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views, das Padre Angel im Jahr 1991 durchführte. Die wortgetreue Tonband-Niederschrift (im Original) wurde im Jahr 2004 durch
Padre Angel veranlasst.
Übersetzung: Lothar Rauer (Eine-Welt-Gruppe Wesel g.e.V.)
Wesel, Mai 2005
Einleitung
Die Darstellungen von Gloria Núñez, 23 – 24 Jahre alt im Moment der Ge-
schehnisse, 1990 – 1991, stellen einen außerordentlichen Bericht als Augen-
zeugin der geschilderten Ereignisse dar. Insbesondere dadurch, da Gloria eine
der führenden Hauptverantwortlichen der nicht ungefährlichen Geschehnisse
ist. Die Ereignisse befinden sich noch in zeitlicher Nähe des am 11. November
1991 durchgeführten Interview. Die Aufzeichnungen profitieren von der Frische
der Erinnerungen und der Tatsache, dass Gloria eine beeindruckende Leiterin
der Rückkehr war und dass sie von Anfang an dabei war. Das Interview wurde
in der Gemeinde Nueva Esperanza durchgeführt, zwischen den Behelfs-
Unterkünften aus Plastik, in der Grundfarbe blau, die als Häuser fungierten und
die ACNUR zur Verfügung gestellt hatte. Alles in einer Vegetation, die einer
Wildnis glich und wo es bereits die ersten Haustiere in der Gemeinde gab. Die-
jenigen, die sich in der Nähe befinden, kann man gelegentlich auf den Ton-
bandaufzeichnungen hören.
Im Zusammenhang mit den riesigen Überschwemmungen, die wir durch das
plötzliche Öffnen der Schleusentore der Talsperre, die sich nicht weit von uns
entfernt befindet und dem Hurrikan „Mitch“ Ende Oktober 1998 erlitten, schien
es, dass die Tonbandaufzeichnungen des Interviews auf drei Kassetten ruiniert
und verschwunden waren, neben anderer persönlicher Gegenstände, - wie Fo-
tos, Dokumente, etc. -, und Wertsachen. Es war eine freudige Überraschung,
als wir im Jahr 2004, fast zufällig, feststellen konnten, dass besagte Aufnahmen
gefunden wurden und noch abspielbar waren. Hier nun, wie es offenkundig ist,
erscheinen diese Aufnahmen in geschriebener Form. Aufgrund des außerge-
wöhnlichen Wertes dieses Zeugnisses, wurde eine gesonderte Broschüre er-
stellt. Sie dient besonders dafür, dass die jungen Generationen, die Generation
der Töchter und Söhne des Krieges, die Generation der Söhne und Töchter der
Nachkriegszeit und die Generationen die danach folgen darüber etwas erfah-
ren.
Zunächst will ich mich bei Padre Angel bedanken, dass er mir die Gelegenheit gibt, dass ich zum Er-
scheinen dieser Broschüre beitragen kann, die er herausgeben will. Ich werde versuchen den Pro-
zess der Rückkehr der Gemeinde Nueva Esperanza aus dem Exil in Nicaragua nach El Salvador zu
schildern, denn seit dem Beginn des Prozesses bin ich daran beteiligt und zuvor habe ich schon eini-
ge Jahre in der Gemeinde ehrenamtlich gearbeitet. Ich habe mich immer gerne, bereits seit meinem
13. Lebensjahr, in unserer Gemeinde beteiligt, als Katechistin und in anderen Bereichen.
Es ist sehr wichtig zu wissen, warum wir uns in Gemeinschaft aufmachen wollten und nicht als Ein-
zelpersonen. Wir hatten uns bereits daran gewöhnt in Gemeinschaft zu leben, wir fühlten uns damit
wohl und in der Gemeinschaft hatten wir mehr Kraft für die Rückkehr nach El Salvador, um eine
Landfläche zu erlangen und unser Leben abzusichern. Bei einer individuellen Lösung wäre das an-
ders, weil die Rückkehr für alle mit Gefahren verbunden ist, weil jeder einzelne Angst hat und hier in
Nach einem Monat hatten wir die Ergebnisse zusammen. Wir stellten fest, dass die Mehrheit der
Menschen nach El Salvador zurückkehren wollten und die Mehrheit strebte die Rückkehr in Gemein-
schaft an und an einen beliebigen Ort, oder auch, nicht unbedingt an den Ort ihrer Herkunft, sondern
zu irgend einen Ort, wo wir Bedingungen für ein Überleben finden würden und wir eine Entwicklungs-
perspektive hätten. So sahen wir, dass der Wunsch zur Rückkehr nach El Salvador bereits eine Rea-
lität war.
Wir führten unsere erste Versammlung mit allen Vertretern der Familien der verschiedenen Gemein-
den durch, um uns zunächst darüber auszutauschen, was uns bewegte. Und so kam es auch, dass
gesagt wurde, dass wir zurück kehren wollen und es wurde ein Rückkehr-Komitee gegründet. Diese
Versammlung verließen wir mit dem Resultat, dass wir uns in kleinen Komitees organisieren werden.
Dies erfolgte in Abstimmung mit den Repräsentanten jeder Gemeinde und der Kooperativen, wie ich
es zuvor beschrieb. Diese Versammlung war im August, immer noch im gleichen Jahr 1990.
Die Gemeinde, die sich von allen hervor hob, war die Gemeinde vom Kilometer 35, von der Koopera-
tive Iván López. An den Versammlungen beteiligten sich von ihnen immer zwei Repräsentanten, erle-
digten alle ihre Aufgaben, die anstanden und trugen Ideen mit bei. Dies hatte auch zu Folge, dass
diese Gemeinde besser organisiert war, als zuvor. Von ihnen hatten die meisten den Wunsch zurück
zu kehren, während in den anderen Gemeinden nicht die ganze Gemeinde dafür war sich für die
Rückkehr zu entscheiden. Dies bewirkte, dass diejenigen, die nicht zurückkehren wollten, die anderen
mit herunter zogen, wie in San Rafael del Sur und in Luciano Vilches. Es gab einige, die sich nicht in
organisierter Form auf den Weg machen wollten, sondern einzeln und sie beeinträchtigten die Moral
der anderen. Sie wollten nicht in der Gruppe mitgehen, die von uns organisiert wurden. Sie sagten,
dass man wissen wird, wenn wir kommen, und man uns dann töteten würde, denn da noch Krieg
herrschte, sei es besser einzeln zu gehen. Denn die Rückkehr in Gemeinschaft würde viel Aufsehen
erregen. Außerdem wären die Schwierigkeiten gemeinschaftlich die Rückkehr durchzuführen sehr
Am gleichen Tag fertigten wir einen Brief und präsentierten ihn ACNUR (Alto Comisionado de las
Naciones Unidas para los Refugiados) und der Regierung von El Salvador, worin wir den Wunsch
unserer gemeinschaftlichen Rückkehr zum Ausdruck brachten. Später wurde jeder Gemeinde die
Verpflichtung übertragen, dass sie eine Liste der teilnehmenden Menschen erstellten und darauf ver-
merkten, ob die jeweiligen Personen über Dokumente verfügten oder nicht, und es sollten alle per-
sönlichen Daten aufgenommen werden. Diese Aufgabe hatte jede Gemeinde zu erfüllen. Die von
Kilometer 35 kamen dem nach, die anderen jedoch nicht. Als die Versammlungen waren, stellte man
fest, dass diese Aufgaben nicht erfüllt waren. Es folgten weitere Versammlungen mit den Repräsen-
tanten.
Später bemerkten wir, dass viele Aufgaben zu bewältigen waren und man vergrößerte das Rückkehr-
Komitee. Man bildete eine Land-Kommission, die nach El Salvador kommen sollte, um ein Gelände
zu suchen. Auch bildete man eine weitere Kommission für die Bildung und eine für die Finanzen. Klar,
die für die Finanzen zuständig waren mussten Geld für die Mobilisierung suchen, weil es eines der
Probleme war, kein Geld für die Rückkehr-Aktion zu haben, für die Organisationsarbeit und wenn wir
uns trafen, für das Essen für die Menschen.
Am Anfang hatten wir die Unterstützung von CEBES (Comunidades Eclesiales de Base de El Salva-
dor), das Büro, die Transportmöglichkeiten und man schuf ein Projekt für die Phase der Vorbereitung
der Rückkehr und was realisiert werden konnte. So erlangten wir ein wenig Geld für die Abdeckung
dieser Kosten. Die Unterstützung die wir hatten, kam von ihrer Seite, aus der Hilfe die sie für die Ent-
wicklung für die Dörfer erlangten und sie gaben uns Unterstützung beim Transport. Und nicht nur das,
sondern auch in der Pastoralarbeit, diesen Glauben zu erhalten, der es war, der uns am Leben er-
hielt.
Mit CEBES arbeiteten wir von Beginn an zusammen, wie ich bereits zuvor sagte. Mit ACNUR war
dies auch so. Wir begaben uns zu ihnen. Im August, als wir den ersten Brief gefertigt hatten, da gab
es schon Verbindungen zu ihnen. Auch zu den Dominikaner haben wir über dich (Padre Angel d.Ü.)
Kontakt. Es gab keine weiteren Organisationen oder Institutionen, die uns unterstützten. Später such-
ten wir dann Unterstützung durch andere Institutionen.
Die Vorarbeiten für die Klärung, wer über Dokumente verfügt und für wen welche zu beschaffen wa-
ren, stellte sich als eine immense Arbeit bei den Kindern, die in Nicaragua geboren wurden, heraus.
Es musste geklärt werden, ob sie über eine Geburtsurkunde verfügen und für die, die sie nicht hatten,
musste für die Beschaffung gesorgt werden; es gab Probleme mit Kindern, die nicht den richtigen
Familiennamen führten und es gab eine große Anzahl von Kindern, die nie registriert worden waren;
Probleme gab es auch mit den Ehepaaren, die sich aus SalvadorianerInnen und NicaraguanerInnen
zusammen setzten und die sich an der Rückkehr beteiligen wollten, denn sie mussten nachweisen,
dass sie legal verheiratet waren. Weiterhin musste sich die Kommission um Rechtsanwälte kümmern
und diese fand man bei den solidarischen Menschen in Masaya, denn dort konnten uns einige solida-
rische SpanierInnen einige Rechtsanwälte eines Rechtsanwaltsbüros vermitteln, und die dann dort für
uns tätig waren. Es war eine Riesenarbeit, mit den Geburtsurkunden und den Heiratsurkunden der
gemischten Ehen, alles in Ordnung zu bringen.
Und später hatte dann die Bildungs-Kommission die Arbeit die Noten der SchülerInnen zu beglaubi-
gen, der Grundschule, der Hauptschule, aller Klassen. Dies ereignete sich Anfang September. Bis
dahin war das Schuljahr noch nicht beendet, aber man musste die Listen der SchülerInnen erstellen
und festhalten, in welcher Klasse sie sich befanden und um das Zeugnis bitten, denn in Nicaragua
wird es beim Verlassen der Schule nicht herausgegeben, da die Zeugnisse dort gesammelt werden.
Dies trifft insbesondere dann zu, wenn der Schulbesuch bereits abgeschlossen ist.
Auch jede Gemeinde musste Fonds für die Rücksiedlung ansammeln. Sie veranstalteten verschiede-
ne Dinge, kleine Verkäufe, Verlosungen…. um so Geld für die gemeinsame Sache zu erlangen.
Es waren auch die Treffen mit den VertreterInnen der Familien hinsichtlich des Küchendienstes und
des Transportes zu organisieren.
Zu organisieren waren auch die Menschen, die sich im Bildungs- und im Gesundheitsbereich einbrin-
gen sollten. So wurden Workshops für den Bereich Gesundheit und Bildung organisiert. Der Gesund-
heitsworkshop war bereits zuvor in der Versammlung initiiert worden. Im August begannen wir. Es
ging darum, Kenntnisse zu erwerben, die für die Rückkehr und die Ankunft hier notwendig waren. Es
beteiligten sich daran Jugendliche und einige Frauen. In der Gemeinde waren sie in dieser Hinsicht
nicht organisiert. Es gab einige Frauen, wie Doña Lichita die Kenntnisse über Injektionen hatte und
zur Behandlung von Kranken, sowie der Verabreichung von Medizin. So auch Angela, die Hebamme
war und in dieser Eigenschaft den Menschen zur Verfügung stand. Aber es gab ernsthafte Schwierig-
keiten in der Gemeinde und wir dachten, dass wir es für die Rückkehr besser organisieren müssten
und dass wir mehr Menschen benötigen würden, die diese Fähigkeiten hätten und dass man sie in
diesem Bereich fördern müsse.
Die Gesundheitskommission wurde nach der Versammlung organisiert. Sie erhielten, als erste Grund-
lage, verschiedene Fortbildungen. Sie wurden von einer ehrenamtlichen Krankenschwester unter-
stützt und einem Arzt. Diese Unterstützung erfolgte zu einem großen Teil auch im Bereich der alter-
nativen Medizin. Es gab Fortbildungen in Naturmedizin, der Frage, wie Massagen durchzuführen sind
und ein wenig in Akupunktur. Auch wurden Fortbildungen in der Herstellung und Zusammensetzung
von Arzneimitteln angeboten. Dahinter steckte der Gedanke, dass es Leute geben müsse, die in die-
sen Bereichen helfen könnten, weil wir wussten, dass die Bedingungen in El Salvador sehr schwer
sein würden. In El Salvador richtet sich alles nach dem Geld, alles muss bezahlt werden und da wir
nicht die entsprechende Voraussetzungen hatten, forderten wir, dass wir uns darauf vorbereiten
mussten. In der Pharmazie gab es Schwierigkeiten, weil wir fast keine Medikamente hatten, ein wenig
ja, eine kleine Medizinstation. In diesen Werkstätten bildeten sich etwa 15 Personen fort. Einige woll-
ten darauf nicht bis zum letzten Moment warten. Und nicht alle, die an diesen Fortbildungen teilnah-
In dieser Versammlung beschlossen wir auch, einen kleinen Workshop zur Organisation durchführen.
Wir suchten die Unterstützung von PROCARES (Programa de capacitación para refugiados salvado-
reños – Programm zur Fortbildung von salvadorianischen Flüchtlingen), die jedoch nicht sehr groß
war. Sie unterstützten verschiedene Gemeinden auch ein wenig im Bereich Kunsthandwerk und Nä-
herei.
Schwierigkeiten im Koordinations-Team
Durch die Versammlung der VertreterInnen der Familien im August und dem Workshop „komunale
Organisation“ stellten wir fest, dass wir einen Plan für die Rückkehr aufstellen und dass wir uns in
mehr Rückkehr-Gruppen aufteilen müssten, die jeweils einen Verantwortlichen haben, der in der Lage
ist zu verhandeln und die Arbeit gut verteilen kann. Die Familien-VertreterInnen erledigten ihre Aufga-
ben in den Gemeinden und berichteten später in den Versammlungen davon. Die Aufgabenbereiche
„Kontakte“ und „Geschäftsführung“ fielen immer mir zu, weswegen ich viel unterwegs war. Es gab
dabei Momente, wo ich mich sehr erschöpft fühlte. Wir mussten uns neu organisieren, mehr Aufga-
ben verteilen, die für die Rückkehr zu erledigen waren.
Zu Beginn waren wir zwei Leute die ganztags arbeiteten, Ulises und ich. Aber Ulises hatte einige
Probleme, weil er nicht motiviert war die Rückkehr anzutreten, die Rücksiedlung in Gemeinschaft
durchzuführen. Er befand sich in einer ambivalenten Situation auch dadurch, dass seine Mutter sich
in den USA befand und er nachkommen sollte oder auch deshalb, weil er unter diesen Bedingungen
sich nicht in Gemeinschaft der Rückkehr anschließen wollte. Schließlich sagte er mir, dass es ihm an
der eigenen Überzeugung fehlte, andere moralisch für dieses Gemeinschaftsprojekt zu unterstützen,
die anderen zu Aktivitäten zu bewegen und sich voll in die Arbeit einzubringen.
Wir baten andere um Unterstützung, wie die Familienoberhäupter, und ich erinnere mich auch an eine
Frau der Kooperative Luciano Vilches und an eine Frau aus León, als ich mich eines Tages vollkom-
men erschöpft fühlte und denen ich sagte, dass sie in allem mithelfen mögen, damit wir die Aufgaben
in den Gemeinden erfüllen könnten und auch später bei der Umsetzung der geplanten Aktivität und
dass wir nicht in jener Versammlung wären, um nur die Stühle zu erwärmen, sondern, dass wir mit
Ideen zur Sache beizutragen und uns an der Arbeit zu beteiligen hätten; schließlich begann die Frau
von der Gemeinde „11“ in der Versammlung zu weinen und erklärte, dass sie nicht die Kapazität hier-
zu habe, etwas in Bewegung zu bringen, wie wir sie hätten; ich war ziemlich hart vorgegangen, ich
erinnere mich daran und ich entschuldigte mich bei ihr und der anderen Frau.
Aber man muss auch hinzufügen, dass wir die Repräsentanten der Gemeinen baten, dass sie helfen
mögen. Aber es war auch deshalb für sie sehr schwer, weil sie Verpflichtungen gegenüber ihren Fa-
milien hatten, die Arbeit in der Gemeinde und sie waren oft unterwegs, von den Kooperativen aus
nach Managua, die Kosten des Essens, mussten ihre Kinder alleine lassen..... Ich hatte die Hilfe von
CEBES, weil sie seit dem Jahr 1988 schon in den Gemeinden arbeitete. Und die anderen Menschen
hatten diese Hilfe nicht.
In diesem Workshop erkannten wir, dass alles auf mich zurückfallen würde und man es nicht zentrali-
sieren konnte, da es bedeutet hätte, dass alle Aufgaben sich bei mir angehäuft hätten, was nicht
möglich war. Somit suchten wir einen anderen Compañero, der sich in die Arbeit einbringen könnte.
Bisweilen gab es Widersprüche, weil es auch viele Menschen gab, die kein Vertrauen hatten. Sie
sagten, nun ja, wir werden weggehen, aber ich glaube nicht daran, dass wir von hier weggehen, um
nach El Salvador zurück zu kehren. Es erschien ihnen als Lüge, sie glaubten, dass man die Rückkehr
nicht antreten würde. Aber ich hatte diesen Glauben an die Rückkehr, hatte das Vertrauen in das,
was ich machte. Auch gab es viele Menschen mit dem Wunsch nach El Salvador zu gehen, aber
auch sie sahen nicht die Möglichkeit dies umzusetzen, und ich aber wohl.
Und es hat mir sehr geholfen, dass ich sehr an Gott glaube. Daher bat ich Gott, dass er mir diese
Kraft gäbe, damit das, was ich mache, zu einem Erfolg führt, dass alles nicht auf halben Wege ste-
cken bleibt. Und ich fühlte, dass ich diese Kraft durch Gott erhielt und es mich antrieb. Obwohl ich
nicht an den Messen teilnahm, was aufgrund der Arbeit, die ich voran bringen musste, nicht möglich
war, wandte ich mich an Gott mit dieser Bitte. Ich erlebte Momente, wo ich sehr besorgt war, vor Ver-
zweiflung geweint habe, um dann Gott zu Bitten, dass er mich spüren lassen solle, dass er mir die
notwendige Kraft gab. Dies fühlte ich so tief in mir drinnen. Aber ich spürte es auch durch die Reakti-
onen der Menschen. Es war der Moment, wo bei ihnen die Vorstellung zur Rückkehr deutlicher wur-
de. Und später, bei allen Messen und Reflexionen wurden die Menschen motiviert, die bisher unent-
schlossen waren. Man setzte sich mit folgender Frage auseinander: Wenn ich eine tatsächliche Chris-
tin bin und Gott möchte, dass ich ihm folge, warum will ich dann nicht in Gemeinschaft die Rückkehr
antreten? So bemerkte ich, dass Gott sich über meine Person äußert und durch die übrigen Men-
schen, die zurückkehren wollen. Oder es ist so, dass der Glaube uns den notwendigen Schub gibt,
um uns zu organisieren und wir uns in der Gemeinde noch mehr einbringen können. Und dies war
später auch bei mir persönlich so, wenn man sich in einer Krise befindet, besorgt ist, dass man die
Sache nicht zum Abschluss wird bringen können und man vielleicht Opfer auf sich genommen hat, in
diesen Situationen begab ich mich mit Gott ins Gespräch, um ihn zu bitten, dass er mir die notwendi-
ge Kraft geben möge und ich fühlte tatsächlich, dass er mir half. Wenn andere Menschen halfen, wie
du (Padre Angel d.Ü.) uns geholfen hast, andere solidarische Menschen in Managua, wie die Gruppe
aus Seatle, die eine Gruppe ist, in der Menschen verschiedener Nationalitäten mitarbeiten. So sah
ich, dass Gott in der Sache der Rückkehr in allem anwesend war, in jeder Hinsicht: wenn die Men-
schen uns unterstützten, die Organisationen, die eigene Gemeinde und ich selbst.
Den Glauben an Gott habe ich seit meiner Kindheit. Zunächst durch die Familie, meine Mutter lehrte
uns dies und später gab es in meinem Leben in verschiedenen Lebenssituationen weitere Momente
von Glaubenserfahrungen. Ein ganz besonderer solcher Moment war, als man meinen Vater festge-
nommen hatte und der einzige, mit dem wir darüber sprechen konnten, war Gott. Weil mein Vater
verschwunden war, wussten wir nicht, ob er tot oder lebendig war und wir fühlten, dass er einzigartig
war. Es war ein schwieriger Moment, als man ihn festgenommen hatten und als er wieder erschien,
war es wie ein Wunder Gottes. Im Jahr 1982 beteiligte ich mich zum ersten mal an einem Treffen
christlicher Jugend mit Padre Pedro D’Clerk und die Themen waren, was ist Gott für mich? Es ging
um die Erfahrung die jeder einzelne mit Gott hatte und später darum, wie wir anderen dienen können,
der Ruf Gottes für jeden einzelnen. Dort entdeckte ich, dass es eine Sünde wäre, wenn ich nicht mei-
nen Teil beitragen würde, wenn ich mich nicht zur Verfügung stellen würde, wie es eine Sünde ist,
dies zu unterlassen. Ich erinnere mich daran, wie ich zu Padre Pedro sagte, dass ich reumütig dar-
über sei, dass ich teilgenommen habe, weil ich zuvor nicht wusste, wofür ich mich interessieren wür-
de und was ich machen könnte. Aber dort habe ich entdeckt, dass Gott mich gerufen hat. Seit dem
begann ich die Sachen anders zu sehen, zu sehen was es genau ist, zu dem mich Gott ruft, dass es
Die Schwierigkeiten Frau zu sein, Landfrau zu sein und eine junge Frau zu sein, waren eine Realität.
Aber da ich bereits seit meiner Kindheit daran dachte nicht so zu sein wie die Mehrheit, die in ihren
Häusern bleibt, sondern dass ich studieren möchte und machen kann, was andere nicht machten,
sondern arbeiten zu können und den anderen zu helfen. Ich nahm in Nicaragua das Opfer auf mich,
zumindest den Hauptschulabschluss zu schaffen. Und später war es so, dass ich alleine war, obwohl
ich bereits einen Lebenspartner hatte, der genauso dachte wie ich. Wir hatten eine große Überein-
stimmung in unserer jeweiligen Persönlichkeit und in dem Wunsch anderen zu dienen. Und in diesem
Sinne unterstützte er mich sehr. Gut, ich hatte noch keine Kinder. Und eine andere Sache ist, dass
mein Vater und meine Mutter mich immer in diesen Dingen unterstützt haben. Immer, immer. In allen
Bereichen sprachen sie mir zu, spornten sie mich an und waren eine Hilfe in jeder Hinsicht. Somit war
ich frei dafür, mich für andere einzusetzen.
So war ich frei seitens meiner Familie und hinsichtlich meines Lebensgefährten. Obwohl man natür-
lich manchmal seine Probleme mit der Gesundheit hat und so, aber dieses kann man beherrschen.
Immer fühlte ich mich vollkommen frei. Zu Beginn empfand ich dies ein wenig so, als es die erste Er-
fahrung war, als ich zunächst mit den Offiziellen von ACNUR und später mit der Regierung in Kontakt
trat. Zunächst hatte ich Angst, aber als ich sicher war, was ich wollte, half mir dies. Nie fühlte ich mich
schlecht, weil ich eine Frau bin, dies ist wirklich so. Ich fühlte mich immer gut. Mit den Leuten der Re-
gierung von El Salvador, im Februar diesen Jahres (1991), fühlte ich mich etwas schlecht, weil ich
jung war. Andere Frauen beteiligten sich nicht in diesem Sinne. Ich glaube, wenn sie Unterstützung
von ihrer Familie erhalten würden wie ich, würden sie sich auch daran beteiligen. Aber das Problem,
dass sie haben Frauen zu sein rührt daher, dass sie nie den Kreis der Familie verlassen hatten. Sie
sind richtig leidvoll.
In der Versammlung im September beschlossen wir auch, ACNUR und die salvadorianische Regie-
rung zu bitten, eine Kommission in unser Land hier nach El Salvador hereinzulassen. Sie sollte kom-
men, um Landflächen zu erkunden, die geeignet waren für unsere Ansiedlung. Weiterhin sollte sie
Unterstützung organisieren. Wir lösten dieses Problem, aber es war schwierig. Immer legte uns die
Regierung Hindernisse in den Weg. Wir baten darum, dass eine Person kommen könne, um als Ein-
zelperson die Arbeiten mit der Rücksiedlung durchführen zu können. Aber dies erreichten wir nicht,
weil sie wussten, dass diese Person kommen würde, um für die Rückkehraktion zu arbeiten. Da man
das nicht erreicht hatte, worum man gebeten hatte, kam man nach hier im Oktober. Es war schwierig,
den die Arbeit für die Rücksiedlungsaktion brachte es mit sich, Arbeiten auch hier in El Salvador zu
erledigen und nicht nur in Nicaragua. So kam es, dass ich nach El Salvador musste und sehen muss-
te, wie ich dies hinbekam. Da wir als Flüchtlinge keine Erlaubnis hatten nach El Salvador einzureisen,
bekam ich kein Visa, womit verhindert werden sollte, dass ich ganz zurückkehren würde. So musste
ich ein Visa für Guatemala beantragen, um zunächst dorthin zu reisen. Die Reise machte ich zuerst
nach Guatemala, um dann in El Salvador einzureisen, mit dem Risiko, dass sie mich nicht herein lie-
ßen. Widererwarten gelang mir am 9. Oktober des vergangenen Jahres (1990) die Einreise. Und ich
war dann drei Wochen in El Salvador, wo ich Unterstützung suchte und es schaffte, eine Gruppe zu
bilden, die für die Rückkehr arbeiten würde. Ich war hier, um Unterstützung durch Organisationen zu
suchen. Ich begab mich zu der Nichtregierungsorganisation FASTRAS und auch zum Büro von Ciu-
dad Segundo Montes, die bereits ihre Erfahrung mit der Rücksiedlung hatten, sowie zu CEBES; zu
PADECOMS und dem Dienst der Jesuiten. Der Dienst der Jesuiten konnte mir nicht helfen, da sie
So bildete sich ein Unterstützungs-Kommission in El Salvador. Und als sie sich gebildet hatte, kehrte
ich nach Nicaragua zurück.
Ich hatte bereits das Glück, dass ich bereits 1988 in El Salvador gewesen bin, so hatte ich einmal
zuvor diese Reise gemacht. Diese war nun die zweite Reise. Ich kannte nicht die Hauptstadt, weil ich
beim ersten Mal keine Gelegenheit hatte sie zu sehen. Das Leben in El Salvador ist anders als in
Nicaragua. Wir trafen Leute von CEBES. Die Gemeinden empfingen mich sehr freundschaftlich. Man
behandelte mich wirklich wie eine Schwester. Ich merkte, dass die Menschen alle sehr optimistisch
waren. Das Leben hier ist schneller, so dass die Sachen flotter voran gehen. Und dann war für mich
der Krieg sehr ungewohnt, denn durch die ganzen Jahre in Nicaragua war ich an die Ruhe gewöhnt,
ohne den Lärm der Waffen und diese Dinge, denn hier ist durch die Militärbewegungen die ganze
Stadt militarisiert. Dies war für mich ein Schock. Als ich ankam fürchtete ich mich, hatte Angst.
In Nicaragua wurden wir vom Militär unterstützt und von der Frente Sandinista. Wir hatten zu ihnen
Vertrauen. Und hier hat das Militär, Gott beschütze, einen anderen Charakter. Alles was man von
ihnen weiß ist, dass sie viel Repression ausüben. Eine sehr schockierende Sache. In diesem Moment
sehe ich einen Soldaten hier und stelle fest, dass zu den Soldaten in Nicaragua ein großer Unter-
schied besteht. Dort waren sie ein Freund und hier waren sie wahrlich ein Feind. Und später sah ich,
dass zwischen dem Militär hier und zu dem Militär in Nicaragua, ein großer Unterschied besteht, es
dort ganz anders war.
Im Jahr 1988 wollte ich die Erfahrung der Gemeinden in Morazán kennen lernen. Und diesmal hatte
ich die Gelegenheit nach Perquín zu kommen, nach Nahuaterique, nach Carrizal, alles nördlich des
Rio Torola gelegen. Es war ein großer Wunsch von mir, weil es dort Gemeinden gab, die mitten im
Kampf standen. Ich wollte so die Compas (Guerrilleros d.U.) kennen lernen; ich hatte mir dies so ge-
wünscht. Ich kam an und dies half mir sehr. Auch in dem Sinne, dass es mir geholfen hat mich auf
das Leben hier einzustellen. Ich war 22 Tage mit den Leuten dort zusammen, die unter unmenschli-
chen Bedingungen lebten. Dort war Padre Rogelio Ponsell, der die Menschen motivierte. Man sprach
sehr gut über ihn hier in El Salvador, nicht seitens der Regierung, und dass er eine Person sei, die mit
den Menschen in den Gemeinden lebt und arbeitet. Es war eine Erfahrung, die mich sehr erfüllte. Und
später dann die vielen Menschen, die trotz der Bedingungen in denen sie lebten, alles gaben (unter-
streicht Gloría). Wenn ich sage „alles“, dann heißt dies, sie vernachlässigten die Hausarbeit und leis-
teten ihren Beitrag im Kampf, bis zum Ältesten, sie brachten den Compás Essen, Wasser und etwas
Post, so auch die Kinder.…. für mich war es unglaublich, kleine Kinder, so schlicht, so bescheiden,
aber sie standen bereit, Informationen den Compás zu bringen, zu den Familie, wenn das Militär da
war und so verteidigen sie sie, verteidigten sie viele.
Als ich im vergangenen Jahr im Oktober kam um Hilfe zu suchen, fühlte ich mich schlecht, obwohl ich
in El Salvador war, um erneut Menschen zu treffen, Menschen die ich lange Zeit nicht gesehen hatte.
Aber ich fühlte mich schlecht, weil ich alleine war. Ich fühlte mich dort gegenüber den Organisationen
sehr unterlegen. Ich erinnere mich, dass ich mit einer Person sprach, die bei FASTRAS arbeitete und
diese Person ging sehr hart mit mir um. Als ich um Unterstützung bat, sagte sie mir, dass, wenn wir
dazu entschlossen wären zu kommen, wir uns in einen Krieg hineinbegeben würden. Als ich ihr sag-
te, dass die Jugendlichen ihren Schulbesuch fortsetzen wollten und daher ein Gebiet nicht weit au-
ßerhalb gesucht würde, dass es eine Schule geben sollte udgl., sagte mir diese Person, dass ich mit
diesen Vorstellungen Schiffbruch erleiden würde, mit dem wovon ich überzeugt bin, mit dem, was ich
mache. Ich fühlte mich sehr schlecht, weil ich die ganze Gemeinde repräsentierte und nur ich hier
Seine Aufgabe war, eine Landfläche zu suchen, wo wir hin könnten und eine direkte Kommunikation
mit der Regierung und ACNUR hier in El Salvador herzustellen. Sie vertraten uns, mit unserer Er-
laubnis, offiziell. Weiterhin sollten sie finanzielle Unterstützung für die Rücksiedlung suchen. Es soll-
ten auch einige Pressekonferenzen stattfinden.
Es wurden Kommunikationsverbindungen hergestellt. Dies war über das Büro von FASTRAS mög-
lich, die über Fax und Telefon verfügten.
Später gelang es uns, dass ein Mitarbeiter offiziell seinen Aufenthalt nach El Salvador verlegte. Die
Rücksiedlungs-Kommission, die wir in Nicaragua gegründet hatten, hatte keine Erlaubnis zur Einreise
nach El Salvador erhalten. Dieser Mitarbeiter hatte uns bereits bei einigen Pressekonferenzen vertre-
ten, um darzustellen, was sich in Nicaragua tat. Die Land-Kommission, die für uns die Verhandlungen
führen sollte, bildete sich im Dezember. Die Unterstützungskommission hier traf, zusammen mit AC-
NUR, Vorbereitungen für unsere Ankunft und organisierte mit ACNUR Besichtigungen von Landflä-
chen. Sie führten auch Pressekonferenzen durch, trafen sich mit dem Innenminister. In dieser Ver-
sammlung, an der auch ACNUR teilnahm, wurden sie vom Minister beschuldigt, dass sie Guerrilleros
seien und dass alle, die aus Nicaragua kommen würden, zur sozialen Basis der FMLN gehören wür-
den mit der Absicht, sich an einem Umsturz (der öffentlichen Ordnung) zu beteiligen. Deshalb könnte
nicht zugelassen werden, dass die Flüchtlinge aus Nicaragua nach El Salvador zurück kehrten. Somit
war die erste Reaktion des Ministers, uns zu beschuldigen und uns zu sagen, dass wir nicht nach El
Salvador kommen könnten, weil wir kommen würden, um unsere Position ausweiten zu wollen. Die
Leute in El Salvador antworteten ihm, dass dies eine schwerwiegende Beschuldigung wäre, die er da
vorbringen würde, dass es falsch wäre, was er sagte und dass man ihn deswegen verklagen könnte.
In dieser Versammlung wollte man das Datum beschließen, wann die Rücksiedlung stattfinden sollte.
Und es sollte hier in El Salvador eine Kommission eingesetzt werden, die die Zurückkehrenden mit
Dokumenten versorgen würden, da die Mehrheit dieser Menschen über keine Dokumente verfügte,
da sie sie vor dem Verlassen des Landes verloren hatten oder verbrannt waren. Man beschloss
nichts von dem. Man wollte damit nicht zu Ausdruck bringen, dass die Flüchtlinge ins Land kommen
könnten. Zuerst sagte man seitens des Innenministeriums, dass wir nicht kommen könnten, weil wir
Guerrilleros seien, dann, weil wir nichts präsentieren konnten, wo wir hinkönnten, da es keine Land-
fläche für uns gäbe. Und dann stellte der Innenminister die Forderung auf, dass wir nur als Einzelper-
sonen kommen könnten. Damit sollte die Gemeinde gespalten werden und die Gruppe. Schließlich
sagte er, dass, dass wir zunächst eine Landfläche vorweisen müssten, wo wir uns niederlassen könn-
ten und es dürfte dabei kein Privateigentum beeinträchtigt werden.
Sie begaben sich an die Stelle, die die Regierung vorgeschlagen hatte, die in Zacatecoluca liegt. Es
war in El Pechiche. Doch dort war der Boden sehr unfruchtbar und die Gegend militarisiert. Und da-
her erschien uns dieser Ort nicht geeignet. Man besichtigte andere Orte. Dies fand im Monat Dezem-
ber statt. Sie besichtigten auch den Ort, wo wir heute leben, aber die Regierung war damit nicht ein-
verstanden, dass wir hierhin kämen. So zog man in Erwägung, sich in Gualcho anzusiedeln. So erga-
ben sich große Erwartungen an die Kommission, dass sie einen Ort gefunden hätte, wo wir uns zu-
mindest erst einmal niederlassen könnten.
Es war ISTA, die sich dagegen stellte, dass wir an den Ort begeben, wo wir jetzt sind (Bajo Lempa de
Usulután). Anfangs wussten wir nicht warum die Regierung dagegen war, dass wir nach hier kämen,
da man diese Landfläche der Gemeinde Segundo Montes angeboten hatte, als sie im Prozess der
Rücksiedlung war. Segundo Montes akzeptierte dies nicht, da es nicht ihr Herkunftsort war, dies war
Morazán und daher baten sie um eine Landfläche in diesem Gebiet. So verstanden wir in diesem
Moment nicht, warum man nicht wollte, dass wir nun hierhin kommen. Aber heute wissen wir warum:
weil die Regierung diese Landflächen, die einer Kooperative gehören, sehr groß und fruchtbar sind,
an die Ex-Soldaten und kriegsverletzten Regierungs-Soldaten übertragen wollte. Denn diese Landflä-
chen sind fruchtbar und haben eine Zukunft.
Wir hatten aus verschiedenen Gründen nicht den Wunsch geäußert uns an den Ort unserer Herkunft
anzusiedeln. Denn wir kamen nicht alle aus derselben Gegend. Es gab eine große Gruppe aus Cha-
latenango, andere kamen aus La Libertad, andere aus San Vicente, andere aus Morazán. Und unser
Ziel war, anzukommen und als Gemeinde zu leben, nicht als eine aufgesplitterte Gemeinde. Wir wa-
ren bereit uns an einem beliebigen Ort niederzulassen, wo wir die Möglichkeit für einen Neuanfang
hätten. Deshalb forderten wir nicht diese Landfläche, auch wenn wir wussten, dass der Boden sehr
fruchtbar ist und es sich um eine riesig große Hacienda handelte, wo es viele verlassene Landflächen
gab, wo wir genügend Möglichkeiten für einen landwirtschaftlichen Anbau gehabt hätten. Aber die
Regierung hatte bereits ihren Vorschlag gemacht, und nur ihre Ziele dabei im Auge. Und so mussten
wir feststellen, dass wir derzeit Probleme mit ISTA (Instituto Salvadoreño de Transformación Agraria)
haben und uns hatte man informiert, dass im Jahr 1989 Grundstücksüberschreibungen (an einige) an
diejenigen erfolgt waren, die als Kooperative Landflächen von der genannten Hacienda Nancuchina-
me erlangt hatten. Von einer solchen Kooperative (Mata de Piña) waren uns Landflächen angeboten
worden, aber sie wurden uns nicht übergeben, da diese von ISTA für die Militärangehörigen vorgese-
hen waren.
Als die Kommission zurück kehrte, noch im gleichen Dezember, und uns erzählte, was der Minister
von unserer Kommission gesagt hatte, waren wir davon tief betroffen, weil dies nicht die Wahrheit
war. Aber dies bestätigte einmal mehr, was wir von unserer Regierung zu halten hatten und dass wir
zurück kehren mussten.
Aber wir freuten uns sehr darüber, dass die Gemeinde von Gualcho uns solidarisch ihre Landfläche
für unsere Rückkehr zur Verfügung stellte. Menschen die arm waren, solidarisierten sich mit anderen
Armen. Die Bewohner von Gualcho sind Menschen, die gerade aus Honduras, von Mesa Grande,
zurückgekehrt waren, Rücksiedler wie wir. Sie, die aus dem Exil zurückgekehrt waren, hatten die
gleichen Ursachen und Konsequenzen erlebt wie wir, sie waren daher mit uns solidarisch. Und an-
ders die Regierung, die über dutzende von nicht bewirtschafteten Haciendas verfügte und sie nicht
die Würde hatte, uns an einem Ort ansiedeln zu lassen, wo wir eine Zukunftsperspektive hätten, son-
dern uns einen total militarisierte Gegend anboten, weil sie wollten, dass wir scheitern werden. Wir
stellten fest, dass es immer die Armen sind, die sich solidarisieren, diejenigen, die für einander Ver-
ständnis haben und uns helfen.
Als die Menschen erfuhren, dass es einen Ort für die Rückkehr geben würde, gab es verschiedene
Reaktionen. Eine Person der Kommission hatte die uns angebotene Landfläche besucht und als er
zurück kam, konfrontierte er uns mit der Realität: es war eine stark bevölkerte Gegend, die sehr abge-
legen lag. Er malte uns kein schönes Bild, sondern gab die Realität wider. So fühlten sich einige Leu-
Aber andere, die von dem Gedanken beherrscht waren, dass wir zurückkehren und dass wir für unse-
re Sache kämpfen müssen, einen Kampf den wir Armen nie haben führen wollen, aber uns keine an-
dere Möglichkeit blieb, wussten, dass wir eine große Kraftanstrengung werden leisten müssen, damit
wir die Hindernisse, die sich uns in den Weg stellten, überwältigen können. Wir sagten, dass wir uns
in einem Boot befinden, dass wir steuern müssen. Wir sagten: man muss sich den Schwierigkeiten
entgegen stellen. Die Menschen fühlten sich so motiviert. Es war, wie die Eingangstür nach El Salva-
dor zu sehen, und dass es unsere Sache ist, sie zu öffnen. Wenn wir erst einmal dort sind, müssen
wir andere Alternativen suchen. Das Komitee entschied sich in diesem Sinne; es mussten die Hinder-
nisse, die uns die Regierung in den Weg legte, besiegt werden, um nach El Salvador zu gelangen.
Schließlich akzeptierten wir dies und ACNUR begann mit ihrer Arbeit. Wir beantragten bei der Regie-
rung, dass sie eine Delegation der Einwanderungsbehörde schicken möge, um die RückkehrerInnen
mit Dokumenten auszustatten. Aber sie legten uns wieder Hindernisse in den Weg.
Und die Kommission die die Unterstützung in El Salvador übernommen hatte, suchte weiter eine Al-
ternative zu Gualcho. Und vor dem Beginn der Rückkehr riefen sie uns an und informierten uns, dass
sie eine Fläche von 40 Manzanas (1 Mz. = 0,7 ha) in Casas Viejas gefunden hätten. Dieses Gebiet
befand sich im Norden von Usulután, Nahe Villa El Triunfo. Und am Telefon beschrieben sie uns die
Landfläche als sehr schön. Diese Beschreibungen erzeugten in uns ein Bild, das Enthusiasmus bei
uns auslöste und wir ihnen sagten, dass es nicht notwendig wäre, das wir uns dahin begeben, um
uns Casas Viejas selbst anzusehen. Nie hätten wir gedacht, dass dies eine so verbrannte Erde sein
wird.
Weitere Schwierigkeiten
Später wurde die Arbeit mit der Ausgabe der Dokumente an die Menschen fortgefahren. Es gab wei-
terhin noch unentschlossene Menschen, Leute die sich einerseits auf den Weg machen wollten und
andererseits nicht. Und wir mussten laufend die Listen mit den TeilnehmerInnen aktualisieren, die
ACNUR vorzulegen waren. Und wir benötigten Hilfe.
Immer wieder gab es Probleme in der Organisation. Es gab Menschen, die die ihnen zugewiesene
Verantwortung nicht ausfüllten. Dies hatte unterschiedliche Gründe. Einer der Gründe war, dass es
immer ein Problem gab, Wege von einem zum anderen Ort zu überwinden. Wenn jemand um die
Übernahme einer Arbeit gebeten wurde, die mit einer Reise verbunden war, bestand das Problem,
dass kein Geld da war, um die Fahrt oder die zurückgebliebene Familie zu bezahlen. Andere über-
nahmen durchaus eine Arbeit, aber nur wenige führten die Arbeit tatsächlich aus.
„TAGESORDNUNG“
1. zu realisierende Aufgaben
2. Information mit ACRES und mit den Briefen, die hinein kommen
3. Konferenz zur Festlegung, wer was übernimmt
4. Information für alle Menschen
BERICHTE
Managua informierte, das die Leute gut motiviert sind.
Die Gemeinde 11 informierte, dass zwei Familien unentschlossen sind und das einige Leute nicht
einverstanden sind, die Reise über Land anzutreten.
Die 28 sagt, dass die Leute für die Reise jeder Zeit ohne Probleme zur Verfügung stehen.
Carmen informierte, dass der Compañero Martín die Erlaubnis für den Weggang mit uns be-
kommt.
Salinas Grandes informiert, dass die Familie von Lucio schwankt, weil sie vielleicht mehr den In-
formationen von ACRES glaubt, als den Information von ihm.
León informierte, dass nur die Familie von Goyita bereit steht für den Weggang.
San Rafael informierte, das die Menschen mit einer Reise über das Meer einverstanden sind. A-
ber es gibt auch Äußerungen, dass die Dollars genutzt werden könnten. Andere vertraten mehr
die Position von CEBES.
Monte Tabor informierte, das die Menschen standhaft sind, ohne dass sie zurückweichen, sie
wollen nur eintreten.
VEREINBARUNGEN
Man bildete eine Leitung aus allen Repräsentanten der Rücksiedlung. Die Leitung setzt sich aus fol-
genden Personen zusammen:
1) Koordinator: David Nelson
2) Sekretärin: Elena Alicia
3) Finanzen: Gloria c. von Pedro zuerst, Goyita
4) Organisatione: Pablo, Máxima, Soledad
5) Öffentlichkeitsarbeit: Chepito, Luis
6) Kontakte: Gloria, Máxima
Auseinandersetzung über ACRES: sie besuchten die Leute in León, in Salinas Grandes und in der 35
und 11. wo es eine große Verzerrung der Informationen und einen Prestigeverlust gegeben hat. Man
vereinbarte APRA für die nächste Versammlung um 9 Uhr morgens am Samstag einzuladen. Man
vereinbarte, dass Chepito und David eine kostenpflichtige Anzeige für die Zeitung (Campo Pagado)
fertigen sollen.
Wir vereinbarten für Sonntag den 18. die Gemeinden einzuladen zu einem Treffen um 8.00 Uhr mor-
gens, damit sie allgemein informiert werden. Es sollen alle Menschen kommen, die sich an der Rück-
kehr beteiligen werden.
Information der Projekte durch Gloria: sie informierte über das Näh-, Mechanik und Kunstgewerbe-
Projekt. Sie wies darauf hin, dass eine Versammlung stattfinden wird, zur Diskussion der Projekte mit
anderen Gemeinden über die Hilfe für das Essen und die Schlafmöglichkeiten.
Sie vereinbarte, einen Brief an das Hilfs-Komitee zu schicken (von El Salvador), damit einer von ih-
nen kommt, um sich einen Überblick verschaffen zu können, was sie hier in Nicaragua machen hin-
sichtlich der Rücksiedlung.
Der Streit entstand, weil ACNUR und die Regierung nicht akzeptierten, dass wir die Rückkehr über
den Landweg durchführten. Sie wollten nicht, dass viele Menschen von der Rückkehr informiert und
uns internationale Freunde begleiten würden. Wir forderten, dass es ermöglicht werden sollte, dass
wir von solidarischen Freunden, die bereits von dem Prozess der Rücksiedlung informiert waren, aus
Sicherheitsgründen begleitet werden. Aber ACNUR wollte dies nicht, und sie wollten nicht, dass wir
von dem Projekt soviel Aufhebens machen. Mit dem Schiff wollten wir nicht reisen, weil sie alle Infor-
mationen hatten und wir diese Möglichkeit nicht hatten. Denn auf dem Landwege konnte uns die Ka-
rawane der Freunde begleiten und wir hätten ein Kommunikationsnetz zur Verfügung.
Später schlugen sie uns vor, die Reise mit dem Flugzeug durchzuführen, wir, die Menschen mit dem
Flugzeug und die Materialien über den Landweg. Es war ein großes Problem dies der Mehrheit der
Menschen verständlich zu machen, die über den Landweg reisen wollten. Sie akzeptieren das Flug-
zeug nicht als anderes Transportmittel, weil sie sich unsicher fühlten, nach den ganzen Täuschungen,
der ganzen Lügen, wir hatten keinerlei Vertrauen mehr. Im letzten Moment mussten wir der Reise per
Flugzeug zustimmen. Eine Gruppe sollte mit den Materialien über den Landweg reisen, da es keine
andere Alternative gab.
Wir argumentierten für eine Rückkehr nach El Salvador, wir wollten verhindern, dass wir uns in endlo-
se Diskussionen verwickeln. Trotzdem schafften wir es nicht, dass uns Freunde im Flugzeug beglei-
ten. Nun, sie begleiteten uns bis zum Flughafen von Managua und sie erwarteten uns am Flughafen
in El Salvador. Aber es gab noch heftige Diskussionen mit ACNUR und mit der Regierung.
Am 8. Februar (des Jahres 1991) war erstmalig die Regierungskommission da. Es waren drei Perso-
nen. Und wir hatten eine Versammlung mit ACNUR. Für die Rückkehr-Aktion gab es noch zwei weite-
re Gruppen in Nicaragua. Eine Gruppe wurde von CRIPDES (Asociación de comunidades rurales
para el desarrollo de El Salvador) aus El Salvador unterstützt, und eine andere Gruppe erhielt
Unterstützung durch CORESA (Coordinadora de Repobladores Salvadoreños). Zusammen mit Ver-
tretern der Regierung waren wir alle in der Versammlung. Die Regierungs-Kommission fällte keinerlei
Entscheidungen. Die Mission diente mehr der Untersuchung, wie dort die Situation war. Sie hatten
eine große Panik gehabt, nach Nicaragua zu reisen. Wir konnten nichts in dieser Versammlung errei-
chen. Wir wurden nervös und ACNUR, arbeitete nicht mit uns zusammen, sondern mit der Regierung.
Wir übten heftigen Druck aus, veranstalteten Demonstrationen, Sitzstreiks, damit das Problem gelöst
wurde und sie uns eine Antwort geben, wann die Dokumentations-Kommission ankommen würde und
dass sie uns das Datum der Rückkehr mitteilten. Nach dem 8. Februar erstellten wir einen Plan. Und
unser Plan legte fest, dass wir eine Demonstration vor der Botschaft, vor ACNUR und den Vereinten
Nationen durchführen. So geschah es auch. Wir begannen am 12. Februar.
Am 12. Februar begannen wir mit einer Demonstration vor der UNO. Gegen sechs Uhr waren wir vor
dem Gebäude der UNO und forderten, dass sie Druck auf ACNUR und die Regierung ausüben sol-
len, damit wir eine positive Nachricht erhalten.
Dort vor der Botschaft von El Salvador waren wir 14 aufeinanderfolgende Tage. Wir befanden uns
außerhalb des Geländes, den Gärten des Zuganges. Dort errichteten wir unsere eigene Unterkunft für
einige Tage als Protest, bis sie uns eine Antwort geben würden. Denn das Problem war ziemlich kri-
tisch. Wir hatten nichts, um in Nicaragua zu leben. Wir hatten nichts, um uns dort weiter aufzuhalten.
Alle hatten eine große Hoffnung und den Wunsch zurück zu kehren. Und zeitig genug in El Salvador
anzukommen, um noch etwas anbauen zu können. Um mit dem Schulunterricht beginnen zu können.
Unsere provisorischen Häuser zu errichten. Und wir waren schon ziemlich spät dran, denn es näherte
sich der Winter (die Regenzeit d.Ü.).
Somit blieb keine andere Alternative, als vor der Botschaft zu verbleiben. Und wir erklärten dem Bot-
schafter, dass wir hier bleiben würden, bis man das Problem gelöst hat, denn die Botschaft war auch
unser Haus, da wir Salvadorianer waren. Dort machten wir uns einerseits ein Kaffee und Essen und
zum anderen diente uns der Garten als Toilette. Und wir wuschen uns an dem Wasseranschluss, der
der Bewässerung des Gartens diente. Dies half uns. Die Botschaft von Argentinien, die gegenüber
der salvadorianischen Botschaft lag, beschwerte sich beim Botschafter von El Salvador über den
Lärm, den wir veranstalteten. Und die Leute, die dort vorbei kamen, kamen auf uns zu. Viele solidari-
sche Menschen informierten sich darüber, was los war und unterstützten uns, wie die örtliche Volks-
bewegung von Managua, die uns Kaffee brachten und andere Leute, die uns Brot brachten, Eier und
weitere Sachen. Sie verstanden die kritische Situation in der wir uns dadurch befanden, dass man
uns nicht antwortete.
Nachdem wir dort in der Botschaft 14 Tage waren kam der Konsul, um uns zu informieren, dass am
4. März eine neue Delegation käme, um ein Dreiergespräch zu führen. In dieser Versammlung nahm
die Regierung von Nicaragua teil, die Regierung von El Salvador und ein Vertreter von ACNUR. Wir
durften nicht teilnehmen. In dieser Dreier-Gruppe wurde der Termin festgelegt, wann wir die Rück-
siedlung antreten und die Beamten der Einwanderungsbehörde kommen würden.
Mit dieser Anwort hatte man uns zumindest ein konkretes Datum mitgeteilt. Die Dreier-Versammlung
wurde im Außenministerium durchgeführt. Wir waren dort mit einer großen Gruppe und mit Transpa-
renten und riefen Parolen. Wir forderten eine Beteiligung von Vertretern der Rücksiedlungsgruppe.
Und sie sagten, dass dies nicht erlaubt wäre. Sie wollten für uns entscheiden. Und wir waren damit
nicht einverstanden, dass sie entschieden, was sie wollten. Wir beharrten weiter darauf und schrien
dies heraus, bis jemand von ACNUR heraus kam, um zu sagen, dass sie uns die Möglichkeit gaben,
eine halbe Stunde am Gespräch teilzunehmen.
Wir entsandten eine Kommission. Sie gaben uns eine halbe Stunde Zeit. Aber sie hatten bereits ent-
schieden, wie sie vorgehen würden. So waren wir in der Versammlung, um von ihnen lediglich zu
hören, was sie bereits beschlossen hatten. Wir sagten ihnen dort, dass wir damit nicht zufrieden sind,
da man in keiner Hinsicht vorangekommen wäre, da sie uns nicht die Möglichkeit der Teilnahme ge-
geben hätten, damit wir das vorbringen, was wir möchten. So nutzten wir die Gelegenheit, um mitzu-
teilen, dass wir gemeinschaftlich die Rückkehr antreten wollten. Es waren 12 Punkte. Einer von ihnen
war, dass man unsere Rechte respektieren möge, die Bewegungsfreiheit, den freien Handel und dass
unsere Gemeinden, wo wir leben werden, nicht militarisiert sind, dass man über unsere Gemeinden
und in der Umgebung keine Bomben abwerfen solle und dass die Noten der SchülerInnen akzeptier-
ten werden musste, die in den einzelnen Schulformen erlangt wurden, und dass wir nicht die Beteili-
gung der Regierung an Zerstörungsaktione wollten, sondern das sie uns zu helfen hätte. Sie sagten,
dass sie mit allem einverstanden waren, wie dies der politischen Verfassung des Landes entspräche.
Wir verließen das Gebäude zufrieden und informierten die gesamte Gruppe, die sich vor dem Büro
des Außenministeriums befand, wo wir die Versammlung abhielten. Wir gingen dann, um unsere
Gemeinden zu informieren und alles für die Erlangung der Dokumente vorzubereiten.
Als wir bei den Beamten der Einwanderungsbehörde waren, gab es Schwierigkeiten. Denn diese
Kommission war seitens der Regierung darauf vorbereitet worden, Nachforschungen anzustellen, wer
wir waren, die nach El Salvador zurück wollten. Denn sie dachten, dass die Mehrheit Guerrilleros wä-
ren. Daher befragten sie die Menschen sehr genau. Wir vom Rückkehr-Komitee blieben die ganze
Zeit bei den Leuten von der Einwanderungsbehörde, um zu sehen, was passierte und wir erklärten,
warum einige von uns keine Papiere besaßen. Und als später der Journalist alles filmte, regten sich
die Leute von der Einwanderungsbehörde auf, da ihre Arbeit, die sie machten, geheim wäre. Wir er-
klärten, dass man sich für uns interessierte und viele Leute uns kennen lernen wollten und dass ihnen
dies Recht sein müsste, da man so sehen könnte, dass die Regierung eine gute Arbeit leisten würde.
Dies leuchtete ihnen ein und setzten so ihre Arbeit fort, aber sie fühlten sich arg belästigt.
Ein Problem bestand darin, dass sie sehr langsam arbeiteten. Sie brachten nicht die notwendigen
Requisiten mit und ACNUR, die für die Mittel und Logistik zu sorgen hatten, hatten sie nicht. Wir wa-
ren diejenigen, die sich darum bemühten, Schreibmaschinen zu bekommen und all die anderen Sa-
chen, um sicherzustellen, dass sie arbeiten konnten. Dies war alles ein Problem, weil der Wille fehlte,
denn sie waren nicht diejenigen, die darunter litten.
Immer noch gab es bis zum letzten Moment Menschen, die sich an der Rückkehr nicht beteiligen
wollten, aber zur Erteilung der Personaldokumente erschienen.
Ein weiteres Problem war, das wir sehr versprengt lebten und für die Erstellung der Dokumente
musste die Familie gemeinsam erscheinen, weil die Leute von der Einwanderungsbehörde nicht in
jede Gemeinde gehen wollten. Sie waren an zwei verschiedenen Stellen und nicht mehr, in der (Ko-
operative) Iván López, in der Gemeinde Ignacio Six (km 35) und die von km 11. So mussten wir die
Menschen abholen, die am km 28 lebten, in Villa El Carmen, Conchita und ihre Familie, die auf der
anderen Seite wohnte… Man musste eine Unterkunft für einige Leute finden, die zur Ausgabe der
Dokumente kamen und die auch ihre Koffer dabei hatten und schon auf die Abreise vorbereitet wa-
ren. Einige kamen mit ihren Sachen und hatten den Ort verlassen, wo sie gewohnt hatten. Dies war
am 7. März. Die Menschen versammelten sich (in der Gemeinde 35): die von Villa Carmen, die von
der 28. Die anderen kamen im Büro von CEBES zusammen. Menschen, die von Estelí kamen, von
San Rafael del Sur, Monte Tabor... Alle versammelten sie sich dort. Vom Büro von CEBES kamen sie
zur 11, um die Dokumente auszustellen, weil dies am nächsten lag.
Für den Transport stand uns ein Fahrzeug von CEBES zur Verfügung. Mit dem Geld, dass sie erlangt
hatten, dass uns solidarische Menschen gegeben haben, mieteten wir große LKWs, um damit die
Menschen zu transportieren.
Als alle ihre Dokumente hatten, musste die eigentliche Rückkehr gut organisiert werden. Nun war die
Aktionsgruppe gefragt, die die eigentliche Reise zu organisieren hatte. Sie musste Listen der Sachen
erstellen, die jede Familie mitführte, sie kennzeichnen, zuordnen. Und anschließend musste man sich
an anderer Stelle versammeln, zwecks Abreise zum Flughafen. Dies war viel später, am 19. März.
Durchsuchungen fanden auch in Managua in einigen Geschäften von Salvadorianern statt. In Carazo
gab es auch eine kleine Kooperative, in die sie eindrangen und durchsuchten. Bei CEBES drangen
sie am 18. Oktober ein. Sie durchsuchten das Büro, wo wir uns immer versammelten. Sie behaupte-
ten, dass dort „Radio Venceremos“ untergebracht sei. Aber das einzige, was sie fanden, waren einige
Transparente der RücksiedlerInnen, sowie Schreibmaschinen, die bei CEBES genutzt wurden. Es
drangen etwa 30 Militärs ein und Militär der Botschaft von El Salvador begleitete sie. Sie nahmen ein
unbeschriebenes Blatt Papier mit: das Delikt bestand darin, dass beabsichtigt sein konnten, auch
wenn es sich um ein unbeschriebenes Blatt handelte, es Menschen dort mitzubringen.
Diese polizeilichen und militärischen Aktionen führten dazu, dass die Menschen sich sagten, dass es
besser wäre, so schnell wie möglich die Rückkehr anzutreten. Darüber waren wir nicht so glücklich,
weil es keine positive Motivation war, sondern eine negative. So kam es, dass wir Nicaragua auch
deshalb verließen, weil wir wirklich ein wenig Angst hatten.
Der Aufenthalt hatte aber zum größten Teil einen positiven Einfluss auf uns, weil wir dort die Möglich-
keiten hatten, uns ein wenig fortzuentwickeln. Wir waren als Flüchtlinge nicht so eingesperrt, wie es in
den Flüchtlingslagern woanders der Fall war. Wir genossen die Freiheit arbeiten zu können, uns frei
zu bewegen. Es gab für uns keine Probleme die Schule zu besuchen. Und in diesem Sinne waren wir
frei.
Auch war es sehr positiv, dass Leben in einer Kooperative kennen zu lernen. Wir waren mit Men-
schen zusammen, die erst kurz zuvor der Triumph der Revolution der Volksbewegung der Sandinis-
ten feiern konnten, der einen Prozess der Entwicklung, der Suche umfasste. Daher wurden wir hier-
von auch beeinflusst und wir nahmen an diesem Prozess teil.
Die ökonomische Situation von Nicaragua wirkte sich schlecht auf unsere Rückkehr aus. Es gab fast
nichts in den Gemeinden, nichts war leicht zu erlangen, es reichte uns kaum zum Überleben, und für
den Rückkehrprozess reichte es auch nicht. So war es ein dringendes Problem entsprechende Unter-
stützung zu suchen. Uns halfen solidarische Komitees wie CIAPES (Comité Integral de Asociación de
Pensionados de El Salvador), ein Komitee zur Unterstützung unserer Rückkehr nach El Salvador. Sie
unterstützten uns in unserem Druck auf die Regierung in El Salvador, in dem sie Briefe schrieben,
Anklagen erhoben, moralisch uns unterstützten und auch ein wenig mit Geld. Sie waren ständig zur
Stelle in diesem Prozess. Auch erhielten wir Unterstützung von der Organisation der Religiösen von
Nicaragua (CONFER), von denen uns Padre Angel Lebensmittel brachte.
Für uns war es ein Glück, dass wir diesen Prozess der 10 Jahre dort miterleben konnten (den Pro-
zess der Revolution der Volksbewegung der Sandinisten), einschließlich des Wechsels der Regie-
rung. Auch dies half uns, weil wir uns damit beschäftigten, weshalb die Frente (Sandenista) so tief
fiel. Dann stellten wir auch fest, dass es viel Fanatismus in der Frente gab. Und die Tatsache, dass
die Frente nicht von unten heraus wuchs, sondern als Regierung von oben aus agierte. So gab es
keine Möglichkeit, dass die Leute sich entwickelten.
Auch wir erleben es so, das Positive und das Negative. Wenn wir nicht vor dem Wechsel gekommen
wären, wären wir mit diesen guten Ideen angekommen und hätten die Dinge so gesehen, wie man sie
in Nicaragua von oben her gesehen hat. Aber wir machten diese Erfahrung in jenen Tagen und es
war sehr hart und wir erlebten dies, als wenn man einen Angehörigen verloren hätte. Aber wir stellten
auch fest, dass wir lernen müssen, zu untersuchen, wo die Fehler liegen, da lag das Versagen. So
lernten wir dies.
Die Reaktion der NicaraguanerInnen in diesen Momenten vor unserer Abreise war gespalten. Es war
nicht so positiv, weil die Menschen in diesem Milieu, wo wir lebten, nicht so gefestigt waren. Es gab
Menschen, die sahen den Wechsel der Regierung in Nicaragua positiv. Es gab viele Menschen, die
sehr verunsichert waren, dass nun die Macht an die UNO (Unión Nacional Opositora) übergegangen
war, und nicht klar war, ob es in persönlicher oder familiärer Hinsicht nun zu ihrem Nutzen war.
Für die Jugendlichen war die Tatsache der Rückkehr nach El Salvador keine große Motivation, weil
sie nicht in El Salvador aufgewachsen waren und der Lebensprozess in Nicaragua für sie eine Gele-
genheit war zur Schule zu gehen. Aber hier in El Salvador arbeiten die Kinder von klein an mit ihren
Eltern. In einer Kooperative arbeiten nur Mitglieder, also das Familienoberhaupt. In einigen Fällen
arbeiten die etwas Größeren auf den Feldern mit, wenn sie dies möchten. Aber die meisten Jugendli-
chen gehen in Nicaragua zur Schule, sind unabhängig von ihren Eltern und interessieren sich für Fei-
ern, die Schule und Aktivitäten mit anderen Jugendlichen. Dies ist, was ihnen gefallen hat. Aber jetzt
liegen die Dinge etwas ernster, denn die Arbeit, den eigenen Beitrag, den Dienst für andere hatten sie
dort nicht gelernt. Sie sahen die Dinge leichter, da sie alles erhielten. Und es ist die gleiche Beeinflus-
sung, glaube ich, die ihnen die Frente Sandinista gab. Gut, in der ganzen Welt gibt es den Fanatis-
mus hinsichtlich der Hemden, in allem und alle gaben sie sie uns. Man sagte uns, dass man sie tra-
gen sollte. Und dies gilt auch für ihre Eltern, was dann auf die Kinder übertragen wurde. Man schickte
Dieses erlebten wir in Nicaragua, die älteren Menschen und Leute in meinem Alter. Dies können wir
bei Deysi sehen, bei Sonia, bei all den Leuten, die sich in die Arbeit in vollem Umfange einbringen.
Daher verhandelt wir standhaft mit ACNUR und der Regierung, damit man uns die Sachen offiziell
überlassen würde. Sie übergaben uns alles, was wir transportieren konnten. Aber die NicarguanerIn-
nen waren dagegen, holten ihre Macheten, riefen die Polizei, unternahmen alles Mögliche, damit wir
die Sachen nicht mitnehmen könnten. Aber da sie hierzu kein Recht hatten, es an der Grundlage für
eine solche Forderung fehlte, konnten wir unser Vorhaben realisieren.
Später teilten wir die Sachen auf, die wir hatten: einen Teil nahmen wir mit, die anderen Sachen lie-
ßen wir da, weil wir uns bewusst waren, dass wir die NicaraguanerInnen nicht mit leeren Händen zu-
rück lassen konnten. Bei allen Sachen handelte es sich um Spenden für die Kooperative, deren Teil
wir waren. Es waren Spenden von ACNUR für uns, weil wir Flüchtlinge waren. Andere Institutionen
erhielten von ACNUR keine Spenden, da sie keine Flüchtlinge waren. Somit waren die Spenden an
uns erfolgt und wir überließen ihnen trotzdem Sachen. Aber sie wollten, dass wir überhaupt nichts
mitnähmen. Dies wurde insbesondere von denen vehement vertreten, die sich am Tage unsere Ab-
reise die Sachen einstecken wollten. Sie sagten zu uns, dass, wenn wir die Sachen nicht herausge-
ben würden, ein Blutbad angerichtet würde. Doch dazu kam es nicht. Wir nahmen die Sachen mit, um
die wir gebeten hatten und uns zustanden.
Und die dort lebenden NicaraguanerInnen waren alle betrunken. Wir hatten mit ihnen eine große
Auseinandersetzung wegen der Mitnahme der Maschinen und dem Werkzeug. Es war ein Problem,
Und die anderen Menschen waren voll der Vorstellung endlich die Abreise anzutreten. Es war ziem-
lich heftig alles in diesem Moment. Denn einerseits war es der große Wunsch und die Freude und als
jetzt der Zeitpunkt der Abreise nach El Salvador da war, hatte man auch Angst vor dem Krieg dort
und gleichzeitig fiel es schwer, diesen Ort zu verlassen, wo man zehn Jahre lebte, den man auch
liebte. Trotzdem wir nur übergangsweise in Nicaragua waren, hatten sich Beziehungen zu den Nach-
barn entwickelt und es ist ein Zusammenleben entstanden. Und dies war ja jetzt der letzte Tag, es
war wie eine Verabschiedung. Es kamen mehrere Dinge zusammen, wie ich es sagte. Obwohl das
Zurücklassen nicht so tief war. Die Verabschiedung von den Freunden war aber sehr tiefgehend. Die
Menschen weinten sehr. Die zwei Seiten: die SalvadorianerInnen und auch die NicaraguanerInnen
die dort in der Nähe lebten. Ja, alle weinten.
Ich war da, als sich der Bus mit den Menschen auf den Weg machte. Es bliebt nur noch eine kleine
Gruppe, die über den Landweg mit den Sachen nach El Salvador reiste. Es war ein Meer an Sachen,
das man dort sah. Es sah nicht schön aus, das reinste Chaos. Man hatte bereits den Wassertank für
die Gemeinde abgebaut, alle Sachen hatte man aus den Häusern heraus gestellt, einige Sachen wa-
ren verloren gegangen und Familienangehörige der Nicaraguaner weinten. Es waren die Familienan-
gehörigen derjenigen, die sich mit einem SalvadorianerIn verheiratet hatten. Es kamen fünf von der
Gemeinde 35. Ich erinnere mich an die Familie von Alberto, der mein Schwager ist, die uns wohl
grüßten, aber nicht mit uns sprachen, aber es gab auch keine intensiven Verbindungen. Aber an die-
sem Tage umarmten sie mich und sagten mir: Achte auf dich, Gloria, auf meinen Bruder, achte auf
meinen Bruder. Und die Leute weinten. Auf beiden Seiten weinten die Leute. Zu den Menschen, die
uns begleiteten gehörte die Jugendgruppe von Los Aburto, eine große Gruppe, bis zu dem Ort, wo
wir bleiben mussten. Und die Jugendlichen verabschiedeten sich. Und die Frauen. Die Nachbarinnen
weinten sehr und sagten: wie traurig es werden wird, wenn ihr nicht mehr da sein werdet.
Als wir am Hotel angekommen waren, fühlte ich mich total erschöpft. Ich fühlte mich befreit. Aber ich
weinte aufgrund der Eindrücke. Ich fragte mich, ob so wirklich das Leben der Armen war? Laufend
darum bemüht sein, nach oben zu kommen und dann wieder nach unten, wie bei den Stationen des
Kreuzweges. All die Ereignisse ziehen an meinen Augen vorbei, das, was wir selbst geregelt haben,
diejenigen die weggehen, andere, die dort bleiben. Und später dachte ich darüber nach, wo wir letzt-
endlich hinkommen werden.
Es war eine tiefgehende Reflexion, die ich machte. Ich fragte mich, ob meine Beteiligung an dem
Rückkehrprozess sich darauf beschränken wird, bis wir dieses Ziel erreicht haben oder ob es weiter
gehen wird mit einer Beteiligung von mir in der Gemeinde. In diesem Moment antwortete ich mir, dass
ich mich weiter einbringen werde. Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn meine Beteiligung hier geendet
hätte, sondern dass ich die Arbeit bis zum Erreichen des Ziels in El Salvador fortführen werde. Das,
was ich sah und fühlte, war, was die ganze Gemeinde erlitt, alle von uns Armen. So stand fest, dass
ich weitermachen werde, mich zusammen mit den anderen einbringen werde, bis diese Gemeinde in
El Salvador irgendwo angesiedelt ist.
Und später erwarteten uns am Flughafen die kirchlichen Basisgemeinden von San Salvador. Und
auch unsere Familienangehörigen, die wir 10 Jahre lang nicht gesehen hatten, waren da, mit dem
großen Wunsch, uns so schnell wie möglich zu sehen. Die Ankunft war sehr schön, weil der Empfang
sehr beeindruckend war. Noch schöner waren die Begrüßungslieder, an die ich mich erinnere. Die
Begrüßung erfolgte durch unsere Familienangehörigen und die Geschwister der Gemeinden, die mich
auch kannten. Es war sehr schön.
Aber gleichzeitig gab es die gegenteiligen Empfindungen, als wir das Militär sahen, mit ihren bösen
Gesichtern, die uns böse ansahen. Unsere Ankunft erfolgte nicht, wie die der anderen Passagiere,
die am Flughafen ankamen. Wir durften nicht die Ausgänge für die Passagiere benutzen, sondern nur
da den Flughafen verlassen, wo normalerweise nur die Transportgüter befördert werden. Dort an der
anderen Seite des Flughafens durften wir nur das Flugzeug verlassen. Dies erfolgte, damit man unse-
re Ankunft nicht sah, damit nicht alle Bescheid wüssten und nicht den Skandal sähen, dass wir wieder
in das Land zurück kamen. Ich persönlich fühlte mich sehr unwohl, nicht so wie die anderen Passa-
giere, wie sie uns absonderten, uns diskriminierten. Dies gefiel mir nicht.
Ich kam mit der ersten Gruppe an und wir mussten daher lange Zeit warten, bis die anderen Reisen-
den ankommen würden. Aber sie kamen nicht an. Wir fühlten uns unwohl, hoffnungslos, weil wir nicht
wussten, wass passiert war. Aber es stellte sich heraus, dass es eine Verspätung gegeben hatte.
Mehr wurde uns nicht erklärt. (Die Rückkehr erfolgte in zwei Flügen von Managua nach El Salvador.)
Dort in Villa El Triunfo erwarteten uns bereits auch die Vereinigten Gemeinden von Usulután, CO-
MUS. Und die Menschen des Dorfes erwarteten uns freudig mit Transparenten, als wir an ihnen vor-
bei fuhren. Gegenüber sahen wir auch Militär, Soldaten die uns grimmig anschauten. Aber wir, da wir
alle zusammen waren, wir waren mehr Menschen, als diejenigen die uns erwarteten, wir fühlten uns
stark. Wir hatten kaum Angst vor diesen „Unmenschen“. Wir führten eine schöne Messe durch.
Nachher begaben wir uns erneut nach Villa El Triunfo, wo das Gelände von Casas Viejas war. Keiner
kannte die Gegend. Wir kamen mit jener sicheren Erwartung bald dort zu sein. So wie sich die Ge-
gend zeigte, so hatten wir sie uns nicht vorgestellt. Man hatte uns nur gesagt, als wir noch in Nicara-
gua waren, dass es eine schöne Landschaft wäre und man im Fluss baden könnte. Unsere Vorstel-
lungen waren, dass es eine ebene Fläche wäre. Aber die Realität war ganz anders. Bevor wir an dem
eigentlichen Gelände ankamen, gab es einen Fluss. Aber dort ging es steil herab und hinter dem
Fluss wieder empor. Es war ein sehr schlechter Weg, man hatte ihn gerade erst zugänglich gemacht.
Vorher gab es absolut keinen Weg, sondern ACNUR hatte es übernommen, einen Zufahrtsweg zu
bauen. Aber die Arbeiten waren noch nicht abgeschlossen. Die Busse kamen die Anhöhe nicht hin-
auf. Sie blieben auf halben Wege stecken. So mussten einige aus dem Bus aussteigen und den Rest
des Weges nach oben zu Fuß gehen, wo sich das Gelände befand. Die anderen konnten in den Bus-
Später dann, als wir oben an dem Gelände angekommen waren, sahen wir eine verbrannte Landflä-
che, dürr, trocken und fast ohne Bäume. Dort sahen wir eine Gruppe von Menschen, die uns mit ei-
nem Essen erwarteten. Aber es gab nichts, um sich dort auszuruhen. Man hatte einige Champas auf
dem steinigen und mit Stecklingen übersätem Gelände aufgestellt. Die Müdigkeit bei einige war so
enorm, dass sie bereit gewesen wären, sich zu fügen, denn sie konnten nicht mehr ertragen. Und
andere sagten, und insbesondere die Jugendlichen, die keine Ahnung hatten, wie es in El Salvador
war: Dies ist El Salvador? Einige Jugendliche fingen an zu weinen, auch die Kinder, da sie sich total
schlecht fühlten. Klar, nach dem man mit anderen Vorstellung hierhin gekommen war und dann noch
die schreckliche Dunkelheit, die Müdigkeit, man fühlte sich vollkommen schlecht.
Am nächsten Tag, als die Leute zusammen kamen, konnten wir uns einen besseren Überblick über
die Realität verschaffen und begannen, Gruppen für das Kochen einzuteilen, auch wenn hierzu in
diesem Moment noch die Voraussetzungen fehlten. Denn wir hatten fast keine Küchengerätschaft. Es
gab kein Wasser. Man musste das Wasser aus der Nähe des Flusses her holen, wo es einen guten
Brunnen gab, aber wir hatten nichts, um den Korb mit Wasser hochzuziehen. Und so mussten wir
sehen, wie wir alles machen. Es wurde eine kleine medizinische Versorgungsstelle eingerichtet. Wir
mussten uns darum kümmern, wo wir was einkaufen konnten. Mussten sehen, wo wir ein Transport-
fahrzeug mieten konnten.
Zu Beginn verfügten wir praktisch über nichts. Nur unseren Bemühungen und die Bereitschaft für alle
etwas zu tun war vorhanden. Es gab einige Personen, die waren ein wenig widerwillig, demoralisiert.
Andere behielten ihre hohe moralische Motivation. Trotz der Müdigkeit aller, aber wir mussten voran
kommen.
Als Erstes errichteten wir am Eingang des Ortes mit ein paar Holzstöcken ein Hinweisschild, auf dem
folgendes stand: Wir wollen kein Militär in dieser Ansiedlung. Wir waren Arbeiter, Zivilisten, mit
dem Wunsch unserer Arbeit nachzugehen und voran zu kommen und in Frieden zu leben. Dieses
Schild gab uns das Gefühl, dass es uns in unseren Ort zumindest vor dem Zugang durch das Militär
schützt, das auch hierhin kommen könnte.
Es gab verschiedene Dinge auf die ich gleich zu Anfang aufmerksam wurde. Dazu gehörte insbeson-
dere eine Person von dort aus Villa El Triunfo, die uns empfing und uns alles erklärte und uns half; es
handelte sich um Carlos Castro. Eine sehr liebenswerte Person, die gleiches durchgemacht hatte, wie
wir. Er machte uns Mut. Dann war da Don Arturo, ein Lehrer von dort und ein anderer Herr, der bei
uns blieb, um uns beim Aufbau der Champas zu helfen, aber an dessen Namen ich mich nicht mehr
erinnere. Dann Don Carlos, der ebenfalls meine Aufmerksamkeit weckte und ich fand etwas wichtiges
an ihm, etwas wie, dass wir nicht alleine waren. Es war eine große Unterstützung. Und auch deine
Anwesenheit, Padre Angel, seit Beginn des Rückkehr-Prozesses. Dort in Nicaragua kamst du in die
Gemeinde, bliebst immer einige Tage, aber ohne dass du dich entschieden hättest ganz bei uns zu
bleiben. Und ich sagte auch, dass nicht nur wir ein solches Glück haben, dass es Menschen gibt, die
in dieser Form des Lebens solidarisch sind, und wenn dies so ist, hat es einen Sinn und ich fühle
mich dadurch stärker.
Somit fingen wir an in anderen Gegenden zu suchen. Und die erste Idee war, nach Nancuchiname zu
gehen und diesen Ort zu besuchen. Es war die Gegend, die wir zuvor in Nicaragua der Regierung als
günstigste Möglichkeit für unsere Familien vorgeschlagen hatten, aber wohin uns die Regierung nicht
lies. Als wir nun in El Salvador waren, entschlossen wir uns den Ort anzusehen. Wir organisierten
zwei Gruppen. Eine Gruppe, die zunächst das Gelände ausfindig machen sollte. Als dies erfolgt war,
kam die andere Gruppe. In der zweiten Gruppe befand ich mich. Wir sprachen mit den Menschen der
Gemeinde El Zamorano und von El Mario. Und die Menschen ermunterten uns in unserem Vorhaben.
Sie sagten, dass wir ruhig kommen sollten. Auch sprachen wir mit den Leuten der Kooperative Nan-
cuchiname und sie sagten uns, dass sie damit einverstanden wären, wenn wir uns hier ansiedeln
würden. Aber das Problem war ISTA; wie immer.
Dann kehrten wir zurück nach Casas Viejas, führten eine Versammlung durch und erklärten der ge-
samten Gemeinde die Bedingungen von Nancuchiname. Wir mussten sehen, was die Leute hierzu
meinten, ob wir uns entscheiden würden an diesen Ort zu gehen oder ob wir weiter suchen sollten.
Aber die Mehrheit der Gemeinde war dafür nach Nancuchiname zu gehen. Obwohl sie wussten, dass
es ein Problem mit der Umsiedlung geben könnte, weil ISTA und die Regierung dagegen sind. Trotz-
dem trafen wir diese Entscheidung, dass wir alles unternehmen würden um an diesen Ort zu gelan-
gen, auch wenn wir wussten, dass es auf diesem Weg zu großen Schwierigkeiten kommen könnte.
Später kehrten wir nach Nancuchiname zurück, um ihnen die Zustimmung der Menschen unserer
Gemeinde, hierhin zukommen, zu bestätigen. In dieser Gegend waren schon die Geschwister, die
aus Panama zurück gekehrt waren (Ciudad Romero d.Ü.), die genau wie wir zunächst am Cerro Bo-
nito angekommen waren, einem Ort in der Nachbarschaft von Casas Viejas. Sie waren klammheim-
lich am Militär vorbei in das jetzige Gebiet hinein gekommen. Von ihnen wurden wir auch ermuntert
zu kommen. Sie erklärten uns wie sie es angestellt hatten, um in das Gebiet zu gelangen. Sie erzähl-
ten uns, dass sie sich in vollkommener Heimlichkeit in das Gebiet begeben hatten, um nicht vom Mili-
tär festgehalten zu werden. Sie hatten bereits einen LKW. Daher stellten sie sich für den Transport
zur Verfügung und halfen uns, weitere LKWs zu finden bei den Leuten, die ihnen geholfen hatten.
Es verging die Nacht und das Militär ließ die Menschen nicht durch. Das Militär verlangte für den Zu-
gang nach Nancuchiname einen Passierschein vom Generalstab. Wir sagten ihnen, dass wir einen
solchen Passierschein nicht hätten, weil wir auch SalvadorianerInnen wären, genau wie sie, und ge-
Die Menschen in San Marcos, obwohl wir sie nicht kannten, waren sehr solidarisch. Sie brachten uns
Wasser, Kaffee, manchmal etwas zu essen und ließen uns ihre Sanitäreinrichtungen benutzen. Dies
geschah, weil wir uns in einer Notlage befanden.
Wir hatten eine Gruppe gebildet, die sich zu Casas Viejas begab und nach San Salvador, um zu se-
hen, was unternommen werden kann. In diesem Moment wussten wir es nicht. Einige hatten Angst,
andere fühlten sich angespornt, andere baten, dass man zurückkehren sollte, andere waren dagegen.
Es bestand eine große Ungewissheit. Aber nach vier Tagen Aufenthalt an der Militärsperre, mit den
ganzen Unannehmlichkeiten, versammelten wir uns heimlich, damit das Militär dies nicht mitbekam,
um alles zu besprechen. Wir führten jeweils immer nur eine Versammlung mit drei Personen durch,
aufeinanderfolgend, damit sie nicht sahen, was wir machten. Wir neigten dazu die Entscheidung zu
treffen, dass wir gewaltsam die Militärsperre überwinden, wenn sie uns weiterhin nicht die Genehmi-
gung zum passieren geben würden. Wir waren im Besitz einiger Megaphone. Es waren bereits Ge-
schwister von COMUS und FASTRAS eingetroffen, die uns begleiteten. Auch waren Journalisten von
FASTRAS anwesend. Die Vertreter von FASTRAS konnten uns nicht sagen, was wir machen sollten.
Sie überließen uns die Entscheidung.
Um 10.00 Uhr am Morgen begaben wir uns zum Hauptmann, um zu erfahren, welche Lösung es gä-
be und ob wir die Sperre passieren könnten. Und sie sagten uns nein. Sie blieben bei ihrer Haltung.
Daher sagten wir ihnen, dass wir den Eindruck hätten, dass sie nicht verstehen, in welcher Lage wir
uns befinden, das wir Hunger hätten und kein Essen vorhanden wäre und dass dies so nicht weiter-
gehen könnte. Und dass wir trotzdem weitergehen würden, da wir alle SalvadorianerInnen sind.
Und wir begannen mit den Megaphonen den Menschen in San Marcos zu erklären, dass man uns
zurückhielt und wenn etwas passieren würde, es an den Soldaten liegen würde, denn sie haben im-
mer das Volk wie Feinde unterdrückt. Als wir uns in einer Reihe aufstellten, um in der Mitte der Straße
die von den Soldaten errichteten Hindernisse (Steine) zu entfernen, die unser Durchkommen verhin-
dern sollten, sahen sie, dass es uns ernst war. Ihre Gewehre hatten sie im Anschlag, um uns zu be-
deuten, dass wir uns nicht weiter wagen dürften, wenn wir nicht sterben wollten. Wir besiegten die
Angst. In diesem Moment fühlten wir uns mutig und dass uns keiner aufhalten könne. So erlebte ich
es. Als wir angekommen waren, hatte ich große Angst gehabt, hatte schon Angst, alleine schon wenn
ich die Soldaten sah. Doch in diesem Moment konnte ich es besser ertragen und da erkennbar wur-
de, dass wir es dort wieder einmal mit einer Ungerechtigkeit gegen uns zu tun hatten. Dies waren die
stärken Gefühle, als die Angst vor den Soldaten. Wir entschieden uns alle, nach dem wir mit den Sol-
daten gesprochen hatten, die Auseinandersetzung mit ihnen einzugehen.
Wir hatten dort zwei LKWs, die mit unseren Sachen beladen waren und wir fragten unsere Fahrer, ob
sie sich zutrauen würden, mit den LKWs die Sperren mit einigen Sachen zu passieren und nach Nan-
cuchiname zu fahren, damit wir dort nicht mit leeren Händen stünden. Aber sie trauten sich nicht. So
nahm ich die Zündschlüssel der zwei LKWs an mich, aber ohne zu wissen, was wir tun sollten: wir
suchten Leute, die bereit wären die LKWs zu fahren, aber niemand hatte den Mut hierzu. Nur ein
Bruder von COMUS war mit einiger Mühe zu bewegen, einen Schlüssel zu nehmen. Ich nahm den
anderen. Ich hatte nur etwas Fahrpraxis, was du mir, Padre Angel, dankenswerterweise beigebracht
hattest. Es war ein großer LKW. In der Größe hatte ich bisher noch keinen LKW gefahren. Aber ich
dachte, wenn ich langsam fahren würde, wäre es möglich, dass ich die Sperre durchfahren könnte.
Ich stieg in den LKW ein. Zuvor entfernten wir die Steine, damit ich passieren konnte. Einige Leute
begaben sich auf den LKW. In diesem Moment wusste ich nicht, was ich machen sollte, da ich ein
ungutes Gefühl hatte, nun durchzufahren, wo ich andererseits meine Leute hinter mir ließ. Aber ich
überwandt mich und es gelang mir die Sperre mit dem ersten LKW zu passieren. Aber dem zweiten
LKW zerschossen sie die Reifen, als der andere Compañero versuchte, ihn zu starten. So konnte er
mit diesem LKW nicht mehr fahren. Jedoch passierten die Menschen zu Fuß diese Stelle und ließen
den beschädigten LKW zurück. Als wir mit dem ersten LKW die Sachen am Bestimmungsort abgela-
Es kamen Vertreter von ACNUR, um zu sehen, was passiert war. Aber in diesem Moment kam AC-
NUR nicht, um uns zu schützen, sondern, um uns zu beobachten. Sie fühlten sich möglicherweise
durch die Regierung bedrängt, nicht mit uns gemeinsame Sache zu machen. Denn die Regierung
hatte sich schon darüber beschwert, dass sie sich an dem Entscheidungsprozess zum Umzug nach
hier beteiligt hatten.
Nach Casas Viejas zurückgekehrt versammelten wir uns mit den Menschen, um ihnen zu erklären,
was passiert war und was wir machen werden, um die anderen auch in das Gebiet von Nancuchina-
me zu holen. Die einzige Möglichkeit war, einen anderen Zugang zu finden, um in dieses Gebiet zu
kommen. Und wir fanden eine andere Stelle. Wir gelangten in das Gebiet über Tierra Blanca. Dort
gab es keine Straße, sondern nur einen Weg über die Felder. Dadurch, dass wir über jene Seite nach
Nancuchiname hineinfuhren, umgingen wir die Militärsperre in San Marcos. Wir mieteten LKWs und
heimlich, ohne viel Sachen mitzunehmen, führten wir den restlichen Umzug mit den Menschen durch.
Wir wurden nicht entdeckt. Zuerst brachten wir die Menschen an unser Ziel und später die Sachen.
Es dauerte insgesamt einen Monat, bis wir alles hier hatten. In Casas Viejas befindet sich noch der
Trinkwassertank der Gemeinde, der eine Kapazität von 5.000 Galonen (fast 19.000 Liter) hat. Da er
sehr groß ist, fehlte uns für den Transport der Mut und wir wussten auch nicht, wie wir ihn transportie-
ren sollten. Doch da uns bisher die Willenskraft noch nicht verlassen hat, werden wir sehen, wie wir
den Transport durchführen werden können.
In Casas Viejas gab es Leute, Familien, die aufgrund des Risikos dort geblieben waren. Sie begaben
sich an die Orte, wo sie herstammten oder verließen nur so die Gruppe. Als wir noch in Managua
waren, verpflichteten wir uns, dass wir die Rücksiedlung gemeinschaftlich durchführen werden. Mit
dieser Entscheidung machten wir uns alle auf den Weg. Aber als wir dort angekommen waren, gingen
sie. Dies ist uns sehr nahe gegangen. Wir sahen es als Verrat an, uns alleine zu lassen. Aber wir hat-
ten auch Verständnis dafür, dass nicht alle gleich sind, nicht so stark sind und alles so ertragen kön-
nen. Letztendlich verließen uns etliche Leute. Der größte Teil der Familien, die uns verließen, waren
aus Morazán.
Anfangs weinten einige der Jugendlichen, wie ich es bereits schilderte. Es gab auch welche die sag-
ten, dass sie zurück nach Nicaragua möchten. Aber die Erfahrung an der Militärsperre in San Marcos
Lempa war beeindruckend. Wir erbaten Unterstützung zwecks Begleitung der Menschen die dort wa-
ren und viele kamen, um sie zu unterstützen. Dort entstand wieder eine größere Einheit, weil sich alle
durch die Soldaten in der gleichen Problemlage befanden. Dies spornte uns an. Einschließlich die
Jugendlichen, bei denen ich gedachte hatte, dass sie Angst hätten. Sie begannen an der Militärsperre
zu schreien, mit den Soldaten zu diskutieren, fertigten Plakate im Bereich der Sperre an, damit wir
uns unterstützt fühlten. In diesem Zusammenhang verloren viele Jugendlichen die Angst. Sie sagten,
dass diese Erfahrung tiefgehend gewesen wäre, nie hätten sie so etwas erlebt. Dies lag daran, dass
sie sich nicht an die Zusammenstöße in den vergangenen Jahren erinnerten, da sie damals noch zu
klein gewesen waren.
(Zunächst begaben wir uns nach El Mario. Dort waren wir etwa 15 Tag, schliefen, aßen und wuschen
uns, soweit es möglich war. Dort waren auch die Geschwister, die von Panamá gekommen waren.
Vor dort begaben wir uns an die Stelle, wo sich heute Nueva Esperanza befindet.
Die Geschehnisse der beiden Orte fassten wir zusammen, um die Schilderungen nicht zu sehr aus-
zuweiten. Nach 2 ½ Stunden der Schilderungen, wirkte Gloria erschöpft und war ohne Stimme.)
Die größte Schwierigkeit die wir hatten, war, dass wir nicht wussten, wie hier wegkamen um Lebens-
mittel zu kaufen; ohne Transportmöglichkeit einerseits und die Militärsperre andererseits. Dies war
eine große Schwierigkeit, weil sie uns nicht mit Einkäufen passieren ließen, mit Lebensmitteln oder
mit Medizin. Dies war das, was uns am meisten beunruhigte. Alles konnte man machen, die Arbeit
hier drinnen, Wasser suchen oder es von sehr weit herholen, aber das Traurigste waren diese „Un-
menschen“ die dort waren, die es nicht zuließen, dass wir uns von einem Ort zu anderen begaben,
um Dinge zu besorgen, die wir hier so dringend benötigten.
Nach und nach nahmen wir das Risiko auf, uns auf den Weg zu Einkäufen zu machen. Anfangs
wussten wir nicht wie, nicht wo. Die ersten Einkäufe machten wir in San Marcos in einigen Läden.
Später fuhren wir nach Usulután. Dies war eine der größten Schwierigkeiten.
Die hier vorhandenen Plagen beeinträchtigten uns sehr: die Stechmücken; sie übersäten unseren
Körper anfangs mit Beulen durch ihre Stiche. Daran mussten wir uns hier in diesem Ambiente ge-
wöhnen. Weiterhin mussten wir uns darum bemühen Wasser zum Trinken und für die Essenzuberei-
tung zu finden und es war zu klären, wie wir uns organisieren.
Das mit dem Trinkwasser war ein ernsthaftes Problem, den wir hatten keins und wir mussten es von
weit her holen. Wenn dies nicht möglich war, tranken wir das Wasser aus dem Fluss. Dies verursach-
te aber Magenprobleme. Es war ein ständiges Problem. So hatten wir einen Teil des Flusses abge-
grenzt, wo man sich nicht waschen und baden durfte, um dieses Wasser als Trinkwasser zu benut-
zen. Aber die Soldaten nahmen darauf keine Rücksicht und mit Schadenfreude wuschen sie sich
dort. Dies hatte zur Folge, dass das Wasser dort noch mehr verschmutzte.
Dieses Problem konnten wir später lösen: man baute Brunnen. Doch wir stießen zunächst nur auf
Salzwasser. So mussten wir an anderer Stelle neu suchen. Padre Gegorio, ein Dominikaner-Pater,
half uns dabei. Er lokalisierte das Süßwasser mit einem Pendel. Und so kamen wir an Süßwasser
und gruben zwei Brunnen, die derzeit noch vorhanden sind.
Im Organisationsprozess hatten wir auch Probleme. Zunächst halfen wir uns gegenseitig. Doch bei
der Wahrnehmung unserer Aufgaben halfen uns nur wenige. Es gab im Bereich der Organisation
starke Abnutzungserscheinungen, nach diesem ganzen Rückkehrprozess, der Durchführung der Rei-
se nach hier. Trotzdem unternahmen wir alle Anstrengungen, um unsere Aufgaben zu erfüllen. Wir
führten viele Versammlungen durch, organisierten die unterschiedlichsten Dinge und die Arbeit. Man
bildete Arbeits-Kommissionen: für die Sauberkeit, für die Suche nach Trinkwasser, für den Bau von
Latrinen, für das Essen, wo Arbeiten erledigt werden müssen. Es war eine Riesenmenge Arbeit, in
diesem Moment zu erledigen war. Es musste sich alles erst entwickeln.
Somit gibt es hier einen Reichtum an Möglichkeiten. Alles war früher in den Händen der Eigentümer,
den reichen Großgrundbesitzern. Was uns noch fehlte, waren Arbeitskräfte. Aber es sollte nicht so
sein wie früher, wo sie nur für die Reichen arbeiteten, sondern für das Wohlergehen von uns Armen.
An anderen Orten, wie Casas Viejas, waren diese Voraussetzungen nicht gegeben.
Den Menschen, die noch da sind, ist die Situation klarer, sie haben mehr Bewusstsein in diese Arbeit,
daher sind sie geblieben. Und alles hat sich natürlich nur nach und nach entwickelt. Viele aus unserer
Gemeinde hatten auch Zweifel, ob man uns die Landflächen belässt oder nicht. Aber wir haben im-
mer Treffen und Versammlungen durchgeführt und erklärt, was wir machen, was es bedeutet hier zu
sein und was wir aufbauen wollen. Vielen Menschen ist dies klar.
Obwohl es auch Menschen in der Gemeinde gibt, denen nicht klar ist, was wir wollen. Ihnen ist nicht
klar, dass wir das Ziel einer selbstbestimmten Gemeinde erreichen werden, einer Gemeinde mit de-
mokratischer Beteiligung, gebildet aus der Quelle unserer eigenen Arbeit, unserer integralen Entwick-
lung in jeder Hinsicht, im Gesundheitswesen, in der Bildung, in allen sozialen Bereichen. Trotzdem,
ich fühle, dass die Menschen in diesem Moment überzeugt sind und das sehen, was wir alle gemein-
sam verbessert haben. Wie gesagt, es ist ein ständiger Veränderungsprozess gewesen.
Auch muss man anerkennen, dass die Organisation, die wir heute haben, viel besser ist, als zu Be-
ginn, als wir das Rückkehr-Komitee hatten. Und am 24. Mai schafften wir es, in einer Versammlung,
die über fast zwei Tage ging, uns besser zu organisieren, so wie es heute aktuell ist, wo wir die Arbeit
auf verschiedene Bereiche aufgeteilt haben, es Kommissionen mit Verantwortlichen gibt, und so alles
zum Funktionieren gebracht wurde.
Natürlich haben wir auch Probleme, Schwierigkeiten. In der Auswertung, die wir vor kurzem durch-
führten, haben wir festgestellt, dass wir mit der Zentralisierung der Information auf der Ebene der
Gemeindeleitung auf dem falschen Weg waren, da diese Informationen nicht bei allen in der Gemein-
de angekommen waren. Oder besser gesagt, durch die falsche Informationspolitik konnten wir keine
stärkere Beteiligung der Menschen erreichen.
Wir erstellten einen Plan für drei Monate. Daran beteiligten sich 25 Personen: die Gemeindeleitung,
einschließlich der Schriftführer der Kommissionen. Und man konnte feststellen, dass diese Bemü-
hungen halfen, das Problem zu lösen. Denn dadurch erkannten viele Leute, was in der Gemeinde
Ein anderer Erfolg ist die Beteiligung der gesamten Gemeinde in den letzten Tagen in allen Teilen der
verschiedenen Bereiche. Zuvor hatten wir eine Periode gehabt, wo wir die Leute motiviert hatten, ge-
fordert hatten und sie nicht viel tun wollten. Aber letztendlich haben sie eingesehen, dass man sich
mehr zur Verfügung stellen muss und alle haben sich beteiligt. So hat man mit der Aufklärungsarbeit
erreicht, dass die Menschen merkten, dass sie nicht von uns abhängig, nicht nur passiv sein müssen,
nicht nur von uns das Essen und die Hilfe empfangen, sondern dass wir möchten, dass die Gemeinde
voran kommt, dass der Name Realität wird, den wir uns gegeben haben („Neue Hoffnung“ – „Nueva
Esperanza“). Wenn wir den Aufbau wollen und es schön werden soll, dürfen die Bemühungen nicht
nur von einigen wenigen kommen, sondern von der ganzen Gemeinde. In diesen Bewusstseinspro-
zess waren die Kinder, die Heranwachsenden, die Jugendlichen, die Alten einbezogen, denen wir
sagten, dass wir nur so das Erreichen werden, was wir wollen.
Und so wurden auch strenge Regeln für die Verteilung des Essens vereinbart. Denn viele Menschen
gewöhnten sich daran, nur die Hände aufzuhalten. Wir haben darauf bestanden, dass wir uns alle
daran beteiligen müssen ACNUR zu fordern und dass wir auch eine Kontrolle darüber haben müssen,
welche Personen arbeiten und welche nicht. Es sind Verantwortliche für jeder Gruppe zu benennen,
die Arbeitsgruppen organisieren. Es ist so, dass wir durch die Orientierung und Klärung erreicht wur-
de, besser sehen, dass der Prozess voran geht und die Sachen laufen. Dies wird den Menschen hel-
fen sich zur Beteiligung zu verpflichten.
Eines der großen Erfolge, die ich sehe, ist, dass der christliche Glaube am Leben erhalten wurde. Ich
glaube dies stärker als zuvor, da man die Pastoralarbeit vorangehen sieht. Und dies wird helfen, in
der Gemeinschaft zu verbleiben. Ich fühle, dass die Reflexionen, die in der Messe alle acht Tage er-
folgen, sehr viel helfen. Es kommt darauf an, dass die Menschen nicht nur an der Messe teilnehmen,
wie es früher war, sondern, dass wir uns gleich fühlen und von der Realität sprechen. Wir betrachten
die Texte aus der Sicht unseres Glaubens, was wir machen werden. Und man kann feststellen, wie
die Gruppe der Heranwachsenden den Glauben als Grundlage haben. Und die Pastoralgruppe hier
ist sehr wichtig. Ich bewundere Raúl, berücksichtigend, dass er ein Kriegsversehrter ist, standhaft in
dem Rahmen arbeitet, wie er kann. Und auch die Tatsache, dass hier eine Pastoralgruppe in Nueva
Esperanza entstanden ist. Die Gruppe im Exil war nicht so gut. Und diese Pastoralgruppe ist nicht nur
auf Nueva Esperanza beschränkt, sondern sie verbindet Elemente der Solidarität, der Geschwister-
lichkeit, hat sich auch auf andere Gemeinden ausgedehnt, nach El Zamorán, nach Ciudad Romero,
nach Salina del Potrero. Und später entstanden dann die Gruppen von Katechisten. Auch die Tatsa-
Kontakte
Ich hatte Kontakte zu verschiedenen Institutionen, was meinen eigenen Horizont erweitert hat. Ich bin
mit Repräsentanten der Regierung, von ACNUR, mit Coronel Grijalba (von der VI. Infanterie-Brigade
mit dem Sitz in Usulután) und mit Mitgliedern der FMLN zusammen gekommen. Darüber entstand die
Möglichkeit eines Treffens mit dem Militär und wir mussten sehen, wie dies einfädeln war. Diese Akti-
vitäten haben mich in die Lage versetzt die Realität auf dieser Ebene kennen zu lernen.
Sehr beeindruckt war ich, als ich mit Mitgliedern der FMLN sprach und sie uns die ganze Problematik
erklärten und ihre Pläne, die sie aufgestellt hatten. Und ich sah, obwohl sie von sich sagen, dass sie
keine Christen sind, dass sie sich ihres Handelns bewusst sind, mit allem was sie machen, mit dem
was sie erhoffen und warum sie kämpfen und gegen was sie sich stellen. Auch dies hat mich sehr
beeindruckt. Denn trotz klarer Ideen kommen Momente, die dazu führen können, dass sie zweifeln.
Ganz anderes war es dagegen beim Militär, als wir uns mit dem Coronel Grijalba in Usulután, dem
Kommandant der VI. Brigade, trafen. Es bestand ein Widerspruch zwischen seinem Büro, wo jede
Menge Luxus war, jede Menge Auszeichnungen und Schmuck und eine sehr ernste Person, mit ei-
nem Auftreten, als wäre er ein Diplomat. Aber hinter dieser grünen Uniform versteckte sich der Dä-
mon. Und neben diesem Auftreten, die subtile Art, andere Menschen zu hintergehen. Ich fühlte mich
dabei total schlecht.
Es gibt viel Unterstützung durch die internationale Solidarität. Schritt für Schritt ging es voran. Wir
haben Kontakte zu solidarischen Organisationen in Nicaragua. Hier haben wir diese intensiviert. Ich
sehe das so, dass dies sehr wichtig ist, weil sie uns helfen. Einige Organisationen gehören zu den
Menschenrechtsvertretern, die sich dafür einsetzen, Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und
öffentlich zu machen, was hier passiert. Es ist sehr wichtig, weil sie über ein Problem informieren, an
die Regierung schreiben, an die Verantwortlichen der Menschenrechtsverletzungen, sowie Druck
ausüben, damit sich die Gräultaten hier nicht fortsetzen. Es ist ein sehr fundamentales Element. Hin-
sichtlich der Gewährung von Sicherheit ist dies eine sehr wichtige Sache.
Und dann noch der Aspekt der Solidarität, wo Erfahrungen gemacht werden, die für die Gemeinden
nicht vorstellbar waren. Über die Solidaritätsgruppen erfahren wir, wie sie leben und sie erfahren, wie
wir leben. Einige Menschen haben uns auch mit Geld geholfen. Daher sehe ich die drei Aspekte der
Solidarität. Ohne sie wäre unser Überlebenskampf schwieriger gewesen.
Zum Ende möchte ich dir, Padre Angel, für alle Anstrengungen danken, die du hier in der Gemeinde
erbracht hast. Und ich weiß, dass es dir nicht angenehm ist, wenn sich jemand bei dir bedankt. Aber
wir haben keine anderen Worte, um das auszudrücken, was wir fühlen. Die Mühe, die du aufbringst,
dass du bei uns Armen lebst, all dies. Ich will herausstellen, dass mir dies alles in meinem persönli-
chen Leben geholfen hat. Es ist eine positive Beeinflussung, die mich motiviert, denn es ist nicht ein-
fach hier zu leben. Du hattest bereits zweimal Probleme an den Militärsperren und du konntest unse-
re Zuneigung feststellen, die wir dir gegenüber haben, als wir uns dorthin begaben, um gegenüber
den Soldaten unseren Unmut zu zeigen und durchzusetzen, dass sie dich passieren ließen. Denn wir
sagten uns, dass wir ohne dich nichts sind. Ohne zu lügen haben wir dies so gesagt. Und nun noch
die Anstrengungen, die du unternimmst, um diese Geschichte festzuhalten, damit sie nicht verloren
geht. Ich halte dies für eine wichtige Sache. (Dieser Teil im Anschluss an das Thema „Verbindungen“
war das letzte Thema des Interviews. Aus Gründen der literarischen Ordnung erfolgt hier eine andere
Reihenfolge).
Aber wir geben uns nicht der Illusion hin, dass sich alles ganz schnell gehen wird, sondern dass wir
alle dieses wichtige Papier mit Leben füllen müssen. Und wir hier insbesondere, als Rücksiedlungs-
gemeinden müssen noch vieles umsetzen. Wenn wir uns nicht auf UNOSAL zubewegen, wird UNO-
SAL nicht nach hier kommen, um zu sehen, was passiert. Und auch, wenn wir nicht selbst dafür ar-
beiten, dass dieser Prozess Realität wird, werden diese Verträge ebenfalls nicht umgesetzt werden.
Die Entscheidungen darüber werden nicht an einem Verhandlungstisch erfolgen, sondern das ganze
Volk wird sich daran beteiligen müssen. Ich weiß nicht, ob die ganze Gemeinde hiervon überzeugt ist,
aber ich glaube, dass die Mehrheit ein Bewusstsein davon hat, was wir machen müssen. Und wir
sehen ein, dass wir das umsetzen müssen, was wir früher hinsichtlich des Wiederaufbaues vorgehabt
haben. Über Jahre dachten wir, dass der Sieg anders aussehen würde, ähnlich wie in Nicaragua, wo
anschließend alles seinen Lauf nahm. Heute sehen wir, dass es anders ist, dass wir uns in einem
Übergangsprozess befinden und dass wir weiterhin das Land mit aufbauen und hier unseren Beitrag
leisten müssen.
Aber, was müssen wir jetzt machen? Wir müssen eine Garantie haben, dass wir die Böden behalten
könnten, denn nur sie können unsere Zukunft sichern, sie sind die Grundlage dafür, dass wir etwas
anbauen und produzieren können. Noch befindet sich Militär in der Nähe, in El Zamorán und durch-
streift die Gemeinde. Wir müssen standhaft bleiben, ohne Angst und immer daran denken, die Pro-
duktion des Bodens zu erhalten. Dies ist unsere erste Aufgabe, die Absicherung des Bodens. Und wir
selbst müssen uns an diesen Verhandlungen beteiligen, damit entsprechend der Friedensvereinba-
rungen die Böden in den Händen der Bauern bleiben. Und der Staat muss alles bezahlen. Der Staat
muss sehen, wie er mit den Großgrundbesitzern verbleibt, denn es sind die Leute aus ihren eigenen
Reihen. Denn wir sollten die Hoffnung nicht verlieren, dass wir die Böden werden behalten können,
damit der Reichtum eines produktiven Bodens in unseren Händen bleibt, und wir eine Basis für unse-
re Zukunft haben.
Für mich erscheint die Gemeinde Nueva Esperanza sehr ansprechend in jeder Hinsicht. Hinsichtlich
der Projekte, die wir durchführen, wie das Hausbau-Projekt, damit wir eine würdige Wohnung haben.
Wir hoffen, dass wir innerhalb von zwei Jahren ein sicheres Dach über den Kopf haben werden und
beruhigt zur Arbeit gehen können. Ich stelle mir vor, dass auf den Böden Mais, Soja als Grundnah-
rungsmittel angebaut werden. Auch kann ich mir ein Viehzuchtprojekt vorstellen, dass dann entwickelt
ist, mit Kühen, die Milch für diejenigen geben, die sie am meisten benötigen. Weiterhin stelle ich mir
ein Wiederaufforstungs-Projekt vor, wo wir Obstbäume für alle anpflanzen. Ich bin sehr optimistisch,
aber ich merke, dass hierfür noch eine Menge Anstrengungen notwendig sind. Vor allem, die Über-
zeugung aufrecht zu erhalten. Alle müssten sich mit der gleichen Kraft hierfür einbringen, wenn auch
nicht alle in die gleiche Sache, sondern jeder mit seinen Fähigkeiten, die ihm zur Verfügung stehen.
PADECOMS Patronato para El Desarrollo de las Comunidades de. Morazán y San Miguel –
Stiftung für die Entwicklung der Gemeinden von Morazán und San Miguel
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