auch bei geringem Sauerstoffgehalt die Korrosions-
lichen Wässern liegt zwischen nahezu 0 % bei Quell- geschwindigkeit kaum beeinflußt wird. Erst wenn er sich
wässern aus Urgestein und ca. 3,5 % im Meerwasser. Werten unter 2 mg/l nähert, kann mit bedeutsamer Ver-
In besonderen Fällen treten noch höhere Werte auf. ringerung der Korrosionsgeschwindigkeit gerechnet wer-
Besonders zu beachten sind durch Einleitungen verun- den.
reinigte Wässer und z.B. Wässer aus der Tiefe (Mine-
ralquellen oder Bergbau). In diesen Fällen können zu- Wichtiger als der Gehalt an Sauerstoff ist dessen Diffu-
sätzliche Anionen und Kationen vorhanden sein oder sion aus dem Elektrolyten an den Stahl, wobei Strö-
ungewöhnlich hohe Konzentrationen der eingangs ge- mungsgeschwindigkeiten, Turbulenzen und Durchlässig-
nannten. keit von Böden, und bei bestehenden Bauwerken auch
Vom Salzgehalt des Wasser hängt seine spezifische Bewuchs, Deckschichten aus Korrosionsprodukten oder
Leitfähigkeit (gemessen als χ bei 20 °C in µS/cm) bzw. Beschichtungsreste von Bedeutung sind.
sein spezifischer Widerstand (gemessen als ρ in Ωcm Die Wirksamkeit des kathodischen Schutzes und die
oder Ωm) ab. Funktion von Schutzanlagen wird von Calzium-, Mag-
nesium- und Phosphat-Ionen beeinflußt. Ohne die beiden
Beispiele, spezifische Leitfähigkeit Leitfähigkeit erstgenannten Ionen ist ein effektiver kathodischer
Mittelwerte µS/cm Schutz kaum realisierbar, da sich keine kathodischen
Deckschichten bilden. Das wäre z.B. der Fall in einem
Geeste oberhalb Tidesperrwerk Bremerhaven 400
Flußwasser ohne oder mit sehr geringer Wasserhärte,
Geeste unterhalb Tidesperrwerk Bremerhaven *) 400 - 14000
aber mit deutlichen Gehalten an Kohlensäure und Sau-
Elbe bei Hamburg Altona 1000
erstoff, oder in einem Moorwasser. Normale Fluß- und
Weser bei Bremerhaven 4000 - 30000
Grundwässer enthalten jedoch ausreichende Mengen
Seewasser bei Helgoland 37000
der benötigten Kationen.
Küstenwasser bei Cuxhaven *) 9000 - 33000
In verunreinigten Wässern können Phosphat-Ionen aus
*) Je nach Tidephase
kommunalen Abwässern vorhanden sein. Diese bilden
Tafel 2 ab kritischen Gehalten dichte Deckschichten auf Zink-
und Aluminiumanoden, die die Stromabgabe ganz oder
Aus der Leitfähigkeit ergeben sich wichtige Folgerun- teilweise verhindern. Von welcher Konzentration an
gen für die Planung von Korrosionsschutzanlagen wie Phosphate stören, hängt von der Anwesenheit und Men-
Aufwand für die Anodenanlage und die zu erwartende ge anderer Anionen, wie z.B. Chloriden, Sulfaten und
Stromverteilung. Nitraten, und der spezifischen Stromdichte, das heißt
Die Leitfähigkeit ist abhängig von der Temperatur und der Belastung der Anoden ab. Hohe Chloridgehalte wie
wird deshalb als „spezifische Leitfähigkeit“ bei Bezugs- im Meerwasser machen den Einsatz der genannten
temperatur, (meistens 20 °C) gemessen. Ihr Tempera- Opferanoden meistens unbedenklich, in Brackwässern
turkoeffizient liegt bei natürlichen Wässern zwischen 2,0 ist aber schon Vorsicht geboten.
und 2,5 %/°C. Der formelmäßige Zusammenhang lau-
tet:
In industriell verunreinigten Wässern muß die Analyse An einem bestehenden, zu beurteilenden oder zu schüt-
erweitert werden auf: zenden Bauwerk kann aus den freien Korrosions-
potentialen auf die Korrosionsgeschwindigkeit, den
• alle Halogenide Schutzstrombedarf und die Gleich- oder Ungleich-
• Mangan förmigkeit der Korrosion qualitativ geschlossen werden.
Die Ableitung von zahlenmäßigen Angaben ist jedoch
Ferner ist zu entscheiden, ob mehrere Wasserproben nicht möglich.
aus unterschiedlicher Tiefe, bei unterschiedlichen Was- Die Potentiale von Baustahl für allgemeine Verwendung
serständen und Wasserführungen für eine sinnvolle Be- liegen meist innerhalb folgender Bereiche:
urteilung erforderlich sind.
Umfangreichere Analysen zur Beurteilung der Boden- • Süßwasser: -430 bis -530 mV/(AgCl)
und Wasseraggressivität wie z.B. im Rohrleitungsbau • Meerwasser: -530 bis -600 mV/(AgCl)
werden für Stahlwasserbauwerke nicht benötigt.
Deuten die Messungen durch signifikante Streuungen Der Versuch soll an repräsentativer Stelle ausgeführt
auf Elementbildungen hin, muß speziell auf diese unter- werden. Bei einem nicht gleichförmigen Bauwerk ist un-
sucht werden. (In Meerwasser gelten Potentialunter- ter Umständen an mehreren Stellen zu messen.
schiede von wenigen mV bereits als bedeutsam!)
Die Versuchsanoden sind derartig anzubringen, daß sie
Dazu werden die Potentialmessungen rasterförmig (z.B. einer künftigen Anodenanlage realitätsnah entsprechen.
1 Meter x 1 Meter bei einer Spundwand) über das ge- Insbesondere ist eine zu enge Anodenverteilung zu ver-
samte Bauwerk ausgeführt. Dabei muß sehr genau ge- meiden. Der mit Versuchsanoden abgedeckte Bereich
arbeitet werden, da es auf geringe Potentialunterschiede muß genügend groß sein, damit die Meßergebnisse ohne
von wenigen mV ankommen kann. Aus den Differenzen Verfälschung durch die Randzonen ausgewertet wer-
wird auf die örtliche Verteilung von anodischen und ka- den können.
thodischen Oberflächen geschlossen.
Vor der eigentlichen Schutzstrombestimmung ist genü-
9.4 Versuchseinspeisung mit Fremdstrom gend lange vorzupolarisieren. Über die Dauer entschei-
den die erzielten Potentialwerte bzw. deren Abkling-
9.4.1 Allgemeines kurven, mit denen sich die Vorpolarisation beurteilen
läßt.
Der Schutzstrombedarf einer ebenen, räumlich abge-
grenzten und unbeschichteten Stahlfläche läßt sich nach
Erfahrungswerten abschätzen. An Bauwerken ist es je- 9.4.2 Durchführung eines Einspeiseversuchs mit
doch genauer, wenn mit einer sogenannten Versuchs- Fremdstrom
einspeisung eine Schutzanlage, im günstigsten Falle ein
Teilabschnitt der vorgeplanten realen Schutzanlage si- Nach der Vorpolarisation werden unterschiedlich hohe
muliert wird. Dabei werden provisorische, entsprechend Versuchsströme mit Haltezeiten eingestellt und aus den
leistungsfähige Anoden und ein mobiles Schutzstrom- jeweils erzielten Potentialen und den zuzuordnenden
gerät installiert. Bei der notwendigen Vorpolarisation mit Oberflächen die spezifischen Stromdichten errechnet.
hohen Stromdichten sind diese so zu begrenzen, daß
vorhandene Beschichtungen nicht beschädigt werden, Stromdichten und Potentiale stehen über eine Exponen-
und die Wirkung der Stromeinspeisung je nach örtlichen tialfunktion miteinander in Zusammenhang. Durch In-
Bedingungen über Stunden, Tage oder gar Wochen mit ter- oder Extrapolation lassen sich die Meßergebnisse
Datenloggern zu überwachen. hinsichtlich der interessierenden Potential- oder Strom-
dichtebereiche auswerten.
Neben der Ermittlung der Stromdichten, die für sich al- 9.5 Versuchseinspeisung mit galvanischen
lein wenig aussagen, sollte während des Versuchs die Anoden
Stromverteilung bei gegebener, durchdachter Anoden-
anordnung untersucht werden. Ggf. ist die Anoden- 9.5.1 Allgemeines
verteilung zu optimieren.
An größeren Bauwerken, die mit galvanischen Anoden
Versuchseinspeisungen sind dafür geeignet, zweifelhafte geschützt werden sollen, wird ebenfalls empfohlen, eine
elektrische Durchverbindungen zwischen Spundbohlen, Versuchseinspeisung durchzuführen. In diesem Falle ist
Leitern, Fendern, Bauwerksfugen usw. zu überprüfen. es sogar zweckmäßig, dazu die Anodenart zu verwen-
den, die endgültig zum Einsatz kommen soll. Dabei las-
sen sich auch die Art der Anodenhalterung, der elektri-
V A Mobiles Schutzstromgerät
sche Anodenanschluß und Schutzmaßnahmen gegen
mit Datenlogger für mechanische Schäden an den Anoden in der Praxis tes-
Strom - Spannung - Potential
ten. Eine Versuchseinspeisung mit galvanischen Ano-
(+)
(-)
den geht über eine Versuchseinspeisung im engeren Sin-
ne hinaus und dient gleichzeitig als Versuchsbetrieb der
geplanten Schutzanlage. Damit lassen sich alle Unsi-
cherheiten, die mit der Planung galvanischer Schutzan-
lagen verbunden sind, im Praxisversuch erfassen und
Anode ausschalten.
10.1 Einführung
Bild 17 Kathodenlängsleitfähigkeit
10.2.4 Kabelwege
Bild 22 Planungsparameter
10.3 Anlagenteile Korrosionsschutzsystem 10.3.2 Anoden und Anodenhalterungen
Beim Betrieb von kathodischen Korrosionsschutzanlagen • Wenn keine Fernüberwachung installiert ist (dies ist
ist darauf zu achten, daß die Schutzwirkung ständig er- häufig bei kleineren Anlagen der Fall), ist eine wö-
halten bleibt. Dazu ist es erforderlich, daß die Anlagen chentliche Funktionskontrolle der Schutzanlagen
von Fachpersonal oder eingewiesenem Betriebspersonal empfehlenswert. Hierbei sind nur die Werte an der
überwacht wird. Schutzanlage wie Strom, Spannung und Potential
Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß gelegentlich aufzunehmen und zu dokumentieren. Bei größeren
Betriebspersonal den kathodischen Korrosionschutz Abweichungen sind die Ursachen zu erkunden und
nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit betrachtet. zu beheben.
Teilweise aus Mangel an Fachkenntnis oder auch aus Einmal jährlich sollten die Korrosionsschutzanlagen
Zeitgründen wurden wichtige Funktionsdaten der Anla- komplett überprüft werden, d.h. die Aufnahme aller
gen nicht gemessen oder ignoriert. aktuellen Werte im Vergleich mit den Werten der In-
Beispiele aus der Vergangenheit haben gezeigt, daß betriebnahme und Abnahme. Bei Bedarf ist eine Neu-
durch nicht ordnungsgemäßen Betrieb der Anlagen die einstellung vorzunehemen.
Schutzwirkung über einen längeren Zeitraum nicht ge- • Bei fernüberwachten Anlagen kann auf die wöchent-
geben war, oder auch die Bauwerksbeschichtung durch liche Funktionskontrolle verzichtet werden. Jedoch
Überschutz beschädigt wurde. sollte das System auch hierbei jährlich komplett über-
Wie im vorgehenden Kapitel erwähnt, ist die Intensität prüft werden.
der personellen Überwachung von dem installierten
Überwachungssystem abhängig. Zusammenfassend ist festzustellen, daß die Schutz-
wirkung von Korrosionsschutzanlagen nur sichergestellt
ist, wenn sie auch zuverlässig betrieben und überwacht
werden. Nur dann erfüllt die Investition für die Installati-
on des Kathodischen Korrosionsschutzes ihren Zweck.