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0 5. FEB. 2009
IM NAMEN DESVOLKES!
In dem Rechtsstreit
Süwag Energie AG, vertr.d.d. Vorstand Dr. jur Klaus-Peter Balthasar Prof. Dr.-Ing. Joachim
Hofmann u.a., Brüningstr. 1, 65929 Frankfurt,
Klägerin,
gegen
######
Beklagten,
hat die 4. Zivilkammer des Landgerichts Limburg a.d. Lahn durch den Richter am
Landgericht Dr. Bracht als Einzelrichter auf die mündliche Verhandlung vom 20.1.2009
2
Tatbestand:
Der Beklagte schloss am 11.10.1993 und am 15.11.1994 mit dem Rechtsvorgänger des
klagenden Energieversorgungsunternehmens jeweils einen Versorgungsvertrag über die
Lieferung von Erdgas; wegen der näheren Einzelheiten wird auf die Anlagen K 1 (Bl. 25 d.A.)
und K 2 (Bl. 27 d.A.) Bezug genommen. In den auf der Rückseite der Vertragsurkunden
aufgeführten „Bedingungen der Sonderpreisregelung für Gasheizanlagen sowie
Vollversorgung" heißt es:
Nr. 3 Der Gaspreis setzt sich aus dem Arbeitspreis und dem Grundpreis zusammen. Die
Preise sind der Preisliste für die Versorgung mit Erdgas zu entnehmen.
Nr. 4 Die MKW behalten sich vor, den Arbeitspreis und/oder den Grundpreis zu ändern, wenn
sich die für die Preisbildung maßgebenden Faktoren, insbesondere der Einkaufspreis,
ändern.
Die Klägerin führte den ersten Vertrag unter der Kundennummer 260470 697 und den zweiten
unter der Kundennummer 260470 781. Die Klägerin stellte dem Beklagten Erdgaslieferungen
für Nr. 781 unter dem 16.11.2004 (K 3, Bl. 30 d.A.), 31.10.2005 (K 4, Bl. 32 d.A.), 6.11.2006 (K 5,
Bl. 35 d.A.), 5.11.2007 (K 6, Bl. 37 d.A.), 14.1.2008 (K7, Bl. 41 d.A.) in Rechnung und für Nr. 697
unter dem 21.12.2004 (K8, BI.43d.A.), 31.10.2005 (K 9, Bl. 45 d.A.), 6.11.2006 (K 10, Bl. 48 d.A.),
5.11.2007 (K 11, Bl. 50 d.A.) und 21.1.2008 (K12, Bl. 54 d.A.). Der Beklagte zahlte lediglich auf
die Rechnung vom 16.11.2004, und zwar einen Betrag von 256,00 Euro. Mit Schreiben vom
15.2.2005 erklärte er gegenüber der Klägerin u.a. :
„Ich halte die von Ihnen beabsichtigte bzw. verkündete Erhöhungen der Preise für 2004 und
2005 für unbillig nach § 315 BGB. Ich fordere Sie hiermit auf, mir die Erforderlichkeit und die
Angemessenheit der Preiserhöhung durch nachvollziehbare und prüffähige vollständige
Offenlegung ihrer Kalkulationsgrundlage nachzuweisen. Bis sie diesen Nachweis erbracht
haben, zahle ich nur den alten Preis von 2003" (K 13, Bl. 56d.A.).
Die Klägerin hatte für ihre Lieferungen von November 2003 bis Dezember 2004 einen
Arbeitspreis von 0,0313 €/kWh berechnet. Für die folgenden Lieferungen erhöhte sie die
Arbeitspreise. Die Differenz zwischen den vom 1.1.2005 an berechneten Arbeitspreisen
(Rechnungen vom 31.10.2005, 6.11.2006, 5.11.2007,
14. und 21.1.2008) und einer Abrechnung auf Basis des Arbeitspreises von 0,0313 €/kWh
beläuft sich auf 2.324,78 Euro (K 14, Bl. 58 d.A.). Den Arbeitspreis von 0,0313 €/kWh hatte die
Klägerin bereits für ihre Lieferungen vom 1.7. bis 11.11.2003 mit ihren nicht
streitgegenständlichen Rechnungen vom 9.12.2003 (K 15, Bl. 79 d.A.; K 16, Bl. 61 d.A.)
geltend gemacht.
Mit ihrer Klage nimmt die Klägerin den Beklagten auf unstreitig nicht beglichene
Rechnungsforderungen von 13.620,63 Euro (Nr. 781, K 3 - K 7) und 1.611,41 Euro (Nr. 697, K
8 - K 12) unter Abzug eines Betrages von 2.324,78 Euro in Anspruch.
Gasheizanlagen sowie Vollversorgung sei unwirksam (AGBG a.F. bzw. § 307 BGB).
Der Beklagte erhebt im Hinblick auf die Forderungen aus den Rechnungen vom
16.11.2004 und 31.10.2005 die Einrede der Verjährung.
Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien wird auf die gewechselten Schriftsätze Bezug
genommen.
5
Entscheidungsgründe:
Die Klage ist begründet. Der Beklagte ist aus den Gaslieferungsverträgen vom 11.10.1993 und
15.11.1994 zur Zahlung der von der Klägerin geltend gemachten Entgelte von 12.907,28 Euro
für Gaslieferungen verpflichtet (§ 433 II BGB).
Unstreitig hat die Klägerin die in den Rechnungen vom 16.11.2004, 21.12.2004,
31.10.2005, 6.11.2006, 5.11.2007, 14. und 21.1.2008
aufgeführten Versorgungsleistungen erbracht.
Der von der Klägerin geltend gemachte Arbeitspreis ist unstreitig höher als der Arbeitspreis,
den der Beklagte mit der Rechtsvorgängerin der Klägerin vereinbart hatte. Durch den Verweis
auf zugängliche Daten in Nr. 3 der Bedingungen der Sonderpreisregelung („die Preise sind
der Preisliste für die Versorgung mit Erdgas zu entnehmen") liegt eine konsensuale
Übereinkunft über den Preis vor (vgl. Büdenbender, Die Bedeutung der
Preismißbrauchskontrolle nach § 315 BGB in der Energiewirtschaft, NJW 2007, 2945, 2946).
Es kann dahinstehen, ob die Klägerin nach Nr. 4 der Bedingungen der Sonderpreisregelung
zur Preiserhöhung berechtigt war oder ob die Preisänderungsklausel nach § 307 11 BGB
unwirksam ist, weil sie den Beklagten entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen
benachteiligt. Der Beklagte könnte sich gegenüber dem Klagebegehren nicht mit Erfolg darauf
berufen, dass Nr. 4 einer Inhaltskontrolle nicht Stand hält, wenn er mit der Klägerin den
Arbeitspreis von 0,0313 €/kWh vereinbart hätte. Nichts anderes kann hier gelten. Dies
allerdings nicht schon deshalb, weil der Beklagte die einseitige Erhöhung des Arbeitspreises
auf 0,031 €/kWh, wie sie mit den nicht streitgegenständlichen Rechnungen vom 9.12.2003
erfolgte, seinerzeit nicht beanstandet und weiterhin Gas bezogen hat. Diese in der
Rechtsprechung formulierten Gesichtspunkte (vgl. BGH NJW 2007, 2540, 2543 f.) können hier
für sich allein keine tragende Bedeutung besitzen, denn der Beklagte ist unstreitig
Sondervertrags- und nicht Tarifkunde. Entscheidend ist vielmehr, dass der Beklagte mit
seinem Schreiben vom 15.2.2005 gegenüber der Klägerin erklärt hat, „den alten Preis von
2003", also 0,0313 €/kWh zu zahlen, Wenn er sich nunmehr auf die
Unwirksamkeit dieses durch einseitige Erhöhung zustande gekommenen Preises beruft,
so setzt er sich damit in Widerspruch zu seinem eigenen Verhalten.
Die vom Beklagten erhobene Einrede der Verjährung greift nicht durch. Die Verjährungsfrist
beträgt 3 Jahre (§ 195 BGB). Der Lauf der Verjährung begann nach § 199 I BGB mit dem
Schluss des Jahres, in dem die Klägerin über ihre Forderung eine Rechnung erteilt hat (vgl.
Palandt, § 199 BGB Rn 6). Was die Forderung aus der Rechnung vom 16.11.2004 anbelangt,
so ist der Lauf der Verjährung durch den unstreitig am 24.12.2007 beim Amtsgericht Hünfeld
eingegangenen Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids (vgl.K 21, Bl. 72 d.A.) gehemmt
worden (§ 204 I Nr. 3 BGB), denn die Zustellung des Mahnbescheids erfolgte „demnächst"
i.S.v. § 167 ZPO, nämlich unstreitig am 16.1.2008. Auf das Ende der Hemmung kann sich der
Beklagte nicht mit Erfolg berufen. Die Frist von 6 Monaten ab Beendigung des Verfahrens (§
204 II BGB) gilt auch, wenn das Verfahren durch Rücknahme des Antrags endet (vgl. Palandt,
§ 204 Rn 33). Unstreitig hat die Klägerin den Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids mit
Anwaltsschreiben vom 17.7.2008 (K 19, Bl. 68 d.A.) zurückgenommen. Was die Forderung aus
der Rechnung vom 31.10.2005 anbelangt, so ist der Lauf der Verjährung durch die am
13.8.2008 erfolgte Zustellung der Klageschrift gehemmt worden (§ 204 I. Nr. 1 BGB).
Dr. Bracht