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An der Forderung dass das Grosse ewig sein soll, eintzündet sich der
furchtbare Kampf der Kultur; denn alles Andere, was noch lebt, ruft
Nein! Das Gewöhnte, das Kleine, das Gemeine, alle Winkel der Welt
erfüllend, als schwere Erdenluft, die zu athmen wir Alle verdammt
sind, um das Grosse qualmend, wirft sich hemmend, dämpfend
erstickend trübend täuschend in den Weg, den das Grosse zur
Unsterblichkeit zu gehen hat. Der Weg fürht durch menschliche
Gehirne! Durch die Gehirne erbärmlicher kurzlebender Wesen, als
welche, engen Bedürfnissen überliefert, immer wieder zu denselben
Nöthen auftauchen und mit Mühe eine geringe Zeit das Verderben von
sich abwehren. Sie wollen leben, etwas leben – um jeden Preis. Wer
möchte unter ihnen jenen schwierigen Fackelwettlauf vermuthen,
durch den das Grosse allein weiterlebt? Und doch erwachen immer
wieder Einige, die sich, im Hinblick auf jenes Grosse, so beseligt
fühlen, als ob das Menschenleben eine herrliche Sache sei und als ob
es als schönste Frucht dieses bitteren Gewächses gelten müsse, zu
wissen dass einmal einer stolz und stoisch durch dieses Dasein
gegangen ist, ein anderer mit Tiefsinn, ein dritter mit Erbarmen, alle
aber eine Lehre hinterlassend, dass der das Dasein am schönsten lebt,
der es nicht achtet. Wenn der gemeine Mensch diese Spanne Sein so
trübsinnig ernst nimmt, wussten jene, auf ihrer Reise zur
Unsterblichkeit, es zu einem olympischen Lachen oder mindestens zu
einem erhabenen Hohne zu bringen; oft stiegen sie mit Ironie in ihr
Grab – denn was war an ihnen zu begraben?
Von dem Gefühl der Einsamkeit aber, das den Einsiedler des
ephesischen Artemis-Tempels durchdrang, kann man nur in der
wildesten Gebirgsöde erstarrend etwas ahnen. Kein übermächtiges
Gefühl mitleidiger Erregungen, kein Begehren, helfen und retten zu
wollen, strömt von ihm aus: er ist wie ein Gestirn ohne Atmosphäre.
Sein Auge, lodernd nach innen gerichtet, blickt erstorben und eisig,
wie zum Scheine nur, nach aussen. Rings um ihn unmittelbar an die
Feste seines Stolzes schlagen die Wellen des Wahns und der
Verkehrtheit; mit Ekel wendet er sich davon ab. Aber auch die
Menschen mit fühlenden Brüsten weichen einer solchen tragischen
Larve aus; in einem abgelegnen Heiligthum, unter Götterbildern,
neben kalter grossartiger Architektur mag so ein Wesen begreiflicher
erscheinen. Unter Menschen war Heraklit, als Mensch, unglaublich;
und wenn er wohl gesehen wurde, wie er auf das Spiel lärmender
Kinder Acht gab, so hat er dabei jedenfalls bedacht, was nie ein
Sterblicher bei solcher Gelegenheit bedacht hat – das Spiel des
grossen Weltenkindes Zeus und den ewigen Scherz einer
Weltzertrümmerung und einer Weltentstehung. Er brauchte die
Menschen nicht, auch nicht für seine Erkenntniss; an allem, was man
etwa von ihnen erfragen konnte und was die anderen Weisen vor ihm
zu erfragen bemüht waren, lag ihm nichts. "Mich selbst suchte und
erforschte ich" sagte er mit einem Worte, durch das man das Erfüller
und Vollender jenes delphischen Satzes "erkenne dich selbst" sei, und
Niemand sonst.
És hol van eme igazság? Tovaillanó álom, melyet más álmok törölnek ki az
emberiség szeméből! – És még csak első sem volt!
Und wo ist sie hin? Ein verflogener Traum, weggewischt aus den
Mienen der Menscheit, mit anderen Träumen! – Sie war die Erste
nicht!
Talán mindezekkel együtt egy érzés nélküli démon, akinek minden, amit mi a
„világtörténelem”, „igazság” és „hírnév” dölyfös metaforái révén emlegetünk,
semmi más mondanivalóval nem bír: „A megszámlálhatatlan naprendszerek
valamely félreeső zugában…”
Vielleicht würde ein gefühlloser Dämon von alledem, was wir mit
stolzer Metapher "Weltgeschichte" und "Wahrheit" und "Ruhm"
nennen, nichts zu sagen wissen, als diese Worte:
"In irgend einem abgelegnen Winkel des in zahllosen
Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein
Gestirn, auf dem kluge Thiere das Erkennen erfanden. Es war die
hochmüthigste und verlogenste Minute der Weltgeschichte, aber doch
nur eine Minute. Nach wenigen Athemzügen der Natur erstarrte das
Gestirn, und die klugen Thiere mussten sterben. Es war auch an der
Zeit: denn ob sie schon viel erkannt zu haben, sich brüsteten, waren
sie doch zuletzt, zu grosser Verdrossenheit, dahinter gekommen, dass
sie alles falsch erkannt hatten. Sie starben und fluchten im Sterben der
Wahrheit. Das war die Art dieser verzweifelten Thiere, die das
Erkennen erfunden hatten."
Dies würde das Loos des Menschen sein, wenn er eben nur ein
erkennendes Thier wäre; die Wahrheit würde ihn zur Verzweiflung
und zur Vernichtung treiben, die Wahrheit, ewig zur Unwahrheit
verdammt zu sein. Dem Menschen geziemt aber allein der Glaube an
die erreichbare Wahrheit, an die zutrauensvoll sich nahende Illusion.
Lebt er nicht eigentlich durch ein fortwährendes Getäuschtwerden?
Verschweigt ihm die Natur nicht das Allermeiste, ja gerade das
Allernächste z.B. seinen eignen Leib, von dem er nur ein
gauklerisches "Bewusstsein" hat? In dieses Bewusstsein ist er
eingeschlossen, und die Natur warf den Schlüssel weg. Oder
verhängnissvollen Neubegier des Philosophen, der durch eine Spalte
einmal aus dem Bewusstheits-Zimmer hinaus und hinab zu sehen
verlangt: vielleicht ahnt er dann, wie auf dem Gierigen, dem
Unersättlichen, dem Erkelhaften, dem Erbarmungslosen, dem
Mörderischen der Mensch ruht, in der Gleichgültigkeit seines
Nichtswissens und gleichsam auf dem Rücken eines Tigers in
Träumen hängend.
"Lasst ihn hängen," ruft die Kunst. "Weckt ihn auf" ruft der Philosoph,
im Pathos der Wahrheit. Doch er selbst versinkt, während er den
Schlafenden zu rütteln glaubt, in einen noch tieferen magischen
Schlummer – vielleicht träumt er dann von den "Ideen" oder von der
Unsterblichkeit. Die Kunst ist mächtiger als die Erkenntniss, denn sie
will das Leben, und jene erreicht als letztes Ziel nur – die
Vernichtung. –