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Exkurs: Industriegeschichte
BOCHUMER VEREIN:
weltweit bedeutendste Gießerei für Gußstahlglocken
und produktivste Glockengießerei zwischen 1851
und 1970: Guß von 38000 Glocken
Exkurs: Industriegeschichte
1965 Fusion mit KRUPP zu FRIED. KRUPP HÜTTENWERKE AG mit Sitz in Bochum
8. EISENGUSSWERKSTOFFE
8.2. GUSSEISEN
8.3. STAHLGUSS
8.4. TEMPERGUSS
Grundlagen des
Gießens
Historische Entwicklung
metallurgische Verfahren
• verbesserte Öfen, Verfahren und Meßtechnik konstante Qualität
Formtechnik
• Feinguß/verlorene Modelle hohe Oberflächengüte, enge Toleranzen,
größere Gestaltungsfreiheit
Gießtechnik
• verbesserte Kenntnis des Strömungsverhaltens von Schmelzen, Formfüllung
usw. Gußteile ohne Lunker und Porositäten
Ofen wird abwechselnd mit Metall und Koks befüllt und mit Luft angeblasen
(Heißwind-Kupolöfen Kaltwind-Kupolöfen)
Branchendaten
Weltgußproduktion (2010):
Einteilung der
Eisengußwerkstoffe
weißes graues
Stahlguß Sonderguß
Gußeisen Gußeisen
GE mit
Temperrohguß Hartguß Lamellengraphit
weißer GE mit
Temperguß Vermiculargraphit
schwarzer GE mit
Temperguß Kugelgraphit
Gußeisen
Gußeisen
Gußeisen ist einer Fe-C-Legierung mit hohem C-Gehalt (2 – 5%), d.h. nahe
beim Eutektikum des Fe-C-Systems
Folgen:
niedrige Schmelztemperatur (1150 – 1250 °C)
dünnflüssige Schmelze mit gutem Formfüllungsvermögen (Schwindmaß
um 1%)
Dichte: 7,2 – 7,4 g/cm3
Gußeisen
heterogenes Gefüge:
Grauguß gehört zunächst zum stabilen System der Legierung Fe-C: gesamter
Kohlenstoff liegt als Graphit vor
Gußeisen
Gußeisen
Anwendungsbeispiele:
Kanaldeckel
Gratpfannen
Getriebegehäuse
Gußeisen
Gußeisen
MAURER-Diagramm:
Hauptfelder I, II und III
I: weißes GE (Hartguß) mit ledeburitischem Grundgefüge (GG)
II: graues GE mit perlitischem GG
III: graues GE mit ferritischem GG
Übergangszonen IIa, IIb
IIa: meliertes Mischgefüge
IIb: Grauguß mit ferritisch-per-
litischem GG
Gußeisen
Gußeisen
Gußeisen
Zugfestigkeit
weitere Beispiele:
GJV-450: graues GE mit Vermiculargraphit, Zugfestigkeit mindestens
450 N/mm2 (GJV noch nicht genormt)
EN-GJLA-XNiCuCr 15-6-2: austenitisches GE mit Lamellengraphit, legiert
mit 15% Ni, 6% Cu & 2% Cr
weißes Gußeisen
(Hartguß)
Vollhartguß
Schalenhartguß
weißes Gußeisen
(Hartguß) Gußeisen
Hartguß ist für Bauteile gut geeignet, die bei hohem Druck auf Reibung be-
ansprucht werden (z.B. Sandstrahldüsen)
Unterscheidung:
Vollhartguß Schalenhartguß
weißes Gußeisen
(Hartguß) Gußeisen
Vollhartguß
weißes Gußeisen
(Hartguß) Gußeisen
Schalenhartguß Kokillenhartguß
weißes Gußeisen
(Hartguß) Gußeisen
Schalenhartguß
graues Gußeisen
Zusammensetzung: 2,5 – 5% C, 0,8 – 3% Si, 0,5 – 1% Mn, 0,3 – 1,5% P, < 0,1% S
bei langsamer Abkühlung erstarrt eine Schmelze dieser Zusammensetzung
überwiegend nach dem stabilen System Ausscheidung festigkeitsmindern-
der Graphitbereiche im Grundgefüge
graues Gußeisen ist weniger fest, aber weniger schlagempfindlich als weißes
Gußeisen
Kugelgraphit Vermiculargraphit
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL)
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Herstellung:
Einsatzmaterial: Kreislaufschrott (Gußbruch, Fehlgüsse) oder unlegierter
Stahlschrott
Zusätze: Ferromangan, Soda oder Kalk zur Entschwefelung
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
mechanische Eigenschaften:
heterogener Gefügeaufbau geringe Festigkeit von Grauguß
ausgeschiedener Graphit: eingelagert in einer „stahlähn-
lichen“ ferritischen oder perlitischen Matrix als Lamellen
Graphitlamellen können nur kleine Zugkräfte übertragen
Schwächung des tragenden Querschnitts (Kerbwirkung)
& zusätzliche Spannungsspitzen an den Enden stark
verminderte Zugfestigkeit
Verformungsfähigkeit ist ebenfalls sehr beeinträchtigt, die
Bruchdehnung liegt unter 1%
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Abhängigkeit des Elastizitätsmoduls von Festigkeit und Art & Höhe der Be-
lastung:
E ist um so größer, je höher die Festigkeit der Graugußsorte ist und liegt
bei kleinen Spannungen (d.h. in der Nähe des Ursprungs, sog. Ursprungs-
modul) zwischen 70 und 140 GPa
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Gußeisen mit
Lamellengraphit (GJL) Gußeisen
Zusammenfassung:
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS)
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
Herstellung:
Einsatzmaterialien: Sonderroheisen (wenig S, kein As, Pb, Bi, Ti) oder Stahl-
schrott ohne Legierungselemente und frei von Öl & Rost, Zusatzstoffe
Zugabe von 0,5% Cer oder 0,5% Magnesium (bzw. Mg-Vorlegierungen wie
NiMg) und zur Keimbildung feinkörniges Ferrosilicium (mit geringen Anteilen
Al, Ca, Zr oder Seltenerdmetall) in die Gießpfanne oder in den Gießstrahl
(„Impfung“)
Zusammensetzung: 3,2 – 3,8% C, 2,4 – 2,8% Si, < 0,5% Mn
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
mechanische Eigenschaften:
Unterteilung nach Zugfestigkeit in 9 Güteklassen: EN-GJS-350 bis -900
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
GJS ist warm- und begrenzt kaltumformbar ( „duktiles Gußeisen“) und er-
trägt neben Schwing- und Biegebeanspruchungen auch Stoßbelastungen
häufig Ersatz in Anwendungsbereichen, in denen hohe Festigkeit bei
gleichzeitig guter Zähigkeit, für Temper- oder sogar Stahlguß
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
Randschichthärten
isotherme Umwandlung bainitisches Gußeisen (ADI)
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
Anwendungen:
GJS wird für Bauteile aller Größen verwendet,
die in Stahlguß sehr schwierig zu gießen sind (komplexe Gestalt, geringe
Wanddicke)
wenn GJL zu spröde ist (Stoßbelastungen) und
wenn Temperguß wegen der Größe ausscheidet
GJS füllt aufgrund seines Eigenschaftsprofils Lücke zwischen Stahl- und Tem-
perguß
Gußeisen mit
Kugelgraphit (GJS) Gußeisen
Gußeisen mit
Vermiculargraphit (GJV)
Gußeisen mit
Vermiculargraphit (GJV) Gußeisen
Herstellung:
Zugabe von Mg (ca. 0,1%) sowie Ti und/oder Al zu einer Schmelze, deren Zu-
sammensetzung von GJS entspricht keine Bildung von Kugelgraphit, son-
dern (vereinzelte) Lamellen mit eher rundlichen Strukturen
Normung: keine , ISO 16112
5 Güteklassen nach Zugfestigkeit, GJV-300 bis GJV-500
Gußeisen mit
Vermiculargraphit (GJV) Gußeisen
mechanische Eigenschaften:
zwischen GJL und GJS
Gußeisen mit
Vermiculargraphit (GJV) Gußeisen
Anwendungen:
thermische beanspruchte Teile in Kfz wie Motor-
blöcke, Zylinderköpfe, Getriebegehäuse, Abgas-
krümmer…
Gußeisen
alte Bezeichnung
Stahlguß
Stahlguß
Stahlguß
Herstellung:
Erschmelzen im Elektro- oder Induktionsofen
Stahlguß
Stahlguß
Eigenschaften:
härter als Gußeisen
hohe Zugfestigkeiten (700 – 1300 N/mm2) & hohe Streckgrenzen
hohe Bruchdehnung (8 – 25%, hohe Zähigkeit, wichtig z.B. bei Stoßbe-
anspruchung)
Stahlguß ist erheblich teurer als entsprechender Grau- oder Temperguß
erhöhte Ansprüche an Reinheit & Genauigkeit der Schmelzenzusammen-
setzung
hohe Schmelztemperaturen (ca. 1500 °C) leistungsfähige Schmelzöfen
& hochtemperaturbeständige Formen
Wärmebehandlung der fertigen Gußstücke zur Ausbildung eines geeigne-
ten Gefüges
Stahlguß
unlegiert
Stahlguß
Verwendung:
bei nicht ausreichender Festigkeit von Grau- oder Temperguß
Stahlguß
Stahlgußsorten:
Bezeichnung nach 1681 bzw. EN 10293
Gußkennzeichnung GS bzw. G, sonst kein Unterschied zur Bezeichnung
von Stählen
Legierungselemente beeinflußen die Eigenschaften von Stahl und Stahl-
guß allgemein in gleicher Weise
Güteklassen nach Mindestzugfestigkeit (GS-38 bis GS-60)
Sorteneinteilung nach Mindeststreckgrenze
Stahlguß
Stahlguß für allgemeine Verwendung ist bis ca. 400 °C warmfest (Rm = const),
für höhere Ansprüche (bis 550 °C) werden warmfeste ferritische Sorten ein-
gesetzt
gute Warmfestigkeit durch Zulegieren von Mo (bis 1,2%) und Cr (bis 12%)
höchste Warmfestigkeit durch V und/oder W (< 1%)
Hitze- und Zunderbeständigkeit durch Cr (bis 29%), Ni (bis 25%) & Si (2%)
Stahlguß
mechanische Eigenschaften:
Stahlguß
Stahlguß
Fertigungsschweißen
Instandsetzungsschweißen
Konstruktionsschweißen
Stahlguß
Fertigungsschweißen
Normalglühen vor dem Schweißen ist wegen der schlechten Zähigkeit des
WIDMANNSTÄTTENschen Gußgefüges (Rißgefahr durch spröden Werkstoff) drin-
gend zu empfehlen
Stahlguß
Fertigungsschweißen
Stahlguß
Instandsetzungsschweißen
Stahlguß
Konstruktionsschweißen
Stahlguß
Konstruktionsschweißen
Temperguß
Temper-
guß
C ist vollständig in Zementit gebunden, Gefüge besteht aus Perlit & Ledebu-
rit ( Temperrohguß)
Temper-
guß
Temper-
guß
Temper-
guß
weißer schwarzer
Temperguß Temperguß
Temper-
guß
weißer
Temper- Temperguß (1)
rohguß
sprödes GE
(metastabile, d.h.
carbidische Erstarrung) schwarzer
Bildung von Temperguß (2)
Temperkohle
Temper-
guß
weißer
ferritisch perlitisch
Temperguß
schwarzer
Temperguß ferritisch perlitisch
Temper-
guß
ungeglüht
nach Wärmebehandlung
Temper-
guß
EN-GKMB
EN-GKMW
im Rohgußzustand
weißer
Temperguß
weißer Temper-
Temperguß guß
Herstellung:
Temperbedingungen:
1050 °C in schwach oxidierender Atmosphäre: CO/CO2-Gemisch mit Luft/
Wasserdampf-Zufuhr zur Regulierung Gastempern)
Glühdauer: 2 – 6 Tage je nach Dicke der Gußteile und angestrebtem Ent-
kohlungsgrad
Reaktionsablauf:
1. Zementitzerfall im Innern: Fe3C → 3 Fe + C
2. Entkohlung des Temperrohgußes: CO2 + C → 2 CO bzw. 2 C + O2 → 2 CO
weißer Temper-
Temperguß guß
weißer Temper-
Temperguß guß
weißer Temper-
Temperguß guß
Gefüge im Querschnitt:
weißer Temper-
Temperguß guß
Bruchdehnung
Zugfestigkeit
Zugfestigkeit definiert 5 Güteklassen: 350-4, 360-12, 400-5, 450-7, 550-4
Eigenschaften:
gute Schweißbarkeit bei Wanddicken bis etwa 10 mm
Gefüge im Oberflächenbereich entspricht einem weichen unlegierten C-
Stahl (C < 0,30%)
weißer Temper-
Temperguß guß
Festigkeitswerte:
weißer Temper-
Temperguß guß
weißer Temper-
Temperguß guß
Verwendung:
weißer Temperguß wird vorwiegend für dünnwandige Teile verwendet:
Schlüssel, Beschlagteile, Rohrverbinder (Fittings), Kette, Hebel, Schraub-
zwingen, Muffen
schwarzer
Temperguß
schwarzer Temper-
Temperguß guß
Herstellung:
zweistufiges Tempern:
1. Graphitisierungsstufe (Glühen bei 950 °C): Zementitzerfall & Auflö-
sung im Grundgefüge (Austenit), Ausscheidung von elementarem Kohlen-
stoff als Temperkohleflocken (Gefüge besteht aus Austenit & Temper-
kohle)
2. Graphitisierungsstufe
• langsames Abkühlen (3 – 5 °C/h) auf etwa
680 °C: Ausscheidung von C aus Austenit und
Ankristallisation an bereits entstandene Tem-
perkohle (ferritischer Temperguß aus Matrix-
ferrit & Temperkohle) oder
schwarzer Temper-
Temperguß guß
schwarzer Temper-
Temperguß guß
Bruchdehnung
Zugfestigkeit
Zugfestigkeit definiert 9 Güteklassen: 300-10 bis 800-1
Gefüge im Querschnitt:
in allen Querschnittsbereichen (ausgenommen 0,2 mm Tiefe) liegt das
gleiche, Temperkohle enthaltende Grundgefüge vor
schwarzer Temper-
Temperguß guß
schwarzer Temper-
Temperguß guß
Festigkeitswerte:
schwarzer Temper-
Temperguß guß
Verwendung:
Bedeutung von schwarzem Temperguß ist seit dem Ende der 1960er Jahre
stark zurückgegangen, weil die Anforderungen durch Gußeisen mit Kugel-
graphit sowie Gußeisen mit Vermiculargraphit preiswerter erfüllt werden
Temper-
guß
Temper-
guß
weißer
Temperguß
schwarzer
Temperguß
Sonderguß
Sonder-
guß
säurebeständiges Gußeisen
säurebeständiges Gußeisen mit 14 – 17% S bei 0,6 – 0,9 % C ist außerordent-
lich hart und spröde und gehört trotz des niedrigen C-Gehalts nicht zu den
Stählen, da die Schmiedbarkeit fehlt
Bsp.: GJH-X70Si15
Beständigkeit gegen heiße Säuren
Verwendung für Pumpenteile und Armaturen in der chemischen Industrie,
Anoden für den kathodischen Korrosionsschutz
Sonder-
guß
Schalenhartguß
Sonder-
guß
verschleißbeständiges Gußeisen
Sonder-
guß
Sonder-
guß