0 Bewertungen0% fanden dieses Dokument nützlich (0 Abstimmungen)
45 Ansichten6 Seiten
Die Prävention gewinnt für die Verhinderung von Ausschreitungen bei Fußballspielen zunehmende Bedeutung. Den polizeilichen Behörden steht ein differenziertes Instrumentarium an Vorfeldmaßnahmen in Form einer „Sicherheitskaskade“ zur Verfügung. Sämtliche Präventivmaßnahmen gegen Hooligans müssen strengen rechtsstaatlichen Anforderungen genügen.
Die Prävention gewinnt für die Verhinderung von Ausschreitungen bei Fußballspielen zunehmende Bedeutung. Den polizeilichen Behörden steht ein differenziertes Instrumentarium an Vorfeldmaßnahmen in Form einer „Sicherheitskaskade“ zur Verfügung. Sämtliche Präventivmaßnahmen gegen Hooligans müssen strengen rechtsstaatlichen Anforderungen genügen.
Die Prävention gewinnt für die Verhinderung von Ausschreitungen bei Fußballspielen zunehmende Bedeutung. Den polizeilichen Behörden steht ein differenziertes Instrumentarium an Vorfeldmaßnahmen in Form einer „Sicherheitskaskade“ zur Verfügung. Sämtliche Präventivmaßnahmen gegen Hooligans müssen strengen rechtsstaatlichen Anforderungen genügen.
Manahmen gegen Hooligans: Rechtliche Untersuchung von
Marius Breucker ber Gefhrderansprachen, Meldeauflagen und Passbeschrnkungen Verffentlicht von Admin am Juli 24, 2014 Bei Fuball-Welt- und Europameisterschaften oder anderen internationalen Fuballspielen verursachen Hooligans erhebliche Personen- und Sachschden. Die Staaten ergreifen verschiedene Prventivmanahmen, um solche Auswchse zu verhindern. Der Stuttgarter Sportrechtler Dr. Marius Breucker untersuchte in seiner Dissertation und anschlieenden Studien, ob solche Manahmen gegen Hooligans zulssig sind. Dass Hooligans Fuballspiele zum Anlass fr Randale nehmen, lsst sich nie ganz verhindern. Wenn Gewalttter vor Ort aufeinandertreffen (wollen), sind sie nur noch schwer zu kontrollieren. Daher kommt der Prvention im Vorfeld entscheidende Bedeutung zu, wenn man Ausschreitungen verhindern will. Dabei ist nicht nur eine strikte Einhaltung rechtsstaatlicher Regeln geboten, sondern auch eine individuelle Betrachtung jedes Einzelfalls angezeigt. Nur dies trgt dem Verhltnismigkeitsprinzip Rechnung und garantiert dauerhaft die Legitimation behrdlicher Vorfeldmanahmen. Marius Breucker warnt in seiner rechtlichen Expertise davor, einmal aufgefallenen Hooligans pauschal Gewaltbereitschaft zu unterstellen. Die erforderliche Gefahrenprognose muss in jedem Einzelfall anhand von individuellen, dokumentierten Tatsachen erfolgen, erklrt der Stuttgarter Anwalt, der schon bei mehreren Welt- und Europameisterschaften als rechtlicher Berater ttig war.
2 Sicherheitskaskade Den Behrden stehen Manahmen unterschiedlicher Eingriffsintensitt zur Verfgung. Die Behrden mssen in jedem Fall unter gleich effektiven die mildeste auswhlen. Durch ein solches gestuftes Vorgehen wird das Verhltnismigkeitsprinzip gewahrt. Entscheidende Grundlage fr eine sachgerechte Entscheidung sind verlssliche Informationen. Hierfr beobachten szenekundige Beamte die Hooliganszenen in den einzelnen Stdten und erstellen immer wieder aktualisierte Lageberichte. Auf dieser Grundlage knnen Polizeibehrden differenzierte Manahmen ergreifen, die sich je nach Notwendigkeit sukzessive steigern und wieder absenken lassen. Breucker spricht vor diesem Hintergrund auch von einer Sicherheitskaskade. Hinweisende Gefhrderansprache Mildestes Mittel ist die sogenannte Gefhrderansprache. Darin weisen die Behrden den Betroffenen darauf hin, dass man ihn im Blick habe und dass er bei Gewalttaten auch im Ausland mit Manahmen bis hin zur Strafverfolgung in Deutschland zu rechnen hat. Letzteres gilt jedenfalls dann, wenn das Verhalten des Betroffenen auch im Ausland unter Strafe gestellt ist, was bei Gewalttaten regelmig der Fall ist. Die Gefhrderansprache dient in erster Linie der Deanonymisierung, indem sie den Betroffenen aus der Masse heraushebt. Dies gengt oft, um den Betroffenen von Taten abzuhalten, die er nur unter dem Schutz der Anonymitt begehen wrde. Wenn sich die Gefhrderansprache auf einen bloen Hinweis auf die Rechtslage beschrnkt, ist damit kein Eingriff in die Grundrechte verbunden. Es ist gleichsam nur eine Gelbe Karte erlutert Marius Breucker, der seit Jahren auf dem Gebiet des Sportrechts unter anderem als Schiedsrichter am Deutschen Sportschiedsgericht ttig ist.
Androhende Gefhrderansprache Eine Steigerung der blo hinweisenden Gefhrderansprache ist die androhende Gefhrderansprache. Darin gehen die Behrden ber den bloen Hinweis auf die Rechtslage hinaus und drohen dem Betroffenen fr den Fall einer geplanten Reise zu einem Fuballspiel mit bestimmten polizeilichen Manahmen, etwa einer Meldeauflage oder einem Ausreiseverbot. Diese androhende Gefhrderansprache ist subjektiv darauf gerichtet und objektiv geeignet, den Betroffenen von einer geplanten Ausreise abzuhalten. Sie greift damit nach zutreffender Ansicht der Rechtsprechung in das Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit nach Artikel 2 Abs. 1 Grundgesetz ein. Fr eine androhende Gefhrderansprache mssen demnach die Voraussetzungen einer eingreifenden Manahme nach der polizeilichen Generalbefugnis vorliegen. Erforderlich ist demnach eine konkrete Gefahr. Diese kann nur auf belegbare Tatsachen, etwa vorangegangenes Verhalten, gesttzt werden. Wiederum liegt die entscheidende Voraussetzung fr die Rechtmigkeit der Manahme darin, dass nicht pauschal auf allgemeine Erkenntnisse ber eine Hooliganszene zurckgegriffen wird; vielmehr bedarf es individueller Erkenntnisse ber den Betroffenen, die nach Zeit, Ort und Verhaltensweise dokumentiert sind, erlutert Marius Breucker. Nur auf dieser Grundlage kann eine gerichtsfeste Gefahrenprognose erfolgen. Meldeauflage Um den Betroffenen von der Anreise an den Zielort abzuhalten, kann die Polizeibehrde gegen ihn eine Meldeauflage anordnen. Diese Manahme kann nach herrschender Auffassung auf die polizeiliche Generalbefugnis gesttzt werden. Voraussetzung ist wiederum das Vorliegen einer konkreten Gefahr. Manche Verwaltungsgerichte fordern mittlerweile fr die Meldeauflage eine spezielle Rechtsgrundlage, da sich die Praxis dahin entwickelt habe, dass es sich nicht mehr um eine Ad-hoc-Manahme, sondern letztlich um eine behrdliche Standardmanahme handele. 3
Dokumentierte Tatsachengrundlage Entscheidend ist, dass die Meldeauflage nicht auf bloe Vermutungen oder Verdchtigungen gesttzt wird; vielmehr mssen der Gefahrenprognose Tatsachen, also dem Beweis zugngliche Vorgnge zugrunde liegen. Nicht ausreichend ist fr sich genommen die bloe Aufzhlung frherer polizeilicher Manahmen gegen den Betroffenen. Die Polizeibehrden knnten sich sonst gleichsam selbst die Grundlage fr eine sptere Meldeauflage schaffen, warnt Marius Breucker vor einem mglichen Zirkelschluss Vielmehr ist erforderlich, dass die jeweiligen tatschlichen Vorgnge, die einer polizeilichen Manahme zugrunde lagen, im Einzelnen dokumentiert sind. Ein pauschales Urteil, wie viele Vorgnge welcher Intensitt erforderlich sind, um eine Gefahrenprognose zu rechtfertigen, verbietet sich. Vielmehr muss im Einzelfall sowohl die Intensitt als auch die Frequenz der Vorflle ins Kalkl gezogen werden. Es muss dann geprft werden, ob dies bei vernnftiger, lebensnaher Betrachtung die Einschtzung rechtfertigt, der Betroffene werde bei einem anstehenden Fuballereignis gewaltttig in Erscheinung treten.
4
Konkrete Beteiligungsabsicht Weitere Voraussetzung fr die Meldeauflage ist die Feststellung, dass sich der Betroffene in Zukunft an Gewalttaten beteiligen will. Es gengt also nicht, dass ein Hooligan in der Vergangenheit auffllig war. Vielmehr mssen auch zukunftsgerichtete Anhaltspunkte vorliegen, die eine erneute Beteiligung an einer Gewalttat nahelegen. Eine solche Beteiligungsabsicht kann indiziert sein, wenn der Betroffene in der Vergangenheit auffllig war und keine Kontraindikatoren vorhanden sind. Indes muss einem Hooligan auch die Mglichkeit bleiben, sich von der gewaltbereiten Szene ernsthaft loszusagen. In diesem Fall fehlt es trotz vorangegangener Ereignisse an der Beteiligungsabsicht und damit an der konkreten Gefahr erneuter Ausschreitungen. Meldung auf der Polizeiwache Rechtsfolge einer Meldeauflage ist die Verpflichtung des Betroffenen, sich zu bestimmten Zeiten regelmig an den Spieltagen der eigenen Mannschaft bei einer bestimmen Polizeidienststelle persnlich zu melden. Wegen des grundrechtlich garantierten Freizgigkeitsrechtes muss dem Betroffenen zudem die Mglichkeit gegeben werden, sich bei Bedarf auch auf einer anderen, von ihm vorher benannten Polizeidienststelle zu melden. Denn entscheidend fr die Meldeauflage ist nicht, dass sich der Betroffene an einem bestimmten Ort aufhlt, sondern dass er nicht zum Zielort der potentiellen Ausschreitungen reist, erlutert Marius Breucker. Aufenthaltsverbot Neben der Meldeauflage kann einem Gewalttter ein Aufenthalts- und Betretensverbot erteilt werden. Grundlage ist regelmig die polizeiliche Standardmanahme des Platzverweises. Demnach bedarf es wiederum wie bei der Meldeauflage einer individuellen Gefahrenprognose, mithin einer dokumentierten Tatsachengrundlage und einer konkreten Beteiligungsabsicht. 5 Passbeschrnkung und Ausreiseverbot Von zentraler Bedeutung vor internationalen Sportgroereignissen ist die Beschrnkung des Passes. Regelmig beschrnken die Behrden den Pass so, dass er vorbergehend nicht zur Ausreise in das Veranstalterland berechtigt. Der Hooligan kann mithin weiterhin in andere Staaten ausreisen, nicht aber unmittelbar oder mittelbar in den Zielstaat. Ob und wann eine mittelbare Ausreiseabsicht vorliegt, muss wiederum anhand der individuellen Umstnde des Einzelfalls geprft und beurteilt werden. Wer glaubhaft belegen kann, dass er einen Familienurlaub in der Trkei gebucht hat, dem wird man nicht ohne weiteres unterstellen knnen, dass er in Wahrheit zur Fuball-Weltmeisterschaft nach Brasilien reisen will stellt Marius Breucker klar. Auch solche Flle der Verschleierung hat es indes schon gegeben, so dass hier die Beurteilungsfhigkeit und Erfahrung der verantwortlichen Beamten gefragt ist. Diese Frage kann im Einzelfall umstritten sein. Sie ist im Ergebnis aber gerichtlich voll berprfbar. Denn, so Breucker, entweder die Tatbestandsvoraussetzungen fr eine polizeiliche Prventivmanahme liegen vor oder nicht. Gefahr fr erhebliche Belange Neben der Feststellung frherer Tatsachen als Grundlage der Gefahrenprognose bedarf es fr die Pass- und Personalausweisbeschrnkung noch der konkreten Gefhrdung erheblicher Belange der Bundesrepublik Deutschland. Dies sieht 7 Passgesetz ausdrcklich vor. Es gengt mithin nicht, dass ein Betroffener unter Umstnden im Ausland eine Straftat verben wird. Dies wre letztlich in der Praxis kaum je ganz auszuschlieen. Vielmehr muss hinzukommen, dass durch das Verhalten im Ausland das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland beeintrchtigt wird. Dies ist namentlich bei Ausschreitungen anlsslich internationaler Sportgroereignisse zu bejahen, die von einer groen Medienffentlichkeit begleitet werden. Wenn der Pass oder der Personalausweis wirksam beschrnkt sind oder die Voraussetzungen fr eine solche Beschrnkung vorliegen, ist dem Betroffenen an der Grenze die Ausreise in den Zielstaat zu untersagen. Die Ausreise entgegen einer wirksamen Passbeschrnkung ist nach 24 Passgesetz auch im Versuchsstadium eine Straftat. Dies hat einen doppelten Effekt: Wer die Hrde der Ausreise trotz einer Passbeschrnkung berwindet, etwa indem er Grenzkontrollen umgeht, muss gleichwohl mit einer Bestrafung rechnen, wenn er spter im Zielstaat angetroffen wird. Die Wahrscheinlichkeit hierfr ist nicht gering, da bei internationalen Sportgroereignissen mittlerweile regelmig szenekundige Beamte aus dem Heimatstaat der Hooligans vor Ort sind. Diese kennen ihre Delinquenten und knnen diese vor Ort identifizieren. Somit kann eine Ausreise entgegen einer wirksamen Passbeschrnkung auch nachtrglich noch strafrechtlich sanktioniert werden. Entscheidend ist aber letztlich der prventive Effekt. Erfahrungsgem lassen sich Ausschreitungen kaum noch verhindern, wenn sich erst einmal eine kritische Masse vor Ort versammelt hat. Wenn aber die Rdelsfhrer und notorischen Gewalttter und vor allem um diese geht es an der Ausreise gehindert werden, hat dies erfahrungsgem einen erheblichen befriedenden Effekt.
6 Fazit Die Prvention gewinnt fr die Verhinderung von Ausschreitungen bei Fuballspielen zunehmende Bedeutung. Den polizeilichen Behrden steht ein differenziertes Instrumentarium an Vorfeldmanahmen in Form einer Sicherheitskaskade zur Verfgung. Smtliche Prventivmanahmen gegen Hooligans mssen strengen rechtsstaatlichen Anforderungen gengen. Entscheidend ist die einzelfallbezogene Betrachtung und Bewertung. Voraussetzung sind immer individuelle Informationen ber frhere Vorflle des Betroffenen und Indizien fr eine erneute Beteiligung an Gewalttaten. Marius Breucker spricht in seinen Untersuchungen vom Erfordernis einer dokumentierten Tatsachengrundlage und einer konkreten Beteiligungsabsicht. Nur auf diese Weise ist gewhrleistet, dass eine behrdliche Entscheidung anschlieend auch gerichtlich voll berprft werden kann. Die Prvention hat sich in den vergangenen Jahren als wichtiges Instrument im Kampf gegen Ausschreitungen bewhrt. Sie muss weiterhin mit Augenma angewandt werden, um die Legitimation solcher Manahmen nicht in Frage zu stellen, fordert Marius Breucker. Auf diese Weise knnen nicht zuletzt im Interesse friedlicher Fans Welt- und Europameisterschaften weiterhin das sein, was sie sein sollen: Feste des Fuballs und nicht Exzesse der Gewalt.
Dieser Beitrag wurde unter Artikel abgelegt und mit Breucker, Breucker Marius, Dr. Breucker, Dr. Breucker Marius, Dr. Marius, Dr. Marius Breucker, Dr. Marius Breucker Stuttgart, Hooligans, Manahmen gegen Hooligans, Marius, Marius Breucker, Marius Breucker Rechtsanwalt, Marius Breucker Stuttgart, Rechtliche Untersuchung, Rechtsanwalt Marius Breucker Stuttgart verschlagwortet.